Natürlich verfügt niemand über alle Temperaturdaten in der Geschichte der Nordsee. Somit ist Ausdruck „wie noch nie“ von vornherein schon
eine Lüge. Zudem wird auch suggeriert, die aktuellsten Daten repräsentierten den absoluten Rekord im Vergleich zu vorangegangenen Messungen.
Im dritten Absatz wird schon erwähnt, dass es 3 Jahre mit höheren Temperaturen gab. Wie auch in der Grafik sichtbar ist, ist zumindest in den
Schwankungen der letzten 11 Jahre kein Trend auszumachen. Ob die Temperaturen generell als zu hoch angesehen werden müssen, ist zudem
mehr als zweifelhaft, da es zahlreiche Gewässer auf der Erde gibt, in denen die Temperaturen nicht nur höher, sondern die auch artenreicher sind.
Somit sind auch die Auslassungen über die „Folgen für Tiere und Pflanzen“ zu kritisieren. Wärmeres Wasser kann zwar weniger Sauerstoff aufnehmen,
aber immer noch ausreichend viel für allerlei Meeresgetier; ab wann der Gehalt nicht mehr genügt, wird hier auch konsequent weggelassen. Das
Algenwachstum als generelles Problem, sowie die Überdüngung werden auch durch niedrigere Temperaturen kaum verschwinden. Statt also das derzeitige Temperaturniveau
zu beklagen („Nordsee bleibt zu warm“) könnte man auch die Aussicht auf eine Trendumkehr äußern. Das ist aber in Zeiten, in denen man gerne eine
„Klimakrise“ auf den anthropogen verursachten Anstieg des Kohlendioxid-Anteils in der Atmosphäre zurückführen möchte, nicht gewollt.
Fatale Folgen für Meeresbewohner
Deutsche Nordsee ist so warm wie noch nie
08.01.2025, 13:49 Uhr
Seit Jahrzehnten steigen die Temperaturen von Nord- und Ostsee. Die deutsche
Nordsee-Bucht verzeichnet nun erneut einen traurigen Rekord. Und auch die Ostsee
erlebt 2024 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe. Das warme Wasser
bedroht immer mehr Tiere und Pflanzen.
Die deutsche Nordsee ist 2024 so warm wie noch nie seit Beginn der
Aufzeichnungen gewesen. Die gemessene Oberflächentemperatur lag im vergangenen
Jahr eineinhalb Grad Celsius über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021,
wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg
mitteilte. Grund ist laut BSH die Klimakrise.
Bezogen auf die gesamte Nordsee betrug die durchschnittliche Temperatur 11,1
Grad, was etwa ein halbes Grad mehr als im langjährigen Mittel war. Besonders
warm war das Nordseewasser laut BSH in den Monaten Mai und Juni. Somit war das
Jahr 2024 für die gesamte Nordsee das viertwärmste Jahr. Lediglich 2014, 2022
und 2023 war die Oberflächentemperatur noch höher.
Klimakrise: Nordsee bleibt zu warm
Jahresdurchschnitt der Oberflächentemperatur
der Nordsee seit 1969 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 10,52 Grad für
die Referenzperiode 1997 bis 2021.
Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BHS)
Für die Ostsee betrug die Temperatur 2024 dem Bundesamt zufolge
durchschnittlich 9,6 Grad. Das war rund ein Grad mehr als im langjährigen
Mittel und gleichzeitig das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe.
Lediglich 2020 war die Ostsee demnach noch wärmer. Vor allem im Mai, Juni,
September und Oktober waren die Temperaturen besonders hoch.
Das BSH analysiert die Oberflächentemperaturen der Nord- und Ostsee
wöchentlich. Dafür werden Satellitendaten mit Messungen von Stationen und
Schiffen kombiniert. "Unsere Daten zeigen, dass sich die Nordsee seit 1969 um
fast 1,5 Grad erwärmt hat", erklärte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung
Meereskunde am BSH. Die Ostsee sei seit 1990 bereits um 1,9 Grad wärmer
geworden. "Diese Entwicklung ist eine direkte Folge des Klimawandels und
verändert die Meeresumwelt zunehmend."
Klimakrise: Zweitwärmstes Ostsee-Jahr
Jahresdurchschnitt der
Oberflächentemperatur der Ostsee seit 1990 im Vergleich zum langjährigen
Mittel von 8,37 Grad für die Referenzperiode 1997 bis 2021.
Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BHS)
Folgen für Tiere und Pflanzen
Eine Folge der Erwärmung: Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff aufnehmen und
mischt sich schlechter mit darunter liegenden Wasserschichten. Das hat
verheerende Folgen für Pflanzen und Tiere im Meer, denn ohne genügend
Sauerstoff können sie nicht mehr in größeren Tiefen leben. Besonders
schwierig ist dies für Pflanzen und Bodentiere, weil sie nicht wie Fische rasch
in andere Gewässertiefen ausweichen können.
Und der Temperaturanstieg befördert weitere Probleme. So verstärkt er das
Wachstum von Mini-Algen. Durch große Mengen Dünger, der von den Feldern in die
Meere gespült wird, gibt es von ihnen ohnehin zu viele. In der Ostsee ist dies
besonders auffällig, wenn die winzigen Algen im Frühjahr blühen.
Dann dringt deutlich weniger Licht in tiefere Wasserschichten. Außerdem
entziehen die Mini-Algen dem Wasser Nährstoffe und sinken nach einiger Zeit auf
den Meeresboden, wo Bakterien die Reste dieser Algenbrühe zersetzen, was dem
Meerwasser weiteren Sauerstoff entzieht. Zurück bleibt ein dicker Bodensatz,
der anderen Meeresbewohnern dort das Leben schwer macht.
Hier wird eine Studie, die die Temperaturfühligkeit eines wichtigen Sauerstoff-bildenden
Cyanobakteriums untersucht hat, dazu benutzt, mit einem hypothetischen weiteren Temperaturanstieg dem
Katastrophenszenario ein weiteres Mosaik-Teil hinzuzufügen. Die Aussage der Überschrift ist
auch hier in seiner Absolutheit nicht vom Inhalt des Artikels gedeckt. Man beachte im Text die von mir
unterstrichenen Wörter (Gender-Neusprech sogar doppelt), die eindeutig zeigen: Dagegen ist
Kaffeesatzleserei eine ernste Wissenschaft! Interessant ist, dass am Ende auch noch der geringe
Aussagewert der Studie als solcher auf Grund von Mängeln und Schwächen erwähnt wird, was die
Aussage der Überschrift als absoluten Fake entlarvt.
Sauerstoffproduzent schwindet
Dem häufigsten Organismus der Erde wird es zu warm
08.09.2025, 17:04 Uhr
Obwohl Prochlorococcus zu den kleinsten Organismen überhaupt gehört, hat es
riesigen Einfluss auf das Leben auf der Erde. Doch das Cyanobakterium könnte
bald zu großen Teilen verschwinden. Das könnte eine Kettenreaktion auslösen.
Er ist ein extrem wichtiger Sauerstoffproduzent und sowohl der kleinste als auch
der am häufigsten vorkommende photosynthetische Organismus der Erde. Namentlich
bekannt dürfte Prochlorococcus dennoch kaum jemandem sein. Forschende haben nun
herausgefunden, dass das Cyanobakterium empfindlicher auf hohe Temperaturen
reagiert als bisher gedacht.
Der im Fachjournal "Nature Microbiology" vorgestellten Studie zufolge könnte
die Prochlorococcus-Menge in tropischen Ozeanen in den kommenden Jahrzehnten
immens schrumpfen. Bis zur Hälfte des Bestands könnte
demnach unter moderaten
und hohen Erwärmungsszenarien bis zum Jahr 2100 in tropischen Ozeanen
verschwinden. Der Rückgang könnte Kettenreaktionen in den marinen
Nahrungsnetzen auslösen, befürchten die Forschenden.
Prochlorococcus ist Experten zufolge wahrscheinlich der zahlenmäßig häufigste
Organismus auf der Erde. Das Cyanobakterium lebt in den obersten Wasserschichten
der Ozeane. Sehen kann man es mit bloßem Auge nicht, denn die Zellen haben nur
einen Durchmesser von etwa 0,5 bis 1 Mikrometer, was etwa einem Hundertstel des
Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht. In einem Wassertropfen
können hunderttausende Zellen vorkommen.
Ein Fünftel des neu entstehenden Sauerstoffs
Die ökologische Bedeutung von Prochlorococcus ist enorm: Die Organismen
produzieren schätzungsweise ein Fünftel des neu entstehenden Sauerstoffs in
der Erdatmosphäre, wie das Team um François Ribalet von der University of
Washington in Seattle erläutert. Sie besiedelten über 75 Prozent der
sonnenbeschienenen Meeresoberflächen der Welt und machten in den
nährstoffarmen tropischen und subtropischen Gewässern fast die Hälfte der
Phytoplanktonbiomasse aus. Damit sei Prochlorococcus auch ein wichtiger
Startorganismus für die Nahrungsketten der Meere.
Auf Basis von Laborexperimenten gingen Wissenschaftler bisher davon aus, dass
Prochlorococcus auch bei höheren Temperaturen starkes Wachstum zeigt. Erwartet
werde, dass sich das Verbreitungsgebiet im Zuge des Klimawandels in Richtung der
Pole ausdehnt und dass das Cyanobakterium unter den für stärker geschichtete
Ozeane prognostizierten nährstoffarmen Bedingungen häufiger wird, wie es in
der Studie heißt.
Ab 28 Grad sinkt die Vermehrungsfreude
Messungen bei 90 Schiffstouren in tropischen und subtropischen Meeresgebieten
zwischen 2010 und 2023 in Wassertiefen von drei bis acht Metern zeigten nun
allerdings auch, dass die Teilungsrate von Prochlorococcus-Zellen nur bis zu
einer Wassertemperatur von etwa 28 Grad steigt. Anschließend fällt sie steil
ab und erreicht bei 31 Grad einen Wert, wie er weit entfernt von optimalen
Bedingungen für Prochlorococcus typisch ist.
"Die regionalen Oberflächenwassertemperaturen könnten bis zum Ende des
Jahrhunderts sowohl bei moderaten als auch bei hohen Erwärmungsszenarien diesen
Bereich überschreiten", heißt es in der Studie. Nach dem Konzentrationspfad
RCP8.5 mit weiterhin hohen Treibhausgasemissionen könnte sich die
durchschnittliche Meerestemperatur um 3,8 Grad erhöhen. In vielen
Meeresregionen könnte es dann Wassertemperaturen von rund 30 Grad geben. Hält
der Winzling mit dem Klimawandel Schritt?
Wird sich Prochlorococcus anpassen können? Frühere Studien zeigten dem
Forschungsteam zufolge eine große genetische Vielfalt unter den verschiedenen
Stämmen. Doch das Cyanobakterium hat auch nur ein kleines Genom.
"Prochlorococcus durchlief eine Genomstraffung und verlor viele
Stressreaktionsgene, um den Ressourcenbedarf zu minimieren und gleichzeitig die
Leistung innerhalb eines engeren Umweltbereichs zu optimieren", heißt es in der
Studie. Das gestraffte Genom könnte die Fähigkeit einschränken, sich an die
rasche Erwärmung anzupassen.
Von der klimatischen Entwicklung profitieren könnte dem Team um Ribalet zufolge
das ebenfalls winzige Cyanobakterium Synechococcus. Computermodellen zufolge
könnte es die ökologische Lücke, die Prochlorococcus bei höheren
Wassertemperaturen zu hinterlassen droht, zumindest teilweise füllen.
Proben nur aus obersten Schichten
Einschränkend geben die Forschenden zu ihren Ergebnissen zu bedenken, dass
bisher nur recht wenige Messungen in räumlich beschränkten Meeresgebieten
vorgenommen wurden. Auch ließen sich bisher seltener vorkommende hitzetolerante
Varianten mit der Methode nicht hinreichend erfassen.
"Eine wesentliche Schwäche der Studie ist die auf die obersten Schichten
beschränkte Probennahme", sagte Bernhard Fuchs vom Max-Planck-Institut für
marine Mikrobiologie in Bremen dem Science Media Center. Denn dadurch bleibe
außen vor, was in tieferen Schichten geschehe - ob beispielsweise nach einer
Hitzewelle und dem Absterben eines großen Teils der
Prochlorococcus-Populationen eine Wiederbesiedlung aus tieferen, kühleren
Schichten möglich wäre. Auch die Messmethode ist aus Sicht von Fuchs nicht
mehr zeitgemäß.