Thema Klima - hier: Die Strategie der Panikmache beim Sender N-TV

Von Karl Schmidt | 12. September 2025

1. Beispiel: Deutsche Nordsee ist so warm wie noch nie

Natürlich verfügt niemand über alle Temperaturdaten in der Geschichte der Nordsee. Somit ist Ausdruck „wie noch nie“ von vornherein schon eine Lüge. Zudem wird auch suggeriert, die aktuellsten Daten repräsentierten den absoluten Rekord im Vergleich zu vorangegangenen Messungen. Im dritten Absatz wird schon erwähnt, dass es 3 Jahre mit höheren Temperaturen gab. Wie auch in der Grafik sichtbar ist, ist zumindest in den Schwankungen der letzten 11 Jahre kein Trend auszumachen. Ob die Temperaturen generell als zu hoch angesehen werden müssen, ist zudem mehr als zweifelhaft, da es zahlreiche Gewässer auf der Erde gibt, in denen die Temperaturen nicht nur höher, sondern die auch artenreicher sind. Somit sind auch die Auslassungen über die „Folgen für Tiere und Pflanzen“ zu kritisieren. Wärmeres Wasser kann zwar weniger Sauerstoff aufnehmen, aber immer noch ausreichend viel für allerlei Meeres­getier; ab wann der Gehalt nicht mehr genügt, wird hier auch konsequent weggelassen. Das Algenwachstum als generelles Problem, sowie die Überdüngung werden auch durch nie­dri­gere Tempe­ra­turen kaum verschwinden. Statt also das derzeitige Temperaturniveau zu beklagen („Nordsee bleibt zu warm“) könnte man auch die Aussicht auf eine Trendumkehr äußern. Das ist aber in Zeiten, in denen man gerne eine „Klimakrise“ auf den anthropogen verursachten Anstieg des Kohlendioxid-Anteils in der Atmosphäre zurückführen möchte, nicht gewollt.

Fatale Folgen für Meeresbewohner

Deutsche Nordsee ist so warm wie noch nie

08.01.2025, 13:49 Uhr

Seit Jahrzehnten steigen die Temperaturen von Nord- und Ostsee. Die deutsche Nordsee-Bucht verzeichnet nun erneut einen traurigen Rekord. Und auch die Ostsee erlebt 2024 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe. Das warme Wasser bedroht immer mehr Tiere und Pflanzen.

Die deutsche Nordsee ist 2024 so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Die gemessene Oberflächentemperatur lag im vergangenen Jahr eineinhalb Grad Celsius über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg mitteilte. Grund ist laut BSH die Klimakrise.

Bezogen auf die gesamte Nordsee betrug die durchschnittliche Temperatur 11,1 Grad, was etwa ein halbes Grad mehr als im langjährigen Mittel war. Besonders warm war das Nordseewasser laut BSH in den Monaten Mai und Juni. Somit war das Jahr 2024 für die gesamte Nordsee das viertwärmste Jahr. Lediglich 2014, 2022 und 2023 war die Oberflächentemperatur noch höher.

Klimakrise: Nordsee bleibt zu warm

Jahresdurchschnitt der Oberflächentemperatur der Nordsee seit 1969 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 10,52 Grad für die Referenzperiode 1997 bis 2021.

Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BHS)

Für die Ostsee betrug die Temperatur 2024 dem Bundesamt zufolge durchschnittlich 9,6 Grad. Das war rund ein Grad mehr als im langjährigen Mittel und gleichzeitig das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe. Lediglich 2020 war die Ostsee demnach noch wärmer. Vor allem im Mai, Juni, September und Oktober waren die Temperaturen besonders hoch.

Das BSH analysiert die Oberflächentemperaturen der Nord- und Ostsee wöchentlich. Dafür werden Satellitendaten mit Messungen von Stationen und Schiffen kombiniert. "Unsere Daten zeigen, dass sich die Nordsee seit 1969 um fast 1,5 Grad erwärmt hat", erklärte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde am BSH. Die Ostsee sei seit 1990 bereits um 1,9 Grad wärmer geworden. "Diese Entwicklung ist eine direkte Folge des Klimawandels und verändert die Meeresumwelt zunehmend."

Klimakrise: Zweitwärmstes Ostsee-Jahr

Jahresdurchschnitt der Oberflächentemperatur der Ostsee seit 1990 im Vergleich zum langjährigen Mittel von 8,37 Grad für die Referenzperiode 1997 bis 2021.

Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BHS)

Folgen für Tiere und Pflanzen

Eine Folge der Erwärmung: Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff aufnehmen und mischt sich schlechter mit darunter liegenden Wasserschichten. Das hat verheerende Folgen für Pflanzen und Tiere im Meer, denn ohne genügend Sauerstoff können sie nicht mehr in größeren Tiefen leben. Besonders schwierig ist dies für Pflanzen und Bodentiere, weil sie nicht wie Fische rasch in andere Gewässertiefen ausweichen können.

Und der Temperaturanstieg befördert weitere Probleme. So verstärkt er das Wachstum von Mini-Algen. Durch große Mengen Dünger, der von den Feldern in die Meere gespült wird, gibt es von ihnen ohnehin zu viele. In der Ostsee ist dies besonders auffällig, wenn die winzigen Algen im Frühjahr blühen.

Dann dringt deutlich weniger Licht in tiefere Wasserschichten. Außerdem entziehen die Mini-Algen dem Wasser Nährstoffe und sinken nach einiger Zeit auf den Meeresboden, wo Bakterien die Reste dieser Algenbrühe zersetzen, was dem Meerwasser weiteren Sauerstoff entzieht. Zurück bleibt ein dicker Bodensatz, der anderen Meeresbewohnern dort das Leben schwer macht.


2. Beispiel: Dem häufigsten Organismus der Erde wird es zu warm

Hier wird eine Studie, die die Temperaturfühligkeit eines wichtigen Sauerstoff-bildenden Cyanobakteriums untersucht hat, dazu benutzt, mit einem hypothetischen weiteren Tempe­ra­tur­anstieg dem Katastrophenszenario ein weiteres Mosaik-Teil hinzuzufügen. Die Aussage der Überschrift ist auch hier in seiner Absolutheit nicht vom Inhalt des Artikels gedeckt. Man beachte im Text die von mir unterstrichenen Wörter (Gender-Neusprech sogar doppelt), die eindeutig zeigen: Dagegen ist Kaffeesatzleserei eine ernste Wissenschaft! Interessant ist, dass am Ende auch noch der geringe Aussagewert der Studie als solcher auf Grund von Mängeln und Schwächen erwähnt wird, was die Aussage der Überschrift als absoluten Fake entlarvt.

Sauerstoffproduzent schwindet

Dem häufigsten Organismus der Erde wird es zu warm

08.09.2025, 17:04 Uhr

Obwohl Prochlorococcus zu den kleinsten Organismen überhaupt gehört, hat es riesigen Einfluss auf das Leben auf der Erde. Doch das Cyanobakterium könnte bald zu großen Teilen verschwinden. Das könnte eine Kettenreaktion auslösen.

Er ist ein extrem wichtiger Sauerstoffproduzent und sowohl der kleinste als auch der am häufigsten vorkommende photosynthetische Organismus der Erde. Namentlich bekannt dürfte Prochloro­coccus dennoch kaum jemandem sein. Forschende haben nun herausgefunden, dass das Cyano­bak­terium empfindlicher auf hohe Temperaturen reagiert als bisher gedacht.

Der im Fachjournal "Nature Microbiology" vorgestellten Studie zufolge könnte die Prochlorococcus-Menge in tropischen Ozeanen in den kommenden Jahrzehnten immens schrumpfen. Bis zur Hälfte des Bestands könnte demnach unter moderaten und hohen Erwärmungsszenarien bis zum Jahr 2100 in tropischen Ozeanen verschwinden. Der Rückgang könnte Kettenreaktionen in den marinen Nahrungsnetzen auslösen, befürchten die Forschenden.

Prochlorococcus ist Experten zufolge wahrscheinlich der zahlenmäßig häufigste Organismus auf der Erde. Das Cyanobakterium lebt in den obersten Wasserschichten der Ozeane. Sehen kann man es mit bloßem Auge nicht, denn die Zellen haben nur einen Durchmesser von etwa 0,5 bis 1 Mikrometer, was etwa einem Hundertstel des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht. In einem Wassertropfen können hunderttausende Zellen vorkommen.

Ein Fünftel des neu entstehenden Sauerstoffs

Die ökologische Bedeutung von Prochlorococcus ist enorm: Die Organismen produzieren schät­zungs­weise ein Fünftel des neu entstehenden Sauerstoffs in der Erdatmosphäre, wie das Team um François Ribalet von der University of Washington in Seattle erläutert. Sie besiedelten über 75 Prozent der sonnenbeschienenen Meeresoberflächen der Welt und machten in den nährstoffarmen tropischen und subtropischen Gewässern fast die Hälfte der Phytoplanktonbiomasse aus. Damit sei Prochlorococcus auch ein wichtiger Startorganismus für die Nahrungsketten der Meere.

Auf Basis von Laborexperimenten gingen Wissenschaftler bisher davon aus, dass Prochlorococcus auch bei höheren Temperaturen starkes Wachstum zeigt. Erwartet werde, dass sich das Verbrei­tungs­gebiet im Zuge des Klimawandels in Richtung der Pole ausdehnt und dass das Cyano­bak­terium unter den für stärker geschichtete Ozeane prognostizierten nährstoffarmen Bedingungen häufiger wird, wie es in der Studie heißt.

Ab 28 Grad sinkt die Vermehrungsfreude

Messungen bei 90 Schiffstouren in tropischen und subtropischen Meeresgebieten zwischen 2010 und 2023 in Wassertiefen von drei bis acht Metern zeigten nun allerdings auch, dass die Teilungsrate von Prochlorococcus-Zellen nur bis zu einer Wassertemperatur von etwa 28 Grad steigt. Anschließend fällt sie steil ab und erreicht bei 31 Grad einen Wert, wie er weit entfernt von optimalen Bedingungen für Prochlorococcus typisch ist.

"Die regionalen Oberflächenwassertemperaturen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts sowohl bei moderaten als auch bei hohen Erwärmungsszenarien diesen Bereich überschreiten", heißt es in der Studie. Nach dem Konzentrationspfad RCP8.5 mit weiterhin hohen Treibhausgasemissionen könnte sich die durchschnittliche Meerestemperatur um 3,8 Grad erhöhen. In vielen Meeres­regi­onen könnte es dann Wassertemperaturen von rund 30 Grad geben. Hält der Winzling mit dem Klimawandel Schritt?

Wird sich Prochlorococcus anpassen können? Frühere Studien zeigten dem Forschungsteam zufolge eine große genetische Vielfalt unter den verschiedenen Stämmen. Doch das Cyanobakterium hat auch nur ein kleines Genom. "Prochlorococcus durchlief eine Genomstraffung und verlor viele Stressreaktionsgene, um den Ressourcenbedarf zu minimieren und gleichzeitig die Leistung innerhalb eines engeren Umweltbereichs zu optimieren", heißt es in der Studie. Das gestraffte Genom könnte die Fähigkeit einschränken, sich an die rasche Erwärmung anzupassen.

Von der klimatischen Entwicklung profitieren könnte dem Team um Ribalet zufolge das ebenfalls winzige Cyanobakterium Synechococcus. Computermodellen zufolge könnte es die ökologische Lücke, die Prochlorococcus bei höheren Wassertemperaturen zu hinterlassen droht, zumindest teilweise füllen.

Proben nur aus obersten Schichten

Einschränkend geben die Forschenden zu ihren Ergebnissen zu bedenken, dass bisher nur recht wenige Messungen in räumlich beschränkten Meeresgebieten vorgenommen wurden. Auch ließen sich bisher seltener vorkommende hitzetolerante Varianten mit der Methode nicht hinreichend erfassen.

"Eine wesentliche Schwäche der Studie ist die auf die obersten Schichten beschränkte Probennahme", sagte Bernhard Fuchs vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen dem Science Media Center. Denn dadurch bleibe außen vor, was in tieferen Schichten geschehe - ob beispielsweise nach einer Hitzewelle und dem Absterben eines großen Teils der Prochlorococcus-Populationen eine Wiederbesiedlung aus tieferen, kühleren Schichten möglich wäre. Auch die Messmethode ist aus Sicht von Fuchs nicht mehr zeitgemäß.