Essay
Warnung vor der Tyrannei

Viele Men­schen in Deutsch­land wagen es nicht mehr, of­fen ihre Mei­nung zu äus­sern, weil sie wis­sen, wel­che Keu­len ge­gen sie ­ein­ge­setzt werden, wenn sie vom vor­herr­schen­den Nar­ra­tiv ab­wei­chen. Die­se po­li­ti­sche Kul­tur der Angst ist schlicht un­de­mo­kra­tisch. Von Bassam Tibi

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anche Schweizer Leser könnten fragen, wa­rum die­ser Ar­ti­kel ü­ber das Nach­bar­land, mei­ne Wahl­hei­mat Deutsch­land, mit ei­nem Rück­­griff auf mei­ne ur­sprüng­li­che Hei­mat, Sy­rien, be­ginnt. Vie­le Le­ser in der Bun­des­re­pu­blik wer­den sich je­doch da­rü­ber freu­en, dass ein Mi­grant aus Sy­rien den Mut auf­bringt, Deutsch­land mit Sy­rien in Hin­blick auf die Kul­tur der Angst zu ver­glei­chen. Mei­ne ur­sprüng­li­che Hei­mat Sy­rien stand im 19. Jahr­hun­dert un­ter tür­kisch-os­ma­ni­scher Herr­schaft, das heisst, un­ter ei­ner Spiel­art der ori­en­ta­li­schen Des­po­tie. Der sy­ri­sche Den­ker des 19. Jahr­hun­derts, Abdul Rahman al-Kawakibi, ent­floh der Herr­schaft des tür­ki­schen Sul­tans Ab­dül­ha­mid und ging nach Kai­ro, wo er sein his­to­ri­sches Werk «Taba’i’ al-Istibdad» (We­sens­merk­male der Ty­ran­nei) schrieb. Zu Recht be­klag­te er sich über die Kul­tur der Angst, mit der sich die Ty­ran­nei durch­setzt. Ich be­ob­achte mit Sor­ge, wie sich eine ver­gleich­bare Kul­tur der Angst aus der Ty­ran­nei der herr­schen­den Mei­nung in Deutsch­land heu­te durch­setzt.

Parallelen zu Syrien

In diesem Zu­sam­men­hang möch­te ich auch mit Hil­fe ei­nes gro­ßen eu­ro­pä­ischen Den­kers des 19. Jahr­hun­derts, John Stuart Mill, be­haup­ten, dass die­se Ty­ran­nei ­kei­ne Ei­gen­art ori­en­ta­li­scher Des­po­tie ist. Auch in ei­ner De­mokra­tie kann Ty­ran­nei auf­tre­ten. Des­halb for­dert Mill in sei­nem Klas­si­ker «On Liber­ty», im Na­men der Frei­heit den «Schutz vor der Ty­ran­nei der herr­schen­den Mei­nung und Gesin­nung» zu ga­ran­tie­ren. Die­ses Werk wur­de nach dem Sieg über die Hit­ler-Dik­ta­tur 1945 in Zü­rich (Pan-Ver­lag) in ei­ner deut­schen Über­set­zung ver­öf­fent­licht und in Deutsch­land ver­brei­tet als Bei­trag zur De­mo­kra­ti­sie­rung der po­li­ti­schen Kul­tur. Mill kon­sta­tiert gleich zu Be­ginn, dass das Recht auf Re­de­frei­heit er­for­de­re, dass die vor­herr­schen­de Mei­nung «nicht berech­tigt ist, eine Per­son mund­tot zu ma­chen [. . . und] zum Schwei­gen zu ver­dam­men». John Stuart Mill weiss, dass die Mit­tel zu die­ser Un­ter­drückung unter­schied­li­cher Na­tur sein kön­nen. In Sy­rien gibt es Ge­fäng­nis­stra­fen für ab­wei­chen­de Mei­nun­gen – in der heu­ti­gen Bun­des­re­pu­blik gibt es die Angst da­vor, in ei­ne Ka­te­go­rie der outcasts der Rech­ten ein­ge­ord­net zu wer­den, mit der Fol­ge, aus­ge­grenzt zu wer­den. Die Aus­gren­zungs­mit­tel be­gin­nen mit der Be­schul­di­gung des «Po­pu­lis­mus», stei­gern sich zum Vor­wurf des «Rechts­po­pu­lis­mus» be­zie­hungs­wei­se je­nem, «rechts­ra­di­kal» zu sein.

Die Alter­native zum Extrem der Fremdenfeindlichkeit ist nicht die Idealisierung des Fremden.

Als sy­ri­scher Mi­grant in Deutsch­land weiss ich, was of­fene und ver­deck­te frem­den­feind­liche Dis­kri­mi­nie­rung ist. Die Mei­nungs­frei­heit, für die ich hier ein­tre­te, gilt nicht für Ras­sis­mus und Volks­ver­het­zung. Ich schrei­be die­sen Ar­ti­kel im Be­wusst­sein, dass je­der frem­den­feind­liche Rechts­ra­di­ka­lis­mus ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­heit ist. Es ist je­doch un­fair, die Ängs­te nor­ma­ler Bür­ger vor den so­zia­len und ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Fol­gen des Zu­stroms von zir­ka ei­ner Mil­lion Ar­muts- und Kriegs­flücht­lin­gen al­lein im Jahr 2015 mit dem ge­ne­rel­len Vor­wurf der Frem­den­feind­lich­keit zu be­le­gen. Demo­kra­ten müs­sen ei­ne ideo­lo­gie­freie Dis­kus­sion über die­se Ängs­te zu­las­sen und dies­be­züg­lich ein­räu­men kön­nen, dass nicht al­le Flücht­linge po­li­tisch Ver­folg­te sind, son­dern dass auch Ar­muts­flücht­lin­ge kom­men. Die­se brin­gen auch die po­li­ti­schen Kon­flik­te ih­rer Her­kunfts­län­der mit. Wenn man den Men­schen ver­bie­tet, frei darü­ber zu re­den, dann sprin­gen wirk­lich Rechts­ra­di­ka­le und Neo­na­zis ein und nut­zen wie Rat­ten­fän­ger ih­re Chan­ce auf Mo­bi­li­sie­rung.

Diese fol­gen­rei­che Ge­fahr kön­nen De­mo­kra­ten nur durch die Ge­wäh­rung des Rechts auf Re­de­frei­heit un­ter­bin­den. Die Zu­stim­mung zur Null­toleranz ge­gen­über rechts­ra­di­ka­ler Ge­walt darf nie ­eine Ein­schrän­kung der Re­de­frei­heit be­deu­ten. Gro­ße Tei­le der un­be­schol­te­nen Be­völ­ke­rung durch die von lin­ken und grü­nen Mei­nungs­ma­chern durch­ge­setz­te Kul­tur der Angst in Haft zu neh­men, ist je­der De­mo­kra­tie fremd.

Mit an­de­ren Worten: In die­sem Ar­ti­kel kri­ti­sie­re ich nicht nur die gren­zen­lo­se Zu­wan­de­rung nach Eu­ro­pa, son­dern auch rechts­ra­dika­le Frem­den­feind­lich­keit und die lin­ke Ideo­lo­gie. Bei­de Ideo­lo­gien, die rech­te und die lin­ke, ge­fähr­den die Re­de­frei­heit als ein Recht, oh­ne des­sen An­er­ken­nung kei­ne Ge­sell­schaft be­an­spru­chen kann, of­fen und zi­vil zu sein. Die Al­ter­na­ti­ve zum Ex­trem der Frem­den­feind­lich­keit ist nicht das Ge­gen­ex­trem der Idea­li­sie­rung des Frem­den. Unter den Leu­ten aus mei­ner Hei­mat Sy­ri­en, die nach Deutsch­land flüch­ten, be­fin­den sich auch man­che, die zu­vor ih­re Nach­barn er­mor­det ha­ben – nicht alle sind En­gel, In­ge­nieu­re und hoch­ge­bil­de­te Ak­ade­mi­ker, wie deut­sche Me­di­en sug­ge­rie­ren.

Auch Merkel wurde diffamiert

Ich habe als Mi­grant mit ara­bisch-mus­li­mi­schen Wur­zeln und auch se­mi­ti­schem Hin­ter­grund mit vie­len Deut­schen ge­spro­chen, die De­mo­kra­ten sind und von de­nen ich si­cher bin, dass sie nicht als Rechts­ra­di­ka­le ver­däch­tigt wer­den kön­nen. Sie ha­ben Angst davor, of­fen ihre Mei­nung äus­sern, eben weil sie wis­sen, wel­che Keu­len ge­gen sie ein­ge­setzt wer­den, wenn sie vom vor­herr­schen­den Nar­ra­tiv ab­wei­chen. Vie­le Men­schen mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund wie ich – 20 Pro­zent der deut­schen Wohn­be­völ­ke­rung – ha­ben durch­aus ähn­li­che Ängs­te.

Wer die Euphorie nicht teilt,
wird abgestempelt:

Rockkonzert in Düsseldorf
am 5. September 2015.
Bild: Manngold (Imago)

In die­ser At­mo­sphä­re müs­sen sich selbst die Ver­tre­ter der re­gie­ren­den Klas­se in Acht neh­men. Um dies zu il­lu­strie­ren, be­gin­ne ich mit der Bun­des­kanz­le­rin selbst, die Op­fer der be­klag­ten Kul­tur wur­de: Beim Be­such einer Schu­le brach­te An­ge­la Mer­kel ge­gen­über ei­ner ver­zwei­fel­ten pa­lä­sti­nen­si­schen Flücht­lings­schü­le­rin vol­les Ver­ständ­nis für de­ren Schick­sal auf, füg­te je­doch den po­li­tisch un­kor­rek­ten Satz hin­zu: «Wir kön­nen nicht alle Tau­sen­de aus den pa­lä­sti­nen­si­schen Flücht­lings­la­gern auf­nehmen.» In den Me­dien wur­den die Wor­te des Ver­ständ­nis­ses ge­stri­chen – es blieb der aus dem Kon­text ge­ris­se­ne Satz üb­rig. Der Bun­des­kanz­le­rin wur­de «mensch­li­che Käl­te und Herz­lo­sig­keit» so­wie man­geln­des Ver­ständ­nis für die Flücht­lin­ge vor­ge­wor­fen. Sie wur­de dif­fa­miert.

Ein an­de­res Bei­spiel ist der baye­ri­sche Mi­ni­ster­prä­si­dent Horst See­ho­fer, der an­ge­sichts der stei­gen­den Mi­gra­tion – bis Ende 2015 wird Deutsch­land ge­mäss Bun­des­amt für Mi­gra­tion rund eine Mil­lion Men­schen aus al­ler Welt auf­neh­men – öf­fent­lich sag­te: «Wir ha­ben die Gren­zen der Auf­nah­me­fä­hig­keit er­reicht.» In den ARD-Nach­rich­ten durf­te da­rauf­hin ein Po­li­ti­ker der Par­tei Die Lin­ke oh­ne Wi­der­spruch (man den­ke an die Her­kunft die­ser Par­tei) See­ho­fer als Ras­si­sten dif­fa­mie­ren. Auch das ZDF ver­such­te, See­ho­fer mit Zi­ta­ten («Deutsch­land ist nicht das So­zi­al­amt der Welt») zu ver­fe­men. See­ho­fer wehr­te sich mit dem Hin­weis, dass sol­che Zi­ta­te kon­text­frei zi­tiert wurden. Was ist ras­si­stisch an der Fest­stel­lung ei­ner be­grenz­ten Auf­nah­me­ka­pa­zi­tät?

Ein drit­tes Bei­spiel ist der deut­sche In­nen­mi­ni­ster Tho­mas de Mai­zière, der im Fern­se­hen sag­te: «Wir kön­nen nicht je­den, der sich ins Mit­tel­meer be­gibt, auf­neh­men.» Am näch­sten Tag lies­sen die Me­di­en ver­lau­ten, dass de Mai­zière «mit sol­chen Aus­sa­gen sei­ne Eig­nung für ei­ne Kanz­ler­kan­di­da­tur» ver­wir­ke. Der Mi­ni­ster lern­te schnell. Sein Kom­men­tar über die Tau­sen­de von Mi­gran­ten, die man­gels Wohn­raum in Zel­ten auf­ge­nom­men wer­den muss­ten, lau­te­te nun: «Wir sind ge­for­dert, nicht über­for­dert.» Er wie­der­hol­te die­se in­halt­lich fal­sche Aus­sa­ge mehr­fach wie ein Mu­ster­schü­ler. Da­bei kla­gen deut­sche Kom­mu­nen da­rüber, dass sie weit mehr als über­for­dert sei­en.

Deutsch­land hat eine Wohn­be­völ­ke­rung von über 80 Mil­lio­nen. Zwan­zig Pro­zent die­ser Wohn­be­völ­ke­rung hat Mi­gra­tions­hin­ter­grund, als ein in Da­mas­kus ge­bo­re­ner Sy­rer ge­hö­re ich da­zu. Es macht kei­nen Un­ter­schied, ob die­se Men­schen ei­nen deut­schen Pass be­sit­zen oder nicht. An­ders als Frank­reich oder die USA hat Deutsch­land kei­ne Tra­di­tion von citoyenneté / citizenship. Wir gel­ten als «Pass­deut­sche» (in mei­nem Fall: «Sy­rer mit deut­schem Pass»). Die Tat­sache die­ser wack­li­gen Ein­bin­dung in das deut­sche Ge­mein­we­sen ver­an­lasst uns Men­schen mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund, uns um un­se­re In­te­gra­tion zu sor­gen, wenn die Stim­mung von ver­ord­ne­ter Frem­den­lie­be in Frem­den­feind­lich­keit kippt. Vie­le Deut­sche, die mit mir – stets hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand – spre­chen, kla­gen über Zu­kunfts­äng­ste und Un­si­cher­heit. Wie kann ein im Ver­gleich zu den USA klei­nes Land wie Deutsch­land in ei­nem Jahr ei­ne Mil­lion Men­schen auf­neh­men, oh­ne ein Kon­zept der In­te­gra­tion, oh­ne ei­ne In­fra­struk­tur der Ein­bin­dung zu ha­ben? Vie­le der Ar­muts­flücht­­lin­ge kön­nen be­ruf­lich nicht ein­ge­glie­dert wer­den. Selbst die USA neh­men nicht ei­ne Mil­lion Men­schen pro Jahr auf. Über die ent­spre­chen­den ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Fol­gen frei zu spre­chen, ist auch im In­teres­se der Deut­schen mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund. Je­doch ver­bie­ten es Mei­nungs­herr­scher, die­se Pro­ble­me beim Na­men zu nen­nen.

Demokratie ist Angstfreiheit

Es wird von den Me­dien ei­ne all­um­fas­sen­de Har­mo­nie­kul­tur vor­ge­schrie­ben, die je­den ver­femt, der nicht mit­macht. Ich bin selbst fremd und ein Mi­grant so­wie ein ehe­ma­li­ger Acht­und­sech­zi­ger und Lin­ker. Auch ich habe Angst, wenn ich in mei­ner deut­schen Er­satz­hei­mat­stadt eth­nisch zu­sam­men­ge­setz­te Ju­gend­ban­den von Zu­wan­de­rern aus mei­ner Hei­mat se­he – de­nen ich aus dem Weg ge­he.

Die sach­liche De­bat­te muss von die­ser Sach­la­ge ausgehen: Es gibt ei­ne glo­ba­le Flucht­be­we­gung. Auf dem Welt­flücht­lings­tag in Ber­lin am 20. Juni die­ses Jah­res ­wur­de die Zahl von welt­weit 56 Mil­lio­nen Flücht­lin­gen be­kannt­ge­ge­ben. Ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter ist die­se Zahl auf 60 Mil­lio­nen ge­klet­tert. Ei­ni­ge Mil­lio­nen von ih­nen wan­dern il­le­gal nach Eu­ro­pa ein, haupt­säch­lich über zwei Rou­ten: er­stens über den Bal­kan, aus der Tür­kei und Grie­chen­land kom­mend, zwei­tens aus Li­byen über das Mit­tel­meer nach Ita­lien. Die­se il­le­ga­len Zu­wan­de­rer ge­ben of­fen Deutsch­land als Ziel an, weil welt­weit be­kannt ge­wor­den ist, dass die­ses Land pa­ral­lel zur Zu­wan­de­rung ­ei­ne Auf­nah­me in das gross­zü­gi­ge S­ozi­al­sy­stem er­mög­licht.

Das zen­tra­le Pro­blem sind nicht die kri­mi­nel­len Schleu­ser­ban­den, son­dern Deutsch­land selbst, das we­der ein Ein­wan­de­rungs­kon­zept noch ei­ne Stra­te­gie für den Um­gang mit Flücht­lin­gen hat. Es sei klar­ge­stellt: Je­de Will­kom­mens­kul­tur ist no­bel, und ich be­grüs­se die­sen Wan­del von Her­zen. Doch wenn die For­mel «Refugees Welcome» ein Ein­wan­de­rungs­kon­zept er­setzt und pa­ral­lel da­zu die be­nö­tig­te In­fra­struk­tur für die Ein­glie­de­rung der Zu­wan­de­rer fehlt, dann bleibt es bei den Sprech­bla­sen der Mei­nungs­herr­scher, die je­den Ab­weich­ler ver­fe­men. Die­se po­li­ti­sche Kul­tur der Angst ist schlicht nicht de­mo­kra­tisch.

Fas­sen wir zusam­men: In Deutsch­land be­herr­schen lin­ke und grü­ne Mei­nungs­ma­cher die Me­di­en und be­stim­men das vor­herr­schen­de Nar­ra­tiv. Ich be­haup­te, dass die von we­ni­gen Tau­sen­den be­trie­be­ne Ty­ran­nei der vor­herr­schen­den Mei­nung zur Ver­brei­tung ei­ner Kul­tur von Angst bei­ge­tra­gen hat. Mein jü­di­scher Leh­rer Theo­dor W. Adorno hat uns Stu­den­ten in Frank­furt die Frei­heit von Angst mit die­sen Wor­ten be­schrie­ben: «Wenn ich heu­te im Ge­gen­satz zu 1933 Ge­räu­sche am Mor­gen vor mei­ner Haus­tür hö­re, dann ist dies sicher der Bröt­chen­mann oder Zei­tungs­ver­trä­ger, kein Nazi-Of­fi­zier.» Da­mit woll­te Adorno ­sa­gen: De­mo­kra­tie be­deu­tet Angst­frei­heit.

Die im Post-Nazi­deutsch­land vor­herr­schen­de po­li­ti­sche Kul­tur ent­spricht nicht dem Geist der Angst­frei­heit, wel­chen das Grund­ge­setz ga­ran­tiert. Es macht Angst, zu se­hen, dass jeder, der die Eu­pho­rie der Me­di­en nicht teilt, als «Nazi» ab­ge­stem­pelt wird. Die Deut­schen soll­ten sich an ihre Er­fah­run­gen der Ty­ran­nei der vor­herr­schen­den Mei­nung in der Nazi­zeit er­in­nern und Schlim­me­res ab­weh­ren. Die Tat­sa­che, dass die­ser kri­ti­sche ­Ar­ti­kel in der Schweiz und nicht in Deutsch­land er­scheint, spricht für sich.
 


Bassam Tibi ist ein deut­scher Po­li­tik­wis­sen­schaft­ler und Buch­autor sy­ri­scher Her­kunft. Von 1973 bis 2009 war er Pro­fes­sor für In­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen an der ­Georg-August-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen. Er gilt als ge­frag­ter Ex­perte für die ara­bi­sche Welt und den poli­ti­schen Islam.

Weltwoche Nr. 42.15