In Ramstein fand gestern das Treffen der NATO-Verteidigungsminister statt. Bis dahin lebte ich in der Illusion, dass Ramstein in Deutschland liegt und Deutschland ein weitgehend souveräner Staat sei. Was für ein Trugschluss! Es beginnt schon bei der Symbolik: Im Hintergrund des Saales, in dem das Treffen stattfand, waren ausschließlich amerikanische und ukrainische Flaggen zu sehen. Welch für ein Affront gegenüber dem Land, auf dessen Grund und Boden das Treffen stattfand. Dann das perfide Spiel, mit dem man Deutschland zwingen möchte, Kriegspartei eines Krieges zu werden, den Deutschland nur verlieren kann. Es sollen natürlich deutsche Panzer sein, die wieder gegen Russland rollen. Auch das ist eine Symbolik, vor der es mir graut. Plötzlich sind die USA also zu weit entfernt, um eigene Panzer zu liefern. Genauso wie sie zu weit entfernt sind, die Kollateralschäden ihrer vielen Kriege, die vor allem Europa seit Jahren mit Millionen von Flüchtlingen ausbaden und finanzieren muss, auch nur ansatzweise zu übernehmen.
Deutschland hat bereits zig Milliarden Euro für den Ukrainekrieg aufgewendet. Die explodierenden Energiekosten und die teilweise kriegsbedingte Inflation belasten das Land zusätzlich. Der lachende Dritte, die USA, verdienen sich hingegen eine goldene Nase mit dem Verkauf ihres überteuerten Frackinggases nach Europa. Durch die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines ist gesichert, dass das auch nach einem Ende des Krieges so bleibt. Gleichzeitig lockt man die deutsche Industrie mit verlockenden Subventionen, billiger Energie, niedrigen Steuersätzen und protektionistischen Maßnahmen in die USA. Dabei kommt Washington die destruktive deutsche linksgrüne Wirtschaftspolitik gerade recht, die den seit Jahren anhaltenden Trend von Unternehmen, Hochqualifizierten und sonstigen Leistungsträgern, ins Ausland abzuwandern, zusätzlich beschleunigt hat. Die deutsche Bundesregierung macht schon lange keine deutsche Interessenpolitik mehr - aber das scheint den anderen, namentlich den USA, nicht zu reichen.
Gefahr der Kriegsausweitung steigt
Wie lange wohl wird der Bundeskanzler noch dem Druck standhalten, deutsche Leopard-II-Panzer nicht an Kiew zu liefern? Sprüche aus der historischen Mottenkiste à la "Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten” werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Früher oder später wird Deutschland auch den Panzer liefern, allein schon, um diesmal auf der "richtigen” Seite der Geschichte zu stehen - aber danken wird man es ihm nicht. Aber was wird dann als Nächstes kommen? Was ist der Plan? Die zahlenmäßig doch recht überschaubaren deutschen Panzer wären selbst nach Logik derer, die sie für unverzichtbar erklären, viel zu wenige, um dem Krieg zugunsten der Ukraine eine entscheidende Wendung zu bringen.
Stattdessen wird die Gefahr einer Ausweitung des Krieges auf Mitteleuropa deutlich steigen. Putin ist unberechenbar. Je mehr er militärisch in die Defensive gedrängt wird, um so mehr wird er die Schuld bei Anderen suchen. Und wer eignet sich hierfür besser als die Deutschen? Die wiederauflebende Propaganda des „Großen Vaterländischen Krieges“ gegen Deutschland, der im kollektiven Unterbewusstsein der Russen noch äußerst präsent ist, wird bei ihnen dann genau den Patriotismus erzeugen, den Putin braucht, um seine fraglos völkerrechtswidrige und verbrecherische Invasion weiter zu rechtfertigen. Wie sehr dieser Konflikt dann eskaliert, weiß niemand vorauszusagen. Fakt ist, dass die Gefahr besteht, dass vor allem Deutschland einen sehr hohen Preis bezahlen wird. Jeder der Kriege des letzten Jahrhunderts in Europa hat die USA am Ende mächtiger und Deutschland kleiner und schwächer gemacht. Karthago sollte gerade uns Deutschen eine Warnung sein: Nach dem dritten Krieg war es von der Landkarte verschwunden.