MH 17 – Punktgenau werden alte Lügen aufgefrischt

11. Februar 2023

Trümmer von MH 17 nach dem Abschuss im Juli 2014 nahe Donezk (Foto:Imago)

Dieser Artikel erschien zuerst hier bei anderwelt.online.

Von Peter Haisenko

Es war zu erwarten, dass der Westen in seiner Not die Lügen zum MH 17-Abschuss wiederholen wird. Präsident Putin habe eine aktive Rolle beim MH 17-Absturz gespielt, ist die Überschrift für unzählige Veröffentlichungen. Internationale Ermittler hätten das jetzt herausgefunden. Im Bericht dieser Ermittler steht das aber gar nicht.

Seit mehr als acht Jahren versucht das JIT (Joint Investigation Team) in Holland, die Wahrheit über den Abschuss der MH 17 zu vertuschen. Das Märchen von einem russischen BUK-System wurde erfunden, um nicht darüber diskutieren zu müssen, wessen Kampfflugzeug es war, das für den Tod von 298 unschuldigen Menschen verantwortlich ist. Von Anfang an stand für die westlichen Medien fest, dass es nur Putin persönlich gewesen sein kann, der den Abschuss befohlen hat. Ohne auch nur auf die ersten Untersuchungsergebnisse zu warten, titelte „Der Spiegel“: „Stoppt Putin jetzt!“ Anhand der Bilder der Trümmer war aber sofort zu erkennen, dass dieses Verbrechen nur durch direkten Beschuss eines Kampfflugzeugs entstanden sein kann. Ich war der erste, der das erkannt und veröffentlicht hatte. Siehe hier:
https://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-technik/luftfahrt-2015/schockierende-analyse-zum-abschuss-der-malaysian-mh-17/

Die Arbeit des JIT war jenseits jeglicher Standards, die bei Unfällen von Luftfahrzeugen obligatorisch sind. Metallurgische Untersuchungen an den runden Einschusslöchern wurden nicht durchgeführt, ebenso wie die Wrackteile, die angeblich einen BUK-Treffer beweisen sollten, an dem zusammengesetzten Aufbau fehlten. Es war keine Untersuchung, es war eine einzigartige Verschleierungsaktion der Wahrheit. Es durfte und darf bis heute nicht herauskommen, dass ein ukrainisches Kampfflugzeug der Übeltäter war. Insbesondere jetzt nicht. So wird die alte Lüge einfach neu aufgekocht. Putin war´s!

Die dpa-Meldung ist Desinformation

Es ist die Nachrichtenagentur dpa, die die reißerische Meldung produziert hat. Die liest sich so im Original: "Der russische Präsident Wladimir Putin spielte nach Erkenntnissen internationaler Ermittler eine aktive Rolle beim Abschuss des Passagierflugzeuges MH17 im Juli 2014 über der Ostukraine. Das geht aus abgehörten Telefongesprächen hervor, wie das Ermittlerteam am Mittwoch in Den Haag mitteilte." Diese Meldung ist ein Paradebeispiel, wie mehrere Propagandalügen mit zwei Sätzen unters Volk gebracht werden. In dem Bericht aus Holland steht nämlich etwas anderes. Aber wer macht sich schon die Mühe, den Originalbericht durchzulesen? Bereits der Abschlussbericht des JIT aus dem Jahr 2019 war so gestaltet, dass nur Fachleute erkennen konnten, dass in dem Bericht selbst der Nachweis erbracht wird, dass es keine BUK gewesen sein kann, die die MH 17 zerstört hat. Siehe hier:
https://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-technik/luftfahrt-2019/mh-17-auf-der-suche-nach-der-wahrheit-in-kuala-lumpur/

Doch zurück zum aktuellen Propagandawerk der dpa. ntv greift das auf und zitiert aus dem Zusammenhang gerissenen Versatzstücken, die willkürlich „angefettet“ werden: „Die Ermittler stützen ihre Schlussfolgerung, dass der russische Präsident mutmaßlich für die Lieferung der Rakete persönlich verantwortlich war, unter anderem auf ein Telefongespräch eines russischen Regierungsberaters. Darin war es demnach um verzögerte Waffenlieferungen an die prorussischen Separatisten gegangen. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Putin in Frankreich auf. Die Verzögerung liege daran, "dass es nur einen gibt, der eine Entscheidung trifft (...), die Person, die gerade auf einem Gipfel in Frankreich ist", heißt es in einer Passage des Telefonats, welche die Ermittler vorspielten. Sie gaben aber an, dass die Beweise für eine strafrechtliche Verfolgung nicht ausreichten.“

Warum hat Moskau so zurückhaltend reagiert?

Klingt überzeugend? Es gibt aber ein Problem dabei. Das angeblich abgehörte Telefongespräch Putins, geführt während des Gipfels in Frankreich, fand im Jahr 2019 statt, also fünf Jahre nach dem Abschuss der MH 17. So wird auch verständlich, dass „die Beweise für eine strafrechtliche Verfolgung nicht ausreichten.“ Sie dienen nur dem Ziel zu behaupten, nur Putin selbst hätte den Abschuss befehlen können. Und nein, das ist kein Ausrutscher, es ist eine gezielte Irreführung der Leser. Vor dem Abschuss der MH 17 befand sich Putin in Brasilien, wo er auch Merkel traf, und während dieses Massakers befand sich Putin in seiner Regierungsmaschine auf dem Weg nach Moskau. Da liegt der Hase im Pfeffer.

Nach vielen Gesprächen, mit holländischen Ermittlern und auch mit Militärs in Malaysia, hat sich der Verdacht verdichtet, dass es tatsächlich der Plan war, Putin mit seinem Flugzeug abzuschießen. Nur der Zufall, die Wetterverhältnisse, haben dafür gesorgt, dass Putin nicht auf der ursprünglich geplanten Route über die Ukraine nach Moskau geflogen wurde, sondern etwa 300 Kilometer weiter nördlich über Polen. Das hat ihm das Leben gerettet und der Abschuss der MH 17 war ein Irrtum, wie auch der Pilot sagte, der wahrscheinlich den Abschuss durchgeführt hat. Er wird zitiert mit der Aussage, „es war das falsche Flugzeug am falschen Ort.“ Nachdem sich bei mir diese Erkenntnis verdichtet hatte, kann ich auch verstehen, warum sich Moskau derart zurückgehalten hat und das immer noch tut, mit klaren Anschuldigungen gegen Kiew und die wahren Täter.

Der Krieg mit Russland sollte 2014 beginnen

Ebenfalls hat sich im Lauf meiner Gespräche und Recherchen die Überzeugung verdichtet, dass bereits 2014 mit dem Abschuss von Putins Flugzeug der Krieg gegen Russland seinen Lauf nehmen sollte. Damals war aber Russland noch nicht vorbereitet auf die Perfidie des Westens, der NATO. Es war für Moskau absehbar, dass der Sanktionsreigen, der mit einem solchen Waffengang einhergehen würde, noch nicht aufgefangen, kompensiert werden könnte. Die Sanktionen wegen des Referendums auf der Krim trafen Russland ziemlich unvorbereitet, weil man in Moskau nicht damit gerechnet hatte, dass der Westen derart aggressiv die Zerstörung der Russischen Föderation betreiben wird. Man war zu gutgläubig, wie auch bezüglich der NATO-Osterweiterung.

Das Problem für die Führung im Kreml war innenpolitisch. Wie sollte man den eigenen Bürgern erklären, dass man auf einen derartigen Angriff auf ihren Präsident nicht sofort eine Strafaktion durchführen wollte? Putin wäre als schwach wahrgenommen worden und der Westen hätte zumindest einen Teilerfolg erzielt. Die russische Seele wäre verletzt worden und Putins Charisma hätte gelitten. Vergessen wir nicht, der Bürgerkrieg in der Ostukraine war schon in vollem Gange. Der Bürgerkrieg, den Poroschenko mit seinem Verbot der russischen Sprache ausgelöst hatte. Auch die Verbrechen der ukrainischen Nationalisten in Odessa, als dutzende Menschen im Gewerkschaftsgebäude verbrannt worden sind, waren noch frisch. Dass Moskau auch darauf nicht angemessen reagieren konnte, hat schon Unmut in der russischen Bevölkerung ausgelöst.

Die Zurückhaltung kann nicht aufgegeben werden

Fortan war es nicht mehr möglich, bezüglich der MH 17 eine andere Position einzunehmen. Jeder Versuch in dieser Richtung wäre für dem Kreml nicht gut ausgegangen, innenpolitisch. So überließ man es den russischen Medien, dem Fernsehen, über die Wahrheit zu berichten. Ich selbst war noch im Frühjahr 2020 auf Einladung in Moskau zu einem Interview, das immerhin von Iswestija, einem der größten Medienkonzerne Russlands, durchgeführt und landesweit ausgestrahlt wurde. Aber von der offiziellen Politik in Russland wurde der Ball weiterhin sehr flach gehalten. Russland war sowieso von Anfang an von den Ermittlungen ausgeschlossen worden und konnte so auch nicht darauf hinwirken, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Die einzige Möglichkeit, bei diesem Prozess das Gesicht zu wahren, wäre gewesen, wenn das holländische JIT die Wahrheit gesucht und gefunden und veröffentlicht hätte. Dann wäre der Westen in der Pflicht gestanden, die Verantwortlichen in Kiew zur Rechenschaft zu ziehen und auch Russlands Bevölkerung wäre ohne Strafmaßnahmen Moskaus zufrieden gewesen. Der Punkt ist wiederum, dass der Kreml damals noch blauäugig an die Rechtschaffenheit des Westens geglaubt hatte. Als sich aber schnell herausstellte, dass der Westen mit seiner Medienmacht die Lüge von der russischen Schuld niemals aufgeben wird, war es zu spät, die Position des Kreml zu ändern. So hat Putin im Stillen seine Konsequenzen gezogen. Er hat das russische Militär auf Vordermann gebracht, weil er wusste, dass der Westen seinen Plan nicht aufgeben wird, die Russische Föderation zu zerschlagen und sich deren Bodenschätze unter den Nagel zu reißen.

Nicht nur Kiew hat aufgerüstet

Im Lauf der nächsten acht Jahre hat Russland seine Wirtschaft gegen die immer zunehmenden Sanktionen gehärtet und sich in China einen Verbündeten gesucht. Auch die Entwicklungen in der Militärtechnik wurden mit Hochdruck vorangetrieben und so verfügt Russland jetzt über Arsenale, die in einigen Bereichen der NATO überlegen sind. Erst jetzt konnte Russland beginnen, aktiv die russische Bevölkerung im Osten der Ukraine vor dem Dauerbeschuss und dem Terror aus Kiew zu schützen. Vergessen wir nicht, bis dahin sind etwa 14.000 Zivilisten im Donbas durch den Beschuss der ukrainischen Nationalisten ums Leben gekommen. So kann man Putin nur zustimmen, wenn er sagt: Wir haben diesen Krieg nicht angefangen, aber wir werden ihn jetzt beenden.

Es sieht nicht gut aus, für die ukrainische Armee. Mannschaften, Gerät und Munition gehen zur Neige und die NATO kann gar nicht so schnell nachliefern, wie die russischen Kämpfer all das vernichten. Die NATO, der Westen, weiß, dass Kiew über Kurz oder Lang kapitulieren wird. Das aber wird sie nicht anerkennen und erst recht nicht seine aggressive Haltung gegenüber Russland aufgeben. So muss das Feindbild Putin sorgfältig gepflegt werden und was fällt einem da natürlich ein? MH 17! Die Lügen darum sind schon derart verfestigt, dass man sie immer wieder revitalisieren kann. Neue Beweise braucht es da nicht und die Russlandhasser werden die Lüge auch so weiterhin unhinterfragt annehmen.

Seymour Hersh zwingt Russland und die NATO zu reagieren

Putin, der Satan höchstpersönlich, der Schlächter von 298 unschuldigen Zivilisten, muss gnadenlos bekämpft werden. So konditioniert man schon die westliche Bevölkerung zu akzeptieren, dass man mit Russland niemals freiwillig zu einem friedlichen Umgang finden will. Interessant dabei ist auch, dass diese Attacke auf Putin nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung von Seymour Hersh gefahren worden ist, in der er unmissverständlich nachweist, wer Nordstream gesprengt hat. Ja, der Westen, die NATO, läuft auf der letzten Rille. Bezüglich Nordstream kann und muss Russland aber jetzt anders agieren, als bei der MH 17.

Obwohl Moskau wahrscheinlich von Anfang an wusste, wer Nordstream gesprengt hat, vielleicht nicht mit allen Details, war man dort zunächst ähnlich wie bei MH 17 sehr zurückhaltend. Jetzt aber, nachdem anders als bei MH 17, ein renommierter amerikanischer Journalist die Wahrheit offen gelegt hat, sind klare Worte angesagt. Seymour Hersh ist eben jemand anderes als ein unbekannter Peter Haisenko, der MH 17 aufgeklärt hatte. Jetzt kann und muss der Kreml hart reagieren und findet China in diesem Bemühen an seiner Seite. Wer kann sich da noch wundern, dass die Westmedien ihren einstigen Lieblingsjournalisten jetzt verunglimpfen und punktgenau die alten Lügen zu MH 17 in die Welt blasen?