Manfred Haferburg am 05.02.2023 auf Achgut.com:

Die Hütchenspieler des Stromnetzes

Inmitten der größten Energiekrise wird im besten Deutschland aller Zeiten munter weiter eine alternativlose Energiewende ins Nichts betrieben, koste es, was es wolle.

Schon die Wortfindungen zeigen die fachliche Unbedarftheit der grünen Wende-Protagonisten. Energiewende hin zur erneuerbaren Energie? Energie lässt sich weder wenden, noch erneuern. Energie lässt sich bestenfalls von einer Form in die andere umwandeln. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik sagt, dass Energien ineinander umwandelbar sind, aber nicht gebildet, bzw. vernichtet – also auch nicht erneuert oder gewendet werden können.

Im Resultat dieses Unfugs hat Deutschland schon heute die höchsten Strompreise der Welt, und sie kennen nur eine Richtung: nach oben. Die Industrie verabschiedet sich nach und nach. Familien können die Energiekosten nicht mehr stemmen. Die Regierung macht mit einem „Wumms“ und einem „Doppelwumms“ neue Milliardenschulden und bezeichnet sie als „Sondervermögen“. Geht es noch irrer? Ja!

Entgegen aller Ratschläge und Warnungen von Fachleuten setzt die Politik unbeirrbar den Kurs der Kraftwerksverschrottung fort. Mietwissenschaftler liefern den Politikern die gern gehörten Begründungen für ihr Tun, und echte Experten werden entweder nicht gehört oder verunglimpft und mundtot gemacht. Ich weiß, wovon ich spreche.

Das Analogon zu „Die Rente ist sicher“

Die Hauptstrommedien berichten einhellig und im Einklang mit der Regierung, dass es auch künftig keine Probleme mit der Energiewende geben wird, so als gäbe es nicht schon heute genug Probleme damit. Ossis kennen das schon, in der DDR gab es auch keine Probleme beim Aufbau des Sozialismus, der 1989 endlich siegte. 

Am Mittwoch verabschiedete das Bundeskabinett einen Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz:

Die Versorgung mit Strom ist mit den aktuellen Planungen der Bundesregierung auch im Zeitraum 2025 bis 2031 auf weiterhin hohem Niveau gewährleistet… Die Versorgung mit Strom ist dabei auch bei einem Kohleausstieg 2030 sicher.“

Bundeswirtschaftsminister Habeck wird wie folgt zitiert:

Es ist zentral, dass die Verbraucher und Verbraucherinnen jederzeit sicher mit Strom versorgt werden. Diese Stromversorgungssicherheit werden wir auch beim Umbau unseres Stromsystems auf 100 Prozent erneuerbaren Strom gewährleisten. Daher monitort die Bundesnetzagentur die einzelnen Schritte und Etappen sehr genau. Der heute im Kabinett verabschiedete Bericht der Bundesnetzagentur zeigt, dass die Stromnachfrage im Zeitraum von 2025 bis 2031 jederzeit sicher gedeckt werden kann. Dies gilt auch, wenn der Stromverbrauch durch neue Verbraucher wie Elektromobile und Wärmepumpen deutlich steigt und der Kohleausstieg bis 2030 erfolgt. Wir sehen: Wir sind auf dem richtigen Weg…“

Überzeugungstäter: „Unser Weg ist richtig“

Ich als Ossi habe da ein „deja vue“. Am 2.5.1969 prangte auf Seite 1 des „Neuen Deutschland“, dem Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, eine ÜberschriftDie Erbauer des neuen Berlin: „Friede, Demokratie, Sozialismus – unser Weg ist richtig. Dieses Bewusstsein, dass wir auf dem richtigen Wege sind, ist ein gewaltiger Kraftquell – für neue große Leistungen bei der Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus und für die Entschlossenheit, das Errungene zu verteidigen…“ Die absolut realitätsresistenten DDR-Bonzen sahen sich 1969 genauso auf dem richtigen Weg wie der schon vor Jahren falsch abgebogene Wirtschaftsminister Robert Habeck und sein: „Wir sind auf dem richtigen Weg“.

Ich frage mich als Fachmann: „Wie wollen die das machen? Alle Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke, die heute noch mehr als die Hälfte der Stromproduktion stemmen – oft auch mehr als zwei Drittel – verschrotten und trotzdem das Land jederzeit sicher mit 100 Prozent Strom versorgen? Wie soll das gehen, wenn sich der Bruttostromverbrauch laut Bericht auch noch von rund 565 TWh in 2021 auf 750 TWh erhöht? Wie soll das gehen, wenn es weder eine großtechnisch bezahlbare Speichertechnologie gibt, noch billigers Gas fûr nicht vorhandene Gaskraftwerke, noch konstanten Wind und Sonnenschein nachts? 

Die Hütchenspieler von der Bundesnetzagentur

Wer sind diese Leute, die von Amts wegen Energie wenden und erneuern wollen und immer neue Durchhalteparolen raushauen? Es ist die Bundesnetzagentur. Sie hat den Bericht zum Monitoring der Versorgungssicherheit mit Strom vorgelegt, gemäß §§ 51 Abs. 3, 63 Abs. 2 Nr. 2 EnWG. Der Bericht untersucht die Versorgungssicherheit vorausschauend für den Mittelfristhorizont 2025 bis 2031. 

Bundesnetzagentur (BNetzA) hört sich seriös an, wie eine Art Hüter der Stromnetze der Bundesrepublik Deutschland. 

In Wirklichkeit ist die Bundesnetzagentur eine Behörde unter der Leitung des grünen Philosophen und Bundeswirtschaftsministers Habeck. Die Bundesnetzagentur hat ihren Sitz in Bonn und ist eine „obere deutsche Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums“. Ihr Chef ist seit 1. März 2022 der Diplomvolkswirt Klaus Müller von den Grünen, er hat auch den Bericht unterzeichnet. Das ist der selbe Mann, der immer vor Stromengpässen durch E-Autos und Wärmepumpen warnte und noch größere Einsparungen von der Bevölkerung verlangte.

Der Bericht der Bundesnetzagentur zum Monitoring der Versorgungssicherheit Strom ist 111 Seiten lang. Die dazugehörigen Handlungsempfehlungen sind 27 Seiten lang, das dazugehörige Erläuterungspapier noch mal 5 Seiten. Ich frage mich schon, welches Kabinettsmitglied sich durch die 143 Seiten Fachchinesisch gekämpft hat? Verstanden hat den Text mit Sicherheit keines der Regierungsmitglieder.

Unter welchem Becherchen ist denn die Versorgungssicherheit?

Hütchenspieler verwirren ihre Opfer mit ständigem Verschieben der Becherchen, bis sie den Überblick verlieren. Der Hütchentrick der Netzagentur funktioniert ähnlich. Sie weisen nämlich jede Verantwortung für ihre unseriöse Aussage von der sicheren Versorgung mit Strom im Jahre 2030 von sich, indem sie festlegen, dass diese Aussage nur unter der Prämisse gilt, dass die Regierungsziele der Energiewende eingehalten werden.

Damit die sichere Versorgung mit Elektrizität gewährleistet ist, müssen eine Reihe von erzeugungs- und netzseitigen Entwicklungen realisiert und die entsprechenden Anstrengungen weitergeführt werden“.

Ein kurzer Blick auf diese Ziele zeigt, dass dies völlig unrealistisch ist. (Bei meinen Kommentierungen klammere ich das ganze grüne Wasserstoffmärchen aus, weil darauf im Bericht kaum eingegangen wird.) Ich zitiere einige Eckpunkte des Berichtes und füge kurze Kommentare hinzu:

  • „Als Ausgangspunkt hat die Bundesnetzagentur den deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien (Wind Onshore, Wind Offshore und Photovoltaik) in Deutschland von ca. 123 GW (2021) auf 360 GW (2030) bzw. 386 GW (2031) gemäß Osterpaket unterstellt. Die nötige Ausbaugeschwindigkeit ist damit mehr als dreimal so hoch wie in den Vorjahren.“ 

Dies würde bedeuten, dass ab sofort bis 2030 arbeitstäglich (!) fünf (!) neue Windräder der modernsten 5 MW-Klasse in Betrieb gehen. Dass ab sofort 1.200 Betonmischer täglich zu den Windrad-Fundamenten dieseln. Dass ab sofort 375 Sondertransporte mit den 80 Meter langen Windrad-Flügeln pro Monat über deutsche Straßen geleitet werden müssen. Das sind nur ein paar Beispiele, um die Unmöglichkeit der Lösung der Aufgabe zu illustrieren.

  • „Für steuerbare Kapazitäten zeigt dieser Bericht, dass bei Beibehaltung des heutigen Marktdesigns ein Zubau von Gaskraftwerken (H2-ready), … bis 2030 bzw. 2031 in Deutschland die Versorgungssicherheit zu den geringsten Kosten gewährleisten würde… (Investitionen in neue Gaskraftwerke werden in den Berechnungen in relevantem Umfang von 17-21 GW bis 2030/2031 erwartet) … Es ist darauf zu achten, dass die Anlagen rechtzeitig bis Ende des Jahrzehnts einsatzbereit sind, um einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten zu können.“

Das würde bedeuten, dass bis 2030 etwa 50 neue Gaskraftwerke der 300-MW-Klasse gebaut werden müssen, die noch nicht einmal entwickelt wurden, da sie ja Wasserstoff-fertig sein sollen. Der Bau eines Gaskraftwerkes dauert mindestens fünf Jahre. Es müssten Investoren gefunden werden, die in Gaskraftwerke investieren, die mit dem teuersten fossilen Brennstoff auf dem Markt – dessen Vorhandensein zudem unsicher ist – weit unter ihrer Rentabilitätsgrenze betrieben werden müssen, da Wind- und Sonneneinspeisung immer Vorrang haben. Es müssen Standorte gefunden und erschlossen werden. Es müssen Lieferanten gefunden, Ausschreibungen getätigt und Lieferverträge abgeschlossen werden…

  • Um die Lastmanagementpotentiale zur Lastreduktion in Knappheitssituationen leichter zu erschließen, überarbeitet die Bundesnetzagentur zudem die Regelungen für die individuellen Netzentgelte. Die Entwicklung der im Stromsystem nutzbaren Flexibilität u. a. von Elektromobilität sowie Wärmepumpen im gewerblichen und privaten Bereich ist kontinuierlich zu monitoren und bei Bedarf hierzu bestehende Hemmnisse zu beseitigen.“

Die Abschaltung industrieller und privater Verbraucher ist das einzige Ziel, dessen Erreichung ich nicht in Zweifel ziehen möchte. Mit der Einschränkung, dass man auf die Digitalisierung der Steuerung der SmartMeter vielleicht noch ein Jahrzehnt warten muss und bis dahin die Abschaltung der E-Auto-Ladestationen und Wärmepumpen eher manuell erfolgen muss – also geregelt über den Preis, den die Nutzer dann zahlen müssen. „Regelungen für die individuellen Netzentgelte“ bedeutet, dass die E-Autobesitzer die Ladestation und die Wärmepumpenbesitzer ihre Heizung von ganz allein abschalten, da sie sonst für unbezahlbare Stromkosten aufkommen müssen.

  • „Der europäische Binnenmarkt eröffnet wichtige Ausgleichseffekte für das Stromsystem. Die beiden Analysen in diesem Bericht gehen von einem funktionierenden Elektrizitätsbinnenmarkt aus. Sie setzen „offene Grenzen“ beim grenzüberschreitenden Handel und Austausch mit Strom voraus... Die Berechnungen zeigen, dass Deutschland auch zu einem Stromnettoimporteur werden kann.“

Dies ist an grüner Heuchelei nicht zu übertreffen. Deutschland steigt aus eigener Kernenergie und Kohle aus, um dann zu fordern, dass polnischer Kohlestrom, französischer Atomstrom es richten sollen, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Und was, wenn die europäischen Nachbarn ihren Strom selber brauchen? Wird dann die Kavallerie geschickt, um offene Grenzen beim grenzüberschreitenden Handel und Austausch mit Strom zu sichern, oder reicht ein gezücktes Scheckbuch? 

  • „Netzseitig ist es zudem notwendig, dass Netzoptimierung und Netzausbau entsprechend vorankommen, um die durch einen schnelleren Kohleausstieg und steigende Erneuerbare-Energien-Erzeugung größer werdenden Transportbedarfe zu ermöglichen.“

Beim Netzausbau helfen ein paar simple Zahlen dem Verständnis nach. Das klägliche Scheitern aller Zeitpläne für die berühmten Stromautobahnen spricht Bände. Von 7.700 Kilometern sind in fünf Jahren ganze 1.300 km gebaut, im letzten Jahr hat man ganze 200 km geschafft. Wenn es in dem Tempo weitergeht, dann sind die Stromtrassen in 30 Jahren fertig. 

Wer soll das bezahlen?

Der Bericht der Bundesnetzagentur stammt aus dem tiefsten Bullerbü, wurde verfasst von den Gebrüdern Grimm der Energiewende und ist bestimmt für gläubige Philosophen, windige Anwälte und ein paar Ungelernte, die sowieso von Energie nur Bahnhof verstehen. Er vermittelt die Botschaft von vermeintlichen Fachleuten an diese unbedarften Entscheider: „Alles Paletti für die nächsten zwei Wahlperioden. Ihr könnt ruhig weiter gut funktionierende Kraftwerke verschrotten. Ihr könnt ruhig weiter das Geld der Leute zum Fenster rauswerfen. Der Strom kommt weiter aus der Steckdose.“ Was sie nicht herauslesen ist, aber doch drin steht: „Und wenn er nicht mehr aus der Steckdose kommt, dann ist es nicht unsere Schuld. Ihr habt eure eigenen Pläne nicht eingehalten. Jetzt guckt ihr dumm aus der Wäsche“.

Die utopischen Pläne der Regierung scheitern zwangsläufig schon allein an dem nicht in genügendem Umfang an Vorhandensein der benötigten Ressourcen. Und darüber hinaus: Hat die Bundesnetzagentur schon einmal etwas vom Fachkräftemangel gehört? Wenn solche Dokumente zur Grundlage von Regierungsentscheidungen werden, kann einem nur angst und bange werden. Wie Deutschland nach der Umsetzung der Pläne aussehen würde, mag man sich gar nicht vorstellen. Ein einst blühendes Land, umgewandelt in eine Industriebrache voller Propellerungeheuer und blauschimmernder Glaswüsten.

Eine Frage wird in dem Bericht mit gutem Grund nicht gestellt: „Wer soll das bezahlen?“ Weil es auch so klar ist, wer für die immensen Kosten aufkommen muss. Nur denjenigen, welche es bezahlen müssen, werden von den Hütchenspielern der Bundesnetzagentur und ihren angeschlossenen Medien durch 143 Seiten intensives Becherchen-Verschieben die Sinne vernebelt. 

Es dauert viele Jahre, um ein Kraftwerk zu bauen, aber nur ein paar Stunden, um es zu verschrotten und zu sprengen. Abgewanderte Industrie kommt nicht freudestrahlend zurück, wenn der grüne Albtraum vorbei ist. Ausgewanderte Leistungsträger auch nicht. Das ist schade, denn die von den Hütchenspielern Geprellten werden erst in ihrem neuen europäischen Venezuela namens Deutschland erwachen, wenn  es zu spät ist. Das Tal der Tränen wird tief und lang sein.


Ebenfalls auf Achgut.com: Haferburgs großer Kernkraft-Countdown

01.02.2023:

Noch 15 Tage Kernkraft in Deutschland: Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied, indem er an dieser Stelle die Restlaufzeit herunterzählt.

In zwei Wochen, am 15. April 2023, wird der größte Sieg aller Grünen, Linken und Woken errungen sein: Die drei letzten Kernkraftwerke Deutschlands gehen für immer außer Betrieb. 40 Jahre haben die grünrotschwarzgelben Maschinenstürmer gegen eine Spitzentechnologie gekämpft, die noch vor zwölf Jahren in Deutschland fast ein Drittel des Strombedarfs deckte. Die Kernkraftgegner haben einen Grund zum Feiern, vielerorts werden die Sektkorken knallen. Sie sehen sich als Sieger in einem Kampf für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel.

Ist das wirklich so? Kann ein Industrieland aus der stärksten Energiequelle aussteigen und nur auf die schwächste setzen? Ist der Kernenergieausstieg ein Salto rückwärts in die Kohle und die Deindustrialisierung? Erleben wir gerade den größten Sockenschuss in der Geschichte der Stromversorgung?

Seit vielen Jahren schreibt Manfred Haferburg, seines Zeichens Kernenergetiker und Achse-Autor, gegen die irrsinnige Energiepolitik Deutschlands an. Er schrieb sich die Finger wund und redete sich den Mund fusselig. Die energetischen Dilettanten in der Politik erwiesen sich durchweg als absolut beratungsresistent. 

In den letzten zwei Wochen Kernkraftbetrieb schreibt er nun den großen Kernkraft-Countdown: jeden Tag ein kompakter Artikel als Abgesang an eine Technologie, die den Deutschen Wohlstand bescherte, als Klagelied über energiepolitische Dummheit und Größenwahn. Lesen Sie und staunen Sie, wie Trittins Eiskugel Gestalt annimmt – pro Kilowattstunde.

Vorschau:

  1. April   15: Haferburgs großer Kernkraft-Countdown
  2. April   14: Einladung zum selbst den Abschaltknopf drücken
  3. April   13: Die Mütter und Väter des Kernkraft-Ausstiegs
  4. April   12: Die Tanten und Onkel des Kernkraft-Ausstiegs
  5. April   11: Häuptling Große Wärmepumpe hat kein Stromproblem
  6. April   10: Deutschlands ungeliebte Weltmeister
  7. April     9: Vom Wegschmeißen – oder was wir alles nicht mehr brauchen 
  8. April     8: Merkels Fukushima-Panik
  9. April     7: Die Vorreiter und wie die Welt sie bewundert
  10. April     6: Die Dummen sind immer die Anderen
  11. April     5: Die schwarzen Kernenergieunterstützer – Ökonomie und Physik neu erfunden
  12. April     4: Kernkraftausstieg – hinterm Horizont geht’s weiter
  13. April     3: Der Fadenriss – vom schwierigen Wiedereinstieg
  14. April     2: Kernenergie in Deutschland – der Leidensweg (Хождение по мукам)
  15. April     1: Eine Kugel Eis 
  16. April     0: Ein Nachruf auf die Kernenergie

02.04.2023:

Noch 14 Tage Kernkraft in Deutschland: Einladung zum „Selber den Abschaltknopf drücken“.

Am 21. März 2023 habe ich folgende E-Mail an den ehemaligen Umweltminister Dr. Norbert Röttgen geschrieben, der mir gegenüber aus seiner ablehnenden Haltung zur Kernenergie nie ein Hehl gemacht hat. Kurz nachdem sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima ereignet hatte, stellte Merkel ihre Sicht des verbleibenden Sicherheitsrisikos von Kernkraftwerken und somit ihre Atompolitik infrage und verkündete im Einklang mit ihrem Umweltminister Röttgen den Atomausstieg, der mit überwältigender Mehrheit im Bundestag im Juni 2011 beschlossen wurde. Die sofortige Abschaltung von acht Altanlagen wurde damit Bestandteil der Energiewende. Röttgen, der aufgrund seines guten Verhältnisses zu Merkel als „Muttis Klügster“ bezeichnet wurde, war als Umweltminister mit dem Kernkraftausstieg betraut, bis die Kanzlerin ihn 2012 völlig überraschend entließ, weil er in ihren Augen für „schwarz-grün“ stand. 

Der Brief

Sehr geehrter Herr Dr. Röttgen,

leider haben wir beide in der letzten Zeit wenig miteinander kommuniziert. Dabei haben wir uns in den letzten Jahren doch so demokratisch über den Kernenergieausstieg auseinandergesetzt. Ich habe versucht, mit der Physik und der Ökonomie zu argumentieren, und Sie haben den Ausstieg leidenschaftlich vertreten.

Doch nun, in zwei Wochen, haben Sie unsere kleine Debatte um die Kernenergie gewonnen. Sie haben recht behalten. Die letzten drei Kernkraftwerke Deutschlands werden am 15. April verschrottet.

Ich muss neidlos zugeben, dass Ihr Sieg endgültig und vollständig ist. Nach diesem Datum wird es, so wie Ihre Große Koalition es im Atomgesetz festgelegt hat, in Deutschland keine kommerzielle Stromerzeugung aus Kernenergie mehr geben. Das ist endgültig. Und spätestens in drei Jahren wird eine Umkehr auch nicht mehr möglich sein, selbst wenn es eine gegenteilige politische Entscheidung geben sollte. Das Personal wird weg sein – schon heute ist die halbe Mannschaft in den Schweizer KKW deutsch – die Behörde wird verlernt haben, eine Atom-Aufsicht zu führen, die Hersteller, Zulieferer und Kontraktfirmen werden sich neu orientiert haben. Eine Rückbesinnung würde Jahrzehnte dauern.

Ihr Sieg ist also vollständig und wohlverdient. Da muss ich Ihnen wohl als Entschuldigung für meinen hartnäckigen Widerspruch eine kleine Kompensation anbieten: Sie können selbst den Abschaltknopf drücken. 

Ich könnte das für Sie organisieren. Sie können selbst den Abschaltknopf auf einer der drei Anlagen drücken. Er ist auf der Leitwarte am Hauptfahrpult in der Mitte unter einer roten Klappe angebracht. Kein Problem, ihn zu finden – die Anlagen sind nahezu baugleich. Sie klappen den roten Kunststoffdeckel hoch, drücken fest und kurz auf den darunter liegenden roten Knopf und dann fallen die Abschaltstäbe in den Reaktorkern und sie können sehen, wie die Leistungsanzeige dann von 1.000 MW (statt 1.450 MW, die Anlagen sind ja im Streckbetrieb) schnell auf null fällt. Alle notwendigen Schalthandlungen erfolgen danach vollautomatisch. 

Ich habe noch ein paar gute Beziehungen und kann das eigenhändige Abschalten für Sie organisieren. Falls noch weitere Spitzen-Kollegen der CDU oder befreundete führende Kollegen von den Grünen – Ihren künftigen Koalitionspartnern – dazu Lust haben, es sind ja noch drei Anlagen. Ich kann auch die Presse dazubitten, damit Ihr Anti-Kernkraft-Engagement gebührend in den Medien gewürdigt wird. 

Beim Selbstabschalten können Sie nichts falsch machen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, das höchstausgebildete Leitpersonal wird Ihnen über die Schulter schauen und Sie können fragen, falls Sie bei der historischen Schalthandlung unsicher sind.

Sollten Sie sich entscheiden, mein Angebot nicht anzunehmen und den Abend lieber bei Ihrer Familie zu Hause zu verbringen und zur Feier des Tages mit ein paar gleichgesinnten Freunden eine gut gekühlte Flasche Champagner zu genießen, dann wird der Abschaltvorgang etwa zwei Stunden dauern. Die Operatoren werden auf den Leitwarten manuell per Knopfdruck die Generatorleistung 10 MW pro Minute absenken. Die automatische Leistungsregelung des Reaktors wird im gleichen Maße die Regelstabgruppen in den Reaktorkern einfahren, so dass die Reaktorleistung mit sinkt. Nach zwei Stunden erfolgt dann die letzte Netztrennung des großen 1.450 Megawatt-Generators. Die Fahrschicht wird dann damit beginnen, das Kraftwerk zwecks kommender Verschrottung kaltzufahren. Schon am 16. April werden keine Dampfschwaden mehr am Kühlturm sichtbar sein.

Es ist davon auszugehen, dass auch in der Nacht vom 15. zum 16. April die Sonne nicht scheinen wird, so dass Solarstrom als Ersatz nicht zur Verfügung stehen wird. Weiterhin ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch der Wind in der Nacht vom 15. April nicht um 22:00 Uhr gerade in dem Moment auffrischen wird, um die nunmehr fehlenden 3.000 Megawatt passend auszugleichen. Doch keine Sorge, Herr Dr. Röttgen, das Licht bei Ihrer kleinen Champagnerparty wird nicht ausgehen. Der Lastverteiler wird parallel zum Herunterfahren der drei großen Kernkraftwerke exakt dieselbe Leistung an Kohlekraftwerken oder vielleicht auch Gaskraftwerken hochfahren lassen, beziehungsweise dieselbe Leistung aus Frankreich an Kernkraftstrom oder aus Polen an Kohlestrom importieren. Ab dem 15. April 2023 wird dieser Ersatz der heruntergefahrenen Kernkraftwerksleistung durch Kohle oder Import verstetigt. Da ist es an der Zeit, gleich noch ein weiteres Gläschen Schampus zu erheben. 

Bitte antworten Sie mir schnell, denn ich muss meine Beziehungen spielen lassen, damit es organisiert werden kann. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute.

Herzlichst Ihr

Manfred Haferburg


03.04.2023:

Noch 13 Tage Kernkraft in Deutschland: Die Mütter und Väter des Kernkraft-Ausstiegs.

Die Mutter des deutschen Kernkraftausstieges heißt mit Namen Doktor Angela Dorothea Merkel, geborene Kasner; geboren am 17. Juli 1954 in Hamburg, angeblich eine Physikerin. Sie galt als mächtigste Frau der Welt. Sie hatte kein Problem damit, sich in einem Anfall von Fukushima-Panik über die Verfassung hinwegzusetzen und per Telefonanruf sieben deutsche Kernkraftwerke abschalten zu lassen, denen ihre eigene Regierung ein halbes Jahr vorher nach umfangreichen und kostspieligen Nachrüstmaßnahmen eine Laufzeitverlängerung von zehn Jahren zugestanden hatte.

Während der Tage der Entscheidung saß ein Freund von mir mit der Kanzlerin im Dienstwagen und machte ihr höflich politische Vorhaltungen wegen des überstürzten Kernkraftausstiegs. Frau Dr. Merkel schwieg dazu mit finsterer Miene. Bis es aus ihr herausbrach: „Aber hast du die Umfragen gesehen?“ Die Physikerin Merkel glaubte mehr an Umfrageergebnisse als an die Gesetze der Physik. So, wie sie überhaupt Gesetze als ihre Verfügungsmasse betrachtete. Gebracht hat es ihrer Partei nichts – seither ist ein ehemaliger Maoist der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Der Schaden, den diese irrsinnige Entscheidung angerichtet hat, ist nicht wiedergutzumachen. 

Der Kernkraftausstieg hat noch ein paar weitere Muttis, vor allem grüne und rote. Die Grundlastleugnerin Kotting-Uhl sticht besonders hervor, aber auch die Basta-Postbotin Steffi Lemke, die erneuerbare Svenja Schulze. Und natürlich die unvermeidliche Claudia Roth, die sich drauf freuende Frau Göring-Eckardt, die permavergnatzte Frau Künast. Erinnert sich noch jemand an die unsägliche Barbara Hendricks…? Ich kann hier gar nicht alle gebührend würdigen.

Umweltschädliche Geldvernichtung im großen Stil

Natürlich hat der Kernkraftausstieg auch viele Väter. Eine kurze Aufzählung: Klaus Ethikkommission Töpfer, Jürgen Eiskugel Trittin, Sigmar Überzeugungstäter Gabriel, Norbert Antiatom Röttgen, Peter Erdgassexy Altmaier. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Deutschland seit Mitte der 80er Jahre keinen Umweltminister hatte, der nicht erklärter Gegner der Kernenergie war. Der Kernenergie-Ausstieg wurde von ihnen systematisch in den Irrsinn der Energiewende eingebettet.

In jüngster Zeit haben sich noch folgende Väter um den Kernkraftausstieg verdient gemacht: Robert Diegehennichtpleite Habeck, Friedrich Brandmauer Merz, Olaf Icherinneremichnicht Scholz und Christian Lieberfalschregieren Lindner. Obwohl Merz und Lindner ihre Vaterschaft offiziell verleugnen wollen, haben sie bei den Vaterschaftstest-Abstimmungen im Bundestag für das Aus der Kernenergie votiert. Da nützen auch flammende Pro-Kernkraft-Heuchlerreden und Pro-Weiterbetriebs-Interviews nichts. 

Das schlimmste Szenario des Kernenergieausstieges, das wirtschaftlich verheerende, ist längst eingetreten, nämlich die umweltschädliche Geldvernichtung. Die Stromkunden schultern Milliarden, ohne Nutzen für die Umwelt. Geld, das woanders bitter fehlt. Das Geld der Steuerzahler wird von unten nach oben umverteilt. Der Industriestandort schwächelt, die Industrie verabschiedet sich leise und langsam aus Deutschland. 

Ein Heer von Scharlatanen und Nebelkerzenwerfern ist am Ruder

Mich beeindrucken dabei zwei Dinge: 

Die Bürger lassen sich diese Abzocke ohne Murren seit Jahren gefallen und glauben immer noch den falschen Energiewendepropheten. Die Energiewende ist nicht nur ein technisches Experiment, sondern ein Menschenexperiment mit völlig fragwürdigem Ausgang. Es wäre besser gewesen, dieses Experiment erst mal an Ratten auszuprobieren.

Die Politiker haben offensichtlich keinerlei Skrupel, das Geld der Bürger mit vollen Händen zum Fenster rauszuwerfen. Was, das Kernkraftwerk kann drei Millionen Haushalte mit billigem Strom versorgen und ist viele Milliarden wert? Auf den Schrott damit. Was, die Erdkabel kosten zehnmal so viel wie Freileitungen? Dafür ist die Akzeptanz besser? Dann machen wir die Stromtrassen eben mit Erdkabeln. Die Rechnung bekommt der Stromkunde. Das EEG mit seiner „Umlagenfinanzierung“ ist ein klassisches Beispiel von Steuererhöhung, ohne die Steuer zu erhöhen. Aber das Geld des Steuerzahlers ist trotzdem weg. Nein, es ist nicht weg, es haben nur andere.

Der Kernkraftausstieg wird angetrieben von Umverteilung gewaltiger Geldmengen und von ideologischem Wunschdenken von spinnerten Eliten. Die Scharlatane verstehen noch nicht einmal, wie das System funktioniert, drehen aber wie wild am Steuerrad. Ihre Unterstützer, die linken Journalisten, verstehen die Physik auch nicht, sind aber ebenfalls getrieben von Illusionen über die Machbarkeit ihrer Ideologie. Es regiert das Prinzip Hoffnung. In ihrer Selbstherrlichkeit haben sie es sogar versäumt, die vielbeschworene „europäische Lösung“ auf dem Gebiet der Energiepolitik auch nur zu erwägen. Alle zusammen drehen ein gigantisches planwirtschaftliches Rad, das von Vornherein zum Scheitern verurteilt war. Das Urteil spricht die gnadenlose Physik. 


04.04.2023:

Noch 12 Tage Kernkraft in Deutschland: Die Paten, Tanten und Onkel des Kernkraft-Ausstiegs.

Die Mutter des Kernkraftausstiegs setzte für die Umsetzung ihres Planes zum Kernkraftausstieg eine ganze Horde von 17 Paten ein und nannte sie „Ethikkommission zum Atomausstieg“. Das war für Merkel sehr praktisch, kann sie doch noch heute alle katastrophalen Folgen dieses Unfug-Beschlusses auf die Mitglieder dieses Gremiums schieben: „Seht her, nicht ich hab’s entschieden, sondern die Deppen von der Ethikkommission“. Sie brauchte nur noch dafür zu sorgen, dass keine Fachleute in die Kommission gerieten und das von ihr vorgegebene Ergebnis wortreich verbrämt wurde. 

Die Paten des Kernenergieausstiegs waren:

Klaus Töpfer, Volkswirt und ehem. Umweltminister  
Prof. Matthias Kleiner, Umformtechnik, Professor an der Technischen Universität Dortmund
Prof. (em.) Dr. Ulrich Beck, Soziologe, Ludwig-Maximilians-Universität München
Klaus von Dohnanyi, Jurist, ehemals Bundesbildungsminister 
Dr. Ulrich Fischer, Theologe, Landesbischof Badische Landeskirche
Alois Glück, Landwirt, Präsident Zentralkomitee der Deutschen Katholiken
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker, Biologe, Präsident der Leopoldina 
Dr. Jürgen Hambrecht, Chemiker, Vorstandsvorsitzender BASF
Dr. Volker Hauff, Volkswirt, ehemals Bundesforschungs- und Verkehrsminister 
Dr. Walter Hirche, Pädagoge, Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission
Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard F. J. Hüttl, Forstwirtschaftler, Betrug in 21 Fällen, Vorteilsnahme
Prof. Dr. Weyma Lübbe, Philosophin, Lehrstuhl für Praktische Philosophie an der Uni Regensburg
Dr. Reinhard Kardinal Marx, Theologe, Erzbischof von München
Prof. Dr. Lucia A. Reisch, Sozialwissenschaft, Professorin Copenhagen Business School
Prof. Dr. Ortwin Renn, Soziologe, Leiter der Abteilung für Technik/Umweltsoziologie Uni Stuttgart
Prof. Dr. Miranda Schreurs, Politikwissenschaftlerin, Umweltpolitik FU Berlin 
Michael Vassiliadis, Chemielaborant, Vorsitzender der IG BCE 

Finden Sie in diesem Team einen Kernphysiker oder Elektroingenieur oder Kraftwerkstechnologen? Ich nicht. Die brauchte es auch nicht, da die Mutti des Atomausstieges diesen zu einer Ethikfrage umgewidmet hatte. Physik spielte da keine Rolle. Wie geplant, so gelungen. Wie soll ein Gremium ohne Fachwissen über Kernkraftwerke, über Stromnetze sowie über Kosten von Wind- und Kernenergie Risikoabwägungen zur Energieversorgung einer Industrienation vornehmen? Die Merkelsche Ethikkommission verfügte nicht im Geringsten über irgendeine Fachkompetenz, um die Risiken des Weiterbetriebs der Kernenergie gegenüber denen des Ausstiegs abzuwägen. 

Schülern die Gehirne mit Atomangst verkleistert

Fachkompetenz bezüglich der Kernenergie in Deutschland war früher reichlich vorhanden. Deutschland entwickelte, baute und betrieb die sichersten Kernkraftwerke der Welt. Aber die Väter und Mütter des Ausstiegs hörten lieber auf Mietwissenschaftler und Scharlatane, die zu den Tanten und Onkeln des Kernenergieausstiegs wurden. Hier seien nur die Märchentante der Energiepolitik, Professorin Claudia Kemfert, die Schiefrechnerin der Leukämiecluster Inge Schmitz-Feuerhake und der faktenverdrehende Fernseherklärbär Professor Harald Lesch genannt. Ich kann dazu nur sagen: Professor schützt vor Torheit nicht.

Die meisten Tanten und Onkel hatte der Kernenergieausstieg in den Medien. Hier fehlt mir die Kraft, Namen zu nennen, weil fast alle Journalisten sich als erbitterte Kernenergie-Gegner gerierten. Deshalb möchte ich lieber eine löbliche Ausnahme erwähnen: den Wirtschaftsredakteur Daniel Wetzel von der Welt-Redaktion. Er ist so vernünftig, dass Welt Online es sich leisten kann, nahezu alle seine Artikel hinter der Bezahlschranke zu verstecken. 

Zu den Tanten und Onkeln des Kernenergieausstiegs muss man auch die Überzahl der linken Lehrer rechnen, die sich an den ihnen anvertrauten Kindern vergingen, indem sie ihnen die Gehirne mit Atomangst verkleisterten. Und auch die grünlinken ahnungslosen Künstler darf man nicht vergessen, die so unsägliche Kunstwerke wie das Buch und den Film „Die Wolke“ schufen. 

Eine Zukunftstechnologie wird in den Orkus geschickt

Folgerichtig haben es die machtgeile Politiker-Antiatom-Mafia, die geifernde Meute der Antiatomjournalisten, die Antiatom-Lehrer und Antiatom-Künstler geschafft, nahezu die ganze Bevölkerung des Landes der Dichter und Denker in eine Horde von Atomkraftgegnern zu verwandeln. Man erinnere sich an die Castor-Transporte aus La Haque in Frankreich nach Gorleben in Deutschland. Der Zug mit den Castoren rollte durch unser Nachbarland Frankreich, beschützt von einem Polizisten, so eine Art Louis de Funés auf dem Motorrad. Ab der deutschen Grenze warteten 16.000 Polizisten, um denselben Zug nach Gorleben durch den fanatischen Widerstand der Atomkraftgegner zu prügeln. 

Nicht unerwähnt bleiben sollen die vielen Vorfeldorganisationen der Politik, sich faktenverdrehend NGO – Nichtregierungsorganisation – nennen. Sie heißen Greenpeace, Robin Wood, NABU, BUND, Ärzte ohne Grenzen… und werden sowohl mit Geld der Regierung als auch mit reichlich Spenden aus dem In- und Ausland gepampert, dessen Herkunft und Zweck einen eigenen Artikel wert wäre. Spektakuläre PR-Aktionen gegen die Kernenergie sind ihr Markenzeichen, gern auch über die Grenzen des gesetzlich Erlaubten hinaus und stets unterstützt von den Medien. Ich habe selbst gesehen, wie ein Pressefotograf eine KKW-Wachmann anfeuerte, seine Waffe zu ziehen, während ein paar Jugendliche von Robin Wood den Zaun des Kraftwerks gewaltsam überstiegen und auf ihn zuliefen. Zum Glück war er weise genug, das nicht zu tun. Ein anderes Beispiel: Jugendliche waren im KKW-Brunsbüttel auf das Maschinenhausdach geklettert und hatten ein Anti-Atom-Transparent ausgerollt, das aber vom starken Wind weggeweht wurde. Der Einsatzleiter von Greenpeace sagte über Funk zu ihnen: „Das hat keinen Zweck mehr - Ihr könnt runterkommen“. Dann drehte er sich zu den versammelten Journalisten um und sagte: „Ich muss die Aktivisten zurückrufen. Der Strahlenpegel auf dem Dach ist so hoch, dass es nicht zu verantworten ist“. Die Pressemeute notierte diese glatte Lüge eifrigst.

So leid es mir tut, ich muss auch die Millionen ins Bockshorn gejagten deutschen Normalbürger als Tanten und Onkel des Kernenergieausstiegs bezeichnen. Ohne ihre gehirngewaschene Kernenergie-Angst hätten die Mütter und Väter, die wissenschaftlichen und medialen Tanten und Onkel keine Chance gehabt, eine Zukunftstechnologie in den Orkus zu schicken. Nun ist es passiert – geliefert wie bestellt. Die paar vernünftig Denkenden haben Pech gehabt – mitgefangen, mitgehangen. 

Erst jetzt, wo es hart an den Geldbeutel geht, dreht sich der Wind. Die Wendehälse in der Politik krähen, die Medienmeute paddelt zurück, und die Deutschen sind plötzlich mehrheitlich für Kernkraft. Nur die grünrotgelblinke Regierung dieser Deutschen hat das noch nicht mitbekommen. Denen geht es ums Prinzip – koste es, was es wolle. Man könnte sich kaputtlachen, wenn es nicht so traurig wäre.


05.04.2023:

Noch 11 Tage Kernkraft in Deutschland: Häuptling Große Wärmepumpe hat kein Stromproblem.

Der Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck hat mit seinem Parteifreund, dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir, die Eingeborenen im Regenwald des Amazonas besucht. Sie besuchten eine Gemeinschaft des indigenen Volkes der Kambeba, gelegen am Rio Negro, knapp 60 Kilometer entfernt von der Amazonas-Metropole Manaus. Man muss wissen, dass die Kambeba in ihren Touristenhotels Kreditkarten akzeptieren.

Das offenbar nicht wissend, hat der Robert Habeck auch zu den Eingeborenen gesprochen: „Ihr fragt Euch vielleicht, wer wir sind. Ich bin Robert, und das ist Cem. Wir sind aus Deutschland, weit weg. Wir sind Minister in der deutschen Regierung – das ist so etwas wie euer Häuptling, aber in einem anderen Land... Wir haben auch Farbe im Gesicht, aber die ist blau und nicht rot… Für uns ist das sehr spannend zu verstehen, wie ihr im Wald leben könnt und den Wald schützen könnt, weil in Deutschland vor tausend Jahren die Deutschen alle Bäume gefällt haben“

Häuptling Habeck behauptete den aus seiner Sicht unwissenden Indianern gegenüber frech, die Deutschen hätten bereits vor tausend Jahren ihren Wald abgeholzt und heute gäbe es „kaum mehr Bäume“ dort. Ihm widerspricht auch der mitreisende vegetarische Häuptling Cem Özdemir nicht, in dessen Ressort der deutsche Wald fällt und der eigentlich wissen müsste: Deutschland besteht zu 33 Prozent aus Wald – das sind 11,4 Millionen Hektar. Häuptling Habeck hat in Brasilien noch einmal 30 bis 50 Millionen Euro aus Deutschland zugesagt. Ob er zusätzlich noch ein paar Glasperlen dabei hatte, ist nicht überliefert. 

Vergiss nicht, du bist auch Klimaschutzhäuptling!

Nach Deutschland zurückgekommen, äußerte Häuptling Habeck die Absicht, ab 2024 – das ist in neun Monaten – in Deutschland nur noch den Einbau von Wärmepumpen statt Öl- und Gasheizungen zuzulassen. Da können sich die hiesigen Eingeborenen aber warm anziehen, so eine Wärmepumpe kostet mindestens dreimal so viel wie eine Gasheizung. Und sie braucht Strom – viel Strom. Und ein paar Millionen Wärmepumpen brauchen millionenmal viel Strom.

Da stellt sich die Frage: „Großer Häuptling Wärmepumpe, woher nehmen wir denn den vielen Strom, wenn du alle Kernkraftwerke abschalten lässt?“ Und natürlich hat der große Häuptling darauf auch eine Antwort: Erst einmal ist die Atomkraft eine Hochrisikotechnologie und einige Äußerungen sind mir da einfach zu spielerisch. Und ich vermisse Objektivität in der Diskussion… Fakt ist: Wir haben aktuell ein Gasproblem, kein Stromproblem. Dieses ,Wir lassen die mal weiterlaufen, dann wird schon alles gut‘ steht weder im Verhältnis zu den Abstrichen bei den Sicherheitsstandards, die wir dafür in Kauf nehmen müssten, noch ist es der Situation angemessen."

Da hört der Autor doch direkt eine tiefe Stimme aus dem Off: „Häuptling Wärmepumpe, hier spricht dein großer Manitou: Du musst Folgendes wissen: Du hast ein Stromproblem. Wenn das Gas knapp wird, wird auch der Strom knapp. Die verbliebenen drei Atomkraftwerke erzeugen gut sechs Prozent des deutschen Stroms. Wenn du die drei letzten, die du hast, abschalten lassen, wieder anfährst, dann sind es 12 Prozent des deutschen Stroms. Das reicht dann für 20 Millionen Haushalte. Oder für ganz viele Wärmepumpen und Elektroautos. Kernkraftwerke könnten in Deutschland zumindest den Kohlestrom eindämmen. Du lässt doch gerade 14 alte Kohlekraftwerke wieder anfahren. Vergiss bitte nicht, dass du auch Klimaschutzhäuptling bist. Und frag mal die Leute in deinem Ministerium: Unter den 3.000 Mitarbeitern dort muss es doch noch jemanden geben, der die Grundrechenarten beherrscht. Hugh, ich habe gesprochen“. 


06.04.2023:

Noch 10 Tage Kernkraft in Deutschland: Deutschlands ungeliebte Weltmeister.

Die Merkel-CDU ruinierte das Land unter dem Wahlspruch: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Das meinten die im Jahre 2017 ernst, und eine CDU-Geistesgröße und Generalsekretär Namens Peter Tauber („Wer nicht für Merkel ist, ist ein Arschloch“) erfand dafür die Abkürzung Fedidwgugl. Für solche mentalen Meisterleistungen kassiert man in der deutschen Politik 10.000 Euro im Monat. Im Fedidwgugl ist es auch unter der Ampel-Regierung woke, alles zu verachten, was Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung begründet. Geld kommt aus dem Bankomat oder vom Amt und Essen aus dem Drive-In-Schalter einer weltumspannenden Junkfood-Kette. Strom kommt in Deutschland aus der Steckdose. 

Ein gutes Beispiel für diese Art Wohlstandsverwahrlosung ist der Umgang mit dem Kernkraftausstieg. Mit 18 Atomreaktoren produzierte Deutschland 2004 die vierthöchste Menge an Atomstrom nach den USA, Frankreich und Japan. Atomenergie steuerte fast 50 Prozent zur sogenannten Grundlast bei. Da kostete die Kilowattstunde die Verbraucher noch im Durchschnitt 18 Cent. 14 Kernkraftwerke schaltete Deutschland seit 2011 ab, die letzten drei gehen in zehn Tagen den Bach runter. Im Resultat zahlen Kunden zum Jahresbeginn 2023 bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden durchschnittlich 48,12 Cent pro Kilowattstunde. 

Die von den ideologisierten deutschen Maschinenstürmern niedergemachten Kernkraftwerke waren nicht irgendwelche Kraftwerke, viele von ihnen waren offizielle Weltmeister. Sie waren nicht nur sicher – es kam in ihren insgesamt rund 500 Betriebsjahren nicht ein einziger Mensch durch Strahlung zu ernsthaftem gesundheitlichem Schaden. Und wie das in der Kernkraft-Industrie stets ist – die Sichersten sind auch die Produktivsten. Mit einer Jahreserzeugung von 12,24 Milliarden Kilowattstunden (kWh) wurde das Kernkraftwerk Isar 2 sechsmal in Folge „Weltmeister“ der atomaren Stromproduktion. Fünf Weltmeister-KKW stehen in Deutschland: Isar, Emsland, Brokdorf, Neckarwestheim, Grohnde.

Millionen Tonnen CO2 eingespart – und stillgelegt

Sehen wir uns als Beispiel einmal das Kernkraftwerk Grohnde an der Weser an. Das Kernkraftwerk Grohnde hatte seine erste Netzsynchronisation am 5. September 1984. Seitdem war der Druckwasserreaktor achtmal Weltmeister der Kernkraftwerke in der Stromerzeugung eines Jahres.

Das Kernkraftwerk Grohnde war zwar 36 Jahre in Betrieb, könnte aber locker noch mindestens 20 Jahre sicher und günstig Strom produzieren. Es war in erstklassigem technischem Zustand und wurde von einer hochqualifizierten Mannschaft vorbildlich betrieben. Seine Sicherheitstechnik war auf dem neuesten Stand. Das KKW produzierte Strom mit einer durchschnittlichen Verfügbarkeit von 92 Prozent – und zwar dann, wenn man ihn benötigt, unabhängig von Wind und Wetter. Zum Vergleich: Windräder bringen es auf eine Verfügbarkeit von etwa 20 Prozent der installierten Leistung – gerne dann, wenn sie gerade nicht gebraucht wird, oder sie fehlt, wenn sie gebraucht wird.

Am 7. Februar 2021 hatte das Kernkraftwerk Grohnde die Marke von 400 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Stroms überschritten. Um Punkt 23.01 Uhr sprang der Zähler auf der Kraftwerkswarte auf die magische Zahl um. Mit diesem neuen Rekord wurde die Erfolgsgeschichte des Grohnder Druckwasserreaktors fortgeschrieben. Weltweit existiert kein einziger Kernkraftwerksblock, der jemals mehr Strom erzeugt hat. Damit hat das Kernkraftwerk Grohnde während seiner Laufzeit ungefähr 400 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das ist in etwa ein halbjähriger CO2-Gesamtausstoß Deutschlands. Am 31. Dezember 2021 wurde das Kernkraftwerk Grohnde sang- und klanglos stillgelegt.

Noch zehn Tage. Dann werden die letzten drei deutschen KKW-Weltmeister eingeschläfert. Von nun an werden andere Länder die Weltmeister der Stromerzeugung stellen. Aber Deutschland bleibt ja zum Trost immer noch der absolute Weltmeister beim Strompreis. 


07.04.2023:

Noch 9 Tage Kernkraft in Deutschland: Vom Wegschmeißen – oder was wir alles nicht mehr brauchen.

Die größenwahnsinnigen deutschen Politiker haben so wenig Ahnung von der Kernkraft, dass sie überhaupt nicht wissen, was sie neben den KKWs da alles auf den Müll werfen. Es sind nämlich nicht nur technisch auf dem Welthöchststand stehende Kraftwerke, sondern eine ganze dazugehörige Infrastruktur, die im Wesentlichen aus drei Bestandteilen besteht: Technik, Mensch und Organisation. 

Weg: die deutsche KKW-Technik

Die moderne Kernkraftwerkssicherheitstechnik ist weitgehend auch auf deutschem Mist gewachsen. Siemens war einst führend im Kernkraftwerksbau und bei der Entwicklung von Sicherheits-Leittechnik. Im Gegensatz zu weit verbreiteten Falschaussagen sind diese Anlagen durchaus in der Lage, Regelleistung zur Netzstabilisierung zu erbringen, und haben dies seit Jahren auch gemacht.

Die drei Kraftwerke Isar 2, Lingen und Neckarwestheim 2 sind sogenannte „Konvoi“-Kraftwerke, ein moderner Kernkraftwerkstyp, auf dem der Europäische Druckwasserreaktor EPR aufbaut. Auch nach 30 Jahren Betrieb gehören sie zu den modernsten Anlagen der Welt. Sie haben eine Leistung von 1.450 Megawatt, und jedes von ihnen war schon mehrfach Erzeugungsweltmeister. Jedes Kraftwerk könnte mehrere Millionen Haushalte mit günstigem Strom versorgen. Nach meiner Schätzung verkörpert jede dieser Anlagen einen volkswirtschaftlichen Wert von drei bis vier Milliarden Euro und könnte noch problemlos und sicher weitere 30 Jahre Strom erzeugen.

Die Sicherheitstechnik der Konvoi-Anlagen ist auf dem höchsten Stand der Technik. Die Radioaktivität ist hinter sechs Barrieren gesichert. Die Sicherheitssysteme sind redundant (das heißt, es gibt mehrere für denselben Zweck) und diversitär (das heißt, es werden verschiedene Technikteile für denselben Zweck benutzt, um gleiche Bauteilfehler auszuschließen). So gibt es zum Beispiel vier gebunkerte, unabhängige Sicherheitsscheiben, in denen jeweils ein großes Dieselaggregat die verschiedensten Notsysteme versorgen kann. Und als wären diese noch nicht genug, gibt es einen weiteren transportablen Groß-Diesel, der an verschiedensten dafür vorbereiteten Stellen angeschlossen werden kann. Große gebunkerte Batteriesätze sorgen für unterbrechungsfreien Strom für die Leittechnik, die nach dem Zwei-aus-drei-Prinzip funktioniert.

Es würde jeden Rahmen eines solchen Artikels sprengen, auch nur einen Bruchteil der technischen Sicherheitsvorkehrungen zu beschreiben. Immerhin haben sie dafür gesorgt, dass in den 17 deutschen Kernkraftwerken in über 500 Reaktorbetriebsjahren nicht eine einzige nennenswerte Radioaktivitätsfreisetzung erfolgte oder ein Mensch einen Strahlenschaden erlitt.

Weg: das deutsche Kernkraftwerkspersonal

In einem deutschen Kernkraftwerk arbeiten 370 höchstqualifizierte Fachkräfte. Am Beispiel eines Schichtleiters möchte ich erläutern, was das bedeutet. Ich war selbst Lizenzträger und weiß daher aus eigener Erfahrung, welch beängstigender Ausbildungsweg das ist. 

Ein Schichtleiter in einem KKW hat ein erfolgreich abgeschlossenes Fach- oder Hochschulstudium in einer technisch/physikalischen Fachrichtung, was ihn von vielen Politikern unterscheidet. Um seine Lizenz zu erwerben, wird er ein Jahr lang zum Anlagenfahrer ausgebildet und geprüft. Danach erfolgt die zwei- bis dreijährige Ausbildung zum Reaktorfahrer, die mit einem Dutzend mündlichen und schriftlichen Prüfungen einhergeht und durch praktische Übungen am Kraftwerkssimulator begleitet wird. Mit einer behördlich begutachteten theoretischen und praktischen Prüfung am Simulator erwirbt der neue Reaktorfahrer seine Lizenz, um dann unter Aufsicht eines Lizenzträgers Erfahrung im Reaktorbetrieb zu sammeln. Danach erfolgt eine weitere ein- bis zweijährige Ausbildung zum Schichtleiter, die ebenfalls mit diversen Prüfungen verbunden ist und in einer behördlich kontrollierten praktischen Prüfung am Simulator zum Lizenzerwerb führt.

Es dauert also fünf Jahre, bis ein Kraftwerk einen lizenzierten Schichtleiter nach seinem Hochschulabschluss qualifiziert hat und einsetzen kann. Das sind die Besten der Besten, die auf keinem Arbeitsmarkt zu finden sind. Davon gibt es Dutzende weitere Höchstqualifizierte in einem Kernkraftwerk, z.B. Physiker, die Brennelemente berechnen können, Mathematiker, die Probabilistik beherrschen, Werkstoffkundler, die mit den komplizierten Kernkraftwerksmetallen umgehen können, Chemiker, Strahlenschützer, Sicherheitsexperten, Elektroingenieure, IT-Leittechniker und viele andere mehr.

Ich will mich hier nicht breit darüber auslassen, wie in den Kernkraftwerken eine systematische Irrtumsvermeidung betrieben wird. Dazu werden Irrtumsvermeidungssysteme geschult, betrieben und ausgewertet. Das sind z.B. Dreiwegekommunikation, Vier-Augen-Prinzip, Pre- und Postjob-Briefing, STAR (Stop, Think, Act, Review), Beinahe-Ereignis-Berichtssysteme, Arbeitsbeobachtung und Coaching, Sichere Entscheidungsfindung…

Wenn ich heute in den Kernkraftwerken der Welt umherreise – ob in den Emiraten, der Schweiz oder Frankreich –, treffe ich überall auf meine früheren deutschen Kollegen, die dort mit Kusshand genommen wurden und attraktive Positionen gefunden haben. Ich treffe im Ausland Kraftwerksleiter, die ich noch als Schichtleiter kannte. Die kommen nicht wieder. Es wachsen auch keine nach. Früher gab ich Gastvorlesungen an Universitäten. Diese Studiengänge wurden alle geschlossen.

Weg: die deutsche Kernkraft-Sicherheitsorganisation

Ein Kernkraftwerk ist so sicher wie die Organisation, die es betreibt, effektiv für Sicherheit sorgt. Organisationseffektivität wurde in 30 Jahren gelernt und wurde in den Kernkraftwerken eine Kultur. Dafür gibt es in einem Kernkraftwerk ein umfangreiches Sicherheitsmanagement – beschrieben auf mehr als 30.000 Seiten Papier und mit großer Akribie implementiert. Ein paar Beispiele: Instandhaltungsmanagement, Alterungsmanagement, Wissensmanagement, Personalmanagement, Materialmanagement, Sicherheitskulturmanagement und viele andere mehr. 

Diese Management-Systeme werden systematisch geprüft, bewertet und ständig verbessert. Das nennen wir im KKW lernende Organisation. Kein Politiker kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, was dies bedeutet. Es gibt eine Unzahl von Audits und Selbstuntersuchungen, es gibt Peer-Reviews genannte Untersuchungen von internationalen Organisationen wie WANO und OSART, es gibt behördliche Aufsichtsuntersuchungen und internationales Benchmarking. Jede Untersuchung findet kleine Möglichkeiten der Verbesserung, und diese werden in Maßnahmeplänen umgesetzt.

Wenn die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden, dann dauert es nicht mehr lange, bis die Aufsichtsbehörden verlernen, die Aufsicht über kerntechnische Anlagen zu führen. Auch bei den Betreibern geht das in all den Jahren angehäufte Wissen den Bach runter. Oder meint jemand, ein Energieversorger ohne Kernkraftwerk würde die Unterstützungsabteilungen in den Firmenzentralen weiter aufrechterhalten? Das waren die, welche früher den Brennstoff einkauften, die Simulatoren und Schulungseinrichtungen entwickelten, den Einkauf von Ersatzteilen organisierten.

Auch eine ganze Armada von Fremdfirmen muss sich anderen Geschäftsfeldern widmen oder geht vom Markt. In jeder Revision kamen ca. 1.000 Fremdfirmenmitarbeiter ins Kraftwerk. Das sind tausende von hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Leute, die früher von Kernkraftwerk zu Kernkraftwerk zogen und während der Revisionen spezialisierte Aufgaben übernahmen, zum Beispiel hochqualifizierte Schweißer für austenitische Werkstoffe. Das Ausland freut sich schon auf diese Leute, derzeit werden sie in Frankreich bitterlich gesucht.

Dumme Menschen können nur zerstören, was Kluge aufbauen

Die Ampel-Politiker spielen ihre Machtspiele mit einer Technologie, die sie nicht verstehen. Für sie ist ein Kernkraftwerk eine Nachttischlampe, die man nach Belieben an- und ausknipsen kann. Das Wort Xenonvergiftung verorten sie in der Medizin, Reaktivität in der Soziologie und Stabwirksamkeit in der Textilindustrie. Wenn überhaupt.

Ein Kernkraftwerk beginnt acht Monate vor einer jährlichen Revision mit der Revisionsvorbereitung. Vor fünf Jahren hat die Vorbereitung der endgültigen Außerbetriebsetzung begonnen. Und heute wissen die Betreiber noch nicht einmal sicher, ob sie in vier Monaten noch Strom produzieren sollen.

Was wird geschehen? Im Frühjahr wurden keine neuen Brennstäbe für die letzten drei KKW bestellt. Deren Herstellung dauert sechs bis neun Monate, wenn sich Framatome oder Westinghouse Mühe geben und ein Bonus geboten wird. Wie auch immer – im nächsten Winter stehen diese Anlagen nicht zur Verfügung.

Vielleicht beschließt die Ampel nach landesweiten Stromabschaltungen in einer Panikreaktion die Reaktivierung der drei im letzten Jahr und der in diesem April abgeschalteten Kernkraftwerke. Dann braucht es für Grohnde und Brokdorf bis 2025 und Gundremmingen C bis 2026 zur Reaktivierung. Und der neue Brennstoff steht auch nicht für die drei letzten zur Verfügung.  

Aber vielleicht liege ich auch falsch und die nächsten Winter werden gar nicht so hart. Ich würde es mir wünschen. Eigentlich wäre das die bessere Lösung für uns alle. 

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verabschiedet sich Deutschland am 15. April 2023 für die nächsten 20 Jahre von der Kernenergie. Niemand wird den Vorreitern bei diesem Abschied folgen, sie werden verlacht werden, wenn sie mit Bücklingen um Energie betteln gehen. Vielleicht tragen sie dabei ja eine Regenbogen-Armbinde. Und die einstigen großmäuligen Vorreiter werden auch noch wegen ihres CO2-Fußabdrucks schief angesehen. 


07.04.2023:

Noch 8 Tage Kernkraft in Deutschland: Merkels Fukushima-Panik.

Es war eine Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes. Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr „landete ein schwarzer Schwan“ an Japans Ostküste – ein Ereignis mit der statistischen Wahrscheinlichkeit von einem Mal in 1.000 Jahren. Das Tohoku-Erdbeben ereignete sich in Ost-Japan etwa 130 Kilometer vor der Küste auf dem Meeresboden. Es handelte sich um ein Erdbeben der Stärke 9,1 auf der Richterskala. Damit war es das stärkste Erdbeben in der Aufzeichnungsgeschichte Japans. Innerhalb von dreieinhalb Minuten riss die Erdkruste in 32 Kilometer Tiefe auf einer Länge von 400 Kilometern bis in 60 Kilometer Tiefe auf. 

Bei dem Beben wurde an der Oberfläche eine Erdbeschleunigung etwa 5 m/s erreicht. Das kann man sich nur ungefähr so vorstellen, dass sich der Raum, in dem man sich gerade befindet, mit einem selbst und allem, was darin ist, in einer Sekunde fünf Meter seitlich bewegt und dann wieder abrupt stoppt. Die Energiefreisetzung des Bebens betrug das ca. 77-fache des Weltenergiebedarfs innerhalb weniger Sekunden. Die Halbinsel Honshu wurde um 2,5 m nach Osten verschoben. Einige Sendai-Städte senkten sich um 80 cm ab. Die Erdachse wurde um 16 cm verschoben, was zur Folge hat, dass die Tage seither um 1,8 Mikrosekunden kürzer sind als vorher.

Das Beben war aber nicht das Schlimmste. 20 Minuten nach dem Beben erreichte ein Tsunami von 14 m Höhe die japanische Küste der Provinz Fukushima, Tochigi und Myiagi. Beim Auftreffen auf die Küste kam es je nach Küstenformation zu lokalen Auflaufhöhen der Welle bis zu 40 m. Die Wassermassen überfluteten 500 Quadratkilometer Landfläche. Japanische Medienberichte beklagten 22.000 Opfer durch Tsunami, Gebäudeeinstürze und Brände.

Reaktorkerne durch teilweise Kernschmelzen zerstört

Ohne der japanischen Regierung den geringsten Vorwurf zu machen: Alle zivilen Tsunami-Gegenmaßnahmen erwiesen sich als unzulänglich – Lautsprecherdurchsagen funktionierten nicht, Tsunami-Dämme waren unterdimensioniert, ihre Höhe war viel zu niedrig berechnet. Von 300 km Deichstrecken wurden 190 km zerstört. Die Katastrophe überstieg jedes menschliche Vorstellungsvermögen.

Vor der Erdbeben-Katastrophe waren in Japan 54 Reaktoren in den 17 Atomkraftwerken in Betrieb und erzeugten zirka 30 Prozent des benötigten Stroms. Beim Eintritt des Bebens befanden sich 11 Reaktoren im Einflussgebiet, die alle erfolgreich automatisch abgeschaltet wurden. Mitten im Tsunami-Auftreffgebiet lag des Groß-Kernkraftwerk Fukushima, dessen Blöcke 1, 2 und 3 in Betrieb waren, während sich die Blöcke 4, 5 und 6 in der jährlichen Revision befanden. Die Betriebsblöcke schalteten sich während des Bebens automatisch ab und gingen auf Notstromdieselbetrieb über, da das Beben die Freileitungen zerstört hatte. 

Als die Welle kam, drückte sie die Maschinenhaustore ein und überflutete das Turbinengebäude. Aufgrund eines Mangels des Sicherheitsdesigns – den es in deutschen KKW nicht gibt – wurden die Diesel überflutet, und die Reaktorkerne der Blöcke 1, 2 und 3 konnten nicht notgekühlt werden, worauf sie nach einigen Stunden durch teilweise Kernschmelzen zerstört wurden. Der Dreifach-GAU war eingetreten.

Merkels irrationale Überreaktion

Beim Schmelzen der Zirkonium-Brennstäbe werden große Mengen Wasserstoff freigesetzt, es bestand die Gefahr der Zerstörung der Sicherheitscontainment-Behälter. In einem heldenhaften Einsatz ließ die Betriebsmannschaft den Wasserstoffdruck manuell durch die Venting-Ventile in die Turbinengebäude entweichen, wo er sich mit der Raumluft mischte. Wasserstoff hat die unangenehme Eigenschaft, dass er mit Luft gemischt zur Explosion neigt, was dann auch geschah. Es gab drei Wasserstoff-Explosionen, deren Bilder in den Medien um die Welt gingen und als Reaktorexplosionen wahrgenommen wurden. Alle Kernenergie-Gegner sahen sich bestätigt.

In den deutschen Medien, die besonders atompanikaffin sind, liefen diese Explosionen in Dauerschleife, gemischt mit frei erfundenen Horrorgeschichten über verheiztes Personal, mit vorgehaltener Waffe gezwungene Liquidatoren und ähnlichem. Nichts davon entsprach der Wahrheit. Es kam in Fukushima kein einziger Mensch durch Strahlung ums Leben, auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird.

In Deutschland traf dieses Unglück auf eine angespannte politische Situation. Ohnehin war 2011 die Kernenergie-Gegnerschaft in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet. Dazu kam, dass die Merkel-Koalition ein gutes halbes Jahr vorher eine Laufzeitverlängerung um 10 Jahre für die deutschen Kernkraftwerke beschlossen hatte. Und in Baden-Württemberg war Wahlkampf. Merkel musste nach einer Serie von Wahlniederlagen den Verlust der schwarzen Mehrheit auch in diesem Bundesland befürchten.

Ich schätze Frau Merkel persönlich als etwas hypochondrisch und panikaffin ein. Gleichzeitig hat sie wohl einen sehr ausgeprägten Sinn für Macht. Diese Mischung, untermalt von den Bildern der Wasserstoff-Explosionen, den Umfragewerten im freien Fall und dem Mediengeheul, führte bei ihr zu einer irrationalen Überreaktion. 

Rolle rückwärts in die Kohleverstromung

Es folgte die 180-Grad-Wende von Kanzlerin Angela Merkel. Vier Tage nach dem Reaktorunglück verkündete sie – gemeinsam mit den fünf Ministerpräsidenten der Länder mit Kernkraftwerken – am 15. März 2011: Alle sieben vor 1980 gebauten AKW werden mindestens drei Monate abgeschaltet. In dieser Zeit wird die Sicherheit sämtlicher AKW überprüft. Die Verlängerung der Restlaufzeit hatte sie schon am Tag zuvor für drei Monate ausgesetzt. Im Mai verkündete Merkel dann den endgültigen Atomausstieg bis 2022 und versprach, dass Deutschland dadurch eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der erneuerbaren Energietechnologie einnehmen werde. Ein Teil dieses Versprechens wird in einer Woche Realität sein. Von der Vorreiterrolle ist die Rolle rückwärts in die Kohleverstromung und Kopfschütteln weltweit geblieben. 

Genützt hat es Merkel wenig. Rund zwei Monate nach der Katastrophe in Japan kam es in Baden-Württemberg zu einem historischen Machtwechsel: Nach 58 Jahren CDU-Herrschaft im Ländle wurde Winfried Kretschmann der bundesweit erste grüne Ministerpräsident.

In Japan gab es nach dem Unglück trotz niedriger Strahlenbelastung die überstürzte Evakuierung einer 20-km-Sicherheitszone, die bis heute erst teilweise wiederbesiedelt ist – wenn auch zum größten Teil. Die panische Evakuierung kostete einige Menschenleben, da auch Intensivstationen evakuiert wurden. Der Rückbau der beschädigten Reaktorblöcke in Fukushima macht große Fortschritte. Japan ist trotz der Fukushima-Katastrophe inzwischen zur Kernenergie zurückgekehrt, nimmt seine nachgerüsteten Kernkraftwerke wieder in Betrieb und verlängert ihre Laufzeiten. 10 Kernkraftwerke produzieren wieder Strom, sieben werden derzeit angefahren und zwei Neubauten sind geplant.

Was bleibt für Deutschland? Dass ein Tsunami in Japan mehr Reaktoren in Deutschland zerstören kann als im 10.000 Kilometer entfernten Japan. 


09.04.2023:

Noch 7 Tage Kernkraft in Deutschland: Die Vorreiter und wie die Welt sie bewundert.

Historisch gesehen, waren „Vorreiter“ die Bediensteten von Adligen, die deren Kutsche voranritten und den Weg mit Hilfe von Peitschen und Knüppeln vom herumlungernden Pack freimachten. Freie Fahrt für die Kutschen der Herrschenden. Im Rahmen vieler guter Absichten machte das Wort einen Bedeutungswandel durch und endete als Synonym für die „Pioniere des guten Neuen“.

Im Energiewende-Report von McKinsey findet sich seit Jahren viel Ungemach für die verschiedenen Energiewende-Bundesminister und die deutschen Geldverschwendungsregierungen. Alle selbstgesetzten Ziele der Energiewende werden gerissen. Jahr für Jahr sinkt die Anzahl der Beschäftigten in der Ökobranche, ist Job-Abbau in der energieintensiven Industrie zu verzeichnen, der Netzausbau liegt deutlich hinter dem Plan, der Windausbau hinkt nach, der Primärenergieverbrauch steigt, der Stromverbrauch sinkt nicht, der Strompreis steigt weiter in Richtung Eiskugel pro Kilowattstunde, ebenso wie die CO2-Emissionen. Die deutschen Kernenergie-Ausstiegs-Vorreiter liegen weit vorn im Kohlendioxid-Ausstoß pro Kopf, mit über acht Tonnen pro Kopf rund doppelt so hoch wie ihre Kernkraftnachbarn in Frankreich mit vier Tonnen.

Deutschland ist schon lange kein Vorreiter mehr, sondern wurde durch die Energiewende zum „Klimakiller“. Alle Selbstverpflichtungen Deutschlands, die immer die Vorgaben der EU übertrafen, sind nichts als großsprecherische Ankündigungen, die nicht eingehalten werden können. Ob Merkel oder Scholz, ob Altmaier oder Habeck – die regierungsamtlichen Vorreiterziele sind nichts als Makulatur, unerreichbare Ziele. Die Verkünder wissen das, sind aber trotzdem dafür.

Über 100 Milliarden Euro in eine „Alleingangs-Energiewende“ versenkt

Man hat Angst, dass das Scheitern herauskommt und die Verantwortlichen abgestraft werden. Schon vor drei Jahren stellte Peter Altmaier den versammelten Teilnehmern einer exklusiven „CDU-Klausurtagung Energie- und Umweltpolitik“ in Aussicht, dass es mit den teuren klimapolitischen Alleingängen Deutschlands bald vorbei sein könnte. „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Weg nationaler Ziele falsch ist“. 

Na toll, das fiel dem Hauptverantwortlichen einer Regierung zu seiner eigenen Energiepolitik ein, nachdem er in den vorhergehenden fünf Jahren über 100 Milliarden Euro Vermögen der Bürger in eine „Alleingangs-Energiewende“ versenkt hat und dabei stets behauptete, die anderen würden schon folgen. Wie hatte derselbe Herr Minister doch vor sechs Jahren getönt? „Die meisten sagen: Wenn es einer schaffen kann, dann sind es die Deutschen. Deutsche Innovationen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien übernehmen Länder wie China und Indien schließlich gerne.“ LOL!

Obwohl Deutschland nur mit zwei Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt, hält die Regierung den deutschen Beitrag zur Weltrettung für essentiell: Die hochentwickelten Industrienationen hätten eine Verantwortung, Lösungen zu entwickeln. Wenn Deutschland es mit Hilfe der Energiewende schaffen würde, seinen CO2 Ausstoß planmäßig bis 2050 um ca. 60 Prozent zu senken – was mit heutiger Speichertechnologie unmöglich ist –, dann würde der weltweite Klimakollaps erst drei Tage später eintreten – um den Preis von einer Billion Euro deutschen Steuerzahlergeldes. Diese Zahl stammt nicht von mir, sondern von Robert Habeck.

In Amerika lacht man über „die dümmste Energiepolitik der Welt“

Habeck hat gemerkt, dass seine Ziele auf der Stromproduktionsseite unerreichbar sind. Deshalb nimmt er kurzerhand die Bürger in die Pflicht. Was er nicht an CO2-Einsparung schafft, sollen die jetzt beim Autofahren und Wohnungheizen einsparen. Wie es sich für einen Grünen gehört, durch Verbote von Motoren und Gasheizungen. Koste es, was es wolle – natürlich die Bürger. Und natürlich sind die Zielvorgaben auf diesem Gebiet genauso unrealistisch wie auf dem Stromsektor. Es gibt weder die materiellen Ressourcen noch die Fachkräfte zur Umsetzung. 

Die deutschen Vorreiter haben schon eine Vorbildrolle. Nämlich der Welt als Beispiel zu dienen, wie man es nicht machen sollte. Im Jahr 2019 erschien im Wall Street Journal ein Artikel über die deutsche Energiepolitik mit dem Titel „World’s Dumbest Energy Policy“ („Die dümmste Energiepolitik der Welt“). Im Artikel wird aufgezeigt, dass „unzählige Milliarden“ in „unzuverlässige Wind- und Sonnenenergie“ geflossen sind und dass Deutschland nach dem Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken „wahrscheinlich Kohlekraft aus Polen und der Tschechischen Republik importieren wird“. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Energiewende weder ökonomisch noch ökologisch Sinn macht.

Die Welt schüttelt nur den Kopf über die deutschen Vorreiter und ihre Großmäuligkeit.


10.04.2023:

Noch 6 Tage Kernkraft in Deutschland: Deutscher Kernkraftabschied – die Dummen sind immer die Anderen.

Es gibt sehr viel Ungerechtigkeit auf Erden, denn Gerechtigkeit ist kein naturethisches Prinzip. Die Güterverteilung der Welt ist daher ungleich. Nur die Klugheit ist absolut gleichmäßig unter den Menschen verteilt. Woher ich das weiß? Nun ja, noch nie hat sich jemand beschwert: „Ach lieber Gott, warum hast du mich so doof und alle anderen Menschen klüger gemacht als mich?“ Der große deutsche Philosoph Dieter Bohlen ist daher vollkommen berechtigt seiner Meinung, wenn er sagt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist“. 

Die Grüne Partei und die ihr angeschlossene Presse versuchen gerade, den 31 bekloppten kernkraftbetreibenden Ländern klarzumachen, dass sie sich gefälligst nach Deutschland zu richten haben, wenn sie es zu etwas bringen wollen. Unter den „Bekloppten“ sind immerhin die USA, Russland, China, Frankreich, Indien, Südkorea, Kanada und viele weitere Entwicklungsländer.

Die allerdümmste Energiepolitik weltweit betreiben die Japaner. Die sind einfach nicht von ihrem Kernkraftwahn abzubringen. Obwohl ein Tsunami im Jahre 2011 drei der sechs Reaktorkerne in Fukushima zum Schmelzen brachte, fahren sie ihre tsunamifest nachgerüsteten Kernkraftwerke sukzessive wieder an – zehn sind bereits wieder in Betrieb, sieben in Anfahrvorbereitung. Zwei neue Reaktoren sind in Planung.  

Wenn Reporterinnen nicht nachfragen

Jetzt nehmen die Japaner auch noch die Aomori-Roccasho-Wiederaufbereitungsanlage in Betrieb. Hier sollen ab 2022 jährlich 800 Tonnen Kernbrennstoff aus japanischen Kernreaktoren wiederaufbereitet werden, davon acht Tonnen Plutonium für Mox-Brennelemente. Fast 3.000 Tonnen benutzter Kernbrennstoff warten auf dem Gelände der Anlage auf ihre Wiederaufbereitung. In Deutschland ist Wiederaufbereitung zum Glück gesetzlich verboten. Schließlich „zerstörte“ der japanische Tsunami in Deutschland mehr Kernkraftwerke als in Japan.

Auch die Weißrussen müssen energiepolitisch weniger als minderbegabt sein, weil sie jetzt ihr erstes KKW angefahren haben. Die meisten Weißrussen haben einfach keine echte Atom-Angst. Das kann laut Deutschlandradio nur auf Propaganda des Informationsministeriums und auf KGB-Terror zurückzuführen sein. Bei ihrem einstündigen Radio-Feature lässt die Deutschlandradio-Reporterin Inga Lizengevic einen Atomkraftgegner zu Wort kommen, der den Weißrussen ein nicht nur kurzes Tschernobyl-Gedächtnis, sondern sogar andere geistige Defekte bescheinigt. Der Start des ersten neuen Kernkraftwerksblocks bei Astravets erfolgte im Juli 2020. Der zweite Reaktor ist ebenfalls fast fertig. 

Statt über das neue KKW zu berichten, wird im Deutschlandradio lieber Tschernobyl beklagt. 70 Prozent des Fallouts von Tschernobyl gingen angeblich über Weißrussland nieder. Der WHO-Bericht zu den Tschernobyl-Toten wird angezweifelt, und es werden tausende Opfer erfunden. Ein lokaler Arzt führt gar Kniegelenkserkrankungen bei jungen Menschen auf Tschernobyl-Strahlung zurück. 

Der Reporterin Inga Lizengevic ist nicht aufgefallen, dass es zwischen den RBMK-Tschernobyl-Reaktoren und den neuen Druckwasser-WWER-1200-Reaktoren sicherheitstechnisch fundamentale Unterschiede gibt. Aber das liegt womöglich daran, dass sie im Hauptberuf Theaterregisseurin ist.

Die spinnen, die Finnen – oder?

Strom aus Kernkraft ist laut der grünen Medien die teuerste Form der Stromproduktion. Wind und Sonne sollen angeblich schon viel billiger Strom produzieren. Und niemand stellt die logisch zwingende Frage, warum dann Deutschland trotz so viel billiger Stromerzeuger den Weltrekord im Strompreis hält, wenn man mal vom Zwergstaat Bermuda absieht. Genauso wenig wird gefragt, warum im Nachbarland Frankreich mit fast 75 Prozent Kernenergieanteil der Strom nur die Hälfte kostet. 

Die deutschen Medien überbieten sich in düsteren Prognosen über die düstere Zukunft der Kernenergie. Die Länder, die nicht aus der Kernenergie aussteigen oder gar neue KKW bauen, sind alle strunzdumm. 442 Kernkraftwerke sind weltweit in Betrieb, und fünfzig neue werden gerade gebaut. 

Welcher Debile macht denn so etwas? In dreißig Jahren ist das Uran sowieso weltweit alle – so die Medien – und dann stehen die Atomruinen nutzlos herum. Das Problem der radioaktiven Endlagerung kann keinesfalls gelöst werden und die Atomgläubigen sitzen auf todbringenden Müllhalden. Und überhaupt – Kernkraftwerke können nicht kostengünstig gebaut werden, das klappt nur bei deutschen Flughäfen, Kanzlerämtern, Opernhäusern und Windrädern. Deshalb muss Kernenergie im Gegensatz zu den Erneuerbaren angeblich subventioniert werden. 

Und dann sind da noch die Finnen, die spinnen. Ohne deutsche Journalisten zu fragen, wagen sie es, ihr Endlager für hochradioaktiven Müll Onkalo 2023 in Betrieb zu nehmen. Und das, obwohl der Bau eines Endlagers unmöglich ist. Für die deutsche Haltung zur Kernenergie haben die Finnen sogar ein eigenes Wort: „Besserwisser“ heißt auf Finnisch nämlich „Besserrrwisserr“. Von den Vorreitern in Deutschland hat noch gar keiner bemerkt, dass vor ihm am Horizont in Sachen Endlager die Finnen reiten. 


11.04.2023:

Noch 5 Tage Kernkraft in Deutschland: Die schwarzen Kernenergieunterstützer – Ökonomie und Physik neu erfunden.

Die Landesgruppe der CSU fordert in einem Papier, Deutschland müsse die Energieversorgung sicherstellen: „weg von ideologischen Debatten über vermeintliche Moralenergien und hin zu einer Stärkung echter Vernunftenergien, um Blackouts zu verhindern und den Greenout in Deutschland zu beenden“.

Da bedarf es einiger Begriffserklärungen. 

Moralenergie wird in Klimawattstunden gemessen und besteht zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie ohne Spuren von Kohle, Gas, Öl und Kernkraft. Moralenergie kann von Windrädern und Solarpaneelen ohne Rechnung erzeugt werden und auch verlorengehen, wenn Kernkraftwerke das Netz verstopfen. Für Moralenergie gelten die Hauptsätze der Wärmelehre nicht.

Vernunftenergie kommt aus Bayern, darf keine Spuren von Denkverboten enthalten und wird auf einem neu zu erfindenden CSU-Bundesenergieforschungscampus erfunden. Es scheint sogar echte und unechte Vernunftenergien zu geben. „Sie besteht aus einem Mix aus erneuerbaren Energien, neuen Energiequellen wie Wasserstoff (die Quellen müssen noch gefunden werden), der Erschließung heimischer Gasvorkommen (nicht in Bayern, am besten in anderen Erdteilen) und neuer Forschung an der Weiterentwicklung der Kernenergie in beiden Bereichen, der Kernspaltung und der Kernfusion“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. „Dafür wollen wir einen neuen Bundesenergieforschungscampus einrichten für Spitzenforschung ohne Denkverbote.“ Hurra, endlich will mal jemand die Bundesenergie ohne Denkverbote erforschen. Dann steht ein CSU-Durchbruch bei der Kernfusion unmittelbar bevor.

Wieder mit den irren Sozen in die Koalition 

Sogar ein neues Atomkraftwerk soll gebaut werden. Na ja, kein richtiges. Sondern in erster Linie zu Forschungszwecken – also nicht zur Stromerzeugung. Da sieht man’s: Christsoziale Energiepolitik funktioniert voll ohne Denkverbote.

Blackouts ist die Mehrzahl von Blackout – aus dem Englischen – zu Deutsch: „Schwarz aus“ und steht umgangssprachlich für komplette landesweite Stromausfälle. Blackouts müssen verhindert werden – wo kämen wir denn hin, wenn es mit den Schwarzen in Deutschland aus wäre. Das kann nach dem neuen Wahlrecht aber leicht passieren, nämlich dann, wenn die CSU bundesweit unter fünf Prozent bleibt. Da nützen ihr auch 40 Direktmandate nicht. Merz kichert schon.

Blackout steht aber auch für Gedächtnisverlust – insofern hat die CSU schon einen Blackout – nämlich ganz vergessen, dass die CDU/CSU unter Kanzlerin Merkel es war, die den Kernenergie-Salto rückwärts in den Kernenergieausstieg vollzog. Nichts ist vergessen: 16 Minuten standing ovations für Merkel – auch von der CSU.

Greenout ist die Einzahl von Greenouts – aus dem Englischen – zu Deutsch: „Grün aus“ und meint umgangssprachlich einen Kater nach einer Cannabisüberdosis. Das scheint ein deutsches Phänomen zu sein, da der Greenout laut CSU in Deutschland beendet werden muss. Vielleicht aber meint die CSU, dass Greenout ein Abfallen der Grünen in der Wählergunst unter die 5-Prozent-Klausel bedeutet, und hat Sorge, dass ihr der künftige Koalitionspartner wegbricht. Dann müssten sie wieder mit den irren Sozen in die Koalition. Lauterbach und Faeser würden weiterhin Minister bleiben und Scholz würde Vizekanzler. 

Saurer Wein in Turbo-Schläuchen

Die CSU will mit „Turbo-Genehmigungsverfahren“ die Ausbauziele von neuen Anlagen für „Wasserkraft, Fotovoltaik, Windenergie, Geothermie und Bioenergie in einer noch höheren Geschwindigkeit erreichen“. Das ist zu großen Teilen abgeschriebener Unfug vom CDU/CSU „Energiewende-Turbo“ aus dem Laschet-Wahlkampf des August 2021. Es lohnt, sich das peinliche Gestammel des Turbo-Dreamteams im Video der Pressekonferenz (Link)* anzutun. Kabarett pur – sinkende Strompreise, wirre Ausbauziele und das ständige Verwechseln von Leistung und Arbeit beim Jonglieren mit Megawatt und Terawattstunden.

Und wie will die CSU nun den schon vor zwei Jahren gescheiterten Turbo neu zünden? Natürlich mit dem Geld der Steuerzahler: neue Superabschreibungen und einem Bonus von 20 Prozent der Investitionskosten als Zuschussförderung für Sonnenkönige, Windfürsten und Hedgefonds. 

Und dann hat die CSU noch eine zündende Idee: „Mit südeuropäischen und nordafrikanischen (neudeutsch: westasiatischen) Ländern könnte durch Terminals an Mittelmeerhäfen und Pipelines über die Alpen die „Voraussetzung für den Aufbau einer eigenen Wasserstoffproduktion“ entstehen. Leider hatte der Genosse Greenout Habeck diese Schnapsidee schon lange vor ihnen.

Vernunftenergie und die Ideen der CSU – das ist so schwachsinnig, das kannst du dir nicht ausdenken.


12.04.2023:

Noch 4 Tage Kernkraft in Deutschland: Kernkraftausstieg – hinterm Horizont geht’s weiter.

Wir hatten auf der Achse berichtet, dass der Dual Fluid Reaktor die völlig vergurkte Energiewende retten könnte und dafür allerhand Widerspruch geerntet. Einige Leser waren der Meinung, dass Kernenergie gar nicht geht. Andere kritisierten die Energieversorger, dass sie die Gewinne einstreichen und die Entsorgung dem Steuerzahler anlasten. Dabei scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein, dass der Staat bereits 2016 die Entsorgungsrückstellungen der EVUs einkassiert und die Verantwortung für die Endlagerung übernommen hat. Das waren immerhin fast 24 Milliarden Euro, auf die speziell die Grünen immer scharf waren. Sechs Milliarden Risikozuschlag waren einbegriffen. Die von den EVUs überwiesenen Milliarden sind in der Hand des Staates natürlich mit Lichtgeschwindigkeit verdunstet, und nun muss der Steuerzahler tatsächlich die Entsorgung bezahlen. 

Die Kernenergie bekommt derzeit prominente Argumentationshilfe – nämlich von dem bei Grünen und Linken hochbeliebten Multimilliardär Bill Gates. Deutsche Medien berichten: „Umstrittene Technologie – Bill Gates setzt im Kampf gegen den Klimawandel auf Atomkraft. Der Microsoft-Gründer fordert massive Investitionen in den Klimaschutz und hält die Kernkraft dabei für unerlässlich.

Bill Gates will beim Kampf gegen den Klimawandel eingreifen und dazu in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in Start-ups und andere Projekte investieren. Es gelte, mit Innovation eine Klimakatastrophe zu verhindern, sagte er dem Handelsblatt

In dem Interview begräbt Bill Gates ganz nebenbei auch gleich ein wesentliches Axiom der deutschen Energiewender: „Deutschland habe der Welt mit der Subvention des Solarpanels zwar „einen großen Gefallen getan“, sagte Gates. Allerdings reichten Solar- und Windenergie wegen ihrer Unzuverlässigkeit bei der Stromerzeugung bei Weitem nicht aus. Die von Umweltschützern abgelehnte Kernkraft sei deshalb unerlässlich.

Gut gemeint, klappt aber nicht

Das bedeutet, dass die deutsche Doppelwende des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle gleichzeitig zwar gut gemeint ist, aber leider nicht klappen wird. Wie sagte doch der Energie-Doppelwender Herr Altmaier? „Wir haben vor etwa zehn Jahren… den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Im Jahre 2022 werden die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen. Wir haben jetzt gemeinsam beschlossen, dass wir bis spätestens 2038, vielleicht schon bis 2035, ebenfalls aus der Kohleverstromung aussteigen. Auch das macht kein anderes vergleichbares Industrieland“. 

Mit Recht, Herr Ex-Minister Altmaier, mit Recht macht das kein anderes Industrieland. Weil es aus physikalischer Sicht Blödsinn ist und weil damit unglaubliche Ressourcen durch den Schornstein gejagt werden. 

Selbst die Grünen in Finnland befürworten die Kernenergie. In Finnland ging im letzten Jahr ein neuer Reaktor in Betrieb und dieses Jahr wird das finnische Endlager für hochradioaktive Abfälle Onkalo in Olkiluoto eröffnet. Zwei weitere finnische Reaktoren sind in Planung. Damit sind auch aus Sicht der finnischen Grünen die Voraussetzungen dafür geschaffen, mithilfe der Kernenergie die Umstellung auf nicht fossile Energieträger zu schaffen: „Wir sind auf gutem Wege mit unserer Energiepolitik“, sagt der grüne Abgeordnete Atte Harjanne. Dieser Meinung sind die finnischen Grünen allerdings erst seit letztem Jahr.

Die Kernkraft ist nicht am Ende, sondern am Anfang – mit oder ohne Deutschland

Gar nicht davon zu reden, dass mehrere Nachbarstaaten Deutschlands Kernkraftwerke in der Planungspipeline haben (hier); (hier); (hier). Und ganz abgesehen davon, dass derzeit weltweit über 50 neue Kernkraftwerke im Bau sind. Und weiterhin davon abgesehen, dass von vielen Ländern neue Reaktortechnologien entwickelt werden. Die Kernkraft ist nicht an ihrem Ende, sondern an ihrem Anfang. Und es ist der Welt ziemlich egal, ob mit oder ohne Deutschland.  

Man stelle sich vor – noch vor 10 Jahren hatte Deutschland eine Flotte von 17 Weltspitze-Kernkraftwerken im geschätzten Wert von über 30 Milliarden Euro – kein Mensch weiß das so genau –, die etwa ein Drittel der Elektroenergie des Industriestandortes Deutschland zu vernünftigen Strompreisen produzierten. 

In nicht allzu ferner Zeit werden die geprellten Deutschen anfangen, bange Fragen zu stellen: „Wer waren eigentlich die „WIR“, die diesen Unfug beschlossen haben?“ Es ist anzunehmen, dass die WIR-Beschließer allerdings dann längst mit ihren angesparten „Aufwandsentschädigungen“, auch Diäten genannt, im Jumbo-Oberdeck auf dem Erste-Klasse-Platz 13A in ferne sonnige Gefilde emigriert sind.


13.04.2023:

Noch 3 Tage Kernkraft in Deutschland: Der Fadenriss – vom schwierigen Wiedereinstieg.

Am 15. April 2023 wird der größte Sieg aller Grünen, Linken und Woken errungen sein: Die drei letzten Kernkraftwerke Deutschlands gehen für immer außer Betrieb. 40 Jahre haben die grünrotschwarzgelben Maschinenstürmer gegen eine Spitzen-Technologie gekämpft, die noch vor zwölf Jahren in Deutschland fast ein Drittel des Strombedarfs deckte. Die Kernkraftgegner haben einen Grund zum Feiern, vielerorts werden die Sektkorken knallen. 

Wenn ich als junger Kerl bei einem hübschen Mädchen punkten wollte, prahlte ich damit, Reaktoroperator in einem Kernkraftwerk zu sein. Das löste bei den Mädchen oft die Assoziation des Captain Kirk im Kontrollraum der Enterprise aus. Was ja auch irgendwie stimmt – wer schon mal die Leitwarte eines Kernkraftwerkes gesehen hat, weiß, was ich meine. Ich hatte Kernenergie studiert, weil ich am Image der Beherrscher dieser Spitzentechnologie teilhaben wollte. Die Studiengänge Kernenergetik waren voll. Auch wenn es nur jeder Zweite bis zum Diplom schaffte. Kernenergie war immer schon ein dickes Brett.

Die Zeiten haben sich geändert. Ein Kollege musste seinen kleinen Sohn die Schule wechseln lassen, weil ein grüner Lehrer nicht zu stoppen war, das Kind wegen der Beschäftigung seines Vaters bei der Atommafia zu mobben. Das ist nicht überall so, aber Deutschland ist Vorreiter beim Miesmachen der Kernenergie. Ich habe in armen Ländern wie Indien und Pakistan gearbeitet, die auch Kernkraftwerke betreiben. Wenn ich dort sage, dass ich im KKW arbeite, bietet man mir im Bus einen Sitzplatz an. 

Heute ist Deutschland Vorreiter beim Strompreis

Welcher hoffnungsvolle Jugendliche will heute noch Kernenergetik oder Kernphysik studieren? Ein dickes Brett bohren, um am Ende einen Job beim Abriss eines Kernkraftwerkes zu bekommen und von seinen Mitmenschen schief angesehen zu werden? Dann doch lieber „was mit Medien“. Noch vor zehn Jahren hielt ich Gastvorlesungen an verschiedenen Hochschulen im Bereich Kernenergie. Nach und nach änderte sich die Nationalität der Studenten. Bei meiner letzten Vorlesung an der Göteborger Chalmers-Universität gab es noch zwei Europäer, der Rest kam aus Asien. Die Studienrichtungen in Deutschland sind heute fast alle eingestellt. Eine Technologie stirbt, wenn sie keinen Nachwuchs mehr bekommt. Ein Land verlernt schnell. 

Dazu kommt, dass in Deutschland die Kernenergiefeindlichkeit Gesetzescharakter hat. Ab dem 1. April 2023 ist in Deutschland die gewerbsmäßige Stromerzeugung aus Kernenergie per Atomgesetz verboten. Ebenso die Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen. Welche Industrie hält unter solchen Umständen Entwicklungs- und Fertigungspotenzial für Komponenten einer verbotenen Technologie vor? Deutschland war mit Siemens mal Vorreiter bei der Konstruktion, Fertigung und Bau von Kernkraftwerken. Vorbei, heute ist Deutschland Vorreiter beim Strompreis.

Die Holländer betreiben ihr altes Kernkraftwerk Borssele, Baujahr 1972, mit 480 Megawatt sicherlich nicht, weil es ökonomisch so einträglich ist. Borssele braucht nämlich genauso viel Personal, der wesentlichste Kostenfaktor in einem KKW, wie das Kernkraftwerk ISAR 2 mit 1.450 Megawatt. Die Personalstärke ist nicht leistungsabhängig. Die Holländer betreiben Borssele, um den Fadenriss zu verhindern. Sie werden selbst in der Lage sein, ihr geplantes neues Kernkraftwerksprojekt durchzuführen, weil sie die Kompetenz dafür im Lande haben. Die brauchen sie nämlich auch dann, wenn sie das KKW aus Südkorea, Russland oder den USA importieren. 

Prognose: Das letzte Wort zur Kernkraft in Deutschland ist noch nicht gesprochen

Die derzeitig größte Gefahr für die Kernkraftsicherheit in Deutschland sind die ahnungslosen Politiker der Ampel-Regierung. Sie haben keine technische Bildung und können wohl nicht einmal rechnen. Sonst würden sie nicht so unerreichbare Ziele verkünden. Herr Graichen, ein Staatssekretär im BMWI, verkündete einmal, dass die 15 Millionen Elektroautos im Jahre 2030 als Speicher dienen werden. Wie bitte? Wenn das so werden soll, müssen täglich 5.000 Elektroautos in Deutschland verkauft und 5.000 rückladefähige Ladepunkte installiert werden. Wäre ich Habeck, würde ich einen solchen Dilettanten sofort feuern. Aber Habeck kann ja selbst nicht rechnen. Will er seine eigenen selbstgesteckten Ausbauziele – die auch der Bundeskanzler verkündet hat – bis 2030 erreichen, müssten täglich 5 Windkraftanlagen an Land und täglich 500 Solaranlagen zugebaut werden. Das entspricht einer Verfünffachung des Ausbautempos von 2022.

Ich wage mal eine Prognose: Das letzte Wort zur Kernkraft in Deutschland ist noch nicht gesprochen. Irgendwann, wenn auch dem Letzten klar wird, dass Wind und Sonne ein Industrieland nicht mit ausreichend Energie versorgen können, wird das verantwortungslose Parteiengezänk und der Hickhack um die Kernenergie wieder losgehen. Diesmal werden es die Grünen sein, die den Wiedereinstieg in die Kernenergie fordern. Mit welcher Energiequelle sonst wollen sie ihre Wasserstoffwirtschaft antreiben? Doch dann wird es richtig schwierig. Denn die Kernkraftgegner haben in Deutschland ganze Arbeit geleistet. Der Faden ist gerissen. Es wird viele Jahre dauern, die verlorene Kompetenz wieder aufzubauen. 


14.04.2023:

Noch 2 Tage Kernkraft in Deutschland: Kernenergie in Deutschland – der Leidensweg (Хождение по мукам). Das können Sie nicht lesen? Klärt sich gleich auf.

Lieber Leser, „Хождение по мукам“ – wenn Sie das lesen können, dann sind Sie aus der DDR. Und wenn Sie das übersetzen können, haben Sie wahrscheinlich in Moskau studiert. Es spricht sich aus: „Choschdenije po mukam“ und es handelt sich dabei um den Titel einer Romantrilogie: „Der Leidensweg“ von Alexei Tolstoi. 

Warum fängt der Haferburg mit dieser alten Kiste an?, werden sich die geneigten Leser fragen. Nun, weil der Titel so wunderbar in die Geschichte der Kernenergie in Deutschland passt.

Kernenergie in der DDR

In der DDR gehörte die Kernenergie von Anfang an zur Staatsdoktrin. Kernenergie in der DDR war politisch. Kernenergie war in der DDR etwas Russisches, aus der Sowjetunion, von „den Freunden“ und deshalb per se gut und positiv. Und alles, was in der DDR offiziell als positiv eingeordnet war, durfte im Umkehrschluss nicht negativ gesehen werden. Wer gegen Kernenergie war, kam ins Kaschott. 

Ich erinnere mich noch gut an die fieberhafte Suche der Stasi nach einem jungen Burschen, der einen Anstecker getragen haben soll, auf dem stand: „Kernkraft, nein danke“. Wir alle wurden hochnotpeinlich befragt, ob wir das staatsfeindliche Element gesehen hätten. Sie haben ihn aber nicht gekriegt.

Die Partei, die diese Kernkraftideologie betrieb, sitzt heute unter dem Decknamen „Die Linke“ im Bundestag. 

Kernenergie-Euphorie in der Bundesrepublik

In der politischen Debatte seit den späten 1950er Jahren wurde in der Bundesrepublik die „friedliche“ Atomtechnik mit großen Zukunftshoffnungen verbunden. Die SPD beschwor 1959 in der Einleitung ihres Godesberger Programms die technikeuphorisch-prometheische Hoffnung, „daß der Mensch im atomaren Zeitalter sein Leben erleichtern, von Sorgen befreien und Wohlstand für alle schaffen kann, wenn er seine täglich wachsende Macht über die Naturkräfte nur für friedliche Zwecke einsetzt". So investierten die Staaten und die 1957 gegründete Europäische Atomgemeinschaft massiv in die Entwicklung eigener Reaktortechnik. Auch in der Bundesrepublik begann das 1955 neu gegründete Atomministerium, Forschungszentren aufzubauen.

Der Erforschung und friedlichen Nutzung der Kernenergie wurde in der Nachkriegszeit national wie auch international ein hoher Stellenwert als zukunftsorientiertem Wissenschaftsbereich eingeräumt, sah man in ihr doch eine Alternative zu den bisher verwendeten Energieträgern Kohle, Öl und Wasserkraft. Die Euphorie jener Jahre gipfelte darin, innerhalb der Menschheitsgeschichte die Nutzung der Atomenergie mit der Erfindung des Feuers auf die gleiche Stufe zu stellen. Diese Begeisterung für die Kernkraft teilte Franz Josef Strauß mit führenden Politikern der Opposition, die ihrerseits die neue Technologie auch als Mittel zur Überwindung sozialer und gesellschaftlicher Konflikte betrachteten.

Als zuständiger Ressortminister war Franz Josef Strauß seit 1955 für den Ausbau und die friedliche Nutzung der Kernenergie zuständig. Die in seinem Ministerium erarbeiteten Vorschläge zielten zwar in erster Linie auf die Bereiche Forschung und Wissenschaft, schlossen aber auch energiewirtschaftliche Überlegungen mit ein, zumal die Nutzung der Kernenergie als eine Alternative zu den bisher verwendeten Energieträgern Kohle und Wasserkraft angesehen wurde. Franz Josef Strauß blieb auch später als Bundesminister, Abgeordneter, Bayerischer Ministerpräsident und als Parteivorsitzender dem Bereich Kernenergie verbunden. Immer wieder betonte er neben der rein energiewirtschaftlichen Komponente auch die umweltpolitische Bedeutung der Kernenergie bei der Reduzierung des sogenannten „Treibhauseffekts“. 

1961 ging im Karlsruher Kernforschungszentrum der erste deutsche Eigenbau-Reaktor in Betrieb. Im selben Jahr speiste der Versuchsreaktor in Kahl den ersten Kernenergiestrom ins deutsche Netz. Im Jahr 1972 begannen die Kernkraftwerke Stade, Würgassen und Niedereichbach mit der Stromproduktion. 1974 ging der erste Block in Biblis mit 1.200 MW in Betrieb. Beim Bau dieser Kernkraftwerke kam es zu ersten lokalen Bürgerinitiativen gegen ihre Errichtung.

Atomstaat – der Gründungsmythos der Grünen

1975 gab es die ersten großen Bürgerinitiativen gegen den Bau des Kernkraftwerkes Whyl und zu ersten Demonstrationen, die von der Polizei unterdrückt wurden. Die Medien rückten das Thema in den Mittelpunkt. Knapp eine Woche später kamen etwa 28.000 Demonstranten nach Wyhl – aus dem ganzen Gebiet der Bundesrepublik sowie der Schweiz und Frankreich. Einigen davon gelang es, die Absperrung des Baugeländes zu durchbrechen und den Platz schließlich für neun Monate zu besetzen.

Das zeigte Wirkung: Schon im März 1975 wurde gerichtlich ein vorläufiger Baustopp verfügt. In den anschließenden mehrjährigen Gerichtsverfahren konnte juristisch jedoch nicht das endgültige Aus erwirkt werden. 

1976 kamen im schleswig-holsteinischen Brokdorf 30.000 Atomgegner zusammen. Im Gegensatz zu Wyhl blieb es hier aber nicht friedlich. Das Aufeinandertreffen von Aktivisten und Polizisten eskalierte – mit zahlreichen Verletzten auf beiden Seiten. In der Presse war die Rede von der „Schlacht um Brokdorf“.

Ihre Hochphase hatte die Anti-Atom-Bewegung in den 1970er Jahren. Nach den Protesten in Brokdorf richtete sich der Fokus auf das geplante Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen. 

1977 demonstrierten 40.000 Menschen in Kalkar am Niederrhein gegen die Fertigstellung des sogenannten „Schnellen Brüters“. Obwohl der Bau bis 1986 fertiggestellt war, wurde die Anlage nie angefahren.

Die Kalkarisierung des Schnellen Brüters

Die Politik begann das Potenzial der Anti-AKW-Bewegung zu erkennen und verbündete sich mit ihr. Man hat in Deutschland in den beginnenden Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts das Schnelle-Brüter-Projekt Kalkar mit einem ungeheuerlichen bürokratischen Aufwand „totgenehmigt“. Bis heute nennt man solche politischen Vorgänge – wenn mit dem Schein der Legalität Obstruktion betrieben wird – „Kalkarisierung“.

Für die Genehmigungsunterlagen von Kalkar wurden am Ende 10.000 Aktenordner nötig, nebeneinander aufgestellt wären das 800 laufende Meter Papier mit etwa 100 Millionen Stempeln und 3 Millionen Unterschriften. 

Die politische Wende erfolgte 1982, als die SPD die Wahl verlor und sich als Opposition populistisch auf den Schnellen Brüter einschoss, indem sie eine „Kohle-Vorrang-Politik“ ausrief. Auch das will die SPD heute nicht mehr wissen. Außerdem beschloss die SPD seinerzeit den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung des Kernbrennstoffes und einen Zubau-Stopp für Kernkraftwerke. Als sie in NRW die Landtagswahlen gewann – oha, heute undenkbar – sagte der zuständige SPD-Minister wörtlich, dass man „notfalls prozessieren werde, bis der sanfte Tod des Brüters einträte“.

Die Verweigerung der Betriebsgenehmigung des deutschen Schnellen Brüters wurde dann 1987 mittels Pressekonferenz von einem SPD-Minister bekanntgegeben. Es ist für Interessierte lohnenswert, den 115-Seiten-Bericht über dieses ideologisch motivierte Totalversagen zu lesen: „Der Schnelle Brüter SNR 300 im Auf und Ab seiner Geschichte“. 

Die roten Bedenkenträger und Abrüstungsbefürworter hatten mit dem Atomkriegsgespenst die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und letztlich die Unterstützung der Bevölkerung gewonnen. Schon 1977 demonstrierten 40.000 Menschen gegen das Projekt SNR 300 Kalkar. Das Polizeiaufgebot galt seinerzeit als das größte der Geschichte der Bundesrepublik. 

Rummelplatz und Hotel anstelle des Kernkraftwerks

Mit der Investitionsruine von Kalkar wurden 6,5 Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Das fertiggestellte Projekt wurde nie in Betrieb genommen. Und dann geschah etwas für Deutschland Typisches – das Umschmieden nicht von Schwertern zu Pflugscharen, sondern von Industrieobjekten zu Rummelbuden.

Der frische Reaktorkern wurde in Frankreichs La Hague zerlegt und der Kernbrennstoff in MOX-Brennelementen verarbeitet, die in den deutschen herkömmlichen Kernkraftwerken leise weinend zur Stromerzeugung verwendet wurden. Der Abriss von Kalkar – alles war ja mehr als grundsolide gebaut – hätte 75 Millionen Euro gekostet, was dem Staat nach der Verschwendung von 6,5 Milliarden Euro viel zu teuer war. So begann das langsame Verschleudern der neuen Maschinen und Teile. Das meiste wurde allerdings verschrottet. 

Die Gebäude selbst wurden per Zeitungsannonce angeboten. Irgendwann kaufte ein niederländischer Investor das Gelände und wandelte es in den Vergnügungspark „Wunderland Kalkar“ um. Der Kaufpreis des Geländes samt Gebäude soll unsicheren Angaben zufolge 2,5 Millionen Euro betragen haben – ein verschwindend geringer Anteil des verbauten Sachwerts. Es gibt im einstigen Kernkraftwerk Kalkar heute ein All-Inclusive-Hotel mit 1.000 Betten und Tagungsräumen. Der „Kernie’s Familienpark“ verfügt über mehr als 40 Rummel-Attraktionen für Jung und Alt. Vom Kernkraftwerk selbst ist ein gruseliges „Brüter-Museum“ geblieben. Derzeit werden immer noch ein paar Eisenteile des Kraftwerks ausgebaut und verschrottet. 

Antiatom – die große Klammer der Grünen

Die Anti-Atombewegung schwappte schon in den sechziger Jahren aus den USA nach Europa und auch Deutschland und traf dort auf die deutsche Gründlichkeit. „Am 28. Dezember 1971 trafen sich in Straßburg Vertreter von etwa 50 Antikernkraftinitiativen aus verschiedenen Ländern; eine antinukleare Internationale war im Entstehen. Noch immer kamen dabei wichtige Anstöße aus den USA. David Brower (1912–2000), eine charismatische Gestalt der amerikanischen Bewegung zum Schutz der Wildnis, gründete 1969 mit Friends of the Earth die erste internationale Umweltorganisation. Fern der bisherigen Wildnis-Romantik konzentrierte sich diese auf den Kampf gegen die Kerntechnik“.*

Am hemmungslosesten konnten maoistische K-Gruppen ihren Radikalismus gegen die Atomkraft austoben, denn Kernkraftwerke wurden in der Regel in abgelegenen bäuerlichen Gebieten errichtet, wo sie das Landleben störten. Das Kampfbündnis mit den Bauern besaß einen maoistischen Zug. Aber unter bundesdeutschen Verhältnissen bestand es doch vorwiegend in der Phantasie. Bauern blockierten zwar Zufahrtsstraßen mit Treckern, wurden jedoch durch förmliche Schlachten mit Polizeieinheiten, wie sie sich vor allem 1977 bei den Bauplätzen von Brokdorf und Grohnde abspielten, nur abgeschreckt.“*

„Das Horrorszenario eines verzweifelten Kampfes um das nackte Leben gegenüber einem erbarmungslosen ‚Atomstaat‘ – so der Titel eines Bestsellers von Robert Jungk (1977) – erwies sich als theatralische Phantasie“.*

Die freie Republik Wendland – wenn das die Reichsbürger wüssten

Zum historischen Höhepunkt der deutschen Antiatomkraftbewegung wurde der Widerstand gegen das Gorleben-Projekt, den Plan der damals größten Wiederaufarbeitungsanlage der Welt. Unter der Parole ‚Gorleben soll leben‘ setzten sich die Anhänger der Gewaltfreiheit durch. Wie bei Wyhl kam eine Gemeinsamkeit mit vielen Bauern der Region zustande, und mehr noch als dort wurde der Kampf gegen das Atomprojekt im abgelegenen Wendland zugleich ein Kampf für die Erhaltung einer noch relativ urwüchsigen Landschaft. Im Wendland wurde die Anti-AKW-Bewegung, der es zunächst lediglich um technische Sicherheit gegangen war, zu einer ‚Umweltbewegung‘ im vollen Sinne. Die ‚Freie Republik Wendland‘, wo man im Wald mit ‚alternativen‘ Lebensformen experimentierte, wurde zur grünen Legende“.*

In der Zeit der Wende – des Zusammenbruchs der bankrotten DDR – verband sich die Anti-Atomkraftbewegung mit der Friedensbewegung. Doch im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nabelt sich die Grüne Bewegung gerade wieder von der Friedensbewegung ab. 

Der Leidensweg

Vom Anfang bis heute ist deutlich zu erkennen, dass sich die Dauerhaftigkeit und der Erfolg der deutschen Antiatomkraftbewegung nicht nur aus inneren Strukturen des Protests erklären, sondern auch aus Wechselwirkungen zwischen Bürgerprotest, Medien, Politik, Verwaltung, Justiz und Wissenschaft. Diese Dynamik verbindet die bundesdeutsche mit der amerikanischen Umweltbewegung. Zugleich erkennt man den Unterschied zu Ländern wie Frankreich und Japan, wo es zwar an Protest aus der Bevölkerung nicht fehlte, sich eine dynamische Wechselwirkung zwischen den genannten Akteuren und Instanzen aber weit weniger entwickelte. Der Protest gegen die Atomkraft wurde das entscheidende Bindeglied zwischen der 68er-Studentenrevolte und der Umweltbewegung; ohne sie wäre auch der Erfolg der Partei der Grünen nicht zu erklären. Dass in der Bundesrepublik die international stärkste Antiatomkraftbewegung und ebenfalls die stärkste grüne Partei entstanden, steht offenkundig in einem kausalen Zusammenhang“.*

Die mit * gekennzeichneten Passagen stammen aus: „Eine kurze Geschichte der deutschen Antiatomkraftbewegung“ von Joachim Radkau. 

Bis zum bitteren Ende

Eigentlich müsste in diesem Beitrag auch das absurde politische Hickhack der Merkel- und der Ampelregierung um die Kernkraft beschrieben werden. Dies ist aber in anderen Beiträgen dieses Countdowns schon gewürdigt worden. 

Der Frühling kommt, die Waschlappen- und Kurzduschaufrufe vom Herbst sind vergessen. Wer auf ein Minimum von Restvernunft bei den führenden Politikern gehofft hat, wird morgen Nacht bitter enttäuscht werden. Wer auf Einsicht bei den Anti-Atom-Taliban hoffte, wird sehen, dass sie keine Gefangenen machen. Mitten in einer veritablen Energiekrise drei moderne Großkraftwerke zu verschrotten, grenzt nicht an Irrsinn, sondern ist Irrsinn. Die Energiewende ist nicht durch die vorhergehende Regierung „verschlampt“ worden, wie von den Einfältigen immer behauptet wird. Es dauert einfach so lange, ein Energiesystem umzubauen. Bis heute schafft es die Ampel nicht, das Ausbautempo der Windenergie zu Zeiten der Merkelregierung auch nur annähernd zu erreichen. Genützt hat es ohnehin nichts.

Energiepolitik muss in Dekaden gedacht werden, weil es eine Dekade dauert, Kraftwerke zu planen, projektieren, zu finanzieren und zu bauen. Es dauert mehrere Dekaden, ein Stromnetz umzubauen. Deutsche Politiker denken Energiepolitik in dreieinhalb Monaten, wie der Kompromiss zur „Laufzeitverlängerung“ der letzten drei KKW beweist.

Die Energiepolitik in Deutschland ging schief, als sich die Politik mit der Anti-Atombewegung verbündete. Aber es ist ja nicht nur die Kernenergie. Die politischen Glaubenskrieger führen einen Kreuzzug gegen die wichtigsten Energiequellen Kern- und Fossilenergie und damit gegen den Wohlstand ihrer eigenen Bevölkerung. Abermilliarden wurden unwiederbringlich vernichtet. Geld, das heute an allen Ecken und Enden fehlt. Und es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Es muss wohl erst noch viel schlimmer kommen, ehe es wieder besser werden kann.

Am 15. April 2023 um 24:00 Uhr ist der Leidensweg der deutschen Kernenergie an seinem Ende angelangt. Vorläufig.


15.04.2023:

Der letzte Tag Kernkraft in Deutschland: Eine Kugel Eis.

Ich möchte diesen letzten Beitrag zum Countdown mit einem afrikanischen Märchen einleiten, das ich irgendwo gehört habe, das aber noch nicht einmal die künstliche Intelligenz der Suchmaschine Bing im Netz finden konnte. Seither zweifle ich, ob künstliche Intelligenz nicht qualitätsmäßig so etwas ist wie Telefonsex. 

Also erzähle ich die Geschichte aus dem Gedächtnis und erfinde einfach die Namen der Protagonisten nach meiner Fantasie. Mir ist bewusst, dass dies als kulturelle Aneignung missverstanden werden wird. Ich weigere mich trotzdem, den aus Diktaturen überkommenen Disclaimer voranzuschicken, dass ich es gar nicht so gemeint habe, sondern so, wie es die Missversteher für richtig halten. Ich habe es so gemeint, wie ich es gemeint habe.

Die Geschichte geht so:

Das Volk der Kijinga lebte in der großen Savanne von der Rinderzucht. Doch den Rindern ging es schlecht, sie waren abgemagert, weil sie kein frisches Gras mehr fanden. Es hatte seit zwei Jahren nicht geregnet, der Fluss war eine ausgetrocknete Gesteinshalde. Das war schon öfter passiert, aber diesmal schien es besonders schlimm zu sein. Alle Gebete und Zauber des Schamanen hatten nicht geholfen. Und zur letzten Wasserstelle war es fünf Stunden weit zu gehen.

Kiswahili, die Enkeltochter des Schamanen Mkuu wa Kijani, ging jeden Tag mit dem alten Kanister auf dem Kopf zur Wasserstelle, um Wasser für die Familie zu holen. Sie war ein seltsames Mädchen, sah oft seltsame Dinge, die andere nicht sahen, und seit der Trockenheit war sie nicht mehr in die Dorfschule gegangen. 

Am Wasserloch angekommen, füllte sie ihren Kanister, als sie plötzlich im trüben Wasser ein Gesicht erblickte. Das sprach zu ihr: „Kiswahili, willst du, dass es regnet?“ Kiswahili nickte, das heißt, sie schüttelte den Kopf, weil bei den Kijinga das Nicken ein Kopfschütteln ist. Das Gesicht sprach weiter: „Willst du meinen Rat, wie alles ganz einfach wieder gut wird und es den Kijinga wieder herrlich gut geht?“ Die heiße Sonne brannte so heiß auf Kiswahilis Kopf, dass er weh tat. Kiswahili fragte: „Wer bist du?“. Das Wasser kräuselte sich, und das Gesicht sagte: „ich bin Swahili, der Gott aller Wasser. Und ich sage dir, es wird alles gut, wenn die Kijinga ihre Sünden büßen. Es gibt keinen anderen Weg“ 

Kiswahili sagte: „Wir sind einfache Leute. Was haben wir denn für Sünden getan?“ Wieder kräuselte sich das Wasser: „Ihr trinkt Wasser. Eure Rinder trinken Wasser. Das ist Sünde. Große Sünde. Die Savanne trocknet aus wegen Euch. Damit es wieder regnet, müsst ihr dafür büßen. Ihr müsst alle eure Rinder schlachten. Wirklich alle. Dann kommt der große Regen und die Götter werden Euch noch viel mehr Rinder schenken, dass es euch fürderhin gut gehe“. Das Wasser kräuselte sich, und das Gesicht verschwand. 

Im Kral angekommen, erzählte Kiswahili ihrem Onkel, dem Kijinga-Schamanen Mkuu wa Kijani, was sie gesehen hatte. Mkuu wa Kijani war tief ergriffen. Seine Nichte war eine Heilsbringerin, wie wunderbar für ihn und seine Position als Schamane der Kijinga. Sogleich verbreitete er die Nachricht unter den Kijinga. Einige erschraken so, dass sie an diesem Tag nichts mehr trinken wollten und Kopfschmerzen bekamen. Einer, der am Dorfrand wohnte und Asiyeamini hieß, sagte: „Was ist denn das für ein Unfug? Wo sollen denn die Rinder herkommen, wenn wir alle geschlachtet haben?“ Da wurde Mkuu wa Kijani ganz böse und führte die Dorfbewohner mit Knüppeln und Sensen vor die Hütte von Asiyeamini, auf dass sie ihn Mores lehrten. Asiyeamini wurde ordentlich verprügelt und seine Hütte niedergebrannt.

Tags darauf gab es ein großes Schlachtfest und die Kijinga stopften sich ein paar Tage die Bäuche voll, bis das viele Rindfleisch unter der Sonne stank und verbrannt werden musste. Mkuu wa Kijani hatte Regen angekündigt und alle warteten gespannt auf den Regen und die neuen Herden.

Und wenn sie nicht verhungert sind, dann warten sie noch heute.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leser. Als ich diese Geschichte hörte, fiel mir gleich Greta Thunberg ein (deshalb habe ich auch den Namen Kiswahili ausgewählt) und als Schamanen-Onkel fiel mir Eiskugel-Trittin ein (deshalb habe ich ja auch diesen seinen Namen Mkuu wa Kijani ausgewählt). So wie die Kijinga (deshalb habe ich ja den Namen Kijinga so ausgewählt) sich von einem seltsamen Mädchen verführen ließen, unterstützt von einem selbstsüchtigen fanatischen Onkel, ihre Lebensgrundlage zu zerstören, so lassen sich die Deutschen auch verführen, ihre alten Brunnen zuzuschütten, bevor die neuen Brunnen genügend Wasser geben. Deshalb sind sie auch hasa wajinga wajinga wajinga. Das ist auch Swahili und heißt Mambo – plemplem, oder besser „besonders dumme Dumme“.

In meiner Geschichte steht nicht, was die Kijinga mit dem Mädchen Kiswahili und dem Schamanen Mkuu wa Kijani gemacht haben, als sie merkten, dass sie Betrügern aufgesessen sind. Warum? Weil die Deutschen inzwischen auch gemerkt haben müssten, dass das mit der Kugel Eis nicht stimmte und sich Mkuu wa Kijani-Trittin trotzdem unbehelligt im Land der Geprellten bewegen kann. 

Heute Abend um 24:00 Uhr ist es so weit, die Rinder werden geschlachtet. Dann warten die hasa wajinga wajinga wajinga auf den ständigen Sonnenschein und den mit 5 Bf konstanten Wind. Das ist komplett Mambo.


Nachruf auf einen Freund

Mit großer Trauer vermelden wir das Ableben der

Kernkraft Deutschland

15. Juni 1961 bis 15. April 2023

Die Kernkraft arbeitete stets zuverlässig und sicher für das Wohlergehen der Bevölkerung, trotzdem wurde sie verachtet und am Ende gar verboten. Nun tragen wir sie zu Grabe.

Wir verlieren mit ihr eine sichere und preisgünstige Energiequelle für die Erzeugung von Grundlast zum Wohle der Bürger.

Das Ende schließt den Anfang ein. 

Was Nutzen bringt, wird nicht dauerhaft verboten sein.

Kernkraft, wir werden Dich und Dein Wirken stets in guter Erinnerung behalten. 

Die Achse des Guten

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Ein 40-jähriger Kreuzzug der Ignoranz und Verantwortungslosigkeit hat über die Erkenntnisse der Aufklärung triumphiert. Noch wissen die Kreuzzügler nicht, was für einen Pyrrhussieg sie errungen haben. 

Doch ab jetzt wird Strom noch knapper und noch teurer werden. Arbeitsplätze und Wertschöpfung werden noch schneller ins Ausland abwandern. Und der Vorgang ist irreversibel. Er wird sich in immer schnellerer Abfolge auf anderen Gebieten wiederholen. Der Feind Kernenergie ist weg, der nächste Feind ist schon in Sicht – das Auto. Dann kommt die Heizung, dann kommt die Urlaubsreise und dann kommt der Grillabend. Irgendwann werden die Leute fürs Ausatmen bezahlen sollen, ein persönliches CO2-Budget ist schon im Gespräch: „Ihr werdet nichts besitzen und glücklich sein“. 

Am Ende hockt ein Volk von veganen Kiffern in zugeteilten kalten Buden und wundert sich, wo der einstige Wohlstand und die einstige Freiheit geblieben sind.

Nichts über die mutwillige Zerstörung einer wunderbar nützlichen Technologie der Stromversorgung in Deutschland soll in Vergessenheit geraten – nicht die geisterfahrenden politischen Täter, nicht ihre gekauften Helfershelfer aus der Wissenschaft, nicht die willfährigen Büchsenspanner der Medien, nicht die ideologisierten Lehrer, die den ihnen anvertrauten Kindern Atom-Angst einjagten. Und leider auch nicht diejenigen Irregeleiteten, die mit den Maschinenstürmern sympathisiert haben, weil sie es nicht besser wissen konnten oder wollten. 

Alle bisher im Rahmen des Kernkraft-Countdown von Manfred Haferburg erschienenen Beiträge stellen wir heute als PDF-Broschüre hier ins Netz, mit wunderschönen Illustrationen von Archi Bechlenberg. Sie können sich diese Dokumenation ab sofort kostenlos herunterladen, ausdrucken und Ihren Enkeln dereinst vorlesen, welcher Wahnsinn in diesem Land anno 2023 grassierte.

Es gibt den geneigten Lesern aber auch die Möglichkeit,  es auszudrucken und zur Abmahnung an Politiker, Journalisten, Mietwissenschaftler, Einpeitscher oder Beamte aus ihrem Wahlkreis, ihrer Nachbarschaft oder ihrer Partei zu senden, die eigentlich ihre Interessen vertreten sollten und die ihre Aufgabe so schmählich vernachlässigt haben. 

Der Wind wird sich bald drehen. Sollen sie sich ruhig ein bisschen fürchten.