1. Dezember

Die Königskerze

Erster Advent, die erste Kerze wird angezündet. Dazu passt die Heilpflanze Königskerze. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden, hat einen langen Stängel, an dem unzählige gelbe Blüten prangen, und erinnert an eine leuchtende Kerze. Es gibt verschiedene Formen der Königskerze, unter anderem die Verbascum densiflorum. In „Verbascum“ steckt das lateinische Wort „barba“ für Bart. Bei näherem Hinsehen kann man in der Blüte zwei Staubblätter erkennen, die stark behaart sind. Das verleiht ihr ein Aussehen, als ob sie einen Bart tragen würde. Die Königskerze gehört zu den Braunwurzgewächsen und ist zweijährig.

Therapeutische Wirkung

Die Blüte der Königskerze enthält Schleimstoffe, die wasserlöslich sind. Man kann sie also gut als Tee verwenden. Die Schleimstoffe lösen sich im Wasser vollständig auf und sind sehr wohltuend bei rauem Hals und Reizhusten. Neben den Schleimstoffen findet man auch Saponine in der Blüte. Das sind Seifenstoffe, die alles lösen, was bei Husten oder gereizten Bronchien innerlich zu „waschen“ ist. Man hustet es ab. Der dritte Inhaltsstoff der Königskerze heißt Aucubin und hat eine antibakterielle Wirkung. Man könnte fast sagen, es hilft wie ein leichtes Antibiotikum, um Bakterien in Schach zu halten.

Anwendung

Bei Erkältung, Husten und Bronchitis empfiehlt sich ein Tee. Dazu übergießt man die Königskerzenblüten mit heißem Wasser, lässt sie ein paar Minuten ziehen und seiht sie vor dem Genießen ab.

Aus den Königskerzenblüten lässt sich auch eine Tinktur herstellen, ein alkoholischer Auszug. Dafür nimmt man frische oder getrocknete Blüten, übergießt sie mit Alkohol (zum Beispiel ca. 40-prozentigem Schnaps), bis sie vollständig bedeckt sind, und lässt das Ganze rund drei Wochen ausziehen. Die Blüten werden danach abgeseiht. Die Tinktur, der Alkohol, der zurückbleibt, kann tropfenweise pur oder in einem halben Glas Wasser eingenommen werden. Außerdem kann man die gelben Blüten mit einem fetten Öl, zum Beispiel Oliven-, Mandel- oder Jojobaöl, übergießen und zwei Wochen lang ausziehen lassen. Das dadurch entstandene Königskerzenöl wird bei Ohrenschmerzen verwendet. Dazu wird etwas Öl in den Gehörgang geträufelt und mit ein wenig Watte verschlossen, damit es schön warm bleibt.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Das Besondere an der Königskerze sind die gelben Farbstoffe, die nicht nur in der Blüte, sondern in der ganzen Pflanze zu finden sind. Wie früher kann man damit auch heute noch Stoffe oder Wolle färben: Dazu erntet man die Pflanze und kocht sie lange im Wasserbad aus. Das ergibt einen wunderschön gelben Farbton, der wie die Flamme einer Kerze leuchtet. Und noch etwas: Wenn die Königskerze verblüht ist, bleibt nur ein großer brauner Stängel übrig. Man kann ihn am Boden abschneiden und in flüssiges Wachs tauchen: das heißt, einige Male hintereinander hineintauchen, herausziehen und trocknen lassen. So entsteht eine Fackel für den Winter, die mehrere Stunden brennt.


2. Dezember

Die Brennessel

Auch wenn man es nicht gleich vermuten würde: Die Brennnessel ist eine besonders wichtige Heilpflanze. Ihr botanischer Name lautet Urtica. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist zweihäusig, weil sie weibliche und männliche Pflanzen ausbildet. Sie hat noch eine kleinere Verwandte, die Urtica urens oder auch Kleine Brennnessel. „Urtica“ und „urens“ leiten sich vom lateinischen Wort urere (= „brennen“) ab. Beide gehören zu den Brennnesselgewächsen, wachsen aber an unterschiedlichen Orten. Die Große Brennnessel, um die es hier vor allem geht, trifft man überall in der Natur an, oft auf Schuttplätzen, Brachen oder dort, wo der Boden stark gedüngt ist.

Therapeutische Wirkung

Wegen ihres Gehalts an Flavonoiden und Mineralstoffen wie Kalium wirkt die Brennnessel entwässernd und hilft, den Körper zu entgiften. Bei einer Blasenentzündung ist deshalb ein Brennnesseltee zur Durchspülung sehr zu empfehlen. Die Pflanze enthält außerdem doppelt so viel Vitamin C wie eine Orange und zusätzlich Vitamin A und Eisen. Ein weiterer Inhaltsstoff ist die Caffeoyläpfelsäure, eine Pflanzensäure, die entzündungshemmend auf die Gelenke wirkt und bei rheumatischen Beschwerden hilft. Dazu gibt es sogar eine Untersuchung: Wenn man täglich 50 Gramm Brennnesselblätter als Gemüse zubereitet und isst, hat das den gleichen Effekt wie eine geringe Dosis schmerzlindernder Medikamente, die man gegen Rheuma einsetzt. Neben den Blättern hat auch die Brennnesselwurzel heilende Wirkung. Ein Extrakt daraus hilft gegen Prostatabeschwerden.

Anwendung

Die Brennnessel kann man als Tee genießen, einem Smoothie hinzufügen oder als Gemüse essen – zum Beispiel in einem Auflauf oder als Spinatersatz. Wer einen eigenen Garten hat, kennt vielleicht die Brennnesseljauche, mit der man den Boden düngen kann. Früher hat man aus der Brennnesselfaser Stoffe hergestellt. Diese Technik wird allmählich wiederentdeckt. Außerdem trägt die Brennnessel zur Artenvielfalt in der Insektenwelt bei. Bis zu siebzig verschiedene Schmetterlingsarten sind auf sie angewiesen. Ihre Raupen ernähren sich von den Brennnesselblättern. Gäbe es keine Brennnesseln mehr, würden auch diese Schmetterlingsarten verschwinden.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Weil die Brennnessel so viele Nährstoffe enthält, würden Hasen, Schafe und Kühe sie vermutlich in kürzester Zeit bis auf den Boden abfressen – wenn sie zum Schutz nicht ihre Brennhaare hätte! Diese Brennhaare enthalten Substanzen, die man eigentlich nicht im Pflanzenreich, sondern in der Tierwelt findet wie Histamin und Serotonin. Verblüffend ist, dass bereits ein Millionstel Gramm dieser Flüssigkeit ausreicht, um die kleinen brennenden Quaddeln auf unserer Haut auszulösen.


3. Dezember

Der Frauenmantel

Der Name dieser Heilpflanze weist schon darauf hin, wo sie eingesetzt wird: in der Frauenheilkunde. Sie gehört zu den Rosengewächsen. (Nebenbei bemerkt ist die Rose von jeher ein Symbol für die Liebe.) In ihrem botanischen Namen Alchemilla vulgaris sind die Frauen allerdings nicht verewigt. Er geht zurück auf die Alchemisten, die Arzneihersteller aus vergangenen Zeiten. Am frühen Morgen liefen sie über die Wiesen auf der Suche nach den schillernden Tautropfen, die sich in den Blättern sammeln, um sie für die Herstellung ihrer Heilmittel zu nutzen. Besonders begehrt waren die Tropfen auf den trichterförmigen Blättern des Frauenmantels. Es gibt verschiedene Frauenmantelarten. In Blumengestecken findet man meist die Alchemilla mollis, den „weichen Frauenmantel“. Heilkräftiger aber ist die Alchemilla vulgaris, der Gewöhnliche Frauenmantel.

Therapeutische Wirkung

Die Blätter des Gewöhnlichen Frauenmantels erinnern an einen Umhang, der die Frauen schützt. Wenn es herausfordernd oder schwierig wird, wenn emotionale Kälte herrscht, nimmt der Frauenmantel uns in den Arm und beschützt uns vor den Widrigkeiten des Lebens.
Ganz konkret enthält der Frauenmantel Gerbstoffe. Sie helfen bei Entzündungen im Mundbereich, beispielsweise bei Aphten oder Zahnfleischentzündungen, wirken aber auch bei leichtem Durchfall. Hinzu kommen Flavonoide, die entzündungshemmend sind. Und obwohl sich in der Pflanze keine Stoffe finden, die spezifisch bei Frauenleiden wirken, spielt sie seit Hunderten von Jahren eine herausragende Rolle in der Frauenheilkunde – sei es bei einer hormonellen Dysbalance, bei Menstruationsbeschwerden und Problemen in den Wechseljahren. Bis heute kann man sich das anhand der Wirkstoffe nicht genau erklären. Hier wird die Diskrepanz zwischen der Volksmedizin und der naturwissenschaftlich orientierten, der rationalen Phytotherapie sehr deutlich. Vielleicht enthält der Frauenmantel aber auch spezielle Inhaltsstoffe, die man bislang bloß noch nicht entdeckt hat.

Anwendung

Man kann getrockneten Frauenmantel mit heißem Wasser übergießen und als Tee genießen oder eine Tinktur, einen alkoholischen Auszug, herstellen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Was morgens auf den wunderschön gefalteten Blättern des Frauenmantels wie Diamanten glitzert, sind keine Tautropfen. Es ist gereinigtes Wasser, das die Pflanze in der Nacht aus der Erde aufsaugt, durch sich hindurchgehen lässt und am Blattrand ausschwitzt. Man nennt das Phänomen Guttation. Die kleinen Tröpfchen fließen in der Mitte des Blattes zusammen und bilden einen schillernden Wassertropfen. Man könnte sagen, die Tropfen sind eine Signatur für das ungeborene Kind, ein Zeichen für eine Schwangerschaft. Das Blatt ist die Gebärmutter und das Schillernde darin das heranwachsende Kind. Deshalb wird der Frauenmantel auch bei Kinderwunsch eingesetzt.


4. Dezember

Die Kamille

Die Kamille kennen wir alle, sie ist eine der bekanntesten und ältesten Heilpflanzen unseres Kulturkreises. In ihrem botanischen Namen Matricaria recutita oder auch Matricaria chamomilla findet man bereits viele Informationen über sie. In „Matricaria“ stecken zwei Wörter: „Mater“ bedeutet Mutter, und „Matrix“ heißt übersetzt Gebärmutter. Schneidet man das gelbe Innere des Blütenköpfchens auf, findet man einen Hohlraum, der einer Gebärmutter ähnelt. Er trägt die Signatur einer Höhle oder eines schützenden Nests. Hier kann man sich zurückziehen und einen Ruheort finden.

Die Kamille gehört zur Familie der Korbblütler, einer besonderen Familie, denn was wie eine Einzelblüte aussieht, besteht aus einem ganzen Korb voller Blüten. Sie erinnern ein wenig an Gänseblümchen. Innen findet man die gelben Röhren- und außen die weißen Zungenblüten.

Therapeutische Wirkung

Die Kamille weist vielfältige Wirkstoffe auf. Sie enthält zum Beispiel ätherisches Öl. Steckt man die Nase in frische oder getrocknete Kamillenblüten, verspürt man einen warmen, aromatischen Duft. Ein wesentlicher Bestandteil dieses ätherischen Öls ist Bisabolol, einer der stärksten entzündungshemmenden Wirkstoffe, die die Pflanzenwelt zu bieten hat. Die Kamille enthält zudem etwas Bitterstoffe, die die Verdauung fördern, außerdem Schleimstoffe, die Reizungen an Schleimhäuten lindern, sowie entzündungshemmende Flavonoide.

Anwendung

Die Kamille ist ein echter Tausendsassa. Sie hilft sehr gut bei akuten Magenschmerzen, Verdauungsproblemen oder auch Menstruationskrämpfen. Man kann sie sogar bei chronischen, säurebedingten Magenbeschwerden einsetzen, auch bei Sodbrennen, bei in die Speiseröhre zurücklaufender Magensäure und einer sich anbahnenden Magenschleimhautentzündung.

Eine besondere Anwendungsmöglichkeit ist die Rollkur. Man bereitet sich einen stark gebrauten Kamillentee zu, trinkt morgens nüchtern zwei Tassen davon und legt sich für ein paar Minuten auf den Rücken. Danach dreht man sich auf die linke Seite, wartet erneut zwei bis drei Minuten, rollt sich auf den Bauch, wartet wieder ein paar Minuten, und am Schluss dreht man sich auf die rechte Seite. Man rollt also einmal um die eigene Achse. So hat der Tee die Möglichkeit, die Magenschleimhaut komplett auszukleiden. Hier ist es wichtig, mit der linken Körperseite zu beginnen. Würde man mit der rechten anfangen, würde der Tee gleich vom Magen in den Darm abfließen, da sich auf der rechten Seite der Magenausgang befindet.

Die ätherischen Öle werden auch in Präparaten verwendet, die man in Apotheken, Drogerien und in der Naturkosmetik findet. Sie werden als Salben und Cremes bei Hautentzündungen eingesetzt. Zur Wundbehandlung und bei Zahnfleischentzündung verwendet man jedoch keine Salbe, sondern alkoholische Tropfen, die mit Wasser verdünnt werden. Kamillentee ist auch ein altbewährtes Mittel, wenn kleine Kinder zahnen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Wenn man die Kamille destilliert, um daraus das ätherische Öl zu gewinnen, erhält man aus den gelb-weißen Köpfchen ein blaues Öl. Wie ist das möglich? Die Bitterstoffe der Kamille wandeln sich durch die Behandlung mit heißem Wasserdampf in einen blauen Farbstoff um, in das sogenannte Chamazulen, das eine stark entzündungshemmende Wirkung hat. Die Farbe Blau steht für Ruhe, Kühlung und ist damit auch ein Zeichen für seine Wirkung auf entzündetes Gewebe.


5. Dezember

Die Pfefferminze

An der Pfefferminze scheiden sich die Geister, entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Sie ist in sehr vielen Teemischungen enthalten, und ihr botanischer Name lautet Mentha piperita. „Piperita“ kommt von Pfeffer, und das Pfeffrige merkt man sofort, wenn man nur ein Blättchen kaut. Es gibt auch noch eine zweite Minzart, die Krauseminze. Sie ist weicher und hat dieses Pfeffrige nicht, was die arzneiliche Wirkung der Pfefferminze ausmacht. Verantwortlich für diesen Geschmack ist der hohe Mentholgehalt. Menthol gehört zu der Gruppe von typischen Inhaltsstoffen, die im ätherischen Öl der Pfefferminze enthalten sind.

Therapeutische Wirkung

Die Pfefferminze hilft bei akuten Magenbeschwerden, bei Blähungen, Verdauungsstörungen wie zum Beispiel Völlegefühl, sie lindert aber auch Krämpfe. Außerdem unterstützt sie die Leber bei der Produktion der Gallenflüssigkeit, sodass wir Nahrungsmittel mit einem hohen Fettgehalt besser verdauen können. Menschen, die zu wenig Gallenflüssigkeit produzieren, profitieren sehr von dieser Pflanze. Dafür reicht oft schon eine Tasse Tee. Das Schöne an der Pfefferminze ist, dass man sie nicht mitzunehmen braucht, wenn man verreist, denn man findet auf der ganzen Welt irgendwo einen Pfefferminze-Teebeutel. Interessant ist auch, was die Pfefferminze bei äußerlicher Anwendung kann. Sie ist ein Akutmittel bei Kopfschmerzen, manche sagen sogar, dass sie bei Migräne hilft.

Anwendung

Bei Kopfschmerzen kann man ein Blatt der Pfefferminze zwischen den Fingern zerreiben, bis der Pflanzensaft austritt, und links und rechts auf die Schläfen auftragen. Man spürt sofort ein Kältegefühl. Das ist aber nicht alles. Das Menthol kann sogar die Schmerzweiterleitung blockieren, was zu einer Verminderung der Schmerzen führt. Besser eignet sich dafür das ätherische Öl, im Notfall pur oder sonst verdünnt mit einem anderen fetten Öl wie dem Mandelöl oder mit etwas Alkohol. Abgefüllt in ein Fläschchen mit Rollaufsatz kann man damit seine Schläfen einreiben. Untersuchungen haben gezeigt, dass das genauso gut wirkt wie zwei Tabletten Aspirin.

Dringend abzuraten ist von einem kühlenden Pfefferminzbad – selbst bei großer Sommerhitze. Das Menthol würde auf der Körperoberfläche alle Kälterezeptoren aktivieren, und wir würden stark frieren, geradezu schlottern. Viel besser ist es, sich etwas Pfefferminzhydrolat, das man in einer Sprühflasche kaufen kann, ins Gesicht oder auf den Oberkörper zu sprühen.

Dieses Pfefferminzhydrolat oder auch abgekühlter Pfefferminztee kann klimakterische Beschwerden lindern. Bei Hitzewallungen hilft es, den Körper damit zu waschen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Das erste Geheimnis ist schnell keines mehr, wenn man die Pfefferminze zu sich in den Garten holt. Sie ist berühmt für ihre langen Wurzelausläufer, das heißt, sie kann sehr große Gebiete durchwuchern und damit andere Pflanzen verdrängen. Besser man hält die Pfefferminze in einem Topf, wo sie nicht „ausbüxen“ kann. Und das zweite Geheimnis? Man sollte keine anderen Minz-Arten neben die Pfefferminze pflanzen, weil diese sich nämlich gerne kreuzen. Auch die Pfefferminze selbst ist eine spontane Kreuzung, die in England entstanden hat. Wenn man nun zum Beispiel die Pfefferminze neben die Krauseminze pflanzt, wird man im nächsten und im übernächsten Jahr keine Pfefferminze mehr haben, sondern eine Mischung aus beiden. Das wäre schade, weil dann das wertvolle Menthol aus dem ätherischen Öl deutlich geringer wäre.


6. Dezember

Der Zimt

Zum Nikolaustag passt der Zimt besonders gut, ein Gewürz, das im Advent nicht fehlen darf. Zimt ist eine Heilpflanze, die nicht bei uns wächst. Er wird aus der Rinde eines Baumes gewonnen, der in Sri Lanka (Ceylon) zu Hause ist. Davon leitet sich auch der botanische Name Cinnamomum ceylanicum ab.

Der Zimt gehört zur Familie der Lorbeergewächse, ist also mit dem Lorbeer, den wir mitunter für einen Braten verwenden, verwandt. Der typische Duft, der im Advent durch das ganze Haus strömt, beruht auf seinem Gehalt an ätherischem Öl.

Um den Zimt verwenden zu können, wird die Rinde von den Ästen geschabt, die sich dadurch zu kleinen Stangen zusammenrollt. In dieser Form oder auch pulverisiert kommt er bei uns in den Handel. Beim Kauf lohnt es sich allerdings, genauer hinzusehen. Denn es gibt neben dem Ceylon-Zimt auch den Cassia-Zimt, der nicht aus Ceylon kommt und aus botanischer Sicht einer anderen Art angehört. Er schmeckt zwar auch zimtig, ist aber im Vergleich zum Ceylon-Zimt minderwertig. Da er wesentlich billiger ist, wird Ceylon-Zimt-Pulver gerne mit Cassia-Zimt-Pulver gestreckt.

Therapeutische Wirkung

Der Zimt ist nicht nur ein beliebtes Gewürz in der Weihnachtsbäckerei – in anderen Ländern wird er übrigens das ganze Jahr und nicht nur für Süßigkeiten verwendet –, der Zimt hat auch bedeutende Heilkraft. Er hilft gegen Appetitlosigkeit und unterstützt die Verdauung. Äußerlich wird er als wärmende Heilpflanze bei Rheuma eingesetzt. Neue Studien zeigen die Wirksamkeit von Zimtextrakt bei der Behandlung von Hautpilzarten wie beispielsweise Candida.

Anwendung

Zimtstangen im Tee wärmen von innen. Man kann aus Zimt auch eine Tinktur herstellen. Ätherisches Zimtöl ist in kleinen Fläschchen erhältlich. Ein kleiner Tipp: Wenn man einen Tropfen Zimtöl mit zwei bis drei Tropfen Mandarinen- oder Orangenöl in eine Duftlampe gibt, erfüllt ein wunderbar aromatischer Duft das ganze Haus, ohne dass man jeden Tag Plätzchen backen muss.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Zimtsterne, besonders zu Weihnachten, sind einfach lecker. Doch Vorsicht! So hieß es in manchen Artikeln, man solle bloß nicht zu viel davon essen. Denn bereits fünfzehn Zimtsterne könnten für einen Erwachsenen gefährlich werden. Das ist Unsinn. Warum? Den Artikeln lag eine Studie zugrunde, bei der man Zimt an Hamster verfüttert hatte, um herauszufinden, bei welcher Dosis der Zimt schädlich oder sogar tödlich wirkt. Die Menge wurde auf das Körpergewicht eines erwachsenen Menschen hochgerechnet – mit dem Ergebnis, dass rund fünfzehn Zimtsterne langsam gefährlich werden können. Allerdings hat man dabei nicht beachtet, dass wir Menschen über einen ganz anderen Stoffwechsel als Hamster verfügen. Wir sind eben keine Nagetiere. Das heißt: Entwarnung! Sie dürfen auch sechzehn Zimtsterne essen, und es wird Ihnen nicht schaden.


7. Dezember

Der Hopfen

Der Hopfen, lateinisch Humulus lupulus, gehört zu den Hanfgewächsen – einer Familie, in der man ihn gar nicht erwarten würde. Er enthält jedoch kein berauschendes THC wie die richtige Hanfpflanze.

Das Wort Humulus kommt von lateinisch „humus“ und heißt „Erde“. Der Hopfen liebt nährstoffreiche Erde. Und der Beiname lupulus kommt von „lupus“, „der Wolf“ (genauer ist „lupulus“ die Verkleinerungsform, also „Wölfchen“). Der Hopfen hat die Angewohnheit, als Kletterpflanze an anderen Pflanzen hochzuwachsen. Dafür hat er kleine Zähnchen am Stängel. So wie der Wolf Tiere überfallen kann, überfällt der Hopfen andere Pflanzen, die neben ihm wachsen. Hopfen geht zurück auf das altdeutsche Wort „huppen“ und bedeutet „Quaste“, die Bezeichnung für das Ende eines Tierschwanzes. Das verweist auf die kleinen Zapfen, die die weiblichen Pflanzen bilden.

Therapeutische Wirkung

Diese Zapfen sind es, die phytotherapeutisch eingesetzt werden, denn sie enthalten Duftstoffe und Hopfenbitterstoffe, die zudem auch sehr wichtig für die Bierbrauer sind. Der Hopfen hat außerdem eine leicht östrogenartige Wirkung. Die Pflückerinnen, die im Spätsommer die Hopfenzapfen sammeln, berichten zuweilen, dass sie nach der Ernte Zwischenblutungen bekommen. Hopfen kann tatsächlich in den Hormonstoffwechsel eingreifen.

Anwendung

Wegen seiner beruhigenden Wirkung wird Hopfen gern bei Einschlafproblemen, Nervosität und Stress bis hin zu Herzbeschwerden eingesetzt. Dazu eignen sich Tees, Kapseln und Tabletten (oft kombiniert mit Baldrian), Bäder oder auch ein Kräuterkissen, das man mit getrockneten Hopfenzapfen füllt.

Eine Besonderheit des Hopfens zeigt sich im frühen Frühling, wenn er aus dem Boden sprießt. Die Schösslinge sehen aus wie kleine Spargelspitzen. Und genau so kann man sie zubereiten. Sie sind eine Art Spargelersatz aus der Natur und schmecken ähnlich fein. Man kann sie in Wasser dünsten oder mit Butter leicht anbraten, so entfalten sie ihr Aroma.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

In den Klöstern war früher zur Fastenzeit nur Wasser erlaubt. Kein Alkohol und damit auch kein Wein. Mit einer Ausnahme: Bier durfte auch in der Fastenzeit getrunken werden, und das hat mit der östrogenartigen Wirkung des Hopfens zu tun. Denn bei Männern ist der Hopfen nicht anregend wie bei den Frauen, sondern dämpft eher das Verlangen nach dem anderen Geschlecht. Die Mönche kamen so auch in der Fastenzeit gut über die Runden.


8. Dezember

Die Erzengelwurz

Zum zweiten Advent porträtieren wir die Erzengelwurz, lateinisch Angelica archangelica. Bereits der Name lässt erkennen, dass es sich nicht nur um eine „einfache“ Wald-Engelwurz handelt. Sie nimmt eine wichtige Rolle als Heilpflanze ein, steht gewissermaßen über der Engelwurz, wie die Erzengel hierarchisch über den normalen Engeln stehen.

Therapeutische Wirkung

In der Phytotherapie wird die Wurzel der Erzengelwurz verwendet. Bereits beim Ausgraben fällt deren warmer, sehr aromatischer Duft auf. Verantwortlich dafür ist das darin enthaltene ätherische Öl. Die Wurzel kann in Form von Tee oder alkoholischen Auszügen eingenommen oder als Ölauszug mit Bienenwachs zu einer Salbe verarbeitet werden. Bei der Ernte empfiehlt es sich allerdings, Handschuhe zu tragen, vor allem im Sommer, denn sie enthält auch Furanocumarine. Das sind heikle phototoxische Stoffe, die beim Berühren der Pflanze unter hoher UV-Strahlung zu Hautreaktionen wie Blasenbildung und Verbrennungen führen können.

Anwendung

Als Tee oder alkoholischer Auszug wird Erzengelwurz bei Appetitlosigkeit oder auch bei Verdauungsbeschwerden wie Krämpfen, Blähungen und Völlegefühl eingesetzt. Mit der Salbe reibt man sich bei Bronchitis die Brust ein oder man trägt sie bei Schnupfen oder Nasennebenhöhlenentzündung ganz leicht rechts und links neben den Nasenlöchern auf. Sie ist so sanft und dennoch wirksam, dass sie sogar bei einem Säuglingsschnupfen verwendet werden kann. Ein berühmtes Produkt mit Erzengelwurz aus der Apotheke ist Klosterfrau Melissengeist, ein altes Heilmittel mit Alkohol, das manchem vielleicht auch einfach als alkoholischer Genuss dient.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Im ersten Jahr bildet die Erzengelwurz lediglich eine kleine Blattrosette. Doch schon im zweiten Jahr schießt sie bis zu zwei Meter in die Höhe. Am Stängel können dann markante, faustdicke Gebilde entstehen, die sich plötzlich öffnen und aus denen sich beeindruckende Doldenblüten herausschälen. Es ist, als wenn die Blüte in dieser schützenden „Kugel“ abwartet, bis sie bereit ist, sich der Welt zu stellen. Genauso ist die Erzengelwurz manchmal auch als Räucherung oder als Tinktur geeignet für Menschen, die im Moment einfach einen Rückzugsort und ein bisschen Schutz brauchen.


9. Dezember

Der Beinwell

Der Name Beinwell, lateinisch Symphytum officinale, verweist auf das altdeutsche Wort „Bein“ als Bezeichnung für Knochen beziehungsweise die Gebeine. Beinwell, im Volksmund und in der Schweiz auch Wallwurz genannt, ist eine Heilpflanze, die ihre Wirkung bis auf die Knochen entfaltet. Der Namensbestandteil well/wall steht für das Zusammenwachsen im Heilungsprozess: Ein beschädigter oder gebrochener Knochen heilt, wächst wieder zusammen.

Therapeutische Wirkung

Beinwell wird ausschließlich äußerlich angewendet. Phytotherapeutisch genutzt werden die Wurzel und die Blätter. Die Inhaltsstoffe sind ausgesprochen vielfältig: Beinwell enthält unter anderem Schleimstoffe, Saponine, Cholin und Allantoin. Holt man die Wurzel frisch aus der Erde, wird der Schleimstoffgehalt unmittelbar in Form von Sekret sichtbar. Aus der klein geschnittenen Wurzel lässt sich eine Kompresse herstellen oder auch ein Tee für Umschläge zubereiten. Möglich sind auch alkoholische Auszüge, gebräuchlicher sind allerdings Ölauszüge. Unter den zahlreichen Inhaltsstoffen finden sich auch Pyrrolizidinalkaloide. Diese können bei Einnahme die Leber schädigen, weshalb Beinwell nicht innerlich angewendet werden sollte. Auf intakter Haut aufgetragen, gibt es aber keine Probleme, da Pyrrolizidinalkaloide die Haut nicht durchdringen.

Anwendung

Beinwellprodukte helfen nicht nur bei Knochenbrüchen, sondern auch bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen oder blauen Flecken. Besonders gut wirkt eine Salbe aus einem Ölauszug, die man einfach selbst herstellen kann und immer im Haus haben sollte: Man legt die Wurzelstücke in Olivenöl ein, lässt sie dann eine Stunde lang bei 60 Grad ausziehen. Danach seiht man das Öl ab und gibt in dieses schließlich Bienenwachs (ein Zehntel der Ölmenge). Das Bienenwachs im Ölauszug aufschmelzen, von der Heizquelle nehmen, kaltrühren und in einen Salbentopf abfüllen. Wer die Salbe nicht selbst herstellen möchte oder kann, findet entsprechende Fertigpräparate auch in Apotheken und Drogerien.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Der Beinwell entwickelt schöne kleine und glockenartige blaue Blüten. Sobald sich aber eine Hummel oder eine Biene den Nektar aus der Blüte geholt hat, verändert sich die Farbe von Blau zu Rosa. Daher sieht man an einer Pflanze oft beide Blütenfarben. So wissen später ankommende Bienen und Hummeln, dass bei rosa Blüten nichts mehr zu holen ist, und sparen sich die Mühe, sie anzufliegen.


10. Dezember

Die Kapuzinerkresse

Die Kapuzinerkresse, lateinisch Tropaeolum majus, kann man in vielen Gärten finden. Dabei stammt sie gar nicht von hier, sondern ist aus Südamerika zu uns gekommen, genauer aus Peru. Aus diesem Grund ist sie auch nicht winterhart und man muss sie jedes Jahr neu aussäen. Es ist aber gut möglich, dass sie sich mit ihren Samen selbst aussät, wenn sie schon einmal im Garten gewachsen ist.

Das Besondere an der Kapuzinerkresse sind die sogenannten Senfölglykoside, die in der ganzen Pflanze vorkommen. Sie sind verantwortlich für den scharfen Geschmack. Allerdings erst wenn wir darauf beißen, sie zerschneiden oder eine Raupe an ihr knabbert. Der Grund dafür ist, dass Senfölglykoside aus zwei Teilen bestehen: dem Senföl und einer Zuckerkette. Solange sie aneinandergebunden sind, sind sie nicht scharf.

Therapeutische Wirkung

Wenn Zellen der Blätter oder der Blüten verletzt werden, wird ein pflanzliches Enzym freigesetzt, das in der intakten Kapuzinerkresse in kleinen Bläschen gespeichert ist. Es spaltet die Senfölglykoside. Dabei werden die Senföle frei, die den scharfen Geschmack ausmachen. Die Senföle haben eine phytotherapeutische Wirkung und werden gerne Phytobiotika genannt, was auf antibakteriell wirkende Inhaltsstoffe verweist. Man könnte sie auch „Antibiotika“ nennen, was hier bewusst vermieden wird, denn „Anti-Biotika“ bedeutet „gegen das Leben“. Und die Kapuzinerkresse ist definitiv nicht gegen das Leben, sondern hilft uns, mit Keimen gut umgehen zu können.

Anwendung

Die Senföle helfen besonders bei Erkältungskrankheiten und Blasenentzündungen. Auch bei Nasennebenhöhlenentzündungen kommen sie zum Einsatz. Zudem enthalten sie eine nicht zu unterschätzende Portion Vitamin C, was gut fürs Immunsystem ist. Das ist gerade im Winter wichtig. Da die Kapuzinerkresse nicht winterhart ist und in der getrockneten Pflanze sich kaum mehr Senfölglykoside befinden, ist die Kapuzinerkresse eher etwas für die Sommerzeit. Dann kann man sie beispielsweise frisch auf dem Brot oder im Salat verzehren. Nicht sinnvoll ist es dagegen, einen Tee daraus zu kochen, weil die Hitze den gesundheitsfördernden Stoffen schadet. Für den Winter empfiehlt es sich, eine Tinktur herzustellen. Gute Fertigpräparate gibt es auch in der Apotheke zu kaufen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Wenn die Kapuzinerkresse verblüht ist, bildet sie runzlige, kugelige Samen, die man ernten und in eine Essig-Salz-Lake einlegen kann. Das ergibt einen leckeren und gesunden Kapernersatz. Die Kapuzinerkresse hat vor einiger Zeit auch Eingang in die medizinischen Leitlinien gefunden. Das heißt, dass empfohlen wird, Patienten bei einer Erkältung oder unproblematischen Blasenentzündung an erster Stelle die Kapuzinerkresse zu verschreiben und nicht ein schulmedizinisches Antibiotikum.


11. Dezember

Der Sanddorn

Der Sanddorn, botanischer Name Hippophae rhamnoides, ist kein Kraut, sondern ein kleiner Strauch. Besonders häufig findet man ihn an der Küste – vor allem an der Ostsee, aber auch an der Nordsee –, weil er gut mit sandigem Boden und salziger Luft zurechtkommt.

Für Gartenfreunde ist wichtig zu wissen: Wer sich den Sanddorn in den eigenen Garten holt, wird ihn nie wieder los. Denn die Pflanze bildet viele unterirdische Triebe und kommt überall mit neuen Spitzen heraus. Sie kann sich sogar bis zum Nachbargrundstück, zum Gehweg oder zur Straße hin ausdehnen. Sollte sie den Asphalt durchbrechen, könnte es richtig teuer werden. Daher sollte man im heimischen Garten ausreichend Platz mit Abstand zur Gartengrenze für sie zur Verfügung

Therapeutische Wirkung

Die orangefarbenen Beeren, die Früchte des Sanddorns, sind reich an vielen wertvollen Inhaltsstoffen. Allerdings ist die Ernte nicht ganz einfach, weil der Sanddornstrauch – wie der Name sagt – sehr dornig ist. Doch es lohnt sich: Die Beeren enthalten neben reichlich Vitamin C auch die kompletten B-Vitamine. Darüber hinaus ist der Sanddorn eine Quelle für Vitamin E und für den orangen Farbstoff Carotinoid – eine Vorstufe des Vitamin A, das gut für die Augen ist. Außerdem enthält der Sanddorn ein fettes Öl mit einem hohen Anteil wertvoller ungesättigter Fettsäuren.

Anwendung

Eingesetzt wird meistens der Saft aus den orangefarbenen Beeren, erhältlich in Apotheken und Drogerien. Gerade im Winter ist er wegen seiner vielen Vitamine zur Stärkung des Immunsystems zu empfehlen. Sanddornsaft dient zur Vorbeugung, wirkt aber auch, wenn man bereits eine Erkältung hat. Und selbst bei einer langwierigen Grippe, von der man sich noch nicht ganz erholt hat, lohnt es sich, den Saft einzunehmen. Auch in Verbindung mit Joghurt, Müsli oder Quark schmeckt der Sanddornsaft gut. Man kann damit auch eine Salatsauce verfeinern – zum Beispiel für Feldsalat. Die Sauce verfärbt sich dann allerdings etwas orange.

Wie Oliven können auch Sanddornbeeren zur Ölgewinnung gepresst werden. Aus dem Fruchtfleisch entsteht ein Öl von intensiver oranger Farbe, das Sanddornfruchtfleischöl genannt wird. Es eignet sich hervorragend zur Förderung der Wundheilung – sei es bei schlecht heilenden oder geschwürigen Wunden, sei es bei offenen Beinen oder einem Diabetikerfuß. Sanddornöl kann sogar bei einer nicht heilenden Magenschleimhautentzündung helfen. Und als einziges fettes Öl darf man es direkt auf offene Wunden der Haut sowie der Schleimhäute im Mund und in der Speiseröhre geben. Das Öl enthält eine seltene ungesättigte Fettsäure, eine Omega-7-Fettsäure oder auch Palmitoleinsäure genannt, die in der äußersten Hautschicht von Natur aus vorkommt. Deswegen eignet sich das Öl, eingearbeitet in Salben und Cremes, besonders gut zur Pflege der Haut. Allerdings ist auch hier auf die orange Farbe des Öls zu achten. Flecken auf Kleidern können mit nichts mehr entfernt werden.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Wie werden diese kleinen Beeren geerntet, wie von diesem dornigen Strauch gezupft? Man kann sich vorstellen, dass die Ernte eine mühselige Arbeit ist. An der Ostsee hat man daher ein eigenes Verfahren entwickelt: Die Pflücker tragen feste Handschuhe aus dickem Leder und melken die Äste quasi ab, indem sie einen Eimer unter die Zweige stellen. Dann wird von der Mitte her zum Zweigende alles abgemolken, also abgedrückt, und der Saft sowie die aufgeplatzten Beeren fallen in den Eimer. Ein anderes naturschonendes Verfahren wie das Pflücken der einzelnen Früchte wäre zeitlich kaum machbar – und auch nicht bezahlbar.


12. Dezember

Die Weide

Es gibt viele verschiedene Arten von Weiden, die alle den lateinischen Gattungsnamen Salix tragen. Sie stehen zwar nicht unter Naturschutz, doch sollte man die Äste im Frühling nicht abschneiden, weil die Weidenkätzchen den Bienen als erste Nahrung dienen.

Nicht alle Arten der Weide wurden phytotherapeutisch untersucht. Sie sind aber allesamt heilkräftig. Die glatte Rinde der Äste, die sich je nach Weidenart grünlich, gelblich oder auch rötlich zeigt, enthält einen Wirkstoff namens Salicin – ein Vorläufer des Aspirins. Salicin wurde und wird seit jeher zur Schmerzlinderung verwendet. Wird jedoch im Labor Salicin mit Essigsäure versetzt, entsteht daraus Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff des heutigen Aspirins.

Therapeutische Wirkung

Salicin wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Daher wird die Weide bei fiebrigen Erkältungen oder bei einer Grippe eingesetzt. Allerdings sollten Weidenpräparate nur bei wirklich hohem Fieber eingenommen werden, denn das Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers zur Stärkung des Immunsystems. Das Immunsystem arbeitet effizienter, wenn der Körper etwas erhöhte Temperatur hat. Wegen ihrer schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften hilft die Weide auch bei Rheuma und Gelenkschmerzen sowie bei Kopfschmerzen und Migräne.

Im Unterschied zum Aspirin – und anders als mancherorts zu lesen – ist die Weidenrinde nicht blutverdünnend. Es könnte also gefährlich werden, wenn man mit Weidenrinde Medikamente zur Blutverdünnung ersetzen will. Außerdem dürfen Menschen mit einer sogenannten Aspirinallergie keine Weidenpräparate verwenden, weil der Wirkstoff dem des Aspirins sehr ähnelt. Auch bei Kindern unter zwölf Jahren sollte keine Weidenrinde als Schmerz- oder Fiebermittel eingesetzt werden.

Anwendung

Zur therapeutischen Verwendung schabt man die Rinde von den Zweigen ab und kocht einen Tee oder stellt auf Vorrat eine Tinktur her, die bei Bedarf schnell einsetzbar ist. Obwohl die Weide ein bewährtes Naturheilmittel ist, sind Weidenpräparate auf dem stark umkämpften Schmerzmittelmarkt verschwunden. Apotheken können daher keine Fertigprodukte mehr anbieten.

Die Weide ist ein richtiger Tausendsassa mit ihren sehr schlanken und biegsamen Ästen. Aus ihnen werden auch heute noch Körbe geflochten. Dazu schneidet man die Äste ab, legt sie ins Wasser, bis sie weich und flechtbar sind. Weiden kann man auch gut in den eigenen Garten pflanzen, indem man abgeschnittene Weidenäste in die Erde steckt, die in kurzer Zeit Wurzeln schlagen. Setzt man sie nicht zu weit auseinander, lässt sich daraus ein schöner Weidengartenzaun flechten.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Was die Weidenrinde so besonders macht, ist ihre langanhaltende Wirkung. Sie kann Schmerzen bis zu zwölf Stunden lindern. Es reicht also, am Morgen und am Abend etwas davon einzunehmen. Jeder Vorteil hat allerdings auch einen Nachteil: Die Wirkung tritt nicht so schnell ein wie beim Aspirin. Der Grund dafür ist, dass das Salicin nicht den eigentlichen Wirkstoff darstellt, sondern eine Vorstufe, die im menschlichen Körper zweifach umgewandelt werden muss: einmal im Darm und einmal in der Leber. So entsteht dann Salicylsäure, die dann wirklich lange wirkt.


13. Dezember

Die Artischocke

Die Artischocke ist nicht nur als Gemüse auf dem Teller sehr gesund, sondern auch eine Heilpflanze. Sie gehört zur Familie der Korbblütler. Ihr botanische Name Cynara scolymus geht auf die griechische Mythologie zurück: Cynara war eine Nymphe, die die Annäherungsversuche des Göttervaters Zeus abwehrte. Aus Zorn soll er sie mithilfe seiner Göttergewalt in eine stachelige Pflanze verwandelt haben – in die Artischocke. Lässt man sie blühen und erntet sie nicht zu früh, bildet sie einen wunderschönen großen violetten Blütenkopf, den einzigen Pflanzenteil ohne Stacheln, in dem sich gerne viele Bienen und Hummeln tummeln.

Therapeutische Wirkung

Phytotherapeutisch werden nicht die Knospen, die wir als Gemüse essen, verwendet, sondern die Blätter. Sie enthalten viele Bitterstoffe und verfügen über einen definierten Mindestbitterwert von 10.000, der bedeutet, dass ein Gramm der Artischockenblätter in zehn Liter Wasser (10.000 Milliliter) immer noch bitter schmeckt. Die Bitterstoffe sorgen für eine gute Verdauung, indem sie sämtliche Verdauungssäfte mobilisieren, sobald sie im Mund mit den Bitterstoffrezeptoren in Berührung kommen. Im Mund bildet sich vermehrt Speichel, die Leber produziert mehr Gallensaft und die Bauchspeicheldrüse mehr Bauchspeicheldrüsensekret. Die Artischocke hilft bei sämtlichen Verdauungsbeschwerden, bei Bauchkrämpfen und Appetitlosigkeit.

Anwendung

Häufig kommt die Artischocke in Form von Tee oder Tinktur zur Anwendung. Vor dem Essen eingenommen, regt sie den Appetit an. Nach dem Essen fördert sie die Verdauung. Darüber hinaus werden die Blätter bei Übelkeit oder Erbrechen verwendet – etwa nach einer Narkose oder einer chemotherapeutischen Behandlung. Menschen, die keine Gallenblase mehr haben, können mithilfe der Artischocke fettige Lebensmittel besser verdauen. Sie stärkt die Leber und unterstützt sie dabei, Medikamente abzubauen, von denen viele als Nebenwirkung die Leber angreifen. Hochdosierte Fertigpräparate in Form von Tabletten oder Kapseln helfen außerdem bei erhöhten Cholesterinwerten. Die Bitterstoffe der Artischocke machen überdies wach und konzentriert und helfen gegen kalte Hände und Füße. Die Artischockenblätter findet man in der Apotheke und in jedem gut sortierten Kräuterladen.

Man kann Artischocken aber auch selbst im Garten anbauen. Bevor sie zum Blühen kommen, werden die Artischockenköpfe zum Essen und die Blätter für die Heilwirkung geerntet.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Der bittere Aperitif und Digestif namens Cynar enthält Artischocke gemischt mit dreizehn weiteren Kräutern. Cynar wurde 1953 von einem Italiener in Padua kreiert. Die erste Flasche wurde in der Apotheke und nicht in einem Spirituosengeschäft verkauft – dies unterstreicht die starke Heilkraft der Artischocke.


14. Dezember

Der Salbei

Der Salbei gehört zur Familie der Lippenblütler und wird als Heil- und Küchenpflanze verwendet. Sein botanischer Name ist Salvia officinalis. Salvia kommt von „salvus“ und bedeutet „gesund sein“, officinalis weist auf eine Apothekenpflanze hin. Schon im 14. Jahrhundert hat die Ärzteschule in Salerno den Spruch geprägt: Warum soll der Mensch sterben, wenn Salbei in seinem Garten wächst?

Therapeutische Wirkung

In der Phytotherapie werden die Salbeiblätter verwendet, die ätherisches Öl und Gerbstoffe enthalten. Die Gerbstoffe wirken austrocknend, blutstillend, zusammenziehend, keimhemmend und machen leicht schmerzunempfindlich. Man verwendet Salbei vor allem im Mundbereich, bei Zahnfleischentzündungen, Verletzungen oder Aphten, das sind kleine Geschwüre in der Mundschleimhaut. Salbei wirkt auch oft gut bei Halsschmerzen und Verdauungsstörungen. Und Frauen hilft er beim Abstillen und bei Hitzewallungen in den Wechseljahren.

Anwendung

Bei Beschwerden im Mund bereitet man aus den Salbeiblättern einen Tee, mit dem man den Mund spült oder gurgelt. Das Gurgeln ist auch eine Anwendungsmöglichkeit bei Halsschmerzen, danach kann man den Tee einfach schlucken. Bei Hitzewallungen oder starkem Schwitzen in den Wechseljahren hilft Waschen mit abgekühltem Salbeitee. Zum Abstillen wird Salbeitee wegen der austrocknenden Wirkung getrunken. Ein alkoholischer Auszug ist weniger zu empfehlen. Darin ist mehr ätherisches Öl gelöst als im Tee. Ein Bestandteil des ätherischen Öls ist Thujon, das in starker Konzentration ein Nervengift darstellt und bei Überdosierung Krämpfe, Herzrasen und bei empfindlichen Menschen auch einen Epilepsieanfall auslösen kann. Daher sollte man die Herstellung und Anwendung einer Salbeitinktur fachkundigen Händen überlassen. Mit Tee und Gewürzen ist man aber auf der sicheren Seite. Man könnte auch den üblichen, gewöhnlichen Salbei durch den sogenannten dreilappigen Salbei ersetzen, der kein Thujon enthält. Man erkennt ihn daran, dass er am Blattgrund, dort, wo beim Blatt der Stiel ansetzt, links und rechts jeweils noch ein kleines Blättchen bildet, die wie zwei Öhrchen aussehen.

Neben seiner Verwendung als schmackhaftes Küchengewürz ist der Salbei auch eine altbewährte Räucherpflanze. Getrockneten Salbei kann man auf Räucherkohle in einem Räuchergefäß oder auf einem Räucherstövchen verräuchern. Der sehr aromatische, aber auch sehr klare Duft wird häufig genutzt, um schlechte Gerüche – oder im übertragenen Sinn böse Geister, negative Energien – aus dem Haus zu vertreiben.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Da die Salbeiblätter aufgrund der Gerbstoffe eine austrocknende Wirkung haben, sind sie nicht für jede Art von Halsschmerz geeignet. Bei trockenem und gerötetem Hals, wenn das Schlucken so richtig schmerzt, verschlimmert der Salbei durch seine austrocknenden Gerbstoffe die Beschwerden. Bestens hingegen hilft er bei Halsschmerzen, bei denen der Hals nicht so trocken ist.


15. Dezember

Die Wegwarte

Die Wegwarte gehört zur Familie der Korbblütler. Ihr botanischer Name Cichorium intybus leitet sich vom Griechischen „kio“ („ich gehe“) und „chorion“ („Feld“) ab, da die Pflanze oft an Weg- und Feldrändern wächst. Der Beiname intybus (lateinisch „tubus“ für „Röhre“) kennzeichnet den hohlen Stängel.

Nicht die leuchtend blauen, schönen Blüten werden phytotherapeutisch verwendet, sondern die Wurzel. Sie ist oft schwierig auszugraben, weil die Wegwarte gerne im steinigen, sandigen, festen Boden steht, auf Geröllhalden und Schuttplätzen. In der Wegwartenwurzel findet man die für die Familie der Korbblütler typischen Bitterstoffe. Allerdings hat sie im Vergleich zur Artischocke nicht den hohen Bitterwert von 10.000, sondern nur von 800. Daher ist sie gut als Bitterstoffpflanze für Kinder oder Anfänger geeignet, die Bitteres noch nicht gewohnt sind. Die Wurzel enthält außerdem Inulin, ein sogenanntes Präbiotikum, das die guten Bakterien im Darm unterstützt. Wenn man die Wurzel in kleine Stücke schneidet, im Backofen anröstet und dann trocknet, wird die enthaltene Zichoriensäure umgebaut und entwickelt einen kaffeeähnlichen Duft. Daher wurde das Wurzelpulver der Wegwarte nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet, um den teuren Kaffee zu strecken oder zu ersetzen, vielen auch heute unter dem Namen „Muckefuck“ bekannt.

Therapeutische Wirkung

Die Bitterstoffe helfen bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Das Inulin dient als Nahrung für die gesunden Bakterien in der Darmflora. Damit kann man den Darm auf natürliche Weise wieder aufbauen und stärken, zum Beispiel nach Einnahme eines schulmedizinischen Antibiotikums.

Anwendung

Man kann aus der Wegwartenwurzel einen Tee zubereiten, einen alkoholischen Auszug herstellen oder sie für den Kaffeeersatz rösten und pulverisieren. Der englische Arzt Edward Bach hat aus den Blüten der Wegwarte die Bachblüte Chicory kreiert, die bei Menschen angewandt wird, die nicht loslassen können.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Jedes Blütenköpfchen der Wegwarte blüht nur einen einzigen Tag lang. Die Blüten gehen am frühen Morgen auf und schließen sich schon am Nachmittag, je nach Sonnenstand zwischen 15 und 16 Uhr. Am nächsten Tag steht die Pflanze jedoch wieder in neuer Blütenpracht da – mit manchmal zwanzig, dreißig Blüten an einer einzigen Pflanze. Dieses Aufgehen und Schließen der Blüten hat auch Einlass gefunden in die sogenannte Blumenuhr des schwedischen Pflanzenforschers und Botanikers Carl von Linné. Die Stunden auf dem Ziffernblatt werden von Pflanzen markiert, deren Blüten sich zur jeweiligen Uhrzeit öffnen oder schließen. Die Wegwarte findet man bei 15 Uhr gezeichnet, der Zeit, wo sie verblüht.


16. Dezember

Die Ringelblume

Die Ringelblume gehört auch zur Familie der Korbblütler. Sie heißt auf lateinisch Calendula, abgeleitet von „calendae“, dem ersten Tag eines Monats, weil die gelben und orangen Blüten monatelang blühen. Und dies noch als Tipp: Je mehr man sie erntet, umso mehr blühen sie. Ringelblume heißt sie wegen ihrer ringelförmig gekrümmten Früchte.

Therapeutische Wirkung

Oft wird nicht der ganze Blütenkopf verwendet, sondern nur die ausgezupften Zungenblüten, die wie bei anderen Korbblütlern im Blütenkörbchen angeordnet sind. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht empfehlenswert, da die verschiedenen Blütenteile unterschiedliche Wirkstoffkonzentrationen aufweisen: Die äußeren Blüten, die Zungenblüten, enthalten sehr viele Flavonoide, die entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Die inneren Blüten, die Röhrenblüten, enthalten ätherisches Öl, das ebenfalls bei Entzündungen hilft. In der ganzen Blüte finden wir reizlindernde Schleimstoffe und orange Farbstoffe, die man von der Karotte kennt, die Carotinoide. Unser Körper wandelt sie in Vitamin A um.

Anwendung

In der Phytotherapie gehört die Ringelblume zu den großen Wundheilpflanzen. Wenn man sich verbrennt, wenn man sich schneidet oder wenn sich ein Kind die Knie aufschlägt – also für sämtliche Alltagswunden –, ist die Ringelblume die richtige Wahl. Sie ist aber nicht nur für äußerliche Wunden, sondern auch für die Schleimhäute gut geeignet. Bei Mundschleimhaut- oder Zahnfleischentzündung hilft das Gurgeln mit einem Calendula-Tee. Abgekühlt kann man den Tee für Umschläge verwenden. Diese helfen, wenn Menschen durch langes Liegen eine wunde Haut (Wundliegen) bekommen. Für einen desinfizierenden Effekt kann man auch einen alkoholischen Auszug, also eine Tinktur, herstellen. Sie wird für die Wundbehandlung mit etwas Wasser verdünnt. Erwachsene können die Tinktur auch unverdünnt anwenden. Kinder mögen das nicht, weil der Alkohol in der Wunde brennt.

Das bekannteste Ringelblumenrezept ist wahrscheinlich die Ringelblumensalbe. Dazu werden frische oder getrocknete Ringelblumen in ein fettes Öl wie zum Beispiel Olivenöl eingelegt und ein, zwei Wochen darin ausgezogen. Danach werden sie abgeseiht. Das Öl wird mit etwas Bienenwachs nochmals erhitzt und kaltgerührt. So entsteht eine sehr wirksame Wundsalbe. Wem die Zeit dazu fehlt, der findet in Apotheke oder Drogerie eine große Zahl von Fertigpräparaten. Die Ringelblume verursacht – anders als viele andere Korbblütler – selten Allergien.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Früher hat man die Ringelblume dazu genutzt, Butter oder auch Käse gelb zu färben. Das galt als Qualitätsmerkmal. Heute nutzen Wollliebhaber und Wollverarbeiter die Ringelblume dazu, Wolle oder Stoff zu färben, da ihre Farbe nahezu lichtecht ist.


17. Dezember

Der Weißdorn

Der Weißdorn, lateinisch Crataegus, gehört zur Familie der Rosengewächse. Er wächst als Busch mit harten Dornen und übertrifft in seiner Größe den ebenfalls dieser Familie zugehörigen Sanddorn deutlich. Er kann sogar die Ausmaße eines kleinen Baumes erreichen. Der Weißdorn zeichnet sich durch eines der härtesten Hölzer unter den Büschen und Bäumen aus.

Die Dornen des Weißdorns sind spitz, ein Stich kann sehr schmerzhaft sein. Zu verletzen ist allerdings nicht die Intention dieser Pflanze, im Gegenteil: Sie ist bekannt für ihre Heilwirkung auf das Herz. Der Weißdorn ist die Herzpflanze schlechthin.

Therapeutische Wirkung

Phytotherapeutisch wirksam ist vor allem die kombinierte Verwendung von Blättern und Blüten. Sie enthalten oligomere Procyanidine, die sogenannten OPC, entzündungshemmende Flavonoide und Triterpensäuren.

Anwendung

Das menschliche Herz schlägt im Laufe eines Lebens unzählige Male (im Schnitt 60- bis 80-mal pro Minute), und oft denken wir nicht daran, wie zuverlässig es seine Arbeit verrichtet. Auch wenn das Herz gesund ist, kann man es mit einer Weißdornkur über zwei Wochen im Jahr äußerst wohltuend unterstützen. Die Kur ist einfach durchzuführen, etwa mit einem Tee, mit Fertigpräparaten aus der Apotheke oder mit einem Frischpflanzenpresssaft aus Blüten und Blättern. Auch ein Beerenwein, hergestellt aus Weißwein und den leuchtend roten Weißdornfrüchten, stärkt und unterstützt das Herz. Dabei ist der Weißdorn nicht nur zur Vorbeugung gut, sondern kann auch bei einer leichten Herzinsuffizienz oder bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Er hat die Fähigkeit, den Blutdruck auszugleichen, das heißt, er kann einen niedrigen Blutdruck erhöhen und einen grenzwertig zu hohen Blutdruck senken. Auch bei Stress, der sich negativ auf das Herz auswirken kann, entfaltet der Weißdorn seine harmonisierende Wirkung.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Der Weißdorn spielt eine bedeutende Rolle in einem der berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm, dem „Dornröschen“. In der Geschichte sticht sich die Prinzessin an einer Spindel und fällt in einen hundertjährigen Schlaf. Die Märchenforschung geht davon aus, dass es sich bei dem das Schloss umrankenden Dornengewächs, das viele der Prinzen weder mit Schwert noch Axt durchdringen können, nicht um Rosenbüsche, sondern um den Weißdorn handelt – denn er gehört, wie eingangs erwähnt, zu den Gehölzen mit dem härtesten und widerstandsfähigsten Holz überhaupt.


18. Dezember

Das Süßholz

Das Süßholz, botanischer Name Glycyrrhiza glabra, ist eine Heilpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler. Sie wächst angepflanzt auch in unseren Breiten und bildet einen optisch sehr ansprechenden Busch, dessen violette Schmetterlingsblüten zu stachligen roten Früchten heranreifen. Die Heilkraft steckt allerdings in den unterirdisch ausgebildeten langen Wurzelausläufern mit ihren wenigen Verzweigungen.

Geschmacklich scheiden sich am Süßholz die Geister. Schon früher wurden seine Wurzelstangen als Heilpflanze in den Apotheken verkauft – aber ihr charakteristisches Aroma ist nicht jedermanns Sache. Dafür ist das Saponin Glyzyrrhizin verantwortlich, das in den Wurzeln steckt.

Therapeutische Wirkung

Glyzyrrhizin wirkt schleimlösend – etwa bei einer Bronchitis –, aber auch krampflösend, etwa bei Keuchhusten oder einem asthmatoiden Husten. Charakteristisch für Saponine ist ihre entzündungshemmende Wirkung. Die meisten Saponine sind allerdings nicht so gut magenverträglich – mit einer Ausnahme: dem Glyzyrrhizin.

Anwendung

Süßholz bietet auch bei Bauchkrämpfen eine natürliche Abhilfe. Und seine Wirkung geht noch weiter: Viele Menschen leiden unter Sodbrennen, verursacht durch eine übermäßige Produktion von Magensäure, die bis in die Speiseröhre aufsteigen kann. Hier erweist sich Süßholz als wertvoller Helfer. Es lindert nicht nur die unangenehmen Symptome, sondern schützt auch die Magenschleimhaut vor Entzündungen. Noch bemerkenswerter ist seine präventive Wirkung: Süßholz kann sogar der Entwicklung von Magengeschwüren vorbeugen. Äußerlich angewendet hilft es bei Hautleiden, etwa bei einer chronischen Neurodermitis. Allerdings hat Süßholz Nebenwirkungen, die es zu beachten gilt: Es kann, vor allem bei längerer Verwendung, den Blutdruck erhöhen. Menschen, die bereits unter Bluthochdruck leiden, sollten diese Pflanze nicht zu sich nehmen. Zudem regt sie eine vermehrte Kaliumausscheidung an, was die Herz- und die Darmtätigkeit beeinträchtigen kann. Deshalb ist eine begrenzte Einnahmezeit anzuraten: nicht mehr als 15 Gramm täglich und nicht länger als vier bis sechs Wochen am Stück sind gute Richtwerte.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Das charakteristische Süßholzaroma ist die Grundlage für eine beliebte Süßigkeit. Lakritze, auch als „Bärendreck“ bekannt, entsteht aus der pulverisierten Süßholzwurzel. Aussehen und Geschmack sind das Ergebnis eines aufwendigen Herstellungsprozesses: Das Süßholzwurzelpulver durchläuft mehrere Kochzyklen, bei denen reichlich Zucker hinzugefügt wird. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Masse ihre typische schwarze Farbe annimmt. Entwickelt hat dieses Verfahren ein Dr. Bär. Der Name „Bärendreck“ hat also nichts mit den Ausscheidungen eines Bären zu tun, sondern geht auf den Erfinder der schwarzen Lakritze zurück.


19. Dezember

Der Thymian

Der Thymian ist vielen Menschen vertraut. Weniger bekannt ist die erstaunliche Vielfalt an Thymiansorten. Neben dem klassischen Thymian gibt es beispielsweise Zitronenthymian und Rosenthymian. Auf speziellen Pflanzenmärkten kann man sogar exotische Varianten wie Bergamotte- oder Kokosthymian entdecken.

Die ursprüngliche Heilpflanze, der Echte Thymian, liebt die Sonne. Er ist südlich der Alpen im Mittelmeerraum zu Hause, wo er optimale Bedingungen hat. Bei uns gedeiht er nicht so kräftig. Er ist zwar angebaut in Gärten zu finden, kommt aber in der freien Natur nicht vor.

Therapeutische Wirkung

Entscheidend für die Wirkung des Thymians ist das ätherische Öl in den oberirdischen Pflanzenteilen. Wichtigster Bestandteil ist das Thymol, das stark keimhemmend ist. Im Vergleich zu Phenol, einem gängigen Desinfektionsmittel, das beispielsweise zur Oberflächendesinfektion in Krankenhäusern verwendet wird, ist Thymol 500-mal stärker.

In der Phytotherapie zählt Thymian deswegen zu den bedeutenden Vertretern der Phytobiotika. Das sind pflanzliche Wirkstoffe mit keimhemmender Wirkung, die man auch als natürliche Antibiotika bezeichnen könnte. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Thymian vor allem bei Atemwegserkrankungen wie Keuchhusten oder Bronchitis sowie bei Infekten der Harnwege eingesetzt.

Anwendung

Ein Tee aus Thymian ist äußerst wohltuend. Man kann aus der Heilpflanze aber auch einen alkoholischen Auszug herstellen oder eine fertige Tinktur kaufen. Bei Schnupfen, Erkältungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen verschafft das Inhalieren mit Thymian Erleichterung. Die ätherischen Öle der Pflanze helfen, die Atemwege zu befreien, und fördern das Wohlbefinden.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Weniger bekannt ist die Wirksamkeit von Thymian bei hartnäckigem Husten. Viele Menschen leiden unter chronischem Husten, der sich über Wochen oder sogar Monate hinzieht. Sie probieren oft zahlreiche Mittel aus, ohne dass eine wirkliche Besserung eintritt. In solchen Fällen kann ein starker Thymiantee Abhilfe schaffen. Dazu sollte man zwei bis drei Teelöffel frischen oder getrockneten Thymian auf eine Tasse Wasser verwenden. Diese hochdosierte Zubereitung sorgt dafür, dass die heilenden Eigenschaften des Thymians optimal zur Geltung kommen. Obwohl dieser starke Tee nicht unbedingt als besonders schmackhaft empfunden wird, kann er selbst den hartnäckigsten Husten lindern und vielleicht sogar wegzaubern.


20. Dezember

Der Baldrian

Mancher Leser wird vielleicht ein wenig die Nase rümpfen, wenn er an den Baldrian denkt. Denn sein Geruch und Geschmack sind sehr gewöhnungsbedürftig. Doch Valeriana officinalis, so sein botanischer Name, kommt von „valere“, was so viel bedeutet wie kräftig oder wertvoll sein. Es lohnt sich also, den Baldrian genauer zu betrachten. Dabei fällt auf, dass sich die Wurzeln in der Erde stark verzweigen und chaotisch wild durcheinanderwachsen. Die Stängel mit den Blättern dagegen zeigen einen stark rhythmischen Aufbau. Und die Blüten selbst, in Weiß-Rosa, verströmen einen lilienartigen Duft, unterscheiden sich also stark von den erdig riechenden Wurzeln. Dieser Aufbau des Baldrians weist auf seine Wirkung hin: Das Wuselige wird durch Rhythmisierung zu etwas Leichtem.

Therapeutische Wirkung

Vom Baldrian werden die Wurzeln verwendet. Sie müssen nach dem Ausgraben zuerst getrocknet werden. Der dabei entstehende charakteristische Geruch kommt vom ätherischen Öl, das flüchtige Valerensäuren enthält. In Verbindung mit den Lignanen, einem weiteren Inhaltsstoff des Baldrians, sind sie für die beruhigende Wirkung verantwortlich. Die Lignane sind gut untersucht. Sie binden an die sogenannten GABA-Rezeptoren im Gehirn. Das sind dieselben Rezeptoren, an die auch das Medikament Valium bindet, das jedoch viel stärker wirkt und im Gegensatz zum Baldrian suchterzeugend ist.

Anwendung

Baldrian wird tagsüber bei Unruhezuständen und Nervosität eingesetzt und nachts bei Einschlafstörungen, wenn stressgeplagte Menschen das Gedankenkarussell nicht abstellen können. Er hilft gegen Lampenfieber, Prüfungsangst, Konzentrationsschwierigkeiten und wirkt auch beruhigend bei Reizmagen oder Magenkrämpfen. Aus der Baldrianwurzel lässt sich ein Tee zubereiten. Wer den Geschmack nicht mag, kann auf eine Tinktur oder noch besser auf Tabletten oder Kapseln zurückgreifen. Das Spannende ist: Baldrian fördert, im Unterschied zu synthetischen Schlafmitteln, einen wirklich erholsamen Schlaf, denn er unterdrückt die sogenannte REM-Schlafphase nicht. Die REM-Phase (von englisch rapid eye movement) ist besonders wichtig, weil wir in dieser Phase verarbeiten, was wir den Tag über erlebt haben. Wenn diese Schlafphase unterdrückt wird, haben wir zwar geschlafen, fühlen uns aber überhaupt nicht erholt.

Es gibt überraschenderweise auch Menschen, die auf Baldrian paradox reagieren. Anstatt ruhiger zu werden, werden sie hellwach und sind voller Tatendrang. Das kommt zwar nicht oft vor, ist aber durchaus möglich.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Der Baldrian ist gar keine Schlafpflanze, wie viele meinen. Denn tagsüber steigert er die Konzentrationsfähigkeit und fördert die Fokussierung. Erst in der Nacht, wenn das Tageslicht erloschen ist, lässt er uns gut einschlafen. Er macht uns also tagsüber wach und abends müde. Dies bewirkt er mit seinem Einfluss auf die Zirbeldrüse, die das Rhythmushormon Melatonin produziert. Man kann also sagen, der Baldrian ist eine Rhythmuspflanze, die unseren Tag-Nacht-Rhythmus stabilisiert. Und das ist etwas ganz Besonderes!


21. Dezember

Das Johanniskraut

Zur Wintersonnenwende geht es um das Johanniskraut, lateinisch Hypericum perforatum, eine Pflanze, die Licht sammelt und speichert. Sie hat ihren Namen von Johannes dem Täufer und blüht zur Sommersonnenwende am Johannistag, dem 24. Juni. Es heißt, man solle sie möglichst an diesem Tag ernten, weil sie dann in voller Blüte am meisten Licht aufnehmen kann. Zur Wintersonnenwende, dem kürzesten Tag des Jahres, fehlt uns Licht. Hier kann das Johanniskraut helfen.

Therapeutische Wirkung

Das Johanniskraut enthält neben Flavonoiden und ätherischem Öl zwei wichtige Stoffe, die im Adventskalender noch nicht zur Sprache kamen: Hyperforin und Hypericin. Sie sind verantwortlich für die antidepressive Wirkung der Pflanze – und zwar in Kombination mit den Flavonoiden. Man hat zwar versucht, herauszufinden, welcher Inhaltsstoff denn für die antidepressive Wirkung verantwortlich sei, hat die Inhaltsstoffe einzeln isoliert und hochkonzentriert – aber jedes Mal war die Wirkung verschwunden. Deshalb gilt heute die Gesamtheit aller Wirkstoffe, der sogenannte Gesamtextrakt, als wirksam bei Traurigkeit, Melancholie, Kummer bis hin zu depressiven Verstimmungen.

Anwendung

Man verwendet vom Johanniskraut die ganze Pflanze, die zum Zeitpunkt ihrer vollen Blüte geerntet wird. Eingesetzt wird sie nicht nur bei depressiven Verstimmungen, sondern auch bei Angstzuständen, nervöser Unruhe oder Erschöpfung. Sie bringt Licht in dunkle Zeiten.

Da die Wirkstoffe nicht wasserlöslich sind, ist das Trinken von Johanniskraut in einem Tee nicht so wirksam. Besser ist die Verwendung einer Tinktur. Zu empfehlen sind auch die hochdosierten Johanniskraut-Fertigpräparate, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind.

Bekannt und beliebt ist auch das sogenannte Rotöl, ein Ölauszug aus Johanniskraut. Dazu verwendet man meistens Olivenöl, in das man frisches Johanniskraut einlegt und zwei bis drei Wochen ausziehen lässt. Das leicht rötlich gefärbte Öl ist hervorragend geeignet bei Hautentzündungen, kann aber auch bei Nervenschmerzen wie Hexenschuss oder Ischias verwendet werden.

Wichtig zu wissen: Johanniskraut sollte innerlich nicht gleichzeitig mit Antidepressiva aus der Schulmedizin eingesetzt werden, weil es die Wirkung der Medikamente beeinflussen kann. Das gilt auch für Fertigpräparate aus Johanniskraut. Das Rotöl hingegen ist unbedenklich.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Seine stimmungsaufhellenden und harmonisierenden Eigenschaften zeigt uns das Johanniskraut auch in seinen Blüten. Sie sehen aus wie kleine gelbe Windrädchen. Und aufgrund der Form ihrer Blütenblätter hat man fast den Eindruck, dass sie sich tatsächlich drehen. Dabei gibt es erstaunlicherweise Blüten an derselben Pflanze, die sich nach rechts, und Blüten, die sich nach links zu drehen scheinen. Linksdrehende und rechtsdrehende Blüten heben sich in ihrer „Bewegung“ gegenseitig auf, führen also zum Stillstand. Und dieser Halt in der Bewegung ist ein Ausdruck von innerer Ruhe und Harmonie.


22. Dezember

Der Olivenbaum

Am vierten Advent widmen wir uns dem Olivenbaum, der hierzulande eher als kleines Bäumchen gedeiht. Groß und sehr alt werden die Bäume meist nur im Süden wie in Spanien, Italien, Portugal oder Kroatien. Aus den Früchten des Olivenbaums wird das Olivenöl gewonnen. Früher nannte man es „flüssiges Gold“. Heute ist es nahezu überall und problemlos zu kaufen.

Therapeutische Wirkung

Vom Olivenbaum kann man nicht nur das Öl, sondern auch die Blätter verwenden. Im Süden weiß man die Heilkraft des Olivenblättertees sehr zu schätzen, bei uns ist sie fast in Vergessenheit geraten. Der Tee schmeckt recht bitter. Aber genau dieser Bitterstoff, das Oleuropein, ist entscheidend für seine Wirkung. Er kann den Blutdruck und zu hohe Cholesterinwerte senken und hilft gegen Ablagerungen an den Blutgefäßwänden, beugt also Arteriosklerose vor. Die Wirkung ist vergleichbar mit schulmedizinischen Blutdruckmedikamenten, die als ACE-Hemmer bekannt sind. Diese bewirken, dass sich die Blutgefäße erweitern, und senken so den Blutdruck. Allerdings sind die Olivenblätter weniger stark wirksam als die synthetisch hergestellten ACE-Hemmer.

Anwendung

Am einfachsten ist es, sich aus den Olivenbaumblättern einen Tee zuzubereiten. In Apotheken oder Drogerien kann man aber auch einige Fertigpräparate kaufen. Die meisten sind nicht als Medikamente, sondern als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Auch in den Früchten steckt das Oleuropein, allerdings in geringerer Konzentration. Im Olivenöl ist es allerdings gar nicht mehr enthalten. Denn beim Pressen der Oliven entsteht ein wässriger Rückstand, in dem sich das wasserlösliche Oleuropein anreichert. Früher hat man diesen Rückstand einfach weggeschüttet. Mittlerweile versucht man, ihn wegen seiner bitteren Wirkstoffe für die Naturheilkunde nutzbar zu machen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Ölbäume, wie sie auch genannt werden, können sehr alt werden. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass ihre Heilkraft vor allem gegen Erkrankungen im Alter hilft. Wussten Sie, dass das älteste Exemplar auf Kreta rund 4000 Jahre alt sein soll? Was dieser Baum schon alles gesehen und erlebt haben muss!


23. Dezember

Die Stechpalme

Ist die Stechpalme, lateinisch Ilex aquifolium, tatsächlich eine Heilpflanze? Ja und nein. Wichtig zu wissen ist, dass Stechpalmen unter Naturschutz stehen. Sie sollten also nicht im Wald oder in der freien Natur geerntet werden. Stechpalmen bieten einiges, was wenig bekannt ist. Die wunderschönen roten, kugeligen Beeren sind leicht giftig. Wenn man zu viel davon isst, kann das zu Erbrechen oder Durchfall führen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Körper sich wehrt und versucht, diese Stoffe wieder auszuscheiden. Die Blätter wie auch die Rinde hingegen sind ungiftig und wurden früher in der Volksheilkunde häufig eingesetzt. In der naturwissenschaftlichen, der rationalen Phytotherapie finden sie jedoch keine Verwendung mehr.

Therapeutische Wirkung

Mit den Blättern kochte man früher Tee gegen Husten und Fieber, die Rinde wurde bei Rheuma genutzt. Beides ist jedoch heute nicht mehr üblich. Dafür hat sich in den letzten Jahren eine neue Therapieform etabliert: die Gemmotherapie. Die in einem speziellen Verfahren gewonnenen Wirkstoffe aus den Knospen der Stechpalme werden heute zum Beispiel bei Hornhaut-Trübungen der Augen eingesetzt.

Anwendung

Für die Gemmotherapie werden die Knospen von Bäumen und Büschen verwendet. Die Knospen der Stechpalme werden im Frühling geerntet und die Wirkstoffe ausgezogen. Der Extrakt darf jedoch nicht direkt in die Augen gegeben werden, sondern wird in den Mund gesprüht. Die Wirkstoffe werden über die Mundschleimhaut ins Blut aufgenommen, gelangen so zu den Augen und wirken Trübungen der Hornhaut entgegen. Nicht nur in der Knospenmedizin, auch in der Bachblütentherapie ist die Stechpalme bekannt. Dr. Edward Bach in England schuf aus ihr die Bachblüte mit der wunderschönen Bezeichnung Holly. Sie war eine der sieben letzten Bachblütenkreationen vor seinem Tod. Holly soll gegen Neid, Wut und Hass helfen.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Für die Kelten war die Stechpalme eine bedeutende kultische Pflanze. Zusammen mit der Mistel galt sie den Druiden als eine der sieben heiligen Pflanzen. Warum passt die Stechpalme besonders gut zum 23. Dezember, dem Tag vor der Heiligen Nacht? Der Grund ist, dass die Stechpalme der Vorläufer unseres Weihnachtsbaumes ist. Die Zweige der Stechpalme mit den roten Beeren wurden in der guten Stube an die Tür gehängt. Und diese roten Beeren nahmen die roten Kugeln vorweg, mit denen wir heute den Weihnachtsbaum schmücken.


24. Dezember

Der Weihrauch

Am Heiligen Abend, zum Abschluss unseres Adventskalenders, geht es um etwas ganz Besonderes: den Weihrauch, eine der Gaben, die die Heiligen Drei Könige dem Christuskind darbrachten. Alle drei Gaben, Gold, Myrrhe und Weihrauch, stehen für etwas sehr Wertvolles. Weihrauch ist das Harz, das vom Weihrauchbaum stammt. Da dieser nicht bei uns wächst, gelangte der Weihrauch in alten Zeiten über die Weihrauchstraße – eine der großen Handelsrouten neben der Seidenstraße – zu uns und wurde ebenso teuer gehandelt wie Gold. Der Weihrauchbaum mag es sehr trocken, steinig und sandig, wächst sehr langsam und ist in einigen arabischen und afrikanischen Ländern sowie in Indien zu Hause. Wenn man ihn mit einem Messer verletzt, tritt flüssiges Harz aus, das an der Luft austrocknet. Damit versucht der Baum, die Wunde zu verschließen, und dieses Harz wird für kultische und arzneiliche Zwecke geerntet. Viele haben vermutlich ihre erste Bekanntschaft mit dem Weihrauch in der Kirche gemacht. Er gilt als ein heiliges Harz. Bei manchen verursacht jedoch sein intensiver Geruch Übelkeit, andere lieben ihn. Aber im Harz sind noch ganz andere Wirkstoffe enthalten, die in den letzten fünfzehn Jahren gut erforscht worden sind. Es handelt sich um die sogenannten Harzsäuren, deren wichtigster Vertreter die Boswelliasäure ist.

Therapeutische Wirkung

Die Boswelliasäure wirkt stark entzündungshemmend und kann daher bei allen chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden. Weihrauchextrakt empfiehlt sich bei Gelenkentzündungen, bei Arthritis und Weichteilrheuma. Viele verwenden ihn bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder auch Asthma. Patienten, die an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung leiden, können mit Boswelliasäure länger ohne zusätzliche Sauerstoffgabe leben. Weihrauch wird auch bei zahlreichen Autoimmunerkrankungen, Fibromyalgie und begleitend zur Tumorbehandlung eingesetzt. Zu einer Salbe verarbeitet, unterstützt Weihrauch die Wundheilung und hilft bei Neurodermitis und Schuppenflechte. Mit Blick auf diese eindrucksvolle Liste lässt sich sagen: Weihrauch ist eine wirklich wertvolle Gabe, mit der die Heiligen Drei Könige nicht nur das Christuskind, sondern auch uns beschenkt haben.

Anwendung

Es ist aufgrund der wasserunlöslichen Wirkstoffe leider nicht möglich, aus Weihrauch einen Tee herzustellen. Eine Tinktur mit hochprozentigem Alkohol ist prinzipiell möglich, sinnvoller sind jedoch Fertigpräparate mit einem definierten, hochkonzentrierten Boswelliasäurengehalt.

Das kleine Geheimnis zum Schluss

Es gibt eine neue Studie, die besagt, dass Weihrauchextrakt das Entstehen von Entzündungen nicht nur hemmt, sondern auch aktiv dabei hilft, schon vorhandene Entzündungen im Körper aufzulösen. Was für ein Geschenk, das kann keine andere Heilpflanze!