Ist der Kapitalismus wirklich das beste System?

von Karl Schmidt am 11.03.2023, aktualisiert am 16.3.2023

Konservativ eingestellte Intellektuelle wiederholen gerne das Scheinargument gegen Sozialisten, dass alle „sozialistischen Experimente“ der Vergangenheit sowie entsprechende Bewegungen in der dritten Welt gescheitert seien. Die langjährige Propaganda mit immer den selben Märchen, wie „Kapitalismus ist Marktwirtschaft“, „Gewinne führen zu Arbeitsplätzen“, „Wachstum erzeugt Wohlstand“, „Waffen sichern den Frieden“ hat sich in den Köpfen dermaßen festgesetzt, dass für sie sogar die Leitsätze von George Orwell in 1984 gelten könnten („Krieg ist Frieden“, „Wahrheit ist Lüge“, „Unwissenheit ist Stärke“)

Neben einigen grundlegenden Fehlern sozialistischer Systeme insbesondere im vergangenen 20. Jahrhundert wie Billigstmieten und die Abgabe von Fertigprodukten unter den Herstellungskosten statt der Sicherstellung ausreichender Kaufkraft und Mängeln in der zentralen Planung, kann man davon ausgehen, dass die Sicherstellung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung (Nahrung, Energie, Wohnen, medizinische Versorgung, Wasser, Infrastruktur) wie auch des Rechtes auf Arbeit und damit des Erhaltes eines ausreichenden Einkommens sehr wohl planbar ist. Soweit daneben marktwirtschaftliche Elemente das Wirtschaftssystem ergänzen müssen, kann das natürlich auch über geförderte Kollektive oder auch private Kleinbetriebe erfolgen.

Man darf dabei nicht vergessen, dass es einen fairen Wettbewerb der Systeme nie gegeben hat, denn im Systemkampf hat man nicht nur jedes sozialistische System mit allen Mitteln, d.h. mit Krieg, Sanktionen, Boykott und alleb Arten von verdeckter Kriegsführung bekämpft. Es ließe sich eine lange Liste anführe, selbst das kleine Kuba leidet noch heute unter der amerikanischen Sanktionspolitik. Daneben hat sich auch der Kapitalismus insbesondere in der Zeit von 1945 bis 1990 eine Maske der Menschlichkeit („Soziale Marktwirtschaft“, „Sozialpartnerschaft“) übergezogen, die natürlich heute weitgehend obsolet geworden ist und die ihn auch nicht an seinen Raubzügen und seiner Interventions- und Bombenpolitik von Korea bis Syrien gehindert hat. Auch die sogenannte „parlamentarische Demokratie“ hat sich ja eindeutig als Fassade einer oligarchen Herrschaftsstruktur herausgestellt. So besteht auch in der BRD die Gewaltenteilung nur noch nominell und auch die fast durchweg in Händen der Privatwirtschaft sich befindenden Printmedien sind praktisch „staatstragend“ gleichgeschaltet.

Die wirkliche Sicht der bourgeoisen Führungsclique ist für den Normalbürger unbekannt, aber sei hier an einem Beispiel gezeigt:

Die Sowjetunion - das ist ein Land, das eine ernsthafte Bedrohung für die westliche Welt darstellt. Ich spreche nicht über eine militärische Bedrohung. Die gab es im Grunde genommen nie.
Unsere Länder sind ausreichend gut bewaffnet, u.a. auch mit Kernwaffen. Ich beziehe mich auf die wirtschaftliche Bedrohung. Dank der Planwirtschaft und der besonderen Verflechtung von moralischen und materiellen Anreizen, ist es der Sowjetunion gelungen, große wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Der prozentuale Zuwachs des Bruttosozialprodukts war in der Sowjetunion doppelt so hoch, wie in unseren Ländern.
Berücksichtigen wir die gewaltigen Naturressourcen der UdSSR, dann besitzt die Sowjetunion bei einer rationalen Wirtschaftsführung alle Voraussetzungen uns vom Weltmarkt zu verdrängen.

(Auszug aus einer Rede von M. Thatcher im November 1991, aus Ein Aufschrei aus einer völlig fremden Welt)

Über die grundlegenden Fehler des kapitalistischen Wirtschaftssystems können alle sogenannten „Wirtschaftswissenschaften“ nicht hinwegtäuschen: Krieg, Krisen und der grundlegende Trend zur Monopolisierung, sowie der mit dem Reichtum wachsende Einfluss einzelner Menschen oder Dynastien auf die Politik. Die äußerst negative Rollen des Medizinisch-Pharmazeutischen wie des Militärisch-Industriellen Komplexes sind nur allzu bekannt. Dazu kommt noch die zyklische Überschuldung der Staatshaushalte mit Inflation und anschließender Währungsreform und damit der Enteignung und Verarmung der Massen, sowie die Gefährdung der Existenzgrundlagen durch die Plünderung der Resourcen, Vergiftung und Vermüllung (Ackerland, Rohstoffe, Mineralien, Erdöl und -gas, Wälder, Fischbestände ...).

Im Grunde bereichert sich die Kapitalseite (Investoren und Banken) nicht nur, indem sie die Produktionsmittel besitzt, womit die Werktätigen zu Lohnabhängigen werden, sondern zusätzlich, indem sie die Allgemeinheit mit vielen Aufgaben und Problemen (Müllentsorgung, Forschung und Lehre, staatliche Subventionen) belasten und den Profit bis auf geringe Steuern für sich behalten.

Auch wenn es im sog. Ostblock in vielen Details nicht viel besser ausgesehen hat, so können die Möglichkeiten einer zentralen Planung doch nicht ernsthaft geleugnet werden. Das haben gerade die globalistisch herrschenden Kreise verstanden, die nun auch ihr Herrschaftssystem durch den Aufbau eines global-zentralistischen Systems (Stichwort „Great Reset“) absichern wollen.

Bei der Problematik von Kollektivismus und Personenkult kann ich nicht erkennen, dass diese eindeutig nur sozialistischen Systemen zuzuordnen sind, denn die Begrenzung individueller Freiheiten ist tendenziell auch in kapitalistischen Systemen zu erkennen und ich neige doch dazu, sozialistischen Systemen die tendenzielle Möglichkeit zuzugestehen, sich auch anders zu entwickeln, insbesondere wenn der Kapitalismus weltweit überwunden ist. Das Problem der weltweiten Überbevölkerung kann allerdings mit Sicherheit nicht gelöst werden, wenn es allen Menschen selbst überlassen bleibt, wieviele Nachkommen sie zeugen.

Die künstlich geschaffenen zusätzlichen Bedrohungen mit ABC-Waffen machen die Frage nach einem Systemwechsel allerdings ausgesprochen dringlich. Leider befinden sich die linken Parteien in Europa in einem desolaten Zustand und sind wohl derzeit kaum dazu geeignet, die politischen Forderungen in die richtigen Bahnen zu lenken, wenn es einmal wirklich zu gesellschaftlichen Umwälzungen kommt.