clubderklarenworte.de 4. Oktober 2020

CLUBDERKLARENWORTE.DE


Nachfolgendes Dossier ist verfasst von Prof. Dr. Martin Schwab, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung über die Plattform clubderklarenworte.de, Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Bielefeld.

Nachfolgenden Text finden Sie auf der Website der Universität unter: www.jura.uni-bielefeld.de/lehrstuehle/schwab/Lehrstuhlteam/Lehrstuhlinhaber

Professor Dr. Martin Schwab hat den Ruf auf die Professur Bürgerliches Recht, Verfahrensrecht und Unternehmensrecht an der Universität Bielefeld zum Wintersemester 2015/2016 angenommen. Das besondere Interesse von Martin Schwab gilt jenen Fragestellungen, die sich an der Grenzlinie zwischen zwei Rechtsgebieten bewegen ­ insbesondere zwischen dem Gesellschaftsrecht und dem Zivilprozessrecht, sowie zwischen dem Bürgerlichen und dem Öffentlichen Recht. Martin Schwab studierte Rechtswissenschaft in Regensburg und Heidelberg. Nach seinem Referendariat am Landgericht Heidelberg arbeitete Schwab als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Heidelberg, 1997 promovierte er dort. Nach einem Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) habilitierte er 2002 ebenfalls in Heidelberg. Es folgten Lehrstuhlvertretungen in Heidelberg und Hamburg. Seit 2003 war er Professor für Zivilrecht an der Freien Universität Berlin.

Ich veröffentliche diese Verteidigungsschrift, weil Sie ein Beitrag zum öffentlichen Diskurs in einer bedeutenden Zeit leisten kann. Diese Schrift ist keine Meinungsäußerung des „Club der klaren Worte“ oder meiner Person.

Gleichwohl ist es wichtig in einer offenen Gesellschaft, vorliegende Informationen und Positionen zur Diskussion zu stellen. Persönlich bin ich der Meinung, dass dies in den Leitmedien in irritierendem Ausmaß nicht geschieht.

    Ihr


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Meinungsfreiheit und wissenschaftlicher Diskurs in der Corona-Krise

Zugleich in Sachen Transparency International Deutschland: Eine Erwiderung auf den Bericht der Untersuchungskommission im Fall Wolfgang Wodarg

Professor Dr. Martin Schwab, Universität Bielefeld

Am 18., 19. und 20. März 2020 erschienen zahlreiche Medienberichte, in denen die Einschätzungen von Wolfgang Wodarg zur Corona-Krise auf teilweise vernichtende Art und Weise verrissen wurden. Ausgerechnet am 20. März 2020 sank ausweislich einer Graphik des Robert-Koch-Instituts der Reproduktionsfaktor von SARS CoV-2 in Deutschland unter 1.

Zwar ist umstritten, welche Schlüsse sich aus dieser Graphik ableiten lassen. Trotzdem sollte uns allein schon das zeitliche Zusammentreffen dieser beiden Ereignisse eine Mahnung sein, die Auseinandersetzung mit Wolfgang Wodarg und seinen Thesen in einem fairen Verfahren zu führen. Die Mitgliederversammlung von Transparency International Deutschland am 26. September 2020 könnte dafür ein geeignetes Forum bieten.

Der Bericht der Untersuchungskommission, welche der Vorstand von Transparency International eingesetzt hat, verheißt indes nichts Gutes. Wolfgang Wodarg wird darin vorgeworfen, mit seinen Medienauftritten zur Corona-Krise das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt zu haben. Der Bericht wurde erstellt, ohne Wolfgang Wodarg vorher Gelegenheit zu geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Inhaltlich leiden die Darlegungen der Untersuchungskommission, ebenso wie schon zuvor die Medienberichte, an schwerwiegenden Mängeln. Ich habe mich daher entschlossen, den nachstehenden Gegenbericht vorzulegen, um einer einseitigen Vorprägung des Meinungsbildes entgegenzuwirken.

Die Corona-Krise ist geradezu dafür prädestiniert, eine Polarisierung des Meinungsbildes zu begünstigen. Denn sowohl die Befürworter als auch die Gegner von Freiheitsbeschränkungen als Antwort auf die Ausbreitung des Erregers führen zu ihren jeweiligen Gunsten Belange von essentiellem Gewicht ins Feld: Jene, die in dem Virus eine nie dagewesene Bedrohung erblicken und ein beherztes Einschreiten der Politik gutheißen, werden jenen, welche die Bedrohung für weniger schwerwiegend erachten, vorhalten, sie verharmlosten die Gefahr und riskierten Tausende Menschenleben. Jene, die einer optimistischeren Risikobewertung anhängen, werden ihrerseits den Befürwortern der CoronaMaßnahmen vorhalten, sie nähmen ohne Not die Zerstörung der gesamten Volkswirtschaft und die Vernichtung Tausender bürgerlicher Existenzen in Kauf.

Aber bei allem Streit sollte uns doch gleichwohl ein Anliegen einen: Wir müssen aus der Krise schnellstens herausfinden. Denn die Corona-Zeit ist eine scheußliche Zeit. Der Weg aus der jetzigen Situation kann nur über den Boden der geistigen Auseinandersetzung führen: Beide Seiten müssen auf Augenhöhe diskutieren und Argumente in der Sache austauschen. Die derzeitige Praxis, dass die Befürworter der Corona-Maßnahmen aus einer Position angemaßter Überlegenheit die Gegner dieser Maßnahmen verunglimpfen, bringt uns demgegenüber keinen Schritt weiter. Ich habe mir mit großem Aufwand ein Bild vom Diskussionsstand über jene Fragen verschafft, zu denen Wolfgang Wodarg sich geäußert hat. Dabei hat sich gezeigt, dass Vieles bereits im Grundsätzlichen umstritten ist und dringend geklärt werden sollte. Nach meinem Eindruck ist weder die fachliche Begründung der CoronaMaßnahmen unbestreitbar richtig noch die Kritik von Wolfgang Wodarg eindeutig verfehlt. Es lohnt sich mithin, noch einmal darüber zu sprechen, wie gefährlich das Virus wirklich ist und welche Gefahren umgekehrt die Corona-Maßnahmen ihrerseits heraufbeschwören.


A. Die Herausforderung einer eigenen Meinungsbildung unter Ungewissheitsbedingungen

Die Corona-Krise stellt uns in vielerlei Hinsicht vor große Herausforderungen. Das gilt auch für den Versuch, sich zum Gefahrenpotential von SARS-CoV-2 und zur Bewertung der Art und Weise, wie die Politik darauf reagiert, eine eigene Meinung zu bilden. Mir geht es nicht anders als den allermeisten Menschen: Ich verstehe selbst nichts von Medizin.

Als in einer Demokratie sozialisierter Bürger und in einer Demokratie sozialisierter Jurist halte ich mich natürlich an sämtliche Regeln, die uns allen von mehrheitlich gewählten Regierungen verordnet werden. Das Handeln ist also rechtlich determiniert. Ich halte es allerdings für meine Aufgabe, die Politik und in der Corona-Krise aufmerksam zu verfolgen und auch kritisch zu hinterfragen. Denn für das Denken gibt es in Deutschland ­ zum Glück ­ keine rechtlichen Vorgaben. Ich stehe vor dieser Aufgabe indes nicht allein, sondern ebenso wie alle anderen auch. Denn die Krise betrifft uns alle existentiell. Nicht allen steht freilich das gleiche Zeitbudget für derartiges Nachdenken zur Verfügung. Denn die Herausforderungen des Alltags machen vor der Krise nicht Halt ­ und mehr noch: Für viele von uns haben sich diese Herausforderungen verschärft. Ich denke da insbesondere an die Eltern von Kindern im Kindergarten- oder Schulalter. Was meine Person anbelangt, so war ich in den letzten Monaten damit beschäftigt, in diesen unruhigen Zeiten einen halbwegs funktionierenden Forschungsund Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten. Wir sind also zwar vor die Aufgabe gestellt, uns zu einem komplexen und bedeutsamen Thema eine eigene Meinung zu bilden. Nicht alle von uns haben dafür aber gleich viel Zeit.

Ich habe mich mit zunehmender Dauer der Krise entschlossen, mir diese Zeit zu nehmen. Ich habe momentan das Glück, es mir leisten zu können, weil aktuell keine fristgebunden Projekte abzuschließen sind. Den äußeren Anlass bildet der Bericht der Untersuchungskommission, den der Vorstand von Transparency Internation Deutschland eingerichtet hat, um der Frage nachzugehen, ob Wolfgang Wodarg durch sein Auftreten in der Öffentlichkeit das Ansehen der Organisation beschädigt hat. Diesen Bericht habe ich mit Bestürzung gelesen; denn er zeichnet ein ganz anders Bild von Wolfgang Wodarg als jenes, das ich im Rahmen meiner Zusammenarbeit mit ihm gewonnen habe: Er war mein Ansprechpartner in der Arbeitsgruppe Justiz. Je tiefer ich in die Materie vorgedrungen bin, desto mehr habe ich mich veranlasst gesehen, die Medienberichterstattung in der Corona-Krise ganz generell zu hinterfragen. Die nachstehenden Überlegungen sind wie folgt aufgebaut:

  • Zunächst werde ich darlegen, welch gewichtige Bedeutung dem Faktor Vertrauen in der Corona-Krise zukommt (unten B.).
  • Anschließend werde ich mich um den Nachweis bemühen, dass es anerkennenswerte Gründe gibt, den Politikern, welche für die Corona-Maßnahmen verantwortlich zeichnen, sowie den Medienbeiträge, die befürwortend hierüber berichten, kein Vertrauen entgegenzubringen (unten C.). Dies erhöht die Argumentationslast für alle diejenigen Akteure, die den Kritikern dieser Maßnahmen gebieten wollen zu schweigen.
  • In einem nächsten Schritt werde ich darzulegen versuchen, dass die Medienberichte, in denen die Thesen von Wolfgang Wodarg zur Corona-Krise ein negatives Echo erfuhren, journalistisch von mangelhafter Qualität sind (unten D.). Daraus werden sich zwei Konsequenzen ableiten: Zum einen sind jene Medienberichte ungeeignet, die Vorwürfe zu belegen, die der Vorstand von Transparency International Deutschland gegen Wolfgang Wodarg erhebt. Zum anderen leiten sich aus den Fehlern in den Medienberichten die Erwartungen an den Bericht der Untersuchungskommission ab.
  • Anschließend werde ich begründen, warum der Bericht der Untersuchungskommission den Erwartungen, die an ihn gerichtet werden durften, nicht gerecht wird (unten E.).
  • Die wesentlichen Ergebnisse meiner Kritik an jenem Bericht werden am Ende kurz zusammengefasst (unten F.).


B. Die überragende Rolle des Faktors Vertrauen

Ich merke seit dem Beginn der Corona-Krise, dass ich mich mit einer eigenen Meinungsbildung schwertue. Da ich nicht über ausreichendes Wissen verfüge, gibt es für mich nur eine einzige Orientierung stiftende Direktive ­ das persönliche Vertrauen. Ich muss mich entscheiden, auf wessen Expertise, wessen Rat und wessen Empfehlung ich mich verlasse.

Vertrauen ist eine Gemütsregung, die man weder voraussetzen noch gar einfordern, sondern allenfalls einwerben kann. Vertrauen ist entweder da oder eben nicht. Auch die Akteure von Politik und Wissenschaft sind (ganz generell und gerade in der Zeit seit März 2020) ganz maßgeblich auf das Vertrauen der Menschen angewiesen und müssen es sich verdienen. Das wird ihnen umso besser gelingen, je glaubhafter sie die von ihnen zugrunde gelegte Risikoeinschätzung kommunizieren und wie glaubwürdig die handelnden Personen dabei selbst wirken.

Offenbar verzeichnen die Personen, die derzeit in Deutschland Regierungsverantwortung tragen, in dieser Hinsicht in den vergangenen Monaten beträchtliche Erfolge. Eine große Mehrheit der Menschen nimmt den Regierenden ab (oder hat es ihnen zumindest für eine gewisse Zeit abgenommen), dass sie hart um das Wohl der Menschen ringen und nur das Beste wollen. Es wird, so die herrschende Stimmung, Gesundheitspolitik betrieben, bei welcher der Mensch im Mittelpunkt steht.

Daneben hat sich aber von Beginn an Kritik geregt. Mit unterschiedlichen Argumenten wird vorgetragen, den Corona-Maßnahmen fehle das wissenschaftliche Fundament. Daneben wird offen in Zweifel gezogen, dass es den Regierenden wirklich um das Wohl der Menschen geht, für die sie Verantwortung tragen. Manche vermuten hinter der Corona-Politik andere, teilweise sehr weitreichende und dem Gesundheitsschutz ganz und gar entrückte Motive und Ziele.

In weiten Teilen der Medienberichterstattung haben die Kritiker einen schweren Stand. Beiträge, in denen das Handeln der Regierenden gutgeheißen wird, halten jenen Kritikern vor, sie verbreiteten Verschwörungstheorien. Diese Beiträge sind teils auf ganz besonders weit hergeholt wirkende Deutungsversuche gemünzt1. Wie sich indes zeigen wird, reichen mittlerweile aber auch schon bloße Zweifel an den fachlichen Grundlagen der Corona-Maßnahmen aus, um in die Ecke eines Verschwörungstheoretikers gestellt zu werden2. Indes genügt es, an dieser Stelle eine ganz allgemeine Einsicht festzuhalten: Triebfeder von Vermutungen über gesundheitsfremde Zwecke der aktuellen Corona-Politik ­ mögen sie nun die Qualität von Verschwörungstheorien erreichen oder nicht ­ ist im Ausgangspunkt das tiefe Misstrauen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.

Die Vielfalt der vorgefundenen Erklärungsversuche macht mir die Meinungsbildung nicht leichter. Denn auch jene, die für ihre Mutmaßungen werben, dass die Corona-Politik angeblich von ganz anderen Zielen geleitet wird also vom Infektionsschutz und vom Schutz der Gesundheitssysteme, müssen mein Vertrauen einwerben. Selbst wenn mich, wie ich sogleich zeigen werde, manche Gegebenheiten an der gegenwärtig praktizierten Politik zweifeln lassen, bedeutet das für mich persönlich noch lange nicht, dass ich den Protagonisten alternativer Erklärungsversuche blindlings in die Arme laufe. Wer mir die Welt rund um Corona erklären will, muss Fakten, schlüssige Erfahrungssätze und stichhaltige Argumente liefern ­ völlig egal wie diese Erklärung im Ergebnis ausfällt.


C. Ungereimtheiten in der Corona-Politik

I. Angsterzeugung als Mittel politischer Kommunikation

1. Das Schock-Strategiepapier des Bundesinnenministeriums

Aber auch die Regierenden erscheinen mir in ihrem Handeln nicht in jeder Hinsicht glaubwürdig. In einem im Bundesinnenministerium verfassten Strategiepapier3 heißt es zu Punkt 4 a wörtlich unter anderem wie folgt4:

„Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:

  1. ) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend.
  2. ) “Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden“: Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“

Ich staune nicht schlecht: Hier wird ein Papier zur Gestaltung der Politik-Kommunikation von einem Bundesministerium autorisiert und in Regierungskreisen verbreitet, welches nicht nur offen dazu animiert, die Menschen in diesem Land gezielt in Angst und Schrecken zu versetzen, sondern auch noch eine ganz konkrete Anleitung formuliert, mit Hilfe welcher Mechanismen die angestrebte psychologische Wirkung erreicht werden soll!

Der Inhalt dieses Strategiepapiers musste alsbald die Frage nach seiner Entstehung aufwerfen. Ich bin hier auf unterschiedliche Informationen gestoßen: Nach Auskunft von abgeordnetenwatch.de soll das Papier nach dem 18. März (das war der Tag, an dem Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer vielbeachteten Fernsehansprache begründete, warum es aus ihrer Sicht erforderlich sei, das öffentliche Leben herunterzufahren) an mehrere Ministerien und an das Bundeskanzleramt verteilt worden sein5. Unter jenen, die das Papier verfasst hätte, sollen sich auch Persönlichkeiten aus der Wissenschaft befunden haben. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung soll das Papier nach dreitägiger Arbeit am 22. März 2020 fertiggestellt worden sein; dort werden auch die Namen einiger Personen genannt, die an dem Papier beteiligt gewesen sein sollen6. Das Bundesinnenministerium selbst gibt an, das Papier sei durch externe Wissenschaftler erarbeitet worden7. Der Autor Markus Langemann wies in einem am 24. Juli 2020 veröffentlichten Beitrag8 auf eine Mailkorrespondenz hin, die zwischen der in Halle/Westfalen tätigen Rechtsanwältin Marion Rosenke und dem Bundesinnenministerium geführt wurde und deren Echtheit mir Marion Rosenke auf Anfrage bestätigt hat. In dieser Korrespondenz lässt das Ministerium eine auffällige Unkenntnis darüber erkennen, wer genau an welchem Abschnitt des Papiers mitgewirkt haben soll und welchen Auftrag die Mitwirkenden vom Ministerium erteilt bekommen haben sollen. Wohlgemerkt: Es geht um die Begründung einer Politik, die unser aller Leben in den letzten Monaten dramatisch verändert hat. Und da will man nicht wissen, wer dazu welchen Beitrag geleistet hat? Zur Vertrauensbildung trägt dies alles gewiss nicht bei.

2. Gleichförmig wirkende Medienberichterstattung

Noch größer werden meine Zweifel, wenn ich mir die Berichterstattung der vergangenen Wochen in jenen Medien in Erinnerung rufe, welche die herrschende Stimmung in diesem Land entscheidend prägen9: Die Vielfalt an politischen Bewertungen, die hier abgebildet werden, wirkt auf mich im Vergleich zu dem, was ich sonst in der Medienberichterstattung wahrnehme, merklich verengt. Zwar wird durchaus über Menschen und auch über ganze Branchen berichtet, die unter den Maßnahmen leiden. Es wird sogar gesehen, dass die Corona-Maßnahmen immense Schäden verursachen10. Es gibt eine große Zahl von Beiträgen, in denen von Problemen und Schicksalen jener berichtet wird, deren Lebenssituation durch die Corona-Maßnahmen negativ beeinflusst wird. Meistens handelt es sich Nahaufnahmen von menschlichen Einzelschicksalen, teilweise aber auch um die Betrachtung ganzer Berufszweige oder Personengruppen. Die Beiträge, die in diese Richtung weisen, sind so zahlreich, dass ich sie hier gar nicht alle einzeln zitieren kann. Eine Vielfalt an Themen gibt es also durchaus.

Aber ich sehe im Gegensatz dazu nur eine sehr verengte Vielfalt an Meinungen. Selbst bei der Darstellung der Schicksale Betroffener schwingt nach meinem Eindruck immer der Zungenschlag mit, dass besagte Maßnahmen nun einmal sein müssten. Denn diese werden trotz der dargestellten Kollateralschäden nicht hinterfragt. Irgendwie scheint vielleicht sogar ein Rechtfertigungselement für die Corona-Maßnahmen durch: Seht her, so schlimm ist das Virus, dass wir alle diese Kollateralschäden in Kauf nehmen müssen. Müssen! Stimmen, welche die Berechtigung der Freiheitsbeschränkungen dem Grunde nach in Frage stellen, nehme ich aus dem Munde und aus der Feder der Journalisten, die sich mit dem Thema Corona-Krise befassen, jedenfalls in den Leitmedien so gut wie nicht wahr. Am Anfang der Corona-Krise konnte man das vielleicht noch nachvollziehen ­ zu groß und zu dominant war die Sorge um überfüllte Intensivstationen. Aber auch als deutlich wurde, dass unser Gesundheitssystem die Fallzahlen bewältigen konnte, differenzierte sich die Meinungsbildung in den soeben genannten Medien nicht weiter aus.

Angesichts der Tragweite des Themas und angesichts der Tatsache, dass der hohe Preis, den wir für die Corona-Maßnahmen zahlen werden und teilweise schon gezahlt haben, immer deutlicher zum Vorschein tritt, würde ich gemessen an dem, was ich sonst aus unserer Medienlandschaft gewohnt bin, harte Kontroversen um die sachliche Berechtigung der Freiheitsbeschränkungen erwarten, die zwar nach und nach gelockert werden, für viele aber immer noch von einschneidender Härte sind und nach wie vor zahlreiche wirtschaftliche Existenzen bedrohen. Allein ­ zu den Corona-Maßnahmen schien (und scheint) es, so die offenbar einhellige Meinung, keine Alternative zu geben. Gab es sie wirklich nicht? Oder durfte darüber einfach nur nicht gesprochen werden? Und wie ist es heute? Immer noch keine Perspektive in Sicht, wie wir gänzlich ohne Einschnitte auskommen? Oder will man diese Perspektive vielleicht gar nicht?

3. Keine Vertrauensbildung durch Schockwirkung

Gleichförmig wirken die Medienberichte aber nicht nur, wenn man sie miteinander, sondern ebenso, wenn man sie mit den Kommunikationszielen der Bundesregierung und der Landesregierungen vergleicht. Ich kann nicht sagen, ob das Zufall oder Absicht ist. Ich merke nur, dass die Berichterstattung spätestens seit Mitte März 2020 ein beklemmendes Gefühl in mir hinterlässt: Es ist alles ganz schlimm. Und es kann alles noch viel schlimmer werden. Und Vorsicht vor zu viel Lockerung: Das kann uns ganz böse auf die Füße fallen. Und das höre und lese ich überall. Und das hören und lesen auch alle anderen Menschen in diesem Land überall. Und dies bis in die jüngste Zeit, da sich das Infektionsgeschehen in Deutschland zu beruhigen scheint: Die Ruhe ist trügerisch11. Das Virus wütet jetzt auf anderen Kontinenten, und zwar in dramatischem Ausmaß12. Es kann auch hierzulande überall und jederzeit wiederkehren, wenn wir nicht aufpassen13. Ja, mehr noch, es ist schon wieder im Anmarsch14. Die Strategie der Angsterzeugung wirkt.

Und doch kann ich für mich persönlich die Zweifel nicht unterdrücken: Ich war es bisher gewohnt gewesen, dass man mich mit Argumenten zu überzeugen versucht, wenn man mich dafür gewinnen will, eine bestimmte politische Agenda zu unterstützen. Und jetzt sehe ich, dass die Regierenden stattdessen auf Schockeffekte und auf die Provokation von Schuldgefühlen setzen. Mein Vertrauen gewinnt man auf diese Weise nicht. Weder das Handeln der Regierenden noch die Berichterstattung in den Medien über eben dieses Handeln wirken auf mich vertrauenerweckend. Offensichtlich war auch dem Bundesinnenministerium bewusst, dass das Kommunikationsziel der Angsterzeugung, wenn es einmal als solches offengelegt würde, nicht geeignet ist, Vertrauen zu generieren. Denn das Strategiepapier wurde ursprünglich als vertrauliche Verschlusssache behandelt.

II. Der Reproduktionsfaktor im Spiegel der Zahlen des Robert-Koch-Instituts

1. Nochmals: Das BMI-Strategiepapier

Eine wichtige Zielsetzung im Zuge der Bekämpfung von SARS-CoV-2 bestand nach dem bereits zitierten Strategiepapier darin, den Reproduktionsfaktor dieses Virus auf eine Zahl unterhalb von 1 zu bringen15:

„Die einzige gangbare Möglichkeit dürfte daher die Einrichtung einer zweistufigen Strategie sein: Sie erfordert (i) die schnellstmöglich umgesetzte, strikte Unterdrückung der Neuansteckungen setzt, bis die Reproduktionsrate in der Nähe von 1 ist, und (ii) schließt ein umfassendes und konsequentes System des individuellen Testens und Isolierens der identifizierten Fälle an.“

2. Das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 17/2020

Das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 17/202016 zeigt nun auf, dass sich der Reproduktionsfaktor am 20. März 2020 bereits unterhalb der Zahl 1 befand und in der Folgezeit relativ konstant blieb. Die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wurden erst später, nämlich am 23. März 2020 verhängt. Es gibt kritische Stimmen zur aktuellen Corona-Politik, die auf diesen zeitlichen Ablauf hinweisen und daraus die Folgerung ableiten, dass die am 23. März 2020 angeordneten Beschränkungen völlig nutzlos gewesen seien und dies den Regierenden auch habe bewusst gewesen sein müssen17. Teilweise wird aus den Zahlen des Robert-Koch-Instituts sogar ein noch früherer Zeitpunkt für das Absinken der Reproduktionszahl abgeleitet18.

3. Zur Plausibilität möglicher Erklärungsversuche

a) Die selbstgewählten Prämissen des Regierungshandelns

Um diesen Befund zu würdigen, muss ich noch einmal betonen: Ich verstehe nichts von Medizin. Ich kann nicht bewerten, welche Bedeutung der Reproduktionszahl wirklich zukommt. Ich kann die Politik nur an den selbstgewählten Prämissen ihres eigenen Handelns messen. Das Bundesinnenministerium wollte eine Reproduktionszahl unter 1. Es bekam am 20. März eine Reproduktionszahl unter 1. Und trotzdem wurden am 23. März 2020 die Maßnahmen zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 noch einmal verschärft. Wie erklärt sich das?

b) Die zur Verteidigung der Kontaktsperren vorgetragenen Argumente

Nun hat es durchaus Stimmen gegeben, die den Folgerungen widersprochen haben, welche Stefan Homburg aus der besagten Graphik gezogen hat: Es handle sich nur um eine Schätzung19. Die Menschen hätten zudem mit den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen gerechnet und ihr Verhalten schon vorher darauf eingestellt (also eine Art Vorzieheffekt)20, insbesondere ihre sozialen Kontakte freiwillig beschränkt21. Einer Journalistin von CORRECTIV hat das Robert-Koch-Institut ferner erklärt: „Die Reproduktionszahl kann nicht allein als Maß für Wirksamkeit oder Notwendigkeit von Maßnahmen herangezogen werden.“22. Das Robert-Koch-Institut selbst meint, durch die Kontaktverbote sei die Reproduktionszahl dauerhaft auf einem Wert unter 1 gehalten worden23, und verweist schließlich auf die Testkapazitäten: Diese seien im Laufe der Zeit deutlich ausgeweitet worden; dadurch sei ein insgesamt größerer Teil der Infektionen sichtbar geworden24.

c) Das Argument aus den gesteigerten Testkapazitäten: Defizite in der Plausibilität

Bei den Testkapazitäten gehen die kritischen Fragen freilich erst richtig los. Wenn man nämlich die Senkung der Reproduktionszahl mit den erweiterten Testkapazitäten in Verbindung bringt ­ was wäre denn dann gewesen, wenn man schon vorher mehr getestet hätte? Müsste die Folgerung dann nicht lauten, dass dann die Reproduktionszahl schon früher auf einen niedrigeren Wert herabgesunken wäre? Der Regensburger Psychologieprofessor Christof Kuhbandner hat anhand italienischer Statistiken über die dortigen COVID-19-Infektionsfälle darzulegen versucht, dass in der Tat eben diese Folgerung angezeigt gewesen wäre25. Dort führt er wörtlich aus:

„Obwohl man also zunehmend mehr testet und damit rein testbedingt immer mehr Neuinfektionen findet, bleibt die Anzahl der gefundenen Neuinfektionen trotzdem gleich und nimmt dann sogar ab. Damit verbirgt die Erhöhung der Testanzahl, dass in Wahrheit die Neuinfektionen früher und stärker zurückgehen, als es laut den berichteten Neuinfektionen der Fall ist.“

Kehren wir nun zum bereits zitierten BMI-Strategiepapier zurück. Dort wird bereits prognostiziert, dass der Reproduktionsfaktor ab dem 16. März 2020 kontinuierlich sinken wird; für den 23. März 2020 wird er auf 1,2 taxiert26. Die Verhängung von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen trotz sinkender Reproduktionszahl war daher bewusst einkalkuliert. Die Hoffnung der Autoren dieses Papiers richtete sich darauf, mittels besagter Beschränkungen zu erreichen, dass sich der Reproduktionsfaktor zwischen 0,8 und 0,5 einpendelt. Zugleich sollten die Testkapazitäten ausgeweitet und „Big Data“ eingesetzt werden, um Einzelfälle einer COVID-19-Infektion zuverlässig erkennen und isolieren zu können. Will sagen: Wenn es gelingt, die Virenträger in Quarantäne zu schicken, kann für alle anderen das Leben wieder normal weitergehen. Solange aber noch nicht genug getestet werden kann, müssen eben alle kürzer treten.

Kurz gefasst: Mehr Testkapazitäten sind also in der Logik des BMI-Strategiepapiers ein Argument für weniger (kollektive27) Freiheitsbeschränkung. In der oben wiedergegebenen Argumentation wird aber doch die Ausweitung der Testkapazitäten in letzter Konsequenz als ein Argument für mehr Freiheitsbeschränkung vorgetragen: Jene, die vortragen, die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen seien überflüssig gewesen, und als Beleg dafür die Graphik des Robert-Koch-Instituts zur Entwicklung der Reproduktionsrate ins Feld führen, sollen unter Hinweis auf die Ausweitung der Testkapazitäten zum Schweigen gebracht werden. Obwohl diese Ausweitung doch eigentlich die Lockerung derartiger Beschränkungen angeblich begünstigen soll. Ich scheitere bei dem Versuch, diesen Widerspruch aufzulösen.

d) Zum Problem der absoluten Fallzahlen

(1) Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts: Zunächst mehr Fallzahlen nach mehr Testungen

Aber noch gebe ich nicht auf: Vielleicht wird ja die Argumentation, die zugunsten der CoronaMaßnahmen aus der Ausweitung der Testkapazitäten gespeist wird, doch noch plausibel, wenn man die Graphik in den Kontext anderer Zahlen stellt? Blickt man nämlich auf das Epidemiologische Bulletin Nr. 18/2020 des Robert-Koch-Instituts, so zeigt sich folgender Befund28: Bis einschließlich zur 10. Kalenderwoche (also bis zum 8. März) 2020 waren in Deutschland insgesamt 124.716 Personen getestet worden. Allein in der 11. Kalenderwoche (9. bis 15. März 2020) waren es schon 127.457. Und in der 12. Kalenderwoche (16. bis 22. März 2020) wurden 348.619 Testungen durchgeführt, also fast 3mal so viele. Blicken wir jetzt erneut auf die bereits zitierte Graphik des Robert-Koch-Instituts im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020, so fällt auf, dass die Reproduktionskurve bis zum 11. März 2020 steil anstieg, dann ihren Zenit erreichte und anschließend rasch damit begann, ebenso steil wieder abzufallen.

(2) Der Einwand: Absolute Fallzahlen als Zerrbild der Wirklichkeit

Meine Zweifel werden durch diese Zusammenhänge indes nicht geringer, sondern größer. Es hat hier nämlich den Anschein, dass eine Vermehrung der Anzahl der Testungen auch ­ zumindest am Anfang ­ eine Vergrößerung der Reproduktionszahl zur Folge hatte. Nun wird aber im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 eben diese Vermehrung der Testungen als Grund für eine Verringerung der Reproduktionszahl genannt. Wie passt das zusammen?

Kritiker der Corona-Maßnahmen setzen genau hier zu einem ganz grundsätzlichen Einwand an: Es sei schon im Ansatz verfehlt, die Reproduktionskurve anhand von absoluten Fallzahlen zu berechnen. Wer nämlich mehr teste, finde auch mehr Infizierte. Erforderlich sei demgegenüber, die Anzahl der positiven Testergebnisse ins prozentuale Verhältnis zur Anzahl der durchgeführten Testungen zu setzen29. Um diesen Einwand anhand eines einfachen Rechenbeispiels zu illustrieren: In Woche 1 teste ich 100.000 Personen und finde 50 Infizierte. In Woche 2 teste ich 200.000 Personen und finde 100 Infizierte. Messe ich den Reproduktionswert anhand der absoluten Fallzahlen, so komme ich zu einer Reproduktionszahl von 2 ­ obwohl das Infektionsgeschehen sich bezogen auf die Gesamtkohorte nicht verändert hat. Anknüpfend an diese Erkenntnis argumentieren die Kritiker, die Reproduktionskurve hätte sich von Beginn an sowohl in der Phase des Anstiegs als auch in der Phase des Rückgangs als wesentlich flacher dargestellt, als es in der besagten Graphik zum Vorschein kommt. Wolfgang Wodarg versucht dies auf seiner Homepage anhand von Zahlen aus der Schweiz zu illustrieren. Ein Psychologiestudent aus Ulm, der ein viel beachtetes Video30 zur Corona-Krise ins Internet gestellt hat und sich in diesem Video mit dem Namen Sebastian vorstellt (so nenne ich ihn auch im Folgenden), kommt auf der Basis der Zahlen des Robert-Koch-Instituts zum gleichen Ergebnis auch für Deutschland. Christof Kuhbandner geht noch einen Schritt weiter: Wenn mehr Testungen zunächst zu mehr Fallzahlen geführt hätten, könne es sein, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit von SARS CoV-2 sogar in Wirklichkeit schon rückläufig gewesen sei31.

Wenn sich dieser Einwand erhärten ließe, fiele eine tragende Säule der Argumentation für die Kontaktsperren in sich zusammen: Diese waren damit gerechtfertigt worden, man müsse die Geschwindigkeit, in der sich das Virus ausbreite, verlangsamen, um eine Überlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten in deutschen Kliniken zu verhindern32. Wenn diese Geschwindigkeit aber nie so hoch war wie angenommen: Bedurfte es dann der ganzen Einschränkungen des öffentlichen Lebens überhaupt noch?

(3) Die Dunkelziffer ­ ein Gegeneinwand?

Wie kaum überraschen kann, möchten die Befürworter der Corona-Maßnahmen den soeben skizzierten Einwand nicht gelten lassen. Wenn mehr Testungen zu mehr positiven Ergebnissen führten, deute dies, so wird entgegnet, auf eine hohe Dunkelziffer hin33. Diese zu erhellen, sei der Wunsch zahlreicher Wissenschaftler34. Am Anfang einer Pandemie könne es durchaus sein, dass mit der Anzahl der Testungen die Anzahl der Infektionen nach oben schnelle. Wenn man auf den weiteren Verlauf (also ab der 13. Kalenderwoche) blicke, zeige sich, dass ein weiterer Anstieg der Testungen nicht automatisch auch zu einem weiteren Anstieg der Infektionen führe ­ zumal im Laufe der Zeit zunehmend auch ohne Symptome getestet worden sei35. Ich versuche, diesen Gedankengang für mich selbst zu Ende zu denken: Wollen die soeben wiedergegebenen Stellungnahmen darauf hinaus, dass es zur Erhellung der Dunkelziffer beigetragen habe, die Anzahl der Testungen zu erhöhen? Dann wäre die Ausweitung der Testungen zumindest als verdienstvolles Anliegen anzusehen.

Und trotzdem gelingt es mir nicht, die Gegenkritik zu einer Argumentationslinie zusammenzuführen, die geeignet wäre, die Einwände zu entkräften, welche aus der Graphik des Robert-Koch-Instituts gegen die Corona-Maßnahmen ins Feld geführt werden:

Entweder man ist der Dunkelziffer mithilfe der erhöhten Zahl von Testungen tatsächlich signifikant näher gekommen. Dafür könnte zumindest sprechen, dass die Reproduktionszahl in besagter Graphik nach dem 20. März halbwegs konstant geblieben ist. Wenn das so wäre, wüsste man also nun um die Aktivität des Virus. Und dann wüsste man auch, dass diese Aktivität sich nicht wieder ausweitet, wenn man auf weitere Einschnitte in das öffentliche Leben verzichtet36.

Oder es verbleibt eine erhebliche Dunkelziffer ­ immerhin geht der hier zitierte Beitrag auf SWR online auch am 7. Juli 2020 noch davon aus, dass es sich hierbei um die „vielleicht meistgesuchte Zahl in der Corona-Pandemie“ handelt37. Dann frage ich mich: Ist das denn eine bedrohliche oder aber eine trostreiche Botschaft? Müssen wir uns über eine höhere Dunkelziffer nicht sogar freuen? Je größer die Zahl der Infizierten ausfällt, desto größer ist die Zahl, durch welche die Anzahl der COVID-19-Toten geteilt werden muss, um die Sterberate zu ermitteln. Darauf weist der SWR-Beitrag selbst hin38. Und bei den Infektionen, die verborgen bleiben, handelt es sich doch wohl ganz überwiegend um solche, die ohne Symptome oder mit nur wenig ausgeprägten Symptomen verlaufen. Wenn es aber eine große Zahl solcher Verläufe gibt ­ kann dies vielleicht sogar darauf hindeuten, dass der menschliche Organismus, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, besser auf SARS CoV-2 vorbereitet ist als bisher angenommen? Haben wir also so etwas wie eine Art Grundimmunität? Ich werde auf diesen Aspekt an anderer Stelle zurückkommen39. An dieser Stelle genügt es, einen Blogbeitrag des Psychologie-Professors Harald Walach zu zitieren40:

„Offenbar werden die allermeisten von dem Virus gar nicht merklich symptomatisch, obwohl sie mit ihm Kontakt hatten. Das hat so keiner erwartet und das ist eigentlich das, was man sorgfältig untersuchen sollte. Denn das würde uns lehren, wie genau unser Immunsystem uns dagegen schützt.“

Wir sind auf dem Weg zur Stabilisierung also möglicherweise wesentlich weiter, als wir dachten. Diese Hypothese könnte durch eine weitere Zahl aus dem Robert-Koch-Institut eine zusätzliche Stütze erfahren. Im dortigen Sentinel-Programm berichten ausgewählte Arztpraxen darüber, wie viele Patienten sich mit Influenza-bedingten Atemwegsinfekten an sie gewandt haben. Die Zahlen erlauben dann eine Hochrechnung auf die vermutliche bundesweite Influenza-Aktivität. Im Monatsbericht für die Kalenderwochen 29 bis 3241 ist zu lesen, dass im Sentinel seit der 16. Kalenderwoche nicht mehr ein einziger SARS CoV-2-Fall berichtet wurde.

(4) Die Kontroverse zwischen Christof Kuhbandner und Kristan Schneider

Ich verweise außerdem noch einmal auf Christof Kuhbandner: Gerade weil es auf eine hohe Dunkelziffer hindeutet, wenn mehr Testungen zu höheren Fallzahlen führen, kann es sein, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus in Wirklichkeit schon wieder rückläufig war, als die absoluten Fallzahlen noch im Zunehmen begriffen waren42. Die Thesen von Christof Kuhbandner wurden freilich in einem Beitrag im Mitteldeutschen Rundfunk mit Einwänden von Kristan Schneider, Mathematikprofessor an der Hochschule Mittweida, konfrontiert. Kristan Schneider hält Christof Kuhbandner folgendes entgegen: Es liege in der Natur der Sache, dass bei mehr Testungen proportional immer weniger Fälle gefunden würden, da zuerst die Hochrisiko-Patienten getestet würden, unter denen der Anteil der Infizierten besonders groß sei. Außerdem sei die Bevölkerung sensibilisiert; man neige daher dazu, sich auch bei allergischen oder gar bei nur eingebildeten Symptomen testen zu lassen. Auch dies lasse den prozentualen Anteil der Infizierten absinken. Das mag alles stimmen, ändert aber nichts am Gesamtbefund: Hätte man früher mehr getestet, so hätte man womöglich auch früher mehr gefunden. Kristan Schneider räumt sogar selbst ein, es sei jedem Wissenschaftler klar, dass die Reproduktionszahlen verzerrt seien. Kristan Schneider meint außerdem, Christof Kuhbandner lasse außer Acht, dass die Reproduktionskurve in der Graphik nur anhand der Neuinfektionen gezeichnet werde. Die bereits Erkrankten seien jedoch ihrerseits weiterhin ansteckend. Dies provoziert indes die Frage, ob Kristan Schneider umgekehrt jene bedacht hat, die einmal infiziert waren und wieder genesen (und daher nicht mehr ansteckend) sind.

(5) Gesamtbewertung

Kommen wir nun wieder auf den Ausgangspunkt unserer Überlegungen zurück: Die Bundesregierung wollte einen Reproduktionswert unter 1. Sie bekam einen Reproduktionswert unter 1. Wie man es auch dreht und wendet: Ich kann aus dem Dunkelziffer-Problem kein Argument ableiten, welches es rechtfertigen könnte, dass gleichwohl die kollektiven Freiheitsbeschränkungen am 23. März 2020 verschärft wurden.

Aus meiner Sicht eignet sich also die Graphik im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 durchaus als Einwand gegen die am 23. März 2020 verhängten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen ­ es sei, denn, die übrigen oben wiedergegebenen Argumente würden eine abweichende Bewertung anzeigen.

e) Zu den übrigen Argumenten

Indes haben mir auch die anderen oben referierten Argumente nicht eingeleuchtet. Die Tatsache, dass es sich nur um eine Schätzung handelt, konnte, wenn überhaupt, allenfalls die Aufrechterhaltung der damals schon verhängten, nicht aber die Einführung neuer und schärferer Freiheitsbeschränkungen erklären. Denn die ­ wenn auch geschätzte ­ Reproduktionskurve war schon vorher steil abgefallen. Deshalb erweist sich auch die Annahme, die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen hätten dabei mitgeholfen, den Reproduktionswert unter 1 zu halten, als unbewiesene Behauptung, für die nicht einmal der Versuch eines empirischen Belegs unternommen wird. Die Aussage, dass die Reproduktionszahl allein nicht für die Wirksamkeit und Notwendigkeit der Corona-Maßnahmen ins Feld geführt werden könne, mag stimmen ­ aber die Politik hatte im bereits zitierten BMIStrategiepapier nun einmal eine Senkung dieses Wertes als wesentliches Politikziel ausgegeben. Daran darf und muss ich die Politik messen. Am ehesten lässt sich noch die These vom Vorzieheffekt hören. Aber ist diese These wirklich zwingend? Welchen Grund soll ein Mensch haben, sich einem Verbot zu unterwerfen, das noch nicht in Kraft ist? Und wenn die Menschen sich sowieso freiwillig in ihren sozialen Kontakten beschränken ­ wofür bedurfte es dann noch der Kontaktsperren? Brauchen wir Befehle, wenn die Menschen schon von sich aus gehorchen?

Die Abhängigkeit der positiven Fälle von den eingesetzten Testkapazitäten werden uns übrigens an anderer Stelle ein weiteres Mal interessieren43. An dieser Stelle nur so viel: Die Hypothese, dass der Reproduktionswert vielleicht schon früher gesunken wäre, wenn man früher mehr getestet hätte, fußt auf der Annahme, dass alle, die positiv auf SARS CoV-2 getestet wurden, auch tatsächlich diesen Erreger in sich getragen haben. Sobald man eine Fehlerquote bei der Spezifität der Tests in die Betrachtung einbezieht, kann sich die Anzahl der durchgeführten Testungen noch ganz anders auf den Reproduktionswert auswirken.

f) Das So-denken-auch-die-Falschen-Argument

Der SWR-Beitrag, in dem das Video von Sebastian kritisiert wird, macht darauf aufmerksam, dass auch die AfD Hamburg die besagte Graphik auf Twitter geteilt habe. Ich grübele darüber nach, was die Autorin mit diesem Hinweis mitteilen möchte. Denn ein Eigenwert für die Auseinandersetzung in der Sache kommt diesem Hinweis nicht zu. Wenn der Einwand, der aus der Graphik des Robert-KochInstituts gegen die Corona-Maßnahmen abgeleitet wird, in sich stichhaltig ist, ist er es auch dann, wenn die AfD sich ihn zu eigen macht. Der Satz „1 + 1 = 2“ hört ja auch dann nicht auf, richtig zu sein, wenn auch die AfD sagt, dass 1 + 1 = 2 ist. Wenn jener Einwand aber nicht stichhaltig ist, ist er nicht deshalb zu verwerfen, weil er (auch) von der AfD vorgetragen wird, sondern weil es durchgreifende Sachargumente dagegen gibt.

Ich möchte klarstellen: Ich habe keinerlei Sympathien für die AfD. Aber an eine Diskussions-Unkultur, die von der Grundhaltung geprägt ist, dass ein Argument schon deshalb richtig oder falsch sein kann, weil es von der „richtigen“ oder von der „falschen“ Seite vorgetragen wird, möchte ich mich nicht gewöhnen müssen. Ich glaube an die Fähigkeit der Menschen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Und wenn die Menschen merken, dass ein in der Sache diskussionswürdiges Argument deshalb abgewertet wird, weil es von der „falschen Seite“ ins Feld geführt wird, wird die „falsche Seite“ dadurch nur stärker gemacht ­ weil nämlich die Menschen sich die Frage stellen, warum der Kritiker es nötig hat, mit dem Finger auf die Person des Argumentierenden zu zeigen, anstatt das Argument in der Sache zu entkräften. Ich möchte nicht, dass die AfD stärker wird. Die AfD hatte genügend Zeit, zu beobachten, wie bereitwillig die Menschen in diesem Land und auch andernorts ihre bürgerlichen Freiheiten preisgeben, wenn man nur das Szenario einer außergewöhnlichen Bedrohung mit angsteinflößenden Worten und Bildern kommuniziert. Die AfD wird diese Beobachtung für ihre politische Agenda zu nutzen wissen. Das sollten sich Journalisten bewusst machen, wenn sie über die Corona-Krise berichten.

4. Keine Vertrauensbildung bei Plausibilitätsdefiziten

Zugegeben: Mit dem Lesen von Statistiken tue ich mich nicht leicht. Mein Arbeitswerkzeug ist das geschriebene und gesprochene Wort. Wenn ich aber mit meiner Kritik falsch liegen sollte, möge man mir die richtigen Zusammenhänge erklären. Was von den Befürwortern der Corona-Maßnahmen vorgetragen wird, um die Kritik zu widerlegen, die aus der hier zitierten Reproduktionszahlen-Graphik abgeleitet wird, hat meine Zweifel jedenfalls nicht zu zerstreuen vermocht. Mein Vertrauen in die Corona-Politik von Bundesregierung und Landesregierungen ist vielmehr noch weiter geschwächt.

Lokale Corona-Ausbrüche in der zweiten Juni-Hälfte 2020 haben in den Medien eine neue Alarmstimmung ausgelöst. In einem Zeitungsartikel vom 26. Juni 2020 lese ich, dass Deutschland gerade wegen der Kontaktsperren vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise gekommen sei44. Warum aber haben dann zahlreiche Länder, die noch viel härtere Einschnitte in die persönliche Freiheit verhängt haben als die deutschen Regierungen, im Zuge der Corona-Krise mit deutlich schwierigeren Problemen zu kämpfen als wir45? Die Plausibilitätsdefizite werden nicht geringer. Sie werden eher noch größer, wenn man bedenkt, dass die WHO selbst noch im Oktober eine 91 Seiten starke Studie herausgegeben hatte, die den meisten Maßnahmen, die heute angewendet werden, insbesondere Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, keine oder nur geringe Wirksamkeit bescheinigt46. Diese Beurteilung war auf die Bekämpfung von Influenza gemünzt. Aber kann für COVID-19 wirklich eine abweichende Bewertung Platz greifen? Steffen Roth, Michael Grothe-Hammer und Lars Clausen bestreiten dies47:

„Wenn man das Coronavirus für den gefährlicheren Erreger hält, warum sollte man dann auf eine Liste von Maßnahmen setzen, deren Wirksamkeit sich nicht einmal gegen Grippe belegen lässt?“

Wir werden im Laufe dieser Abhandlung immer wieder den Blick in Richtung Ausland wenden müssen. Denn die Corona-Krise beschränkt sich nicht auf Deutschland. Dieser Blick zeigt uns ein weiteres Beispiel, warum hartes Durchgreifen nicht zwingend zu Erfolgen bei der Bekämpfung von SARS CoV-2 führen muss. So scheint Uruguay mit relativ geringfügigen Einschnitten in das öffentliche Leben recht glimpflich durch die Krise gekommen zu sein ­ im Gegensatz zu einigen anderen südamerikanischen Ländern, die trotz harter Einschnitte mit massiven Probleme zu kämpfen haben48. Zur Erklärung dieses erstaunlichen Befundes wird unter anderem auf politische Stabilität, auf ein relativ geringes Wohlstandsgefälle und auf ein robustes Gesundheitssystem verwiesen. Nun würde man meinen, diese Eigenschaften auch Deutschland attestieren zu können. Kann das Beispiel Uruguay also vielleicht eines Tages als Beleg dafür herangezogen werden, dass man in Deutschland ebenfalls mit wesentlich weniger weitreichenden Beschränkungen ausgekommen wäre?

Wenn ich freilich mit Befürwortern der Corona-Maßnahmen spreche, tragen diese einen Gedankengang vor, welcher ganz auf der Linie des soeben zitierten Zeitungsartikels liegt: Das Virus sei immer gefährlicher geworden. Die Politik habe entschlossen reagiert. Deshalb habe man die Pandemie rasch eindämmen können. Nachdem ich nun aber näher in die Diskussion um die Reproduktionsgraphik des Robert-Koch-Instituts eingetreten bin, kann ich mich einem solchen Gedankengang nicht anschließen. Ich kann die Einschätzung nicht teilen, dass das Virus sich gerade deswegen weniger rasch ausgebreitet hat, weil Geschäfte, Schulen und Kindergärten geschlossen und die Menschen zur Beschränkung ihrer sozialen Kontakte angehalten wurden. Um es in zwei Bildern auszudrücken: Nach meinem Eindruck ist das Auto nicht deshalb langsamer geworden, weil wir den Fuß vom Gas genommen haben, sondern deshalb, weil kein Benzin mehr im Tank war. Und das Meerwasser wurde nicht deshalb vom Landesinneren ferngehalten, weil wir einen Schutzwall errichtet haben, sondern weil auf jede Flut die Ebbe folgt. Andere Schlüsse kann ich aus der Graphik des RobertKoch-Instituts nicht ziehen.

Ich kann allenfalls die Frage stellen, ob es andere Indikatoren gibt, die trotzdem zugunsten der Corona-Maßnahmen streiten. Auf die Frage nach der Zahl der COVID-19-Toten, nach eventueller Übersterblichkeit und nach dem Ausmaß, in dem schwere COVID-19-Verläufe intensivmedizinische Kapazitäten binden, werde ich noch an anderer Stelle eingehen49. Fest steht indes bereits jetzt, dass derartige Indikatoren dann ihrerseits, soweit sie sich auf Deutschland beziehen, an der Reproduktionsgraphik im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 des Robert-Koch-Instituts gespiegelt werden müssen.

III. Zurück in das Jahr 2009: Die Schweinegrippe-Pandemiewarnung

Die WHO rief im Jahre 2009 eine Pandemiewarnung aus. Als Auslöser der angeblichen globalen Bedrohung wurde eine Variante des Influenza A-Virus H1N150 identifiziert: Die sogenannte Schweinegrippe drohte sich angeblich rund um den Erdball auszubreiten und unermessliche Schäden anzurichten.

1. Die arte-Dokumentation „Profiteure der Angst“

Das Virus verursachte durchaus tödliche individuelle Verläufe, erwies sich jedoch am Ende, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, als deutlich weniger gefährlich als ursprünglich angenommen51. Eine Dokumentation mit dem Titel „Profiteure der Angst“, die auf dem Sender arte ausgestrahlt wurde und die man heute noch auf YouTube sehen kann52, legt offen, dass die Pharmaindustrie an der kollektiven Angsterzeugung, welche auch damals die Diskussion bestimmte, ein erhebliches monetäres Interesse hatte und im Ergebnis auch massiv davon profitiert hat53. Ebenso offengelegt wird Lobbyismus in der Gesundheitspolitik mit fatalen Auswirkungen auf das Handeln politischer Entscheidungsträger54. Wolfgang Wodarg spielte damals eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Interessenstrukturen. Er ist in besagter arte-Dokumentation mit mehreren Wortbeiträgen vertreten.

2. Rückwirkungen auf die Vertrauensbildung in der Corona-Krise

Die Tatsache, dass die Schärfe der Warnungen damals die spätere tatsächliche Entwicklung deutlich übertraf, muss für sich gesehen das Vertrauen in die aktuelle Corona-Politik noch nicht erschüttern. Denn bei verschiedenen Viren können sich durchaus unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung einstellen. Christian Drosten, Virologe an der Charité in Berlin und derzeit als Experte in Fragen der Corona-Krise in den Medien stark präsent, nimmt im NDR-Podcast vom 19. Mai 202055 den folgenden Standpunkt ein: Im Fall der Schweinegrippe habe es eine verbreitete Hintergrundimmunität gegeben, an der es aber bei SARS CoV-2 fehle. Zudem habe ein früherer H1N1-Typ einen erheblichen Kreuzschutz vermittelt. Für mich als Laien hört sich das nach einer diskussionswürdigen These an, die ich freilich nicht fachlich bewerten kann. Zu Misstrauen gibt aber die Einsicht Anlass, dass die Politik womöglich auf verschlungenen Wegen durch die Pharmaindustrie beeinflusst wird. Müssen wir uns mit der Sorge tragen, dass die Profitgier der Pharmaindustrie zu sachfremden Einflüssen auf die Politik führt? Bekommt das kommunizierte Ziel des Gesundheitsschutzes eine Schlagseite?

Die arte-Dokumentation hat Widerspruch provoziert. Mehrere Autoren entgegnen ihr, es sei angesichts der damals unsicheren Lage völlig richtig gewesen, sich auf eine gesundheitliche Gefährdung größeren Ausmaßes vorzubereiten56. Christian Drosten kritisiert im NDR-Podcast vom 19. Mai 2020 die arte-Dokumentation als einseizig und rügt, dass schwere Vorwürfe erhoben würden, ohne die Betroffenen angemessen zu Wort kommen zu lassen. Außerdem enthalte die Dokumentation Statements von Personen, die von der Materie keine Ahnung hätten. In der Dokumentation würden von Personen, die sich auch heute zu Wort meldeten, unhaltbare Aussagen in die Welt gesetzt, etwa dass es Impfnebenwirkungen von 0,1% gegeben habe. In welchem Ausmaß Akteure der WHO auch auf den Gehaltslisten der Pharmaindustrie stehen oder sonstigen Interessenkonflikten ausgesetzt sind57, wagt Christian Drosten mangels eigener Kenntnis indes nicht zu bewerten. Christian Drosten bestreitet derartige Profitinteressen allerdings nachdrücklich für seine Person.

Wir wissen also nicht, welche Akteure, die an der Auslösung einer Pandemiewarnung beteiligt sind, welche Verbindungen zur Pharmaindustrie haben. Allein die Vorstellung, dass eine Pandemiewarnung nicht ausschließlich durch das Ziel des Bevölkerungsschutzes motiviert sein könnte, ist indes geeignet, das Vertrauen in die Politik zu beeinträchtigen, die sich zur Gänze als Reaktion auf eine solche Warnung versteht.

IV. Zur Pauschalisierung von Gut und Böse in der öffentlichen Meinungsbildung

1. Das Gebot einer Diskussion auf Augenhöhe

In diesen Tagen ist viel von Verschwörungstheorien die Rede. Jenen, die sie verbreiten, wird vorgeworfen, die Welt in Gut und Böse einzuteilen, sich selbst in den Status der Guten zu erheben und daraus die scheinbare Legitimation für ihr eigenes Handeln abzuleiten. Die Anmaßung eigener Überlegenheit auf intellektuellem, moralischem oder einem sonstigen Gebiet bringt in der Tat die Diskussion nicht voran. Ergebnisse wird eine Kontroverse nur dann hervorbringen, wenn sich die hieran Beteiligten auf Augenhöhe begegnen. Niemand darf mit dem Anspruch antreten, die Weisheit für sich gepachtet zu haben. Niemand darf sich selbst als einsame Bastion der Vernunft und der besseren Einsicht inmitten der Finsternis kollektiven Unverstandes zelebrieren. Wer sich selbst auf einen Sockel stellt, gibt Anlass zu Misstrauen. Es darf nicht sein, dass in einer Diskussion ­ noch dazu zu einem so wesentlichen Thema ­ die einen von vornherein die Guten und die anderen von vornherein die Bösen sind.

An diesen Maßstäben müssen sich auch die Akteure in der Diskussion um die Corona-Krise messen lassen ­ und zwar nicht nur jene, die das Handeln der Regierenden kritisieren, sondern ebenso jene, die es befürworten. Indes: Nicht alle Akteure, welche die Freiheitsbeschränkungen in der Corona-Krise für richtig halten, werden dieser Erwartung gerecht.

2. Angemaßter Sachverstand

Mein Blick fällt hier auf einen Beitrag von Simon Hurtz und Martin Fehrensen im Forum Social Media Watch Blog58: Darin heißt es im Kontext der Zwischenüberschrift „Warum geteilt wird“ unter anderem, Verschwörungstheoretiker rechtfertigten ihre wirren Manipulationserzählungen damit, sie hätten doch nur kritische Fragen gestellt; die Hinterfragung der Freiheitsbeschränkungen (um die es an der betreffenden Stelle in dem Artikel geht) mutiert in dieser Logik zum Deckmantel für in Wirklichkeit illegitime Agitation. Im Kontext der Zwischenüberschrift „Wer die Infodemie befeuert“ werden sodann Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Feld geführt (wenn auch nicht namentlich benannt), „die zwar Doktor- oder Professorentitel besitzen und einst seriös gearbeitet haben mögen, heute aber vor allem durch Geraune und haltlose Behauptungen auffallen.“ Die von den Autoren so inkriminierten Personen verbreiteten zwar keinen völligen Unsinn, bewegten sich teils aber „an der Grenze zu Desinformation“ und würden „oft von deutlich extremeren Kreisen rezipiert und weiter verbreitet“. Jene Personen nähmen eine wichtige Schnittstellenfunktion ein; ihre Beiträge wirkten „für viele Menschen als eine Art Einstiegsdroge, über die sie allmählich in die Ecke der Verschwörungstheoretiker abrutschen“. Unter der Zwischenüberschrift „Was die Plattformen tun können“ wird deren Betreibern zwar attestiert, sie würden bereits schnell und entschieden handeln, seien aber noch „weit davon entfernt, alles richtig zu machen“.

In dem zuletzt zitierten Satz liegt ein Appell an die Betreiber der Plattformen, noch mehr gegen die von den Autoren als solche gebrandmarkte Fehlinformation zu unternehmen. Was genau unternommen werden soll, wird in dem Artikel nicht präzisiert. Jedenfalls vermittelt der Artikel schon in der Überschrift „Warum so viele Menschen an Corona-Verschwörungstheorien glauben“ und ebenso im Text selbst den Eindruck, dass die Autoren eine Art Vogelperspektive einnehmen, von der aus sie die von ihnen kritisierten Thesen zur Corona-Krise in einen übergreifenden Gesamtzusammenhang stellen. Und sie nehmen für sich in Anspruch, die Arbeit von fachlich ausgewiesenen Wissenschaftlern (die sich freilich nicht namentlich benennen) als „Geraune“ abzutun, das sich „an der Grenze zur Desinformation“ bewege.

Meine erste Frage an diesen Artikel lautet: Woher nehmen die Autoren den Sachverstand, Wissenschaftlern eine unseriöse Arbeitsweise zu attestieren und ihre Arbeitsergebnisse als fehlerhaft darzustellen? Die Information, welche die Internetseite Social Media Watch Blog über die beiden Autoren preisgibt59, lässt nicht den Schluss zu, dass auch nur einer von ihnen über eine medizinische Ausbildung verfügt. Die Autoren liefern auch keine Evidenz, welcher Wissenschaftler welche Behauptung aufstellt und warum diese Behauptung falsch sein soll. Mit welcher Berechtigung entscheiden sie also über „richtig“ oder „falsch“? Oder über „seriös“ und „unseriös“? Wenn die Autoren in dieser Weise sich selbst auf den Sockel stellen, reklamieren sie die Deutungshoheit. Auf diese Weise dispensieren sie sich selbst von der Notwendigkeit, genau darzustellen, welcher Wissenschaftler welche These aufgestellt hat, und ebenso von der Notwendigkeit, die jeweilige These evidenzbasiert zu widerlegen. Vielleicht bin ich ja der einzige Leser, der bei der Lektüre dieses Beitrags den Eindruck gewonnen hat, dass hier nicht mehr um inhaltliche Positionen, sondern um die Deutungshoheit gerungen wird. Wenn ein solches Vorgehen sich aber als neuer Stil des Journalismus herauskristallisiert, sehe ich die Gefahr schwindenden Vertrauens in die Medien ­ und zwar nicht nur bei mir selbst.

In hohem Maße bemerkenswert erscheint es vor diesem Hintergrund, wenn Journalisten dann aber darüber entscheiden wollen, wer beim Thema Corona überhaupt mitreden darf. Anfang Mai 2020 gelangte ein ausführliches Papier an die Öffentlichkeit, für das Stephan Kohn, ein mittlerweile suspendierter Oberregierungsrat aus dem Bundesinnenministerium, verantwortlich zeichnet. Stephan Kohn listet in diesem Papier die Kollateralschäden auf, welche die Corona-Maßnahmen seiner Meinung nach in Deutschland angerichtet haben und noch anrichten werden. Dabei ließ er sich von zehn Wissenschaftlern beraten, die mittlerweile namentlich bekannt sind. Der Tagesspiegel berichtete am 14. Mai 202060 über die „Irrfahrt“ des Stephan Kohn und beanstandete, dass keiner dieser zehn Wissenschaftler im Bereich der Virologie oder Epidemiologie tätig sei. Wenn schon Mediziner anderer Fachrichtungen sich keine Einschätzung erlauben dürfen ­ mit welchem Recht dürfen dies dann Journalisten, die über gar keine medizinische Qualifikation61 verfügen?

Meine zweite Frage an den oben wiedergegeben Artikel lautet: Soll ein Wissenschaftler selbst dann, wenn er subjektiv von seinen Thesen überzeugt ist, allein deshalb schweigen, weil seine Thesen von fragwürdigen Akteuren für ihre ebenso fragwürdigen Ziele missbraucht werden könnten? Kann man es einem Wissenschaftler zum Vorwurf machen, wenn er Applaus von der falschen Seite erhält? Diese Fragen stellen heißt sie verneinen. Wenn nämlich jemand, der mit seinen fachlichen Überzeugungen am wissenschaftlichen Diskurs teilnehmen will, wirklich für den Missbrauch seiner Thesen verantwortlich gemacht werden könnte, wäre dies das baldige Ende eben dieses Diskurses ­ und damit das Ende des Erkenntnisfortschritts. Und gerade dieser Fortschritt wäre in der Corona-Krise doch so unbedingt wichtig!

Das Problem des angemaßten Sachverstands wird uns ein weiteres Mal begegnen, wenn wir die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg näher beleuchten62. An dieser Stelle genügt es, die hier vorgetragene Kritik an der Medienberichterstattung auf den Ausgangspunkt der Vertrauensbildung zurückzuführen: Wer sich vertrauenswürdig zu wissenschaftlichen Sachfragen äußern oder den Sachverstand anderer beurteilen will, muss den Nachweis führen, dass er selbst über den erforderlichen Sachverstand verfügt.

3. Verunglimpfung Andersdenkender

a) Der Vorwurf der Verschwörungstheorie als Reaktion auf Sachargumente

Angemaßter Sachverstand und angemaßte Deutungshoheit gehen Hand in Hand. Wer einmal die höhere Einsicht für sich reklamiert, ist nicht mehr weit davon entfernt, jene Akteure persönlich anzugreifen, die Widerspruch wagen. Ich rufe hier einen bereits oben63 zitierten Beitrag von Bastian Brinkmann in der Süddeutschen Zeitung in Erinnerung64. Der Autor setzt sich kritisch mit den Analysen von Stefan Homburg auseinander und glaubt, in jedem Gedankengang von Stefan Homburg, den er in seinem Beitrag skizziert, die klassischen Merkmale eines Verschwörungsmythos entdeckt zu haben.

b) Verachtung gegenüber Demonstranten

Die Begriffe „Verschwörungstheorie“ und des Verschwörungsmythos“ werden im Zusammenhang mit Kritikern der aktuellen Corona-Politik mit einer, wie mir scheinen will, immer mehr zunehmenden, ja geradezu mit einer inflationär wirkenden Häufigkeit verwendet. Die Rede ist von einer „Infodemie“65, an der zu beteiligen sich jeder schuldig macht, der es wagt, die fachlichen Grundlagen der Coronabedingten Freiheitsbeschränkungen in Frage zu stellen. Wer gegen jene Beschränkungen demonstriert, reklamiert „Freiheit ohne Maß, ohne Verantwortung“66. Demonstrationen, die regelmäßig entlang der Bundesstraße B 96 stattfinden, werden in die Nähe der Pegida-Bewegung gerückt67. Wenn über solche Demonstrationen berichtet wird, erfährt der Leser ­ um ein weiteres Beispiel herauszugreifen ­ unter der fett gedruckten Zwischenüberschrift „Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker“: „Unter den Teilnehmern waren einige bekannte Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker“68.

c) Insbesondere die Corona-Demonstration am 1. August 2020 in Berlin

(1) Das Gemeinsam-mit-den-Falschen-Argument

Ich habe nicht das Gefühl, dass von dieser Mitteilung ein Mehrwert an Information ausgeht oder auch nur ausgehen soll. Im Vordergrund steht nach meinem Eindruck eher der Appellcharakter: Wer auf solchen Demonstrationen in Erscheinung tritt, schreitet Seite an Seite mit dubiosen Gestalten, mit denen man sich besser nicht blicken lassen sollte. Also am besten gar nicht erst hingehen! Am 1. August 2020 fand in Berlin eine Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen statt. Sowohl im Vorfeld69 als auch im Anschluss an diese Veranstaltung70 wurden jene, die daran teilnahmen, entweder selbst als Verschwörungsgläubige, Corona-Leugner oder rechtslastige Spinner apostrophiert oder aber mit dem Vorwurf konfrontiert, sie machten mit solchen Leuten gemeinsame Sache.

(2) Differenziertere Darstellungen

Allerdings habe ich auch durchaus differenziertere Darstellungen vorgefunden. Florian Schmidt hat sich für einen Bericht für T-Online71 die Mühe gemacht, das Gespräch mit Teilnehmern zu suchen. Zwar lässt es auch Florian Schmidt sich nicht nehmen, an allen denkbaren Stellen nach Indizien für Nationalismus oder Verschwörungstheorien zu suchen. Aber dann folgen zwei ganz wichtige Sätze:

„Zwar lassen einige Demo-Teilnehmer durchaus erkennen, dass sie an geheime Mächte glauben, die die Welt steuern, und vor allem: dass sie unzufrieden sind mit der Bundesregierung. Allerdings sind bei weitem nicht nur Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker und radikale Spinner sowie rechte Esoteriker unter den Demonstranten ­ sondern auch zahlreiche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Ärztinnen, die die Daten des Robert Koch-Instituts hinterfragen oder Kneipenwirte, die vor dem Ruin stehen.“

In der Tat eine bemerkenswerte Feststellung: Der Protest ist nicht etwa ein Spezifikum randständiger Personen, die angeblich den Ernst der Lage immer noch nicht wahrhaben wollen. Auf der Bühne, so ergänzt Florian Schmidt, hätten indes nicht die Menschen aus der Mitte der Gesellschaft gesprochen, sondern die Corona-Leugner. Aber weiß man wirklich, wer noch alles gesprochen hätte, wenn die Veranstaltung nicht vorzeitig von der Polizei aufgelöst worden wäre?

Eine sehr abgewogene Sicht auf die Dinge sehe ich bei Annika Leister, die sich für einen Kommentar in der Berliner Zeitung 72 die Mühe gemacht hat, mit insgesamt 15 Personen zu sprechen, die an der Demonstration teilgenommen haben. Das Ergebnis:

„Keiner von ihnen leugnete das Virus. Ihre Kritik zielte im Kern oft auf die Maßnahmen der Politik und die Arbeit der Medien. Unverhältnismäßig, panikmachend, bei Warnungen vor der „zweiten Welle“ auf vager Grundlage agierend, einseitig berichtend, unfair, die staatlichen Maßnahmen kaum hinterfragend.“

Im weiteren Verlauf der Darstellung beschreibt Annika Leister die Störgefühle, welche die Menschen veranlasst, an der Demonstration teilzunehmen, und es fällt auf: Die Verunglimpfung Andersdenkender führt (was kaum überraschen kann) nicht dazu, dass diese sich zum Kurs der Regierungen „bekehren“, sondern ganz im Gegenteil dazu, dass sie sich von den staatstragenden Akteuren zur Gänze abwenden.

Die Neue Rottweiler Zeitung hat die Kontroverse von Teilnehmern und Kritikern der Demonstration am 1. August 2020 in Berlin in zwei Gastbeiträgen abgebildet; zunächst kam ein Kritiker73 und dann ein Teilnehmer74 zu Wort.

(3) Gegenreaktionen

Dann lese ich wieder ­ als Reaktion auf die Überlegungen von Annika Leister ­ einen Kommentar von David Hugendinck auf ZEIT online. Schon der Titel des Beitrags gibt klar die Richtung vor: Man solle „nicht schon wieder zuhören“. In diesem Beitrag werden die Gegner der Corona-Maßnahmen als die Ewiggestrigen dargestellt, die immer noch nicht begriffen hätten, wie bedrohlich die Situation sei, und dass sich eine Kommunikation mit ihnen zur Gänze erübrige. Wieder wird die Doktrin aufgetischt, man solle eben aufpassen, mit wem zusammen man demonstriere:

„Wer sich freiwillig neben die Dominanz der Lügenpresse-Rufer und Verschwörungstheoriegläubigen stellt, hat zumindest kein großes Problem damit, öffentlich als ihre Verbündeten wahrgenommen zu werden.“

Also: Wenn auch nur ein einziger Mensch auf der Demonstration anzutreffen ist, der in den Augen der Leitmedien aus welchen Gründen auch immer in Ungnade gefallen ist, ist die ganze Veranstaltung illegitim. Ich frage mich, wie man einzelne Personen oder Personengruppen, gerade wenn man sie missbilligt, so aufwerten kann, dass man ihnen die Macht gibt, jeder nur denkbaren Demonstration, egal für welche Ziele sie streitet, die sachliche Berechtigung zu nehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass es dann ein Leichtes ist, eine Demonstration zu unterwandern und auf diese Weise ihre Kommunikationsziele zu sabotieren.

Aber es kommt noch schlimmer. Annika Leister hatte unter anderem mit einer Einzelhandelskauffrau gesprochen, die an der Demonstration teilgenommen hatte. Das quittiert David Hugendinck mit den Worten, es sei ja denkbar, dass es rechtsextreme Einzelhandelskauffrauen gebe. Ich finde diese Erwiderung erschreckend. Die Botschaft lautet, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: Es darf aus der Sicht des Autors einfach nicht sein, dass den Protest die Mitte der Gesellschaft erreicht hat!

Im Übrigen wirft David Hugendinck den Protestierenden vor, Argumente der Gegenseite nicht anzuerkennen und nicht zum Überdenken der eigenen Meinung bereit zu sein. Nicht die Aufklärung habe versagt, sondern die Gegenaufklärung Erfolge verzeichnet. Kann es sein, dass der Autor diese Vorwürfe in Wirklichkeit gegen sich selbst gelten lassen muss?

d) Vereinnahmung der Wahrheit

Jene Akteure, welche die Gegner der Corona-Maßnahmen als Verschwörungstheoretiker, als Leugner oder mit anderen vergleichbaren Vokabeln apostrophieren, handeln offenbar in der festen Überzeugung, zu einer derartigen persönlichen Herabsetzung Andersdenkender befugt zu sein. Es gibt scheinbar nur die eine Wahrheit: SARS CoV-2 ist die schlimmste Seuche, die uns seit der Spanischen Grippe vor 100 Jahren heimgesucht hat. Wer Abweichendes zu äußern wagt, begibt sich an den Rand der Gesellschaft und redet nicht nur Unsinn, sondern lädt schwerste moralische Schuld auf sich. Gut handelt und richtig liegt, wer die Regierenden in ihren Corona-Maßnahmen bestätigt. Schlecht handelt und falsch liegt (und falsch informiert), wer Zweifel äußert. Im Ernst: Ist das wirklich alles, was von unserer Meinungsfreiheit übriggeblieben ist? Warum macht sich die Presse zum Feind des Pluralismus? Würde uns nicht gerade dann, wenn SARS CoV-2 so gefährlich ist, die in konstruktivem Ton gehaltene kontroverse Auseinandersetzung weiterbringen75? Haben wir verlernt, sachlich zu streiten? Und das ausgerechnet bei einem Thema, das uns alle so wesentlich berührt?

4. Der Kampf um die Deutungshoheit als Faktor von Vertrauensverlust

Mich stört diese Schwarz-Weiß-Malerei, diese pauschale Einteilung der Welt in Gut und Böse. Denn ich kann mir niemanden auf der Welt vorstellen, der die Legitimation besitzt, eine solche Einteilung vorzunehmen. Ich kann daher auch den Medienberichten nicht vertrauen, die in der Corona-Krise eine ebensolche Einteilung versuchen.

Ich stehe mit diesem Störgefühl nicht allein. Die Tagespost referierte schon in einem frühen Stadium der Corona-Krise nachdenkliche Expertenstimmen, die rügten, dass vor allem ARD und ZDF die Botschaften der Regierungen kritiklos transportierten76. Tobias Riegel äußert in einer Analyse der Medienberichterstattung die Einschätzung, die Corona-Demonstrationen würden noch schlimmer diffamiert als die studentischen Proteste aus dem Jahr 196877. Christian Kreiß bezeichnet die Versuche, alle, die gegen die Corona-Maßnahmen protestieren, in die rechte Ecke zu stellen, als „unwahr, unehrlich und unaufrichtig“78. Michael Meyen wirft einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung einen „Kniefall vor der Macht“ vor und ergänzt im Untertitel: „Ein Journalismus, der öffentliche Verlautbarungen nur noch unkritisch nachplappert, ist am Ende“79. Paul Schreyer stellt schließlich die interessante und sehr diskussionswürdige These in den Raum, dass jene, die in der Krise regierungskritische Meinungen ausgrenzen, im Prinzip nach dem gleichen Denkmuster handeln wie jene, die hinter dem politischen Handeln böse Mächte vermuten: Auf beiden Seiten regiert der Wunsch nach eindeutigen Antworten80.

V. Zweierlei Maß

1. Ein offener Brief an die Betreiber von Internetplattformen

Das Stichwort „Infodemie“ leitet über zu einem offenen Brief81, der seit Mai 2020 im Internet bereitsteht und zu dessen Unterzeichnung alle eingeladen sind, die beruflich im Gesundheitswesen tätig sind. Zu den zahlreichen Erstunterzeichnern, unter denen sich Ärzte aller Fachrichtungen sowie Pflegekräfte befinden, gehört Christian Drosten. Auch hier wird der dringende Appell an die Betreiber von Internetplattformen und sozialen Netzwerken gerichtet, der Verbreitung von Fehlinformationen zum Thema COVID-19 entgegenzutreten. Konkret werden zwei Forderungen präsentiert: Erstens wird verlangt, dass „jede einzelne Person, die auf ihren Plattformen mit Gesundheits-Fehlinformationen in Berührung gekommen ist, gewarnt und benachrichtigt wird, und dass eine gut konzipierte und unabhängig überprüfte Korrektur angezeigt wird.“ Zweitens sollen die Betreiber ihre „Algorithmen entgiften, die bestimmen, was den Benutzern angezeigt wird. Das bedeutet, dass gefährliche Lügen sowie diejenigen Seiten und Gruppen, die sie verbreiten, in den Benutzer-Feeds herab- und nicht heraufgestuft werden.“ Die Forderung lautet also nicht auf totale Zensur, wohl aber auf eine harte Selektion: Was sich nach unabhängiger Prüfung als falsch darstellt, soll auch so gebrandmarkt und in der Öffentlichkeit möglichst wenig wahrnehmbar werden.

2. Der Wettbewerber als Schiedsrichter?

Im Ansatz klingen diese Forderungen plausibel. Bei den Beispielen, welche in dem offenen Brief für falsche Informationen genannt werden, handelt es sich ­ darin ist den Unterzeichnern zuzustimmen ­ um haarsträubenden Unfug. Trotzdem wohnt der Forderung nach einer unabhängigen Überprüfung ein konzeptioneller Fehler inne. Denn was bedeutet eigentlich „unabhängige Überprüfung“? Von wem oder was sollen die Prüfer unabhängig sein? Und wie wird die so definierte Unabhängigkeit sichergestellt? Wenn es nur darum geht, Fehlinformationen zu unterbinden, die ohne jedes fachliche Fundament in die Welt gesetzt werden, kann die Prüfung im Prinzip von jeder Person durchgeführt werden, die über ein abgeschlossenes Medizinstudium verfügt. Nun haben wir aber eben schon erkennen müssen, dass auch Wissenschaftler selbst bezichtigt werden, Fehlinformationen zu verbreiten. Nun gestaltet sich die Suche nach unabhängigem Sachverstand schwierig. Wer über einschlägigen und ausgewiesenen Sachverstand verfügt, befindet sich mit anderen Experten im Wettbewerb. Dieser Wettbewerb rankt sich in jedem Fall um inhaltliche Positionen, daneben häufig um Anerkennung innerhalb der Gemeinschaft der auf dem betreffenden Gebiet tätigen Gelehrten. Der Drittmitteldruck, der auf die Universitäten ausgeübt wird, führt außerdem zu einem Wettbewerb um Fördergelder.

Schon bei den Verfahren, in denen Drittmittel im Wettbewerb vergeben werden, bemühen sich die Institutionen, welche diese Mittel verteilen (z. B die Deutsche Forschungsgemeinschaft), um eine unabhängige Prüfung in Gestalt von Gutachtern und Gutachterkommissionen. Und obwohl die Bemühungen um ein objektives und neutrales Begutachtungsverfahren sehr ambitioniert sind, lässt sich doch ein Hindernis nicht hinwegdiskutieren: Eine fundierte Begutachtung kann nur leisten, wer selbst mit seinem Sachverstand einschlägig ausgewiesen ist. Eine solche Person nimmt aber selbst an dem soeben beschriebenen Wettbewerb teil. Der Wettbewerber steigt, obwohl er weiterhin am Wettbewerb teilnimmt, zum Schiedsrichter auf. Versuchen wir uns ein solches Modell nun bei der Selektion von Informationen auf Internetplattformen und in sozialen Medien vorzustellen, so wird das Problem sogleich offenbar: Welchem Wissenschaftler wollen wir die verbindliche Entscheidung darüber anvertrauen, ob es sich bei der Äußerung eines anderen Wissenschaftlers um eine ­ und zwar sogar selektionsbedürftige ­ Irreführung der Öffentlichkeit handelt? Machen wir nicht auch hier den Wettbewerber zum Schiedsrichter?

3. Berechtigung und Zugang zur Teilhabe an der Diskussion

Führen wir diese Überlegungen wieder auf unser Ausgangsthema ­ Vertrauen ­ zurück, so ist alleine dieser Konstruktionsfehler für sich gesehen noch nicht geeignet, Misstrauen gegen die Unterzeichner des offenen Briefs anzumelden. Bedenklich erscheint jedoch vor dem Hintergrund das Kommunikationsverhalten, das Christian Drosten zeitgleich neben dem offenen Brief als Einzelakteur an den Tag legt. In seinem NDR-Podcast vom 12. Mai 2020 kritisiert er Wissenschaftler, die in unverantwortlicher Weise „Quatsch“ in die Welt setzten. Wenn man wissen wolle, wem man Glauben schenken solle, so müsse man danach fragen, wie die betreffende Person sich spezialisiert habe, was sie veröffentlicht habe und ob sie in der Fachcommunity als Experte respektiert sei82. Welch strengen Maßstab Christian Drosten hier anlegt, wurde deutlich, als eine seiner Studien von Alexander Kekulé ­ ebenfalls Virologe ­ in fachlicher Hinsicht öffentlich in Frage gestellt wurde83. Christian Drosten wehrte sich gegen die Kritik unter anderem mit dem Argument, Alexander Kekulé spiele in der Community keine Rolle84.

Das bedeutet im Klartext: Christian Drosten will entscheiden, wer am wissenschaftlichen Diskurs zu Corona teilnehmen darf. Eine solche Selektion widerspricht indes den Eigengesetzlichkeiten der Wissenschaft. Kehren wir nun zum oben 1. zitierten offenen Brief zurück, so fällt auf, dass sich unter den Erstunterzeichnern des offenen Briefs neben Christian Drosten auch zahlreiche Nicht-Virologen befinden. Das erweckt nachhaltig den Eindruck, als werde hier mit zweierlei Maß gemessen: Jene, die Beifall spenden, dürfen unter weniger strengen Voraussetzungen an der Diskussion teilnehmen als jene, die Kritik üben. Applaudieren dürfen alle, die im Gesundheitswesen tätig sind. Kritisch äußern dürfen sich demgegenüber nur anerkannte Virologen.

Noch deutlicher wird der Widerspruch, wenn man den NDR-Podcast vom 14. Mai 2020 hinzunimmt85. Christian Drosten räsoniert darin über die Folgen der Lockerung für die Wirtschaft. Er berichtet in diesem Zusammenhang über eine Studie, die vom Ifo-Institut gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung erstellt wurde. Ich finde es gut und richtig, dass Christian Drosten über den Tellerrand seines Labors blickt und sich mit der ökonomischen Seite der Corona-Politik beschäftigt. Aber nach den von ihm selbst gesetzten Maßstäben dürfte er dies eigentlich nicht. Denn er verfügt über keinen ausgewiesenen Sachverstand für Fragen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Christian Drosten betont in dem Podcast mehrfach, dass er sich insoweit nicht als Fachmann äußert. Aber immerhin scheint Christian Drosten erkannt zu haben: In Wirklichkeit geht es in der Corona-Krise um viel mehr als Virologie. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat dies in die folgenden Worte gekleidet86: „Es gibt viele Fragen, die ein Mediziner nicht beantworten kann.“

Inhaltlich haben mich die Analysen von Christian Drosten freilich nicht zur Gänze überzeugt. Die Aussage, die wirtschaftlichen Schäden resultierten nur in geringem Maße daraus, was wir hier im eigenen Land machten, und in deutlich größerem Maße daraus, dass der Export nicht funktioniere, scheint mir wohl doch in erheblicher Weise die Belastungen zu unterschätzen, unter denen die Inhaber der geschlossenen Geschäfte und die Solo-Selbständigen leiden. Wenn ich die Gespräche, die ich mit Betroffenen in meinem persönlichen Umfeld führe, auf die deutsche Gesamtwirtschaft extrapoliere, stehen wir vor einer riesigen Pleitewelle. Laut Business Insider verzeichnet allein das Gastronomiegewerbe binnen zwei Monaten Umsatzeinbrüche von 18 Milliarden Euro, und ohne schnelle Hilfe wurde bereits für die Zeit ab August 2020 eine Pleitewelle vorhergesagt87. Selbst Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier scheinen mittlerweile erkannt zu haben, dass es für besonders bedrohte Unternehmen weitere Hilfen geben muss88. Die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen werden durchaus erkannt. Ich vermisse aber bis heute eine offene Debatte darüber, ob diese Schäden den Nutzen der Maßnahmen nicht möglicherweise massiv übersteigen.

Wir halten also fest: Wir haben es mir einer äußerst komplexen Folgenabschätzung und Folgenbewertung zu tun, die uns alle angeht und zu der wir daher alle etwas sagen dürfen ­ und zwar auch öffentlich und ohne Rücksicht darauf, ob jemand die Corona-Maßnahmen positiv oder negativ bewertet: Regierungsfreundliche und regierungskritische Stellungnahmen sind in gleicher Weise zu respektieren. Wenn dies aber so ist, so darf erst recht niemand von der Diskussion ausgeschlossen sein, der auf der Basis seines Fachwissens zur Diskussion beitragen will. Nur zur Klarstellung: Ich halte es für richtig und wichtig, dass Christian Drosten über SARS CoV-2 forscht und seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit mitteilt. Aber er darf sich eben nicht zum Wächter aufspielen, der darüber befindet, wer sich zur Corona-Krise äußern darf und wer nicht.

4. Externe Qualitätskontrolle nur für Kritiker der Corona-Maßnahmen?

Zu den wohl prominentesten Kritikern der Corona-Politik gehören Karina Reiss und Sucharit Bhakdi. Beide sind in der Wissenschaft aktiv und haben ein Buch mit dem Titel „Corona Fehlalarm?“ vorgelegt89, in dem sie ihre Einwände gegen die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen formuliert haben. Beiden ist mehrfach vorgeworfen worden, sie wählten für die Kommunikation ihrer Kritik: Würden sie nämlich stattdessen wissenschaftliche Studien anfertigen, müssten sie sich einer externen Qualitätskontrolle (peer review) stellen. Mit ihrem Buch entzögen sie ihre Überlegungen einer solchen Kontrolle90.

Wir werden im Laufe dieser Untersuchung mehrfach Bekanntschaft mit einer Veröffentlichung von Christian Drosten machen, welche die weitere Entwicklung entscheidend prägen sollte91. In ihr stellen Christian Drosten und sein Team das Testverfahren vor, wie man ihrer Ansicht nach SARS CoV-2 im menschlichen Körper nachweisen kann. Das Papier wurde am 21. Januar 2020 eingereicht, am 22. Januar 2020 angenommen und am 23. Januar 2020 veröffentlicht. Eine peer review hat auch hier nicht stattgefunden. Daran nimmt die regierungsfreundliche Berichterstattung indes keinen Anstoß.

Ich kann weder das Buch von Karina Reiss und Sucharit Bhakdi noch die Studie von Christian Drosten fachlich bewerten. Ich meine aber, dass ungeachtet der inhaltlichen Stoßrichtung für alle Akteure, die sich an der Corona-Debatte beteiligen möchten, dieselben Maßstäbe gelten sollten. Es darf nicht sein, dass regierungsfreundliche Publikationen ohne weiteres willkommen sind, regierungskritische Forschung hingegen eine externe Kontrolle durchlaufen muss.

5. Wissenschaft und Vertrauen

a) Meinungsselektion als Misstrauen erweckende Vorgehensweise

Wenn wir also festhalten, dass Befürworter und Kritiker sich auf Augenhöhe begegnen müssen und niemand in der Debatte von vornherein eine privilegierte Stellung einnehmen darf, sehe ich auch den oben 1. zitierten offenen Brief kritisch. Die Wissenschaft ist ­ nicht anders als die Politik ­ auf das Vertrauen der Menschen angewiesen. Wer offen dafür eintritt, dass (angebliche oder tatsächliche) Falschinformationen auf Internetplattformen und sozialen Netzwerken zensiert werden, schafft kein Vertrauen, sondern provoziert ganz im Gegenteil eine Gegenfrage: Wovor haben jene, die eine solche Selektion einfordern, eigentlich Angst? Die Fähigkeit der Menschen, zweifelhafte Therapievorschläge für COVID-19-Erkrankungen oder weit hergeholte Mutmaßungen über finstere Mächte im Hintergrund der Corona-Krise zu hinterfragen, mag vielleicht nicht bei allen Menschen gleich hoch ausgeprägt sein. Ich glaube aber daran, dass sie bei der weit überwiegenden Mehrzahl der Menschen vorhanden ist. Diesen Menschen nimmt man das Vertrauen in die Wissenschaft, wenn man Meinungen nach ihrem Inhalt selektiert, „genehme“ Meinungen zulässt und „nicht genehme“ Meinungen diskreditiert oder ihnen die Verbreitung verwehrt. Denn dann verkauft man die Menschen für dumm. Einer Kommunikationsstrategie, die darauf gerichtet ist, den Menschen zu signalisieren, dass man ihre Fähigkeit geringschätzt, Vernünftiges von Unvernünftigem und Zielführendes von Sinnlosem bzw. Schädlichem zu unterscheiden, kann auf die Dauer kein Erfolg beschieden sein.

b) Die Nature-Studie vom 8. Juni 2020 als Nagelprobe für den wissenschaftlichen Diskurs

Auf eine interessante Probe wird die Ergebnisoffenheit des öffentlichen Diskurses zur Corona-Krise durch eine Studie gestellt, die am 8. Juni 2020 im Magazin Nature veröffentlicht wurde92 und rasche Verbreitung in den deutschen Medien fand. Diese Studie gelangt anhand von Modellrechnungen zu der Hypothese, dass die Maßnahmen, die seitens der Politik gegen die Ausbreitung von SARS CoV-2 ergriffen wurden (Geschäftsschließungen, Schließung von Bildungseinrichtungen, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen usw.), bis zu 3,1 Millionen Menschenleben gerettet haben könnten. Blickt man auf die Kommentare, die von Lesern unter der Studie gesetzt wurden93, so werden sogleich methodische Fehler in dieser Studie gerügt. Unter anderem wird eingewendet, dass die Sterblichkeitsraten aus jenen Ländern, die auf derartige Beschränkungen ganz oder weitgehend verzichtet hätten, nicht ausreichend berücksichtigt würden; denn in diesen Ländern müsse es ja dann eine dramatische Übersterblichkeit gegeben haben. Der Moderator Tony Robbins weist nun aber in einem offenbar im Mai 2020 aufgenommenen Interview mit dem Chemie-Nobelpreisträger Michael Levitt94 darauf hin, dass es in Japan, Thailand und Weißrussland eine besonders niedrige Pro-KopfSterblichkeit gegeben habe und in Schweden zumindest eine solche, die nicht an die Pro-KopfSterblichkeit der besonders stark betroffenen Länder heranreiche. Um das zu überprüfen, muss man natürlich wieder nachhaken. Man muss sich nicht nur ein eigenes Bild von den Statistiken dieser Länder machen, sondern auch die weitergehende Frage stellen: Gibt es in den betroffenen Ländern andere Mechanismen, die ein regulatorisches Eingreifen des Staates entbehrlich erscheinen lassen? In Bezug auf Japan lese ich, dass es dort ohnehin eine Kultur der sozialen Distanz gebe96 und Menschen, die den Empfehlungen der Regierung zuwiderhandeln, soziale Ächtung zu gewärtigen hätten96. Offenbar ist der Versuch, die Wirkung von staatlicher Steuerung zu messen, eine komplexe Angelegenheit. Vielleicht zu komplex für eine Modellrechnung?

In den deutschen Medien wurde die Studie als Beleg für die Rechtfertigung der kollektiven Freiheitsbeschränkungen herangezogen, ohne sie näher zu hinterfragen97. Unter Fachleuten ist sie indes nicht auf ungeteilte Zustimmung gestoßen. Stefan Homburg und Christof Kuhbandner bescheinigen ihr vielmehr schwere methodische Mängel98: Die Studie beruhe auf einem Zirkelschluss, weil sie überhaupt nur nach Veränderungen an jenen Tagen frage, an welchen bestimmte Maßnahmen (zuerst das Verbot von Großveranstaltungen, dann die Schließung von Geschäften und Bildungseinrichtungen, schließlich Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen) ergriffen worden seien. Die Vorstellung, es hätte an anderen Tagen Veränderungen geben können, komme in der Logik der Studie nicht vor. Wenn man aber nur nach Veränderungen nach bestimmten Interventionspunkten frage, werde man Veränderungen auch nur dort feststellen, weil man bei anderen Zeitpunkten gar nicht erst gesucht habe. Die Studie setze damit voraus, was es zu beweisen gelte: Da, wo man selbst nicht hingeschaut habe, habe es auch keine Veränderung geben können. Es mute außerdem befremdlich an, dass der Nature-Studie zufolge das Verbot von Großveranstaltungen ausgerechnet in Schweden (wo auf weiterreichende Beschränkungen weitgehend verzichtet wurde) einen großen, in anderen Ländern (mit derartigen Beschränkungen) aber nur einen geringen Effekt auf die Eindämmung der Pandemie ausgeübt habe.

Die spannende Frage lautet nun: Werden Kritiker wie Stefan Homburg und Christof Kuhbandner in gleicher Weise Gehör in der Öffentlichkeit finden wie die Nature-Studie selbst? Wird man ihre Kritik ernst nehmen und ggf. versuchen, die Einwände in der Sache zu entkräften? Oder wird man die Verbreitung der Kritik unterdrücken und die Kritiker selbst persönlich angreifen? Mediale Resonanz auf die Überlegungen von Stefan Homburg und Christof Kuhbandner habe ich bislang nicht wahrnehmen können. Ich bedauere das sehr. Denn wenn die Einwände dieser beiden Autoren durchgreifen, ruht der Versuch der Autoren der Nature-Studie, die kollektiven Freiheitsbeschränkungen wissenschaftlich zu rechtfertigen, auf einem äußerst brüchigen Fundament. Ich kann der Nature-Studie jedenfalls nicht vertrauen, solange es nicht gelingt, die Einwände von Stefan Homburg und Christof Kuhbandner zu widerlegen.

Ebenso neugierig bin ich auf die Rezeption von Studien, die zu dem Ergebnis gelangen, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens keinen greifbaren positiven Effekt für den Gesundheitsschutz zutage gefördert haben. Mein Blick fällt auf eine Untersuchung von Colleen Huber, die sich die Mühe gemacht hat, die Sterblichkeit in sämtlichen US-Bundesstaaten zu untersuchen, und zwar Sterbefälle im Allgemeinen ebenso wie Sterbefälle, die mit COVID-19 assoziiert werden. Das verblüffende Ergebnis: Gerade dort, wo man auf derartige Einschränkungen verzichtet hat, sind der Autorin zufolge weniger Menschen gestorben als in den Vorjahren ­ ganz anders als in anderen US-Bundesstaaten, wo man derartige Einschränkungen verhängt hat99. Interessant: Diese Studie ist seit dem 16. Juni 2020 verfügbar und damit fast zeitgleich mit der Nature-Studie erschienen. Vergleichbare Resonanz in den Medien scheint der Arbeit von Colleen Huber aber, soweit ersichtlich, verwehrt geblieben zu sein.

In der Zeitschrift The Lancet erschien am 4. August 2020 eine Studie, wonach die Zahl von Sterbefällen weder durch Einschränkungen des öffentlichen Lebens noch durch die Ausweitung von Testungen noch durch schnelle Grenzschließung gesenkt werden konnte. Dem Autorenteam zufolge war demgegenüber die Sterblichkeit in jenen Ländern signifikant erhöht, in denen mehr fettleibige Menschen lebten und in denen das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt größer war100. Am Karlsruher Institut für Technologie entstand eine Studie101, welche die Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen in sehr weiten Teilen nachdrücklich in Zweifel zieht, die aber auch belegt, wie umstritten die Einschätzung der Wirksamkeit politischer Intervention zur Bekämpfung von SARS CoV-2 in der Wissenschaft ist. So wird einer in der Zeitschrift Science veröffentlichten Studie, die den Corona-Maßnahmen in Deutschland einen erheblichen Effekt bei der Eindämmung des Virus bescheinigt102, von anderen entgegengehalten, die Autoren dieser Studie legten deutlich zu kurze Zeitspannen zwischen der Ansteckung einer Person und deren Bericht an das Robert-Koch-Institut zugrunde103. Eine britische Studie weist darauf hin, dass Schweden, wo auf kollektive Freiheitsbeschränkungen weitgehend verzichtet wurde, zwar eine Übersterblichkeit verzeichne, diese aber nicht so hoch ausfalle wie in zahlreichen anderen Ländern, in denen harte Einschnitte verhängt worden seien104, insbesondere nicht ansatzweise so hoch wie im Vereinigten Königreich105. Eine Studie aus den USA, die am National Bureau of Economic Research entstanden ist und im August 2020 vorgelegt wurde106, gelangt zu dem Ergebnis, dass die individuellen und kollektiven Freiheitsbeschränkungen, die verhängt wurden, um die Ausbreitung von SARS CoV-2 zu verlangsamen, in ihrer Wirkung überbewertet worden sind. Denn in den untersuchten Ländern und US-Bundesstaaten sei die Entwicklung der Sterbefälle107 in der Zeitachse immer sehr ähnlich verlaufen, obwohl die Corona-Maßnahmen, die in den jeweiligen Ländern und Bundesstaaten verhängt wurden, ganz erheblich voneinander abwichen. Ein ganz ähnliches Bild brachte eine israelische Studie bereits im April 2020 hervor: Danach erreicht die Zahl der täglichen Neuinfektionen am Tag 41 nach Ausbruch der Epidemie ihren Höhepunkt und nahm danach kontinuierlich ab, und zwar unabhängig davon, wie scharf die Politik zur Eindämmung des Virus intervenierte108. Salopp gesprochen lautet die Botschaft dieser beiden Studien: Das Virus findet seinen Weg, egal ob man etwas dagegen tut oder nicht; es reduziert seine Aktivität aber relativ rasch. Sollten sich diese Studien als valide erweisen, würde dies gegen die Annahme sprechen, dass die Versuche der Politik, die Ausbreitung des Erregers einzudämmen, am Ende irgendetwas gebracht haben.

Unter den Experten ist mithin die Diskussion, ob die Absage von Großveranstaltungen, die Schließung von Geschäften, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen und schließlich die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen am Ende wirklich etwas gebracht haben, in aller Lebhaftigkeit entbrannt. Wie wird nun der Journalismus diese Debatte aufnehmen? Wird man jene Studien, welche den CoronaMaßnahmen ein ungünstiges Zeugnis ausstellen, in den Medien überhaupt zur Kenntnis nehmen? Und wenn ja: Wie wird man sie würdigen?

VI. Konsequenzen für die weitere Untersuchung

1. Ungereimtheiten als Hindernis für die Vertrauensbildung

Ich schlage den Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Ich verfüge über keinen medizinischen Sachverstand. Ich bin daher auf eine vertrauenswürdige Berichterstattung angewiesen. Wenn ich alle Ungereimtheiten zusammennehme, die ich bisher aufgelistet habe, fällt es mir indes schwer, Zweifel zu unterdrücken ­ Zweifel an jenen, die politisch die Verantwortung für die Corona-Maßnahmen tragen, Zweifel an der Medienberichterstattung und vereinzelt auch Zweifel an den Aussagen jener Experten, auf deren Rat die Regierenden hören.

2. Zweifel als Verschwörungstheorie?

Bevor ich mich nun den Medienberichten über Wolfgang Wodarg widme, halte ich einen Moment inne: Bin ich mit meinen Zweifeln schon selbst ein Verschwörungstheoretiker? Ich sehe mich auf der Basis dessen, was ich bisher zusammengetragen habe, noch gar nicht in der Lage, eine Theorie zu formulieren, welche Motive abseits des Gesundheitsschutzes die Politiker, ihre Berater und eine große Zahl der Journalisten leiten könnte. Ich merke nur: Irgendwo stimmt etwas nicht. In mir hat sich ein Störgefühl festgesetzt, das einfach nicht weichen will. Wenn ich aber gar keine Theorie habe, dann auch keine Verschwörungstheorie ­ oder?

Ein weiteres Mal fällt nun mein Blick auf den bereits mehrfach zitierten Beitrag von Bastian Brinkmann in der Süddeutschen Zeitung109. Wir erinnern uns: Der Autor verwendet viel Energie darauf, einen Kritiker der Corona-Maßnahmen, nämlich Stefan Homburg, als einen Akteur darzustellen, der Verschwörungsmythen verbreitet. Ganz wesentlich zu dieser Einschätzung soll, so der Autor, der Umstand beitragen, dass Stefan Homburg keine Erklärung und keinen Beleg dafür vorbringt, welche konkreten sachfremden Motive die Corona-Politik leiten könnten. Und im Tagesspiegel lese ich, Stefan Homburg rücke gerade dadurch in die Nähe der Verschwörungstheoretiker, dass er konzertierte böse Absichten unterstelle110.

Auf eine naheliegende Idee kommen die Verfasser dieser Beiträge indes nicht: Sachfremde Einflüsse spielen sich immer im Verborgenen ab! Sie können häufig nur mit großem Aufwand offengelegt werden, und diese Offenlegung kämpft immer mit dem den Widerstand der Entscheidungsträger. Daher bewegen sich empirisch belegbare Versuche, derartige Einflüsse präzise zu benennen oder gar nachzuweisen, in der noch jungen und akuten Krise jenseits des Machbaren. Das alles hat nichts mit Verschwörungsmythen zu tun, sondern entspricht der Lebenserfahrung. Die Verschleierung der wahren Absichten gehört zu den ureigenen Sachgesetzlichkeiten jeden unredlichen menschlichen Handelns. Auf diesen Gesichtspunkt werde ich zurückkommen, wenn es um die Art und Weise geht, wie einige Journalisten mit den Thesen von Wolfgang Wodarg umgegangen sind111.

Mit dem Beitrag von Bastian Brinkmann in der Süddeutschen Zeitung ist in meinen Augen ein trauriger Tiefpunkt in der Medienberichterstattung erreicht. Nicht einmal mehr der Zweifel ist erlaubt. Wer auf Ungereimtheiten hinweist und kritische Fragen stellt, hat keine Chance mehr, dem Vorwurf zu entrinnen, er sei Verschwörungstheoretiker. Wie hatten es doch Simon Hurtz und Martin Fehrensen auf Social Media Watch Blog formuliert112: Verschwörungstheoretiker rechtfertigten ihre Manipulationserzählungen, indem sie behaupteten, sie hätten nur kritische Fragen gestellt. Das klingt so wie: Es ist, so lautet die Botschaft, einfach ungehörig, in diesen unruhigen Zeiten kritische Fragen zu stellen. Man hat der Politik und der ihr gewogenen Berichterstattung in den Medien gefälligst zu vertrauen. Die Sehnsucht nach eindeutigen Antworten befeuert die Verachtung abweichender Sichtweisen113. Die Medienwissenschaftlerin Johanna Haberer formuliert es in einem Interview im Redaktionsnetzwerk Deutschland wie folgt114:

„Es gibt eine klare Antwort auf die Frage, wem man eigentlich vertrauen kann und welche Informationen in Zeiten, in denen es tatsächlich um Menschenleben geht, wirklich glaubwürdig sind.“

Ich erinnere demgegenüber noch einmal daran: Vertrauen kann man nicht voraussetzen und schon gar nicht einfordern. Ich habe für mich selbst die „klare Antwort“, von der Johanna Haberer spricht, noch nicht gefunden.

3. Persönliches Zwischenfazit: Mit meinem Unwissen alleingelassen

a) Die Begrenztheit eigener Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung

Mein bisheriger ­ freilich notwendig selektiver ­ Streifzug durch die Medienlandschaft führt mich zu einem ernüchternden Ergebnis: Ich fühle mich mit dem Versuch, mir eine faktenbasierte Meinung zur Corona-Krise zu bilden, von den herkömmlichen Medien alleingelassen. Mich befällt die bange Ahnung, dass ich die Informationen, die mir gegeben werden, einerseits selbst überprüfen muss, mir andererseits aber die Mittel dazu fehlen. Ich kann aus eigener Kompetenz nicht bewerten, ob die Corona-Maßnahmen fachlich ausreichend begründet sind. Ich kann nur ­ wie ich es etwa in Bezug auf die Reproduktionsgraphik des Robert-Koch-Instituts bereits getan habe ­ formulieren, an welchen Stellen mich die regierungsfreundliche Berichterstattung nicht überzeugt. Darüber hinaus kann ich mich allenfalls selbständig auf die Suche nach einschlägigen Studien machen und die Frage stellen, warum sie ggf. so viel oder so wenig Resonanz in den Medien gefunden haben. Auch zu diesem Mittel habe ich bereits gegriffen, als es um die Nature-Studie ging, wonach die Einschnitte in das öffentliche Leben angeblich Millionen Menschenleben gerettet haben sollen. Dieses Vorgehen wird auch meine weiteren Überlegungen in dieser Abhandlungen prägen: Ich mache mich, so gut ich kann, auf die Suche nach Informationen, weil ich das Gefühl habe, mich nicht darauf verlassen zu können, dass ich von den Medien vollständig und richtig informiert werde.

b) Anhaltspunkte für abgestimmtes Verhalten in den Leitmedien

Denn in der Tat gründet mein Störgefühl vor allem in den Medienberichten. Den politisch Verantwortlichen habe ich zu Beginn der Krise durchaus noch abgenommen, dass sie sich in einem schweren Entscheidungskonflikt befanden und hart mit sich gerungen haben, ob sie der Bevölkerung den nahezu kompletten Stillstand des sozialen und ökonomischen Lebens zumuten können. Die Gleichförmigkeit der Medienberichterstattung hat mich aber von Beginn an stutzig gemacht.

Meine diesbezüglichen Zweifel werden eher verstärkt als zerstreut, wenn Imre Grimm ­ der das bereits zitierte Interview115 mit Johanna Haberer geführt hat ­ von einem „mediale[n] Pakt der Vernunft“ spricht und es ­ so mein Eindruck ­ gemeinsam mit Johanna Haberer als Erfolg ansieht, dass die „Verschwörungstheoretiker ... längst in ihre Youtube-Biotope abgedrängt“ sind. Die Gleichförmigkeit der Berichterstattung ist also offenbar Absicht. Und die Marginalisierung der „Verschwörungstheoretiker“ kann ich erst als Erfolg feiern, wenn ich weiß, wen Imre Grimm und Johanna Haberer genau damit angesprochen wissen wollen. Denn wie bereits gezeigt, wird der Begriff des Verschwörungstheoretikers in ­ wie ich meine: kaum noch zu ertragendem116 ­ Maße ausgedehnt. Damit wird auch das Treiben jener banalisiert, deren Vorstellungen von den Hintergründen der Krise wirklich deutlich zu weit hergeholt sind.

c) Positive Lichtblicke

Dabei gibt es durchaus vereinzelte Beispiele, die zeigen, dass pluralistische Berichterstattung möglich ist. Auf arte habe ich eine sehr interessante Dokumentation über die Art und Weise gesehen, wie Schweden mit der Corona-Krise umgeht117. Die Risiken werden in keiner Weise kleingeredet. Es wird aber zugleich ein Eindruck von den Vorteilen vermittelt, die es mit sich bringt, wenn weniger restriktiv in das Alltagsleben der Menschen eingegriffen wird. Der Beitrag ist so gestaltet, dass die Bewertung nicht in irgendeine Richtung suggeriert, sondern dem einzelnen Zuschauer überlassen wird. Stephan-Andreas Casdorff veröffentlichte im Tagesspiegel vom 2. Mai 2020 einen sehr abgewogenen Kommentar über jene, die Zweifel an den Corona-Maßnahmen anmelden118. Er betont darin mit Recht, dass auch der Zweifel die Diskussion voranbringen kann, und verwahrt sich dagegen, alle Kritiker sogleich als Verschwörungstheoretiker abzutun. Und der SPIEGEL hat immerhin in seiner Ausgabe vom 25. April 2020 einen zweiseitigen Beitrag eines sechsköpfigen Autorenkollektivs abgedruckt119. Darin wird unter anderem vor den dramatischen Auswirkungen auf die Wirtschaft gewarnt, die sich einstellen, wenn es jederzeit wieder zu neuen Einschränkungen des öffentlichen Lebens kommen kann. Außerdem wird in diesem Beitrag auf die Zahl der Influenza-Toten hingewiesen, die hingenommen wird, ohne dass man über vergleichbare Einschränkungen nachdenkt. Der Influenza-Vergleich ist, wie wir noch sehen werden, ein Aspekt, der für die Bewertung der Kritik an den Corona-Maßnahmen eine gewichtige Rolle spielen kann. Die BILD-Zeitung nahm eine Studie zu den Infektionsverläufen im österreichischen Skiort Ischgl120 zum Anlass, die Frage zu stellen, ob wir die Gefahr durch Corona überschätzt haben; in dem Beitrag kommen mehrere Experten mit teilweise auch kontroversen Ansichten zu Wort121. Die B.Z. veröffentlichte einen Kommentar von Gunnar Schupelius, der Kritik an den einfältigen und floskelhaften Reaktionen des Berliner Senats auf die Frage nach der Rechtfertigung der massiven Grundrechtseingriffe übt122. Pluralismus ist also auch in der Krise möglich. Es gab nur ­ zumindest für meinen Geschmack ­ in den letzten Monaten viel zu wenig davon.

Eine gewisse Öffnung für kritische Stimmen scheint sich immerhin seit der zweiten Augustwoche 2020 abzuzeichnen. Die taz veröffentlichte am 10. August 2020 einen Gastbeitrag von Angela Spelsberg und Ulrich Keil, worin diese sich um die Darlegung bemühen, dass die ursprünglichen Prognosen über horrende Zahlen an COVID-19-Toten sich nicht bewahrheitet hätten, sondern vieles darauf hindeute, dass in der Bevölkerung bereits Grundimmunität herrsche123. Die Kieler Nachrichten124 und die Fuldaer Zeitung125 interviewten Sucharit Bhakdi und Karina Reiß zu ihrem Buch „Corona Fehlalarm?“126 und boten ihnen auf diese Weise Gelegenheit, der jeweiligen Leserschaft ihre Kritik an der Corona-Politik nahezubringen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien ein Interview mit dem Labormediziner Harald Renz, in dem dieser die anlasslosen Massentestungen der jüngeren Zeit für unzweckmäßig und kontraproduktiv erklärte127. Auf n-tv wird über Diskussionen in den USA berichtet, warum so viele positiv Getestete ohne Symptome bleiben, und die Eignung von PCR-Tests in Frage gestellt128. In der Berliner Morgenpost gab der Präsident des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, zu Protokoll, die Rechtsextremen hätten nicht die Hoheit über das Geschehen auf den Corona-Demonstrationen129. In einem Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung wurde scharfe Kritik an der Begründung geübt, mit welcher der Innensenator von Berlin eine für den 29. August 2020 geplante Corona-Demonstration verbot130, die nach gerichtlicher Erlaubnis dann aber doch stattfand. Die Abendzeitung131 ließ einen Münchener Chefarzt mit ganz grundsätzlicher Kritik an den Corona-Maßnahmen und deren fachlicher Begründung zu Wort kommen. FOCUS online132 berichtet ausführlich über die Warnungen des Präsidenten der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann: Der permanente Panik-Modus mache die Menschen und die Gesellschaft krank. In einem Kommentar in der BILD-Zeitung, der im Umgang mit der Corona-Krise „Ab jetzt: Augenmaß und Realismus“ fordert133, lese ich den beifallswerten Satz: „Menschen, die sich nach Freiheit und Alltag sehnen, sind keine Gefährder, sondern erfreulich normal.“ Eine Kolumne in der B.Z., abermals verfasst von Gunnar Schupelius, mahnt schließlich an, „die ganze Wahrheit über den Lockdown“ offenzulegen134. Ob sich die Vielfalt der Meinungen am Ende doch noch durchsetzt?

d) Die braune Keule als letzter Rettungsanker?

Beim GEZ-Funk könnte das noch eine Weile dauern. Dort hat man zwar mittlerweile eingesehen, dass sich die Proteste nicht pauschal im rechtsextremen Bereich verorten lassen. Macht nichts ­ dann befinden sich die Protestierenden eben in einem „Bündnis“ mit der rechtsextremen Szene. Dies lese ich in einem Kommentar von Olaf Sundermeyer auf rbb online im Anschluss an die CoronaDemonstrationen vom 29. August 2020 in Berlin135. Man muss sich klarmachen, wer hier auf infame Art und Weise verunglimpft wird: unbescholtene Menschen, die nicht mehr vortragen als das ganz einfache und (ob man es nun inhaltlich billigt oder nicht) menschlich zutiefst verständliche Anliegen, endlich ihr Leben zurückzubekommen. Der zwanghafte Versuch, den Protest gegen die Corona-Maßnahmen an den rechten Rand zu drücken, wird auf lange Sicht genau das Gegenteil bewirken ­ nämlich die Rückholung des rechten Randes in die Mitte der Gesellschaft. Mit unverantwortbaren Risiken für die für das kollektive deutsche Gedächtnis so wichtige Erinnerungskultur. Wer jene, die Widerspruch oder Widerstand gegen die Corona-Politik wagen, pauschal zu Neonazis oder deren Verbündeten herabwürdigt, verleumdet nicht nur die Protestierenden, sondern verhöhnt darüber hinaus die Opfer des Nationalsozialismus. Mit Journalismus haben Beiträge wie jener von Olaf Sundermeyer nichts mehr zu tun. Das ist nur noch gebührenfinanzierte Boshaftigkeit auf der tiefsten Stufe der Niedertracht. Der CDU-Politiker Arnold Vaatz hat ­ unter anderem ­ die Berichterstattung über die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen mit den Zuständen in der ehemaligen DDR verglichen und ist dafür viel gescholten worden136. Aber liegt er wirklich so falsch? Was unterscheidet denn die persönliche Herabsetzung von Corona-Demonstranten, wie wir sie derzeit erleben, vom Umgang mit Regimegegnern in der Propaganda totalitärer Machthaber?

Ich habe mir im Livestream des Bloggers Samuel Eckert eine Zeitlang die Kundgebung an der Siegessäule angesehen. Alles friedlich. Von Rechtsradikalen keine Spur. Die Redebeiträge haben mich, soweit ich sie gehört habe, nicht vom Hocker gerissen, aber sie blieben ohne irgendeine Nähe zum politischen Extremismus. Die Menschen standen relativ weit auseinander und waren sichtlich bemüht, die Abstandsregeln einzuhalten. Und wenn es mal kritisch wurde, gab es Durchsagen. Es wurden sogar freundliche Worte an die anwesende Polizei adressiert. Darüber berichten die Leitmedien aber natürlich so gut wie nicht. Stattdessen zeigt die Tagesschau vom 30. August um 20 Uhr137 ein paar hundert rechte Spinner, die sich mit Reichsflagge die Treppe vom Reichstag hinaufbegeben. Wenn ich genau hinsehe, frage ich mich, was ich von der Einsatzstrategie der Polizei zu halten habe. Der Film, der diesen Vorgang zeigt und aus nächster Nähe zum Geschehen aufgenommen wurde, trägt links oben als Quellenangabe Twitter@AZeckenbiss ­ das ist ein Kanal der Antifa. Wie habe ich dieses unwürdige Schauspiel zu bewerten? Die Polizei wusste, dass Personen aus dem Reichsbürger-Milieu an den Protesten teilnehmen würden. Ihr musste klar sein, dass diese Leute es womöglich auf den Reichstag als Ort ihres Protests abgesehen hatten. Sie fängt die Träger rechtsextremer Symbole gleichwohl nicht ab, sondern lässt es stattdessen zu, dass Linksextreme das Geschehen in einer Bildaufnahme festhalten, die es alsdann auf einen prominenten Sendeplatz im Fernsehen schafft. Welchen Reim ich mir auch immer auf das Zusammentreffen dieser Umstände zu machen versuche ­ ich finde keine Erklärung, die mich unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten zufriedenstellt. Die wohl noch am wenigsten besorgniserregende Interpretation dieser Zusammenhänge ist die, dass die Polizei ihren Einsatz rund um das Reichstagsgebäude stümperhaft geplant hatte und dies nun mühsam durch skandalträchtige Bilder übertüncht wurde. Alle weniger wohlwollenden Erklärungen spare ich mir an dieser Stelle. Denn das wären ja dann Verschwörungstheorien.

e) Vom Misstrauen zum Argwohn

Trotzdem merke ich, dass mein Misstrauen zunehmend in Argwohn umschlägt: Wenn Maßnahmengegner stets und ständig in eine politisch fragwürdige Ecke gestellt und als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt werden ­ ist das vielleicht ein Abwehrreflex, um eine wirklich in Gang gesetzte Verschwörung zu verschleiern? Ziehen jene, die so inflationär mit Begriffen wie Verschwörungstheorie, Verschwörungsmythos und Verschwörungsideologie hantieren, nicht gerade dadurch den Verdacht auf sich, dass da tatsächlich etwas faul ist?


D. Das Wirken von Wolfgang Wodarg im Spiegel der Medienberichterstattung

Ganz wesentlich befeuert wurde mein Misstrauen in die Medienberichterstattung durch die Art und Weise, wie seit dem Ausbruch der Corona-Krise mit Wolfgang Wodarg umgegangen wird. Wie wir sehen werden, legen die Beiträge über Wolfgang Wodarg geradezu paradigmatisch die gesamten Defizite offen, welche der Medienberichterstattung in der Corona-Krise anzulasten sind.

I. Die Notwendigkeit einer Auswertung

Auch Wolfgang Wodarg vertraut dem Handeln der Regierenden nicht. Er äußert sein Misstrauen auf zweierlei Art und Weise: Zum einen versucht er, auf seiner Homepage Fakten zusammenzutragen, die aus seiner Sicht die medizinischen und epidemiologischen Grundlagen der gegenwärtigen CoronaMaßnahmen in Frage stellen. Zum anderen hat er bereits in seiner früheren Arbeit die Erfahrung gemacht, dass politische Entscheidungen im Gesundheitswesen von Lobbyisten beeinflusst werden ­ namentlich von solchen der Pharmaindustrie. In den Medien ist er mit mehreren Interviews in Erscheinung getreten, in denen er seine Sicht der Dinge deutlich gemacht hat.

Vor allem in jenen Medien, welche die öffentliche Meinungsbildung in der Corona-Krise derzeit maßgeblich prägen, sind seine Thesen indes auf ­ größtenteils schroffe ­ Ablehnung gestoßen. Die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg verdient im hier interessierenden Zusammenhang aus zwei Gründen Aufmerksamkeit: Zum einen wird sie auch von der Untersuchungskommission zitiert und sogar als Beleg dafür ins Feld geführt, dass Wolfgang Wodarg dem Ansehen von Transparency International Deutschland geschadet habe. Zum anderen werden sich aus der Analyse der Medienberichte die Erwartungen ableiten lassen, welchen der Bericht der Untersuchungskommission gerecht werden muss, um in der Mitgliederversammlung von Transparency International Deutschland zu einer sachgerechten Willensbildung beitragen zu können.

II. Die ausgewerteten Beiträge

Die Corona-Krise dominiert die Medienberichterstattung so sehr, dass es ausgeschlossen erscheint, alle Beiträge auszuwerten. Ich kann daher nicht dafür garantieren, jeden Artikel aufgefunden zu haben, bei dem Wolfgang Wodarg Erwähnung findet. In chronologischer Reihenfolge liste ich nachstehend die Beiträge auf, bei denen es ­ sei es in erster Linie, sei es zumindest auch ­ um Wolfgang Wodarg geht und die ich in die Auswertung einbezogen habe:

  • Frederik Richter/Bianca Hoffmann auf correctiv.org vom 18.3.2020138;
  • MDR online vom 19.3.2020 (ohne Autorenangabe)139;
  • Malte Kreutzfeld auf taz online vom 19.3.2020140;
  • Veronika Simon auf SWR online vom 19.3.2020141;
  • Marie Przybilla auf WELT online vom 19.3.2020142;
  • n-tv online vom 19.3.2020143;
  • Jochen Taßler und Jana Heck auf tagesschau.de vom 19.3.2020144;
  • Julia Merlot auf Spiegel online vom 20.3.2020145;
  • Selina Bettendorf/Nina Breher/Richard Friebe/Sascha Karberg auf Tagesspiegel online vom 20.3.2020146;
  • Focus online vom 20.3.2020 (ohne Autorenangabe)147;
  • Bayerischer Rundfunk „Faktenfuchs“ vom 20.3.2020 (ohne Autorenangabe)148;
  • Volker Stollorz, Interview für netzpolitik.org vom 26.3.2020149;
  • Simone Rafael, Interview für die Märkische-Oder-Zeitung vom 29.3.2020150;
  • Jochen Taßler/JanaHeck auf tagesschau.de vom 2.4.2020151;
  • K. Belousova, J. Schneider, N. Metzger auf zdf.de vom 3.4.2020152;
  • Patrick Gensing auf tagesschau.de vom 6.4.2020153;
  • Niels Markwardt auf republik.ch vom 7.5.2020154;
  • Stefan Rahmstorf auf SPIEGEL online vom 5.6.2020155.

III. Erwartungen an den Wissenschaftsjournalismus bei kontroversen Themen

Bevor ich in die Auswertung der soeben aufgelisteten Beiträge eintreten kann, gilt es die Erwartungen an die Berichterstattung zu formulieren:

1. Korrekte Wiedergabe

Gerade wenn ein Experte für seine Thesen kritisiert werden soll, muss die Berichterstattung jene Thesen korrekt und vollständig wiedergeben. Widerlegt werden kann nämlich nur, was vorher behauptet wurde. Dabei muss die Berichterstattung darauf achten, dass nicht wesentliche Kernelemente der Argumentation, die anschließend verworfen werden soll, ignoriert werden.

2. Sachverstand in der Person des Autors

Je klarer sich ein Journalist sich in einem Expertenstreit positioniert, desto mehr muss ich erwarten, dass er über eigenen einschlägigen Sachverstand verfügt. Ohne diesen Sachverstand liefert er nicht mehr ab als ein Glaubensbekenntnis. Und wer sich gar dazu versteigt, den Experten, dessen Thesen er ablehnt, persönlich herabzusetzen, muss ganz besonders überlegenen eigenen Sachverstand nachweisen. Dieser Nachweis ist Bringschuld; ich darf nicht erst danach fragen müssen.

Damit spreche ich den Medienvertretern in keiner Weise das Recht ab, eine eigene Meinung zu haben. Ebenso wie ein Politiker das Recht hat, zu entscheiden, wem er in einer wissenschaftlich umstrittenen, für die praktizierte Politik aber wesentlichen Frage glaubt, so steht dieses Recht auch einem Journalisten zu. Aber weder Politiker noch Journalisten haben das Recht, jene zu verurteilen, denen er nicht glaubt. Wenn etwa ein Bericht zum Ausmaß der Corona-Krise optimistischere und pessimistischere Prognosen über den Pandemieverlauf einander gegenübergestellt werden und an die Politik appelliert wird, vorsichtshalber besser die pessimistischere Variante zugrunde zu legen, ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Wer aber meint, der eine habe recht und der andere nicht, muss darlegen, warum er das so sicher beurteilen kann.

In der Rechtsprechung gibt es für diesen Standard Vorbilder. Gerichte müssen oftmals über Fälle entscheiden, in denen sie auf außerjuristischen Sachverstand angewiesen sind. Der BGH hat deutlich gemacht, was er von den Instanzgerichten in einer solchen Situation erwartet: Zum einen darf das Gericht auf die Erhebung des angebotenen Sachverständigenbeweises nur verzichten, wenn es über ausgewiesene eigene Sachkunde in der fraglichen außerjuristischen Materie verfügt156. Widersprüche zwischen dem Gutachten des gerichtlichen Sachverständigen und dem von einer Partei in den Prozess eingeführten Privatgutachten darf das Gericht nicht einfach dadurch auflösen, dass es unkritisch dem gerichtlichen Sachverständigen folgt. Es hat die Widersprüche vielmehr aufzuklären und zu diesem Zweck notfalls ein weiteres Gutachten einzuholen157. Der Grundgedanke hinter diesen Aussagen aus der Rechtsprechung lässt sich dahin formulieren, dass ein Gericht ehrlich mit den Grenzen der eigenen Fachkunde umgehen muss.

Indem ich diese Standards auf den Wissenschaftsjournalismus übertrage, muss ich freilich eine Kontrollüberlegung anstellen: Überfordere ich womöglich die Medienberichterstattung, wenn ich sie an den Maßstäben messe, die an die Arbeit der professionell ausgebildeten Richterschaft anzulegen sind? Ich möchte diese Frage jedenfalls dann verneinen, wenn die Berichterstattung nicht nur zur Information des angesprochenen Publikums beitragen will, sondern darauf angelegt ist, lenkend in den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung einzugreifen. Wer die Thesen eines Experten mit schroff ablehnenden Worten verwirft, spricht in den Augen des angesprochenen Publikums eine Verurteilung aus und will eben diese Wirkung auch erzielen. Dann aber ist es, so meine ich, nicht zu viel verlangt, wenn ich jene Standards einfordere, die auch ein Gericht einzulösen hätte.

3. Gelegenheit zur Stellungnahme

Die Parallele zwischen einer verurteilenden Berichterstattung und einem staatlichen Gerichtsverfahren schlägt sich in einem weiteren Verhaltensgebot nieder: Dem Experten, dessen Thesen in einer Weise verworfen werden sollen, das sie als gänzlich unhaltbar dargestellt werden, muss vorher Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Und wenn diese Gelegenheit vom betroffenen Experten genutzt wird, muss die Stellungnahme in der Berichterstattung dokumentiert werden.

4. Sachlichkeitsgebot

Wenn die Berichterstattung sich nicht in der inhaltlichen Ablehnung einer Experten-These erschöpft, sondern der Urheber jener These darüber hinaus persönlich angegriffen wird, kann dies ein Indiz dafür sein, dass dem Autor des betreffenden Artikels die Argumente ausgegangen sind. Der Adressat der Berichterstattung darf daher eine sachliche Auseinandersetzung des Journalisten mit der ExpertenThese erwarten. Persönliche Angriffe, welche die Deutungshöhe von Schmähkritik erreichen, stellen darüber hinaus eine rechtswidrige Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts dar158.

IV. Was hat Wolfgang Wodarg eigentlich behauptet?

Sämtliche Berichte, die über Wolfgang Wodarg erschienen sind, treten mit dem Anspruch an, ihren Lesern zu verdeutlichen, die Thesen von Wolfgang Wodarg seien in der Sache widerlegt. Da nur dasjenige widerlegt werden kann, was vorher behauptet wurde, ist zunächst darzulegen, was genau Wolfgang Wodarg eigentlich behauptet hat.

1. Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der Homepage

Wer den Versuch unternimmt, die Thesen von Wolfgang Wodarg zum Thema COVID-19 im Einzelnen darzustellen, kommt nicht umhin, sich intensiv mit seiner Homepage auseinanderzusetzen. Denjenigen, der sich dieser Aufgabe stellt, erwartet eine gewisse Herausforderung, weil Wolfgang Wodarg bei seinem Leser mitunter beträchtliches medizinisches Vorwissen voraussetzt, über das nicht jeder, der sich für seine Thesen interessiert, so ohne weiteres verfügt. Wolfgang Wodarg ist aber immer bereit, auf Verständnisfragen zu antworten, und ich habe für die hier vorgelegte Abhandlung diese Bereitschaft auch mehrfach in Anspruch genommen. Damit sind wir wieder beim Thema „Gelegenheit zur Stellungnahme“159: Wer als medizinischer Laie die Überlegungen von Wolfgang Wodarg bewerten will, muss das Gespräch mit ihm suchen.

2. Die Kernüberlegungen

Führe ich das, was ich bei Wolfgang Wodarg lese (nicht nur unter der Rubrik „Corona-Panik stoppen“, sondern auch in den anderen Rubriken, insbesondere bei „Ärztliches und Wissenschaftliches“) und was er mir persönlich erläutert, auf die wesentliche Essenz zurück, so lassen sich seine Überlegungen wie folgt zusammenfassen:

  • Wolfgang Wodarg bestreitet nicht, dass (1) SARS CoV-2 sich rasch ausbreiten kann und (2) in der Lage ist, schwere Erkrankungen auszulösen, die auch tödlich verlaufen können.
  • Wolfgang Wodarg glaubt aber, dass der menschliche Organismus, wenn man die Gesamtbevölkerung betrachtet, wesentlich besser auf SARS CoV-2 vorbereitet ist, als es derzeit weithin angenommen wird. Wolfgang Wodarg bestreitet damit insbesondere die Annahme, dass es sich bei SARS CoV-2 um ein völlig neuartiges Virus handelt. Für diese These führt Wolfgang Wodarg insbesondere den Umstand ins Feld, dass es Corona-Viren schon immer gegeben habe. Für Viren sei es überlebensnotwendig, sich ständig zu verändern. Man könne nicht die Existenz eines völlig neuartigen Virus behaupten, wenn man sich nicht die vorherige Entwicklung dieses Virenstammes angesehen habe.
  • Wolfgang Wodarg macht darauf aufmerksam, dass Todesfälle, die mit COVID-19 assoziiert würden, überall, insbesondere auch in Italien, häufig ältere Menschen mit erheblichen Vorerkrankungen träfen. Er steht außerdem auf dem Standpunkt, dass Influenza-Viren für einen geschwächten Körper deutlich gefährlicher seien als Corona-Viren.
  • Wolfgang Wodarg rügt außerdem einen unredlichen Umgang mit Statistiken. Er beanstandet, dass das Robert-Koch-Institut alle Verstorbenen, die zuvor positiv auf SARS CoV-2 getestet worden seien, als Corona-Tote in die Statistik eingingen ohne Rücksicht darauf, ob das Virus tatsächlich auch die Todesursache gebildet habe. Es werde also nicht danach differenziert, ob die Menschen nur mit Corona oder wirklich an Corona gestorben seien. Jeder, der im Todeszeitpunkt eine COVID-19-Diagnose habe, zähle also als Corona-Toter, selbst wenn COVID-19 mit dem Tod offensichtlich nichts zu tun habe. Es sei zudem zu befürchten, dass auch Menschen in die Zahl der Corona-Toten eingereiht würden, die in Wirklichkeit an einer Medikation gestorben seien, welche medizinisch kontraindiziert gewesen sei. Wolfgang Wodarg verweist hierzu darauf, dass Patienten mit Glucose-6-Phosphat-DehydrogenaseMangel ­ ein Phänomen, das insbesondere unter dunkelhäutigen Menschen und bei Menschen aus dem Mittelmeerraum verbreitet sei ­ mit Hydroxy-Chloroquin behandelt worden seien, das bei einem solchen G6PD-Mangel nicht verabreicht werden dürfe. Ebenso meint Wolfgang Wodarg, dass es nicht in allen Fällen, in denen dies tatsächlich geschehen sei, indiziert gewesen sei, COVID-19-Patienten zu intubieren; einige seien auch an dieser Fehlbehandlung gestorben. Wolfgang Wodarg führt ferner den Umstand ins Feld, dass sich die Anzahl der Sterbefälle in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich entwickelt habe; dann aber könne das Virus nicht die allein ausschlaggebende Ursache sein.
  • Wiederholt hebt Wolfgang Wodarg hervor, dass die Art und Weise, wie derzeit eine COVID19-Infektion ermittelt werde, nämlich allein anhand eines PCR-Tests, nicht in der Lage sei, eine aussagekräftige COVID-19-Diagnose zu ermöglichen. Diese Tests seien nicht validiert. Ein positiver PCR-Test gebe daher nur ungenügend Aufschluss darüber, ob eine Infektion tatsächlich vorliege. Gerade in Zeiten geringer Durchseuchung sei das Risiko besonders groß, dass ein positiver PCR-Test eine Ansteckung mit SARS CoV-2 anzeige, die in Wirklichkeit nicht gegeben sei (sog. falsch positive Tests). Und wenn ­ worüber während der Corona-Krise berichtet wurde ­ SARS CoV-2 auch in Tieren nachgewiesen worden sei160, deute dies darauf hin, dass die eingesetzten Testsysteme nicht spezifisch auf SARS CoV-2 reagierten. Dem Gedanken, dass das Virus vom Tier auf den Menschen übergesprungen sei (sog. Zoonose), steht Wolfgang Wodarg kritisch gegenüber.
  • Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen sei in diesem Jahr ab April ebenso zurückgegangen, wie dies jedes Jahr geschehe. Insgesamt sei das Gefahrenpotential, das von SARS CoV-2 ausgehe, nicht größer als bei jedem anderen Erreger von Atemwegsinfektionen. Insgesamt stuft Wolfgang Wodarg die Familie der Influenza-Viren als für den Menschen deutlich gefährlicher ein.
  • Wolfgang Wodarg hält aus diesen Gründen sowohl individuelle Freiheitsbeschränkungen (Quarantäne) als auch kollektive Freiheitsbeschränkungen (Schließung von Geschäften, Bildungsinstitutionen und öffentlichen Einrichtungen, Ausgangs- und Kontaktbegrenzungen) für eine sachlich nicht gerechtfertigte Überreaktion der Politik. Er macht auf das Ausmaß der Kollateralschäden aufmerksam, welche diese Beschränkungen hervorgerufen hätten, insbesondere auf die Zahl der Todesfälle durch Suizide und aufgeschobene Operationen, und steht auf dem Standpunkt, dass die Corona-Maßnahmen am Ende mehr schadeten als nützten.

3. Noch einmal zur Gegenüberstellung: Die Prämissen der aktuellen Corona-Politik

Wolfgang Wodarg stellt mit den vorstehenden Behauptungen die gesamten Prämissen in Frage, auf denen die aktuelle Corona-Politik beruht. Auch deren Grundannahmen seien hier noch einmal zusammengefasst:

  • Bei SARS CoV-2 soll es sich um ein völlig neuartiges Virus handeln, auf das die Menschheit nicht vorbereitet sei. Dieses Virus könne sich sehr schnell ausbreiten und eine große Zahl schwerer und auch tödlicher Krankheitsverläufe verursachen. Es drohe daher eine Überlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten.
  • Wer sich mit diesem Virus infiziere, könne bis zu 14 Tage lang das Virus an andere Menschen weitergeben, und zwar selbst dann, wenn er selbst keine Symptome verspüre. So lange dauere es maximal von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Symptomen (Inkubationszeit).
  • Die Diagnose einer Infektion mit SARS CoV-2 könne gestellt werden, indem Proben aus einem Nasen-Rachen-Abstrich mithilfe eines sogenannten PCR-Tests (PCR = Polymerase Chain Reaction) daraufhin untersucht würden, ob sie spezifische Sequenzen der Erbinformation von SARS CoV-2 aufwiesen. Falle dieser Test positiv aus, sei die betreffende Person mit SARS CoV2 infiziert.
  • Wo also jemand positiv auf SARS CoV-2 getestet worden sei, müsse sofort alles unternommen werden, um die Weitergabe des Virus an andere Menschen zu unterbinden. Die Infektionskette müsse nachverfolgt werden. Die infizierte Person und die Kontaktpersonen seien zu isolieren. Und wo eine solche individuelle Nachverfolgung nicht mehr möglich sei, müsse der Kontakt unter Menschen ganz generell beschränkt werden.

Damit werden noch einmal die zentralen Gegensätze deutlich: Wolfgang Wodarg stellt die Methode der Diagnostik sowie das quantitative Ausmaß der Bedrohung durch SARS CoV-2 in Frage. Weder könne man eine Infektion mit SARS CoV-2 überhaupt zuverlässig feststellen, noch drohe ein so großes Ausmaß an lebensbedrohlichen Verläufen, dass man deswegen das gesamte öffentliche Leben herunterfahren müsse.

V. Einzelauswertung

1. Frederik Richter/Bianca Hoffmann, correctiv.org vom 18. März 2020

a) Zur Überschrift den Beitrags

Der Beitrag von Frederik Richter und Bianca Hoffmann lässt bereits in der Überschrift aufhorchen: „Warum die Aussagen von Wolfgang Wodarg wenig mit Wissenschaft zu tun haben“. Damit wecken sie beim Leser die Erwartung, dass sie ­ und zwar gerade in dem Bereich, um den es hier geht ­ aus eigener Fachkompetenz beurteilen können, was wissenschaftlichen Standards genügt und was nicht. Die Autoreninfo, die ich bei CORRECTIV über Frederik Richter161 und Bianca Hoffmann162 erhalte, deutet freilich in keiner Weise darauf hin, dass die beiden über eine medizinische Vorbildung verfügen. Hier urteilen also Nicht-Mediziner über die Thesen eines Mediziners. Schon dieser Befund lässt mich an dem Text zweifeln, welcher sich an die Überschrift nun anschließen wird.

b) Corona-Viren und die Frage nach der Immunität in der Bevölkerung

(1) Die Einwände von Frederik Richter und Bianca Hoffmann

Frederik Richter und Bianca Hoffmann stellen die These von Wolfgang Wodarg, dass es Corona-Viren schon seit längerer Zeit gebe, nicht in Frage. Beim quantitativen Ausmaß der Bedrohung durch SARS CoV-2, insbesondere verglichen mit der Bedrohung durch Influenza, gehen die Meinungen dann aber auseinander: Zwar seien (bezogen auf das Datum, in dem der Beitrag veröffentlicht wurde) mehr Grippeinfektionen als Infektionen mit Corona-Viren gemeldet worden. Dies wird aber mit dem Zusatz „­ noch.“ versehen. Wolfgang Wodarg lasse außer Acht, dass es für SARS CoV-2 weder einen Impfstoff noch Immunität in der Bevölkerung gebe. „Lässt man der Pandemie also ihren Lauf, ist das Gesundheitssystem schnell überlastet.“

Die These von Frederik Richter und Bianca Hoffmann, es gebe für SARS CoV-2 keine Immunität in der Bevölkerung, setzt indes voraus, was es zu beweisen gilt ­ nämlich dass es sich bei diesem Virus wirklich um eine Spielart handelt, die sich von bisher vorhandenen Corona-Viren ­ und zwar jenen, die beim Menschen vorkommen ­ deutlich unterscheidet. In meinen Augen ist genau dies eine ganz entscheidende Frage. Denn von der Antwort auf die Frage, wie gut der menschliche Organismus, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, auf SARS CoV-2 vorbereitet ist, hängt ab, welche Anzahl an Infektionen zu erwarten, wie viele schwere bis tödliche Verläufe zu befürchten sind und welche Einschnitte in das öffentliche Leben in Zukunft erforderlich sein werden, um eine Ausbreitung von COVID-19-Infektionen zu vermeiden.

(2) Zoonose?

Corona-Viren, so lese ich, sollen speziell auf ihren jeweiligen Wirtsorganismus zugeschnitten sein163. Es ist aber wohl grundsätzlich möglich, dass ein Virus auf einen anderen Wirtsorganismus überspringt. Wenn Infektionskrankheiten von Tieren an Menschen weitergegeben werden, spricht man von einer sog. Zoonose. Das bekannteste Beispiel für eine solche Zoonose ist die Tollwut164. Für den Menschen kann, wenn ich es richtig verstehe, eine solche Zoonose gefährlich werden, weil sein Körper auf den ­ für ihn ja völlig neuen ­ Erreger nicht vorbereitet ist.

Treffe nämlich, so lese ich weiter, ein Krankheitserreger auf eine Bevölkerungsgruppe, die auf ihn nicht vorbereitet sei, habe er das Potential, große Teile dieser Gruppe auszulöschen. So sei es mit amerikanischen (indigenen) Ureinwohner-Völkern geschehen, als die europäischen Eroberer die aus ihren Ländern bekannten Krankheitserreger eingeschleppt hätten165. Nun wird für SARS CoV-2 eben dies behauptet: Das Virus sei völlig neu, der menschliche Körper sei darauf nicht vorbereitet166, und der Erreger soll von asiatischen Schleichkatzen auf den Menschen übertragen worden sein167. SARS CoV-2 soll genetisch aber eng verwandt sein mit dem 2003 aufgetretenen SARS-Virus168; dieses existiere jedoch heute nicht mehr beim Menschen169. Von den sonstigen bekannten humanen Corona-Viren (229E, NL63, OC43, HKU1) sei SARS CoV-2 weit entfernt170. Wolfgang Wodarg hält der Annahme, das Virus sei völlig neuartig, namentlich entgegen, der überwiegende Teil der Gensequenzen, die in den Datenbanken abgelegt seien, stammten aus den letzten vier Monaten oder seien 15 Jahre alt. Man habe die Entwicklung in der Zwischenzeit schlicht nicht beobachtet.

Ich habe mich gefragt, woher wir eigentlich die Hypothese nehmen, dass SARS CoV-2 vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Mein Blick fällt auf eine chinesische Studie, die am 3. Februar 2020 veröffentlicht wurde171. Deren Autoren gehen davon aus, dass die Pandemie auf einem Markt für Fisch und Meeresfrüchte in Wuhan ihren Ausgang genommen hat. Frühere Studien hätten gezeigt, dass SARS-Viren, die normalerweise Fledermäuse befielen, auch Menschen infizieren könnten. Die Forschergruppe isolierte sodann das Virus aus Gewebeproben eines der sieben untersuchten Intensivpatienten. Ich habe aber Zweifel, ob die Studie beweist ­ und ob sie überhaupt beweisen will ­, dass SARS CoV-2 exakt am 12. Dezember 2019 vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Denn zu den sieben Intensivpatienten, die für die Zwecke der Studie genauer betrachtet wurden, heißt es in einer Randbemerkung unterhalb einer Tabelle:

“Note, some records are missing. All patients are sellers or deliverymen at the seafood market except ICU-01, whose contact history is unclear.“

Bei einem der untersuchten Patienten wissen wir also nicht, wo er das Virus herhat. Kann man so eine Zoonose beweisen? Oder hatte es das Virus vielleicht doch schon anderswo gegeben? Und vielleicht sogar außerhalb von China? In italienischen Abwasserproben soll SARS CoV-2 bereits Ende 2019 nachweisbar gewesen sein. Ich werde darauf zurückkommen172.

(3) Grundimmunität?

Ich sehe mich also gezwungen, mein Selbststudium fortzusetzen. Die Frage, wie gut der menschliche Organismus auf SARS CoV-2 vorbereitet ist, hängt, wenn ich es richtig verstehe, davon ab, ob das Immunsystem wenigstens Teile des Erregers erkennt. Offenbar ist dies gemeint, wenn man von Kreuzimmunität spricht: Das Abwehrsystem ist mit einem ähnlichen Erreger schon einmal fertig geworden und erkennt in dem neuen Erreger Strukturen des alten. Zwei Studien, eine aus Juli 2020173 und eine aus August 2020174, gelangen zu dem Ergebnis, dass eine große Zahl von Patienten, die früher an einer Infektion mit anderen, schon länger bekannten humanen Corona-Viren erkrankt waren, auf diese Weise eine Teilimmunität gegen SARS CoV-2 erworben haben; die erstgenannte Studie spricht von 81% Kreuzimmunität (genauer: von 81% T-Zellen-Immunität). Christian Drosten hatte die Möglichkeit einer solchen Immunität in seinem Podcast vom 19. Mai 2020 bereits angedeutet175. Ein vierköpfiges, interdisziplinär besetztes Autorenkollektiv um den Chemie-Nobelpreisträger Michael Levitt verweist in einem Beitrag in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20. Juli 2020176 auf mehrere Studien, die auf das Vorhandensein von Grundimmunität hindeuten, und halten diese bereits gegenwärtig für gegeben. Bemerkenswert sei nämlich, dass sich in sämtlichen Ländern, egal wie streng sie die das öffentliche Leben beschränkt hätten, niemals mehr als 20% der Gesamtbevölkerung infiziert hätten. Für mich als Laien wirkt das so, als würde dieser Befund gut zur These von einer 81%igen Kreuzimmunität passen ­ um es salopp zu formulieren: 20% hat es erwischt, alle anderen 80% konnte es nicht mehr erwischen.

In Teilen von New York, London und Mumbai sollen bereits so viele Menschen mit SARS CoV-2 infiziert gewesen sein, dass man schon von einer sogenannten Herdenimmunität sprechen könne: Das Virus selbst, also nicht bloß ein anderer, teilweise ähnlicher Erreger, sei dem menschlichen Immunsystem nunmehr bereits bekannt und vermöge sich daher in Zukunft nur noch wesentlich langsamer auszubreiten177. In einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung vom 16. August 2020 werden mehrere Szenarien diskutiert, wonach Kreuz- und/oder Herdenimmunität gegen SARS CoV-2 bereits in Teilen erreicht seien178.

Will man ermitteln, ob in der Bevölkerung eine Grundimmunität in Bezug auf SARS CoV-2 vorliegt, können Studien zur Entwicklung der Infektionszahlen und Infektionsverläufe in sogenannten „Hotspots“ Aufschluss geben. Viel Beachtung gefunden hat in diesem Zusammenhang die HeinsbergStudie eines Forscherteams um die Professoren Hendrik Streeck und Gunther Hartmann, wo die Sterblichkeitsrate unter den mit SARS CoV-2 Infizierten mit 0,37% angegeben wurde179. Die Zahl der Infektionen, die ohne Symptome verlaufen, wird in dieser Studie mit 20% angegeben. Die Studie stieß später auf Kritik, weil die Dunkelziffer falsch berechnet worden sei180. Im Juni 2020 wurde von dem österreichischen Wintersportort Ischgl berichtet, dass eine vergleichsweise große Zahl von Einwohnern dieses Ortes Antikörper gegen SARS CoV-2 gebildet habe; die wenigsten von ihnen hätten aber Symptome gezeigt181.

Andere Stimmen in der Wissenschaft nehmen das Gefahrenpotential von SARS CoV-2 mit Blick auf die Gesamtbevölkerung ins Visier. John Ioannidis, ein US-amerikanischer Epidemiologe, der an der Standford University lehrt, veröffentlichte eine Meta-Analyse182, in welcher er Studien über den Anteil der COVID-19-Infizierten auswertete, die an dieser Krankheit verstorben waren (sog. Infection Fatality Rate). Die Daten zeigten eine Todesrate von im Mittel 0,27%, die allerdings regional stark variierte.

Eine andere Meta-Analyse beziffert die Infection Fatality rate von COVID-19 immerhin mit 0,68%183. Die Internetseite von Israel heute berichtet über einen offenen Brief an die israelische Regierung, der von 90 Ärzten und Wissenschaftlern, unter anderem vom Chemie-Nobelpreisträger Michael Levitt unterzeichnet wurde und in dem die Strategie, SARS CoV-2 durch Freiheitsbeschränkungen zu bekämpfen, kritisiert wird. Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass das Virus für bestimmte Risikogruppen tatsächlich eine tödlich wirken könne, für den ganz überwiegenden Teil der Bevölkerung aber nicht gefährlicher sei als andere Atemwegserreger184.

Wieder andere Stimmen blicken auf die beobachteten Wirkungen von SARS CoV-2 im menschlichen Körper. Beda Stadler, der die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen aus immunologischer Sicht kritisiert185, macht auf folgenden Gesichtspunkt aufmerksam: Die Inkubationszeit von SARS CoV2, also die Zeitspanne zwischen Ansteckung und Ausbruch von Symptomen, wird auf maximal 14 Tage taxiert186. Beda Stadler zieht daraus den Schluss, dass es eine Grundimmunität geben muss. Zu derselben Einschätzung gelangen Angela Spelsberg und Ulrich Keil in einem Gastbeitrag in der taz.

(4) Folgerungen

Selbstverständlich kann ich die Informationen, die ich hier zusammengetragen habe, fachlich nicht bewerten. Aber in der Summe scheint sich mir als einem Fachfremden doch ein Bild darzubieten, welches die Folgerung rechtfertigt, dass die Diskussion über das Vorhandensein einer Grundimmunität gegen SARS CoV-2 noch nicht abgeschlossen ist. Offenbar kann man nicht einfach behaupten, SARS CoV-2 treffe den menschlichen Organismus unvorbereitet. Die Studie von John Ioannidis deutet jedenfalls nicht darauf hin, dass SARS CoV-2 in ähnlicher Weise große Teile der Bevölkerung ausgelöscht hätte, wie dies aus Amerika in der Zeit der Einwanderung der europäischen Eroberer berichtet wurde. Ganz im Gegenteil weisen Udi Qimron, Uri Gavish, Eyal Shahar und Michael Levitt darauf hin, dass in Schweden (wo auf Einschnitte in die bürgerlichen Freiheiten weitgehend verzichtet wurde) und Belgien (wo es solche Einschnitte gegeben hat) 99,9% der Landesbevölkerung die Pandemie überlebt haben187. Sieht so die „Erfolgsquote“ eines Killervirus aus?

Die Prognose von Frederik Richter und Bianca Hoffmann, dass das Gesundheitssystem schnell überlastet sei, wenn man der Pandemie freien Lauf lasse, erweist sich vor diesem Hintergrund als spekulativ. Man muss Frederik Richter und Bianca Hoffmann zwar zugutehalten, dass die Studien, die ich hier aufgelistet habe, noch nicht existierten, als der Beitrag erschien. Der Fehler in dem Beitrag von Frederik Richter und Bianca Hoffmann besteht aber darin, kein argumentatives Fundament für ihre These geliefert zu haben, dass es gegen SARS CoV-2 keine Immunität in der Bevölkerung gebe.

(5) Zur Korrelation von Wortwahl und inhaltlicher Substanz

Die Überlegungen zu einer möglichen Grundimmunität zeigen ein grundsätzliches Problem der Berichterstattung unter Ungewissheitsbedingungen auf: Mitte März 2020 wusste noch niemand so recht, wie es mit der Pandemie weitergeht. Es wäre völlig legitim gewesen, wenn Frederik Richter und Bianca Hoffmann unter den damaligen Umständen an die Politik appelliert hätten, sich nicht voreilig der optimistischen Einschätzung von Wolfgang Wodarg anzuschließen, solange die Befürchtungen bezüglich hoher Todeszahlen und einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht ausgeräumt seien. Damit begnügen sie sich aber nicht, sondern legen sich vorschnell auf eine Sicht der Dinge fest, die durch den jetzt erreichten Erkenntnisstand erheblich ins Wanken geraten ist. Frederik Richter und Bianca Hoffmann werfen Wolfang Wodarg auf der Basis dieses brüchigen Fundaments vor, seine Thesen hätten „wenig mit Wissenschaft zu tun“. Wer so dick aufträgt, kann sich nicht hinter der unsicheren Situation verschanzen, sondern muss Evidenz liefern.

c) Die Frage der Validität von Testsystemen

Die andere mögliche Deutung einer hohen Zahl folgenloser Verläufe besteht darin, dass Tests auf SARS CoV-2 ­ sei es in Gestalt von Antikörpertests zur Feststellung einer früheren, sei es in Gestalt von PCRTests zum Zwecke der Ermittlung einer gegenwärtigen Infektion ­ in ihrer Aussagekraft auf immanente Grenzen stoßen. Im Klartext: Wir müssen uns mit der Möglichkeit beschäftigen, dass Personen in einer nennenswerten Anzahl falsch positiv getestet werden, d. h. in Wirklichkeit nicht infiziert sind (beim PCR-Test) bzw. waren (beim Antikörper-Test). Wolfgang Wodarg hat von Anfang an den Standpunkt eingenommen (und diesen bis heute aufrechterhalten), dass die derzeit verwendeten Testsysteme nicht validiert seien, d. h. ein positiver PCR-Test keinen ausreichenden Schluss auf eine Ansteckung mit SARS CoV-2 zulasse. Dieser These stellen Frederik Richter und Bianca Hoffmann die Erwiderung von Christian Drosten gegenüber, der insbesondere darauf hingewiesen habe, dass SARS CoV-2 genetisch von anderen Corona-Viren sehr weit entfernt sei. Christian Drosten hat sich in der Tat im NDR-Podcast vom 18. März 2020 in diesem Sinne geäußert188.

Die Schlussfolgerung von Frederik Richter und Bianca Hoffmann: „Angebliche Ungenauigkeiten bei den Tests: Das ist der vielleicht konkreteste Kritikpunkt von Wodarg. Danach wird es vage, Belege gibt es keine.“ Indes: Belege liefern auch Frederik Richter und Bianca Hoffmann bei Lichte besehen nicht. Die Gedankenführung erschöpft sich in der Logik: „Experte A hat X gesagt. Das ist aber nicht richtig. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Welche Expertenmeinung nun richtig ist und warum, erfährt der Leser nicht. Wir werden den Gesichtspunkt der Test-Validität an späterer Stelle noch näher beleuchten189.

d) Finanzielle Interessen

Wolfgang Wodarg wird von Frederik Richter und Bianca Hoffmann mit folgendem Satz zitiert: „Wissenschaftler wollen mitschwimmen, weil sie Geld brauchen für ihre Institute. Sie wollen wichtig werden.“ Dieser Aussage halten Frederik Richter und Bianca Hoffmann die Einlassung von Christian Drosten entgegen, er verdiene kein Geld an den Tests. Und schließlich heißt es in dem Beitrag: „Die Ansicht von Wodarg widerspricht auch den Äußerungen vieler Wissenschaftler. Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Londoner Imperial College bezeichnet die aktuelle Situation als die größte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit durch ein Atemwegsvirus seit der H1N1-Pandemie am Ende des Ersten Weltkriegs (Spanische Grippe).“

Diese Ausführungen eignen sich schon im Ansatz nicht, Wolfgang Wodarg zu widerlegen. Wolfgang Wodarg hat mit dem zitierten Statement auf den allgemeinen Befund aufmerksam gemacht, dass die Wissenschaft unter immensem Drittmitteldruck steht und dass dieser Druck falsche Anreize setzen kann. Die Aussage von Christian Drosten, er verdiene nichts an den Tests, steht dazu nicht im Widerspruch. Sie besagt allenfalls, dass Christian Drosten nicht an der kommerziellen Verwertung der PCR-Tests partizipiert. Welche Aktivitäten Christian Drosten entfaltet, um Fördergelder einzuwerben, und welche Aktivitäten vielleicht sogar in dieser Hinsicht von ihm erwartet werden, ist damit nicht präjudiziert. Und die Aussagen von Wissenschaftlern des Imperial College haben mit der Frage der Abhängigkeit von Fördergeldern gar nichts zu tun. Im Prinzip manifestiert sich in jenen Aussagen allenfalls eine Risikoeinschätzung, die derjenigen von Wolfgang Wodarg widerspricht. Auch hier lösen Frederik Richter und Bianca Hoffmann den Widerspruch aber nicht auf. Die Logik ihrer Gedankenführung erschöpft sich in: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Warum also der eine richtig und der andere falsch liegt, erfährt der Leser nicht. Daher können die Aussagen eines Experten mit Sätzen, die sich in dieser Aussagestruktur erschöpfen, auch nicht entkräftet werden190.

Die gleichen Fehler begehen Frederik Richter und Bianca Hoffmann, wenn sie anschließend die Behauptung von Wolfgang Wodarg, der Schweinegrippe-Alarm sei im Profitinteresse der Pharmaindustrie inszeniert worden, mit einem Tweet von Karl Lauterbach konfrontieren, Wolfgang Wodarg rede zu COVID-19 blanken Unsinn. Dieser Tweet bezieht sich weder auf die Schweinegrippe noch auf deren Inszenierung durch die Pharmaindustrie. Und wieder wird der Leser zurückgelassen mit der Aussage: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“

e) Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers für Drittverhalten?

Schließlich erheben Frederik Richter und Bianca Hoffmann den folgenden Vorwurf an die Adresse von Wolfgang Wodarg: „Versteht er, dass in der aktuellen Situation die Menschen Diskussionen über die mangelnde Validität von Testverfahren und angebliche Verschwörungen durch chinesische Politiker und Wissenschaftlern nicht auseinanderhalten können?“191. Damit machen sie Wolfgang Wodarg dafür verantwortlich, wenn seine Thesen missverstanden oder gar für sachfremde Ziele instrumentalisiert werden. Wie wir bereits gesehen haben192, ist ein solcher Vorwurf schlicht unstatthaft, weil dann jeder wissenschaftliche Diskurs bereits im Keim abgetötet werden könnte.

f) Gelegenheit zur Stellungnahme?

Mit dem Satz am Anfang des Beitrags „Im Gespräch mit CORRECTIV zeigt er sich unbeeindruckt“ deuten Frederik Richter und Bianca Hoffmann an, sie hätten Wolfgang Wodarg Gelegenheit gegeben, zu den Einwänden gegen seine Thesen Stellung zu nehmen. Es ist aber nirgends dokumentiert, was Wolfgang Wodarg im Einzelnen entgegnet hat. Wolfang Wodarg hat mir erzählt, dass die Kommunikation mit CORRECTIV ganz anders abgelaufen sei: Er habe sich aus eigenem Antrieb an CORRECTIV gewandt, um das dortige Redaktionsteam für das Thema zu interessieren. Der hier analysierte Beitrag sei dann ohne weitere Rücksprache mit ihm abgefasst und veröffentlicht worden. Wenn das zutreffen sollte, ist das Vorgehen von Frederik Richter und Bianca Hoffmann schlicht unredlich.

g) Gesamtbewertung

Insgesamt werden die berechtigten Erwartungen der Leserschaft durch die Beitrag von Frederik Richter und Bianca Hoffmann deutlich unterboten. Die Thesen von Wolfgang Wodarg werden an keiner Stelle widerlegt, sondern lediglich mit Gegenthesen konfrontiert, die noch dazu nicht immer einen thematischen Zusammenhang mit den jeweiligen Aussagen von Wolfgang Wodarg aufweisen. Das in der Überschrift gegebene Versprechen, der Leserschaft zu erläutern, warum die Thesen von Wolfgang Wodarg wenig mit Wissenschaft zu tun haben, wird im Text an keiner Stelle eingelöst. Die Substanz des Textes kann mit der Schärfe der Wortwahl in der Überschrift nicht Schritt halten.

2. MDR online vom 19. März 2020

Der Mitteldeutsche Rundfunk wählt in seinem Bericht vom 19. März 2020 ­ dessen Autor nicht benannt wird, weswegen auch die medizinische Qualifikation nicht überprüft werden kann ­ eine im Tonfall moderat gehaltene Überschrift: „Kritik an Wolfgang Wodarg Faktencheck: Sind die Maßnahmen gegen Corona übertrieben?“ Über die Person des Autors und über dessen fachliche Qualifikation finden sich keine Angaben.

a) Die Debatte über Sterblichkeitsraten

Zunächst wird Wolfgang Wodarg mit der Behauptung zitiert, Coronaviren habe es schon immer gegeben, und zwar bei Tieren und bei Menschen. Dass es jetzt neue Coronaviren gebe, bedeute nicht, dass diese gefährlicher seien als die bisher bekannten. Gäbe es keinen Test, würde das neue Virus niemandem auffallen. Die Sterblichkeitsrate habe sich in Europa bisher nicht wirklich erhöht. Mit diesen Aussagen wird Wolfgang Wodarg in fast allen Berichten zitiert, die zwischen dem 18. und dem 20. März 2020 über ihn erschienen sind; es bietet sich daher an, jene Aussagen bereits hier ganz grundsätzlich zu würdigen.

Den soeben beschriebenen Thesen setzt der Mitteldeutsche Rundfunk Einwände von Alexander Kekulé entgegen: Danach sei das Risiko, an einer Infektion mit SARS CoV-2 zu sterben, zehnmal so hoch wie bei einer normalen Grippe. Und es sei nicht möglich, das medizinische Personal vor einer Ansteckung zu schützen. Und die nicht namentlich benannten Autoren des Beitrags ergänzen: Auch wenn zum damaligen Zeitpunkt die Sterblichkeit noch nicht erhöht gewesen sei, müsse man doch gleichwohl feststellen, dass der Ausbruch in Europa gerade erst begonnen habe, die Ansteckung sich exponentiell ausbreite und unser Gesundheitssystem schnell überlastet sei.

Den Thesen von Wolfgang Wodarg werden also die Einwände von Alexander Kekulé entgegengesetzt. Wir begegnen erneut der unzureichenden Logik: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Im Übrigen wird der Prognose von Wolfgang Wodarg, die Sterblichkeit werde durch SARS CoV-2 insgesamt nicht signifikant erhöht, eine gegenteilige Prognose entgegengesetzt, ohne dass dem Leser für jene gegenteilige Prognose ein evidenzbasiertes Fundament geliefert wird. Es mag sein, dass die Vorhersagen von Wolfgang Wodarg zum damaligen Zeitpunkt spekulativ wirkten ­ die Gegenprognose des Mitteldeutschen Rundfunks vermittelt indes den gleichen Eindruck.

b) Die Anforderungen an die Argumentation mit Hilfe von Sterblichkeitsraten

(1) Das Uralt-Dilemma: Korrelation versus Kausalität

Wenn ich heute, mehrere Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise, mit Befürwortern der CoronaMaßnahmen spreche, wird häufig gerade der Aspekt der Übersterblichkeit als entscheidendes Argument für die Rechtfertigung jener Maßnahmen vorgetragen. Der Gedankengang lautet: Wir haben nachweislich eine Übersterblichkeit, und das kann nur an Corona liegen. Diese Argumentation verfängt indes nur, wenn es gelingt, erstens eine Übersterblichkeit festzustellen und diese zweitens eindeutig dem Krankheitserreger SARS CoV-2 zuzuschreiben.

Wir stehen vor einer Herausforderung, der wir im Folgenden noch an mehreren Stellen begegnen werden: Wenn Todesfälle auftreten und zeitgleich COVID-19 im Spiel ist, heißt dies noch lange nicht, dass diese Todesfälle auch durch COVID-19 verursacht wurden. Wir müssen mit anderen Worten unterscheiden zwischen Korrelation und Kausalität. Meine erste Bekanntschaft mit diesen beiden Begriffen datiert aus dem Wintersemester 1988/1989, als mir der Unterschied in der KriminologieVorlesung anhand des folgenden plastischen Beispiels vor Augen gerückt wurde: Wenn in der Region X zeitgleich mehr Klapperstörche gesichtet werden und mehr Kinder geboren werden, heißt das eben nicht, dass die höhere Zahl an Klapperstörchen die Ursache für den gesteigerten Kindersegen ist. Das Klapperstorch-Axiom konnte bis heute nicht wissenschaftlich erhärtet werden.

Der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität spielt für die Diskussion über das Gefahrenpotential von SARS CoV-2 eine ganz wesentliche Rolle. Dabei ist sowohl auf die Überlegung einzugehen, es seien insgesamt mehr Menschen als sonst gestorben, als auch auf die Behauptung, es habe bei besonders vielen Menschen COVID-19 als Todesursache identifiziert werden können. Gibt es also nachweislich mehr Tote als sonst? Und liegt das nachweislich an der Corona-Pandemie?

(2) Übersterblichkeit ­ die Notwendigkeit des Vergleichs mit schweren Grippewellen

Wer die Übersterblichkeit als solche ins Feld führt, um das Ausmaß der Bedrohung zu verifizieren, muss einen Vergleich mit den Sterblichkeitszahlen vergangener Jahre anstellen. Hier fällt ins Auge, dass die Grippewellen 2016/2017 und 2017/2018 eine Anzahl an Todesopfer gefordert haben. Für Deutschland errechnete das Robert-Koch-Institut 25.100 Grippetote allein für 2018193. Kaum überraschend zeigen die Graphiken des Statistischen Bundesamtes zur Mortalität in den Jahren 2017 und 2018 ganz erhebliche Ausschläge nach oben. Eine deutsche Studie bemüht sich um den Nachweis, dass die Influenza-Saison 2017/2018 für die Bevölkerung der USA mindestens ebenso bedrohlich ausfiel wie COVID-19194. Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass selbst schwere Influenza-Wellen bislang keinen Anlass zu Freiheitsbeschränkungen gegeben haben und dass darin der „Preis der Freiheit und des wirtschaftlichen Wohlstands“ liegt195.

Im Prinzip müsste man für jedes einzelne Land den Vergleich mit den besagten beiden Grippewellen anstellen: Wie waren damals die Sterblichkeitsraten im Vergleich zu heute? Aufschluss geben die Statistiken von EUROMOMO, die ­ in der gebündelten Zusammenfassung aller erfassten Länder ­ in der Tat für die 10. bis 17. Kalenderwoche massiv nach oben ausschlagen und die Zahlen, die 2017 und 2018 in der Spitze erreicht wurden, deutlich übertreffen196. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für Deutschland197 deuten indes darauf hin, dass die Anzahl der Sterbefälle, die für 2020 zu verzeichnen sind, in der Summe kaum einen nennenswerten Ausschlag nach oben zeigt. Die Zahl der Sterbefälle in der 10. Kalenderwoche 2020 bleibt deutlich hinter jener in der 10. Kalenderwoche zurück. Dagegen sehen wir für April 2020, insbesondere für die 15. Kalenderwoche, einen merklichen, wenn auch nicht ganz so starken Ausschlag nach oben ­ nicht nur gegenüber 2018, sondern auch im Mittel der Jahre 2016 bis 2019.

Dies provoziert die Frage: In welchen Ländern gab es welche Übersterblichkeit? Wir müssen ja davon ausgehen, dass das Virus auf den menschlichen Körper in allen Ländern die gleiche ist. Für Italien wurde vor Kurzem, bezogen auf die Zeit zwischen dem 1. März und dem 4. April 2020, eine über 104%ige Übersterblichkeit im Vergleich zum Durchschnitt aus dem gleichen Zeitraum in den Jahren 2015 bis 2019 festgestellt. Den mit Abstand größten Beitrag hierzu leisteten die Sterbezahlen in der Lombardei198. Schon diese eine Studie zeigt: Es scheint sowohl im Vergleich zwischen den Ländern als auch innerhalb ein und desselben Landes signifikante Abweichungen in der Entwicklung der Todesfallzahlen zu geben. Auch in den USA verzeichnen wir offenbar gewaltige regionale Unterschiede: eine massive Übersterblichkeit vor allem in New York und eine signifikante Untersterblichkeit in einigen anderen Bundesstaaten, darunter jenen fünf, die auf Kontaktsperren sowie auf die Schließung von Geschäften und Bildungseinrichtungen verzichtet haben199. Aus Bulgarien wird ebenfalls eine Untersterblichkeit berichtet200. Kann dies nicht vielleicht doch als Hinweis darauf gedeutet werden, dass COVID-19 für eine ­ unterstellt: statistisch korrekt festgestellte ­ Übersterblichkeit nicht die einzige Ursache sein kann201? Für die Lombardei oder für New York mag man vielleicht noch sagen, nun ja, das waren halt Corona-Hotspots. Aber wie gesagt: Man müsste eine deutlich größere Anzahl an Ländern und Regionen in die Betrachtung einbeziehen, um zu ermitteln, welchen Beitrag COVID-19 in Wirklichkeit zur Anzahl der Sterbefälle geleistet hat. Gerade die Geschehnisse in Italien werden uns an anderer Stelle dieser Untersuchung noch genauer interessieren202.

(3) Übersterblichkeit und die Zeitpunkte staatlicher Intervention

Blicken wir auf die EUROMOMO-Statistik, so verzeichnen wir eine erhebliche Übersterblichkeit zwischen der 10. und der 17. Kalenderwoche (also 2. März bis 26. April) 2020. Der Autor John Pospichal hat sich nun die Mühe gemacht, die Mortalitätskurven einzelner Länder zu betrachten und in Beziehung zu den Zeitpunkten zu setzen, in denen die jeweiligen Regierungen regulierend eingriffen (durch Geschäftsschließungen, Schulschließungen, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen etc.)203. Seine Entdeckung: Die Kurven gingen unmittelbar im Anschluss an das Inkrafttreten derartiger Maßnahmen steil nach oben. Blickt man auf die Mortalitätskurve des Statistischen Bundesamtes204, so wird man für Deutschland eine ganz ähnliche Entdeckung machen: Die Todesfallzahlen begannen exakt ab dem 23. März 2020, den Durchschnitt der Vorjahre zu überschreiten. Bei oberflächlicher (und natürlich nicht valider) Betrachtung hat es fast den Anschein, als hätte das Virus mit dem Töten von Menschen nur darauf gewartet, bis die Regierungen das öffentliche Leben herunterfahren.

So einfach liegen die Dinge natürlich nicht. John Pospichal versucht sich denn auch gar nicht erst an einer Erklärung, warum die Anzahl der Todesfälle jeweils im unmittelbaren Anschluss an die kollektiven Freiheitsbeschränkungen so drastisch in die Höhe geschnellt ist. Er stellt lediglich die Frage, ob unter diesen Umständen COVID-19 wirklich für die Übersterblichkeit verantwortlich gemacht werden könne. Nun wissen wir, dass es bei schweren COVID-19-Verläufen von der Ansteckung bis zum Tod durchschnittlich ca. 18 Tage dauert205. Sind also nach dem Zeitpunkt, da die Corona-Maßnahmen verhängt wurden, einfach nur reihenweise jene verstorben, die sich zuvor infiziert hatten? Das würde bedeuten, dass sich die Aktivität von SARS CoV-2 in einem entsprechend früheren Zeitraum ebenso abrupt verstärkt haben muss ­ sicher nicht exakt 18 Tage vor Inkrafttreten der jeweiligen CoronaMaßnahmen, aber doch in einem Zeitraum, der die Bandbreite der Dauer tödlicher COVID-19-Verläufe realistisch abbildet.

Der Blick auf die deutsche Todesfallstatistik für 2020206 könnte eine solche Annahme in der Tat erhärten. Die 15. Kalenderwoche ­ also jene mit dem deutlichsten Ausschlag nach oben ­ war die Osterwoche, als die Woche vom 6. bis zum 12. April. Das war drei Wochen nach Inkrafttreten der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und vier Wochen nach der Schließung von Geschäften und öffentlichen Spiel- und Bolzplätzen. Kann man also sagen, dass im April 2020 gerade jene verstorben sind, die sich im März 2020 infiziert und dann wochenlang mit dem Tode gerungen haben, bis sie diesen Kampf schließlich verloren haben? Diese Assoziation scheint durchaus nahezuliegen. Wie aber passt sie zu anderen Informationen, die wir zu SARS CoV-2 haben? Für Deutschland hatten wir bereits gesehen207, dass die Zahl der Testungen im Laufe des März nach und nach deutlich ausgeweitet wurde und eine entsprechend starke Vermehrung positiver Tests hervorgebracht hat. Wir hatten ­ und zwar aus der Lektüre regierungsfreundlicher Beiträge ­ gelernt, dass dies auf eine hohe Dunkelziffer hindeutet. Das deutet dann aber doch stark darauf hin, dass SARS CoV-2 schon vor März 2020 deutlich aktiver war als bisher angenommen. Kann man dann noch die Verstorbenen im April 2020 auf die Aktivität des Virus zurückführen? Und müssen wir nicht eher von einem kontinuierlichen statt von einem abrupten Anstieg der Virus-Aktivität in den ersten Wochen (und in welchen genau?) des Jahres 2020 ausgehen? Eine noch andere Interpretation der Statistik liefert der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Ardoján Kovács: Jene, die in der 12. bis 17. Kalenderwoche verstorben seien, müssten sich von der 10. bis 15. Kalenderwoche und damit teilweise nach Inkrafttreten der Kontaktsperren infiziert haben. Das spreche dagegen, dass jene Sperren etwas Positives bewirkt hätten; eher sei das Gegenteil der Fall208.

Wendet man nun den Blick jenseits der deutschen Landesgrenzen, so provoziert dies die Frage: Wurden auch in den anderen ­ namentlich in den von John Pospichal untersuchten ­ Ländern im Laufe der Zeit die Testkapazitäten nach und nach hochgefahren? Wenn ja: Hat auch in diesen Ländern die Ausweitung der Testungen zu einer erhöhten Anzahl positiver Tests geführt? Wenn ja: Muss dann das Virus nicht auch schon in den anderen Ländern schon deutlich früher im Umlauf gewesen sein und entsprechende Todesfälle verursacht haben? Immerhin wissen wir, dass SARS CoV-2 bereits in Abwasserproben aus dem Jahr 2019 nachgewiesen werden konnte209. Und eine taiwanesische Studie will anhand von Mutationen im Erbgut der Viren herausgefunden haben, dass SARS CoV-2 vielleicht schon jahrelang unter Menschen zirkuliert, ohne dass wir das Virus je bemerkt hätten210. Es steht außerhalb meiner Möglichkeiten, diese Hypothese zu bewerten. Gleichwohl bleibt am Ende Skepsis zurück: Solange wir nicht ausschließen können, dass SARS CoV-2 schon lange vor dem Ausbruch der Corona-Krise als menschliches Corona-Virus existierte, können wir jedenfalls nicht ohne Weiteres behaupten, dass es sich bei jenen, die nach Inkrafttreten von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen verstorben sind, gerade um solche handelt, die sich vorher infiziert hatten. Wenn es also gerade während der Geltung solcher Beschränkungen mehr Menschen verstorben sind als sonst, muss dies nicht zwingend an COVID-19 liegen. Kann es also nicht vielleicht doch sein, dass es für die Übersterblichkeit auch andere Ursachen gibt als COVID-19?

Ich meine nach alledem, dass es sich bei der These, es seien viel mehr Menschen gestorben als sonst, und das liege bestimmt an SARS CoV-2, um eine sehr voraussetzungsvolle Annahme handelt. Wir müssen viel intensiver als bisher untersuchen, woran in welchem Land die Menschen gestorben sind. Diese Aufgabe muss sich jede einzelne Regierung für ihr jeweiliges Land stellen.

(4) Übersterblichkeit und die Prämissen der Corona-Maßnahmen

Selbst wenn man aber eine Übersterblichkeit konstatiert und selbst wenn es gelingen sollte, diese kausal auf COVID-19 zurückzuführen, darf man nicht aus dem Auge verlieren, mit welchem ganz entscheidenden Argument die Corona-Maßnahmen begründet wurden: Es ging laut BMIStrategiepapier211 darum, die Überlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten zu verhindern. So wurde dies auch in der Medienberichterstattung immer wieder kommuniziert. Misst man die Politik an dieser selbstgesetzten Vorgabe, so muss die Frage also lauten, ob eine solche Überlastung jemals zu befürchten war bzw. ab wann die Lage so unter Kontrolle war, dass eine derartige Überlastung nicht mehr zu befürchten war.

Wenn ich dann lese, dass Intensivbetten nicht nur in großer Zahl frei blieben212, sondern es für Kliniken sogar durch finanzielle Fehlanreize lukrativ gemacht wurde, die Betten freizulassen, statt Intensivpatienten mit anderen als COVID-19-Erkrankungen zu behandeln213, muss die Frage erlaubt sein, ob die Freiheitsbeschränkungen, die nach wie vor in Kraft sind und die lokal sogar vereinzelt wieder verschärft wurden, sich nicht längst von ihrem ursprünglichen argumentativen Fundament gelöst haben. Nun kann man natürlich überlegen, ob man dem Staat zugestehen muss, die ursprüngliche Zielsetzung zu ändern und schon eine Übersterblichkeit wegen COVID-19, ja vielleicht sogar jeden einzelnen Todesfall wegen COVID-19 zu verhindern. Je mehr aber der Blick vom institutionellen Schutz (Gesundheitssysteme) zum Schutz des Individuums wandert, desto nachdrücklicher wird die Grundfrage nach den generellen Grenzen der Leistungsfähigkeit eines Staates aufgeworfen: Überfordert sich der Staat nicht möglicherweise, wenn er sich individuellen Schicksalen in den Weg zu stellen versucht? Ich zitiere noch einmal Harald Walach214:

„Ist es realistisch, alle Bedrohungen unseres Lebens, durch Erreger oder andere Ursachen, aus der Welt zu schaffen? Müssen wir nicht einfach lernen, mit diesem, wie mit vielen anderen Erregern, zu leben und umzugehen, statt uns panisch abzuschotten und dem Erreger alle Macht zu überlassen?“

(5) Todesfälle als Folge der Corona-Maßnahmen?

Und produziert der Staat in dieser Überforderung womöglich an anderer Stelle Todesfälle, die es ohne die Corona-Maßnahmen nicht gegeben hätte? Wie haben wir eine jüngere Studie215 zu bewerten, die einen deutlichen Anstieg von Herzinfarkt-Toten während der Ausgangsbeschränkungen in Denver (USBundesstaat Colorado) dokumentiert? Kann man das so deuten, dass typische Vorboten koronarer Herzerkrankungen unterschätzt wurden oder die Betroffenen sich ungeachtet der Warnsignale scheuten, den Notarzt herbeizurufen216? Wird eine solche Deutung dadurch erhärtet, dass offenbar in den gesamten USA im April die Anzahl derjenigen, die an ischämischen Herzerkrankungen verstorben sind, im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre deutlich angestiegen ist217? Wie haben wir den Umstand einzuordnen, dass in Deutschland zwischen März und Mai 2020 deutlich weniger Patienten mit Schlaganfällen oder Herzinfarkten in den Kliniken aufgenommen wurden als im Vorjahr218? Blieben diese Erkrankungen aus oder wurden sie nur nicht versorgt bzw. nahmen die Betroffenen keine Versorgung in Anspruch? Wie werden sich zum Beispiel eines Tages aufgeschobene Krebsvorsorgeuntersuchungen219 oder Krebsoperationen220 in der Mortalitätsstatistik zu Buche schlagen?

Und wie erklären sich Berichte über dramatisch angestiegene Suizidraten in der Corona-Krise221? Kann es sein, dass bei einer signifikanten Anzahl dieser Fälle das Gefühl der Einsamkeit (vor allem von älteren Menschen222), der Perspektivlosigkeit sowie die Verzweiflung über die Zerstörung der eigenen wirtschaftlichen und/oder sozialen Existenz eine Rolle gespielt hat? Für Deutschland hat es bereits in einem sehr frühen Stadium der Corona-Krise eindringliche Warnungen vor eben diesem Szenario gegeben223. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet über eine Datenauswertung der TechnikerKrankenkasse, wonach im ersten Halbjahr 2020 der Krankenstand insgesamt auf Vorjahresniveau verharrte, psychische Diagnosen aber einen größeren Anteil hatten als zuvor224. Ich glaube, in einem Punkt dürften wir mühelos Einigkeit erzielen: Wir leiden unter der Corona-Krise. Wir leiden auch unter den Corona-Maßnahmen, und zwar selbst dann, wenn wir sie für richtig halten. Könnte dieses Leid bei einzelnen Menschen in den Tod geführt haben und wenn ja, bei wie vielen?

Abseits von kritischen Ansätzen, die vor solch punktuellen Verwerfungen warnen, brechen sich aber auch Stimmen Bahn, die mit ihren Einwänden eine wesentlich grundsätzlichere Ebene betreten. Dabei wiegt die These besonders schwer, die Corona-Maßnahmen könnten ihre eigenen Ziele konterkarieren. So warnen Udi Qimron, Uri Gavish, Eyal Shahar und Michael Levitt, dass gerade Kontaktsperren die Herausbildung von Herdenimmunität hinauszögern. Für eine solche Herdenimmunität wird ihrer Ansicht nach eine deutlich geringere Infektionsrate benötigt wird als die häufig genannten 60% der Bevölkerung, weil nicht alle Menschen gleich viele soziale Kontakte haben. Kontaktsperren verlangsamten die Erzeugung von Herdenimmunität. Und auf die Dauer könne man doch nicht verhindern, dass auch Risikopatienten dem Virus ausgesetzt würden. Auf diese Weise würden gerade diejenigen Personen besonders gefährdet, die durch die Kontaktsperren eigentlich geschützt werden sollten225. Die Autoren machen außerdem auf die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Corona-Politik aufmerksam und weisen darauf hin, dass Armut ein wesentlich schwerwiegenderes Todesrisiko birgt als COVID-19. Der letztgenannte Gesichtspunkt wird vom Aalener Wirtschaftswissenschaftler Christian Kreiß vertieft: Er hat in einer lesenswerten Rede auf einer Demonstration in Ulm226 vorgerechnet, wie viele Menschen als Folge der Corona-Maßnahmen in Armut, Elend und Hunger (und viele davon eben hierdurch am Ende in den Tod) getrieben werden. Eine britische Studie227 hat für das Vereinigte Königreich Kosten und Nutzen der (dort ziemlich einschneidenden) Corona-Maßnahmen bewertet; an ihrem Ende steht die Einschätzung, dass der Schaden größer war als der Nutzen. Am 20. August wurde eine französische Studie vorgestellt228, die zu dem bemerkenswerten Ergebnis gelangt, dass die harten Ausgangssperren in Frankreich über 30.000 Menschen getötet haben ­ also zur Vermeidung von Missverständnissen: Nicht COVID 19 selbst ist dieser Studie zufolge die Ursache dieser Sterbefälle, sondern die Reaktion der Politik zur Pandemiebekämpfung! Die beiden letztgenannten Studien werden gewiss nicht ohne Widerspruch bleiben. Aber genau solche Diskussionen brauchen wir, wenn wir wissen wollen, warum wo wie viele Menschen mehr gestorben sind als sonst.

Kommen wir zurück zu den Ursachen der Übersterblichkeit, so ergibt sich: Es zeugt nicht nur von einer verkürzten Sicht der Dinge, ohne weitere Nachfragen allein COVID-19 hierfür verantwortlich zu machen. Vielmehr müssen wir uns der Vorstellung öffnen, dass gerade die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Todesfälle verursacht haben, die andernfalls vermeidbar gewesen wären. Natürlich habe ich keine Vorstellung davon, wie viele das sind. Aber wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht danach Fragen. Das bereits zitierte229 Fehlalarm-Papier des Regierungsbeamten Stephan Kohn hätte ­ völlig ungeachtet der Frage, ob es beamtenrechtlich in Ordnung war, dieses Papier zu verbreiten ­ Gelegenheit gegeben, in die ganz grundsätzliche Diskussion einzutreten, ob die Corona-Maßnahmen mehr schaden als nützen. Stimmen, die davor gewarnt haben, hat es von Anfang an gegeben230. Leider hat man die Chance einer solchen Grundsatzdebatte leichtfertig liegen gelassen.

Die Effekte politischer Intervention zur Eindämmung von SARS CoV-2 müssen freilich in beide Richtungen berücksichtigt werden. Giuliana Viglione macht darauf aufmerksam, dass es während der Ausgangssperren vermutlich weniger Verkehrstote gegeben hat231. In Südafrika soll die Zahl der nichtnatürlichen Todesfälle während der Ausgangsbeschränkungen zurückgegangen sein und sich anschließend wieder auf Vorjahresniveau eingependelt haben232. Gleichwohl müssen wir insgesamt erkennen, dass der Hinweis auf eine etwaige Übersterblichkeit als Argument für die CoronaMaßnahmen angreifbar erscheint.

(6) Die fragwürdige Zählung der COVID-19-Toten

Wer die Anzahl speziell der COVID-19-Toten als Argument ins Feld führt, steht vor der Herausforderung, diese Anzahl seriös zu ermitteln. Und dem Versuch, diese Herausforderung zu bewältigen, stellen sich beträchtliche Hindernisse in den Weg. Denn in den verschiedenen Ländern werden unterschiedliche Methoden zur Erfassung von Infizierten praktiziert233, was dann auch die Zuordnung von Sterbefällen zu COVID-19 erschwert.

So wird in Deutschland die Statistik ausdrücklich so geführt, dass alle positiv auf SARS CoV-2 getesteten und anschließend verstorbenen Patienten an COVID-19 verstorben sind. Zwischen Korrelation (ist jemand nur mit Corona gestorben?) und Kausalität (ist jemand an Corona gestorben?) wird nicht differenziert. Die Stadt Krefeld veröffentlichte für den 6. Juli 2020 die folgende bemerkenswerte Mitteilung234:

„Obwohl es laut Feststellung des städtischen Fachbereichs Gesundheit keinen neuen Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 zu verzeichnen gibt, muss die Zahl der Verstorbenen systemrelevant um einen Fall auf nun 23 heraufgesetzt werden, um die Statistik an die des Robert-Koch-Institutes anzupassen. Grund ist, dass Personen, die einmal positiv auf das Coronavirus getestet wurden und später versterben grundsätzlich in dieser Statistik aufgeführt werden. Im vorliegenden Krefelder Todesfall galt die Person (mittleren Alters und mit multiplen Vorerkrankungen) nachdem es mehrfach negative Testergebnisse gab inzwischen seit längerem als genesen.“

Im Klartext: Die betreffende Person ist eindeutig nicht an COVID-19 gestorben, wird aber trotzdem ­ und zwar offenbar auf Betreiben des Robert-Koch-Instituts ­ als COVID-19-Toter gezählt. Dies lässt befürchten, dass das Robert-Koch-Institut Menschen, die bereits genesen und anschließend an anderen Ursachen verstorben sind, als COVID-19-Tote führt und dass die örtlichen Gesundheitsämter gezielt dazu angehalten werden, diesen offensichtlichen Fehler in ihre eigenen COVID-19-Statistiken zu übernehmen. Gegenüber CORRECTIV235 hat das Robert-Koch-Institut offen eingeräumt, dass selbst Personen, die durch Eigen- oder Fremdeinwirkung sterben und im Todeszeitpunkt eine COVID-19Diagnose haben, als Corona-Tote gezählt werden; diese Fälle seien aber selten. Das hört sich für mich so an, als sollte die Anzahl der Toten, die mit COVID-19 assoziiert werden, gezielt nach oben getrieben werden. Es überrascht nicht, dass die fehlende Differenzierung zwischen an und mit Corona Verstorbenen auf Kritik gestoßen ist236.

Wer indes glaubt, dieser Fehler passiere nur in Deutschland, wird durch den Blick auf andere Länder schnell eines Besseren belehrt. So legt eine Studie, die an der Oxford University angefertigt wurde, für das Vereinigte Königreich den Verdacht nahe, dass dort ebenfalls selbst solche Verstorbenen als COVID-19-Tote erfasst werden, die einst positiv getestet worden, dann aber genesen und später an etwas ganz anderem gestorben waren237. Das Center for Disease Control in den USA listet jeden als Corona-Toten, bei dem eine Infektion mit SARS CoV-2 als Todesursache auch nur vermutet wird238. In Belgien genügt der bloße Verdacht, dass COVID-19 beim Tod eine Rolle gespielt haben könnte239. In Israel wird, so ein Bericht auf der Internetseite Israel heute, „nach den Richtlinien des Gesundheitsministeriums für Krankenhäuser jede Person, die im Krankenhaus an irgendeiner Ursache, einschließlich Krebs, Herzkrankheiten, Alzheimer und anderen Todesursachen, stirbt und auch am Coronavirus leidet, die Haupttodesursache in den veröffentlichten Berichten als Coronavirus aufgeführt“240. In Italien wurden offenbar Verstorbene nach ihrem Tod auf SARS CoV-2 getestet und bei positivem Ergebnis als COVID-19-Tote gelistet241. Im Prinzip müssen jene, die das Ausmaß der Bedrohung anhand der Zahl der COVID-19-Toten quantifizieren wollen, eine beträchtliche Herausforderung meistern: Sie müssen die Statistiken und Zahlenwerke, auf die sie sich stützen, darauf hinterfragen, welche Faktoren dort abgebildet und welche ausgeblendet werden.

Diese Herausforderung wird in der Berichterstattung nicht immer in ausreichendem Maße angenommen. So berichtete die Tagesschau am 9. August 2020, in Brasilien seien bereits 100.000 Menschen „im Zusammenhang mit“ COVD-19 gestorben242. Was soll das heißen: „im Zusammenhang mit“? Welche Kausalitätsbetrachtung liegt dieser Zahl zugrunde? In einem Beitrag im Tagesspiegel heißt es, dass das Virus in Brasilien einen Menschen pro Minute töte. Das habe eine (namentlich benannte) brasilianische Zeitung ausgerechnet243. Der Leser erfährt nicht, worauf sich diese Berechnungen stützen: Liegen ihr amtliche Zahlen der brasilianischen Gesundheitsbehörden zugrunde? Wenn nein, woher stammen die Zahlen dann? Wurde bei der Anfertigung des Zahlenwerks sichergestellt, dass COVID-19 als Todesursache ­ und sei es nur als eine von mehreren ­ identifiziert werden konnte? Welche Rolle spielen andere Krankheitserreger (z. B. Influenza-Viren; dazu sogleich) in dem Zahlenwerk? Falls deren Bedeutung rückläufig ist244: Kann dies darauf hindeuten, dass COVID19 als Todesursache überbetont wird? Solange ich das alles nicht weiß, kann ich die Information, SARS CoV-2 töte in Brasilien einen Menschen pro Minute, nicht einordnen. Ich weiß, dass ich der Autorin dieses Beitrags viel abverlange, wenn ich von ihr erwarte, dass sie dies alles in Erfahrung bringt. Indes: Wenn die Autorin einen Zeitungsartikel in die Welt setzt, in dem sie schreibt, dass das Virus außerhalb von Europa so schlimm wütet wie noch nie, muss ihr klar sein, dass sie mit dieser Botschaft bei der Leserschaft Angstzustände auslösen kann. Möglicherweise ist der Beitrag sogar gezielt darauf angelegt, um die Menschen hierzulande vor einem zu sorglosen Umgang mit der Pandemie zu warnen. Dann aber muss diese Botschaft mit hieb- und stichfesten Fakten unterlegt sein. Andernfalls erschöpft sie sich in verantwortungsloser Panikmache.

Auf mediales Interesse gestoßen245 ist in diesem Zusammenhang eine Studie, die vom Istituto Nazionale di Statistica und vom Istituto Superiore di Sanità herausgegeben wurde246. Ihr zufolge soll COVID-19 bei 89% jener Verstorbenen, die hieran erkrankt waren, die direkte Todesursache gewesen sein. Wörtlich heißt es:

„COVID-19 is the cause directly leading to death, i.e. the underlying cause, in 89% of deaths of people with a positive test to SARS-CoV-2. The main causes in the remaining 11% of cases are diseases of the circulatory system (4.6% of total deaths analyzed), neoplasms (2.4%), diseases of the respiratory system (1%), diabetes (0.6%), dementia (0.6%) and diseases of the digestive system (0.5%).“

Ich muss gestehen: Ich habe Schwierigkeiten, diesen Satz nachzuvollziehen. Gewiss muss ich mich als Jurist daran gewöhnen, dass andere Fachdisziplinen den Begriff der Kausalität anders handhaben, als dies in meiner Fächerkultur üblich ist. Als Jurist kann ich mich mit der altbekannten Äquivalenzformel zufriedengeben: Ein Ereignis ist für einen Erfolg kausal, wenn es nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele. Auf COVID-19 gemünzt: Wenn jemand ohne Corona auch nur eine Sekunde länger gelebt hätte, ist er nicht nur mit, sondern an Corona gestorben; dann war COVID-19 ursächlich. Von diesem Grundverständnis scheint zunächst auch die hier diskutierte Studie auszugehen. Ausgehend hiervon soll also COVID-19 die eigentliche Ursache (underlying cause) für den Tod in 89% der Fälle gewesen sein. Die Hauptursache (main cause) für die übrigen 11% sollen sich dann auf die dort genannten anderen Krankheiten verteilen. Es gibt also zum einen die eigentliche Todesursache und zum anderen die Haupt-Todesursache. Anscheinend sollen aber beide Begriffe synonym verwendet werden. Denn nur dann ergibt die Gegenüberstellung von 89% underlying cause und 11% main cause einen Sinn.

Darüber hinaus habe ich noch weitere Fragen an die Studie: Gab es bei den COVID-19-Zoten andere Vorerkrankungen und wie wurden diese bei der Feststellung der Todesursache gewichtet? Kann es sein, dass jene Vorerkrankungen COVID-19 bei der Verursachung des Todes überlagert oder gar verdrängt haben? Wurde in die Betrachtung einbezogen, mit welchen Medikamenten die Verstorbenen behandelt worden waren? Wie wir gleich noch sehen werden, kann dies eine ganz erhebliche Rolle bei tödlichen COVID-19-Verläufen spielen. Und wie steht es mit dem Faktor Krankenhaushygiene? Das Design der Studie lässt nicht erkennen, dass alle diese Faktoren beleuchtet wurden. Man erfährt indes auch ganz generell nicht viel über die Methoden der Studie. Über diese wird lediglich mitgeteilt, dass die international übliche Kategorisierung von Krankheiten (ICD-10) sowie die Leitlinien der WHO für die Klassifizierung von COVID-19 zugrunde gelegt wurden. Wie man in Anwendung dieser Leitlinien auf genau diese Ergebnisse gekommen ist, wird für den Leser nicht transparent gemacht. Deshalb hat mich die Studie auch insgesamt nicht überzeugt. Wie man es besser macht, zeigte das US-amerikanische Center for Disease Control in seinem Tagesbericht vom 26. August 2020247:

“For 6% of the deaths, COVID-19 was the only cause mentioned. For deaths with conditions or causes in addition to COVID-19, on average, there were 2.6 additional conditions or causes per death.“

Bemerkenswert ist ein Artikel auf SPIEGEL online vom 28. Juli 2020248, wo darüber räsoniert wird, warum Indien trotz einer hohen Anzahl an Neuinfektionen mit einer vergleichsweise geringen Todesrate davonzukommen scheint. Eine mögliche Ursache benennt die Autorin indes selbst: die Unzuverlässigkeit der Testsysteme. Auf diesen Aspekt wird noch gesondert zurückzukommen sein249. Auch wenn die Autorin letztlich keine Erklärung liefern kann, verdient es immerhin Anerkennung, dass sie eine mögliche Fehlerquelle benennt.

(7) Corona versus Influenza

Bei der Würdigung der Zahlenwerke, welche jene Personen zu erfassen suchen, die an COVID-19 gestorben sind, kann eine Kontrollüberlegung helfen: Wie hat sich seit dem Ausbruch der Corona-Krise die Zahl jener Verstorbenen entwickelt, die mit Influenza in Verbindung gebracht werden? Gewiss: Der Vergleich der Anzahl von Corona- und Influenza-Toten kämpft mit der Schwierigkeit, dass zu keiner dieser Todesursachen verlässliche Angaben existieren. Für COVID-19 wurde dies bereits gezeigt. Für Influenza wird darauf hingewiesen, dass nur ein geringer Anteil der Todesfälle durch Laborbefunde bestätigt und der Rest durch Schätzung ermittelt wird250. Dieser Hinweis gibt Anlass, noch einmal251 auf das Sentinel-Programm des Robert-Koch-Instituts hinzuweisen. Danach bilden die Mitteilungen aus den beteiligten Arztpraxen die Grundlage für die Hochrechnung der Influenza-Aktivität. Der Monatsbericht für die Kalenderwochen 29 bis 32252 weist für die Grippesaison eine beträchtliche Zahl an mitgeteilten Influenza-Fällen, aber nur eine geringen Zahl an SARS CoV-2-Fällen aus. Dies scheint zum einen die These von Wolfgang Wodarg zu stützen, dass von Influenza im Ergebnis die größeren Gefahren ausgehen als von SARS CoV-2. Zum anderen bieten die Zahlen aus dem Sentinel Anlass, Angaben aus anderen Ländern mit Skepsis zu begegnen, die auf deutlich mehr Corona- als auf Influenza-Tote hindeuten: Hier muss dem Verdacht nachgegangen werden, dass Influenza-Toten kurzerhand das Etikett „Corona-tot“ aufgeklebt wurde. Vor diesem Hintergrund kann ich meine Zweifel nicht verhehlen, wenn aus Australien berichtet wird253, dass niemand mehr an der Grippe sterbe.

(8) Die Rolle von medizinischen Fehlbehandlungen

Noch schwieriger wird die Argumentation anhand der Zahl von COVID-19-Toten, wenn man mögliche Fehlbehandlungen hinzunimmt. An dieser Stelle seien genannt: (a) Chloroquin plus Derivate, (b) Remdesivir und (c) invasive Intubation.

(a) Wolfgang Wodarg macht auf seiner Homepage und auch in einer seiner dort verlinkten Veröffentlichungen254 darauf aufmerksam, dass es Bevölkerungsgruppen gibt, in denen ein signifikanter Anteil der Menschen einen Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (im Folgenden: G6PD-Mangel; auch genannt: Favismus) aufweist. Es handelt sich um einen Enzymdefekt, der vor allem bei dunkelhäutigen Menschen sowie im Mittelmeerraum und in Lateinamerika begegnet. Wolfgang Wodarg macht darauf aufmerksam, dass dieser Enzymdefekt den menschlichen Körper resistent gegen Malaria macht, dass aber den betroffenen Menschen nicht das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin (im Folgenden: HCQ) verabreicht werden darf, weil andernfalls tödliche Nebenwirkungen drohen. In der Tat kann man schon am Beipackzettel dieses Medikaments erkennen, dass es bei G6PD-Mangel kontraindiziert ist255. Wolfgang Wodarg befürchtet nun, dass dieses Medikament in Afrika und in Lateinamerika trotz dieser Gegenanzeige verabreicht worden sein und die wirkliche Ursache für den Tod der betroffenen Patienten sein könnte. Die gleiche Befürchtung haben Karina Reiß und Sucharit Bhakdi in Bezug auf die verheerenden Todeszahlen in New York geäußert256. Aufsehen erregte insoweit eine Studie in The Lancet257, die dem Einsatz von HCQ keinen therapeutischen Nutzen, wohl aber einige Risiken bescheinigte. Diese Studie wurde mittlerweile zurückgezogen, weil die Datengrundlage bemängelt wurde. In dieser Studie waren insbesondere erhöhte Todesraten bei dunkelhäutigen Patienten und Patienten lateinamerikanischer Herkunft festgestellt worden. Hatten die Autoren der Studie womöglich nicht daran gedacht, dass diesen Patienten trotz Kontraindikation HCQ verabreicht worden sein könnte und diese vielleicht deshalb gestorben waren?

(b) Konstatin Demeter und Torsten Engelbrecht machen darauf aufmerksam, dass der Versuch, COVID19-Patienten mit dem Medikament Remdesivir zu behandeln, in schwere Nebenwirkungen ausmünden könne258. Bei Remdesivir handelt es sich um ein Medikament, von dem sich viele eine Linderung von symptomatischen COVID-19-Verläufen erhoffen. Die Hoffnung ist so groß, dass die USA große Teile der verfügbaren Produktion aufgekauft haben259. Dabei ist das Medikament umstritten. So soll eine Studie über den Einsatz von Remdesivir in der Ebola-Bekämpfung abgebrochen worden sein, nachdem sich nach der Einnahme die Anzahl der Todesfälle signifikant gehäuft habe260. Andernorts ist die Rede von Übelkeit und Leberschäden im Anschluss an die Einnahme von Remdesivir261. Noch im Juli 2020 wurde berichtet, dass dieses Medikament zumindest in den USA noch nicht endgültig für die Behandlung von COVID-19 zugelassen sei262; es existiere lediglich eine Notfallzulassung263. In Europa ist der Einsatz von Remdesivir beim COVID-19-Patienten ungeachtet der unsicheren Datenlage vorläufig erlaubt, wenn keine andere erfolgversprechende Behandlungsmethode zur Verfügung steht264. Konstatin Demeter und Torsten Engelbrecht weisen auf weitere Ungereimtheiten hin, und zwar sowohl auf Interessenkonflikte in der Person jener, welche den Einsatz von Remdesivir in der COVID-19-Bekämpfung proklamieren, als auch auf Änderung im Design einer Studie des Herstellers, nachdem die Studie bereits begonnen hatte265.

(c) Ein weiterer Streitpunkt ist die Frage, ab wann COVID-19-Patienten bei einem schweren Verlauf invasiv beatmet werden sollten (Intubation). In den Medien wird berichtet, dass es hier Kontroversen unter den Ärzten gibt266. Kritiker dieser Methode weisen insbesondere auf die Gefahr von Infektionen durch Keime im Krankenhaus hin267. Der Blogger Samuel Eckert hat in einem Video268 Statistiken über die intensivmedizinische Behandlung von COVID-19-Patienten vorgestellt und aus diesen den Schluss gezogen, dass der Prozentsatz der Überlebenden steigt, wenn der Anteil an invasiven Beatmungen zurückgeht. Mittlerweile wird dieser Befund auch in einer Pressemitteilung eingeräumt, für welche das Wissenschaftliche Institut der AOK, die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin sowie die Technische Universität verantwortlich zeichnen269. Hier besteht offenbar weiterer Diskussionsbedarf ­ wobei man zugeben muss, dass die Patienten, die einmal so weit sind, dass sie sich nicht mehr aus eigener Kraft mit Atemluft versorgen können, in jedem Fall das Stadium eines extrem schweren Verlaufs erreicht haben.

(d) Die Liste ließe sich noch erweitern ­ offenbar wird zur Behandlung von COVID.19 sogar Tamiflu eingesetzt, das sich schon damals bei der Bekämpfung der Schweinegrippe als weitgehend nutzlos erwiesen hatte270. Konstatin Demeter und Torsten Engelbrecht üben in diesem Zusammenhang ganz grundsätzliche Kritik271: Es werde mit zahlreichen Medikamenten an COVID-19-Patienten experimentiert, um einen möglichen Nutzen bei der Bekämpfung dieser Krankheit zu ermitteln. Reihenweise werde dabei ignoriert, dass es zu den eingesetzten Medikamenten bereits Daten gebe, die es angezeigt erscheinen ließen, von einem Einsatz der betreffenden Arzneimittel bei COVID-19 Abstand zu nehmen. Wenn die Patienten dann gerade deshalb stürben, weil ihnen aufs Geratewohl eine derartige Medikation verabreicht worden sei, würden sie gleichwohl als COVID-19-Tote gelistet.

(e) Ich selbst sehe das Problem der Erfassung von fehlbehandelten Toten in den COVID-19-Statistiken differenziert:

  • Wenn ein Verlauf einmal so schwer ist, dass sich die Frage nach invasiver oder nicht-invasiver Beatmung stellt, ist die ärztliche Behandlung einem gesteigerten Fehleinschätzungsrisiko ausgesetzt. Wenn in dieser Situation zu früh zur invasiven Beatmung gegriffen wird, mag es gleichwohl gerechtfertigt erscheinen, den Patienten als COVID-19-Toten zu zählen. Kritik kann man dann aber durchaus an Leitlinien üben, die den behandelnden Ärzten für einen zu frühen Zeitpunkt eine invasive Beatmung anraten. In Italien sollen derartige Fehlsteuerungen zu der hohen Zahl der Todesfälle und sogar zur Notwendigkeit beigetragen haben, zu entscheiden, wer beatmet wird und wer nicht272.
  • Dagegen muss es als handfester Skandal angesehen werden, wenn sich die Befürchtung bewahrheiten sollte, dass COVID-19-Patienten mit Hydroxychloroquin behandelt werden, ohne dass vorher ein etwaiger G6PD-Mangel als Gegenanzeige abgeklärt wurde. In diesem Fall ist es nicht nur unredlich, die Verstorbenen als Corona-Tote zu rechnen. Vielmehr liegt dann auch strafrechtlich relevantes Verhalten der behandelnden Ärzte vor. Wenn es sogar mir als Nicht-Mediziner gelingt, eine solche Gegenanzeige innerhalb von wenigen Minuten anhand des Beipackzettels im Internet zu ermitteln, muss ich von einem Arzt erwarten, dass er diese Gegenanzeige kennt und abklärt, bevor er das Medikament verabreicht.
  • Im Übrigen wird man vielleicht sagen können: Je schwerer sich der jeweilige Verlauf darstellt und je mehr andere Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft erscheinen, desto eher wird man es tolerieren müssen, wenn Ärzte, die das Leben ihrer Patienten retten oder deren Leid lindern wollen, Medikamente außerhalb ihres eigentlichen Anwendungsbereichs einsetzen. Sterben die Patienten dann gleichwohl, so mag man sie in solchen Situationen als COVID-19Tote zählen ­ allerdings auch hier nur, wenn Gegenanzeigen abgeklärt wurden, bevor das jeweilige Medikament eingesetzt wurde.

(9) Zurück zum MDR-Beitrag über Wolfgang Wodarg ­ Folgerungen

Wir erkennen, dass der Versuch, zugunsten der Corona-Maßnahmen mit der Anzahl von Sterbefällen zu argumentieren, vor einige Schwierigkeiten gestellt ist. Wer die Welt durch die Brille von Statistiken betrachtet, muss sich vorher vergewissert haben, welche Faktoren das jeweils herangezogene Zahlenwerk einbezieht und welche es ausblendet. Für die Corona-Krise bedeutet dies Folgendes:

  • Mit der Zahl der COVID-19-Toten kann man überhaupt nicht argumentieren, weil man sich nicht im Geringsten darauf verlassen kann, dass die diesbezüglichen Statistiken seriös geführt werden.
  • Mit der Zahl der Toten insgesamt kann man nur argumentieren, wenn es gelingt, festzustellen, dass mehr Menschen sterben als in harten Grippewintern, und wenn es ferner gelingt, COVID19 als Ursache einer so ermittelten Übersterblichkeit zu verifizieren. Gerade Letzteres ist keinesfalls selbstverständlich.

Was bedeutet dies alles nun für die Würdigung der Berichterstattung, die es hier zu analysieren gilt? Wie sich die Sterblichkeitsrate entwickeln würde, war noch völlig im Ungewissen, als der hier besprochene Beitrag über Wolfgang Wodarg veröffentlicht wurde. Aber der Einwand von Alexander Kekulé, die Sterblichkeit sei bei COVID-19 zehnmal so hoch wie bei einer normalen Grippe, scheint mir durch die Informationen, die zwischenzeitlich gewonnen werden konnten, nicht erhärtet worden zu sein. Jedenfalls hat sich gezeigt, dass die Argumentation mit Hilfe von Sterblichkeitsraten erhebliche Herausforderungen meistern muss. Es wäre angesichts der damaligen Informationslage gewiss in Ordnung gegangen, wenn der Beitrag einen Appell an die Politik ausgesendet hätte, angesichts der Ungewissheit lieber pessimistische als optimistische Annahmen über den weiteren Pandemieverlauf zugrunde zu legen. Eben diese Tendenz kommt zum Ausdruck, wenn es in jenem Beitrag heißt:

„Aber was wir wissen ist, dass es jetzt passiert, dass die Ansteckung exponentiell erfolgt, die Todesfälle steigen und die reale Gefahr besteht, dass das Gesundheitswesen dem nicht mehr gewachsen ist.“

Mit einem solchen Appell begnügt sich der MDR-Beitrag aber nicht. Vielmehr wird in dem hier besprochenen MDR-Beitrag behauptet, die Argumente von Wolfgang Wodarg gingen „ins Leere“. Diese Bewertung war zum damaligen Zeitpunkt deutlich verfrüht und ist aus heutiger Sicht schlicht unterkomplex.

Man mag jetzt einwenden wollen: Wenn wir tatsächlich mehr Tote haben als sonst ­ woran soll es denn sonst liegen, wenn nicht an COVID-19? Dem halte ich entgegen: Es wird ein schwieriges Unterfangen darstellen, dort, wo es eine Übersterblichkeit gegeben hat, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Die Annahme, dass eine andere Ursache als COVID-19 nicht in Sicht sei, bedeutet lediglich das Eingeständnis, nicht nach weiteren Ursachen geforscht zu haben. Die Suche nach weiteren Ursachen wird eine einzelne Person nicht leisten können.

c) Zur Frage der Grundimmunität

Der MDR-Beitrag greift nunmehr die These von Wolfgang Wodarg auf, das Virus SARS CoV-2 sei nicht so neu, wie dies allenthalben behauptet werde. Dem wird die Auffassung von Alexander Kekulé entgegengesetzt, „es stimme zwar, dass es jede Menge bekannte Corona-Viren bei Tieren und Menschen gebe. Aber die seien grundsätzlich verschieden von dem jetzt neu aufgetretenen Erreger“. Diese Gedankenführung erschöpft sich abermals in der Aussage: „Experte A hat X gesagt. Das stimmt aber nicht. Denn Experte B hat Y gesagt“. Anschließend räsoniert der Beitrag darüber, dass es keinen Impfstoff gebe und dieser auch nicht anhand anderer Corona-Viren entwickelt werden könne. Was das mit der im MDR-Beitrag kritisierten These von Wolfgang Wodarg zu tun haben soll, bleibt unklar. Jedenfalls wird im MDR-Beitrag behauptet, es gebe gegen SARS CoV-2 keine Grundimmunität. Dass diese These nicht zwingend ist, wurde bereits herausgearbeitet273.

d) Zur Frage der Zuverlässigkeit von Corona-Tests

Anschließend wird im MDR-Beitrag die These von Wolfgang Wodarg besprochen, die Testsysteme seien nicht validiert. Dem wird ­ ebenso wie schon bei CORRECTIV ­ lediglich die Erwiderung von Christian Drosten entgegengesetzt. Wieder erleben wir also die unzureichende Logik: „Experte A hat X gesagt. Das stimmt aber nicht. Denn Experte B hat Y gesagt“. Bemerkenswert ist die im MDR-Beitrag wiedergegebene Aussage, der von Christian Drosten entwickelte Test habe in aufwendigen Studien „kein einziges Mal ein falsch positives Ergebnis angezeigt“. Es wird noch zu zeigen sein274, dass gerade an dieser Stelle eine ganz entscheidende Fehlerquelle begraben liegt.

e) Finanzielle Interessen

Der These von Wolfgang Wodarg, Christian Drosten verdiene persönlich an den Tests, stellt der MDRBeitrag abermals nur die Erwiderung von Christian Drosten entgegen. Wörtlich heißt es:

„Die Tests wurden innerhalb eines weltweiten Netzwerks beteiligter Universitäten entwickelt. Die Forschung wurde aus öffentlichen Geldern bezahlt. Eine Stelle innerhalb des Forschungsprojekts wird von der Europäischen Union bezahlt. So werde ermöglicht, dass die Erbinformation des Virus, das RNAMaterial, unter den beteiligten Laboren ausgetauscht werden könne, sagt Drosten.“

Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass Christian Drosten auch dort, wo sein Name auf den Rechnungen stehe, keinen Cent aus dem Vertrieb der Tests sehe. Die Gelder flössen allein an die Testlabore. Insgesamt wird die These von Wolfgang Wodarg mit der Erwiderung von Christian Drosten konfrontiert, ohne dass Letztere näher hinterfragt würde. Ich kann nicht erkennen, dass die Annahme von Wolfgang Wodarg damit widerlegt wäre. Abermals stehen lediglich zwei konträre Behauptungen einander gegenüber.

f) Gesamtbewertung

Insgesamt muss man dem MDR-Beitrag zugutehalten, dass er durchgängig in einem sachlichen Ton abgefasst ist. Auch die Überschrift des Beitrags verzichtet auf reißerische Formulierungen. In der Sache können die Thesen von Wolfgang Wodarg aber durch den Beitrag nicht als widerlegt angesehen werden. Der Beitrag erschöpft sich darin, jene Thesen mit den gegenteiligen Ansichten anderer Wissenschaftler zu konfrontieren, ohne aber zu erklären, warum Wolfgang Wodarg falsch liegt und die anderen Wissenschaftler recht haben.

3. n-tv online vom 19. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Der Beitrag auf n-tv online vom 19. März beginnt mit einer reißerischen Überschrift: „Lungenarzt geht mit wirren Thesen viral“. Dem Leser wird nicht nur suggeriert, die Überlegungen von Wolfgang Wodarg seien inhaltlich falsch. Vielmehr wird darüber hinaus mit der Wortwahl „wirr“ angedeutet, Wolfgang Wodarg befinde sich nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte.

Umso drängender stellt sich die Frage nach der Qualifikation jener, die diesen Beitrag verfasst haben. Über Rachel Boßmeyer und Jan Ludwig findet man indes keine Informationen. Und die zusätzliche Quellenangabe „dpa“ deutet darauf hin, dass noch weitere Personen an dem Text mitgewirkt haben, die nicht namentlich genannt werden. Dem Leser wird also nicht einmal die Chance gelassen, sich ein eigenes Bild davon zu machen, ob die Kritik an den Thesen von Wolfgang Wodarg von ausreichendem Sachverstand getragen wird.

b) Wie neu ist SARS CoV-2?

Wolfgang Wodarg wird zunächst mit der Behauptung zitiert, das Virus sei vielleicht gar nicht so neu. Man habe lediglich lange Zeit nicht nach vergleichbaren Viren gesucht. Dem hält der Beitrag entgegen, das Virus sei „nach übereinstimmender Ansicht von Forschern kürzlich zum ersten Mal bei Menschen aufgetreten“. Wäre das in China beobachtete Krankheitsbild schon früher aufgetreten, hätte man schon früher nach dem Erreger gesucht und ihn identifiziert. Auch diese zuletzt genannte Überlegung treffen die Autoren nicht aus eigener Kompetenz, sondern zitieren dafür einen Wissenschaftler. Bis hierhin erschöpft sich die Gedankenführung also wieder in der bekannten Logik: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experten B, C und D haben Y gesagt.“ Woher die Autoren den Sachverstand nehmen, sich gegen die Position von Wolfgang Wodarg und für die von ihnen favorisierte Gegenposition entscheiden zu können, wird dem Leser nicht mitgeteilt.

Ein weiterer Wissenschaftler wird sodann mit der Überlegung zitiert, dass in den meisten Statistiken etwa zwei Wochen nach dem Anstieg der Fallzahlen auch ein Anstieg der Sterbezahlen feststellbar gewesen sei. Dieser Einwand kann uns nach allem, was wir bereits an früherer Stelle275 zum Versuch der Beweisführung mithilfe von Fallzahlen kennengelernt haben, nicht mehr beeindrucken: Die Entwicklung der absoluten Fallzahlen sagt nichts über das tatsächliche Infektionsgeschehen aus. Entscheidend ist vielmehr, wie hoch der Anteil der Infizierten an den insgesamt Getesteten ist. Da nicht mitgeteilt wird, von welchen Statistiken hier die Rede ist, kann der Leser auch nicht überprüfen, ob eben diese Statistiken den Fehler enthalten, dass nur absolute Fallzahlen abgebildet werden.

c) Zur fehlenden Validierung

Der Kritik von Wolfgang Wodarg, die Corona-Tests seien nicht validiert, müssen die Autoren des Beitrags zugeben, dass der Test nur vorläufig in einem vereinfachten Verfahren validiert worden sei. Das sei aber angesichts der akuten Notlage gar nicht anders möglich. Damit wird die fehlende Validierung nicht etwa bestritten, sondern zu rechtfertigen versucht. Im Übrigen wird lediglich erwidert, was Christian Drosten zur Verteidigung gegen die Kritik von Wolfgang Wodarg vorgetragen hat: Der Test reagiere nur auf Viren, die entweder nicht mehr existierten oder nicht beim Menschen vorkämen. Abermals heißt es also: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Wieder vermisst der Leser Angaben dazu, wie die Autoren des Beitrags das sollen beurteilen können.

d) Zur Ursache der Überlastung von Krankenhäusern

(1) Das Italien-Argument

Wolfgang Wodarg wird mit der Aussage zitiert, die Krankenhäuser würden belastet „durch die vielen Fragen und durch die Panik, aber nicht durch neue Krankheitsfälle“. Dem setzen die Autoren die Erkenntnisse „von Forschern weltweit“ entgegen. Die soeben wiedergegebene Aussage werde „auch durch die Berichte aus Ländern widerlegt, in denen hohe Fallzahlen verzeichnet werden, etwa Italien.“ Ein (namentlich benannter) Virologe wird mit folgenden Worten zitiert: „Wenn wir jetzt nicht aufpassen, bekommen wir auf den Intensivstationen Verhältnisse wie zum Teil in Italien. Dann müssten Ärzte entscheiden, wem sie ein Bett auf der Intensivstation geben und wem nicht.“. Sogleich fühle ich mich an die Kommunikationsvorgabe im BMI-Strategiepapier276 erinnert: „Die Bilder aus Italien sind verstörend.“ Und sie lassen sich offenbar auch für die Wortberichterstattung gewinnbringend einsetzen.

Indes: Wer sich seriös mit der Wirklichkeit in Italien auseinandersetzen möchte, darf sich nicht von den furchteinflößenden Fernsehbildern blenden lassen. Ganz im Gegenteil: Das Argument „Corona ist brandgefährlich! Schaut doch mal nach Italien!“ deutet auf schwere Versäumnisse in der Medienberichterstattung hin. Versäumt wurde zum einen, die Faktoren, die zur Überlastung des Gesundheitssystems führten, in ihrer gesamten Breite zu ermitteln. Versäumt wurde darüber hinaus, die Situation 2020 mit der Situation in früheren Jahren zu vergleichen.

(2) Überlastung des Gesundheitssystems in Italien ­ ein Dauerzustand

Um mit dem zuletzt genannten Gesichtspunkt zu beginnen: Der Corriere della Sera berichtete am 10. Januar 2018 von einer heillosen Überlastung der Intensivstationen in der Lombardei277. Wir erinnern uns: Die Grippesaison 2017/2018 erzeugte eine massive Übersterblichkeit. Das war in Italien nicht anders als in Deutschland. Und wir sehen: Die Überlastung der Gesundheitssysteme in Italien in Zeiten erhöhter Aktivität von Krankheitserregern ist nichts Neues.

(3) Angsterzeugende Berichterstattung und Überlastung der Krankenhäuser

Vor allem aber weisen Berichte, die sich näher mit der diesjährigen Situation in Italien befassen, darauf hin, dass gerade die angsterzeugende Berichterstattung die Überlastung der Gesundheitssysteme massiv befeuert habe, und zwar auf mehrerlei Art und Weise: Zum einen hätten die Pflegekräfte in den Heimen rasch die Flucht in ihre osteuropäische Heimat ergriffen und die pflegebedürftigen Menschen ohne Hilfe zurückgelassen278. Zum anderen hätten die Menschen in ihrer Panik auch mit einfachen Erkältungssymptomen voreilig die Kliniken aufgesucht279. Vermutlich spricht Wolfgang Wodarg auf eben diesen Mechanismus an, wenn er argumentiert, nicht die Kranken, sondern die Fragen und die Panik würden das Gesundheitssystem überlasten. In den Krankenhäusern habe Personal gefehlt, weil die Schulen geschlossen worden seien und die Pflegekräfte ihre Kinder daher zuhause hätten betreuen müssen280. Der Faktor Angst habe auch jene Kettenreaktion ausgelöst, die schlussendlich zu den Bildern mit den Särgen auf den Militärlastern geführt hätten: Auch die Bestattungsunternehmen hätten ihre Dienste verweigert, weil ihre Angestellten befürchtet hätten, sich an den Leichen anzustecken. Die italienische Regierung habe angeordnet, dass die Leichen aller COVID-19-Toten nicht durch Erd-, sondern durch Feuerbestattung beizusetzen seien. Krematorien gebe es aber kaum, weil die Nachfrage nach Feuerbestattungen in der Region gering sei. Folglich sei gar nichts anderes übriggeblieben, als das Militär mit dem Abtransport der Leichen zu betrauen281.

(4) Strukturelle Rahmenbedingungen

Abseits des Beitrags, den die Medienberichterstattung in Italien zur Überlastung des Gesundheitssystems geleistet hat, wird auf sozio-ökonomische Faktoren hingewiesen. Die italienische Gesellschaft sei tendenziell überaltert282 und das Gesundheitswesen in den letzten Jahren, vor allem im Gefolge der Finanzkrise, radikalen Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen283. Die Überlastung des Gesundheitswesens scheint also auch etwas mit systematisch zurückgefahrenen Kapazitäten zu tun zu haben. Das würde erklären, warum Italien, wie gezeigt werden konnte284, auch schon in früheren Zeiten mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wenn Krankheitserreger sich verstärkt ausbreiteten. In italienischen Kliniken scheint schließlich auch die Gefahr, dass Patienten sich mit Krankenhauskeimen infizieren, besonders groß zu sein285.

(5) Die Befragung italienischer Ärzte und Wissenschaftler im Corona-Ausschuss

Seit Juli 2020 hat es sich die Stiftung Corona-Ausschuss zur Aufgabe gemacht, Fakten zur Corona-Krise aufzuklären, die in der bisherigen Berichterstattung keine oder nur untergeordnete Bedeutung erlangt haben. Der Ausschuss besteht aus zwei Rechtsanwältinnen (Viviane Fischer und Antonia Fischer) und zwei Rechtsanwälten (Reiner Füllmich und Justus Hoffmann). Jener Ausschuss befragte in seiner Sitzung vom 23. Juli 2020286 Persönlichkeiten aus der medizinischen Wissenschaft und Praxis in Italien.

Der erste, der in dieser Sitzung seine Erfahrungen mitteilte, war Luca Speciani, der in der Nähe von Bergamo als Arzt praktiziert. Er führte aus: Von der Übersterblichkeit in der Lombardei seien nur Bergamo und Brescia betroffen. Auffällig sei, dass es in diesen beiden Städten eine massive Kampagne für eine Grippeschutzimpfung gegeben habe. Viele Menschen hätten sich impfen lassen. Viele ältere Menschen hätten die Impfung nicht vertragen. Intensivpatienten seien auf Anordnung der Regierung nach ihrer Behandlung in Pflegeheime verlegt worden. Dieser Vorgang beschäftige derzeit die Staatsanwaltschaft. Luca Speciani weist außerdem auf Fehler in der ärztlichen Versorgung von COVID19-Patienten hin: Man habe ihnen ohne jeden Nutzen, ja sogar zu ihrem Schaden Paracetamol, Antibiotika und antivirale Medikamente verabreicht. Aussichtsreichere Medikation wurde entweder versäumt (Heparin) oder staatlicherseits behindert (Behandlung mit Blut von Genesenen) oder verboten (Hydroxychloroquin). Da eine Obduktion von COVID-19-Toten zunächst untersagt gewesen sei, habe man die Thrombosen nicht erkannt, an denen die Patienten verstorben seien. Die Beatmung habe die Patienten gefährdet. Sie sei nicht indiziert und wegen der Krankenhauskeime sogar gefährlich gewesen. Von behördlicher Seite sei kein Wille zu einer effektiven medizinischen Behandlung erkennbar gewesen. Luca Speciani bestätigt schließlich, dass es in den italienischen Medien viel Panikmache gegeben habe und dass auch solche verstorbenen als COVID-19-Tote gezählt worden seien, für welche diese Krankheit nachweislich nicht die Todesursache gewesen sei.

Loretta Bolgan, die anschließend befragt wurde, machte darauf aufmerksam, dass es mittlerweile Obduktionen von Verstorbenen gebe. Dabei habe sich herausgestellt, dass viele betroffene Patienten an Thrombosen statt an Lungenentzündungen gestorben seien. Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen von Obduktionen, die der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel an deutschen COVID-19-Toten vorgenommen hat287: Danach sterben überraschend viele COVID-19-Patienten an Embolien. Die Zahl der schweren Verläufe von Atemwegserkrankungen habe sich mittlerweile ungefähr auf Vorjahresniveau eingependelt. Man habe heute aus den Fehlern gelernt, die man im ersten Quartal 2020 bei der Patientenversorgung begangen habe. Staatliche Einschnitte in das öffentliche Leben, namentlich Ausgangssperren, brächten nichts.

Antonietta Gatti berichtete als dritte und letzte befragte Expertin, der Versuch, die Todesursache bei zahlreichen betroffenen Patienten zu ermitteln, sei von der Klinik, die diesen Versuch gestartet habe, ohne Ergebnis abgebrochen worden. Es wäre aus ihrer Sicht interessant zu wissen, was genau die Thrombosen ausgelöst habe. Möglicherweise seien die Atemsymptome nicht auf Lungenentzündung zurückzuführen gewesen, sondern auf schon vorher vorhandene Embolien.

(6) Zwischenergebnis

Nimmt man dies alles zusammen, so besteht die nachdrückliche Gefahr, dass die Fernsehbilder, die hier aus Italien gezeigt wurden, und die Berichte von den dortigen Zuständen ein Zerrbild der Wirklichkeit gezeichnet haben. Nichts deutet darauf hin, dass die Verfasser des hier diskutierten n-tvBeitrags die Zustände in Italien selbst näher überprüft haben. Solange sie diese Mühe nicht auf sich nahmen und solange sie die von ihnen angenommenen Zustände nicht bestätigt fanden, durften sie diese auch Wolfgang Wodarg nicht entgegenhalten.

e) Die Wortwahl „wirr“

Indem die Autoren Wolfgang Wodarg vorwerfen, er gehe mit „wirren Thesen“ viral, sprechen sie ihm die geistige Zurechnungsfähigkeit ab. Es handelt sich gleichsam um eine psychiatrische Ferndiagnose, für die indes weder Anlass noch Rechtfertigung bestand und besteht. Offensichtlich geht es den Autoren des Beitrags darum, Wolfgang Wodarg persönlich herabzusetzen. Und damit verwirklicht der Beitrag eine rechtswidrige Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts von Wolfgang Wodarg. Zwar muss sich ein Wissenschaftler, der sich in der Öffentlichkeit äußert, der Kritik seiner Leistung stellen. Die Grenze zur Verletzung des Persönlichkeitsrechts ist indes dort überschritten, wo die Kritik sich in reinen Schmähungen erschöpft, die keinen Bezug zum verfolgten Anliegen haben288. Die Grenze zur Schmähkritik ist überschritten, wenn die persönliche Herabsetzung des Kritisierten im Vordergrund steht289. In Anwendung dieser Grundsätze auf den n-tv-Beitrag ist das Persönlichkeitsrecht von Wolfgang Wodarg zwar noch nicht dadurch verletzt, dass seine Thesen in tendenziöser Weise und auf schlecht recherchierter Grundlage in der Sache verworfen werden. Wohl aber wird es dadurch verletzt, dass in der Überschrift eine Formulierung gewählt wird („wirr“), die keinen Bezug zum nachstehenden Text hat (in dem nicht einmal der Versuch unternommen wird, die Überlegungen von Wolfgang Wodarg als Produkt geistiger Verwirrung zu brandmarken) und folglich nur dazu dient, Wolfgang Wodarg persönlich anzugreifen.

f) Gesamtbewertung

Die Thesen von Wolfgang Wodarg werden durch den n-tv-Beitrag nicht widerlegt. Die Substanz der Argumente und die Tiefe der Recherchen kann nicht auch nur ansatzweise mit der Schärfe der Wortwahl („wirre Thesen“) Schritt halten. Jene Wortwahl überschreitet sogar die Grenze zu einer rechtswidrigen Persönlichkeitsrechtsverletzung zum Nachteil von Wolfgang Wodarg. Die berechtigten Erwartungen der Leserschaft werden deutlich unterboten.

4. Malte Kreutzfeld auf taz online vom 19. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

„Lungenarzt zu Corona: Gefährliche Verschwörungstheorien“ ­ schon die Überschrift des Beitrags macht deutlich, dass der Autor an den Thesen von Wolfgang Wodarg im nachfolgenden Text kein gutes Haar lassen wird. Und schon im ersten Satz jenes Textes wird das Wort „Verschwörungstheorien“ erneut verwendet und in Beziehung zu Wolfgang Wodarg gesetzt.

Umso gespannter schaue ich in die Autoreninformation290: Malte Kreutzfeld „hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert“. Keine Rede von spezifisch medizinischem Sachverstand, auch wenn mit Biologie ein wenigstens artverwandtes Fach vertreten ist. Welches Fach Malte Kreutzfeld aber mit welchem Abschluss erfolgreich absolviert hat, erfährt der Leser nicht. Jedenfalls zeigt schon der äußere Rahmen, dass jemand, der dem Sachverstand von Wolfgang Wodarg nichts auch nur halbwegs Gleichwertiges entgegenzusetzen hat, auszieht, um mit dem Brustton der Überzeugung die inhaltlichen Aussagen von Wolfgang Wodarg als Falschinformationen abzutun. Ob das wohl gutgehen kann?

b) Unklare Gedankenführung bei Malte Kreutzfeld

Malte Kreutzfeld beginnt die Auseinandersetzung mit Wolfgang Wodarg mit den folgenden Worten: „Sein zentrales Argument ist, dass es Coronaviren schon immer gegeben habe, bisher aber nie mit Tests danach gesucht wurde.“ Nachdem er anschließend eine Äußerung von Wolfgang Wodarg im Wortlaut zitiert hat, fährt er fort: „Zudem bestreitet er, dass das neuartige Coronavirus gefährlicher sei als die bisher bekannten. Und auch höhere Todeszahlen durch SARS-CoV-2 hält er für eine mediale Erfindung.“

Malte Kreutzfeld konfrontiert diese Aussagen mit folgendem Einwand: „Doch wie passt das zu den Bildern von überfüllten Krankenhäusern in Italien, in denen massenhaft mit SARS-CoV-2 infizierte PatientInnen sterben?“ Dies scheint zwar auf den ersten Blick als eine Art rhetorische Gegenfrage gedacht zu sein (so nach dem Motto: natürlich passt das nicht) ­ doch bleibt Malte Kreutzfeld hierbei nicht stehen, sondern geht zum nächsten Argument von Wolfgang Wodarg über: In Krankenhäusern, so wird Wolfgang Wodarg zitiert, stürben nun einmal viele, und die mediale Darstellung der Situation in den Krankenhäusern sei möglicherweise dadurch beeinflusst, dass europäische Finanzhilfen in Aussicht gestellt worden seien. Weiter lautet die Darstellung bei Malte Kreutzfeld:

„Auch den Virologen, die vor den Gefahren von SARS-CoV-2 warnen, unterstellt Wodarg niedere Motive. ,Das machen die Virologen, die leben davon`, raunt er. ,Und die machen dann Impfstoffe und wollen die verkaufen und machen Tests und verdienen daran und sind wichtig.“ Konkret greift er den in den Medien derzeit sehr präsenten Leiter der Virologie der Berliner Charité Christian Drosten an. Der von ihm entwickelte Test sei nicht aussagekräftig, weil er nicht nur auf das neuartige Coronavirus anspreche, sondern auch auf andere, sagt Wodarg. Zudem sei der Test noch nicht unabhängig validiert, also überprüft.“

Ich halte inne, weil mich die Art der Gedankenführung schlicht verwirrt: Es wird nicht etwa jeder einzelnen These von Wolfgang Wodarg die jeweilige Gegenthese gegenübergestellt. Vielmehr springt Malte Kreutzfeld von einer These zur nächsten, ohne der jeweils zuletzt referierten inhaltlich etwas entgegenzusetzen. Malte Kreutzfeld nimmt sich nun lediglich die Kritik von Christian Drosten vor und konfrontiert sie mit der bereits bekannten Erwiderung von Christian Drosten : Der Test sei vielfach überprüft worden, und er selbst verdiene daran nicht. Wieder bleibt nur der Gedankengang: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“

Malte Kreutzfeld verweist nunmehr auf die Beiträge von CORRECTIV und MDR und teilt mit, dass in jenen Beiträgen detaillierte Faktenchecks angestellt worden seien und gezeigt worden sei, dass die Thesen von Wolfgang Wodarg einer Überprüfung nicht standhielten. Es handelt sich um jene Beiträge, die wir hier bereits untersucht und für unzureichend befunden haben. Sodann konfrontiert Malte Kreutzfeld die Aussagen von Wolfgang Wodarg mit der Kritik von Karl Lauterbach, die indes erneut lediglich wiedergegeben wird. Wieder lesen wir also nur: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Schließlich stößt sich Malte Kreutzfeld noch an den Kanälen, auf denen Wolfgang Wodarg seine Ansichten verbreitet.

c) Gesamtbewertung

Die entscheidende Frage bleibt am Ende offen: Was ist an den Thesen von Wolfgang Wodarg „gefährlich“, und was ist „Verschwörungstheorie“? Nichts von dem, was in der Überschrift verheißen wird, wird im nachfolgenden Text eingelöst. Malte Kreutzfeld macht sich nicht einmal die Mühe, eigene Recherchen anzustellen. Offensichtlich hat er dem Sachverstand von Wolfgang Wodarg nichts entgegenzusetzen und versucht dies mit einer reißerischen Überschrift zu überspielen. Die berechtigten Erwartungen der Leserschaft werden deutlich unterboten. Dem Artikel von Malte Kreutzfeld fehlen sowohl inhaltliche Substanz als auch gedankliche Ordnung. Eine ganz schwache Leistung!

5. Veronika Simon auf SWR online vom 19. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Der Titel: „Neuartiges Coronavirus Wird Corona überschätzt? Faktencheck“ deutet zunächst darauf hin, dass die Autorin Veronika Simon eine in sachlichem Ton gehaltene Auseinandersetzung anstrebt. Auf reißerische oder gar herabsetzende Formulierungen wird verzichtet. Zur fachlichen Qualifikation der Autorin wird indes nichts preisgegeben.

b) Wie neu ist SARS CoV-2?

(1) Die Darstellung im Beitrag der Autorin

Die Autorin geht so vor, dass sie jede Aussage von Wolfgang Wodarg aufgreift, sodann kundtut, ob die jeweilige Aussage stimmt oder nicht und anschließend ihre Position begründet. Der erste Abschnitt des Beitrags wird wie folgt eingeleitet: „Das Virus ist nicht neu, es wird jetzt nur getestet - stimmt nicht“. Zunächst wird die Ansicht von Wolfgang Wodarg beschrieben, wonach das Virus nicht neu sei, sondern lediglich jetzt erst auffalle, weil man zuvor nie getestet habe. Dem entgegnet die Autorin:

„Dagegen spricht, dass es in Wuhan eine Häufung von schweren Lungenerkrankungen gab, deren Ursache nicht bekannt war. Erst dann hat man getestet, woher diese Erkrankungen kommen und es fiel auf: Hier gibt es ein neues Virus.“

(2) Die Rückführung eines Krankheitsbildes auf einen Krankheitserreger

Die Schlichtheit dieses Gedankengangs muss jeden aufhorchen lassen, der sich einmal damit beschäftigt hat, wie man feststellt, ob ein bestimmter Krankheitserreger für ein bestimmtes Krankheitsbild verantwortlich ist. Bei Robert Koch hört sich die Herausforderung, die es zu meistern gilt, wesentlich komplizierter an291:

  • Der Erreger muss bei allen erkrankten Organismen feststellbar sein.
  • Der Erreger muss sich aus einem erkrankten Organismus isolieren und in Reinkultur züchten lassen.
  • Der so in Reinkultur gezüchtete Erreger muss einem bisher gesunden Organismus zugeführt werden und dort die gleiche Erkrankung auslösen.
  • Der Erreger muss aus dem so erkrankten Organismus wiederum isoliert werden und sich als derselbe herausstellen, der ihm zuvor zugeführt worden war.

Diese sogenannten Koch´schen Postulate wurden 1937 von Thomas M. Rivers aufgegriffen und für Viruserkrankungen modifiziert292. Thomas M. Rivers machte dabei deutlich, dass auch er mit dem Anspruch antritt, sicherzustellen, dass ein Virus nicht nur zeitgleich mit dem Krankheitsbild auftritt, sondern für Letzteres ursächlich ist293. Thomas M. Rivers sah sich jedoch beim zweiten Koch´schen Postulat vor das Hindernis gestellt, dass nach damaligem Forschungsstand Viren sich nicht außerhalb lebender Organismen züchten ließen294. Deshalb plädierte er für die folgende Vorgehensweise295:

  • Das Virus muss regelmäßig (wenn auch nicht immer) in den Zellen erkrankter Organismen gefunden werden.
  • Das Virus muss im lebenden Gewebe gezüchtet werden, und zwar so, dass es sich von anderen Mikroben isolieren lässt. Letzteres kann beispielsweise durch Filtration geschehen.
  • Das Isolat muss einem gesunden Organismus zugeführt werden und dort dieselbe Krankheit verursachen.
  • Das Virus muss sich aus dem vormals gesunden und nunmehr erkrankten Organismus seinerseits wieder isolieren lassen.
  • Im vormals gesunden und nunmehr erkrankten Organismus muss sich eine spezifische Immunreaktion (Antikörper) auf das Virus nachweisen lassen.

Wer jetzt denkt, die Arbeiten von Robert Koch und Thomas M. Rivers seien schon sehr alt und für die heutigen Diskussion obsolet, wird bei der Durchsicht zeitgenössischer Literatur sehr schnell eines Besseren belehrt. Bis in die heutige Zeit finden diese Arbeiten Berücksichtigung ­ wenngleich in der Forschung weitere Modifikationen für den Kausalitätsnachweis zwischen Erreger und Krankheit für notwendig erachtet werden. So sei es nicht möglich gewesen, den Erreger des Creutzfeld-Jacob-Syndroms (Rinderwahn) mithilfe der Kriterien von Robert Koch oder Thomas Rivers zu ermitteln und ihm dieses Syndrom zuzuschreiben296. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass die technischen Möglichkeiten für die Kultivierung von Virenstämmen sich heute im Vergleich zu damals deutlich fortentwickelt hätten297.

Es ist völlig undenkbar, hier sämtliche Methoden vorzustellen und zu bewerten, die für den Kausalitätsnachweis in Betracht gezogen werden. Hingewiesen sei lediglich darauf, dass auch der Kausalitätsnachweis mittels PCR-Test298 seit geraumer Zeit in der Diskussion ist299. Wichtig ist hier jedoch nur, dass die Arbeiten von Robert Koch und Thomas M. Rivers bis heute offenbar den Ausgangspunkt eines jeden Beitrags bilden, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man ein bestimmtes Krankheitsbild auf einen bestimmten Krankheitserreger zurückführt. Andrew Kaufman stellt in einem Video vom 15. Juni 2020300 vier Studien vor, die allesamt für sich in Anspruch nehmen, das alte SARS-Virus von 2003 mithilfe der Postulate von Robert Koch in der Modifikation durch Thomas M. Rivers für die Lungenerkrankung verantwortlich zu machen, deren Verursachung dieses Virus verdächtigt wurde. Auch eine weitere, in dem Video nicht berücksichtigte Studie behauptet schon in ihrer Überschrift die Erfüllung der Koch´schen Postulate für das alte SARS-Virus301.

(3) Kausalitätsnachweis im Fall SARS CoV-2

Wenn ich mir nur diese wenigen Beiträge ansehe, muss ich als medizinischer Laie zwei Schlüsse ziehen: (1) Offensichtlich stellt das Unterfangen, ein Krankheitsbild kausal auf einen Krankheitserreger zurückzuführen, eine ganz erhebliche wissenschaftliche Herausforderung dar. (2) Für jeden, der sich mit Krankheitserregern und ihrem Kausalitätsnachweis beschäftigt, gehören die Vorarbeiten von Robert Koch und Thomas M. Rivers zur absoluten Pflichtlektüre. Amory Devreux und Rosemary Frei scheinen eine ganz ähnliche Beobachtung gemacht zu haben, wenn sie schreiben302:

“The principles have been altered almost beyond recognition by various researchers over the ensuing 130 years. But the changes concomitantly watered down the postulates. That's why they're still used today by most researchers seeking to robustly prove or disprove the existence of a pathogen and its exclusive relationship with a particular disease.“

Es überrascht daher nicht, dass einige Journalisten genauer in Erfahrung bringen wollen, wie weit die Forschung mit dem Versuch gediehen ist, jenes Krankheitsbild, das wir COVID-19 nennen, mit SARS CoV-2 als kausalem Krankheitserreger zu assoziieren. Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter fragten bei den Autoren einschlägiger Studien nach, ob sie SARS CoV-2 korrekt isoliert und von Verunreinigungen befreit hatten, bevor sie ihre Proben unter dem Elektronenmikroskop betrachteten. Keine einzige Forschergruppe303 konnte die Frage mit „Ja“ beantworten304. Das Gleiche erlebte der Blogger Samuel Eckert.305 Teilweise geben die Forschergruppen sogar in ihren Studien selbst zu, dass sie die Postulate von Robert Koch nicht eingelöst haben306. Andrew Kaufman versucht in einem Video vom 15. Juni 2020 darzulegen, dass die Postulate von Robert Koch in der Modifikation von Thomas Rivers in keiner der einschlägigen Studien eingelöst wurden307. Der Charité konnte die Auskunft, keine Partikelreinigung durchgeführt zu haben, sogar lediglich mit anwaltlicher Hilfe entlockt werden308. Amory Devreux und Rosemary Frei untersuchten die Studien, welche sich dem Kausalitätsnachweis widmen, näher und fanden die Postulate von Robert Koch ebenfalls nicht erfüllt309. Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter zogen eine Studie heran, die am 7. Mai 2020 als Preview im Magazin Nature veröffentlicht wurde310, und entnahmen ihr, dass die dort verwendeten, angeblich infizierten Mäuse keine klinischen Symptome gezeigt hätten, die klar auf eine Lungenentzündung hindeuteten.

(4) Folgerungen für die Bewertung des SWR-Beitrags

Auf mich als Laien wirkt das irgendwie so, als habe man nach der Devise gehandelt: Die Krise ist akut, es muss schnell gehen, da haben wir keine Zeit, genauer hinzuschauen. Indes ist hier nicht der Ort, zu beurteilen, ob Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter bzw. Amory Devreux und Rosemary Frei die von ihnen herangezogenen Studien zutreffend gewürdigt haben. Entscheidend ist allein, dass man aus den Beiträgen dieser beiden Autorenpaare gut ablesen kann, welche immense journalistische Herausforderung zu meistern ist, bevor man ein eigenes Statement zur Frage abgibt, ob ein bestimmter Krankheitserreger für ein bestimmtes Krankheitsbild verantwortlich ist. Mittlerweile scheint man allerdings mit dem Nachweis der Kausalität von SARS CoV-2 für die Symptome von COVID-19 weiter zu sein; ich werde darauf zurückkommen311. Lesen wir aber zunächst ein zweites Mal, was bei Veronika Simon von dieser Herausforderung übriggeblieben ist:

„Dagegen spricht, dass es in Wuhan eine Häufung von schweren Lungenerkrankungen gab, deren Ursache nicht bekannt war. Erst dann hat man getestet, woher diese Erkrankungen kommen und es fiel auf: Hier gibt es ein neues Virus.“

Kein Wort davon, ob die angebliche Lungenerkrankung durch spezifische, bis dato unbekannte Symptome aufgefallen war (es heißt ja lediglich, dass die Ursache nicht bekannt gewesen sei). Kein Wort davon, dass das gleichzeitige Auftreten von einem Krankheitsbild und einem Krankheitserreger noch nichts darüber aussagt, ob Letzterer für Ersteres verantwortlich ist. Den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität scheint Veronika Simon sich nicht einmal bewusst gemacht zu haben.

Und auf diesem offensichtlich unzureichenden Niveau meint Veronika Simon, einem ausgewiesenen Experten wie Wolfgang Wodarg fachlich entgegentreten zu können. Das konnte nur schiefgehen.

c) Zur Frage der Verbreitung von COVID-19

(1) Unterschiedliche Risikoeinschätzung

Der These von Wolfgang Wodarg, die Zahl der COVID-19-Fälle sei bisher (also zu jenem Zeitpunkt, da der Beitrag veröffentlicht wurde), stimmt die Autorin zu ­ aber mit dem Zusatz „noch“. „Wenn die Zahl der Infizierten mit dem neuartigen Coronavirus weiter rapide steigt, dann stimmt die Aussage von Dr. Wodarg nicht mehr.“ Dementsprechend tritt die Autorin auch der These entgegen, wir würden COVID-19 gar nicht bemerken, wenn wir nicht testen würden: Die Leute würden ja trotzdem krank und die Krankenhäuser überfüllt. Im Prinzip manifestiert sich hierin eine unterschiedliche Einschätzung über den weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens, ohne dass die Autorin irgendwelche Argumente vorzutragen vermöchte, welche jenen von Wolfgang Wodarg überlegen sind.

(2) Fehlerquellen bei der Registrierung von Infektionsfällen: ein erster Überblick

Wenn man die Zeit hinzunimmt, die seither verstrichen ist, so kann man zwar sagen, dass aktuell in Deutschland über 260.000 COVID-19-Infizierte gezählt worden sind312. Wir werden aber noch sehen, dass diese Zahl mit so erheblichen Fehlerquellen behaftet ist, dass sie kein realistisches Bild des Infektionsgeschehens zeichnet. An dieser Stelle nur so viel: Menschen, die mittels eines PCR-Tests positiv auf SARS CoV-2 getestet wurden, werden automatisch als Infizierte geführt. Dem Weg vom positiven Test zur Infektion stellen sich indes beträchtliche Hindernisse in den Weg, von denen ich hier nur die wichtigsten aufzeige: (1) Wir müssen uns mit der Frage befassen, ob ein PCR-Test überhaupt in der Lage ist, reproduktionsfähige Viren von leblosen Virus-Fragmenten zu unterscheiden. Wenn ein solcher Test auch auf tote Viren oder sogar auf einzelne Gen-Partikel von toten Viren reagiert, wäre der PCR-Diagnostik bereits die Grundlage entzogen. (2) In Zeiten, in denen nur wenige Menschen das Virus in sich tragen (also niedrige Durchseuchung bzw. niedrige Prävalenz), führen viele Testungen zu vielen falsch positiven Ergebnissen. Das kann ich selbst als Laie im Brustton der Überzeugung schreiben, weil diese Erkenntnis von bekannten Fachpolitikern, nämlich von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und von Karl Lauterbach, bereits öffentlich formuliert wurde. Die Konsequenz ist, dass ein positiver Test entsprechend weniger aussagt. (3) Ganz generell ist die Annahme, jemand könne positiv getestet, aber symptomfrei und trotzdem infiziert sein, mit erheblicher Vorsicht zu genießen. Dies alles werde ich an späterer Stelle näher ausführen313. (4) Ein weiteres Hindernis haben wir schon zuvor314 kennengelernt: Die absoluten Fallzahlen führen in die Irre, solange man sie nicht in das Verhältnis zur Anzahl der Testungen setzt, die insgesamt vorgenommen wurden. Entscheidend für die Risikobewertung sind also nicht die Infektionszahlen an sich, sondern die Infektionszahlen pro Kopf. Insgesamt wird die Einschätzung von Veronika Simon mithin auch durch die nachfolgende Entwicklung nicht zwingend bestätigt.

(3) Nochmals: Die Reproduktionskurve im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020

Demgegenüber spricht ein gewichtiges Indiz für die These von Wolfgang Wodarg, dass wir SARS CoV2 ohne Testungen gar nicht bemerken würden. Wir erinnern uns315:

  • Die Zahl der Testungen wurde im März deutlich hochgefahren.
  • Im Zuge dieses Vorgehens fielen zunächst immer mehr Tests positiv aus. Die Reproduktionskurve stieg also steil an.
  • Die Zahl der Testungen blieb in der Folgezeit hoch; gleichwohl wurden immer weniger Menschen positiv getestet, bis am 20. März der Reproduktionsfaktor unter 1 fiel.

Ich interpretiere diese Zahlen so, dass es Anfang März 2020 eine hohe Dunkelziffer gegeben haben muss. Diese ist dadurch sichtbar geworden, dass die Testungen ausgeweitet wurden. Wenn ab Mitte März 2020 die Reproduktionskurve abfiel, obwohl nach wie vor viel getestet wurde, deute ich dies als Hinweis darauf, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit von SARS CoV-2 sich ab dann nach und nach verlangsamte. Wenn wir aber Anfang März 2020 eine hohe Dunkelziffer hatten: Kann das nicht darauf hindeuten, dass der Erreger schon wesentlich früher wesentlich aktiver war, und zwar ohne dass wir es bemerkt haben316? Müssten wir daraus nicht vielleicht doch den Schluss ziehen, dass wir in dem Zeitpunkt, da die Reproduktionskurve abfiel, erst recht nichts mehr von dem Virus bemerkt hätten? Ich neige zu der Auffassung, dass die Annahme von Wolfgang Wodarg, wir hätten das Virus nicht bemerkt, wenn wir nicht getestet hätten, durch die Zahlen, die das Robert-Koch-Institut veröffentlicht hat, eher gestützt als widerlegt wird. Der US-amerikanische Epidemiologe John Ioannidis argumentiert in die gleiche Richtung wie Wolfgang Wodarg, wenn er ausführt317:

“If we had not known about a new virus out there, and had not checked individuals with PCR tests, the number of total deaths due to “influenza-like illness“ would not seem unusual this year. At most, we might have casually noted that flu this season seems to be a bit worse than average. The media coverage would have been less than for an NBA game between the two most indifferent teams.“

Eines muss man nun Veronika Simon zugutehalten: Die Reproduktionskurve wurde erst Mitte April 2020 veröffentlicht und damit später als der hier besprochene Bericht über Wolfgang Wodarg. Der Fehler der Autorin besteht aber darin, dass sie sich in ihrer eigenen Position viel zu früh festgelegt hat. Wer einem Experten wie Wolfgang Wodarg vorwerfen will, er verbreite falsche Informationen, muss selbst in der Lage sein, Gewissheit und Evidenz zu liefern.

d) Panik als Ursache der Überlastung von Krankenhäusern

Wolfgang Wodarg hatte sich dahin geäußert, dass die Krankenhäuser durch Panik belastet würden, nicht aber durch neue Krankheitsfälle. Dem tritt die Autorin wie folgt entgegen: Die deutschen Kliniken seien noch nicht überlastet, aber oft bereits am Rand der Belastbarkeit. Aus Italien und China wüssten wir, dass die Krankenhäuser tatsächlich überlastet seien und dass mehr Menschen als nötig stürben, da sie nicht beatmet werden könnten.

Zu den Verhältnissen in Italien haben wir bereits an früherer Stelle318 das Nötige gesagt: Dort hat die Panikmache in den Medien tatsächlich zur Überlastung der Kliniken geführt. Die Annahme, die deutschen Krankenhäuser stünden oft bereits am Rande der Belastbarkeit, steht nicht im Einklang mit Berichten, wonach in den Krankenhäusern das Pflegepersonal sogar in Kurzarbeit geschickt wurde319. Dem Vernehmen nach konnten die deutschen Kliniken sogar COVID-19-Patienten aus Italien und Frankreich versorgen320. Die Meldung datiert vom 24. März 2020 ­ das war einen Tag nach Inkrafttreten der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Ich finde es richtig, dass wir unseren EUPartnerländern in dieser Situation geholfen haben. Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass man einerseits offenbar einen Überfluss an Krankenhauskapazitäten verzeichnet, uns andererseits aber das Schreckbild einer Apokalypse im Gesundheitswesen an die Wand malt und mit dieser Begründung Kontaktsperren verhängt.

e) Zur Validität des Corona-Tests

Die Kritik von Wolfgang Wodarg an der fehlenden Validierung der Corona-Tests kontert Veronika Simon, indem sie die Erwiderung von Christian Drosten entgegensetzt: Der Test sei bereits entwickelt worden, als es noch keine Proben von SARS CoV-2 in Deutschland gegeben habe, und angepasst worden, als die Daten von SARS CoV-2 aus China durchgegeben worden seien. Dem aufmerksamen Leser wird bereits hier auffallen: Das Virus, das damals in Wuhan gefunden wurde, hat das Labor von Christian Drosten nie von innen gesehen. Ich werde darauf zurückkommen, wenn ich mich mit der maßgeblichen Veröffentlichung von Victor M. Corman und Christian Drosten im Einzelnen beschäftige321. In dieser Veröffentlichung heißt es tatsächlich wörtlich322:

“In the present case of 2019-nCoV, virus isolates or samples from infected patients have so far not become available to the international public health community.“

Das hätte für Veronika Simon eigentlich Anlass genug sein müssen, nachzufragen, wie man denn einen Test für ein Virus entwickeln kann, das man selbst nie im Original gesehen hat. Fragen dieser Art werden indes in dem hier besprochenen SWR-Beitrag nicht gestellt. Antworten darauf habe ich zwischenzeitlich von dritter Seite erhalten323.

Ungeachtet dessen fährt die Autorin wie folgt fort: „In hunderten Proben sei dieser neue Test dann bei älteren Formen des Coronavirus, sowie Erkältungsviren angewendet worden und habe nicht ein einziges Mal angeschlagen. Das heißt: der Test reagiert tatsächlich nur auf das aktuelle, neue Coronavirus und nicht auf ältere Formen oder andere Viren.“ Veronika Simon meint also, die Aussagen von Wolfgang Wodarg einfach schon dadurch widerlegen zu können, dass sie die Thesen von Christian Drosten entgegenhält. Damit finden wir also wieder die bereits bekannte und unzureichende Logik: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt“.

f) Gesamtbewertung

Dem Beitrag von Veronika Simon ist zwar zugute zu halten, dass auf reißerische und herabsetzende Formulierungen verzichtet wird. In der Sache kann der Beitrag den Anspruch, Wolfgang Wodarg zu widerlegen, indes an keiner Stelle einlösen.

6. Exkurs: Der Corona-Test und die Grenzen seiner Aussagekraft

Mehrfach haben wir hier bereits die Aussage von Wolfgang Wodarg kennengelernt, die derzeit verwendeten Testsysteme, mit deren Hilfe eine COVID-19-Infektion festgestellt werde, seien nicht validiert. Wolfgang Wodarg hatte dies damals insbesondere auf das Testsystem bezogen, welches im Labor von Christian Drosten entworfen worden war. Die Kritik von Wolfgang Wodarg war in den Beiträgen, in denen negativ über ihn berichtet wurde, allein mit dem Hinweis verworfen worden, Christian Drosten habe sich im gegenteiligen Sinne geäußert. Das konnte natürlich als Widerlegung nicht ausreichen. Was aber ist eigentlich genau dran an der Kritik an den Corona-Tests?

a) Rechtsgrundlagen

Wenn ich das Wort „validiert“ lese, lässt mich dies aufhorchen. Die Validierung setzt nämlich nicht nur ihr Objekt (nämlich das Testsystem), sondern auch ihr Subjekt voraus: Wer führt die Validierung durch? Und als Jurist frage ich weiter: Auf welcher Rechtsgrundlage und nach welchen Kriterien wird die Validierung durchgeführt? Und welche Rechtswirkungen zieht die erfolgreiche Validierung nach sich?

Wir haben bereits gesehen, dass man derzeit versucht, eine Infektion mit dem Erreger SARS CoV-2 mithilfe eines PCR-Tests festzustellen. So empfiehlt es das Robert-Koch-Institut324. Der PCR-Test wird damit als Diagnose-Instrument eingesetzt, und zwar als In-vitro-Diagnostikum im Sinne von § 3 Nr. 4 lit. a) Medizinproduktegesetz (MPG). Das bedeutet, dass ein solches Testsystem gemäß § 6 Abs. 1 MPG nur in den Verkehr gebracht und in Betrieb genommen werden darf, wenn es über eine sogenannte CE-Kennzeichnung verfügt. Diese wird nach § 5 Abs. 1 Medizinprodukte-Verordnung (MPV) nur erteilt, wenn der Hersteller ein Konformitätsbewertungsverfahren durchführt, das in der Richtlinie 98/79/EG über In-vitro-Diagnostika geregelt ist325. Die Anforderungen an solche Diagnose-Instrumente sind also EU-weit die gleichen. Das ist auch sinnvoll. Denn bei solchen Produkten muss sichergestellt werden, dass es im Binnenmarkt nicht zu einem Preiswettbewerb auf Kosten der Qualität kommt.

Wählt der Hersteller eines industriell gefertigten Testsystems in Anwendung des § 5 Abs. 1 Nr. 1 MPV das volle Qualitätssicherungsverfahren nach Anhang IV der Richtlinie 98/79/EG, so stellt er einen Antrag auf Bewertung seines Qualitätssicherungsverfahrens. Adressatin seines Antrags ist eine sogenannte „benannte Stelle“ im Sinne von Art. 15 dieser Richtlinie, also ein Rechtsträger, der hierzu von dem jeweiligen Mitgliedstaat auserwählt wurde. Diese benannte Stelle überprüft nicht etwa das jeweilige Produkt, sondern die Art und Weise, wie der Hersteller die Qualität seiner Produkte sicherstellt. Der Hersteller kann sich aber nach § 5 Abs. 1 Nr. 2 MPV auch für eine Baumusterprüfung gemäß Anhang V der Richtlinie entscheiden. Dann wird das Produkt selbst, genau genommen ein repräsentatives Exemplar, auf seine Konformität mit den rechtlichen Qualitätsvorgaben überprüft.

§ 5 Abs. 6 MPV kennt darüber hinaus aber auch ein vereinfachtes Verfahren für In-vitro-Diagnostika aus Eigenherstellung, die nicht im industriellen Maßstab gefertigt werden. In-vitro-Diagnostika aus Eigenherstellung sind gemäß § 3 Nr. 22 MPG solche, die in Laboratorien von Gesundheitseinrichtungen hergestellt werden und in diesen Laboratorien oder in Räumen in unmittelbarer Nähe zu diesen angewendet werden, ohne dass sie in den Verkehr gebracht werden. Im Klartext: Für den Gebrauch im eigenen Hause darf das Testlabor sein eigenes Testsystem herstellen und verwenden, muss allerdings sicherstellen, dass das Testsystem den grundlegenden Anforderungen nach Anhang I der Richtlinie 98/79/EG entspricht, und diese Sicherstellung nachprüfbar dokumentieren. § 5 Abs. 6 MPV findet seine parlamentsgesetzliche Entsprechung in § 12 Abs. 1 Satz 3 MPG. Der Verordnungsgeber hat sich also mit 3 % Abs. 6 MPG in dem durch das Gesetz bestimmten Rahmen gehalten.

b) Rechtlich unzulässiger Einsatz von PCR-Tests zu Diagnosezwecken?

Wir hatten vorhin im n-tv-Beitrag über Wolfgang Wodarg gelesen, die Corona-Tests seien „in einem vereinfachten Verfahren validiert“ worden. Was damit gemeint ist, bleibt mir juristisch ein Rätsel. Soll damit das Verfahren nach § 5 Abs. 6 MPV gemeint sein? Christian Drosten hat im Podcast vom 18.3.2020 selbst angegeben, dass es für das von ihm entwickelte Testsystem eine aufwendige Validierungsstudie gegeben habe und Firmen auf der ganzen Welt sofort damit begonnen hätten, auf der Grundlage seines Testprotokolls kommerzielle Testsysteme zu vertreiben326. Offenbar war das, was in seinem Labor gefertigt wurde, sofort Grundlage für industriell gefertigte Testsysteme. Innerhalb der EU durften diese folglich nur vertrieben und verwendet werden, wenn die Qualitätssicherung nach Maßgabe von § 5 Abs. 1 MPV in Verbindung mit Anhang IV, V der Richtlinie 98/79/EG durchlaufen worden war. § 5 Abs. 6 MPV ist eindeutig nicht anwendbar. Und von einer Notfallzulassung wissen weder das MPG noch die MPV noch die Richtlinie. Wie die rechtlichen Vorgaben außerhalb der EU ausgestaltet sind, habe ich freilich nicht überprüft.

Noch mehr verwundert es mich, wenn ich auf dem Produktinformations-Flyer des Herstellers Creative Diagnostics lese: „This product is for research use only and is not intended for diagnostic use“. Der Hersteller tritt also gar nicht mit dem Anspruch an, ein Diagnostikum zu vertreiben! Und auch das USamerikanische Center for Disease Control relativiert den diagnostischen Mehrwert eines PCR-Tests mit den Worten: „Positive results are indicative of active infection with 2019-nCoV but do not rule out bacterial infection or co-infection with other viruses. The agent detected may not be the definite cause of disease“. Dementsprechend trägt das CDC-Dokument auf der Titelseite in roter Schrift den Vermerk: “For Emergency Use Only“. Offenbar traut man dem Ergebnis eines positiven Tests nicht so recht. In einem Video, das sich kritisch zu den Corona-Maßnahmen äußert, wird erläutert, dass der PCR-Test kein diagnostischer Test, sondern ein Screening-Test sei327. Damit ist offenbar Folgendes gemeint: „Testungen, so wie sie gerade durchgeführt werden, können lediglich Infektionsgeschehen innerhalb einer Gesellschaft deuten, aber keinen individuellen Krankheitsfall beurteilen“328.

Darf also der PCR-Test gar nicht eingesetzt werden, um eine COVID-19-Diagnose zu stellen? Ist der gleichwohl verbreitete Einsatz möglicherweise sogar illegal? Oder muss ich einfach die juristische Brille ablegen und das Wort „validieren“ so deuten, dass irgendjemand überprüft hat, ob der Test bei Corona-kontaminierten Proben angeschlagen hat und bei nicht kontaminierten nicht? Aber selbst dann wird kein Schuh aus dem n-tv-Beitrag. Wenn der Test „in einem vereinfachten Verfahren validiert“ worden ist ­ wie passt das dann zu der „aufwendigen Validierungsstudie“, die angeblich stattgefunden haben soll?

Allen diesen Ungereimtheiten gilt es näher auf den Grund zu gehen. Denn wenn in der Berichterstattung in den Medien von einer (Corona-)„Neuinfektion“ die Rede ist, ist damit gemeint, dass jemand positiv auf SARS CoV-2 getestet wurde. Der positive Test wird also mit der Diagnose gleichgesetzt. Die Gleichung lautet dann schlicht: Positiver Test ist gleich Neuinfektion ist gleich Drama. Nach dieser Gleichung handeln offenbar auch die Behörden, wenn sie Quarantäne verfügen oder das öffentliche Leben herunterfahren. Hält diese Gleichung einer Überprüfung stand? Oder hat Wolfgang Wodarg vielleicht doch recht, wenn er die Diagnostik von COVID-19 anhand von PCR-Tests kritisiert?

c) Der PCR-Test: Keine Aussage zur Lebens- oder Vermehrungsfähigkeit von Viren

(1) Die Beschreibung der Funktionsweise ­ ein Fall für die Fachleute

Die Funktionsweise eines PCR-Tests wird von Ulrike Kämmerer, die als Professorin u.a. sowohl für Virologie als auch für Immunologie an der Universität Würzburg tätig ist, bei ihrer Befragung im Corona-Ausschuss vom 24. Juli 2020 anschaulich erläutert329. Würde ich mich als Jurist dem Unterfangen stellen, diese Funktionsweise mit eigenen Worten nachzuzeichnen, wären Ungenauigkeiten vorprogrammiert. Ich beschränke mich für die hier vorgelegte Abhandlung darauf, diejenigen Elemente aufzugreifen, die für die Bewertung der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg von Bedeutung sind. Die Frage lautet schlicht, ob die Journalisten, die dem Vorwurf der fehlenden Validierung entgegengetreten sind, für ihre gegenteilige Ansicht eine ausreichende fachliche Grundlage ermittelt haben.

(2) Die Suche nach kurzen Gen-Sequenzen ­ tot oder lebendig

Die bedeutsamste Aussage, die ich mir aus den mir zugänglichen Quellen erschließen konnte, ist die, dass nicht etwa nach dem gesamten Virus gesucht wird, sondern nach einem kurzen, genau definierten Teil der Erbinformation. Das Virus muss dafür nicht reproduktionsfähig sein. Mehr noch: Das Virus muss noch nicht einmal im Ganzen erhalten geblieben sein. Sowohl bei Ulrike Kämmerer330 als auch bei Beda Stadler, einem emeritierten Professor für Immunologie an der Universität Bern, finde ich diese Information bestätigt. Beda Stadler formuliert dies sehr drastisch331:

„Macht man also bei einem immunen Menschen einen PCR-Corona-Test, wird ja kein Virus detektiert, sondern nur ein kleines Stück des viralen Genoms. Der Test wird so lange positiv sein, bis keine Trümmer des Virus mehr vorhanden sind. Richtig, auch wenn längst keine infektiösen Viren mehr vorhanden sind, kann ein Corona-Test also noch positiv ausfallen, weil durch die PCR-Methode selbst ein kleines Stück des viralen Genmaterials im Test genügend vervielfältigt wird.“ So geschehen, als aus Korea die Meldung rund um den Globus ging und von der WHO übernommen wurde, dass mehr als zweihundert Koreaner, die Covid-19 durchgemacht hatten, wieder angesteckt worden seien, dass also wahrscheinlich keine Immunität gegen dieses Virus entstehe. Die Erklärung des wahren Sachverhalts und die Entschuldigung kamen erst etwas später, als man feststellte, dass die immunen Koreaner alle kerngesund seien und nur einen kurzen Zweikampf mit dem Virus hatten. Der Haken war eben, dass die Virustrümmer mit dem allzu sensitiven Test noch erfasst wurden und das Signal „positiv“ auslösten.“

Und an einer etwas späteren Stelle dieses Beitrags stellt Beda Stadler erneut klar: „Der Test kann aber nicht feststellen, ob die Viren noch intakt, also noch ansteckend sind“. Die vorher definierte GenSequenz wird sozusagen unter allen Umständen gesucht ­ tot oder lebendig. Den diagnostischen Wert eines PCR-Tests für die Feststellung einer Infektion mit SARS CoV-2 muss dies zwangsläufig eintrüben. Denn ich muss kein Arzt sein, um zu wissen, dass ich mit toten Viren oder gar mit Trümmern von toten Viren niemanden mehr anstecken kann. Noch einmal Beda Stadler:

„Wahrscheinlich beruhen bei uns eine Großzahl der täglich rapportierten Ansteckungen bloß auf solchen Virustrümmern.“

Vergleichbare Informationen finde ich auch andernorts332. So lese ich bei Florian Krammer, Vakzinologe an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York333:

„Wenn infektiöses Virus vorhanden ist, kann eine Person eine andere anstecken. Allerdings muss die Viruslast dafür bei vielen Viren hoch sein. Was aber mit dem PCR-Test detektiert wird, ist nicht das Virus, sondern das Virusgenom. Und es kommt sehr wohl oft vor, dass noch Virusgenom vorhanden ist, aber kein infektiöses Virus mehr.“

Isabella Eckerle, Professorin am Genfer Universitätsklinikum, äußert sich wie folgt334:

„Dabei sind auch gegen Ende Erkrankung, wenn der Patient schon wieder gesund ist, noch Reste des Virus in den Atemwegen zu finden. Man muss daher sehr vorsichtig sein, solche positiven Tests bei genesenen Patienten als eine Reinfektion zu interpretieren. Außerdem sind die Tests, die wir verwenden, extrem sensitiv. Wir testen dabei auf vorhandenes Viruserbgut in den Proben. Solange also noch Reste des Virus vorhanden sind, bleibt der Test positiv, obwohl das Virus vielleicht schon nicht mehr infektiös ist.“

Und in einem Beitrag von Udi Qimron, Uri Gavish, Eyal Shahar und Michael Levitt335, der sich (unter anderem) kritisch mit der These auseinandersetzt, man könne sich nach überstandener Infektion ein zweites Mal mit SARS CoV-2 infizieren, heißt es:

„All of these recurrent infections turned out to be testing errors (falsely positive) due to inability of the standard PCR test to distinguish between a live virus and its residual genetic material.“

In einer Meta-Analyse336 werden zahlreiche Studien mit dem Ziel ausgewertet, herauszufinden, wie lange Patienten, die mit SARS CoV-1, SARS CoV-2 und MERS infiziert waren, nach Beginn der Erkrankung noch (a) überhaupt Erbgut von SARS CoV-2 und (b) lebensfähige SARS CoV-2-Viren ausschieden. Die mit Abstand meisten der analysierten Studien sind dabei auf SARS CoV-2 gemünzt. Das Autorenteam konnte keine einzige Studie identifizieren, in denen Patienten am zehnten Tag nach Beginn der Erkrankung oder später noch lebensfähige Viren ausschieden. Das Erbgut von SARS CoV-2 als solches wurde von den Patienten aber noch mehrere Wochen später, im Extremfall 83 Tage später abgegeben. Daraus schließen die Autoren:

„Although SARS-CoV-2 RNA shedding in respiratory and stool can be prolonged, duration of viable virus is relatively short-lived. Thus, detection of viral RNA cannot be used to infer infectiousness.“

Ob diese Meta-Analyse in allen ihren Einzelaussagen valide ist, kann ich fachlich nicht bewerten. Eine noch jüngere Meta-Analyse337 gelangt immerhin zu ganz ähnlichen Ergebnissen: Das Zeitfenster, in dem lebensfähiges Virus ausgeschieden wird, ist deutlich kürzer (maximal 8 Tage nach Symptombeginn) als das Zeitfenster, in dem überhaupt virales Erbgut ausgeschieden wird (maximal 35 Tage nach Symptombeginn). In dieser Arbeit wird darauf hingewiesen, dass Patienten, die bereits genesen und dann erneut positiv getestet werden, sich nicht notwendig ein zweites Mal angesteckt haben, sondern möglicherweise immer noch abgestorbenes virales Erbgut in ihrem Körper tragen, auf das der Test reagiert hat. Die These, dass ein positives Testergebnis nicht den Schluss auf eine aktuelle Ansteckungsfähigkeit hindeutet, wird mithin auch durch diese jüngere Meta-Analyse bestätigt. Nehme ich dies alles zusammen, so scheint mir eine Grundtendenz aufzuleuchten: Nach überstandener Infektion oder Krankheit verbleiben im Körper eines betroffenen Menschen tote Virus-Trümmer, von denen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht. Auch sie werden aber von einem PCR-Test entdeckt.

(3) Konsequenz: Schwere Versäumnisse bei der journalistischen Recherche

Was das bedeutet, müssen wir uns in aller Deutlichkeit vor Augen führen: Der positive Test führt dazu, dass man mich in Quarantäne setzt. Und meine Kontaktpersonen gleich mit. Und wenn es viele positive Tests an einem Ort gibt, werden ganze Betriebe gesperrt, Geschäfte, Schulen und Kindergärten geschlossen, Kontaktverbote und Ausgangssperren ausgesprochen. Und das alles auf der Grundlage eines Testergebnisses, das schon von seinen immanenten Leistungsgrenzen darauf ausgelegt ist, massenweise Fehlalarme auszulösen. Und danach fragen die Journalisten nicht? Sondern erzählen uns bei positiven Tests völlig unreflektiert von Neuinfektionen? Und zwar bis in die jüngste Zeit?

Das zuletzt wiedergegebene Zitat aus der Meta-Analyse enthält übrigens eine interessante Notiz: Auch über den Stuhlgang wird SARS CoV-2 nach überstandener Infektion noch länger ausgeschieden. Erinnern wir uns: Ende 2019 wurde SARS CoV-2 in italienischen Abwässern nachgewiesen338. Die Stoffwechselprodukte von Infizierten müssen also vorher ins Abwasser gelangt sein ­ und sie können Erbgut von Viren enthalten, die aus Infektionen herrühren, die schon zum damaligen Zeitpunkt seit längerem überstanden waren. Kann dies den Schluss darauf zulassen, dass SARS CoV-2 schon deutlich vor Ende 2019 in Italien aktiv gewesen sein muss? Und wenn ja: Wie passt das zu der Erzählung, dass die COVID-19-Pandemie im Dezember 2019 ihren Anfang in Wuhan gemacht hat? Im Prinzip müsste man jetzt auch, soweit noch verfügbar, die Abwasserproben der Vormonate untersuchen ­ und zwar nicht nur in Italien, sondern europaweit.

d) Auf welche Viren reagiert der PCR-Test?

(1) Der Kern der Kontroverse zwischen Wolfgang Wodarg und Christian Drosten

Wohlgemerkt betrifft der Punkt tot oder lebendig noch gar nicht den Kern der Kritik, den Wolfgang Wodarg in Bezug auf die fehlende Validierung der Testsysteme übt. Wolfgang Wodarg bezweifelt vielmehr, dass die Gen-Sequenzen, nach denen gesucht wird, für humane Corona-Viren spezifisch seien. Wir haben bereits an früherer Stelle339 gesehen, welches Argument Wolfgang Wodarg dafür ins Feld führt: SARS CoV-2 sei auch in Tieren nachweisbar, könne also nicht für Menschen spezifisch sein. Insbesondere glaubt Wolfgang Wodarg nicht an die These, dass das Virus vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist340. Er befürchtet sogenannte Kreuzreaktionen mit anderen Corona-Viren: Der Test könne auch bei anderen Viren als SARS CoV-2 anschlagen. Christian Drosten ist dieser These bekanntlich entgegengetreten341: Der Test

„reagiert gegen kein anderes Coronavirus des Menschen und gegen kein anderes Erkältungsvirus des Menschen. Es stimmt, aber das ist natürlich eine vollkommen irreführende Information, rein theoretisch würde dieser Test gegen das alte SARS-Coronavirus reagieren. Das gibt es aber seit 16 Jahren nicht mehr beim Menschen. Und rein theoretisch würde dieser Test auch gegen eine ganze Reihe von Fledermaus-Coronaviren reagieren, aber die gibt es auch nicht beim Menschen. Und genauso ist es zum Beispiel, wenn wir uns jetzt andere Erkältungs-Coronavirus-Teste anschauen. Es gibt zum Beispiel ein Coronavirus beim Menschen, ein Erkältungs-Coronavirus, da würde der Test auf jeden Fall auch kreuzreagieren, gegen ein Coronavirus des Rindes, das beim Rind Durchfall macht, diese Viren sind sehr ähnlich. Und noch ein anderes, das würde kreuzreagieren gegen ein Coronavirus des Kamels. Und damit meine ich nicht das MERS-Virus, sondern ein anderes unserer normalen Erkältungsviren. Aber das hat mit der medizinischen Diagnostik und der Wertigkeit der Daten für die Epidemiologie überhaupt keine Bewandtnis. Wir testen mit diesem Test nur das neue Coronavirus beim Menschen. Wenn wir eine Patientenprobe testen und Date ist positiv, dann ist es dieses neue Coronavirus und auf gar keinen Fall eins der bekannten anderen Coronaviren.“

Im Klartext: Wolfgang Wodarg unterstellt dem Testsystem eine Fehlerquelle, die nach Ansicht von Christian Drosten gar nicht existiert. Wir erinnern uns: Die Beiträge über Wolfgang Wodarg, die wir bisher ausgewertet haben, erschöpften sich in der Behauptung, die Vorwürfe von Wolfgang Wodarg seien durch die Erwiderung von Christian Drosten entkräftet. Wir haben gesehen, dass diese Vorgehensweise bei weitem nicht hinreicht, um sich in einem Expertenstreit zu positionieren. Welche weiteren Fragen hätten die Autoren jener Beiträge also nunmehr stellen müssen?

(2) Zur Auswahl der gesuchten Gen-Sequenzen

Wie wir bereits gesehen haben342, war das Virus, das damals in Wuhan gefunden wurde, zumindest nach der dort zitierten Textpassage nicht selbst Gegenstand der Untersuchung, die ein Autorenteam um Victor M. Corman und Christian Drosten am 23. Januar 2020 veröffentlichten und die in der Folgezeit ganz wesentlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen sollte. Denn es gab noch keine klinischen Proben von COVID-19-Patienten. Folgt man dem weiteren Gedankengang der Untersuchung, so erkennt man, dass die Autoren seinerzeit versuchten, sich der vermuteten Struktur des Wuhan-Virus so weit wie möglich zu nähern, und musterten zu diesem Zweck die Gen-Datenbanken durch. Wie das Autorenteam zu ihrer Vermutung bezüglich der Struktur des Virus gelangten, wird wie folgt beschrieben343:

„Before public release of virus sequences from cases of 2019-nCoV, we relied on social media reports announcing detection of a SARS-like virus. We thus assumed that a SARS-related CoV is involved in the outbreak.“

Ausgehend hiervon identifizierte das Autorenteam drei Gen-Sequenzen, nach denen fortan mittels PCR gesucht werden sollte: das E-Gen, das N-Gen und das RdRP-Gen344. Auf einer der Abbildungen345 erkennt man auch noch eine längere Sequenz mit dem Namen Orf1a, eine weitere mit dem Namen Orf1ab, ein S-Gen und ein M-Gen. Das RdRP-Gen findet sich auf der Abbildung inmitten der Sequenz Orf1ab346. Das S-Gen steht für die Spike-Proteine, mit deren Hilfe das Virus in die menschlichen Zellen einzudringen versucht.

Man kann bis hierher festhalten: Die Vorstellung vom Erbgut von SARS CoV-2 scheint auf Vermutungen zu beruhen. Das mache ich dem Autorenteam selbstverständlich nicht zum Vorwurf: Wenn es keine Originalproben von dem Virus gibt und man aber einen neuen Erreger befürchtet, bleibt nichts anderes übrig. Und immerhin will man ja den Test angepasst haben, als neue Daten aus China vorlagen; Genaueres hierzu werde ich noch weiter unten ausführen347. Aber natürlich können derartige Unsicherheitsfaktoren die diagnostische Beweiskraft eines Testsystems eintrüben, das auf solchen Annahmen aufbaut. Freilich haben die Autoren selbst daran gedacht und versucht, Kreuzreaktionen mit einer ganzen Liste von anderen Viren auszuschließen, was nach eigenen Angaben auch gelungen ist348.

(3) Praktische Erfahrungen mit den Fehlerquoten von Testsystemen

Die Hersteller industriell gefertigter PCR-Testsysteme nehmen an Ringversuchen teil, in denen die Produkte auf ihre Fehlerquote überprüft werden. Wir unterscheiden Sensitivität und Spezifität: Zu 100% sensitiv ist ein Testsystem, wenn es bei allen anschlägt, welche die gesuchte Gen-Sequenz tatsächlich in sich tragen. Ein zu 100% sensitives Testsystem erwischt mit anderen Worten alle Richtigen. Zu 100% spezifisch ist ein Testsystem, wenn es bei niemandem anschlägt, der die gesuchte Gen-Sequenz nicht in sich trägt. Ein 100% spezifischer Test erwischt mit anderen Worten keine Falschen. Wenn Victor M. Corman, Christian Drosten und ihr Team angeben, der Test habe mit zahlreichen anderen Viren keine Kreuzreaktionen gezeigt, liegt darin die Behauptung, der von ihnen entwickelte PCR-Test sei zu 100% spezifisch.

Zahlreiche Hersteller von PCR-Tests, insbesondere von industriell gefertigten, nehmen mit ihren Produkten an Ringversuchen, teil, in denen die Sensitivität und Spezifität getestet wird. Angesehen habe ich mir die folgenden Ringtestungen: Ringversuch zum Virus-Genom-Nachweis SARS CoV-2 unter der Leitung von Heinz Zeichhardt, herausgegeben von INSTAND Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien im April 2020 (im Folgenden: INSTAND-Studie)349; SARS CoV-2 Molecular Assay Evaluation vom 3. Juli 2020, herausgegeben von der FIND Foundation (im Folgenden: FIND-Studie)350 sowie eine Studie, die in den Niederlanden entstanden ist und im Journal of Clinical Virology veröffentlicht wurde (im Folgenden: JCV-Studie)351. Mustert man diese Studien im Einzelnen durch, so fallen die folgenden Aspekte ins Auge:

  • Die verschiedenen Testsysteme suchen jeweils nach unterschiedlichen Gen-Sequenzen. Nicht alle suchen nur nach jenen, die das Autorenteam um Victor M. Corman und Christian Drosten seinerzeit gesucht hatten (nämlich E-Gen, N-Gen und RdRp-Gen352). Vielmehr wird teilweise auch das S-Gen gesucht oder gar die ganze Orf1a- oder Orf1ab-Sequenz.
  • Viele Testsysteme gingen mit durchaus respektablen Ergebnissen aus dem Ringversuch hervor. Vor allem bei der INSTAND-Studie schnitten einige wenige Testsysteme freilich erschreckend schlecht ab. Insgesamt muss beim Einsatz von Testsystemen mit Fehlerquoten gerechnet werden. Insbesondere die INSTAND-Studie zeigt, dass es durchaus Kreuzreaktionen mit anderen humanen Corona-Viren geben kann. Wir müssen also der Tatsache ins Auge sehen, dass ein Mensch falsch positiv getestet werden kann: Das Testsystem schlägt an, obwohl im Körper dieses Menschen keine Spur von SARS CoV-2 vorhanden ist. Also nicht einmal tote Virus-Trümmer.
  • Mustert man die Autorenliste in der Publikation des Teams um Victor M. Corman und Christian Drosten durch, so findet sich hierunter auch Olfert Landt, der das Unternehmen TIB Molbiol betreibt. Zwei Testsysteme von TIB Molbiol wurden in der INSTAND-Studie untersucht. Eines von ihnen zeigte Kreuzreaktionen sowohl mit dem Virus OC43353 als auch mit dem Virus 229E354. Da Olfert Landt an der besagten Publikation beteiligt war, spricht viel für die Annahme, dass die Testsysteme, die von TIB Molbiol vertrieben werden, auf dieser Publikation aufbauen. Wir erinnern uns: Christian Drosten hatte behauptet, solche Kreuzreaktionen gebe es nicht; der Test schlage nicht bei anderen bekannten Corona-Viren an. Kann diese Behauptung nach dem INSTAND-Ringversuch noch aufrechterhalten bleiben?
  • Die INSTAND-Studie hat Kreuzreaktionen mit allen, die JCV-Studie mit den meisten humanen Corona-Viren untersucht. Die FIND-Studie gibt nicht einmal an, welche Viren eingesetzt wurden, um die Spezifität zu untersuchen.
  • Die verschiedenen Testsysteme brachten ihre Ergebnisse nach einer unterschiedlichen Anzahl von Vervielfältigungszyklen hervor.

Und wohlgemerkt: Es waren vor allem kommerzielle Hersteller, deren PCR-Tests untersucht wurden. Wir erinnern uns: Ein Labor darf sich nach § 5 Abs. 6 MPV den PCR-Test für den Eigengebrauch auch selbst anfertigen. Zwar muss dann die von ihm selbst angegebene Spezifität erreicht (Anhang I Ziffer A.3. der Richtlinie 98/79/EG) und in der Gebrauchsanweisung angegeben werden (Anhang I Ziffer A.8.7.h, zweiter Spiegelstrich der Richtlinie 98/79/EG). Nirgends wird aber festgelegt, welche Spezifität der Test erreichen muss. Dies alles gilt wohlgemerkt innerhalb der EU. Die rechtlichen Anforderungen außerhalb der EU habe ich nicht überprüft.

Was bedeutet dies alles in der Praxis? PCR-Tests gehören, wenn ich es richtig sehe, seit ihrer Erfindung durch den Chemie-Nobelpreisträger Kary Mullis zum absoluten Grundhandwerkszeug der Molekularbiologie. Jedes Labor kann sich einen PCR-Test im eigenen Hause „basteln“. Jedes Labor kann selbst definieren, wonach es sucht. Niemand weiß, wie zuverlässig das Testsystem dann ist. Im Prinzip hängt die Aussagekraft des Testergebnisses davon ab, mit welchem Berufsethos im Labor bei der Entwicklung des hauseigenen PCR-Tests vorgegangen wurde.

Mit alledem ist das Potential möglicher Fehlerquellen bei der Qualität der Testsysteme noch lange nicht erschöpft. Denn die Testsysteme, die eingesetzt werden, variieren international sehr stark355. Aus Indien wird berichtet, dass unzuverlässige Schnelltests eingesetzt werden356. Mehrfach wurde in den Medien über kontaminierte PCR-Tests berichtet, die zurückgerufen werden mussten357. Die Food and Drugs Administration in den USA sah sich eines Tages gezwungen, Kliniken, Ärzte und Pflegepersonal vor einem Testsystem zu warnen, nachdem dessen Hersteller herausgefunden hatte, dass dieses System 3% falsch positive Ergebnisse liefert358. Aber auch in Deutschland sind Qualitätsprobleme nicht ausgeschlossen. Der Kreis Vogelsberg in Hessen veranlasste im Juni 2020 eine Nachtestung von 14 Personen, die in einem Labor, welches von der Kassenärztlichen Vereinigung eingesetzt worden war, zunächst positiv getestet worden waren. Alle 14 Personen waren ohne Symptome geblieben. Die Nachtestung ergab bei allen 14 Personen ein negatives Ergebnis. Dies führte zu heftigen Kontroversen zwischen dem Kreis Vogelsberg und der Kassenärztlichen Vereinigung359.

Nimmt man dies alles zusammen, so müssen Zweifel an der Berichterstattung in den Medien über Corona-Neuinfektionen erlaubt sein. Kann man sich wirklich darauf verlassen, dass alle diese Fehlerquellen bei den Recherchen überprüft wurden, bevor wieder irgendwelche Zahlen in die Welt gesetzt werden, die angeblich auf ein hohes Infektionsgeschehen hindeuten und uns weiter in Angst und Schrecken versetzen sollen?

(4) Folgerungen für die Anforderungen an die journalistische Recherche</p>

Und jetzt kommen wir zurück zur Berichterstattung über Wolfgang Wodarg: Es war absolut richtig, dass er auf die fehlende Validierung der PCR-Tests hingewiesen hat. Ja, die Corona-Tests können falsche Ergebnisse hervorbringen! Die Autoren der JCV-Studie weisen sogar selbst darauf hin, dass sie nur wenige Proben verwendet haben und daher vor der Anwendung der Testsysteme, welche Gegenstand ihrer Studie waren, eine ergänzende Validierung empfehlen360.

Für die allgemeine Corona-Berichterstattung ergibt sich aus dem Vorstehenden, dass die Gleichung „Positiv getestet ist gleich Neuinfektion ist gleich Drama“ vor weitere Hürden gestellt ist. Wenn man es ganz genau nimmt, muss man fragen, welches Testsystem eingesetzt wurde, nach welchen Genen es sucht, ob etwas über eine mögliche Fehlerquote bekannt ist und wer eigentlich die Qualität des Testsystems gewährleistet. Man darf also erst einmal gar nichts glauben. Man muss vielmehr alle diese Fragen stellen, bevor der Schluss gerechtfertigt ist, dass tatsächlich SARS CoV-2 gefunden wurde. Und wie gesagt: Dann wissen wir immer noch nicht, ob es sich wirklich um ein vermehrungsfähiges Virus handelt oder aber nur um leblose Partikel.

e) Das Problem des positiven Vorhersagewerts

Wir sehen schon: Der Weg vom positiven Corona-Test zur Neuinfektion ist steinig. Wenn wir kurz zu den Rechtsgrundlagen zurückkehren, so lassen bereits die bisherigen Erkenntnisse daran zweifeln, ob PCR-Tests überhaupt zu diagnostischen Zwecken eingesetzt werden dürfen. Zwar ist zuzugeben, dass mittlerweile zahlreiche Testsysteme über eine CE-Kennzeichnung verfügen. Aber das besagt noch nicht, dass sie zur Feststellung einer Infektion bestimmt sind.

Indes: Der Parcours der Hürden, die ein positiver Test zu überwinden hat, bis er auf eine Neuinfektion schließen lässt, ist noch nicht zu Ende. Wir kommen jetzt zu einem weiteren Hindernis, das so auf der Hand liegt, dass es auch in das Bewusstsein der Politik gerückt ist.

(1) Äußerungen prominenter Fachpolitiker

Kein Geringerer als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte am 14. Juni 2020 in einem ARDInterview Folgendes:

„Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht nachher durch zu umfangreiches Testen ... zuviel falsch Positive haben. Weil die Tests ja nicht 100% genau sind, sondern auch ´ne kleine, aber eben auch ´ne Fehlerquote haben. Und wenn insgesamt das Infektionsgeschehen immer weiter runtergeht und Sie gleichzeitig das Testen auf Millionen ausweiten, dann haben Sie auf einmal viel mehr falsch Positive als tatsächlich Positive.“

Jens Spahn plädiert aus diesem Grunde dafür, nur zielgerichtet zu testen. Und auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach blies in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk361 in dieses Horn: Selbst bei Testsystemen, die gut funktionierten, könne es zu falsch positiven Ergebnissen kommen. Deshalb müssten die Testungen gezielt eingesetzt werden, etwa bei Pflegekräften oder Beschäftigten in Kindertagesstätten362.

Folgerichtig heißt es auch auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts363:

„Bei niedriger Prävalenz und niederschwelliger Testindikation (einschließlich der Testung asymptomatischer Personen) werden an die Spezifität der Teste im Hinblick auf den positiven Vorhersagewert hohe Anforderungen gestellt.“

Will sagen: Je weniger Menschen tatsächlich an COVID-19 erkrankt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein positiver Test nicht auf eine Infektion hindeutet, sondern sich in einem Fehlalarm erschöpft. In der regierungskritischen Berichterstattung ist auf diesen Befund auch durchaus schon hingewiesen worden364, ebenso in der Fachliteratur365, in Stellungnahmen von Fachleuten an die Adresse der Allgemeinheit366 und sogar auf der Internetseite der britischen Regierung367.

(2) Ein einfaches Rechenbeispiel

Unterstellen wir einmal, es würden durchweg Testsysteme mit nur geringen Fehlerquoten eingesetzt. Wie kann es dann geschehen, dass unter denen, die positiv getestet wurden, nur noch eine Minderheit tatsächlich die gesuchten Gene von SARS CoV-2 im Körper trägt? Wie kann es sein, dass gute Testsysteme gleichwohl zu einer Überzahl an Fehlalarmen führen?

Nehmen wir dafür die Zahlen, die das Robert-Koch-Institut am 16. September 2020 veröffentlicht hat: In Kalenderwoche 31 wurde 581.037 Testungen dokumentiert, davon 5.699, also knapp 1% positive368. Unterstellen wir also eine Durchseuchung (Prävalenz) von 1%. Runden wir die Zahlen zu Vereinfachung auf 500.000 Testungen insgesamt ab. Nehmen wir an, die eingesetzten Testsysteme wären zu 99% sensitiv und zu 99% spezifisch ­ also schon ziemlich gut. Das würde an sich Folgendes bedeuten:

Das Testsystem findet 99% von 5.000 „Richtigen“ = 4.950 Personen, die das Virus (tot oder lebendig) tatsächlich in sich tragen.

Das Testsystem findet unter den übrigen 99% (= 495.000 Personen) 1% „Falsche“, also Personen, die das Virus nicht in sich tragen. Das wären noch einmal 4.950 Personen.

Wir sehen: Das an sich sehr gute Testsystem produziert in diesem Rechenbeispiel 4.950 richtig Positive und 4.950 falsch Positive, insgesamt 9.900 Positive. Ich kann also selbst bei einem sehr guten Testsystem nur noch mit 50% Wahrscheinlichkeit sagen, dass die positiv getestete Person SARS CoV-2 in sich trägt (und ich wiederhole noch einmal: und dann weiß ich immer noch nicht, ob das Virus lebt). Das Testergebnis hat, wie man sagt, einen positiven Vorhersagewert von 50%. Wir erkennen an diesem Rechenbeispiel ebenso, dass sich falsch positive und falsch negative Testergebnisse nicht etwa neutralisieren. Wenn ich maximal 1% richtig positive Personen aufdecken kann, weil ich gar nicht mehr Infizierte habe, können mir gar nicht so viele Träger des Erregers durch die Lappen gehen, dass die Summe der Unentdeckten die Summe der falsch Positiven, also der zu Unrecht als Virenträger Infizierten aufzuwiegen vermöchte.

Nun haben wir aber gesehen, dass das Robert-Koch-Institut keine 9.900, sondern lediglich (abermals abgerundet) 5.000 positive Testungen dokumentiert hat. Und wir haben gesehen: Bei 99% Spezifität und 500.000 Testungen kommen wir auf 4.950 falsch Positive. Es bleiben also nur noch 50 richtig Positive übrig! Der positive Vorhersagewert eines positiven Corona-Tests sinkt auf wenig mehr als 1% herab! Knapp 99% der positiven Tests erschöpften sich in einem Fehlalarm! Und das wohlgemerkt bei einem guten Testsystem!

Und selbst bei dem einen Prozent, bei dem das Testsystem tatsächlich zu Recht angeschlagen hat, wissen wir immer noch nicht mit letzter Genauigkeit, ob das Virus lebensfähig ist oder nicht. Wir werden zwar sogleich369 jene Testergebnisse, in denen nur noch Virus-Fragmente gefunden wurden, bereits als falsch positiv definieren. Aber vielleicht gibt es ja auch Fälle, in denen das virale Erbgut zwar vollständig am Stück erhalten, jedoch nicht mehr reproduktionsfähig ist? Oder es ist wenigstens insoweit am Stück erhalten, dass das getestete Fragment genau die zwei (oder mehr) Gen-Sequenzen enthält, auf die das eingesetzte Testsystem ausgerichtet war? An dieser Stelle komme ich ohne fachlichen Rat nicht weiter. Aber wenn das Testsystem nicht danach fragt, ob das gefundene Erbgut noch von vermehrungsfähigen Viren stammt, muss ich zumindest einkalkulieren, dass diese Fehlerquelle auch bei richtig positiven Testergebnissen dem Grunde nach bestehen bleibt.

(3) Grundsatzkritik am Einsatz von PCR-Tests für die COVID-19-Diagnostik

Den höchst unerfreulichen positiven Vorhersagewert von lediglich 1% kann man ggf. wieder nach oben korrigieren, wenn man eine noch etwas höhere Spezifität, also irgendwo zwischen 99% und 100% unterstellt. Ein sehr gutes Testsystem mag es auf eine Spezifität von 99,5% bringen370. Freilich wissen wir nicht, welches Testlabor welches Testsystem von welcher Qualität verwendet. Der Heidelberger Allgemeinmediziner Gunter Frank hält einen Anteil von 1% falsch positiver Testungen für realistisch371. Allerdings ist das ein Schätzwert, bei dem wir auf die Dauer nicht stehenbleiben sollten. Es ist Aufgabe der Wissenschaft, sich nicht mit abstrakten Rechenbeispielen zu begnügen, sondern verlässliche Daten zu erheben, um den positiven Vorhersagewert genauer bestimmen zu können. Bezogen auf die USA (dort wiederum auch getrennt nach Bundesstaaten) sowie auf zahlreiche andere Länder ist dies für den Zeitraum von Anfang März bis Anfang Mai 2020 versucht worden372 ­ mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen.

Aber wir merken: Die Beurteilung des positiven Vorhersagewerts beruht auf Annahmen über die Qualität der eingesetzten Testsysteme, über die wir keine näheren Informationen haben. Es kann daher nicht überraschen, dass der Einsatz von PCR-Tests zur Diagnostik von COVID-19 noch viel grundsätzlicher kritisiert wird. Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter rügen, es gebe keinen sogenannten Goldstandard373. Damit ist Folgendes gemeint: Man habe kein Vorbild, welches das Virus zu 100% nachweise und an dem man sich daher orientieren könne, wenn es gelte, die Nachweiskraft der PCR-Tests einzuschätzen, die ja, wie wir gesehen haben, nicht nach dem ganzen Virus suchen, sondern nur nach Teilen davon. Die Autoren kritisieren mit diesem Argument eine britische Studie, welche die klinische Einschätzung von Patienten ihrerseits zum „best available gold standard“ erklärt374. Sie weisen auf Studien hin, in denen es bei den getesteten Patienten widersprüchliche Testergebnisse gegeben habe375.

Damit sind wir an einem ganz entscheidenden Punkt angelangt. Wir haben offenbar keine Mittel, um SARS CoV-2 als ganzes Virus nachzuweisen. Wir haben anscheinend nichts Besseres als die PCR-Tests. Wir erinnern uns, was Wolfgang Wodarg im n-tv-Bericht entgegengehalten wurde: Der Test sei in einem vorläufigen Verfahren (was auch immer das sein soll) validiert worden, weil das in der Notlage gar nicht anders möglich gewesen sei. Will sagen: Lieber ein bedingt geeignetes Beweismittel als gar keines?

Wenn wir uns jetzt aber vor Augen führen, welche potentiellen Hindernisse auf dem Weg von einem positiven Test zu einer Infektion wir bereits identifizieren konnten, frage ich mich: Ist der PCR-Test überhaupt auch nur bedingt geeignet für eine COVID-19-Diagnose? Oder ist die Verzweiflung unter den Ärzten und Gesundheitsbehörden so groß, dass sie noch weitergehen und lieber ein gänzlich ungeeignetes nehmen als überhaupt keines? So lässt sich möglicherweise ein Hinweis auf der Internetseite der australischen Arzneimittelbehörde deuten. Dort heißt es mit Stand 26. August 2020376:

“The reliability of COVID-19 tests is uncertain due to the limited evidence base. Available evidence mainly comes from symptomatic patients, and their clinical role in detecting asymptomatic carriers is unclear.“

Wohlgemerkt: Auf der Basis erkanntermaßen unzuverlässiger Tests gilt in Teilen Australiens ein harter Lockdown. Schwerste Grundrechtseingriffe auf der Basis erkannter Evidenzlücken. Wie lange soll das so weitergehen377? Immerhin muss man der australischen Regierung aber zugeben, dass sie sich das Problem überhaupt bewusst macht.

Ganz anders die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, die sich auf Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe außerstande sah, irgendwelche Angaben dazu zu machen, von welchen Herstellern Testsysteme für Corona-Tests bezogen wurden, welche Sensitivität und Spezifität der eingesetzten Systeme aufweisen, ob (ggf. wie viele) Personen mehrfach mit unterschiedlichem Ergebnis getestet wurden und welches Ergebnis in diesem Fall in die Statistik aufgenommen wurde378. Eine FalschPositiv-Rate wurde nach Angaben der Senatsverwaltung nicht in Betracht gezogen ­ also positiv getestet ist gleich Neuinfektion ist gleich Drama. Schon mal was vom Problem des Vorhersagewerts gehört? Offenbar nicht. Der Berliner Senat hüllt sich in Ahnungslosigkeit.

(4) Doppelte Wahrscheinlichkeit ­ ein Einwand?

Frank Traeger hält dem Versuch, die Aussagekraft von PCR-Tests unter Berufung auf ihre Fehlerquoten zu relativieren, Folgendes entgegen379: Viele Testsysteme, die auf dem Markt verfügbar seien, suchten nicht nur nach einem, sondern nach mehreren Gensequenzen von SARS-CoV-2. Wenn nun ein Testsystem bei einer dieser Sequenzen falsch positiv anschlage, so könne es immer noch sein, dass es aber bei der anderen Sequenz zu Recht anschlage. Man müsse dann, um den Anteil falsch positiver Tests zu ermitteln, diese Prozentsätze miteinander multiplizieren. Ein Beispiel liefert Frank Traeger gleich mit: Werde bei einer Gensequenz eine Falsch-Positiv-Rate von 2% und bei einer anderen eine solche von ebenfalls 2% festgestellt, liege die Wahrscheinlichkeit, dass das Testsystem bei beiden Gensequenzen ausschlage, bei 0,02 mal 0,02 = 0,0004 = 0,04%. In die gleiche Richtung argumentieren jüngst auch Alicia Echtermann380 und Christian Drosten381. Einfacher ausgedrückt kann man den Gedankengang wie folgt formulieren: Wenn nach zwei Genen gesucht werde und das Testsystem bei einem Gen richtig positiv ausschlage und beim anderen falsch positiv, sei das Virus zutreffend identifiziert. Denn eines der Gene sei ja tatsächlich vorhanden.

Dieser Einwand klingt auf den ersten Blick bestechend, überzeugt aber bei näherem Hinsehen nicht. Denn ich muss mir immer vor Augen halten, was ich nachweisen will: Ich will nachweisen, dass jemand infiziert ist. Das Mindeste, was ich von dem Testsystem erwarten muss, ist also, dass ich aus dem Testergebnis den Schluss ziehen kann, das gesamte Virus gefunden zu haben. Denn mit leblosen VirusPartikeln kann ich weder infiziert sein noch jemanden anstecken. Und ich muss sicher sein, dass ich genau dieses Virus und kein anderes gefunden habe. Diese Gewissheit wird erschüttert, wenn eine Gensequenz gefunden wird und eine andere nicht: Dann muss ich mich nämlich fragen, ob die Sequenz, die ich gefunden habe, wirklich nur bei dem Virus vorkommt, das ich nachweisen will, oder auch bei anderen Viren. Es reicht also gerade nicht aus, wenn man eine Gensequenz findet und eine andere nicht. Wenn ich also erfolgreich das N-Gen gefunden habe und jetzt in einem Zweittest nach dem RdRp-Gen suche, dieses aber nicht finde, ist der Test insgesamt negativ, und zwar zu Recht negativ. Denn ich habe eben nicht das ganze Virus nachweisen können. Nur mit dieser Konsequenz ergibt die Suche nach einem zweiten Gen überhaupt einen Sinn.

Blicken wir nun auf den Fall, dass das Testsystem nur bei einer Sequenz zu Recht anschlägt und bei einer anderen Sequenz zwar anschlägt, aber eben zu Unrecht. Hier glaube ich zwar, das gesamte Virus gefunden zu haben. Ich habe es aber nicht gefunden. Denn eines der beiden Gene, die ich gesucht habe, ist in Wirklichkeit nicht vorhanden. Eine Chance, das Virus gefunden zu haben, habe ich jedoch nur, wenn ich alle Sequenzen seines Genoms identifizieren kann. Und deshalb ist das gesamte Testergebnis wertlos, wenn es auch nur eine Sequenz als vorhanden ausgibt, obwohl sie in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Denn dann habe ich eben nur scheinbar das gesamte Virus (bzw. alle Teile, nach denen ich gesucht habe) gefunden. In Wirklichkeit ist, das was ich gefunden habe, entweder ein anderes Virus mit einem ähnlichen Genom (Kreuzreaktion), oder aber nur ein Teil des eigentlich gesuchten Virus, also ein lebloses Partikel ­ und dann völlig ungefährlich.

Anders ausgedrückt: Ein Test auf ein zweites Gen ergibt nur dann einen Sinn, wenn in dem Fall, dass der zweite Test negativ ist, der gesamte Test negativ ist. Dann aber ist der gesamte Test falsch positiv, wenn auch nur auf eines der beiden untersuchten Gene falsch positiv getestet wurde. Dabei ist es gleichgültig, ob der Test auf das erste oder der Test auf das zweite Gen falsch positiv ausfällt. Der Einwand, den Frank Traeger und Christian Drosten aus dem Prinzip der doppelten Wahrscheinlichkeit ableiten, greift damit im Ergebnis nicht durch, sondern entpuppt sich als vergeblicher Versuch, die Mängel im positiven Vorhersagewert eines PCR-Tests zu verschleiern.

Die Sorge, die Jens Spahn im ARD-Interview vom 14. Juni 2020 äußerte, ist nach alledem vollkommen berechtigt. Ja, es muss damit gerechnet werden, dass zu viele Testungen bei geringer Durchseuchung zahlreiche falsch positive Ergebnisse hervorbringen ­ mehr falsch als richtig positive. Und das wohlgemerkt auch bei qualitativ hochwertigen Testsystemen. Die Einschätzung des Robert-KochInstituts im Epidemiologischen Bulletin Nr. 35/2020, wonach die analytische Spezifität bei korrekter Durchführung und Bewertung bei nahezu 100% liegt382, bedarf vor diesem Hintergrund der Überprüfung ­ zumal wir nicht wissen, wie gut die Testsysteme sind, die in den einzelnen Laboren eingesetzt werden, und ob alle Testungen wirklich korrekt durchgeführt und bewertet werden.

Die Formulierung „nahezu 100%“ ist zudem ohne nähere Präzisierung kaum aussagekräftig. Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin geht in einer Stellungnahme vom 8. September 2020 von einer SARS CoV-2-Prävalenz von 0,025% aus und schließt daraus, dass selbst Testsysteme mit einer Spezifität von 99,9% deutlich mehr falsch als richtig positive Ergebnisse hervorbringen383. 99,9% ist aber doch „nahezu 100%“ ­ oder besteht das Robert-Koch-Institut auf noch mehr Nach-KommaStellen, bevor es von „nahezu 100%“ sprechen will?

(5) Folgerungen für die journalistische Recherche

Von der Berichterstattung in den Medien konnte zu Beginn der Krise gewiss nicht erwartet werden, diese Zusammenhänge sofort zu durchdringen. Spätestens als Jens Spahn öffentlich auf das Problem aufmerksam machte, dass wir möglicherweise mehr falsch positive als richtig positive Tests bekommen, hätten jene, die ihre Leserschaft über die Corona-Krise informieren, diesem Hinweis nachgehen müssen. Wir haben es hier mit einer Fehlerquelle bei positiven Corona-Tests zu tun, die den Medien auf dem Silbertablett serviert wurde. Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Leitmedien stattdessen nach wie vor unreflektiert die Gleichung verkünden: Positiv getestet ist gleich Neuinfektion ist gleich Drama.

Besonders fatal wirkt sich dieses Versäumnis aus, wenn es mit der Darstellung absoluter Fallzahlen einhergeht. Wir haben bereits gesehen384, dass es kein überzeugendes Argument gibt, das Infektionsgeschehen anhand der absoluten Zahl von Neuinfektionen (die zudem in Wirklichkeit nur positive Tests sind) darzustellen, die dann Tag für Tag weiter aufaddiert werden. Seriös ist allein eine Darstellung des Anteils positiver Tests an den insgesamt durchgeführten Testungen. Diese Darstellung bietet das Robert-Koch-Institut jeden Mittwoch. Mustert man die Tabellen durch385, so erhellt, dass seit Wochen nicht einmal mehr 1% aller Testergebnisse positiv ausfallen. Gleichzeitig wurde die Zahl der Testungen erhöht ­ und daraus in der Berichterstattung der Schluss gezogen, dass die Zahl der Neuinfektionen bedrohlich ansteigt.

Die Interpretation dieser angeblichen Bedrohung wird dann von den Medien geliefert386: Die deutschen Urlauber schleppen mit ihrer Rückkehr die Seuche ein. Und es wird im Sommer zuviel Party gefeiert. Was für ein sträflicher Leichtsinn! Und weil wir nicht artig waren, gibt es jetzt bald wieder Hausarrest für alle. Evidenz für diesen Erklärungsversuch? Fehlanzeige. Allenfalls wird darauf verwiesen, dass ein relativ hoher Prozentsatz der positiv Getesteten kürzlich aus dem Ausland zurückgekehrt sei. Das liegt aber vermutlich daran, dass gerade diese Personengruppen am häufigsten getestet werden, und das auch noch in einem hoch kontaminationsverdächtigen Umfeld: an Autobahnen und auf Flughäfen. Und im Modus der Massenabfertigung. Mir kann kein Mensch erzählen, dass man da saubere Abstrich-Proben bekommt. Aber Hauptsache, man findet einen Schuldigen dafür, dass jetzt angeblich alles wieder schlimmer wird.

Abgesehen davon, dass ich diesen Erziehungsjournalismus nicht mehr ertrage, kulminieren hier gleich zwei eklatante journalistische Fehlleistungen: Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Leitmedien die wöchentlichen Informationen des Robert-Koch-Instituts zum Anteil der positiven an den insgesamt durchgeführten Tests nicht auswerten. Es ist nicht nachvollziehbar, weswegen die Leitmedien trotz der Steilvorlage durch Jens Spahn nicht auf die Idee kommen, dass hier möglicherweise kein Infektionsgeschehen berichtet wird, sondern nur noch die übliche Fehlerquote. Karina Reiß und Sucharit Bhakdi sprechen insoweit von einer „Laborpandemie“387. Und das soll die Grundlage dafür sein, wenn jetzt die Politik die Gangart wieder verschärft?

(6) Eine Anschlussfrage zum Bauplan von SARS CoV-2

Der vorhin zitierte Beitrag von Frank Traeger listet die Gen-Sequenzen, nach denen in den gängigen Testsystemen gesucht wird, allesamt auf. Es handelt sich um dieselben Gene, die wir schon bei Christian Drosten und seinem Team im Beitrag vom 23. Januar 2020 finden388. Nun wissen wir, dass das Wuhan-Virus das Labor von Christian Drosten ­ so liest sich jedenfalls der Beitrag ­ nie von innen gesehen hat. Dessen Team konnte daher den Bauplan von SARS CoV-2 nur vermuten und diese Vermutung allenfalls dadurch weiter fundamentieren, dass währen der Arbeit an jenem Beitrag die Daten zu SARS CoV-2 aus China durchgegeben wurden. Hat sich denn nun, da weltweit Ansteckungen mit SARS CoV-2 diagnostiziert werden, mittlerweile jemand die Mühe gemacht, nachzuprüfen, ob Christian Drosten und sein Team mit ihrer Vorstellung richtig lagen? Ist das Genom von SARS CoV-2 wirklich so aufgebaut wie damals vermutet? Ungeachtet dessen, was man von PCR-Tests als Instrument der Diagnostik hält, müsste doch Mindestvoraussetzung für einen solchen Test sein, dass man eine zutreffende Vorstellung vom Genom des Virus hat. Denn nur dann weiß man, ob man nach den richtigen Sequenzen sucht.

Ich erinnere daran389, dass die Frage, ob SARS Cov-2 mittlerweile in Reinform isoliert wurde, bereits von einigen gestellt wurde: von Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter390 sowie von Samuel Eckert391 und von Andrew Kaufman392. Alle Genannten konnten keine bejahende Antwort auf diese Frage finden. Nachdrückliche Kritik an diesem Versäumnis äußerte David Crowe in einer eingehenden Analyse zu COVID-19 vom 5. Juni 2020393 und äußerte die Befürchtung, dass aus diesem Grund die vorgefundenen Symptome womöglich auf eine falsche Ursache zurückgeführt werden. Bevor mich jetzt jemand als Corona-Leugner brandmarkt: Ich sehe mich keinesfalls in der Position, die Existenz von SARS CoV-2 zu bestreiten! Ganz im Gegenteil nehme ich zur Kenntnis, dass seit den anfänglichen Studien zu diesem Erreger massive Anstrengungen unternommen wurden, um die Symptome von COVID-19 dem Virus SARS CoV-2 zuzuschreiben. Eine interessante Übersicht über die angewandten Methoden und über die Designs der einschlägigen Studien liefert eine Meta-Analyse vom 20. August 2020394. Ich gehe davon aus, dass die Forschungslücken, die anfänglich noch bestanden haben mögen, mittlerweile geschlossen sind. Anderenfalls würde es überhaupt keinen Sinn ergeben, dass weltweit Tausende von Studien zu SARS CoV-2 produziert werden ­ es kann keine Forschung geben, ohne dass deren Objekt vorher korrekt identifiziert wurde. Ich gehe folglich davon aus, dass SARS CoV-2 existiert und die COVID-19-Symptome sich diesem Erreger zuschreiben lassen.

Jetzt weiß ich allerdings immer noch nicht, ob das Virus, wenn es denn einmal aus klinischen Proben von COVID-19-Patienten isoliert wurde, wirklich so aussieht, wie Christian Drosten und sein Team damals angenommen hatten. Interessant ist, was insoweit die Charité auf eine Anfrage zweier Autoren eines Beitrags im RUBIKON395 antwortete. Die Autoren fragten, ob in der Publikation des Autorenteams um Victor M. Corman und Christian Drosten vom 23. Januar 2020396 bezüglich der RNA-Sequenzen, die dieser Studie zugrunde liegen, eine Partikelreinigung durchgeführt wurde und ob das Autorenteam sicher ausgeschlossen habe, dass die RNA-Sequenzen, die SARS CoV-2 zugeordnet werden, in Wirklichkeit endogenen Ursprungs sind. Die Antwort der Charité auf die erste Frage lautete wie folgt:

„Diese Fragestellung dokumentiert das Fehlen jeglicher essentieller und aktueller Fachkenntnisse. Inzwischen gibt es Tests auf Viren, die nie kultiviert und daher nie im Sinne der Fragestellung als Partikelpräparation aufgereinigt wurden.“

Und die zweite Frage beschied die Charité wie folgt:

„Auch dieser Frageteil zeigt von mangelnder fachlicher Kompetenz. Die aufgestellten Mutmaßungen haben keine Grundlage. Die an der Charité tätigen Virologen sind sich sicher, dass sie auf das Virus und auf nichts anderes testen, was in einem infizierten Patienten vorkommen kann. Diese Sicherheit wird durch die Verwendung chemisch definierter Kontroll-Nukleinsäuren, sowie durch umfassende Exklusivitätstestungen während der klinischen Validierung erlangt, nicht jedoch auf der in der Fragestellung vorgeschlagenen Basis. Alle näheren Informationen finden sich in dem zitierten Eurosurveillance-Papier.“

Ich als Laie werde aus diesen Antworten der Charité nicht schlau. Und ich bedauere es sehr, dass die Charité die Chance hat liegen lassen, dem interessierten, aber medizinisch nicht vorgebildeten Leser den Verzicht auf eine Partikelreinigung nachvollziehbar zu erläutern, und stattdessen den Fragesteller beschimpft. Die Diskussion bringt das nicht voran.

Viel besser machten es zwei promovierte Biologen, die mich im Anschluss an ein Fernsehinterview anschrieben. Ich hatte dort zu erkennen gegeben, dass ich das Papier von Christian Drosten und seinem Team vom 23. Januar 2020397 gelesen und diesem entnommen hatte, dass das Wuhan-Virus bei diesem Papier mangels verfügbarer klinischer Proben nicht Gegenstand der Forschung gewesen sei. Ich äußerte meine Zweifel, ob das Virus wirklich so aufgebaut ist wie damals angenommen. In der einen Zuschrift wurde ich nun darauf aufmerksam gemacht, dass das Virus tatsächlich in etwa diese Gestalt hat; die Fundstellen in den Gen-Datenbanken waren gleich mit verlinkt. In der anderen Zuschrift wurde erläutert, dass mitten während der Arbeit an besagtem Papier die ersten klinischen Proben von COVID-19-Patienten im Labor eingetroffen seien und man wohl in der Eile den Text der Studie nicht an allen Stellen an die veränderte Situation angepasst habe. Ich habe mich aufrichtig für diese sehr konstruktiven Hinweise bedankt und frage mich nun: Hätte die Charité dem RUBIKON nicht in eben dieser Weise antworten können? Hätte man damit nicht Transparenz geschaffen und Vertrauen generiert? Die Frage der Partikelreinigung wäre dann zwar immer noch offen gewesen. Aber es hätten zumindest mögliche Missverständnisse betreffend das Genom von SARS CoV-2 ausgeräumt werden können.

f) Weitere Fehlerquellen

Thorsten Engelbrecht und Konstantin Demeter haben sich die Mühe gemacht, weitere Schwächen von PCR-Tests bei der COVID-19-Diagnose zu identifizieren. Sie rügen, dass niemals versucht worden sei, nachzuweisen, ob sich mittels eines PCR-Tests die Viruslast bestimmen lasse. Bei der Viruslast geht es nicht mehr nur darum, ob ein Patient mit SARS CoV-2 infiziert ist, sondern wie viele Viren sich in seinem Körper befinden. Dazu, so die Autoren, hätte folgendes Experiment durchgeführt werden müssen: Man hätte Gewebeproben von einigen Patienten nehmen, mittels PCR testen und dann nachsehen müssen, ob jene Patienten, bei denen man eine besonders hohe Viruslast festgestellt habe, tatsächlich erkrankt seien. Von einem solchen Experiment werde indes bisher nichts berichtet398. Außerdem werde teilweise eine hohe Anzahl an Vervielfältigungszyklen benötigt, bis der Test positiv anschlage399.

Letzteres hört sich fast so an, als müsse man die Kettenreaktion nur lange genug auslösen, und dann finde man schon etwas. Die Testergebnisse scheinen also bis zu einem gewissen Grade manipulationsanfällig zu sein400. Die New York Times berichtete kürzlich von einer Diskussion unter medizinischen Fachleuten in den USA. Dort fiel auf, dass bei zahlreichen Personen Testsysteme mit einer hohen Zahl von Zyklen eingesetzt wurden (man spricht hier auch von einem hohen Ct-Wert) und dies der Grund dafür sein könnte, warum viele Menschen positiv getestet worden waren, obwohl von ihnen keine Ansteckungsgefahr mehr ausging401. Die Tendenz scheint diesem Bericht zufolge dahin zu gehen, dass positive Testergebnisse, für die mehr als 30 Zyklen benötigt werden, kritisch zu betrachten sind. Die Eine britische Meta-Analyse gelangt nach der Auswertung zahlreicher Studien ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Beantwortung der Frage, on jemand ansteckend ist, vom Ct-Wert abhängt und tendenziell je eher zu bejahen ist, desto niedriger der Ct-Wert ausfällt402. Die Diskussion um die Interpretation von Corona-Tests in Abhängigkeit vom Ct-Wert ist mittlerweile Gegenstand der Berichterstattung auch in Deutschland403.

Im Juni wurden Studien bekannt, wonach das S-Gen, also das Spike-Protein, eine Mutation durchlaufen habe, welche das Virus noch ansteckender (aber nicht unbedingt gefährlicher) gemacht habe404. Mustert man die Ringtestungen durch, die wir uns hier angesehen haben, so zeigt sich, dass einige der Testsysteme tatsächlich nach dem S-Gen suchen. Müssen diese Testsysteme nicht nunmehr an die festgestellten Mutationen angepasst werden? Kann ein Testsystem, das darauf abgerichtet war, nach dem bisherigen S-Gen zu suchen, das neue S-Gen überhaupt noch finden? Und wie oft mutiert SARS CoV-2 eigentlich? Müssten die Testsysteme dann immer neu konfiguriert werden?

Das ZDF machte am 29. Mai 2020405 auf eine Studie der John Hopkins University406 aufmerksam, wonach 20% aller infizierten Probanden falsch negativ getestet worden waren. In dem Beitrag wird an den Leser appelliert, gleichwohl das Vertrauen in die Tests nicht zu verlieren. Es wird darauf hingewiesen, dass der Abstrich sorgfältig entnommen werden müsse, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Auch wenn der Autor des Beitrags an den PCR-Tests nicht rütteln möchte, hat er damit zugleich eine weitere Fehlerquelle offengelegt. Kann diese Fehlerquelle unter Umständen auch in falsch positive Tests ausmünden? Welches Vertrauen kann ich etwa in Massentestungen auf Autobahnen oder an Flughäfen investieren? Kann ausgeschlossen werden, dass die Abstrich-Proben in dem Zeitpunkt, da die PCR durchgeführt wird, verunreinigt sind? Auf weitere Unsicherheiten wurde ich durch die Zuschrift eins promovierten Biologen aufmerksam: Welche Fehler produzieren die benötigten Geräte, wenn sie im Dauereinsatz sind? Kann es passieren, dass noch Reste einer früheren Abstrich-Probe vorhanden sind, wenn die nächste Abstrich-Probe einer PCR unterzogen wird? Ganz allgemein: Welche Rolle spielen Fehler bei der Handhabung im Labor? Dort arbeiten doch auch nur Menschen, die Fehler machen! Oder handelt es sich bei der PCR um ein Verfahren, das in der Lage ist, solche Fehler zu eliminieren?

Eines möchte ich freilich bei alledem nicht ausschließen: Möglicherweise führt es in die Irre, menschliche Fehler bei der Entnahme und bei der Verwertung der Probe neben dem Problem falsch positiver Ergebnisse hinzuzurechnen. Möglicherweise sind stattdessen eben diese menschlichen Fehler der Grund für falsch positive Testergebnisse. Umso wichtiger wäre es aber gewesen, dass die Medienberichterstattung das Problem des positiven Vorhersagewerts aufgreift und ihr Publikum hierüber aufklärt.

g) Zwischenergebnis

Wolfgang Wodarg hat mit seiner Aussage, die PCR-Tests seien nicht validiert, beifallswert auf einen ganz wichtigen Gesichtspunkt hingewiesen. Dieser Hinweis hätte in der Berichterstattung über ihn nicht verworfen werden dürfen. Es kann zwar nicht von jedem Journalisten erwartet werden, so tief einzusteigen wie Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter. Mindestens aber hätte danach gefragt werden müssen, ob der Test nur lebensfähige oder aber auch tote Viren findet. Und nach dem ARD-Interview mit Jens Spahn hätte auch der Frage nach dem positiven Vorhersagenwert nachgegangen werden müssen.

Beide Fragen werden aber in den Leitmedien nicht gestellt ­ weder in der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg noch in der Berichterstattung über die Corona-Krise im Allgemeinen. Dort wird weiterhin die Gleichung verkündet: Positiv getestet ist gleich infiziert ist gleich Drama.

h) Folgefragen

Die vorstehenden Überlegungen werfen nicht nur ein Licht auf die immanenten Grenzen von PCRTests. Vielmehr stellen sich interessante Folgefragen, wenn man jene Grenzen in den Kontext des Infektionsgeschehens stellt. Wir haben gesehen, dass die Reproduktionskurve bereits ab Mitte März im Abnehmen begriffen war und am 20. März 2020 unter 1 fiel. Wir haben gesehen, dass der starke Anstieg Anfang März 2020 mit der Tatsache einhergeht, dass viel mehr Menschen getestet wurden. Dies wiederum hat der Hypothese Nahrung gegeben, dass das Virus in Deutschland schon viel früher wesentlich stärker verbreitet war und wir es nur deshalb nicht bemerkt haben, weil in Deutschland vor Anfang März wenige Testungen durchgeführt wurden.

Und jetzt lesen wir, dass ein PCR-Test lebensfähige Viren und tote Virusfragmente nicht auseinanderhalten kann und daher womöglich selbst dann noch positiv anschlägt, wenn in der getesteten Person nur noch solche Fragmente zu finden sind, die vom Immunsystem dieser Person besiegt wurden. Wir lesen ferner, dass jene Fragmente womöglich noch wochenlang in der befallenen Person identifiziert werden können. Unterstellt, dass das alles stimmt: Kann es dann sein, dass viele Personen, die im März (und später) positiv getestet wurden, den Kampf mit dem Virus längst hinter sich hatten, ihr Immunsystem diesen Kampf erfolgreich geführt hatte und das, was jetzt noch bei den Testungen gefunden wurde, schon damals in vielen Fällen nur noch leblose Trümmer viralen Erbgutes waren? Kann es also sein, dass ein Teil der Testungen, die in die Reproduktionskurve eingingen, in Wirklichkeit keine akuten Infektionen angezeigt hat, sondern nur die Überreste entweder einer überstandenen Infektion oder aber sogar nur die Überreste eines folgenlos gebliebenen Befalls mit SARS CoV-2?

7. Marie Przybilla auf WELT online vom 19. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Die Überschrift des Beitrags lässt sofort erkennen, dass die Autorin Wolfgang Wodarg vernichtend zu kritisieren trachtet: „Was Virologe Drosten den wirren Corona-Aussagen eines Lungenarztes entgegnet“. Und im Text geht es dann gleich kraftvoll weiter: Christian Drosten „zerlegt“ die Aussagen von Wolfgang Wodarg. Zur fachlichen Qualifikation der Autorin erfährt der Leser nichts.

b) Zum Inhalt

Der Inhalt des Beitrags ist weitgehend wörtlich identisch mit jenem, der in n-tv über Wolfgang Wodarg veröffentlicht wurde. Die Unzulänglichkeiten dieses Beitrags haben wir bereits im Einzelnen analysiert407. Darauf wird verwiesen. Eigenständige Überlegungen finden wir lediglich am Anfang des Beitrags zur These von Wolfgang Wodarg, wonach Corona-Viren schon vor der aktuellen Krise existiert hätten und diese nicht gefährlicher seien als Grippe-Viren. Um dies zu widerlegen, wird lediglich die Erwiderung von Christian Drosten entgegengesetzt, der vor einer erheblich ansteigenden Infektionswelle warnt, wenn jetzt nichts geschehe. Wir erkennen also wieder die bereits bekannte Struktur: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“

c) Gesamtbewertung

Der Beitrag von Marie Przybilla löst an keiner Stelle ein, was die Überschrift verheißt. Der Beitrag kann nicht einmal belegen, dass die Thesen von Wolfgang Wodarg inhaltlich falsch seien, und schon gar nicht, dass jene Thesen „wirr“ seien. Die Verwendung des Wortes „wirr“ überschreitet auch hier die Grenze zu einer rechtswidrigen Persönlichkeitsrechtsverletzung zum Nachteil von Wolfgang Wodarg. Die berechtigten Erwartungen der Leserschaft werden deutlich unterboten.

8. Jochen Taßler und Jana Heck auf tagesschau.de vom 19. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Der Titel „Maßnahmen gegen Corona Alles nur Panikmache?“ unterscheidet den Beitrag von anderen darin, dass das Ergebnis, zu dem Jochen Taßler und Jana Heck gelangen werden, noch nicht in der Überschrift selbst offenbart wird. Im Einleitungstext heißt es dann aber, Wolfgang Wodarg lasse bei seiner Kritik wichtige Details weg. Etwas später heißt es, die Aussagen von Wolfgang Wodarg sein „in Teilen zutreffend, oft aber verkürzt“. Zur fachlichen Qualifikation von Jochen Taßler und Jana Heck erfährt der Leser nichts.

b) Zum Gefahrenpotential von SARS CoV-2

Der Beitrag greift zunächst die These von Wolfgang Wodarg auf, Corona-Viren habe es schon immer gegeben; wenn es jetzt eine neue Variante gebe, sei diese nicht zwingend gefährlicher als die früheren Varianten.

Dem halten Jochen Taßler und Jana Heck Folgendes entgegen: „SARS-CoV-2 ist so neu, dass praktisch niemand immun dagegen ist. Es gibt bisher wenige genesene Patienten, keine Behandlung und keinen Impfstoff. Das Risiko einer schnellen, gleichzeitigen Ansteckung besonders vieler Menschen ist deshalb höher als bei bekannten Erregern.“

Zudem meinen sie, die Krankheitsverläufe seien schwerer als bei Grippeviren. Da sich viele Menschen gleichzeitig anstecken könnten, könne das Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen stoßen. Könnten die Infektionszahlen ungebremst ansteigen, könne dies einen schnellen Anstieg der Opferzahlen zur Folge haben.

Indes: Der aktuelle Forschungsstand, wie wir ihn bereits zuvor408 dokumentiert haben, lässt ganz erheblich daran zweifeln, ob wirklich „niemand immun“ ist. Die Studien, die wir identifiziert haben, sprechen eine andere Sprache. Sollten sie sich als valide erweisen, wäre Grundimmunität in einem erheblichen Teil der Bevölkerung schon heute gegeben.

c) Finanzielle Interessen

Sehr ausführlich gehen Jochen Taßler und Jana Heck auf die Einschätzung von Wolfgang Wodarg ein, die angsterzeugenden Botschaften von Virologen zur Gefährlichkeit von SARS CoV-2 seien durch finanzielle Interessen motiviert. Allerdings vermögen sie dieser These nicht mehr entgegenzusetzen als die Gegenrede von Christian Drosten , man verdiene nichts an den Corona-Testverfahren. Wir erkennen die Aussagestruktur, die uns bereits mehrfach begegnet ist: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Was nun stimmt und was nicht, kann der Leser aus diesem Beitrag nicht entnehmen.

Erik R. Fisch und Jens Wernicke haben sich mit der Einlassung vom Christian Drosten nicht zufriedengegeben. In einem Beitrag im RUBIKON vom 27. Juni 2020409 haben sie dokumentiert, welche Fragen sie ­ anwaltlich vertreten ­ an die Charité gerichtet und welche Antworten sie hierauf erhalten haben. In ihrer ausführlichen Analyse kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Aussage, Christian Drosten ziehe aus den Corona-Tests keinerlei persönlichen Vorteil, nicht glaubhaft sei, mindestens aber kritische Folgefragen provoziere.

Der aufmerksame Leser wird spätestens jetzt innehalten. Ich zitiere aus dem RUBIKON. Und das jetzt schon zum wiederholten Male. RUBIKON? War das nicht einer der Kanäle, von denen der billig und gerecht denkende Medienkonsument gefälligst die Finger zu lassen hat? Allen, die jetzt schon an meiner Schädeldecke Maß nehmen, um sicherzustellen, dass der Alu-Hut, den sie mir aufzusetzen trachten, auch wirklich die passende Größe hat, möchte ich entgegenhalten: Warum stellen die Leitmedien keine solchen Fragen? Und dies, obwohl Christian Drosten dem hier besprochenen Tagesschau-Beitrag zufolge selbst angeboten hat, die Finanzierungsströme offenzulegen?

d) Zur Validität der Testsysteme

Jochen Taßler und Jana Heck referieren schließlich die Kritik von Wolfgang Wodarg an der mangelnden Validierung der Corona-Tests und setzen die Erwiderung von Christian Drosten entgegen. Wieder erkennen wir die Aussagestruktur: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Der Widerspruch wird für den Leser nicht aufgelöst.

e) Gesamtbewertung

Der Beitrag von Jochen Taßler und Jana Heck sucht zwar die Auseinandersetzung mit Wolfgang Wodarg in einem sachlich gehaltenen Tonfall. Indes können Jochen Taßler und Jana Heck keine einzige Aussage von Wolfgang Wodarg entkräften.

9. Julia Merlot auf Spiegel online vom 20. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Bereits in der Überschrift wird deutlich, dass die Autorin an den Thesen von Wolfgang Wodarg kein gutes Haar lassen wird: „Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg“. Gefährlich für wen? Auch darauf gibt die Autorin eine Antwort: Für uns alle. Also offenbar für unsere Gesundheit und für unser Leben.

Zur fachlichen Qualifikation von Julia Merlot wird angegeben, dass sie Wissenschaftsjournalismus studiert hat410. Es ist bemerkenswert, dass Julia Merlot in ihrem Beitrag den ausgewiesenen medizinischen Sachverstand von Wolfgang Wodarg durchaus erkennt. Eigenen gleichwertigen Sachverstand kann sie jedenfalls nicht dagegensetzen.

Immerhin muss man Julia Merlot eines zugutehalten: Sie hat Wolfgang Wodarg Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben und das Ergebnis dieser Stellungnahme, wenn auch knapp, in ihrer Darstellung dokumentiert. Ihr Beitrag ist damit unter den Artikeln, die über Wolfgang Wodarg geschrieben wurden, der einzige, bei dem Wolfgang Wodarg überhaupt angehört wurde.

b) Dubiose Kanäle?

Der erste Kritikpunkt, den Julia Merlot vorträgt, hat denn auch nichts mit Inhalten zu tun, sondern ist auf die Medienpartner fokussiert, denen sich Wolfgang Wodarg als Gesprächspartner zur Verfügung gestellt hat:

„Dass seine Videos mit Vorsicht zu genießen sind, erkennt man bei genauem Hinsehen aber allein schon an den YouTube-Kanälen, in denen sie erschienen sind.“

Dort würden auch Verschwörungstheorien aus dem Reichsbürger-Milieu verbreitet, und es werde in einem jener Kanäle Geld für ein zweifelhaftes Filmprojekt gesammelt. Damit lernen wir eine neue Variante das Falsche-Seite-Arguments kennen: Wer mit den Falschen redet, kann nicht richtig liegen.

Diese Worte sind für mich Anlass genug, zu wiederholen, was ich schon an früherer Stelle411 ausgeführt habe: An eine solche Art der Diskussion möchte ich mich nicht gewöhnen müssen. Die richtige Antwort fand die Mainzer Rechtsanwältin Jessica Hamed, die dem FOCUS ein Interview gegeben hatte und in diesem Interview am Ende gefragt wurde, warum sie (zuvor) auch Sputnik News als Interviewpartnerin zur Verfügung gestanden habe, obwohl dieser Kanal das Sprachrohr des russischen Präsidenten sei412:

„Der Wert einer Aussage bemisst sich meines Erachtens in einer demokratischen, pluralistischen Gesellschaft einzig an deren Inhalt.“

Ich halte diese Einstellung für die einzig richtige. Ich möchte noch ergänzen: Wenn man schon damit anfängt, die Medien-Welt in Gut und Böse einzuteilen, ist der Weg nicht mehr weit, auch die MedienKonsumenten in Gut und Böse zu scheiden. Dann informieren sich die „guten Konsumenten“ bei den „guten Medien“ und die „bösen Konsumenten“ bei den „bösen Medien“. Ich betone noch einmal413: Ich lehne es strikt ab, so zu denken. Die Pauschalisierung von Gut und Böse bringt die Diskussion in der Sache nicht voran. Wenn man aber so denkt: Wäre es dann nicht eher konsequent, es sogar gutzuheißen, wenn jemand, der einen sachlichen, zielführenden Beitrag zur Diskussion über eine wichtige Frage leisten will, die so errichtete Barriere überspringt und versucht, mit seiner Botschaft auch die „Bösen“ zu erreichen? Was wäre, wenn „gute“ Inhalte auf „böse“ Konsumenten übersprängen? Wäre das nicht eine Zoonose, die wir uns wünschen sollten?

c) Angemaßte Deutungshoheit

Nun würde Julia Merlot, wenn sie diesen Text lesen würde, vehement bestreiten, dass es sich bei den Thesen von Wolfgang Wodarg um einen zielführenden Beitrag zur Diskussion handelt. Sie hält vielmehr diese Thesen für falsch (dazu sogleich) und schreibt gegen Ende ihres Artikels die folgenden bemerkenswerten Sätze:

„Wodarg fordert, es sollten mehr abseitige und weniger ,Mainstream`-Meinungen zum Coronavirus gehört werden. Das wäre wohl in seinem Sinne, aber nicht im Sinne einer guten Berichterstattung. Wenn abwegige Einzelmeinungen anerkannten Fakten scheinbar gleichberechtigt gegenübergestellt werden, entsteht ein falscher Eindruck ­ eine sogenannte false Balance oder falsche Gewichtung. Sie zu vermeiden, ist gerade in Krisenzeiten wichtig.“

Ich reibe mir die Augen: Julia Merlot nimmt sich als Absolventin des Studiengangs Wissenschaftsjournalismus das Recht heraus, einem ausgewiesenen Fachmann zu bescheinigen, er verbreite eine abwegige Einzelmeinung, die man ­ wohlgemerkt im Sinne einer „guten“ Berichterstattung ­ den herrschenden Strömungen nicht gleichberechtigt gegenüberstellen dürfe. Und dies deshalb, weil die „anerkannten Fakten“ entgegenstünden. Woher nimmt die Autorin die Sachkunde, in einer wissenschaftlichen Frage über Richtig oder Falsch und über Höherwertig oder Minderwertig zu entscheiden? Und wenn sie von „anerkannten Fakten“ spricht: Wer hat die Fakten anerkannt? Und was berechtigt die Autorin, die Annahmen, die Wolfgang Wodarg bestreitet, als „Fakten“ zu bezeichnen? Es wiederholen sich hier die Fehler, die wir schon in Teil C dieser Abhandlung kennengelernt haben: Der Text von Julia Merlot kündet von angemaßter Deutungshoheit und angemaßtem eigenem Sachverstand. Wie sogleich zu zeigen sein wird, vermag sie die Verheißung, sie könne aus eigener Anschauung bewerten, was richtig und was falsch ist, an keiner Stelle ihrer Ausführungen einzulösen.

d) Wie neu ist das Virus?

Julia Merlot gibt die Ansicht von Wolfgang Wodarg in dem Sinne wieder, er habe behauptet, es seien alle Corona-Viren gleich gefährlich, erkenne die Pandemie nicht an und suggeriere, SARS CoV-2 sei aus einem der bereits bekannten Erreger entstanden. Dem hält sie entgegen: SARS CoV-2 sei Ende 2019 von einem Tier auf den Menschen übergesprungen, der menschliche Körper kenne es nicht, es gebe daher keine Immunität. Es führe in die Irre, SARS CoV-2 mit den bisher bekannten humanen CoronaViren zu vergleichen. Eine Pandemie mit einem sehr ansteckenden Erreger, der sich rasch ausbreiten könne, könne rasch die Gesundheitssysteme überlasten. Werde die Pandemie nicht gestoppt, werde es mit großer Sicherheit eine Vielzahl von Todesfällen geben. Dies werde durch die Situation in Italien belegt. Nachgewiesen werden könne das Virus mit dem Testsystem, das im Labor von Christian Drosten entwickelt worden sei.

Was von dem Blick nach Italien zu halten ist, haben wir bereits an früherer Stelle ausgeführt414: Das dortige Gesundheitssystem kämpft bei jeder Grippewelle mit den gleichen Problemen, und es gibt ernst zu nehmende Hinweise, dass die furchteinflößenden Bilder, die in Deutschland über die Fernsehbildschirme flimmerten, ein Zerrbild der dortigen Wirklichkeit zeichnen. Was PCR-Tests als Diagnose-Instrument wert sind, haben wir uns ebenfalls bereits angesehen415.

Näherer Betrachtung bedürfen die Annahmen von Julia Merlot über die angebliche Neuartigkeit des Erregers. Denn wir haben bereits gesehen416, dass die Hypothese, das Virus sei vom Tier auf den Menschen umgesprungen (Zoonose) und für den menschlichen Körper unbekannt, mit ernst zu nehmenden Einwänden zu kämpfen hat. Denn die Annahme einer solchen Zoonose würde bedeuten, dass der menschliche Körper auf den Erreger nicht vorbereitet ist. Wir haben nun aber Studien kennengelernt, die auf eine Letalität von SARS CoV-2 schließen lassen, die weit hinter dem zurückbleibt, was wir erwarten müssten, wenn der menschliche Organismus in der breiten Fläche auf den Erreger nicht vorbereitet wäre. Wir haben Studien kennengelernt, die auf eine Kreuzimmunität jener Patienten hindeuten, welche früher einmal mit anderen Corona-Viren infiziert waren.

Und im weiteren Verlauf dieses Textes417 sind wir auf eine weitere interessante Information gestoßen: SARS CoV-2 war bereits Ende 2019 in italienischen Abwasserproben nachweisbar! Wenn das Ergebnis der Studie, die dies herausgefunden hat zutrifft, fragt sich: Wie passt das denn zu der verbreiteten Annahme, das Virus sei in Wuhan vom Tier auf den Menschen übergesprungen?

Die zuletzt formulierte Frage leitet über zu einem wesentlichen Aspekt, auf den ich an späterer Stelle418 noch eingehen werde: Wie kann es gelingen, einem Ansteckungsopfer eindeutig und zweifellos eine ganz bestimmte Ansteckungsquelle zuzuordnen? Dies wird insbesondere für eine ganz zentrale Grundannahme der Corona-Politik eine Rolle spielen ­ für die Annahme nämlich, man könne sich ohne Symptome mit SARS CoV-2 infizieren und diesen Erreger ohne Symptome weitergeben.

e) Folgerungen für die Diskussionskultur in der Corona-Krise

Julia Merlot standen zwar alle diese Informationen noch nicht zur Verfügung, als sie den Beitrag über Wolfgang Wodarg veröffentlichte. Aber die zwischenzeitliche Entwicklung des Forschungsstandes zeigt: Wolfgang Wodarg hatte absolut recht mit seiner Forderung, es müssten auch Ansichten abseits der herrschenden Strömungen zu Wort kommen.

Und damit bin ich bei einem Punkt angelangt, der mir sehr wichtig ist. Ich habe ganz am Anfang dieser Abhandlung eingeräumt, dass ich nichts von Medizin verstehe. Ich habe anschließend nachgezeichnet, warum ich mich von den Leitmedien nicht vertrauenswürdig informiert fühle. Ich habe mich dann mit den Thesen von Wolfgang Wodarg und deren Rezeption in den Leitmedien beschäftigt und sah mich unversehens vor die Herausforderung gestellt, mir die Informationen über die medizinischen Zusammenhänge auf eigene Faust zusammenzusuchen ­ und dies, wie ich zugeben muss, mit hohem Fehlerrisiko. Ich kann mir diesen Luxus leisten, weil ich zum Glück die Freiheit habe, mir meine Arbeitsthemen selbst auszusuchen, und mich daher entschlossen habe, die Corona-Krise mit allen ihren juristischen Problemen kurzerhand zu meinem Forschungsschwerpunkt zu erklären. Viele Menschen haben diese Möglichkeit nicht; gerade in der Corona-Krise ist der Alltag für viele deutlich belastender geworden, als er vorher ohnehin schon war. Sie alle sind darauf angewiesen, vertrauenswürdig informiert zu werden.

Wie aber habe ich mir vertrauenswürdige Information in der Corona-Krise vorzustellen? In meinen Augen kommen wir aus dieser Krise nur heraus, wenn wir einen transparenten, ergebnisoffenen Diskurs zulassen. Das aber setzt voraus, dass die Aussagen eines Experten wie Wolfgang Wodarg nicht ein- für allemal vom Tisch gewischt werden. In der Anfangsphase der Krise war es vielleicht sogar richtig, der Politik lieber eine zu vorsichtige als eine zu optimistische Einschätzung der Risikolage zugrunde zu legen. Aber es wurde in der Folgezeit versäumt, den Unsicherheiten in den fachlichen Grundlagen der Politik auf den Grund zu gehen. Spätestens als offenbar wurde, dass die Anzahl der Neuinfektionen zurückging, obwohl die Anzahl der Testungen ausgeweitet worden war419, hätte man darüber nachdenken müssen, ob die ursprünglichen Annahmen über die Aktivität des Virus zutrafen420. Spätestens als Stephan Kohn mit seinem Fehlalarm-Papier auf die Notwendigkeit aufmerksam machte, den Preis, den wir für die Corona-Maßnahmen bereits bezahlen und noch bezahlen werden, gebündelt darzustellen421, hätte sich ­ völlig unabhängig davon, ob das Vorgehen von Stephan Kohn dienstrechtlich zulässig war oder nicht ­ die Gelegenheit geboten, diese Gesamtrechnung aufzustellen. Indes blieb es dabei, dass Andersdenkende ohne Rücksicht auf das fachliche Gewicht ihrer Einwände verunglimpft werden.

Der Art und Weise, wie Julia Merlot mit den Thesen von Wolfgang Wodarg umgeht, repräsentiert leider das Gegenteil eines ergebnisoffenen Diskurses ­ und damit das Gegenteil von vertrauenswürdiger Berichterstattung. Julia Merlot hat sich viel zu früh, bei nicht gesichertem Forschungsstand, auf wissenschaftliche Grundannahmen festgelegt, die sich hinterher als mindestens angreifbar erwiesen haben. Auf diese Annahmen hat sie die Verurteilung von Wolfgang Wodarg als Verbreiter von Falschinformation gestützt. Damit hat sie zur Entstehung einer Grundstimmung beigetragen, die dadurch geprägt ist, dass es erheblichen persönlichen Mutes bedarf, die fachlichen Grundlagen der Politik öffentlich in Zweifel zu ziehen. Fortschritt in der Erkenntnis wird in einem solchen Umfeld empfindlich erschwert. Aus der Corona-Krise kommen wir nur gemeinsam heraus ­ und zwar gerade dann, wenn das Virus wirklich so gefährlich ist wie gemeinhin angenommen.

f) Gesamtbewertung

An keiner Stelle in dem hier besprochenen Beitrag gelingt es Julia Merlot, die in der Überschrift ausgesprochene Verheißung einzulösen und Wolfgang Wodarg der Verbreitung von Falschinformationen zu überführen. Die Art und Weise, wie sie für sich in Anspruch nimmt, ohne jeden eigenen Sachverstand die Thesen von Wolfgang Wodarg als abseitig abtun zu können, wirkt anmaßend. Die berechtigten Erwartungen der Leserschaft werden deutlich unterboten.

Das wirft noch einmal die Frage auf, für wen die Informationen, die Wolfgang Wodarg verbreitet, eigentlich wirklich „gefährlich“ sind ­ für die Gesundheit der Menschen oder nicht vielleicht doch eher für die angemaßte Deutungshoheit der Autorin?

10. Selina Bettendorf/Nina Breher/Richard Friebe/Sascha Karberg auf Tagesspiegel online vom 20. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Das Autorenteam überschreibt den Artikel wie folgt: „Wolfgang Wodarg verbreitet Thesen, die wichtige Tatsachen ignorieren.“ Gleich im ersten Satz des Beitrags geht es in diesem Stil weiter: Wolfgang Wodarg verbreite „Thesen zur Corona-Pandemie, die wissenschaftlich nicht haltbar sind.“ Offenbar glauben also jene, die diesen Beitrag verfasst haben, dass sie über bessere Tatsachenkenntnis verfügen als Wolfgang Wodarg und dass sie dessen Thesen wissenschaftlich bewerten können. Zur fachlichen Qualifikation der beiden Autorinnen und die beiden Autoren finden sich keine Angaben.

Umso mehr Aufwand betreiben die Autorinnen und Autoren, um zu begründen, warum sie der Meinung sind, den Thesen von Wolfgang Wodarg entgegentreten zu müssen: Fake News verbreiteten sich schneller als das Virus. „Gegen Desinformation hilft: Information. Um dazu beizutragen, dass der Öffentlichkeit verlässliche Infos zur Verfügung stehen, berichten wir hier über falsche oder irreführende Nachrichten, die zum Coronavirus im Umlauf sind.“

Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg machen damit deutlich, wo sie die Thesen von Wolfgang Wodarg einordnen: In die Kategorie der Desinformation. Und sie treten mit der Überzeugung an, mit ihrer Kritik an Wolfgang Wodarg dem Kampf gegen SARS CoV-2 einen heiligen Dienst zu erweisen. Sodann wird mit breiten Ausführungen beschrieben, wer sich in der Zwischenzeit alles von Wolfgang Wodarg distanziert. Auch das ist eine Botschaft: Seht her, alle wenden sich von ihm ab, mit dem kann man sich nicht blicken lassen. Die mediale Hinrichtung von Wolfgang Wodarg beginnt, noch bevor das Autorenteam auch nur einen einzigen Satz zur Sache selbst ausgeführt hat.

b) Finanzielle Interessen?

Der erste Gesichtspunkt, der in dem Beitrag ­ eher beiläufig ­ zur Sache selbst aufgerufen wird, ist die Behauptung von Wolfgang Wodarg, mit der Warnung vor dem Virus und den massenhaften Tests seien finanzielle Interessen verbunden. Dieser These hält das Autorenteam die Gegenrede von Christian Drosten entgegen, wonach er an den Tests keinen Cent verdiene, aber für seine Forschung von Drittmittelgebern unterstützt werde. Hier stehen nun Behauptung gegen Behauptung. Einen Informationsmehrwert, der diesen Namen verdient, kann der Leser hieraus nicht mitnehmen.

c) Wie neu ist das Virus?

Die Ausführungen von Wolfgang Wodarg zum Gefahrenpotential, das von SARS CoV-2 ausgeht, werden nun wie folgt wiedergegeben:

„Wodarg behauptet fälschlicherweise, nicht das Virus habe sich schnell verbreitet, sondern nur die Messung, die es nachweist. Das Virus sei nicht neu, der Virustest zeige Wodarg zufolge nur, was vorher einfach nicht gemessen wurde. Das stimmt nicht.“

Warum das angeblich nicht stimmen soll, begründen Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg wie folgt:

„Das Virus SARS-COV-2, das jetzt umgangssprachlich „Coronavirus“ genannt wird, hat sich im Dezember 2019 in China verbreitet, als es noch gar keinen Test dafür gab. Ärzte stellten zunächst eine auffällige Häufung von schweren Pneumonien in Wuhan fest. Das wurde von einigen Ärzten bereits am 30. Dezember 2019 gemeldet. Daraufhin wurden Abstriche und Auswurf der Erkrankten auf verschiedene Viren hin untersucht und auch Coronaviren entdeckt. Die Entzifferung des Erbguts ergab, dass es sich dabei um ein neuartiges Coronavirus handelt, also eines in der Erbgutsequenz an wesentlichen Stellen von anderen Coronaviren abweichendes. Das Virus SARS-COV-2 ist also neu.“

Es folgt der Hinweis, dass man das Virus durch einen PCR-Test nachweisen könne. Indes haben wir gesehen, dass die angebliche Neuartigkeit des Virus nicht zweifelsfrei belegt ist422 und dass gegen die Diagnose mittels PCR-test schwerwiegende Bedenken anzumelden sind423.

d) Zur Frage der Grundimmunität

Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg präsentieren nun ihre zweite Kernaussage:

„Es ist zwar richtig, dass die Anzahl derjenigen, die von Grippe oder Atemwegserkrankungen betroffen sind, jedes Jahr schwankt. Das hat allerdings nichts mit der Ausbreitung des Coronavirus zu tun.“

Zu Erläuterung wird ausgeführt, SARS CoV-2 könne sich viel schneller ausbreiten als andere CoronaViren, weil sich bisher noch niemand damit infiziert habe und keine Grundimmunität bestehe. Es könnten also viele Menschen gleichzeitig krank werden und eine Überlastung des Gesundheitssystems auslösen.

Wie wir indes bereits gesehen haben424, wird diese Einschätzung durch den mittlerweile erreichten Forschungsstand nachhaltig erschüttert. Die entsprechenden Studien lagen zwar noch nicht vor, als der hier besprochene Beitrag veröffentlicht wurde. Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg haben jedoch den Fehler begangen, sich vorschnell auf eine bestimmte Position festgelegt zu haben. Und noch schwerer wiegt der Fehler, dass die Autorinnen und Autoren aus dieser Position heraus die Gegenansicht von Wolfgang Wodarg als Falschinformation, ja als Desinformation abgetan haben.

e) Gefährliche Mutation?

Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg führen weiter aus:

„Es ist richtig, dass es Coronaviren schon länger gibt. So wie alle Viren verändern sie sich ständig. Nicht alle Veränderungen sind gefährlich. Bestimmte Veränderungen von Viren können gefährlich sein ­ so wie zum Beispiel die, die Sars-CoV-2 hervorgebracht hat.“

Zur Erläuterung heißt es:

„Bei dem Sars-CoV-2-Virus, das von Tieren auf den Menschen übergesprungen ist, haben sich eine Reihe von Mutationen ereignet. Einige haben es dem Virus ermöglicht, sich statt nur in tierischen auch in menschlichen Zellen zu vermehren. Eine andere Mutation hat dafür gesorgt, dass das Virus im oberen Halsbereich (und nicht wie bei Sars nur tief in der Lunge) heranreifen kann und daher in großen Mengen ausgeatmet wird. Deshalb ist es wohl so infektiös. Richtig ist also, dass Viren sich ständig verändern. Das ist aber nur harmlos, wenn die Veränderungen sich nicht auf die Verbreitungsmöglichkeiten oder/und die ausgelöste Erkrankung (Pathogenität) auswirken. Das ist beim neuen Coronavirus aber passiert: Es löst eine neuartige Krankheit aus.“

Auf den ersten Blick erwecken diese Ausführungen den Eindruck von Substanz und tiefgründiger Recherche. Bei näherem Hinsehen zeigen sich dann aber doch Defizite: Wer die These vertritt, SARS CoV-2 sei vom Tier auf den Menschen übergesprungen (Zoonose)425, muss erklären, wie es dann sein kann, dass das Virus bereits Ende 2019 in italienischen Abwasserproben nachgewiesen wurde426. Noch größer wird die Verwirrung, wenn Christian Drosten erklärt, SARS CoV-2 sei nahe mit dem alten SARS-Virus von 2003 verwandt427. Was ist denn dann zwischen 2003 und 2019 passiert? Ist das Virus vom Menschen auf das Tier übergesprungen, hat es sich dort weiterentwickelt und ist es dann auf den Menschen zurückgesprungen? Wolfgang Wodarg hat von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Gensequenzen, die in den Datenbanken abgelegt seien, entweder aus den letzten Monaten stammten oder 15 Jahre alt seien. Wie kann man die Annahme einer Zoonose belegen, wenn man sich nicht anschaut, was mit dem Virus in der Zwischenzeit passiert ist?

Die These, dass SARS CoV-2 eine neuartige Krankheit auslöse, wird nicht belegt ­ ein auffälliger Befund, wenn man bedenkt, dass Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg noch wenige Textabsätze vorher an Wolfgang Wodarg den Vorwurf gerichtet haben, er formuliere unbelegte Thesen. Und wir haben oben, als wir den SWR-Beitrag über Wolfgang Wodarg gewürdigt haben, gesehen, dass man es sich zu leicht macht, wenn man ein neues Krankheitsbild identifiziert, einen zeitgleich aufgetretenen neuen Krankheitserreger feststellt und allein aus diesem zeitlichen Zusammenfallen schließt, dass dieser Krankheitserreger die Ursache für dieses Krankheitsbild ist428. Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg lassen nicht erkennen, dass sie diesem Problem bei ihrer Recherchen nachgegangen sind.

Eher schon lässt es sich hören, wenn Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg darauf aufmerksam machen, dass die Viruslast, die ein Infizierter ausatmet, höher ist als bei anderen Viren. Das Robert-Koch-Institut führt in seinem SARS CoV-2-Steckbrief aus, es hätten sich in mehreren Studien vermehrungsfähige Viren im Mund-Nasen-Rachenraum nachweisen lassen429. Man mag daraus vertretbar den Schluss ziehen, dass der Mensch aus diesem Grunde besonders viele Viren ausatmet. Es wäre freilich schön gewesen, wenn Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg in ihrem Beitrag eine Studie nachgewiesen hätten, die diese Schlussfolgerung erhärten: Wenn sie schon Wolfgang Wodarg vorwerfen, er formuliere unbelegte Behauptungen, müssen sie es selbst besser machen. Abgesehen davon führt und die Frage der Viruslast wieder zum Thema Grundimmunität zurück: Wenn man sagen könnte, dass der menschliche Organismus, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, auf das Virus vorbereitet wäre (was Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg wie gesehen bestreiten, damit aber nicht unbedingt richtig liegen): Würde er dann nicht vielleicht doch auch mit einer höheren Mengen Viren fertig?

Aber immerhin: Es lohnt sich in der Tat, sich der Vorstellung zu öffnen, dass SARS CoV-2 Eigenschaften aufweist, die seine Verbreitung begünstigen und/oder seine Wirkungen im menschlichen Körper verstärken. Eine Studie, die im Juli 2020 veröffentlicht wurde, gelangt zu dem Ergebnis, dass SARS CoV2 mithilfe seiner sogenannten Nichtstrukturproteine in der Lage ist, die menschliche Immunabwehr zu blockieren430. Solche Studien können wertvolle Impulse für die Erforschung therapeutisch wirksamer Medikamente gegen COVID-19 liefern.

Es kann also durchaus sein, dass SARS CoV-2 mit Eigenschaften ausgestattet ist, welche die Gefährlichkeit dieses Erregers im Vergleich zu anderen Corona-Viren erhöhen. Die Frage bleibt dann allerdings, ob SARS CoV-2dadurch auf breiter Fläche gefährlicher ist als andere Corona-Viren. Die Studien zur T-Zellen-Immunität und zur Frage der Infection Fatality Rate legen immerhin nahe, dass es das Virus trotz der beschriebenen Besonderheiten nicht schafft, unter jenen, die es befällt, eine signifikant erhöhte Anzahl an Opfern zu fordern.

f) Zur Validität der PCR-Tests

Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg gehen schließlich noch auf die Validität der PCR-Tests ein:

„Wodarg sagt, der im Januar von der Arbeitsgruppe um Christian Drosten entwickelte Schnelltest sei nicht sicher. Der Test weist das Virus aber nach.“

Dazu haben wir bereits an anderer Stelle431 das Nötige gesagt: Der Test weist nicht das Virus als Ganzes nach, sondern nur einen schmalen ausschnitt seines Genoms. Und schon gar nicht weist der Test eine Infektion nach; denn er kann nicht zwischen lebensfähigen Viren und leblosen Virus-Partikeln unterscheiden. Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg fällt denn auch nicht mehr ein, als die Kritik von Wolfgang Wodarg mit der Erwiderung von Christian Drosten zu konfrontieren: Wir begegnen wieder der bekannten Aussagestruktur: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“

g) Gesamtbewertung

Es ist zwar zuzugeben, dass Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg auf einen Aspekt aufmerksam gemacht haben, der in der Kritik von Wolfgang Wodarg keine Erwähnung findet: Wenn es zutrifft, dass SARS CoV-2 sich im oberen Rachenraum vermehrt, kann sich die Viruslast erhöhen, die ein Infizierter beim Ausatmen abgibt. Alle anderen Vorwürfe, die an die Adresse von Wolfgang Wodarg gerichtet werden, haben sich indes als haltlos erwiesen. Und allein der Hinweis auf die Viruslast beim Ausatmen trägt nicht auch nur im Entferntesten das harte Urteil, Wolfgang Wodarg vorzuwerfen, er betreibe Desinformation. Die in der Überschrift ausgesprochene Verheißung, die Kritik von Wolfgang Wodarg zu widerlegen, wird insgesamt nicht eingelöst. Folglich erheben Selina Bettendorf, Nina Breher, Richard Friebe und Sascha Karberg völlig zu Unrecht den Anspruch, mit ihrem Verriss über die Thesen von Wolfgang Wodarg den Kampf gegen Fake News voranzutreiben.

11. FOCUS online vom 20. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Die Überschrift spart nicht mit markigen Worten: „Top-Virologe Drosten zerlegt wirre Corona-These von Lungenarzt“. Im Text selbst geht es gleich in dieser Tonlage weiter: „In der aktuellen Folge seines NDR-Podcasts räumt der Chef-Virologe der Berliner Charité nun mit wirren Behauptungen des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Wodarg auf.“ Gemeint ist der Podcast vom 18. März 2020432. Und damit wird schon deutlich, was den Leser erwartet: Den „Thesen“ von Wolfgang Wodarg werden die Aussagen von Christian Drosten sozusagen als unumstößliche Wahrheit gegenübergestellt. Im weiteren Verlauf wird Wolfgang Wodarg als Verbreiter von „gefährlichen Thesen“ gebrandmarkt. Weder Name noch Qualifikation des Autors werden angegeben.

b) Wie neu ist das Virus?

Zunächst befasst sich der Beitrag mit der Auffassung von Wolfgang Wodarg, das Virus sei gar nicht so neu und würde ohne Testungen gar nicht auffallen. Dem hält der Beitrag ein Zitat von Christian Drosten entgegen: Es seien zu viele Infektionen auf einmal, und die Verläufe mit dem neuen Virus seien nicht so harmlos wie bei den altbekannten Corona-Viren. In dieser Darstellungsweise spiegelt sich eine Aussagestruktur, die wir bereits zur Genüge kennen: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt“. Warum Christian Drosten richtig, Wolfgang Wodarg aber falsch liegt und wie der Autor zu dieser Bewertung gelangt, erfährt der Leser nicht. Zudem geht der Beitrag nicht auf eine zentrale These von Wolfgang Wodarg ein ­ nämlich auf die Bedeutung von Influenzaviren, die Wolfgang Wodarg als wesentlich bedeutsamer einschätzt.

c) Schwere Verläufe

Der Ansicht von Wolfgang Wodarg, die Corona-Todesfälle fielen in der Statistik nicht weiter auf, wird abermals ein ausführliches Zitat von Christian Drosten entgegengesetzt: Die Dynamik der Sterblichkeit an COVID-19 steige exponentiell an. Man müsse Zustände wie in Italien verhindern. Es gehe auch nicht nur darum, Todesfälle zu verhindern; es gehe auch um schwere Erkrankungen“.

Zu den Zuständen in Italien haben wir bereits an früherer Stelle433 Näheres ausgeführt. Und wenn Christian Drosten argumentiert, es gehe nicht nur darum, Todesfälle zu verhindern, sondern auch schwere Erkrankungen, müssen wir uns noch einmal in Erinnerung rufen, mit welchem zentralen Argument die Corona-Maßnahmen begründet wurden ­ mit der Sorge um eine Überlastung der Gesundheitssysteme. Dafür kann die Schwere der Erkrankungen durchaus eine Rolle spielen: Denn wenn der einzelne schwere Verlauf eine besonders langdauernde intensivmedizinische Betreuung verlangt, kann bereits eine relativ geringere Anzahl an schweren Verläufen das Szenario einer solchen Überlastung auslösen. Im Zeitpunkt der Veröffentlichung war die Entwicklung indes noch nicht absehbar. Im Prinzip erschöpft sich die Darstellung darin, der Prognose von Wolfgang Wodarg die entgegengesetzte Vorhersage durch Christian Drosten gegenüberzustellen, ohne dass der Autor darzulegen vermöchte, warum er Letztere für vorzugswürdig hält.

Die Frage kann daher nur lauten, ob die Entwicklung, die wir seither beobachten, dem Autor recht gibt. Und damit sind wir wieder bei einem Problemfeld, auf das wir bereits an früherer Stelle434 eingegangen sind: Lassen sich die Todesfallzahlen als Argument zugunsten der Corona-Maßnahmen einsetzen? Hier noch einmal zu Erinnerung die wichtigsten Ergebnisse:

  • Soweit sich eine Übersterblichkeit feststellen lässt, muss die Frage gestellt werden, welchen Anteil COVID-19 daran wirklich hat. Das bedeutet, dass auch nach anderen Ursachen geforscht werden muss. Insbesondere müssen wir uns der Vorstellung öffnen, dass gerade die drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ihrerseits Todesfälle verursacht haben. So wird in letzter Zeit immer deutlicher, dass gerade in der Hochphase der Kontaktsperren die Versorgung von medizinischen Notfällen, insbesondere von Herzinfarkten und Schlaganfällen, merklich zurückgegangen ist. Es fehlt bisher an jeglichem Versuch, den Preis, den wir für die Corona-Maßnahmen bezahlt haben und noch bezahlen werden, gebündelt darzustellen.
  • Die Zählung der Personen, die (angeblich) an COVID-19 gestorben sind, kämpft mit der Schwierigkeit, dass die Daten, die dies belegen sollen, nicht zuverlässig erfasst werden. Vielmehr haben wir in mehreren Ländern Hinweise darauf feststellen können, dass die Zahl der COVID-19-Toten gezielt überzeichnet wird.

Es bleibt der Hinweis auf die schweren Verläufe, die nicht tödlich enden. Dies gibt mit Gelegenheit für eine wichtige Klarstellung: Mir geht es in keiner Weise darum, diese Verläufe kleinzureden. Ganz im Gegenteil: Diese schweren Verläufe kann man nicht hinwegdiskutieren ­ immer vorausgesetzt, die gravierenden Symptome konnten anhand einer korrekten Diagnose zweifelsfrei SARS CoV-2 zugeschrieben werden. Ja, ich habe die Berichte über schwere Verläufe zur Kenntnis genommen ­ sowohl in den Medien als auch durch Gespräche in meinem persönlichen Umfeld. Wenn wir diese Verläufe als Argument zugunsten der Corona-Maßnahmen einsetzen, ist es gleichwohl wichtig, uns ein weiteres Mal vor Augen zu führen, wie diese Maßnahmen gerechtfertigt wurden ­ nämlich mit der Sorge um eine Überlastung der Gesundheitssysteme. Und wir haben gesehen435, dass wir während der Corona-Krise eher das Gegenteil, nämlich eine Unterauslastung beobachten konnten.

Es ist nun durchaus nicht ausgeschlossen, den Blick von der institutionellen Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme abzuwenden und stattdessen die individuellen schweren Verläufe und damit das individuelle Leid der Betroffenen in den Vordergrund Argumentation zu rücken. Auch darin kann dem Grunde nach ein legitimes Ziel einer auf Gesundheitsschutz gerichteten Politik liegen. Aber die Argumentation aus dem Leid der Betroffenen bleibt unvollständig, wenn ihr nicht das Leid jener gegenübergestellt wird, die infolge der Corona-Maßnahmen wirtschaftlich hart getroffen wurden und nun vor den Trümmern ihrer bürgerlichen Existenz stehen, die häuslicher Gewalt zum Opfer gefallen sind436, die als alte Menschen in Pflegeheimen einen einsamen und trostlosen Lebensabend verbringen müssen437 oder die als Schulkinder in ihrer geistigen und sozialen Entwicklung zurückgeworfen wurden ­ um nur einige wenige Personengruppen zu nennen. Gerade die Schulkinder verdienen aktuell besondere Aufmerksamkeit, weil sie, seitdem die Schulen wieder zum Präsenzunterricht übergegangen sind, erheblichem seelischem Druck ausgesetzt sind: durch eine pädagogisch indiskutable Vermittlung der AHA-Regeln, durch Mobbing von Kindern mit Masken-Attest, durch Massentestungen in einschüchternder Atmosphäre und zunehmend auch durch QuarantäneVerfügungen. So wird es mir aus der anwaltlichen Praxis berichtet. Die Verzweiflung bei Eltern und Kindern wird offenbar immer größer. Ich möchte nicht wissen, was für ein Heer von TraumaTherapeuten wir demnächst benötigen werden, um das, was die Corona-Politik bei unseren Kindern psychisch anrichtet, wieder zu reparieren.

Und so landen wir wieder bei einer Grundfrage, die wir bereits andernorts438 aufgeworfen haben: Überfordert sich möglicherweise der Staat, wenn er versucht, sich dem individuellen Schicksal in den Weg zu stellen? Wieviel Leid darf der Staat an der einen Stelle produzieren, um an einer anderen Stelle Leid abzuwenden? Wir dürfen also das Leid derjenigen, die von einem schweren COVID-19-Verlauf getroffen werden, keinesfalls kleinreden. Aber wir dürfen nicht deswegen das Leid jener totschweigen, die durch die Corona-Maßnahmen Opfer bringen mussten und immer noch müssen.

d) Gesamtbewertung

Der weitere Text enthält nur noch eine Wiedergabe düsterer Prognosen von Christian Drosten und geht auf die Annahmen von Wolfgang Wodarg nicht mehr ein. Insgesamt hat der Beitrag an keiner Stelle aufzuzeigen vermocht, warum die Ansichten von Christian Drosten den Vorzug vor jenen von Wolfgang Wodarg verdienen. Folglich gelingt es an keiner Stelle, die Kritik von Wolfgang Wodarg zu entkräften. Die Verheißung, die Thesen von Wolfgang Wodarg würden „zerlegt“, wird an keiner Stelle des Textes eingelöst.

Vielmehr wird das allgemeine Persönlichkeitsrecht von Wolfgang Wodarg durch den Beitrag auf FOCUS online widerrechtlich verletzt ­ nämlich dadurch, dass in der Überschrift eine Formulierung gewählt wird („wirr“), die keinen Bezug zum nachstehenden Text hat (in dem nicht einmal der Versuch unternommen wird, die Überlegungen von Wolfgang Wodarg als Produkt geistiger Verwirrung zu brandmarken, geschweige denn dies zu begründen) und folglich nur dazu dient, Wolfgang Wodarg persönlich anzugreifen.

12. Bayerischer Rundfunk („Faktenfuchs“) vom 20. März 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

„Arzt setzt viele falsche Behauptungen in die Welt“ ­ so leitet der „Faktenfuchs“ (so nenne ich ihn auch im Folgenden, da weder Name noch Qualifikation des Autors angegeben werden) den Beitrag über Wolfgang Wodarg ein. Im Text geht es mit derselben Stoßrichtung weiter: Wolfgang Wodarg nehme es mit den Fakten „nicht so genau“ und setze „mit seiner angeblichen Expertise“ falsche Behauptungen in die Welt. Ein starkes Stück! Der „Faktenfuchs“ nimmt für sich in Anspruch, Wolfgang Wodarg den maßgeblichen Sachverstand abzusprechen. Umso mehr ist zu bedauern, dass der Bayerische Rundfunk nicht offenlegt, welche Person hinter diesem Artikel steht und welche medizinische Fachkompetenz sie für sich in Anspruch nehmen kann. Vorgeworfen wird Wolfgang Wodarg außerdem, er liefere für seine Behauptungen keine Belege. Diese Feststellung wird für die Würdigung dieses Beitrags noch von Interesse sein.

b) Die vom „Faktenfuchs“ aufgestellten Behauptungen

Bevor der „Faktenfuchs“ auf die Thesen von Wolfgang Wodarg eingeht, stellt er zunächst seine eigene fachliche Einschätzung vor: Das Virus SARS CoV-2 sei neu. Es übertrage sich noch leichter als das alte SARS-Virus. Seine Pathogenität sei höher als bei anderen Corona-Viren und sogar höher als bei Influenza. Es gebe weder eine Behandlung noch eine Impfung. Man könne sich mit dem Virus anstecken und es an andere weitergeben, ohne selbst Symptome zu haben. Angesichts des exponentiell ansteigenden Krankheitsverlaufs drohe eine Überlastung des Gesundheitswesens.

c) Das S-Gen ­ ein entscheidendes Novum bei SARS CoV-2?

(1) Der Gedankengang beim „Faktenfuchs“

Der „Faktenfuchs“ muss zunächst einräumen, dass Viren ­ auch Corona-Viren ­ sich verändern und dass es beim Menschen bereits andere bekannte Corona-Viren gebe. Diese werden auch aufgezählt: 229E, NL63, HKU1 und OC43. Dann aber folgt dieser Text:

„Das neuartige Corona-Virus Sars-Cov-2 aber ist eine Mutante, bei der unter anderem das S-Gen verändert ist. Diese ist für die Ausbildung von Proteinen, insbesondere der sogenannten “spikes“, der Andockstellen an Wirtszellen, verantwortlich. Das heißt, dieses Virus kann sich somit leicht übertragen, konkret: von Rachen zu Rachen. Entscheidend: Es ist darüber hinaus deutlich krankheitserregender als die bereits bekannten Corona-Viren, wie die Zahl der vielen Schwerstkranken und Toten eindeutig belegt.“

(2) Einwände

Ich atme bei diesem Text erst einmal tief durch. Wir erinnern uns: Der „Faktenfuchs“ wirft Wolfgang Wodarg vor, keine Belege zu liefern. Und jetzt lese ich beim „Faktenfuchs“ eine veritable Aneinanderreihung unbelegter Behauptungen:

(a) Es wird nicht genau dargelegt, welches Virus der Ausgangspunkt der Mutation war. Mutieren kann nur, was vorher schon einmal in einer ursprünglichen Gestalt existiert hat. Wovon stellt also SARS CoV2 eine Mutante dar? Vom alten SARS-Virus? Möglicherweise meint der „Faktenfuchs“ genau dies, weil er gleich im Anschluss an den soeben zitierten Text eine nahe genetische Verwandtschaft von SARS CoV-2 mit dem alten SARS-Virus von 2003 behauptet. Aber mit letzter Präzision erfährt der Leser das aus dem Text des „Faktenfuchses“ nicht. Der Leser muss sich also selbst auf die Suche machen und erfährt aus einer chinesischen Studie, dass dort in der Tat eine Veränderung im S-Gen im Vergleich zum alten SARS-Virus festgestellt wurde439. Meint der „Faktenfuchs“ diese Studie?

(b) Kein Beleg wird für die These geliefert, dass das S-Gen verändert ist. Wir erinnern uns:

  • Das Autorenteam um Victor M. Corman und Christian Drosten hatte in der entscheidenden Veröffentlichung vom 23. Januar 2020 empfohlen, mittels PCR-Test nach dem E-Gen, dem N-Gen und dem RdRp-Gen zu suchen440. Vom S-Gen war nicht die Rede. Wenn hier eine besonders für SARS CoV-2 spezifische Veränderung stattgefunden hat ­ wäre es dann nicht folgerichtig gewesen, die PCR-Testsysteme auf die Suche nach dem S-Gen auszurichten? Einige Testsysteme, die am INSTAND-Ringversuch teilgenommen haben, adressieren tatsächlich das S-Gen. Auf Christian Drosten und sein Team können sie sich indes dabei nicht stützen. Worauf aber dann?
  • Im Juni 2020 sind tatsächlich zwei Studien erschienen, die bei SARS CoV-2eine Mutation am S-Gen festgestellt haben441. Der Beitrag im „Faktenfuchs“ datiert jedoch vom 20. März 2020. Wenn es damals in diesem Bereich des Genoms schon Veränderungen gab, wäre es schön gewesen, wenn der „Faktenfuchs“ entsprechende Studien nachgewiesen hätte. Wieder muss der Leser sich selbst auf die Suche machen und wird, wie gesagt, in einer chinesischen Studie fündig, die am 3. Februar 2020 veröffentlicht wurde442. Das erklärt aber immer noch nicht, warum das Team um Christian Drosten dann die Suche nach anderen Genen empfiehlt.

(c) Kein Beleg wird für die These geliefert, dass gerade diese genetische Veränderung für die Übertragbarkeit von Rachen zu Rachen verantwortlich ist. Insbesondere steht das gerade nicht mehr in besagter Studie aus China; dort wird wegen der Übertragungswege vielmehr weitere Forschung angemahnt443. Wenn man also annimmt, dass SARS CoV-2 sich beim Andocken an die Wirtszellen anders verhält als die Vorgänger-Variante (welche auch immer das sein mag), scheint es doch ein beträchtlicher Schritt hin zu der These zu sein, dass gerade diese Veränderung gerade diese Wirkung im menschlichen Körper auslöst. Auch dazu hätte ich gerne einen weiterführenden Literaturhinweis gesehen. Der „Faktenfuchs“ lässt mich hier abermals im Stich, sodass ich wieder einmal selbst suchen muss und dabei sogar Erfolg habe: Die Mutation des S-Gens scheint wohl tatsächlich zur erhöhten Ansteckungsgefahr beizutragen444.

(d) Kein Beleg wird für die These geliefert, SARS CoV-2 sei krankheitserregender als die anderen bekannten Corona-Viren. Und erst recht wird kein Beleg für eine Annahme geliefert, die sich schon an früherer Stelle im Text des „Faktenfuchses“ findet, nämlich für die Annahme, dass SARS CoV-2 sogar pathogener sei als Influenza-Viren. Für die „Zahl der vielen Schwerstkranken und Toten“ hätte ich gerne einen Nachweis gesehen, auf welches Zahlenwerk der „Faktenfuchs“ sich beruft und welche Faktoren bei diesem Zahlenwerk einbezogen und welche ausgeblendet werden. Denn wir haben bereits gesehen, dass wir der Zählung von COVID-19-Toten mit großer Zurückhaltung begegnen müssen445.

(3) Medienberichte auf dem Standard von Fachliteratur?

Meine Forderung nach dem Nachweis einschlägiger Studien wird Widerspruch provozieren: Die allgemeine Medienberichterstattung, so wird man mir entgegenhalten, könne man doch nicht am Standard von Fachaufsätzen messen. Manche, mit denen ich mich über die Corona-Krise unterhalte und denen ich Lesefrüchte meines Eigenstudiums vortrage, geben zu bedenken, dass nicht alle Zeitungsleser und Fernsehzuschauer Universitätsprofessoren seien und nicht alle bestrebt sein, die Zusammenhänge so detailliert zu durchdringen. Ich erwidere dann immer, dass ich normalerweise auch nicht alles so genau wissen will, weil ich mich darauf verlasse, dass der Journalismus seinen Job macht und mich vollständig und richtig informiert. Und wieder sind wir beim Faktor Vertrauen, den wir in Teil C dieser Abhandlung ausführlich in den Mittelpunkt gerückt haben: Im Fall der Corona-Krise kann ich mich auf gar nichts mehr verlassen, sondern muss mir alles selbst anlesen.

Für den hier interessierenden Zusammenhang bedeutet dies: Der „Faktenfuchs“ hat ein hartes Urteil über Wolfgang Wodarg gesprochen. Also muss der „Faktenfuchs“ selbst Evidenz liefern: Die Substanz der Argumente und die Tiefe der Recherche müssen mit der Schärfe der Wortwahl Schritt halten. Und wenn das Urteil darauf gestützt ist, Wolfgang Wodarg liefere keine Belege, muss jener, der sich zum Richter aufschwingt, mit gutem Beispiel vorangehen und selbst Belege ins Feld führen. In gut recherchierten Beiträgen zur Corona-Krise passiert eben dies: Die Studien werden nicht nur zitiert, sondern gleich verlinkt, um dem Leser die Chance eigener Nachprüfung einzuräumen. Wenn der „Faktenfuchs“ das hier nicht für nötig hält, muss ich daraus schließen, dass die durchgeführten Recherchen die erforderliche Sorgfalt haben vermissen lassen.

(4) Zwischenergebnis

Die soeben zitierte Passage aus dem „Faktenfuchs“ hat mich nicht überzeugt. Ich kann anhand dieses Beitrags nicht nachvollziehen, welche herausgehobene Rolle das S-Gen für die Pathogenität spielen soll. Kann es sein, dass der „Faktenfuchs“ sich im dichten Wald der Virologie verlaufen hat und jetzt nicht mehr zu seinem Bau zurückfindet?

d) Zum Vergleich zwischen COVID-19 und Influenza

Der „Faktenfuchs“ zitiert Wolfgang Wodarg mit der Aussage, an SARS CoV-2 stürben nicht mehr Menschen als an Influenza, und stellt sich selbst auf dem Standpunkt, dieser Vergleich sei „nicht zweckdienlich“. Die Corona-Pandemie stehe erst am Anfang. Angesichts der exponentiellen Verbreitung sei bei COVID-19 mit einer deutlich höheren Anzahl an Sterbefällen zu rechnen als bei einer besonders schweren Influenzawelle.

Diesen Gedankengang versucht der „Faktenfuchs“ wie folgt zu vertiefen: Bei Masseninfektionen sei es generell schwierig, die Todesfall-Raten zu berechnen. Es gebe immer eine Dunkelziffer. Soweit folgenlose Infektionen nicht erfasst würden, könne es geschehen, dass die Todesfall-Rate höher erscheine, als sie tatsächlich sei. Schätzungen zufolge liege die Sterblichkeitsrate aber in China und in Südkorea bei 0,7% bzw. 0,69% und damit deutlich höher als in einem normalen Influenza-Jahr. Indes haben wir gesehen, dass es mittlerweile aktuellere Studien zur Sterblichkeit an COVID-19 gibt. Ich erinnere an die bereits zuvor446 zitierte Studie von John Ioannidis, wo eine zwar regional variierende Rate angegeben, jedoch eine durchschnittliche Gesamtsterblichkeit von 0,27% ermittelt wurde. Der „Faktenfuchs“ muss zudem selbst zugeben, dass auch die Influenza-Toten lediglich geschätzt werden. Insgesamt wirkt der Versuch, die Thesen von Wolfgang Wodarg zum Mortalitätsrisiko bei COVID-19 zu entkräften, spekulativ.

Zur weiteren These des „Faktenfuchses“, es gebe keine Grundimmunität, wurde bereits an anderer Stelle der gegenteilige heutige Forschungsstand erwähnt447.

e) Infektion mit dem Erreger und Weitergabe des Erregers ohne Symptome?

(1) Die Argumentation beim „Faktenfuchs“

Schließlich kommt der „Faktenfuchs“ auf seine bereits zuvor geäußerte Annahme zurück, man könne sich mit SARS CoV-2 infizieren und diesen Erreger weitergeben, ohne selbst Symptome zu entwickeln. Wörtlich heißt es448:

„Viele, vor allem junge Menschen, zeigen nur milde oder gar keine Symptome. Das deutet aber eher auf eine gefährliche, denn auf ein ungefährliche Pandemie hin. Denn diese jungen, gesunden Patienten stecken dann noch eher andere an als im Falle einer Influenza, bei der sich auch junge und gesunde krank fühlen und keine Kontakte mehr aufnehmen. Bei Sars-Cov-2 sind damit ältere und immungeschwächte Personen noch gefährdeter als bei einer Influenza, bei der auch junge Patienten sofort bettlägerig sind.“

Die Annahme, man könnte sich mit SARS CoV-2 infizieren und dieses Virus an andere weitergeben, ohne selbst Symptome zu entwickeln, bedarf einer eingehenden Diskussion. Denn es handelt sich um den vielleicht wichtigsten Baustein in der fachlichen Begründung der Corona-Politik. Außerdem zieht diese Annahme gewichtige Implikationen für unser gesellschaftliches Zusammenleben nach sich.

(2) Ansteckungsgefahr ohne Symptome: Die enorme Tragweite dieser Annahme

Wenn ich nämlich infiziert und infektiös sein kann, ohne Symptome zu haben, bedeutet dies nicht weniger, als dass jeder Mensch, dem ich begegne, unerkannt als Virenschleuder umherwandeln kann. Und genau diese Annahme prägt das Handeln von Regierungen und Behörden:

  • Die Kontaktpersonen-Quarantäne und pauschale Quarantäne-Anordnungen für Reiserückkehrer wären ohne die Annahme einer nicht-symptomatischen Infektion nicht denkbar. Denn die Mutmaßung lautet: Auch eine äußerlich gesund erscheinende Person kann infiziert sein und den Erreger weitergeben. Also muss die Menschheit vor ihr geschützt werden.
  • Die allgemeine Maskenpflicht wäre ohne die Annahme einer nicht-symptomatischen Infektion nicht denkbar. Denn die Mutmaßung lautet: Auch eine äußerlich gesund erscheinende Person ist womöglich infiziert, aus diesem Grunde ansteckend und atmet vielleicht Viren aus, die es mithilfe der Maske einzufangen gilt.
  • Die Abstandsregeln in den Corona-Schutzverordnungen wären ohne die Annahme einer nichtsymptomatischen Infektion nicht denkbar. Denn die Mutmaßung lautet: Auch eine äußerlich gesund erscheinende Person ist vielleicht infiziert, und man reduziert das Ansteckungsrisiko, indem man sich von ihr fernhält. Und weil in dieser Logik jeder unerkannt ansteckend sein kann, halten wir uns eben alle voneinander fern.
  • Die Annahme einer nicht-symptomatischen Infektion ist schließlich die einzige plausible Erklärung dafür, warum man sich für die Diagnose einer Infektion mit SARS CoV-2 allein auf einen PCR-Test verlässt. Das zeigt sich sehr deutlich, wenn man die Empfehlungen des RobertKoch-Instituts zur Diagnose von COVID-19449 mit jenen zur Diagnose einer Infektion mit dem alten SARS-Virus450 vergleicht. Bei Letzterer kommt die PCR erst zum Einsatz, wenn bereits Symptome festgestellt sind und es jetzt nur noch um die Frage geht, welcher Erreger hierfür verantwortlich ist.

In gleicher Weise verändert die Vorstellung von der nicht-symptomatischen Ansteckung das Verhalten der Menschen untereinander: Die Menschen beäugen sich aber auch ohne den direkten Einfluss von Rechtsvorschriften mit Argwohn. Jeder Mensch, dem ich begegne, kann mir die Seuche bringen. Und auch ich selbst kann jedem die Seuche bringen. Meine eigene physische Präsenz wird zur Todesgefahr für andere, die ich tunlichst zu kontrollieren habe, um nicht eines Tages schwerste Schuld auf mich zu laden. Hinter jedem Baum steht der Mörder. Heribert Prantl hat Vergleichbares beobachtet und dies in einprägsame Worte gefasst451:

„Corona hat eine andere Beziehung zu den Mitmenschen hergestellt; die sind eine potentielle Gefahr; man geht daher auf Abstand zu ihnen, man schützt sich vor ihnen, man begegnet ihnen mit Maske, man vermeidet Kontakt, sei es beim Einkaufen, beim Wandern im Wald oder beim Joggen im Park. Wenn einer an der Supermarktkasse zu nahe an uns herantritt, werden wir nervös. Und man selbst spürt böse Blicke, wenn man sich auf Unbekannte zubewegt.“

Besonders bizarre Blüten trieb die Angst vor der Seuche, als aus der Tönnies-Fleischfabrik in RhedaWiedenbrück (Kreis Gütersloh) eine größere Zahl positiv getesteter Beschäftigter gemeldet wurde: Das führte Medienberichten zufolge dazu, dass in den umliegenden Städten (auch in Bielefeld, wo ich lebe und arbeite) Autos mit dem Kennzeichen GT (für Gütersloh) beschädigt wurden452. Die Botschaft an die Halter dieser Autos war überdeutlich: Weg hier ­ Ihr bringt uns nur die Seuche! Die WELT titelte am 24. Juni 2020: „Woran erkennt man einen Gütersloher?“453: Der Autor beschrieb darin offenbar454 Versuche von Politikern, die „Bedrohung“ schon anhand optischer Erkennungsmerkmale zu identifizieren.

Die angstbedingte Zersetzung unserer Gesellschaft zeigt sich aber auch in anderen Erscheinungsformen: in Eltern, die versuchen, vor Gericht die Maskenpflicht im Klassenzimmer durchzusetzen455; in Fahrgästen, die ihre Mitreisenden anpöbeln, wenn sie keine Maske tragen456; in Menschen, die ihre Nachbarn wegen einer unerlaubten Party anschwärzen ­ so nach dem Motto: Die stecken sich da bestimmt alle an, und irgendwann ist das Virus auch bei mir. Aus der anwaltlichen Praxis werden mir mittlerweile fürchterliche Geschichten erzählt, wie Inhaber von Masken-Attesten stigmatisiert werden. Ich frage mich manchmal, wie wir uns eigentlich noch in die Augen schauen wollen, wenn der ganze Spuk (hoffentlich) eines Tages vorbei ist.

Für die Medienbeichterstattung ergibt sich daraus eine gesteigerte Verantwortung: Die Annahme einer nicht-symptomatischen Infektion darf man nicht einfach ungeprüft übernehmen. Vielmehr muss ich als Medienkonsument erwarten, dass Darstellungen hierüber sorgfältig recherchiert sind.

(3) Die Grundsatzkritik von Beda Stadler

Zweifel daran, ob dies geschehen ist, ergeben sich, wenn man liest, was Beda Stadler aus immunologischer Sicht zur Annahme einer nicht-symptomatischen Infektion zu sagen hat:

„Der nächste Witz, den gewisse Virologen verbreitet haben, war die Behauptung, dass diese symptomlos Kranken trotzdem andere Menschen anstecken könnten. Diese „gesunden“ Kranken würden im Rachenraum so viele Viren beherbergen, dass bei einer normalen Unterhaltung zwischen zwei Menschen der eine „Gesunde“ den anderen Gesunden anstecke. Nun muss man sich vergegenwärtigen, was da alles abläuft. Falls sich irgendwo im Körper, eben auch im Rachen, Viren bilden, heißt das, dass menschliche Zellen zugrunde gehen. Wenn Zellen sterben, wird sogleich das Immunsystem alarmiert, und es entsteht eine Entzündung. Eines der fünf Kardinalsymptome einer Entzündung ist der Schmerz. Es ist verständlich, dass leidende Covid-19-Patienten sich nicht mehr an das anfängliche Kratzen im Hals erinnern können und dann allenfalls behaupten, sie hätten vor ein paar Tagen noch keine Symptome gehabt.“

Wir lesen richtig: Die nicht-symptomatische Infektion ist nach Beda Stadler ein „Witz“, und zwar ein ziemlich schlechter: Weil nämlich Ärzte oder Virologen daraus das Narrativ eines gesunden Kranken gestrickt hätten, sei es zu Panik und zu Einschränkungen im öffentlichen Leben gekommen. Beda Stadler sieht sich genötigt, seiner Leserschaft einige grundsätzliche Zusammenhänge vor Augen zu führen:

„Hat es in unserer Umgebung krank machende Viren, so werden alle Menschen, egal ob immun oder nicht, vom Virus befallen. Ist man immun, beginnt jetzt der Zweikampf mit dem Virus. Als erstes versuchen wir mit Antikörpern zu verhindern, dass sich das Virus an unsere Zellen bindet. Dies gelingt natürlich nur teilweise, nicht alle werden blockiert, und viele Viren werden sich in den geeigneten Zellen einnisten. Das muss nicht zu Symptomen führen, ist aber eben auch keine Krankheit. Denn die zweite Garde des Immunsystems kommt jetzt zur Hilfe. Das sind die oben bereits erwähnten sogenannten TZellen, weiße Blutzellen, die von außen feststellen können, in welchen anderen Zellen sich die Viren verstecken, um sich dort zu vermehren. Solche Zellen, die quasi Viren ausbrüten, werden dann im ganzen Körper gesucht und von den T-Zellen umgebracht, bis das letzte Virus ausgerottet ist.“

Wir erinnern uns daran, dass wir an früherer Stelle457 zwei Studien identifizieren konnten, die sich um den Nachweis bemühen, dass in einem erheblichen Teil der Bevölkerung bereits Grundimmunität herrscht. Diese beiden Studien rücken eben diese T-Zellen in den Fokus.

Was Beda Stadler hier schreibt, klingt für mich als Laien so, als wolle er dem Leser noch einmal das kleine Einmaleins der Immunologie in Erinnerung rufen. Es scheint ein eisernes Gesetz zu sein, dass eine Infektion Symptome auslöst. Seine Ausführungen hören sich so an, als sei es für ein Virus völlig ausgeschlossen, sich über dieses Gesetz hinwegzusetzen.

Ich kann nicht leugnen, dass Beda Stadler mir aus der Seele spricht. Die Vorstellung, ich könnte ansteckend ­ und damit letztlich auch selbst krank ­ sein, ohne es überhaupt zu merken, ist exakt derjenige Teil der fachlichen Begründung für die Corona-Maßnahmen, der von Anfang an nicht in meinen Kopf hineinwollte und mit dem ich mich nach wie vor schwertue. Ich wage die Hypothese, dass es den meisten, die jenen Maßnahmen kritisch gegenüberstehen, genauso geht und dass dies einer der Gründe ist, warum es schwerfällt, den Menschen Abstandsregeln und das Tragen von Masken zu vermitteln.

Und jetzt lese ich bei Beda Stadler, dass es so etwas wie eine symptomlose Ansteckung überhaupt nicht gibt. Ich könnte also den Abschnitt zu diesem Thema hier und jetzt beenden. Eine redliche Auseinandersetzung mit dem Problem setzt allerdings voraus, auch die Gegenposition zu hören. Und diese wurde, wie sich gleich zeigen wird, in aller Schärfe formuliert.

(4) Das Gegenplädoyer von Frank Traeger

Wir hatten bereits an früherer Stelle458 das Video des Psychologiestudenten Sebastian kennengelernt, in dem dieser seine Einwände gegen die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen zusammenfasst459. Frank Traeger hat im Blog Der Volksverpetzer dieses Video vernichtend kritisiert und leidenschaftlich die These verteidigt, dass SARS CoV-2 ohne Symptome weitergegeben werden könne:

„Wir haben inzwischen Studien, die an Asymptomatikern Schäden zeigen ­ an der Lunge, an Gefäßen. Es gab zwischenzeitlich eine erhöhte Schlaganfallrate unter jungen Menschen. Es gibt Studien, die das Virus in den Hoden nachweisen, weswegen wir langfristig auch auf eine Unfruchtbarkeitswelle zusteuern könnten.“

Die Studien, die das alles nachweisen sollen, hätten mich brennend interessiert. Indes: Keine von ihnen ist in den Quellennachweisen enthalten, die am Ende des Beitrags verlinkt werden. Das wirft auf diesen Artikel kein gutes Licht. Denn dem Leser wird dadurch die Chance genommen, selbst nachzuprüfen, ob es die herangezogenen Studien überhaupt gibt, was genau ihre Ergebnisse sind, mit welchen Methoden diese gewonnen wurden und welche Schwächen den Studien ggf. anhaften.

Ich muss gestehen: Ich kannte den Blog Der Volksverpetzer bislang nicht. Ich schaue daher nach der Selbstbeschreibung dieses Blogs460 und lese dort, die Betreiber dieses Blogs setzten sich gegen Hass, Hetze, Fake News und Verschwörungstheorien ein. Im Beitrag über das Video von Sebastian liest sich das dann so: Was Sebastian erzähle, sei „totaler Schwachsinn“, „Blödsinn“, eine „Inszenierung voller Fehler“ und bei der Maskenpflicht beginne seine „Arroganz zu triefen“. Es wird dann der Appell ausgesendet: „Sebastian, häng dich mal nicht so aus dem Fenster mit dem Pathos“ und „Dieser Hoax, den du verbreitest, der ist schon seit Monaten out.“ Und in diesem Ton geht das in einem durch. Mit dem besserwisserischen Gehabe eines Oberschulmeisters und mit offen zur Schau gestellter Verachtung, und zwar nicht nur gegenüber Sebastian, sondern ebenso gegenüber anderen, die eine abweichende Einschätzung vertreten. In einem abfälligen Nebensatz werden auch Wolfgang Wodarg, Hendrik Streeck und Sucharit Bhakdi erwähnt. Die inhaltliche Kritik wird reich gespickt mit persönlichen Angriffen. Mir graut vor dem Gedanken, dass ich mir so in Zukunft den Kampf gegen Hass und Hetze vorzustellen habe.

(5) Anforderungen an den Nachweis asymptomatischer Infektiosität

Blicke ich auf die soeben dargestellte Kontroverse, so bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Blick in die Studien zu werfen, die mit dem Ziel antreten, den Nachweis zu führen, dass ein Mensch SARS CoV2 an andere Menschen weitergeben kann, ohne selbst Symptome zu entwickeln. Bevor dies geschehen kann, müssen wir uns die Anforderungen an einen solchen Nachweis vor Augen führen. Ich habe versucht, mir diese Anforderungen mit meinem Laienverstand selbst zurechtzulegen, bevor ich mich mit einschlägigen Studien beschäftigt habe. Ich bin zwar kein Mediziner. Aber ich bin Prozessrechtslehrer und verstehe etwas von Beweisantritt und Beweiswürdigung. Ich stelle mir einfach vor, jemand, der sich mit SARS CoV-2 angesteckt hat, glaubt, eine ganz bestimmte Person als Ansteckungsquelle identifiziert zu haben, und verklagt diese auf Schadensersatz aus § 823 Abs. 1 BGB wegen Verletzung des Körpers und der Gesundheit. Nehmen wir an, wir können bei der Person, die als Ansteckungsquelle benannt wird, ein Verhalten identifizieren, das als Verletzungshandlung in Betracht kommt. Dann stellt sich die Frage nach der haftungsbegründenden Kausalität zwischen diesem Verhalten und dem Verletzungserfolg, also der Ansteckung. Hierzu nehmen wir an, es sei unstreitig oder bewiesen, dass die Ansteckungsquelle im Zeitpunkt des Kontakts, welcher zur Ansteckung geführt haben soll, selbst keine Symptome hatte. Hätte ich als Richter über diesen Fall zu befinden, würde ich dem Ansteckungsopfer, das die haftungsbegründende Kausalität darzulegen und zu beweisen hat, den folgenden Beweisantritt abverlangen:

  • In Bezug auf die Ansteckungsquelle würde ich den Nachweis verlangen, dass in dieser schon vor Symptombeginn reproduktionsfähige Viren nachgewiesen werden konnten. Allein die Tatsache, dass die Ansteckungsquelle vor Symptombeginn mittels PCR positiv auf SARS CoV-2 getestet worden war, kann angesichts der Schwächen, welche der PCR beim diagnostischen Einsatz anhaften461, für einen solchen Nachweis nicht ausreichen.
  • Wir müssen sicherstellen, dass sich das Ansteckungsopfer nur bei der Ansteckungsquelle und bei nichts und niemand anders angesteckt haben kann.

Dieses Untersuchungsprogramm habe ich freilich nicht unbesehen zugrunde gelegt, als ich die einschlägigen Studien (im Prinzip nur eine Auswahl, die ich vor allem der Internetseite des RobertKoch-Instituts entnommen habe) ausgewertet habe. Ich habe vielmehr für die Diskussion der Studien das Gespräch mit Wolfgang Wodarg gesucht und die Impulse, die er mir gegeben hat, hier mit verarbeitet. Das Ergebnis, zu dem ich gelangen werde ­ nämlich dass es noch weiteren Diskussionsbedarf gibt ­ deckt sich mit dem Ergebnis einer ausführlichen Meta-Analyse, die im Juni 2020 veröffentlicht wurde462.

(6) Versuche des Nachweises asymptomatischer Infektion mit SARS CoV-2

(a) In einem Kurzbericht, der im New England Journal of Medicine vom 5. März 2020 veröffentlicht wurde463, aber offenbar schon am 30. Januar 2020 als Preprint (also als noch nicht extern begutachteter Vorabdruck) öffentlich abrufbar war, wird von einer chinesischen Geschäftsfrau berichtet. Diese begegnete am 20. und 21. Januar 2020 ­ scheinbar gesund ­ vier deutschen Kontaktpersonen bei einem Besuch in einem Münchener Unternehmen. Auf dem Weg zurück nach China erkrankte sie, wurde positiv getestet und informierte ihre Kontaktpersonen, die anschließend allesamt Symptome zeigten, wenn auch keine schwerwiegenden. Aus diesem Fallreport schloss das Autorenteam (dem übrigens auch Christian Drosten angehört), dass die chinesische Geschäftsfrau ihre Kontaktpersonen angesteckt habe, ohne selbst Symptome gezeigt zu haben.

Den Anforderungen, einen solchen Nachweis zu führen, wird diese Fallstudie jedoch nicht gerecht. Es ist nicht ersichtlich, warum sich die vier Kontaktpersonen nur bei dieser einen Geschäftsfrau und nirgends sonst angesteckt haben sollen. Denn wer sagt uns, dass SARS CoV-2 nicht schon in Bayern zirkulierte, bevor es zu der hier berichteten Begegnung kam? Wir erinnern uns: SARS CoV-2 war schon Ende 2019 in Europa (nämlich in italienischen Abwässern). Schon deshalb können wir nicht ausschließen, dass das Virus auch in Bayern schon vor Januar 2020 präsent war. Und wir denken noch einmal an die taiwanesische Studie, welche die Hypothese aufstellt, dass SARS CoV-2 schon seit Jahren existiert, ohne dass wir das Virus bemerkt haben464. Dies alles war zwar noch nicht bekannt, als der hier besprochene Fallbericht veröffentlicht wurde. Aber es zeigt sich, wie wichtig es ist, sich sorgfältig zu vergewissern, dass andere Ansteckungsquellen ausgeschlossen sind, wenn man einen so ambitionierten Nachweis wie den einer symptomlosen Ansteckungsfähigkeit führen will.

Die Durchschlagskraft dieser Fallstudie währte freilich sowieso nicht lange. Denn schon bald stellte sich heraus, dass die chinesische Geschäftsfrau, die als Ansteckungsquelle identifiziert worden war, in Wirklichkeit bereits Symptome hatte, als sie ihren deutschen Kontaktpersonen begegnete465. Damit war der Nachweis einer asymptomatischen Ansteckung endgültig hinfällig.

Indes: Das Schreckbild eines heimtückischen Krankheitserregers, den wir alle angeblich unbemerkt weitergeben können, war nun einmal in der Welt. Dies gibt Anlass, die zeitlichen Abläufe bei diesem Fallbericht näher zu beleuchten. Denn hier zeigen sich bemerkenswerte Ungereimtheiten:

  • Der Fallbericht wurde am 30. Januar 2020 als Preprint veröffentlicht.
  • Am 3. Februar 2020 machte ein anderer Autor darauf aufmerksam, dass die entscheidende Grundannahme, die chinesische Geschäftsfrau habe selbst keine Symptome gehabt, nicht stimmte.
  • Und trotzdem ­ also obwohl der Fehler in der Datengrundlage bekannt war! ­ wurde der Fallbericht am 5. März 2020 im New England Journal of Medicine abgedruckt.

Was für eine Erklärung soll ich für diese Abfolge finden? Nur ein Versehen in der Redaktion? Aber hätte der Fallbericht dann nicht wenigstens später zurückgezogen und die Publikation mit einem Zusatz versehen werden müssen, der dies kenntlich macht? Die andere denkbare Interpretation lässt mich freilich erschaudern: Wurde hier gar bewusst eine Fehlmeldung in die Welt gesetzt? Aber mit welcher Intention sollte dies geschehen sein?

Ich hoffe inständig, dass ich hier nur etwas übersehen oder missverstanden habe und dass mir jemand für diese Ereignisfolge eine plausible Erklärung geben kann. Denn andernfalls muss ich mich mit der Sorge tragen, dass wir es mit erheblichem wissenschaftlichem Fehlverhalten zu tun haben. Mit fatalen Folgen. Für uns alle. Seit Monaten.

(b) Eine US-amerikanische Studie466 untersuchte einen Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim. Die asymptomatischen Ansteckungsquellen wurden mithilfe von PCR-Tests identifiziert: 13 von 23 positiv getesteten Bewohnern hatten keine Symptome. Die meisten positiven Tests wurden bereits mit relativ wenigen Vervielfältigungszyklen gewonnen; gerade bei denjenigen Patienten, die im Zeitpunkt der Testung symptomlos waren, aber wenig später Krankheitszeichen entwickelten, wurden bis zu 37,9 Zyklen benötigt. Reproduktionsfähige Viren wurden nicht isoliert; vielmehr heißt es auf Seite 3 der Studie: „Studies to determine the presence of viable virus from these specimens are currently under way.“

Wir sind bereits an früherer Stelle467 einer Diskussion um die Frage begegnet, wie aussagekräftig ein Test ist, der erst nach vielen Zyklen ein positives Testergebnis zutage fördert. 37,9 Zyklen sind danach schon eine relativ große Zahl, welche die Aussagekraft des Ergebnisses trübt. Aber selbst wenn der Test nach wenigen Zyklen positiv anschlägt und damit eine hohe Viruslast indiziert, bedeutet dies noch lange nicht, dass die betreffende Person jemand anderen anstecken kann. Denn eine Meta-Analyse zur Ansteckungsfähigkeit zeigt, dass Patienten bereits ab dem zehnten Tag nach Beginn der Erkrankung zwar noch virales Erbgut ­ und dies in zunächst fortwährend hoher Konzentration ­ ausstoßen, aber keine reproduktionsfähigen Viren mehr468. Sollten die Ergebnisse dieser Meta-Analyse bzw. der ihr zugrunde liegenden Einzelstudien zutreffen, bedeutet dies, dass selbst eine niedrige Zahl an Vervielfältigungszyklen noch nicht beweist, ob die Person, die in dieser Weise getestet wurde, jemanden anstecken kann. Der Nachweis einer symptomfreien Ansteckungsquelle konnte daher mit der hier besprochenen Studie nicht geführt werden.

Mich hat das Design der Studie auch hinsichtlich der Ansteckungsopfer nicht überzeugt. Die Studie wurde in einem hoch durchseuchten Umfeld durchgeführt, weil ein großer Teil der Bewohner erkrankt war. Wie kann es da gelingen, jemanden, der sich angesteckt hat, eindeutig einer anderen (und zwar symptomfreien) Person zuzuschreiben, welche die Ansteckung vermittelt hat? Den Nachweis einer symptomfreien Ansteckungsfähigkeit kann ich jedenfalls auf der Grundlage dieser Studie nicht für erwiesen erachten.

(c) Eine chinesische Studie469 untersuchte die Infektionsketten unter 94 Patienten in einem Krankenhaus in Guangzhou. Die Indikation, dass bei diesen Patienten COVID.19 vorliegt, wurde anhand eines PCR-Tests gestellt, der auf das N-Gen testete (also wurde offenbar nur nach einem einzigen Gen gesucht). Nach reproduktionsfähigen Viren wurde nicht Ausschau gehalten. Damit ist schon die Ansteckungsquelle höchst unsicher. Um das Ansteckungsopfer einer Ansteckungsquelle zuzuschreiben, fasste man jeweils zwei Personen zu einem Übertragungspaar zusammen und stellte sicher, dass keiner von ihnen kurz zuvor in ein Risikogebot gereist war, keiner von ihnen sich auf sonstige Weise in einem Umfeld befunden hatte, in dem sich COVID-19-Fälle häuften (PatientenCluster) und nicht beide zuvor derselben Ansteckungsquelle ausgesetzt waren. Mehr als eine Grobsortierung wurde damit indes nicht geleistet. In der Studie heißt es wörtlich:

„A transmission pair was defined as two confirmed COVID-19 cases identified in the epidemiologic investigation by showing a clear epidemiologic link with each other, such that one case (infectee) was highly likely to have been infected by the other (infector).“

Also: Die Zuschreibung der Ansteckungsquelle zum Ansteckungsopfer ist nicht etwa belastbar bewiesen, sondern „highly likely“, also in hohem Maße wahrscheinlich. Und möglicherweise ist es nicht einmal das. Denn wer sagt uns zum Beispiel, dass die Patienten sich nicht beim Krankenhauspersonal angesteckt haben? Oder bei Personen, die von außen zu Besuch kamen? Waren sonst noch weitere Ansteckungswege denkbar und wie wurden diese ausgeschlossen? Für den Nachweis einer symptomfreien Ansteckungsfähigkeit kann dies alles jedenfalls nicht genügen.

(d) Eine weitere chinesische Studie470 greift auf die Daten über COVID-19-Patienten zurück, welche die chinesischen Behörden in dem Zeitraum bereitstellten, in dem diese Studie vorbereitet wurde. Die Patienten wurden in Primär- und Sekundärfälle unterteilt. Die Patienten, welche den Primärfällen zugerechnet wurden, gehörten offenbar laut den Angaben der chinesischen Behörden zu den COVID19-Ersterkrankten. Die Patienten in der Gruppe der Sekundärfälle hatten durchgängig Kontakt mit Patienten aus der Gruppe der Primärfälle, bevor bei Letzteren Symptome einsetzten. Die Patienten, deren Daten für die Studie untersucht wurden, wurden zielgerichtet so ausgewählt, dass sie nicht aus Wuhan oder aus der Provinz Hubei stammten. Offenbar wollten die Autoren also ausschließen, dass der ansteckungsverdächtige Kontakt in einem besonders hoch durchseuchten Umfeld stattgefunden hat, wo es naturgemäß schwerfiele, ein Ansteckungsopfer zuverlässig einer bestimmten Ansteckungsquelle zuzuschreiben. Der Gruppe der Primärfälle wurden Patienten zugeordnet, die vor dem 25. Januar 2020 nach Wuhan gereist waren und sich dort maximal drei Tage aufgehalten hatten. In die Gruppe der Sekundärfälle wurden Patienten mit Kontakt zu einem Patienten aus der Gruppe der Primärfälle einsortiert. Dabei wollen die Autoren darauf geachtet haben, dass die Patienten aus der Gruppe der Sekundärfälle keiner anderen Ansteckungsquelle begegnet sind. Auf welche Weise das Autorenteam Letzteres bewerkstelligt hat, wird freilich nicht mitgeteilt.

Und genau darin liegt die methodische Schwäche der Studie: Es kann nicht nachvollzogen werden, warum sich die Ansteckungsopfer aus der Gruppe der Sekundärfälle nicht doch auch irgendwo anders angesteckt haben könnten. Im Prinzip fußt die Studie auf der Prämisse, dass das Virus, bevor es in Wuhan auffiel, noch nirgendwo sonst auf der Welt aktiv gewesen war. Genau diese Prämisse ist aber gerade zweifelhaft.

(e) Eine US-amerikanische Studie471 untersuchte Bewohner eines Pflegeheims und stellte fest, dass 23 Tage nach dem ersten positiven Testfall 57 der 89 Bewohner ein positives Testergebnis auf SARS CoV2 aufwiesen. 76 Bewohner hatten sich einer Prävalenzstudie unterzogen. Darunter befanden sich 48 mit positivem Testergebnis, 27 davon ohne Symptome, und bei 17 davon konnte reproduktionsfähiges Virus nachgewiesen werden. Die Autorinnen haben sich also beim Design der Studie nicht allein mit PCR-Tests zufriedengegeben. Diese Vorgehensweise hebt diese Studie positiv von allen anderen hier besprochenen Arbeiten ab. Bei 34 Bewohnern mit positivem Testergebnis wurden die Proben außerdem sequenziert. Wenn ich die Darstellung der Methoden richtig verstanden habe, hat man Viren in Vero-Zellen kultiviert und dort, wo man die Vermehrung von Viren feststellte, sicherzustellen versucht, dass es sich gerade bei diesen Viren auch wirklich um SARS CoV-2 handelt ­ dies wiederum mithilfe von PCR-Tests472. Unter denjenigen Patienten, von denen Proben mit reproduktionsfähigen Viren genommen wurden, befanden sich gerade auch solche, die keine Symptome hatten473. Ich muss zugeben, dass mich das aufwendige Design der Studie beeindruckt hat ­ obwohl anzumerken ist, dass die Untersuchung in einem hoch durchseuchten Umfeld stattgefunden hat, was nach meinem Eindruck die Zuschreibung vom Ansteckungsopfer zur Ansteckungsquelle erschweren könnte.

Die Studie hat Eingang in eine Meta-Analyse gefunden474, die insgesamt 132 Studien näher durchleuchtet hat, welche sich mit dem Problem der asymptomatischen Ansteckungsgefahr befassen. Die Autoren dieser Meta-Analyse sehen eine Schwäche der hier besprochenen Studie darin, dass ihr keine adäquate Definition eines asymptomatischen Falles zugrunde liege. In einem deutschsprachigen Beitrag, der sich mit Sinn und Unsinn von Alltagsmasken befasst475, lese ich ferner, dass „ein Virusnachweis mittels Zellkultur (...) nicht mit dem Nachweis ihrer Infektiosität unter normalen Lebensumständen gleichzusetzen“ sei. Freilich hält die Autorin dieses Beitrags die Ausscheidung von SARS CoV-2 vor Symptombeginn für möglich, und dies sei auch zu erwarten gewesen, da Vergleichbares auch von anderen Atemwegsviren bekannt sei476. Wolfgang Wodarg, den ich zu Rate gezogen habe, machte mich schließlich darauf aufmerksam, dass die Autorinnen der hier besprochenen Studie alle Symptome, welche die angesteckten Personen gezeigt hätten, auf COVID-19 zurückgeführt und es versäumt hätten, eine ­ durchaus mögliche477 ­ gleichzeitige Infektion mit anderen Viren, insbesondere mit Influenza auszuschließen. Die festgestellten Symptome könnten ebenso gut von anderen Erregern stammen. Nach ihnen sei aber nicht gesucht worden.

Die Kritik von Wolfgang Wodarg ist aus der Perspektive der Ansteckungsopfer formuliert. Nun könnte man erwidern, die Autorinnen hätten aufseiten der Ansteckungsquellen SARS CoV-2 isoliert, kultiviert und sequenziert; es sei daher anzunehmen, dass gerade dieses Virus weitergegeben worden sei. Dann aber stellt sich wieder die Frage, ob dabei die Postulate von Robert Koch, und sei es wenigstens in der Modifikation durch Thomas Rivers, eingelöst worden sind478. Zwar hat man, wie gesagt, die Viren aus den Patienten-Proben in Vero-Zellen angezüchtet. Ich finde aber keine Angaben darüber, ob anschließend Verunreinigungen eliminiert wurden ­ was aber sowohl nach Robert Koch als auch nach Thomas Rivers Voraussetzung dafür ist, eine bestimmte Krankheit einem bestimmten Erreger zuzuschreiben. Aus eigener Kraft kann ich diese Frage nicht beantworten; im Prinzip müsste man bei den Autorinnen nachfragen.

(f) Wir erkennen, dass der Versuch, eine nicht-symptomatische Ansteckungsgefahr nachzuweisen, zwar eine anspruchsvolle Herausforderung darstellt, aber nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. So sehen es offenbar auch die Autoren der soeben zitierten Meta-Analyse479:

“Our estimates of the prevalence of asymptomatic COVID-19 cases and asymptomatic transmission rates are lower than many highly publicized studies, but still sufficient to warrant policy attention. Further robust epidemiological evidence is urgently needed, including in sub-populations such as children, to better understand the importance of asymptomatic cases for driving spread of the pandemic.“

Also: Ja, es lohnt sich, wachsam zu bleiben, aber so eindeutig wie bisher angenommen ist die Gefahr, das Virus an andere weiterzugeben, ohne selbst Symptome zu haben, dann doch wieder nicht. Man könnte auch formulieren: Für die Annahme einer solchen Gefahr besteht derzeit keine Evidenz480. Im COVID-19-Steckbrief des Robert-Koch-Instituts vom 7. August 2020481 lese ich konsequent ­ und zwar unter ausdrücklichem Hinweis auf diese Meta-Analyse ­ folgenden Satz:

„Schließlich gibt es vermutlich auch Ansteckungen von Personen, die zwar infiziert und infektiös waren, aber gar nicht erkrankten (asymptomatische Übertragung). Diese Ansteckungen spielen vermutlich jedoch eine untergeordnete Rolle“.

Und jetzt erinnern wir uns noch einmal an die Kritik von Beda Stadler: Asymptomatische Ansteckungsgefahr ist ihm zufolge immunologisch eigentlich gar nicht denkbar. Diesen ganz grundsätzlichen Einwand hat offensichtlich bis heute niemand entkräften können.

(7) Folgerungen

Dieser Befund zwingt in meinen Augen mindestens dazu, dass jene Akteure, die beständig die Gefahren durch eine symptomlose Ansteckung mit SARS CoV-2 beschwören, bei ihrer Wortwahl in Zukunft ganz erheblich abrüsten: Es ist bei einem solchen Forschungsstand schlicht und einfach nicht angemessen, der Bevölkerung tagaus, tagein einzutrichtern, dass jeder Mensch, und wirke er äußerlich auch noch so gesund, jeden anderen Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort mit Corona infizieren kann. So sollte auf die Gleichsetzung von Maskenverweigerern mit Steinewerfern482, auf den Ruf nach dem Wasserwerfer, um solche Leute zur Ordnung zu rufen483, oder gar auf die Forderung, solche Leute einzusperren484, tunlichst verzichtet werden. Maskenverweigerer sind auch keine Soziopathen mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, wie uns ein jüngerer Beitrag485 unter Berufung auf ­ wie auch immer zustande gekommene ­ Studien weismachen will. Es handelt sich vielmehr um Menschen, die es ablehnen, sich den Schuh anzuziehen, dass sie allein schon durch ihre körperliche Anwesenheit eine Gefahr für andere darstellen. Und angesichts des hier vorgefundenen Diskussionsstandes gibt es für eine solche Haltung anerkennenswerte Gründe. Um es mit in den Worten des Hamburger Arztes Michael Tank auszudrücken486: Es ist „unfair, wenn gesunden Menschen nicht nur unbegründet Angst gemacht wird, sondern man ihnen sagt, sie seien verantwortlich, wenn jemand anderes erkrankt.“ Damit wir uns nicht missverstehen: Ich selbst halte mich an die Regeln und trage die Maske da, wo ich muss. Aber ich weigere mich, auf die Menschen herabzublicken, die es nicht tun. Es sind keine Virenschleudern. Es sind meine Mitmenschen.

Auf politischer und administrativer Ebene sollte angesichts der soeben wiedergegebenen Aussage des Robert-Koch-Instituts die Verhältnismäßigkeit einiger Maßnahmen überdacht werden: Muss Quarantäne von Kontaktpersonen oder nach Reisen in sogenannte Risikogebiete wirklich sein? Muss die Zwangstestung von Rückkehrern aus den Urlaubsländern wirklich sein? Kann man es vielleicht doch riskieren, bei Sportveranstaltungen wieder Publikum zuzulassen, und sei es nur mit der Maßgabe, dass dann eben ein Teil der Plätze freibleibt, um Abstand zwischen den Zuschauern zu gewährleisten? Erste Ansätze zu einer Öffnung in diese Richtung gibt es in jüngerer Zeit immerhin schon.

Ganz besonders überprüfungsbedürftig erscheint die Maskenpflicht. Das Robert-Koch-Institut hatte deren Einführung ursprünglich mit folgender Begründung befürwortet487: „Diese Empfehlung beruht auf einer Neubewertung aufgrund der zunehmenden Evidenz, dass ein hoher Anteil von Übertragungen unbemerkt erfolgt, und zwar bereits vor dem Auftreten von Krankheitssymptomen.“ Nun aber relativiert das Robert-Koch-Institut selbst diese Aussage und verweist hierzu auf eine Meta-Analyse, die letztlich, wenn auch etwas zurückhaltender ausgedrückt, letztlich besagt, dass es für eine asymptomatische Ansteckungsgefahr keine Evidenz gibt. Müsste das nicht abermals eine Neubewertung auslösen, und zwar im Sinne einer Lockerung der Maskenpflicht? Zumal Christian Drosten , auf dessen Rat die Regierenden derzeit am meisten hören, selbst an der Wirksamkeit von Alltagsmasken zweifelt488? Und vor allem: Müssen wir diese Masken unbedingt unseren Kindern antun? Leider scheint die Spitze des Robert-Koch-Instituts von den hilfreichen Vorarbeiten jener Beschäftigten, die mit der Sichtung und Auswertung der einschlägigen Fachliteratur betraut sind, nicht viel mitbekommen zu haben. So jedenfalls muss ich es deuten, wenn Lothar Wieler verkündet, die AHA-Regeln dürften nicht mehr hinterfragt werden489.

In keinem Fall ist es aber aus journalistischer Sicht gerechtfertigt, einfach zu behaupten, dass SARS CoV-2 auch von symptomfreien Menschen weitergegeben werden könne, und diese Behauptung dann zur Grundlage zu nehmen, um einen Fachmann wie Wolfgang Wodarg öffentlich zu verurteilen. Genau diesen Fehler hat der „Faktenfuchs“ aber begangen. Sollte sich der „Faktenfuchs“ außerdem nur auf den Fallbericht im New England Journal of Medicine vom 5. März 2020 verlassen haben, ist ihm ein schwerer Recherche-Fehler vorzuwerfen, weil ihm die Information entgangen ist, dass die Datengrundlage dieses Fallberichts sich schon Anfang Februar 2020 als fehlerhaft herausgestellt hatte.

(8) Ein kleiner schadensrechtlicher Exkurs

Die Antwort auf die Frage, welche Anforderungen an die Zuschreibung einer Ansteckungsquelle zu einem Ansteckungsopfer zu stellen sind, haben wir an einer juristischen Parallelüberlegung festgemacht: Welchen Beweis müsste das Ansteckungsopfer erbringen, wenn es die Ansteckungsquelle auf Schadensersatz verklagen will?

Diese Frage wird neuerdings für einen Fall aufgeworfen, der sich tatsächlich abgespielt hat: Eine 26jährige Frau war aus dem Urlaub zurückgekehrt, hatte sich auf SARS CoV-2 testen lassen, war anschließend in einem Lokal eingekehrt und bekam dann ihr positives Testergebnis. In der Folgezeit wurden 25 Beschäftigte ihrer Arbeitsstelle positiv auf SARS CoV-2 getestet. Eine juristische Stellungnahme zu diesem Fall gelangt zu dem Ergebnis, dass die 26jährige Frau ihren Kontaktpersonen, die sie angesteckt habe, nach § 823 Abs. 1 BGB unter dem Gesichtspunkt der Körperverletzung schadensersatzpflichtig sei. Die Kausalität wird dabei mit einem Satz bejaht490. Nach hier vertretener Ansicht liegen die Dinge indes komplizierter:

Zunächst ist festzustellen, dass bei jenen Kontaktpersonen, die bloß positiv getestet wurden, bei denen aber kein reproduktionsfähiges Virus festgestellt wurde, schon keine Infektion nachgewiesen ist. Das liegt an den immanenten Leistungsgrenzen des PCR-Tests, die wir bereits kennengelernt haben491. Aber selbst bei jenen, die sich nachweislich mit SARS CoV-2 infiziert haben, stellt der Nachweis, dass sie sich gerade bei dieser 26jährigen Frau angesteckt haben, eine beträchtliche Herausforderung dar. Denn man muss bei jeder Kontaktperson jede weitere denkbare Ansteckungsquelle sicher ausschließen können. Und vor allem muss man ­ worauf ein Beitrag der Tagesschau zutreffend hinweist492 ­ ausschließen können, dass die 26jährige Frau sich ihrerseits bei einer der Kontaktpersonen angesteckt hat: Es kann ja sein, dass die angebliche Ansteckungsquelle in Wirklichkeit selbst Ansteckungsopfer ist. Im Schadensersatzprozess wird der Kausalitätsnachweis das Ansteckungsopfer in der Praxis vor ganz erhebliche Hürden stellen.

f) Gesamtbewertung

Der „Faktenfuchs“ wirft Wolfgang Wodarg vor, für seine Thesen keine Belege zu liefern, hält es aber umgekehrt selbst nicht für nötig, die eigenen Behauptungen zu belegen. In der Sache kann der „Faktenfuchs“ keine einzige der von Wolfgang Wodarg vertretenen Annahmen entkräften. Gänzlich neben der Sache liegt es, wenn der „Faktenfuchs“ Wolfgang Wodarg den einschlägigen Sachverstand abspricht („mit seiner angeblichen (sic!) Expertise“), ohne selbst auch nur halbwegs adäquaten Sachverstand nachzuweisen. Die berechtigten Erwartungen der Leserschaft werden deutlich unterboten.

13. Die bisher ausgewerteten Beiträge zu Wolfgang Wodarg im Gefüge der zeitlichen Abläufe

Bevor ich in die Auswertung weiterer Beiträge eintrete, halte ich einen Moment inne, um mir die zeitlichen Abläufe zu vergegenwärtigen:

  • Wolfgang Wodarg hatte sich vor dem Erscheinen dieser Beiträge mehrfach kritisch zum ­ seiner Meinung nach von vielen zu hoch eingeschätzten ­ Ausmaß der Gefahren durch SARS CoV-2 geäußert.
  • Am Mittwoch, den 18. März hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine staatstragende Fernsehansprache, in der sie begründete, warum es unausweichlich gewesen sei, Geschäfte, Schulen, Kindertagesstätten und zahlreiche öffentliche Freizeiteinrichtungen zu schließen.
  • Die Beiträge über Wolfgang Wodarg, die ich bisher hier besprochen habe, erschienen zwischen dem 18. und dem 20. März 2020.
  • Am 20. März 2020 unterschritt der Reproduktionsfaktor von SARS CoV-2 ausweislich der bereits zitierten Graphik des Robert-Koch-Instituts den Wert 1.
  • Irgendwann zwischen dem 18. und dem 22. März 2020 wurde das Strategiepapier des Bundesinnenministeriums, das zur Politik-Kommunikation mittels Schockwirkung aufruft, an das Kanzleramt verschickt.
  • Am 23. März 2020 wurden die Corona-Maßnahmen verschärft, indem bundesweit Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen verhängt wurden.

Hier fallen so viele inhaltlich zueinander passende Ereignisse zeitlich zusammen, dass es schwerfällt, noch an Zufall zu glauben. Bereits dieser zeitliche Ablauf mahnt zur Vorsicht bei der Lektüre der hier aufgelisteten Artikel. Wolfgang Wodarg hatte bereits 2009 im Zuge der Schweinegrippe daran mitgewirkt, die Interessenkonflikte der damaligen Entscheidungsträger aufzudecken und Fehler in den seinerzeit getroffenen Entscheidungen zu analysieren. Seine Thesen zum Thema SARS CoV-2 wurden von den Leitmedien verrissen, und dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Politik in Bezug auf die Freiheitsbeschränkungen ihre Gangart drastisch verschärfte. Sollte hier eine unbequeme Stimme gezielt zum Verstummen gebracht werden?

Das Medienecho zu Wolfgang Wodarg und seinen Thesen hat freilich auch in der Folgezeit eine Fortsetzung erfahren ­ und zwar ohne dass sich die Stoßrichtung verändert hätte. Es ist folglich an der Zeit, weitere Beiträge zu analysieren.

14. Volker Stollorz, Interview für netzpolitik.org vom 26. März 2020

a) Zum Hintergrund des Beitrags

Volker Stollorz stellt sich im Internet493 als Redaktionsleiter und Geschäftsführer des Science Media Center vor. Er hat den dort vorfindbaren Angabe zufolge Biologie und Philosophie studiert. Das Interview, um das es hier geht, handelt von den Herausforderungen, vor die der Wissenschaftsjournalismus in der Corona-Krise gestellt ist.

b) Die Aussagen zu Wolfgang Wodarg

In der hier interessierenden Passage lobt Volker Stollorz die Betreiber von Plattformen und sozialen Medien für ihre Selektionsbemühungen:

„Nehmen wir die sozialen Medien als generelles Phänomen. Da haben sie keinen Gatekeeper, der ist einfach weg. Das heißt, da kann jeder senden und was sich viral verbreitet, unterliegt weniger Kontrollen als in etablierten Redaktionen. Gleichzeitig sieht man aber auch sehr gut, dass soziale Medien wie Facebook und Twitter, aber auch Unternehmen wie Google, Desinformationen derzeit bei COVID-19 entgegensteuern und renommiertere Quellen priorisieren oder bestimmte Fake-News löschen. In letzter Zeit haben sich da Verfahren etabliert, mit denen man das erreichen kann.“

Und direkt im Anschluss daran ­ als ob Volker Stollorz mitteilen wollte, dass diese Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt sind ­ folgt diese Aussage:

„Es gibt trotzdem immer wieder auch einzelne Videos, die viral gehen ­ Herr Wodarg ist ja zum Beispiel in aller Munde ­, weil sie eine erwünschte Botschaft verbreiten. Und die lautet, dass es schon nicht so schlimm werde und die Experten in die völlig falsche Richtung gingen. Ich will natürlich nicht die Meinungsfreiheit einschränken, aber es wäre schön, wenn Plattformen dafür sorgen würden, dass sich offenkundiger Unsinn nicht so stark verbreitet.“

In dem Kontext, in den dies eingebettet ist, kann ich diesen Satz nur so deuten, dass der Diplom-Biologe Volker Stollorz sich einbildet, die Aussagen von Wolfgang Wodarg, der über ausgewiesenen einschlägigen Sachverstand verfügt, als „offenkundigen Unsinn“ brandmarken zu können. Volker Stollorz verfügt über keine Expertise, die er derjenigen von Wolfgang Wodarg entgegensetzen könnte. Was also berechtigt ihn, offen die Zensur der Thesen von Wolfgang Wodarg zu fordern?

c) Die Grenzen des Journalismus

Diese Forderung passt freilich in die Haltung, die Volker Stollorz auch an anderen Stellen des Interviews offenbart: Wer Wissenschaftsjournalismus betreibe, stehe vor der Herausforderung, selbst einzuschätzen, welche Informationen zuverlässig seien. In meinen Augen kommt darin die Selbstüberschätzung eines Berufsstandes zum Ausdruck: Offenbar sehen sich jene, die über die Corona-Krise berichten, zu einer solchen eigenen Einschätzung in der Lage. Zu welch fatalen Konsequenzen dies führt, haben wir an der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg leidvoll erleben müssen.

Wäre es nicht viel besser gewesen, dem Medienpublikum die unterschiedlichen Strömungen vorzustellen? Eine eigene Bewertung wäre dadurch gewiss nicht ausgeschlossen gewesen. Wo stünden wir heute, wenn die Leitmedien zu Beginn der Krise erstens festgestellt hätten, dass in der Wissenschaft über das Gefahrenpotential von SARS CoV-2 noch Vieles umstritten ist und wir noch viel zu wenig wissen, um dann zweitens auf dieser Grundlage an die Politik zu appellieren, ihrem Handeln sicherheitshalber erst einmal die weniger optimistische Risikoeinschätzung zugrunde zu legen? Dies hätte Raum gelassen, die Tendenz der Berichterstattung zu wenden, wenn sich anschließend Hinweise ergeben hätten, dass das Virus vielleicht doch nicht so gefährlich ist wie zunächst angenommen. Wie hätten wir zum Beispiel dann über die Reproduktionskure im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 des Robert-Koch-Instituts diskutiert? Hätten die Leitmedien dann immer noch geradezu krampfhaft versucht, darzulegen, dass das alles für die Risikobewertung überhaupt keine Bedeutung habe? Oder wären wir dann offener für die Vorstellung gewesen, dass wir über das Ausmaß der Bedrohung neu nachdenken müssen?

Das hätte allerdings vorausgesetzt, dass Vertreter einer optimistischeren Risikobewertung ernst genommen werden, statt sie von vornherein zu verunglimpfen. Die gesamte Berichterstattung über Wolfgang Wodarg hat dem dringend notwendigen Diskurs einen fatalen Rückschlag versetzt. Wenn SARS CoV-2 wirklich so gefährlich ist, wie dies bis heute kolportiert wird, ist die Berichterstattung, die wir in den Leitmedien hierzu beobachten, ein Kommunikationsdesaster par excellence.

d) Versäumnisse der „guten“ Medien ­ ein Zwischenfazit

Volker Stollorz lässt es sich in dem hier besprochenen Interview nicht nehmen, ein Plädoyer für die Leitmedien abzugeben:

„Ich kann qualitativ hochwertige journalistische Medienangebote nutzen oder mich in Quellen informieren, die polarisierend und ideologisierend sind. Davon kann man in der Corona-Krise eigentlich nur abraten. Da ist es klüger, eher die offiziellen Informationen sowie die renommierten und reputierten journalistischen Quellen zu suchen und zu lesen, hören oder schauen.“

Es gibt also nur Schwarz und Weiß: Entweder ich nutze für die Informationsbeschaffung die etablierten Kanäle oder aber „polarisierende“ und „ideologisierende“ Quellen. In den Worten von Volker Stollorz kommt einmal mehr eine Haltung zum Ausdruck, der wir hier schon mehrfach eine Absage erteilt haben: die Haltung, dass es hier die guten und dort die bösen Medien gibt.

Ich nutze die Gelegenheit, um noch einmal zusammenzufassen, welche Fragen die meinungsprägenden (also die vorgeblich „guten“) Medien nicht gestellt haben und welche naheliegenden Einwände gegen die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen sie aus meiner Sicht nicht haben entkräften können:

(1) Die Gleichung „Positiv getestet ist gleich Neuinfektion ist gleich Drama“ ist in dieser Allgemeinheit schlicht falsch. In den Leitmedien wird nicht thematisiert, dass PCR-Tests totes und lebendiges Material nicht auseinanderhalten können. Ebenso wenig wird das Problem angesprochen, dass man sich selbst bei guten Testsystemen auf die Aussagekraft eines positiven Tests nicht verlassen kann, wenn das Virus insgesamt nur wenig verbreitet ist.

(2) Es wird nicht nach einem wissenschaftlichen Beweis gefragt, der es erlaubt, das Krankheitsbild COVID-19 eindeutig dem Erreger SARS CoV-2 zuzuschreiben. Erst der Beitrag von Torsten Engelbrecht und Konstantin Demeter im Off Guardian vom 27. Juni 2020494 sowie ein YouTube-Video von Andrew Kaufman495 haben mich dafür sensibilisiert, dass an dieser Stelle möglicherweise eine Erkenntnislücke besteht, die durch weitere Forschung geschlossen werden muss. Die Einsicht, dass dies vermutlich mittlerweile gelungen ist, habe ich dann selbst herausarbeiten müsen.

(3) Die Hypothese, dass SARS CoV-2 in Wuhan von Tier auf den Menschen übergesprungen ist, wird unreflektiert hingenommen. Insbesondere wird nicht danach gefragt, wie denn diese Hypothese zu dem Umstand passt, dass SARS CoV-2 bereits Ende 2019 in italienischen Abwässern nachweisbar war. Generell stellt sich die Aufgabe, ein bestimmtes Ansteckungsopfer eindeutig einer bestimmten Ansteckungsquelle zuzuordnen, als wissenschaftlich anspruchsvolles Unterfangen dar. Insbesondere hat die chinesische Studie, die sich der ersten sieben Patienten angenommen hat und die von einer solchen Übertragung vom Tier auf den Menschen ausgegangen ist, anderweitige Prävalenz nicht sicher ausschließen können.

(4) Die Annahme, dass das Virus gänzlich neu und der menschliche Organismus hierauf nicht vorbereitet sei, scheint mir durch den derzeitigen Forschungsstand nicht erhärtet zu werden. Studien, die eine vergleichsweise moderate Sterblichkeitsrate bei COVID-19-Patienten aufzeigen, sowie Untersuchungen, die das Vorliegen verbreiteter Grundimmunität darlegen, sprechen, wenn sie sich als valide erweisen sollten, klar gegen die Annahme, dass SARS CoV-2 den menschliche Organismus unvorbereitet getroffen hat.

(5) Die Hypothese, dass das Virus sogar von jemandem, der selbst keine Symptome hat, an andere Menschen weitergegeben werden kann, wurde ungeprüft übernommen. Diese Hypothese ist einerseits alles andere als selbstverständlich und wird heute auch unter Fachleuten als noch völlig offen eingeschätzt, bildet andererseits aber einen zentralen Baustein für die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen. Hier wäre es Aufgabe der Medien gewesen, die einschlägigen Studien zu hinterfragen und eine konstruktive kontroverse Diskussion unter den Fachleuten einzufordern.

(6) Übersterblichkeit wird dort, wo man sie vorfindet, vorschnell damit in Verbindung gebracht, dass die Regierenden zu sorglos mit der Krise umgegangen seien und zu wenig hart durchgegriffen hätten. Glimpfliche Verläufe der Krise werden vorschnell als Erfolg der Corona-Maßnahmen gefeiert. In Deutschland legen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (nämlich die Reproduktionsgraphik in Verbindung mit den Angaben über die Anzahl der durchgeführten Testungen) den Schluss nahe, dass die Aktivität von SARS CoV-2 schon deutlich früher eingesetzt hat als angenommen und dass sie schon vor Inkrafttreten der Kontaktsperren eher rückläufig war. Untersuchungen, die für andere Länder angestellt wurden und die darauf hindeuten, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens die Sterblichkeit nicht reduziert haben, werden kaum zur Kenntnis genommen. Studien, die demgegenüber die Corona-Maßnahmen als Erfolg darstellen, verbreiten sich rasch. Ein ausgewogener Diskurs findet nicht statt.

(7) Die Zahlen zum COVID-19-Infektionsgeschehen werden in irreführender Art und Weise dargeboten. Die Statistiken, die abbilden sollen, wie viele Menschen an COVID-19 gestorben sind, beziehen (und zwar nicht nur in Deutschland, sondern ebenso in anderen Ländern) auch solche Sterbefälle mit ein, in denen zwar ein positiver Corona-Test vorlag, die Todesursache aber eine andere war, als Menschen, die nicht an, sondern nur mit Corona gestorben sind. Es führt zudem in die Irre, wenn das Infektionsgeschehen anhand von absoluten Fallzahlen dargestellt wird. Selbst wenn man einmal unterstellen wollte, dass alle Personen, die positiv auf SARS CoV-2 getestet wurden, auch tatsächlich mit diesem Virus infiziert sind, wird nur dann ein wirklichkeitsgetreues Bild von der Ausbreitung des Virus gezeichnet, wenn die Zahl der positiv Getesteten zur Zahl der Testungen insgesamt ins Verhältnis gesetzt wird. Wenn der Prozentsatz der positiven Tests gleichbleibt, spricht dies für die These, dass sich das Infektionsgeschehen als Ganzes nicht verändert hat.

(8) Die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen bleiben insgesamt unterbelichtet. Über die nachteiligen Folgen dieser Maßnahmen wird zwar durchaus berichtet. Dabei kommt in den Leitmedien aber kaum einmal jemand auf die Idee, aus diesem Grund die Verhältnismäßigkeit der CoronaMaßnahmen in Frage zu stellen. Außerdem wird nicht einmal versucht, die Kollateralschäden gebündelt darzustellen, um die Frage der Verhältnismäßigkeit auf dieser Grundlage darzustellen. Nur sehr vereinzelt ist die Berichterstattung in den meinungsprägenden Medien für die Vorstellung offen, dass Menschen durch die Corona-Maßnahmen sterben könnten.

(9) Die angsterzeugende Wirkung der Berichterstattung wird durch Informationen über die Situation aus dem Ausland verstärkt, die ein Zerrbild von der Wirklichkeit zeichnen. Für Italien wurde die katastrophale Situation in Bergamo und Brescia verallgemeinert, und es wurden zahlreiche Faktoren ausgeblendet, die neben Corona für diese Situation mitverantwortlich waren. In den USA ist die Situation von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich; die massive Übersterblichkeit in New York ist keinesfalls repräsentativ. An keiner Stelle wird gefragt, ob die betroffenen Länder vielleicht auch in den Vorjahren, insbesondere während Influenza-Wellen, mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten: Ein Problem wird nicht dadurch zu einem neuen, dass sich die Medien erstmals hierfür interessieren.

Ich komme zurück496 auf das Interview, das im Redaktionsnetzwerk Deutschland mit Johanna Haberer geführt wurde497. Johanna Haberer äußert darin ihre Auffassung, dass wir in der Corona-Krise „sehr gut und kompetent informiert worden sind“. Dem kann ich mich in keiner Weise anschließen. Im Gegenteil: Die journalistischen Versäumnisse sind in meinen Augen so eklatant, dass es sich kategorisch verbietet, die ­ in den Worten von Volker Stollorz ­ „renommierten und reputierten“ ­ Medien als „gute“ und alle anderen Medien als „schlechte“ Medien zu rubrizieren. Ich erinnere noch einmal498 an die Worte von Jessica Hamed:

„Der Wert einer Aussage bemisst sich meines Erachtens in einer demokratischen, pluralistischen Gesellschaft einzig an deren Inhalt.“

e) Die Selbstwahrnehmung der Leitmedien im Angesicht schwindenden Vertrauens

Wer indes darauf hofft, die Leitmedien würden ihre eigene Berichterstattung ab und an selbstkritisch reflektieren, wird rasch Ernüchterung verspüren. Zwar scheint man dort durchaus zu spüren, dass auf der Marktgegenseite, also bei Lesern und Zuschauern, zunehmend Misstrauen Einzug hält. Aber das ist dann eben kein Fehler der Berichterstattung, sondern ein Fehler jener, an denen sie adressiert ist. Mit Befremden lese ich etwa bei Maria Kotsev im Tagesspiegel vom 19. Juli 2020499 folgenden Satz:

„Glauben Sie, dass Medien auf Druck der Regierung Tatsachen über das Coronavirus verschweigen? Wenn ja, dann gehören Sie zu den 34 Prozent der befragten Deutschen, die diese Verschwörungstheorie glauben.“

Ich kann mich über eine solche Aussage nur wundern. Die Akteure der etablierten Kanäle wissen ganz genau, dass sie im Wettbewerb mit alternativen Anbietern stehen. Das Ziel muss es dann doch sein, denjenigen Teil der Kundschaft zurückzugewinnen, den man mit der bisher dargebotenen journalistischen Leistung nicht mehr erreicht! Die verlorengegangene Kundschaft wird sich nicht dadurch zurückgewinnen lassen, dass man sie beschimpft. Ganz im Gegenteil könnte der eingeführte Journalismus eher eine weitere Abwanderung zu den Alternativmedien beschleunigen, wenn er weiterhin versucht, sich als Teilnehmer des Wettbewerbs um die Aufmerksamkeit der Medienkonsumenten zum Schiedsrichter in eben diesem Wettbewerb aufzuspielen. In einem interdisziplinär erstellten Thesenpapier500 wird treffend formuliert:

„Die plakative Entgegensetzung von seriösem Qualitätsjournalismus in den etablierten Medien einerseits und kruden Verschwörungstheorien im Netz andererseits ist eine durchaus ,eigeninteressierte` Interpretation, die eben der verschärften Konkurrenzsituation geschuldet ist.“

Kaum besser ist es um einen Beitrag bestellt, den Elke Schmitter im Nachgang zur CoronaDemonstration vom 1. August 2020 wenige Tage später im SPIEGEL veröffentlicht hat501. Was die Autorin von den Gegnern der Corona-Maßnahmen hält, macht sie gleich im ersten Satz deutlich:

„Manche glauben an die unbefleckte Empfängnis, andere daran, dass die Pandemie eine Verschwörung ist.“

Sodann schildert die Autorin ein persönliches Erlebnis: Eine Facebook-Freundin hatte sie mit ­ offenbar regierungskritischen ­ Einschätzungen in alternativen Kanälen konfrontiert. Dazu die Autorin:

„Nein, sie ist keine Corona-Leugnerin. Sie zieht nur, in der Rolle der verwirrten Unschuld, mit einem trotzig-harmlosen ,Man wird doch wohl mal fragen dürfen...` den Teppich weg, auf dem wir gemeinsam standen. Auf dem steht auch: Fakten lassen sich recherchieren. Medien lassen sich in seriöse und andere unterscheiden. Es gibt eine gemeinsame Wirklichkeit.“

Ein durchschaubarer Versuch, innen und außen zu definieren: In der „gemeinsamen“ Wirklichkeit lebt, wer den „seriösen“ Medien in ihrer ­ regierungsfreundlichen ­ Risikoeinschätzung folgt. Alle anderen stehen außerhalb der Wirklichkeit und auch außerhalb des Gemeinsamen. Sie stehen am Rand. Sie gehören nicht dazu. Abermals erleben wir, wie sowohl die Medien als auch deren Konsumenten pauschal in Gut und Böse eingeteilt werden.

Sodann erkennt die Autorin, dass der Glaubwürdigkeit der Medien eine Schlüsselfunktion zukommt. Unter anderem lese ich:

„Wir glauben dem Virologen Christian Drosten , weil er in der naturwissenschaftlichen Zunft eine Autorität darstellt, was wir wiederum durch die Medien wissen.“

Dass es vielleicht andere wissenschaftliche Autoritäten gibt, die unter Umständen eine andere Meinung vertreten als Christian Drosten , kommt in der Vorstellung von Elke Schmitter offenbar nicht vor. In meinen Augen hat die Glaubwürdigkeit der Leitmedien ganz enorm darunter gelitten, dass eine sachliche Auseinandersetzung mit den Einwänden andersdenkender Fachleute nicht stattfindet, sondern jene Fachleute stattdessen persönlich angegriffen werden.

Die Glaubwürdigkeit der Medien speise sich „aus einem Zusammenspiel von Tradition und Erfahrung“. Bei der Frage, ob die Corona-Politik vernünftig ist, „muss ich der Konkurrenz seriöser Medien vertrauen. In einer Verhandlung, ob man ihnen überhaupt vertrauen kann, bin ich ohne Hände.“ Ganz in diese Richtung formuliert David Hugendinck in der ZEIT vom 6. August 2020502: „Im Fall von Corona könnte man sagen, dass es wohl weniger ein Versagen von Aufklärung ist, als vielmehr ein Erfolg der Gegenaufklärung“.

Die Hilflosigkeit, die aus solchen Zeilen schreit, ist nicht zu überhören. Die Botschaft lautet schlicht: Was sollen wir denn noch tun, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen? Wir können doch nicht mehr tun als die Wahrheit schreiben! Was können wir dafür, wenn die Leute es einfach nicht begreifen wollen? Indes provoziert dies die Gegenfrage: Was ist die Wahrheit? Hat sie jemand für sich gepachtet? Oder müssen wir uns nicht vielmehr alle gemeinsam auf die Suche nach ihr machen? Wir haben bereits feststellen müssen, dass die regierungsfreundliche Berichterstattung die Wahrheit für sich zu vereinnahmen sucht503. Und das angebliche Nicht-Begreifen-Wollen muss nicht auf ein Empfänger-, sondern kann ebenso auf ein Sender-Problem hindeuten: Vielleicht gibt es ja Argumentationslücken, welche die regierungsfreundliche Berichterstattung nicht schließen kann oder schließen will? Oder ärgern sich jene, die für diese Berichterstattung verantwortlich zeichnen, einfach nur darüber, dass die kritische Diskussion, die sie abwürgen, dann eben ohne sie stattfindet?

Wenn die meinungsprägenden Medien ernsthaft bestrebt sind, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, müssen sie bei sich selbst anfangen. Drei Empfehlungen möchte ich hier aussprechen: Erstens: Sorgfältiger recherchieren! Zweitens: Ausgewogener berichten! Drittens: Runter vom hohen Ross der angemaßten Deutungshoheit! Was wir in der Corona-Krise dringend brauchen, sind konstruktive, zielführende und ergebnisoffene Debatten, die auf Augenhöhe geführt werden und bei denen nicht die eine Seite von vornherein die gute und die andere Seite von vornherein die böse ist. Dabei kann sich durchaus am Ende die Auffassung durchsetzen, dass SARS CoV-2 wirklich so gefährlich ist wie bisher angenommen. Dann steht diese Erkenntnis aber auf einer viel stabileren Grundlage. Die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen muss brüchig bleiben, solange Einwände nicht entkräftet, sondern ignoriert und jene, die sie vortragen, verunglimpft werden.

Im Moment sind wir von solchen Debatten noch weit entfernt. Im Tagesspiegel lese ich in einem Beitrag über Stefan Homburg504 folgenden Satz:

„Er nennt solide Zahlen und zieht Schlüsse, die nur schwer zu widerlegen sind ­ und gerade das macht ihn so gefährlich.“

Wer gute Argumente gegen die Corona-Maßnahmen vorträgt, ist also „gefährlich“. Gefährlich für wen eigentlich? Welchen anerkennenswerten Grund soll es denn geben, schlüssig vorgetragene Einwände gegen die Corona-Maßnahmen beiseite zu schieben?

f) Gesamtbewertung

Und damit schließt sich der Kreis zu der hier zitierten Aussage von Volker Stollorz. Er fordert unverhohlen, Ansichten wie jene von Wolfgang Wodarg zu zensieren, damit sie auf diese Weise unrettbar der Ignoranz preisgegeben werden. Volker Stollorz plädiert also für das Gegenteil von Diskurs. Und deshalb verdient seine Aussage über Wolfgang Wodarg nachdrückliche Missbilligung.

15. Simone Rafael, Interview für die Märkische Oder-Zeitung vom 29. März 2020

a) Die hier interessierende Interview-Aussage

Die Märkische Oder-Zeitung interviewte am 29. März 2020 Simone Rafael, eine Mitarbeiterin der Amadeu-Antonio-Stiftung, zum Thema Rassismus, Hass und Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten. Die fachliche Qualifikation von Simone Rafael auf der Internetseite der Amadeu-Antonio-Stiftung wird dergestalt beschrieben, dass sie studierte Publizistin und Kunsthistorikerin ist505. Zunächst werden Spekulationen über angebliche Machenschaften einiger extrem reicher Leute thematisiert. Auf die Frage des Interviewers André Bochow, ob es in der Corona-Krise auch Neues hierzu gebe, antwortet Simone Rafael wie folgt:

„Die neue Qualität besteht darin, dass solche Verschwörungstheorien in Krisenzeiten die eigene Blase verlassen können. Dann glauben plötzlich noch viel mehr Menschen, dass die Regierung unsere Gehirne durch Impfungen manipulieren will. Oder sie glauben einem selbsternannten Experten, wie Wolfgang Wodarg, der Corona für harmlos erklärt.“

b) Sachverstand und das Recht auf Irrtum

Ich traue meinen Augen nicht. Eine Publizistin und Kunsthistorikerin bezeichnet Wolfgang Wodarg als „selbsternannten“ Experten? Wolfgang Wodarg ist approbierter Arzt mit reichhaltiger Berufserfahrung in der Behandlung von Atemwegserkrankungen und in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Er hat sich nicht selbst zum Experten ernannt. Er ist Experte. Und selbst wenn er sich mit seinen Thesen irren sollte, hört er immer noch nicht auf, Experte zu sein.

Unter Wissenschaft versteht Bundesverfassungsgericht die planmäßige Suche nach der Wahrheit506. Indem ich nach der Wahrheit suche, gestehe ich auch schon ein, dass ich sie noch nicht gefunden habe. Wissenschaft bedeutet immer auch die Gefahr des Irrtums. Folgerichtig muss ein Wissenschaftler auch das Recht haben, sich zu irren. Und das, was Wolfgang Wodarg betreibt, verwirklicht alle Merkmale von Wissenschaft. Auch Wolfgang Wodarg hätte, wenn er denn falsch liegen sollte, das Recht, sich zu irren. Jenes Recht steht nicht nur jenen Experten zu, auf deren Rat die Regierenden hören, sondern auch den Kritikern. Es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden!

c) Das Der-redet-mit-den-Falschen-Argument

Nur noch eine Bemerkung über den hier besprochenen Beitrag hinaus: In der Amadeu-AntonioStiftung, für die Simone Rafael arbeitet, scheint Wolfgang Wodarg ganz generell keine Freunde zu haben. In den Belltower News, die von dieser Stiftung betrieben werden, erschienen zwei Beiträge507, die sich mit dem Thema Verschwörungstheorien befassen, Wolfgang Wodarg der Verbreitung solcher Theorien bezichtigen und ihm die Auswahl seiner Interviewer zum Vorwurf machen. Inhaltliche Einwände gegen seine Thesen werden in diesen beiden Beiträgen nicht einmal versucht. Das Hauptargument gegen ihn lautet: Der redet mit den Falschen. Das impliziert zugleich, dass die Autoren dieser beiden Beiträge behaupten, sie seien auf der Seite der Richtigen. Einen inhaltlichen Mehrwert, der es rechtfertigen würde, auf jene Beiträge näher einzugehen, kann ich darin nicht erkennen. Dass ich mit der pauschalen Einordnung in „gute“ und „schlechte“ Medien nichts anfangen kann, habe ich bereits herausgearbeitet508. Es fällt aber auf, dass der erste dieser beiden Beiträge am 19. März 2020 und damit ­ wie zahlreiche andere Medienberichte über Wolfgang Wodarg ­ in jenem Zeitfenster erschienen ist, das sich unmittelbar an die Fernsehansprache der Bundeskanzlerin vom 18. März 2020 anschließt.

16. Jochen Taßler und Jana Heck auf tagesschau.de vom 2. April 2020

Der Beitrag rankt sich um Verschwörungstheorien in der Corona-Krise. Oberhalb der Überschrift „Böse Mächte und trojanische Pferde“ wird ein großes Foto von Wolfgang Wodarg gezeigt. Um ihn geht es zunächst auch im Text. Wolfgang Wodarg wird mit der Behauptung zitiert, Corona-Viren habe es immer gegeben, und SARS CoV-2 sei nicht gefährlicher als übliche Grippe-Erreger.

Jochen Taßler und Jana Heck halten dem entgegen: „Längst“ hätten „verschiedene Experten“ diese Aussagen widerlegt. Es wird allerdings nur ein Experte zitiert, nämlich der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum in Braunschweig. Dieser erwidert, die verstorbenen Patienten ließen sich nicht hinwegdiskutieren; sie wären auch aufgefallen, wenn man für den Namen für den Erreger hätte. Wir erkennen die bereits bekannte Struktur: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Inwiefern die Thesen von Wolfgang Wodarg widerlegt sein sollen, wird für den Leser nicht transparent gemacht.

Sodann schelten Jochen Taßler und Jana Heck die Alternativmedien, welche die Verbreitung der Verschwörungstheorien beschleunigten. Auch dieses Muster kennen wir: Hier die guten, dort die bösen Medien.

Der Beitrag enthält eine widerrechtliche Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts zum Nachteil von Wolfgang Wodarg. Der einzige Grund, warum er in dem Beitrag überhaupt Erwähnung findet, besteht darin, ihn als Wegbereiter für Verschwörungstheorien zu brandmarken, denen dann wiederum „Schnittstellen“ zum Rechtspopulismus attestiert werden. Wolfgang Wodarg wird damit politisch in eine Ecke gestellt, in der er sich nicht wiederfindet und in die er auch nicht hingehört. Das vornehmliche Ziel des Beitrags besteht, soweit er sich auf Wolfgang Wodarg bezieht, in der Herabsetzung von dessen Persönlichkeit. Diese Herabsetzung wird durch den Missbrauch seines Fotos noch verstärkt.

17. K. Belousova, J. Schneider, N. Metzger auf zdf.de vom 3. April 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

In dem hier besprochenen Beitrag auf der Internetseite des ZDF geht es nicht nur um Wolfgang Wodarg, sondern auch um andere Fachleute, die Zweifel an der fachlichen Begründung der CoronaMaßnahmen geäußert haben. Die Überschrift macht deutlich, dass das Autorenteam von den Aussagen der Kritiker nichts hält: „Fehlinformationen zu Corona ­ Wodarg, Bhakdi und Co. im Check“. Und zu Beginn des Beitrags wird die Frage gestellt: „Was sind ihre Thesen? Und was sind die Fakten?“ Der Leser soll sich also darauf gefasst machen, hier die „Thesen“ und dort die „Fakten“ vorzufinden ­ die „Thesen“ werden so zum Gegenbegriff für die „Fakten“. Über die fachliche Qualifikation jener, die diesen Beitrag verfasst haben, erfährt der Leser nichts.

b) Inhaltliche Auseinandersetzung

Die Auseinandersetzung mit Wolfgang Wodarg fällt recht knapp aus. Wolfgang Wodarg wird mit der Behauptung zitiert, Corona-Viren gebe es schon lange. Er bezweifle, dass SARS CoV-2 gefährlicher sei als die Grippe.

Dem wird in dem hier besprochenen Beitrag entgegengehalten, die bisher bekannten Corona-Viren hätten mit SARS CoV-2 nichts zu tun. Der Verlauf mit SARS CoV.2 sei nicht so harmlos wie bei den bisher bekannten Corona-Viren. So habe es Christian Drosten in einem NDR-Podcast509 erläutert. Bis hierher erkennen wir die bereits bekannte Struktur wieder: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt.“ Warum nun Christian Drosten recht hat und Wolfgang Wodarg nicht, erfährt der Leser nicht.

Anschließend kommen eigene Annahmen des Autorenteams hinzu: Das Virus sei hoch ansteckend, könne auch dann weitergegeben werden, wenn sein Träger keine Symptome verspüre, und es gebe weder einen Impfstoff noch geeignete Medikamente. Zu allen diesen Thesen haben wir bereits an früherer Stelle ausgeführt: Wie schnell sich das Virus verbreitet, hängt von der Grundimmunität ab. Um diese scheint es nach aktuellen Forschungsstand deutlich besser bestellt zu sein als zunächst angenommen510. Die Frage nach der Grundimmunität beeinflusst auch die Frage, wie dringend ein Impfstoff wirklich benötigt wird. Zur Ansteckungsgefahr durch symptomfreie Virenträger besteht noch Diskussionsbedarf511.

c) Gesamtbewertung

Der hier besprochene ZDF-Beitrag vermag keine einzige These von Wolfgang Wodarg zu entkräften. Warum die eigene Ansicht jener, die diesen Beitrag verfasst haben, „Fakten“ und gegenteilige Einschätzung nur (und zwar falsche) „Thesen“ abbilden sollen, wird in keiner Weise begründet.

18. Patrick Gensing auf tagesschau.de vom 6. April 2020

a) Die Bedeutung von Wolfgang Wodarg für das Thema des Artikels

Im hier besprochenen Beitrag von Patrick Gensing geht es laut Überschrift um „Verschwörungsmythen“, speziell um die „Legende vom ,Corona-Schwindel`“. Der Autor beschreibt, welche Erklärungsversuche die Corona-Krise begleiten, und stellt sie in eine Linie mit Bestrebungen, den menschlichen Einfluss auf das Erdklima in Abrede zu stellen. Anschließend heißt es:

„Lassen sich aber bestimmte Phänomene nicht mehr abstreiten ­ beispielsweise Aussagen von Ärzten, die über die schwierige Behandlung von Covid-19-Patienten berichten oder die weltweit steigende Zahl von Todesopfern ­ werden die Angaben generell angezweifelt oder geleugnet. Die Überlastung von Krankenhäusern beispielsweise in Norditalien liege, glaubt man selbst ernannten Experten, lediglich am angeblich maroden Gesundheitssystem und habe mit der Pandemie eigentlich nichts zu tun. So zumindest die Behauptungen.“

Im Klartext: Patrick Gensing will jenen, die Zweifel an der öffentlich kommunizierten Bedrohungslage anmelden, verbieten, die Frage nach Korrelation oder Kausalität zu stellen. Bereits dies lässt erahnen, dass der Autor kein Freund des wissenschaftsbasierten Diskurses ist. Sodann kommt Wolfgang Wodarg ins Spiel. Es geht unter der Zwischenüberschrift „Kronzeugen“ im Text wie folgt weiter:

„Als Fundament der Verschwörungsideologien reichen wenige Zitate von einigen Kronzeugen; beispielsweise die Ausführungen des ehemaligen Amtsarzts Wolfgang Wodarg, die auch über große Medien verbreitet und immer wieder zitiert werden. Dass diese neuen Stichwortgeber der ,CoronaSkeptiker` entscheidende Details einfach weglassen und sich viele Entwicklungen noch gar nicht bewerten lassen, spielt keine Rolle.“

Damit wird Wolfgang Wodarg zum „Kronzeugen“ der Verschwörungstheoretiker gestempelt ­ eine neue Variante der Argumentationsfigur „Applaus von der falschen Seite“, die wir in dieser Abhandlung schon mehrfach kennenlernen mussten. Patrick Gensing kann dem Sachverstand von Wolfgang Wodarg denn auch offenbar keine gleichwertige eigene Expertise entgegensetzen. Ihm bleibt folglich nichts anderes übrig, als sich darauf zu berufen, „dass der überragende Teil der internationalen Wissenschaft zu vollkommen anderen Einschätzungen bezüglich der Gefahr durch Sars-CoV-2 kommt und vor vorschnellen Urteilen warnt“ ­ so als würde über die Wahrheit nach dem Mehrheitsprinzip entschieden. Auch das hat mit Wissenschaft nichts zu tun.

b) Keine Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers für den Missbrauch seiner Thesen

Bis hierher kann ich mich damit begnügen, erneut darauf aufmerksam zu machen, dass man einen Wissenschaftler nicht für den Missbrauch seiner Thesen verantwortlich machen kann. Die Tatsache, dass Urheber weit hergeholter und wohl doch eher fernliegender Hypothesen über die Hintergründe der Corona-Krise sich auf Wolfgang Wodarg als wissenschaftliche Autorität stützen, kann nicht zum Nachteil von Wolfgang Wodarg ins Feld geführt werden. Wolfgang Wodarg handelt in der subjektiven Annahme gehandelt, seine Thesen seien richtig. Objektiv konnten jene Thesen in keinem einzigen der Berichte über Wolfgang Wodarg entkräftet werden. Wir müssen also zugunsten von Wolfgang Wodarg unterstellen, dass seine Thesen mindestens vertretbar sind. Keinesfalls dürfen wir ihm das Motiv unterschieben, zur Desinformation der Öffentlichkeit beitragen zu wollen. Soll also jemand, der ­ sei es sicher, sei es vielleicht ­ richtig liegt, schweigen, weil seine Erkenntnisse von falscher Seite missbraucht werden könnten? Kann ich jemanden, der seine fachliche Äußerung in die Welt setzt, für den Missbrauch durch andere verantwortlich machen, ohne Gefahr zu laufen, die dringend benötigte Diskussion im Keim zu ersticken? Gewiss: Wolfgang Wodarg erhöht mit seiner Widerrede den Aufwand, den die Regierenden betreiben müssen, um das Vertrauen der Menschen in die wissenschaftlichen Grundlagen ihres Handelns zu gewinnen. Aber diesen Aufwand müssen wir ihnen zumuten ­ gerade wenn sie in so weitreichendem Maße die bürgerlichen Freiheiten beschneiden.

c) „Warum sollten sie das tun?“

Im weiteren Verlauf seiner Überlegungen stellt Patrick Gensing eine wichtige Frage: Warum sollten sie das tun? In der Tat erkennt der Autor die Folgen der Corona-Maßnahmen mit aller wünschenswerten Klarheit:

„Die drastischen Einschränkungen zur Eindämmung von Corona verursachen mutmaßlich allein in Deutschland Schäden in Höhe von Hunderten Milliarden Euro und könnten die gesamte Weltwirtschaft in eine schwere Krise reißen. Welche Regierung daran ein Interesse haben sollte, bleibt unklar. Zudem warnen nicht nur einzelne, sondern auch miteinander konkurrierende Staaten weltweit vor der Pandemie.“

Gedankengänge dieser Art vernehme ich auch in persönlichen Gesprächen mit jenen, welche die Corona-Maßnahmen gutheißen. Das Argument scheint auf den ersten Blick eine hohe Durchschlagskraft zu entfalten. Wir haben weltweit dieselben Probleme. Wir wissen, was wir unserer Wirtschaft antun. Welches andere Motiv kann sinnvoll hinter dieser Politik stehen als einzig und allein das redliche Ringen um Gesundheitsschutz?

d) Fehlende Folgenabschätzung?

Die Frage, warum die Verantwortlichen in der Politik so dramatische Konsequenzen für die Wirtschaft in Kauf nehmen, stellt sich freilich erst dann, wenn man davon ausgehen kann, dass sie sich diese Konsequenzen überhaupt vor Augen geführt haben.

Zweifel daran kommen auf, wenn man die verantwortlichen Akteure danach fragt, wie tief sie ihre eigene Politik reflektieren. Marcel Luthe, Abgeordneter im Abgeordnetenhaus von Berlin, hatte die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit nach der Begründung für Abstandsregeln, für Veranstaltungsverbote und für Einschränkungen im Hotel- und Gaststättengewerbe gefragt. Er hatte Antworten etwa dieser Güte bekommen: Der Berliner Senat habe „die Einschränkungen von Rechtspositionen gegen die Gefahren der Pandemie für die Allgemeinheit (...) fortlaufend betrachtet und abgewogen.“ Gänzlich passen musste die Senatsverwaltung für Gesundheit bei der Frage, wie viele Unternehmen von den Corona-Verboten betroffen seien. Kaum besser sieht es in Bayern aus: Die bayerische Staatsregierung verfügt offenbar nicht einmal über nachprüfbare schriftliche Dokumentation, anhand derer sich die wissenschaftliche Begründung der Corona-Maßnahmen nachvollziehen lässt. Die Mainzer Rechtsanwältin Jessica Hamed hat dies in einem Schriftsatz vom 13. August 2020 nachdrücklich gerügt512. Wenn die bayerische Staatsregierung schon nicht nachprüfbar reflektiert, was eigentlich die Zurückdrängung bürgerlicher Freiheiten rechtfertigt, fällt es schwer zu glauben, dass sie sich die Folgen ihres Handelns in ausreichendem Maße vergegenwärtigt.

Dieses offenkundige Desinteresse der Politik an den Menschen stimmt mich mehr als nachdenklich513. Aber für die Antwort auf die Frage, die Patrick Gensing im hier besprochenen Beitrag stellt, haben wir schon eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Wenn die Politik nicht einmal weiß, was sie tut (genauer: was sie anrichtet), bleibt für die Frage, warum sie es tut, schon im Ansatz kein Raum. Man kann sich dann allenfalls fragen, warum sie vor den Folgen ihres Handelns die Augen verschließt.

Vermutlich liegt an dieser Stelle der springende Punkt: Die Verantwortlichen in der Politik wissen ganz genau, was sie anrichten. Sie wollen aber das Ausmaß der Kollateralschäden nicht wahrhaben. Das bereits an früherer Stelle514 zitierte Fehlalarm-Papier von Stephan Kohn hätte die Chance geboten, den Preis für die Corona-Maßnahmen gebündelt darzustellen. Leider ließ man diese Chance leichtfertig liegen; den Verantwortlichen fiel nichts Besseres ein, als Stephan Kohn zu suspendieren. Andererseits ist die Politik gezwungen, sich das Ausmaß der Schäden vor Augen zu führen, um die Summen, die sie für den Neuaufbau der Wirtschaft bereitstellen müssen, halbwegs realistisch beziffern zu können. Und diese Summen haben es in sich: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 21. Juli 2020515, dass neben dem normalen Haushaltsrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 (1,074 Billionen Euro) ein Sonderfonds in Höhe von 750 Milliarden Euro aufgelegt wurde, die zwischen 2021 und 2023 ausgegeben werden sollen. Ein Bewusstsein für die dramatischen ökonomischen Folgen der CoronaPolitik muss also vorhanden sein.

e) Die Frage nach den Motiven

Folglich stellt sich am Ende tatsächlich die Frage nach den Motiven: Ging und geht es wirklich nur um Gesundheitsschutz? Oder gibt es Anhaltspunkte für Motive, die daneben eine Rolle spielen? Und sind diese ggf. so stark, dass sie gar das Motiv des Gesundheitsschutzes überlagern oder verdrängen? Kann es vielleicht sogar sein, dass sich die Motivationslage im Laufe der Krise verändert hat? Dazu müssen wir uns die Handlungslogik der beteiligten Akteure vor Augen führen:

(1) Politik

Bereits an früherer Stelle516 habe ich hervorgehoben, dass ich den Verantwortlichen in der Politik am Anfang der Krise durchaus noch abgenommen habe, sich in einem harten Entscheidungskonflikt zu befinden. Und ich bin immer noch grundsätzlich offen für diese Vorstellung. Denn wenn wir noch einmal auf die Hintergrundinformationen blicken, die wir aus Italien abseits der furchteinflößenden Fernsehbilder zusammengetragen haben, spricht einiges für die Annahme, dass die Politik sich ihrerseits im Angesicht dramatisierender Medienberichte zum Handeln gezwungen sah. Wenn es sich wirklich um ein Killer-Virus handelt: Welcher Politiker will sich schon vorwerfen lassen, durch Untätigkeit unzählige Menschenleben auf dem Gewissen zu haben? Waren also in Wirklichkeit die Medien der Antreiber und die Politik die Getriebenen?

Ich bezweifle, ob dies als monokausale Erklärung für das Handeln der Politik ausreicht. Meine Offenheit für die Vorstellung, dass jenes Handeln ausschließlich durch den Gesundheitsschutz geleitet war, wird nämlich durch zwei Faktoren eingetrübt: zum einen durch das Strategiepapier, mit dessen Hilfe das Bundesinnenministerium die Angsterzeugung als offizielle Leitlinie der Politik-Kommunikation ausgab517, und zum anderen ­ wie wir mittlerweile gesehen haben ­ durch die Tatsache, dass ausgerechnet in direktem Anschluss an die Ansprache der Bundeskanzlerin vom 18. März 2020 ein ganzes Orchester an Medienberichten veröffentlicht wurde, in denen die Thesen von Wolfgang Wodarg in teilweise scharfem Ton, aber durchweg ohne inhaltliche Substanz in den Angriffen gegen ihn verrissen wurde. Gerade der gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk spielte zahlreiche Instrumente in diesem Orchester ­ das in meinen Ohren indes nur Missklänge produziert hat. Aber immerhin: Es bleibt trotz alledem denkbar, dass es zu Beginn der Krise allein um Gesundheitsschutz ging.

Je länger die Krise andauert und je länger die Politik zumindest dem Grunde nach daran festhält, bürgerliche Freiheiten zu beschneiden, desto mehr könnten sich andere Motive, insbesondere jene des Machterhalts in die Motivationslage hineingemischt haben. Was wäre, wenn man den Menschen zuerst Angst und Schrecken eingejagt hätte und dann eingestehen müsste, dass die Bedrohung am Ende doch nicht so dramatisch ausgefallen wäre, wie man ursprünglich angenommen hätte? Wie würde sich das in den Umfragewerten und in den Ergebnissen der nächsten Wahlen niederschlagen? Und muss man sogar befürchten, für die Folgeschäden der Corona-Maßnahmen persönlich zur Verantwortung gezogen zu werden?

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es der Politik schwerfällt, aus der Spirale der Angsterzeugung wieder gesichtswahrend herauszufinden. Und je länger die Krise andauert, desto schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem Ausweg. Dabei gab es durchaus Ereignisse, die es ermöglicht hätten, eine Trendwende einzuleiten und trotzdem glaubwürdig zu bleiben ­ ich denke erneut an die Reproduktionsgraphik im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 sowie an das Fehlalarm-Papier von Stephan Kohn. Ich versuche mir vorzustellen, wo wir stehen könnten, wenn die Politik an einem dieser beiden Punkte innegehalten und einen ergebnisoffenen Diskurs angestoßen hätte, um herauszufinden, welche Gefahr von SARS CoV-2 wirklich ausgeht: Hätte man hier den Menschen nicht vielleicht doch vermitteln können, dass es zwar am Anfang richtig war, das Szenario einer breitflächigen Bedrohung zugrunde zu legen (Vorsicht ist besser als Nachsicht), dass man aber angesichts der jetzigen Erkenntnisse neu nachdenken muss? Und was wäre, wenn dann tatsächlich herausgekommen wäre, dass die Bedrohung weniger dramatisch war als bisher angenommen ­ hätte man dann einen geordneten Politikwechsel einleiten können? Warum verschließen wir uns eigentlich beharrlich bereits im Ansatz gegenüber jeglicher Vorstellung, dass der Erreger vielleicht doch weniger gefährlich ist als gedacht?

Die Überlegung, dass die politisch Verantwortlichen keinen Weg aus der Krise finden, bei dem sie nicht selbst beschädigt werden, schöpft das Potential möglicher Motive indes nicht aus. Der Psychologiestudent Sebastian hat in seinem bereits zuvor518 erwähnten Video eine Botschaft von Edward Snowden eingeflochten, worin dieser mutmaßt, dass die Politiker sich daran gewöhnt haben, Beifall dafür zu erhaschen, dass sie bürgerliche Freiheiten beschneiden. Und Uwe Volkmann, Inhaber eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, arbeitet in einem instruktiven Beitrag519 die Dynamik politischen Handelns in akuten Krisensituationen heraus: Die Regierung, die das Heft des Handelns in die Hand nehme, erhalte eine „Prämie, die nicht nur ihr als Institution, sondern auch denen zukommt, die sie als Personen repräsentieren; für diese wirkt sie sich, man muss es so nüchtern sagen, nicht zuletzt in künftigen Wahlchancen aus.“ Diese Prämie falle „umso größer aus, je sichtbarer man den Willen zur Tat demonstriert; profilieren können sich letztendlich immer nur diejenigen, die die jeweils härtesten und weitergehenden Maßnahmen vorschlagen, während alle anderen als Zauderer und Zögerer alsbald unter Druck geraten.“ Anders gewendet: Es zahlt sich in der Gunst des Wahlvolkes aus, sich in der Krise als Macher zu profilieren520 und nach außen hin Handlungsfähigkeit zu demonstrieren521. Die Hardliner haben einen Vorsprung in den Umfragewerten522.

Uwe Volkmann erkennt indes auch die Gefahr jener Dynamik, die wir zuvor beschrieben haben ­ die Schwierigkeit, gesichtswahrend aus der Krisenspirale herauszufinden:

„Schließlich erzeugt das Denken in den Kategorien der Ausnahme her typischerweise eine entsprechende Rhetorik, die sich immer weiter selbst verstärkt und von der man sich vielleicht irgendwann wird fragen müssen, wie man davon wieder herunterkommt.“

Vermutlich kann dies nur gelingen, wenn der Politik ein Gegengewicht vor Augen geführt wird, das unwiderstehlich zu einem Umdenken zwingt. Dieses Gegengewicht könnte darin bestehen, den wirtschaftlichen Kollaps in gleicher Weise dramatisch darzustellen wie ursprünglich das Virus selbst. Wieder Uwe Volkmann:

„Niemand will aus dem gegenwärtigen Alptraum in einem Trümmerfeld erwachen, in dem ganze Wirtschaftszweige, eine Vielzahl von Unternehmen und massenhaft individuelle berufliche Existenzen vernichtet sind.“

Fazit: Je länger die Krise andauert, desto größer ist die Gefahr, dass der Gesundheitsschutz in den Hintergrund rückt und stattdessen Machtfragen die Vorherrschaft übernehmen. Die Handlungslogik der Politik besteht nun einmal in Machterwerb und Machterhalt. Selbst wenn man erkennt, eine Situation falsch eingeschätzt zu haben, fürchtet man, dies eingestehen zu müssen, da dies von der politischen Konkurrenz erfolgreich gegen einen selbst verwendet werden könnte.

Kann das ein Grund dafür sein, dass die Stellungnahmen von Fachleuten, welche vor einer Überzeichnung der Gefahr durch SARS CoV-2 warnen und die Nutzlosigkeit von Einschnitten in die bürgerlichen Freiheiten hervorheben, kaum Gehör finden? Ist die Sorge um die eigene Position Auslöser dafür, dass die Krisenrhetorik um jeden Preis aufrechterhalten wird? Seit August 2020 werden die Testkapazitäten deutlich hochgefahren. Kaum überraschend fällt seither eine größere Zahl an Tests positiv aus. Dies wird uns als bedrohlicher Anstieg von Neuinfektionen verkauft. Und dies, obwohl der Anteil der positiven Tests an den insgesamt durchgeführten Testungen sich kaum veränderte und sich seit geraumer Zeit die Marke 1% nicht mehr überschritten hat523 ­ was sich aber womöglich zumindest teilweise mit den üblichen Fehlerquoten erklären lässt, mit denen ein PCR-Test behaftet sein kann524. Wir erinnern uns an die Einsicht, die Jens Spahn höchstpersönlich in ein Mikrofon der ARD gesprochen hat: Wenn wenig los ist, aber viel getestet wird, bekommt man mehr falsch als richtig positive Tests. Man möchte mit Gabriele Knabbe sagen: Keine Fälle, keine Welle525. Aber eine fortgesetzte Dramatisierung.

Es war ein ganz, ganz großer Fehler, Politik mit Hilfe von Schockwirkung und mit Appellen an persönliche Schuldgefühle zu kommunizieren. Das Panik-Papier aus dem Bundesinnenministerium hat in eine fatale Sackgasse geführt. Es würde indes in eine unzulässige Verkürzung ausmünden, wenn man diese Situation ausschließlich auf jenes Papier zurückführen wollte. Vielmehr gilt es nunmehr die Rolle der Medien und die Interaktion zwischen Politik und Medien zu beleuchten.

(2) Medien

Medien leben davon, dass sie ihr Publikum erreichen. Dass Presse, Rundfunk und Fernsehen mit schlechten Nachrichten tendenziell mehr Aufmerksamkeit wecken als mit guten, ist eine altbekannte Binsenweisheit: Only bad news is good news. Und wenn man mit Sensationsmeldungen über ein neues Killer-Virus bei den Menschen auch noch den Eindruck hervorrufen kann, man leiste einen Dienst an ihnen, weil man sie vor einer existentiellen Bedrohung bewahre, ist den Machern in den Medien nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch das Wohlwollen des Publikums sicher. Um es überspitzt auszudrücken: Krisen mit Horror-Potential sind für die Medien ein gefundenes Fressen. Offenbar haben nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Medien diese Chance dankbar ergriffen. Noch einmal sei an unsere Informationen aus Italien erinnert526: Dort haben, wenn wir diesen Informationen Glauben schenken können, gerade die Medien mit Schreckensmeldungen die Dynamik der Krise massiv angeheizt.

Dauerhaften Erfolg können die Akteure in den Medien aber nur erzielen, wenn das Publikum ihnen Vertrauen entgegenbringt. Man stelle sich nur vor, es würde sich tatsächlich erweisen, dass SARS CoV2 nicht auch nur ansatzweise so gefährlich ist wie ursprünglich angenommen: Was würde dies für Fernsehsender, Radiostationen und Zeitungsverlage bedeuten, die mit ihren Berichten zum Thema Corona die Menschen monatelang mit einer nicht enden wollenden Kaskade von Schreckensmeldungen bombardiert haben? Aus der Sicht der Medienschaffenden wäre das ein blankes Desaster. Das Vertrauen der Menschen wäre dahin. Es würden rasch unbequeme Fragen gestellt, ob es nicht schon früher Anzeichen für eine optimistischere Einschätzung der Gefahrenlage gegeben habe und wenn ja, warum man diesen Anzeichen nicht nachgegangen ist ­ im Klartext: Man würde vermutlich all jene Fragen stellen, die ich in dieser Abhandlung aufgeworfen habe. Auflagen und Einschaltquoten würden dramatisch zurückgehen. Marktanteile würden zugunsten alternativer Anbieter verlorengehen. Und es würde, ja müsste mit allem Nachdruck die Frage nach der Existenzberechtigung des gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks gestellt werden.

Wir erkennen rasch, dass sich Politik und Medien in einer vergleichbaren Zwangslage befinden: Aus der Horror-Schleife gibt es für beide keinen gesichtswahrenden Ausweg. In ihrer Verzweiflung versuchen die Leitmedien, die Rhetorik des Schreckens ins Groteske zu überzeichnen. Nehmen wir das Beispiel Maskenpflicht527. Ohne dass ich das hier näher vertiefen könnte, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass gegen eine solche Pflicht fachliche Einwände erhoben werden, die nach meinem Eindruck durchaus ernst zu nehmen sind. Teilweise werden diese Einwände zusammenfassend präsentiert528; andere weisen auf Einzelaspekte hin, etwa die Verminderung der körperlichen Leistungsfähigkeit529 oder nachteilige psychische Folgen530 hin. Ohne solche Bedenken überhaupt zu problematisieren, wird in den Medien schweres verbales Geschütz aufgefahren: Maskenverweigerer seien die neuen Steinewerfer531, ja sogar potentielle Mörder532. Mein eigener Körper wird bereits durch meine physische Präsenz zur tödlichen Waffe für mein Gegenüber. Allein schon indem wir ausatmen, mutieren wir allesamt zu international geächteten Giftgaswaffen. Da darf es als Reaktion gerne auch mal eine Ladung aus dem Wasserwerfer sein533. Wer nicht brav seinen Maulkorb trägt, bekommt halt was auf die Fresse. So einfach ist das. Ja, und am besten sperrt man solche Leute gleich ein. Anders begreifen sie es nicht534. Es scheint, wie Nikolaus Blome treffend ironisch formuliert, geradezu „Volkssport“ zu werden, Maskenverweigerer einer als „gerecht“ empfundenen Strafe zuzuführen535. Und in der Tat ist hier grundsätzliche Kritik angebracht: Merken die Autoren solch absurder Texte nicht, was sie damit anrichten? Dass sie damit die Haltung befeuern, im Mitmenschen nur noch die Virenschleuder und die todbringende Gefahr zu erblicken? Wenn im kommenden Winter die Erreger von Atemwegsinfekten wieder aktiver werden, werden sie auf eine von Panik zerfressene, von wirtschaftlichen Existenzängsten zermürbte und von wechselseitigem Argwohn zersetzte Gesellschaft treffen. Unserem Immunsystem kann es nicht gutgetan haben, permanent mit Horrorbotschaften konfrontiert zu werden536.

In meinen Augen haben die meinungsprägenden Medien in der Corona-Krise auf der ganzen Linie versagt537. Die Presse genießt hohe Privilegien, wenn die Freiheit der Berichterstattung gegen das Persönlichkeitsrecht der davon Betroffenen abgewogen wird. Der BGH rechtfertigt dies mit der Begründung, die Presse sei der „Wachhund“ der Öffentlichkeit538. Im Verhältnis zur Politik bedeutet dies zweierlei: Zum einen ist es die Aufgabe der Medien, die Politik und ihre Akteure kritisch zu hinterfragen. Zum anderen sehe ich die Medien aber auch in der Pflicht, der Politik und ihren Akteuren konstruktive Hilfestellung zu leisten ­ indem sie auf Entwicklungen und Hintergründe aufmerksam macht, die den Verantwortlichen vielleicht verborgen geblieben sind, die aber eine Neubewertung politischer Entscheidungen gebieten.

Unterstellen wir einmal, die Bundesregierung und die Landesregierungen haben hart mit sich gerungen, welche Belastungen sie den Menschen mit Blick auf den Schutz unserer Gesundheit zumuten müssen. Unterstellen wir weiter, jede einzelne Entscheidung, die sie dabei getroffen haben, war ihnen an sich im tiefsten Herzen zuwider. Wäre es dann nicht eine befreiende Botschaft gewesen, wenn die Leitmedien auf die Reproduktionskurve im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17/2020 des Robert-Koch-Instituts539 aufmerksam gemacht und eine Neubewertung der Krise eingefordert hätten? Hätten unsere Politiker eine solche Chance nicht womöglich dankbar aufgegriffen, um eine Perspektive zu entwerfen, wann sie uns unser Leben wieder vollständig zurückgeben können? Hätte man es an Deutschlands Kabinettstischen nicht mit Erleichterung aufgenommen, wenn die Medien ein deutliches Signal gesetzt hätten, dass Politiker, die sich aus der Panik-Nummer lösen wollen, deswegen keine schlechte Presse riskieren?

Was aber ist stattdessen geschehen? Wissenschaftler, die angesichts jener Reproduktionskurve eine Neubewertung angeregt haben, wurden entweder weitgehend ignoriert (Christof Kuhbandner) oder böse diffamiert (Stefan Homburg). Als Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sich aus der Deckung wagte und die Aufhebung der Maßnahmen forderte, wurde er scharf kritisiert und letztlich ­ man muss es wohl so sagen ­ zurückgepfiffen540. Durch eine differenzierte Berichterstattung über die wissenschaftliche Begründung der Corona-Maßnahmen hätte ihm hier durchaus der Rücken gestärkt werden können. Am Ende das Tages muss man jedoch festhalten: Die Presse, die eigentlich Wachhund der Öffentlichkeit sein soll541, hat sich in einen Wachhund der Regierung über die Öffentlichkeit verwandelt. Die Aufgabe der Medien wurde damit nicht nur nicht erfüllt, sondern auf perfide Art und Weise pervertiert.

Ich kann jeden verstehen, der hier abgestimmtes Verhalten zwischen Politik und Medien argwöhnt. Denn man kann durchaus den Eindruck gewinnen, als teilten sich beide die Arbeit. Die Regierenden beschränken die Freiheit des Handelns und die Medien die Freiheit des Redens. Selbst wenn man nicht so weit geht, ein gezieltes Zusammenwirken zu unterstellen, verbleibt immerhin noch das Störgefühl, als verschlössen sich Politik und Medien hartnäckig jeglicher Botschaft, die von der Befreiung vom schnöden Joch der Corona-Krise künden könnte. Was auch immer Beruhigung zu stiften vermöchte ­ es wird bei der Berichterstattung weggelassen542. Dabei kann man nicht allen politischen Akteuren vorwerfen, sie seien für derartige Botschaften nicht empfänglich. Bodo Ramelow hatte, wie soeben gesehen, den Vorstoß für eine Aufhebung der Corona-Maßnahmen gewagt. Und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte Anfang September 2020, mit dem Wissen von heute hätte man seinerzeit Einzelhandel und Friseurgeschäfte nicht schließen müssen543.

Es fällt indes auf, dass die hier beschriebene Dynamik sich nicht auf Deutschland beschränkt. Vergleichbare Beobachtungen über Journalisten, die nur die Parolen der jeweiligen Regierung proklamieren, werden beispielsweise aus dem Vereinigten Königreich544 und aus Australien545 berichtet. Geradezu skurrile Auswüchse zeigten sich in einer Nachrichtensendung in Spanien, in der Luis de Benito, ein Krankenhausarzt aus Madrid, über die Situation in seiner Klinik interviewt wurde und sich hartnäckig weigerte, die erhofften Schreckensnachrichten zu präsentieren: Er blieb stur bei seiner Darstellung, dass in der Klinik ruhiger Betrieb herrsche ­ bis die Nachrichtensprecherin und ihr Kollege aus der Redaktion entnervt aufgaben546.

(3) Pharmaindustrie

Für die Pharmaindustrie ist die Corona-Krise das Geschäft des Jahrhunderts. Man verdient schon recht ordentlich mit PCR-Tests und Antikörpertests. Aber man kann den Gewinn noch ordentlich steigern, wenn man Millionen Impfdosen verkauft. Impfstoffe sind ein „Heilsbringer für bedrohte Bilanzen“547. Zahlreiche Impfstoffkandidaten befinden sich derzeit in der Entwicklung, teilweise auch schon in der klinischen Prüfung. Und wenn der Impfstoff eines Tages auf dem Markt ist, verkauft er sich besser, wenn wir alle schön brav weiter Angst vor dem Virus haben.

Nun ist die Pharmaindustrie von niemandem demokratisch gewählt und zu politischen Entscheidungen berufen worden. Für einen Industriezweig mit einer mächtigen Lobby ist es gleichwohl ein Leichtes, politische Entscheidungen zu beeinflussen ­ und zwar entweder indem man die Entscheider beeinflusst oder selbst zum Entscheider wird. Ich komme zurück auf den Schweinegrippe-Alarm aus dem Jahr 2009548 und dessen Dokumentation auf arte. Denn dort wird eine lebhafte Vorstellung davon vermittelt, wie die Lobbyisten der Pharmaindustrie das Gesundheitswesen ­ unter Einschluss der WHO ­ regelrecht durchdrungen haben549. Wenn es also sachfremde Einflüsse auf die Corona-Politik gegeben hat, haben sich diese vermutlich in sehr subtiler und geschickt getarnter Art und Weise in die Politik eingeschlichen. Versteckte Interessenkonflikte bei maßgeblichen Entscheidern haben den damals ausgelösten Alarm offenbar begünstigt. Offenbar wurden noch keine Geschäfte und Bildungseinrichtungen geschossen. Wohl aber gab es schon Geisterspiele im mexikanischen Profifußball und Quarantäne-Verfügungen gegen Infizierte.

Peter C. Gøtzsche ist in seinem Buch „Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität“550 den Praktiken der Pharmaindustrie zur Steigerung ihres Gewinns auf den Grund gegangen und hat bedrückende Entdeckungen gemacht. Er berichtet von ­ offenbar erfolgreichen ­ Versuchen, Ärzte und Fachzeitschriften zu korrumpieren, von verschwiegenen Nebenwirkungen in klinischen Studien über Medikamente und von perfiden Versuchen, kritische Ärzte, Behördenmitarbeiter oder Journalisten unter Druck zu setzen. Der Romanautor John le Carré machte derartige Machenschaften zum Gegenstand eines Romans551 und wird von Peter C. Gøtzsche mit den Worten zitiert: „Mir wurde klar, dass mein Roman, verglichen mit der Wirklichkeit, so harmlos ist wie eine Urlaubspostkarte“552.

Spielt die Pharmaindustrie auch beim COVID-19-Alarm eine Rolle? Sitzen ihre Akteure womöglich an entscheidenden Hebeln in der WHO? Wie wirkt sich dort der Umstand aus, dass die Mitgliedstaaten nur noch einen kleinen Teil des Budgets bereitstellen553 und erhebliche Gelder aus privaten Quellen fließen554? Welchen Einfluss üben sie auf die Verantwortlichen in Politik und Meiden aus? Ein Motiv, sich einzumischen, hat die Pharmaindustrie allemal. Man stelle sich vor, die aktuelle Krise würde sich tatsächlich als Corona-Fehlalarm555 herausstellen: Dann brächen die Einnahmen aus den Corona-Tests schlagartig weg. Die hohen Kosten, die man in die Forschung nach einem Impfstoff gesteckt hat, blieben ohne jede Amortisation. Würde die Pharmaindustrie ein solches Szenario geschehen lassen? Oder würde sie sich einer solchen Entwicklung entgegenstellen? Und ggf. mit welchen Mitteln?

(4) Wissenschaft

Die Akteure der Wissenschaft leben ebenso wie Politik und Medien am Ende vom Vertrauen all jener, an die sie sich mit ihren Forschungsergebnissen richten ­ vom Vertrauen des Fachpublikums, gerade in so einer existentiellen Frage wie der Corona-Krise aber in gleicher Weise vom Vertrauen der allgemeinen Öffentlichkeit.

Wissenschaft kommt außerdem nicht ohne eine solide Finanzierung aus. Diese wird grundsätzlich vom Staat bereitgestellt, und zwar in Gestalt einer Grundausstattung, in Gestalt von leistungsbezogenen Mitteln und schließlich in Gestalt von Drittmitteln, die vom Staat ausgereicht, aber im Wettbewerbsverfahren vergeben werden. Drittmittel können aber auch von privater Seite eingeworben werden, namentlich von der Industrie. § 25 Hochschulrahmengesetz trifft zur Drittmittelforschung unter anderem die folgenden Aussagen:

(1) Die in der Forschung tätigen Hochschulmitglieder sind berechtigt, im Rahmen ihrer dienstlichen Aufgaben auch solche Forschungsvorhaben durchzuführen, die nicht aus den der Hochschule zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln, sondern aus Mitteln Dritter finanziert werden; ihre Verpflichtung zur Erfüllung der übrigen Dienstaufgaben bleibt unberührt. Die Durchführung von Vorhaben nach Satz 1 ist Teil der Hochschulforschung.

(2) Ein Hochschulmitglied ist berechtigt, ein Forschungsvorhaben nach Absatz 1 in der Hochschule durchzuführen, wenn die Erfüllung anderer Aufgaben der Hochschule sowie die Rechte und Pflichten anderer Personen dadurch nicht beeinträchtigt werden und entstehende Folgelasten angemessen berücksichtigt sind; die Forschungsergebnisse sollen in der Regel in absehbarer Zeit veröffentlicht werden.

Drittmittelforschung ist nach der Vorstellung des Gesetzgebers also ein Recht eines forschenden Hochschulmitglieds. Die Realität ist indes seit ca. zwei Jahrzehnten eine andere: Die Hochschulen und ihre Fakultäten werden zunehmend unter Druck gesetzt, Drittmittel einzuwerben. Schon die genuin staatlichen Finanzierungsmittel werden derzeit zu 45% im Wettbewerbsverfahren vergeben556, und die Hochschulleitungen versuchen die Hochschullehrer, aktiv dazu anzuhalten, sich um solche Gelder zu bemühen. Aus dem Recht wird damit faktisch eine Pflicht. Ich kann aus meiner Zeit an der FU Berlin ein Lied davon singen: Allen in den drei Jahren, in denen ich dort als Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft amtierte, wurden meinem Fachbereich insgesamt mehr als eine Million (!) Euro vom Grundhaushalt abgezogen. Hauptgrund: Drittmittelschwäche im Vergleich zu den anderen Fakultäten. Ebenso unschön wie der Mittelentzug war die Begleitmusik aus dem Präsidium der FU Berlin: Der Fachbereich ist an dem Mittelabfluss selbst schuld. Wir Juristen haben das Glück, dass wir als Buchwissenschaftler nicht auf teure Apparate angewiesen sind. In der Medizin und in den Naturwissenschaften wirkt der Drittmitteldruck ungleich intensiver.

Soweit die Finanzierung der Forschung vom Staat abhängt, kann diese Abhängigkeit zum Problem werden, wenn der Staat sich in einem Politikfeld bei der wissenschaftlichen Begründung seiner Entscheidungen auf eine Linie festgelegt hat, diese Linie innerhalb der Forschungseinrichtung aber nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt. Ich komme erneut auf das Buch „Corona Fehlalarm?“ von Karina Reiß und Sucharit Bhakdi zu sprechen557. Sucharit Bhakdi ist emeritierter Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Karina Reiß ist Dermatologin am Universitätsklinikum in Kiel. Beide üben in ihrem gemeinsamen Buch deutliche Kritik an der fachlichen Begründung der Corona-Maßnahmen.

Die medizinische Fakultät der Carl-Albrechts-Universität zu Kiel, das Bundesexzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ und das Universitätsklinikum Kiel haben auf diese Kritik reagiert und am 18. August 2020 eine Stellungnahme veröffentlicht, welche an die schleswig-holsteinische Wissenschaftsministerin Karin Prien gerichtet ist558. Darin distanzieren sich die Unterzeichner zunächst von den Aussagen von Karina Reiß und Sucharit Bhakdi. Sodann heißt es wörtlich:

„Die vergleichsweise positive Entwicklung der Pandemie in Deutschland, die im internationalen Vergleich eine der niedrigsten Todesraten aufweist, darf nicht zu der irreführenden Annahme verleiten, die Infektion mit SARS CoV-2 sei harmlos oder gar ein banaler Infekt. Dem äußerst besonnenen Verhalten unserer Landesregierungen, der Bundesregierung, der vielen Bürgerinnen und Bürger und dem flächendeckend hohen Versorgungsstandard des Deutschen Gesundheitssystems ist es vielmehr zu verdanken, dass wir nicht die traurigen Erfahrungen machen mussten wie andere Länder auf dieser Welt. Es gilt, am Erreichten festzuhalten und die Hygiene-Regeln weiter einzuhalten, die uns vor der Infektion und deren schlimmen Folgen schützen.“

Ungefähr so stelle ich mir die Huldigungsadresse eines Höflings an den absolutistisch regierenden Landesfürsten im Barockzeitalter vor. Die Stellungnahme hat freilich den Beifall sowohl der Fachschaft Medizin an der Carl-Albrechts-Universität zu Kiel559 als auch der dortigen Universitätsleitung560 gefunden. Für mich hört sich das so an, als ginge in Kiel die Angst um, dass die staatlichen Finanzierungsströme versiegen, wenn man dort die Reihen nicht geschlossen kriegt.

Ich fühle mich durch das, was ich hier aus Kiel lesen muss, in höchstem Maße alarmiert. Welches Vertrauen soll ich denn in eine Wissenschaft haben, die sich zu einem solch peinlichen Kotau hinreißen lässt? Die Meinungsfreiheit hat in der Corona-Krise schon zur Genüge gelitten. Aber wollen wir jetzt auch noch die Wissenschaftsfreiheit zu Grabe tragen? Müssen wir befürchten, dass die Hochschulen demnächst bundesweit auf Linie getrimmt und Anhänger abweichender Meinungen geächtet werden? Muss ich befürchten, dass es auch bei den Drittmittelgebern einen Wettbewerbsnachteil darstellt, wenn jemand die Förderung eines Forschungsvorhabens erstrebt, dessen Ergebnisse geeignet sind, die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen in Frage zu stellen561?

(5) Fazit: Keine Weltverschwörung, sondern ganz normale menschliche Schwächen

Die Tatsache, dass wir in zahlreichen Ländern eine ganz ähnliche Dynamik der Corona-Krise verzeichnen wie in Deutschland, ist möglicherweise der Auslöser dafür, warum Phantasien über verborgen wirkende böse Mächte reiche Blüte treiben. Ich teile diese Phantasien nicht ­ aber sie sind irgendwo menschlich verständlich. Ich erinnere mich in diesen Tagen an einen Ausspruch meines Religionslehrers in der fünften Klasse: Man möchte nicht glauben, was die Leute alles glauben, wenn sie nichts mehr glauben. Misstrauen ist die Keimzelle von Verschwörungstheorien.

Ich selbst meine allerdings, wir sollten etwaige Erklärungsversuche tiefer aufhängen. Die Ausgangsfrage lautete: Welches Motiv außer der Sorge um unsere Gesundheit sollte die politisch Verantwortlichen dazu antreiben, sehenden Auges schwerste wirtschaftliche Folgeschäden (und man wird ergänzen müssen: gesundheitliche und soziale Folgeschäden) hervorzurufen? Wir haben einen ganzen Blumenstrauß typischer menschlicher Schwächen identifizieren können, die übrigens auf der ganzen Welt die gleichen sind: Mutlosigkeit, Feigheit, Opportunismus, Geltungssucht und möglicherweise auch Geldgier. Ich sehe mich ungeachtet meiner vielen kritischen Fragen nicht in der Lage, mir ein eigenes Urteil über die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen zu bilden. Wenn sich aber herausstellen sollte, dass diese Begründung nicht belastbar ist, gibt es durchaus nachvollziehbare (wenn auch nicht anerkennenswerte) Gründe, sich (und anderen) dies nicht einzugestehen, weil dieses Eingeständnis persönliche Nachteile zur Folge haben könnte.

Sollte sich das argumentative Fundament der Corona-Politik indes tatsächlich als brüchig erweisen, wäre es als ein Zeichen von Dummheit anzusehen, wenn nicht schnellstens das Tor zum ergebnisoffenen Diskurs aufgestoßen wird. Denn ein ganzes Volk lässt sich nicht auf Dauer hinters Licht führen.

(6) Zur Frage der Belegbarkeit

Es ist nach alledem denkbar, dass andere Motive neben dem Gesundheitsschutz, vielleicht sogar anstelle des Gesundheitsschutzes bei der Corona-Politik Pate stehen. Es ist allerdings nach jetzigem Sachstand nicht belegbar. Gebietet diese Einsicht meinen Zweifeln Schweigen?

Wir haben bereits gesehen, dass es teilweise als Charakteristikum einer Verschwörungstheorie angesehen wird, wenn jene, die sie verbreiten, keine Belege vorweisen können. Ich erinnere hierzu an den Beitrag von Bastian Brinkmann in der Süddeutschen Zeitung vom 14. Mai 2020562. Dabei wird freilich übersehen, dass es zunächst einmal Charakteristikum einer Verschwörung ist, sie nicht belegen zu können. Denn in dem Moment, in dem ich eine Verschwörung und ihre Akteure enttarnt habe, habe ich schon einen entscheidenden Schritt getan, um dem unredlichen Treiben ein Ende zu setzen. Jeder, der mit unlauteren Zielen unterwegs ist, wird versuchen, seine Absichten zu verschleiern.

Die Tatsache, dass ich nicht beweisen kann, ob die handelnden Personen in der Corona-Krise sachfremde Ziele verfolgen, gebietet es mir daher nicht, mit meinen Zweifeln hintanzuhalten. Ich bin nicht verpflichtet, auf die Redlichkeit dieser Personen zu vertrauen, bloß weil ich nichts Gegenteiliges beweisen kann. Und gerade in Bezug auf die staatlichen Akteure ist Misstrauen schon deshalb erlaubt, weil das Grundgesetz selbst ein deutliches Misstrauensvotum an die Adresse der Träger staatlicher Gewalt adressiert ­ das Prinzip der Gewaltenteilung (Art. 20 Abs. 2 Satz 2 GG).

(7) Weitergehende Zweifel

Die vorstehenden Überlegungen münden in den Versuch aus, das Handeln der beteiligten Akteure in der Corona-Krise mit ganz normalen menschlichen Schwächen zu begründen. Ich habe keinen Anhaltspunkt dafür, dass hier ein von langer Hand geplantes Programm abläuft. Ich bin freilich bei meinen Recherchen auf Dinge gestoßen, auf die ich mir immer noch keinen Reim machen kann und denen ich daher hier nicht weiter nachgehe:

  • Auf den Seiten der EU-Kommission, auf denen man die Außenhandelsstatistiken findet, einen Reiter mit der folgenden Aufschrift entdeckte563: „EU Trade since 2015 of COVID-19 medical supplies (DS-1180622)“. Für eine Krankheit, die angeblich 2019 gänzlich neu aufgetreten sein soll, soll es 2015 schon handelbare „medical supplies“ gegeben haben?
  • Am 8. Mai 2019 wurde auf YouTube eine Sitzung der CDU-/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag hochgeladen564, bei der es um globale Gesundheitsvorsorge ging. Unter den Rednern befand sich WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Auf dem Diskussionspodium begrüßte die Fraktion sowie außerdem Joe Cerrell, Geschäftsführender Direktor Globale Politik der Bill and Melinda Gates Foundation, Jeremy Farrar, Direktor des Wellcome Trust, und schließlich Christian Drosten. Auf die Bill-Gates-Nummer habe ich in der ganzen Corona-Diskussion nie viel gegeben. Bill Gates unterhält zwar Verbindungen zu Organisationen, die ihrerseits mit der Pharmaindustrie kooperieren565. Ich habe aber keine Idee, was einen Mann wie Bill Gates, der über Geldmengen verfügt, die sich ein normaler Mensch kaum vorstellen kann, dazu bewegen könnte, sich für noch mehr Geld die Hände schmutzig zu machen. Indes: Was will der Cheflobbyist von Bill Gates dann bei der CDU/CSUBundestagsfraktion auf einer Sitzung, bei der es ganz wesentlich um die Bekämpfung von Pandemien geht? Auf demselben Podium, auf dem auch Christian Drosten sitzt? Und das lange vor dem Ausbruch der Corona-Krise?
  • Bis heute reißen Berichte nicht ab, dass SARS CoV-2 synthetisch im Labor hergestellt worden sei566. Studien, die in diese Richtung arbeiten, verfolge ich nicht weiter, weil mich das in die Tiefen der Virologie führt, mit der ich mich nicht auskenne. Die Tatsache, dass unser Immungedächtnis den Erreger anscheinend bereits kennt567, scheint mir eher gegen die Annahme zu sprechen, dass das Virus künstlich zusammengebastelt worden sein soll. Merkwürdig finde ich aber, dass dann in einem Beitrag aus dem Jahr 2008 (!) von SARS CoV-2 und sogar schon von SARS CoV-3 die Rede ist568.

Man muss in diesen Tagen schon sehr aufpassen, um nicht zum Verschwörungstheoretiker zu werden.

f) Eine Gegenfrage an Patrick Gensing

Ich habe im Laufe dieser Abhandlung einige Umstände zusammengetragen, die bei mir ein Störgefühl verursacht haben. Und so möchte ich auf die Frage von Patrick Gensing mit der folgenden Gegenfrage erwidern: Wenn alle Maßnahmen, welche die politisch Verantwortlichen in der Corona-Krise treffen, so schlüssig und zwingend sind: Warum dann diese Ungereimtheiten? Warum werden Kritiker persönlich angegriffen und teilweise böse verunglimpft? Ist das Reservoir an Sachargumenten erschöpft und will man dies nicht eingestehen? Wenn man auf die Kritik schlüssig und evidenzbasiert erwidern kann ­ warum tut man es nicht einfach, sondern geht stattdessen zum persönlichen Angriff über? Warum stellen sich die Leitmedien so auffällig einförmig in den Dienst der Kommunikationsziele von Bundesregierung und Landesregierungen? Warum musste Wolfgang Wodarg ausgerechnet im zeitlichen Anschluss an die Fernsehansprache von Angela Merkel am 18. März 2020 so viel mediale Schelte erdulden? Warum ausgerechnet er, der schon im Zuge des Schweinegrippe-Alarms von 2009 fruchtbare Aufklärungsarbeit geleistet hatte?

19. Niels Markwardt auf republik.ch vom 7. Mai 2020

Unter der Überschrift „Was Wissen schafft“ geht der Niels Markwardt von der Prämisse aus, dass Protest gegen die Corona-Maßnahmen häufig von Rechtspopulisten befeuert werde und dass es den Urhebern dieses Protests nicht um eine rationale Debatte um die Ausbalancierung von Infektionsschutz hier und Freiheitsrechten sowie wirtschaftlichen Folgen dort gehe, sondern eine groß angelegte Verschwörung vermutet werde. Solche Muster kenne man schon aus der Diskussion um den Klimawandel. Die am Protest beteiligten Akteure lehnten wissenschaftliche Fakten ab und verwürfen die Berichterstattung in den Leitmedien als manipulativ. Und schon mit dem so gewählten Rahmen bestätigt der Autor diese Vorhaltungen: Protest gegen die Corona-Maßnahmen wird sofort in das schiefe Licht der Illegitimität gerückt. Der Autor zeigt sehr deutlich, wie sein Leser über die CoronaProteste denken soll: Der Leser soll denken, dass Corona-Protest in der Ablehnung wissenschaftlicher Fakten und einer rationalen Debatte gründet. Der Leser soll denken, dass die Corona-Proteste aus der immer gleichen Ecke herrühren, aus denen auch sonst die Fundamentalopposition gegen alles und jeden kommt. Ja, so einen Text empfinde ich tatsächlich als Manipulationsversuch.

Sodann versucht der Autor darzulegen, dass es nicht genügt, die Gegner der Maßnahmen auf „die Wissenschaft“ zu verweisen. Denn auch in der Wissenschaft seien manche Fragen umstritten; Niels Markwardt nennt exemplarisch die Kontroverse um den Nutzen von Masken zum Schutz gegen eine Infektion mit SARS CoV-2. Unter der Zwischenüberschrift „Falsche Propheten“ führt der Autor sodann aus, dass Desinformationskampagnen vom kontroversen Charakter der Wissenschaft profitierten, weil es ihren Urhebern gelinge, ihre Falschinformationen der Öffentlichkeit als angeblich wissenschaftlich zu vermitteln. So sei es bei der Diskussion um die krebserzeugende Wirkung des Tabakrauchs gelaufen, so laufe es bei der Diskussion um den Klimawandel, und so laufe es ebenso in der Corona-Debatte:

„Dass ein Wolfgang Wodarg mit seinen Thesen so viel Verbreitung findet, dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass er Medizin studiert hat und eine internistische sowie pneumologische Facharztausbildung absolvierte. Bei vielen Menschen kommt dadurch an: Hier spricht jemand mit der Autorität wissenschaftlicher Ausbildung.“

Man könne zwar darauf verweisen, dass Wolfgang Wodarg kein Epidemiologe (o doch, er ist einer!) und außerdem nicht in der Forschung tätig sei. Es bleibe aber „das letztlich nicht vollständig aufzulösende Dilemma, dass ein ,Hört auf die Wissenschaft!` paradoxerweise auch den Resonanzraum für publizistisches Geraune oder gar Desinformationskampagnen schaffen kann ­ weil Letztere oft eine (pseudo-)wissenschaftliche Autorität für ihre Belange in Anspruch nehmen.“

Damit wird Wolfgang Wodarg in das schiefe Licht einer pseudowissenschaftlichen Referenz für Desinformationskampagnen gerückt. Niels Markwardt trägt sodann einige Lesefrüchte aus der Diskurstheorie vor, zitiert aus Werken von Michel Foucault und Bruno Latour und verleiht damit seiner Ausarbeitung den Anstrich höherer Gelehrsamkeit. Schließlich schlägt er für die praktische Handhabung der Diskussion um die Corona-Politik Folgendes vor: Es gehe in öffentlichen Debatten nicht nur im die Frage, was die Wissenschaft sage, sondern wie und warum sie es sage. Es gehe also um Transparenz. Dafür benötige man unter anderem Wissenschaftler, die bereit und in der Lage seien, ihre Forschung zu erklären; als positives Beispiel hierfür lobt der Autor die regelmäßigen Podcasts von Christian Drosten.

Niels Markwardt hat laut Autoreninfo Literatur- und Sozialwissenschaft studiert. Er verfügt also über keinen Sachverstand, den der demjenigen von Wolfgang Wodarg entgegenzusetzen vermöchte. Und er sagt auch an keiner Stelle seines Beitrags ausdrücklich, dass die Thesen von Wolfgang Wodarg falsch seien. Aber er möchte dem Leser vermitteln, dass man Christian Drosten mehr glauben soll als Wolfgang Wodarg, und zwar mit der Begründung, Christian Drosten sei bereit, seine Forschung zu erklären. Was der Autor dabei übersieht: Wolfgang Wodarg bringt die gleiche Bereitschaft mit! Er würde gerne noch viel mehr Menschen seine Positionen erläutern, wenn man ihn nur ließe! Ja, und auch Wolfgang Wodarg ist in der Forschung tätig und publiziert wissenschaftlich (zum Beispiel zu den Gefahren einer COVID-19-Medikation mit Hydroxychloroquin ­ das ist wissenschaftliche Arbeit, auch wenn es sich bei dem Medium, in dem der Beitrag erschienen ist, nicht um eine Fachzeitschrift handelt569). Seine praktische Berufserfahrung verleiht seinem Wort zusätzliches Gewicht.

Übrigens: Was müsste Niels Markwardt auf der Basis seiner Überlegungen eigentlich über Karina Reiß und Sucharit Bhakdi schreiben, die ihre Kritik an der Corona-Politik in einem Buch570, welches sich gezielt an ein Laienpublikum richtet, in einer sehr eingängigen und auch für Nicht-Fachleute verständlichen Sprache erläutern? Müsste er Karina Reiß und Sucharit Bhakdi nicht ebenfalls als Persönlichkeiten aus der Wissenschaft adeln, die bereit sind, wissenschaftliche Einsichten zu COVID19 Nicht-Fachleuten transparent zu vermitteln?

20. Stefan Rahmstorf auf SPIEGEL online vom 5. Juni 2020

a) Zur Überschrift des Beitrags

Stefan Rahmstorf ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Der Titel des Beitrags lautet: „Fünf Desinformations-Tricks, die jeder kennen sollte“. Diese „Tricks“ sollen sich auf die Klimaund die Corona-Krise beziehen. Schon im Einleitungstext heißt es:

„Covid-19 ist nicht schlimmer als die normale Grippe? Bill Gates hat die Coronakrise erfunden? Die Leugner wissenschaftlicher Erkenntnisse verwenden immer wieder dieselben Methoden, um ihr Laienpublikum zu verführen.“

b) Angemaßtes Urteil über fremden Sachverstand

Die Tendenz des Beitrags ist damit klar: Wer die offizielle Darstellung über das Gefahrenpotential, das von SARS CoV-2 ausgeht, in Frage zu stellen wagt, leugnet wissenschaftliche Erkenntnisse. Ich werde darauf zurückkommen. Unter der Überschrift „Pseudoexperten“ heißt es dann:

„Um eine Gegenthese zum etablierten Wissensstand zu lancieren, werden oft Pseudoexperten aufgeboten. Die haben keine eigenen relevanten Forschungsleistungen vorzuweisen, vorzugsweise aber Professorentitel oder Ähnliches, was für den Laien nach Kompetenz klingt. Häufig allerdings sind sie keine Experten in dem Fachgebiet, zu dem sie sich äußern. Nicht selten handelt es sich um lange pensionierte Herren. Das kann bedeuten, dass sie sich nicht mehr mit der Forschung beschäftigen und nicht auf dem aktuellen Stand sind.“

Diese pauschale Herabsetzung von pensionierten Wissenschaftlern verdient keinen Beifall. Denn pensioniert kann auch bedeuten, nicht mehr unter Drittmitteldruck zu stehen und sich daher unabhängiger äußern zu können. Aber jetzt wird es persönlich. In den Wissenschaftsdatenbanken „sieht man sofort, dass Christian Drosten Hunderte Fachpublikationen in der Virologie hat, die Zehntausende Male von anderen Studien zitiert wurden - viele davon zu Coronaviren. Von Wolfgang Wodarg, der jede Gefahr durch das neue Coronavirus bestritten hat, findet Google Scholar zwar einige Meinungsbeiträge, aber keine relevante Forschungsarbeit.“

Ich staune nicht schlecht: Ein Meeresforscher maßt sich an, einen ausgewiesenen und mit viel Berufserfahrung ausgestatteten Mediziner von einer Diskussion zu medizinischen Sachfragen ausschließen zu wollen. Nicht anders kann ich es deuten, wenn Stefan Rahmsdorf sich anschickt, Wolfgang Wodarg in die Kategorie der „Pseudoexperten“ einzuordnen.

Der Beitrag von Stefan Rahmstorf ist am 5. Juni 2020 erschienen. Vielleicht hat Stefan Rahmstorf ja irgendwann Gelegenheit, noch einmal in den Wissenschaftsdatenbanken zu stöbern, auf die er sich in seinem Beitrag beruft. Mit ein bisschen Glück stößt er dann auf die Studie von John Ioannidis, die wir schon zuvor kennengelernt haben, die am 14. Juli 2020 als Preprint veröffentlicht wurde571 und deren Ergebnisse, wenn sie stimmen sollten, wesentlich mehr für die Position von Wolfgang Wodarg sprechen als für die Sicht jener, die ihn kritisieren. Vielleicht erkennt Stefan Rahmstorf dann, dass es die Debatte nicht voranbringt, wenn man sich einzelne Fachleute herausgreift und sie persönlich attackiert, indem man ihre Positionen pauschal als Desinformation abtut. Wer die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen verteidigen will, muss es nicht nur mit Wolfgang Wodarg aufnehmen, sondern mit Wissenschaftlern von höchstem internationalem Rang wie etwa Michael Levitt und eben John Ioannidis.

c) Korrelation und Kausalität ­ eine Überforderung der Wissenschaft?

Stefan Rahmstorf rechnet zu den von ihm sogenannten Desinformations-Tricks auch unerfüllbare Erwartungen. Wörtlich schreibt er:

„Zweifler fordern gern unmögliche Beweise - etwa, dass bei den Toten mit Corona bewiesen werden muss, dass sie nicht nur mit, sondern auch an dem Coronavirus gestorben sind.“

Wie bitte? Es soll die Wissenschaft überfordern, wenn man ihr abverlangt, zwischen Korrelation und Kausalität zu unterscheiden? Stefan Rahmstorf ist selbst Naturwissenschaftler! Meint er das ernst? Ich erinnere noch einmal572 daran, dass es in der Medizin offenbar als ebenso vornehme wie anspruchsvolle Herausforderung angesehen ist, den Nachweis zu führen, dass ein bestimmtes Krankheitsbild kausal auf einen bestimmten Krankheitserreger zurückzuführen ist. Das war damals das Anliegen von Robert Koch und später von Thomas Rivers, und das ist das Anliegen der medizinischen Forschung bis heute.

Sobald aber der Nachweis gelungen ist, dass eine Krankheit allgemein auf einen bestimmten Erreger zurückzuführen ist, ist grundsätzlich der Weg frei, sie auch bei einem konkreten Patienten auf einen bestimmten Erreger zurückzuführen. Wenn eine Infektion mit SARS CoV-2 neben andere Vorerkrankungen tritt, kann es gewiss Schwierigkeiten bereiten, zu beurteilen, wieviel jene Infektion zum Tod beigetragen hat. Denn die Infektion mag durch die Vorerkrankungen als Todesursache überlagert oder gar verdrängt werden573. Die gleiche Herausforderung mag sich stellen, wenn ­ was offenbar für möglich gehalten wird574 ­ ein Mensch mit mehreren Viren gleichzeitig infiziert ist. In der Tat ist in solchen Fällen die Aufgabe gestellt, die Todesursachen zu gewichten575. Und ich bin einverstanden, wenn jene verstorbene Person, die ohne COVID-19-Diagnose auch nur eine Sekunde länger gelebt hätte, als COVID-19-Tote registriert wird ­ wobei es dann freilich ehrlich wäre, bei multiplen Todesursachen diesen Befund mit in die Führung der Statistik aufzunehmen. Für Italien wird die Hypothese diskutiert, dass für viele, die mit COVID-19-Diagnose gestorben sind, das Virus mit Blick auf die Vorerkrankungen lediglich der Tropfen war, der das Fall zum Überlaufen brachte576. Und auch für deutsche Patienten, die nach einer solchen Diagnose verstorben und anschließend obduziert worden sind, scheint es Hinweise darauf zu geben, dass COVID-19 nicht die Todesursache war577

Aber ich verlange nicht zuviel, wenn ich fordere, dass in der Statistik Fälle ausgeblendet werden, in denen zwar eine COVID-19-Diagnose vorliegt oder vorlag, die Infektion aber als Todesursache ausgeschlossen werden kann. Nehmen wir wieder den Fall aus Krefeld: Da wurde jemand als COVID19-Toter erfasst, der seit längerem als genesen galt, aber an mehreren Vorerkrankungen litt und ganz offensichtlich an etwas ganz anderem gestorben war. Und es darf auch nicht sein, dass jemand, der als Folge eines Verkehrsunfalls verstirbt, als COVID-19-Toter gelistet wird, obwohl SARS CoV-2 in diesem Fall eindeutig nicht an der Todesursache beteiligt ist. Solche Fälle auszuklammern ist nicht etwa ein Ding der Unmöglichkeit, sondern eine Frage der Redlichkeit.

d) Gesamtbewertung

Ich sehe in dem Beitrag von Stefan Rahmstorf einen weiteren Tiefpunkt in der CoronaBerichterstattung. Ohne selbst über einschlägigen Sachverstand zu verfügen, spricht Stefan Rahmstorf eben diesen Sachverstand Wolfgang Wodarg ab. Seine Ausführungen zur angeblich unerfüllbaren Erwartung, Sterbefälle an Corona von solchen mit Corona zu unterscheiden, verlassen die Ebene evidenzbasierter Argumentation, die für ihn als Wissenschaftler eigentlich selbstverständlich sein sollte.

VI. Zusammenfassung: Journalistische Fehlleistungen

1. Mediale Vernichtung durch offensichtlich inkompetente Kritiker

Ich habe mich sehr ausführlich mit der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg befasst, weil es mich geradezu erschreckt hat, mit welcher Selbstverständlichkeit Personen, die seinem Sachverstand nichts entgegenzusetzen haben, sich einbilden, über die fachliche Qualität seiner Thesen urteilen zu können. Und das in einer Schärfe, die es in sich hat: Wolfgang Wodarg wurde regelrecht öffentlich hingerichtet. Vor allem die Beiträge, die zwischen dem 18. und dem 20. März 2020 über ihn erschienen, deuten auf abgestimmtes Verhalten hin. Mein ohnehin schon angeknackstes Vertrauen in die CoronaBerichterstattung durch die Leitmedien ist gerade durch die Art und Weise, wie anmaßend der Journalismus über einen unbescholtenen Fachmann wie Wolfgang Wodarg herzieht, endgültig restlos zerstört worden.

Wolfgang Wodarg steht, wie wir schon am Beispiel von Stefan Homburg sehen konnten, mit seinem Schicksal nicht allein. Gunnar Jeschke hat die Beobachtung der Verächtlichmachung Andersdenkender in den meinungsprägenden Medien in die folgenden Worte gefasst578:

„Wenn es sich nicht vermeiden lässt, auf andere Stimmen einzugehen, werden diese in den Artikeln zumeist abwertend kommentiert ­ obwohl doch offensichtlich sein sollte, dass den Journalisten die Kompetenz für derartige Kommentare fehlt. Man darf sogar annehmen, dass Druck auf Journalisten ausgeübt wird, abweichende Meinungen herunterzumachen“.

2. Keine schlüssigen Sachargumente gegen Wolfgang Wodarg

a) Die unreflektierte Konfrontation mit Gegenmeinungen

Die häufigste Aussagestruktur, die ich in der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg beobachten konnte, erschöpfte sich darin, dass andere Fachleute zitierten, die sich gegenteilig geäußert hatten: „Experte A hat X gesagt. Das kann aber nicht stimmen. Denn Experte B hat Y gesagt“. Dass eine solche Vorgehensweise nicht geeignet ist, die Thesen von Wolfgang Wodarg zu widerlegen, liegt auf der Hand: Der Leser erfährt nicht, warum nun Wolfgang Wodarg (angeblich) falsch liegt und seine Kritiker (angeblich) recht haben.

b) Zur Gefährlichkeit von SARS CoV-2

Wolfgang Wodarg hatte bekanntlich darauf hingewiesen, dass es Corona-Viren schon immer gegeben habe und dass das Auftreten einer neuen Variante nicht zwingend auf ein erhöhtes Gefahrenpotential hindeute, zumal man die Entwicklung der humanen Corona-Viren jahrelang nicht wissenschaftlich beobachtet habe.

Die Studien und wissenschaftlichen Stellungnahmen, die wir hier zusammentragen konnten, deuten darauf hin, dass Wolfgang Wodarg mit dieser Einschätzung richtig liegt. Wenn eine Studie von John Ioannidis lehrt, dass 0,27% der mit SARS CoV-2 Infizierten tatsächlich an der Krankheit sterben, und wenn Udi Qimron, Uri Gavish, Eyal Shahar und Michael Levitt auf Länder hinweisen, deren Bevölkerung ­ mit und ohne Einschnitte in das öffentliche Leben ­ zu 99,9% die Pandemie überlebt haben, deutet dies nicht auf ein Virus hin, das den menschlichen Organismus unvorbereitet trifft. Ganz im Gegenteil deuten aktuelle Studien auf weitreichende T-Zellen-Immunität hin: Der menschliche Körper ist diesen Studien zufolge mit anderen, artverwandten Erregern vertraut und daher in der Lage, auch mit SARS CoV-2 fertig zu werden.

Ich kann alle diese Studien fachlich nicht bewerten. Wichtig ist hier nur die Feststellung, dass es den Kritikern von Wolfgang Wodarg nicht gelungen ist, seine Einwände auszuräumen. Gerade die Frage um das Gefahrenpotential, das von SARS CoV-2 ausgeht, hat auch zutage gefördert, von welchem wissenschaftlichen Kaliber die Kontrahenten sind, mit denen sich jene auseinandersetzen müssen, welche die kollektiven Freiheitsbeschränkungen als Mittel zur Bekämpfung von SARS CoV-2 für gerechtfertigt halten: Michael Levitt gewann 2013 den Nobelpreis für Chemie und ist, wie er zusammen mit drei Kollegen in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20. Juli 2020 dargelegt hat579, ein erklärter Gegner solcher Beschränkungen. John Ioannidis gilt als einer der zehn meistzitierten Wissenschaftler der Welt580. Auch er hat sich gegen derartige Einschränkungen ausgesprochen581.

Die Reproduktionskurve im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 17/2020 kann außerdem den Schluss darauf zulassen, dass sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus sich auch ohne politische Intervention verlangsamt hat. Die regierungsfreundliche Berichterstattung hat zwar versucht, dieser Kurve den Beweiswert für eine solche Annahme abzusprechen. In meinen Augen konnte sie hierfür jedoch kein einziges überzeugendes Argument vortragen. In Verbindung mit den Angaben des Robert-Koch-Instituts zur Anzahl der durchgeführten Testungen hat sich vielmehr ergeben, dass zunächst immer mehr getestet und immer mehr, dann aber trotz konstant hoher Anzahl von Testungen immer weniger Fälle gefunden wurden. Der Umstand, dass die Kurve beginnend mit Mitte März abzuflachen begann, könnte darauf hindeuten, dass SARS CoV-2 tatsächlich nur saisonal aktiv ist. Die jüngsten Aufwärtsentwicklungen im Reproduktionswert lassen sich damit erklären, dass das Robert-Koch-Institut das Infektionsgeschehen anhand von absoluten Fallzahlen darstellt. In Relation zur Anzahl der Testungen ist der Prozentsatz positiver Testergebnisse in den letzten Wochen relativ konstant und bewegt sich bei maximal 1%. Und selbst diese 1% müssen nicht zwingend Neuinfektionen sein, sondern können auf die üblichen Fehlerquellen bei den Corona-Tests zurückzuführen sein.

c) Zur fehlenden Validierung der Corona-Tests

Denn Wolfgang Wodarg hat, wie wir gesehen haben, völlig recht, wenn er die fehlende Eignung von PCR-Tests für die individuelle Diagnose einer COVID-19-Infektion anprangert. Das kann selbst ich als Fachfremder im Brustton der Überzeugung aussprechen. Denn auf die Fehlerquoten in den Tests haben führende Fachpolitiker selbst hingewiesen. Berechnungen zum positiven Vorhersagewert eines PCR-Tests erfordern lediglich Fähigkeiten im Addieren und im Prozentrechnen.

Was ich nicht mehr aus eigener Kompetenz sagen kann, ist, dass der PCR-Test kein ganzes Virus sucht, sondern nur Teile seines Erbguts, und dass jenes Erbgut, welches er findet, ebenso von toten VirusTrümmern stammen kann, die ­ so der von mir vorgefundene Forschungsstand ­ im menschlichen Körper noch Wochen nach überstandener Infektion nachgewiesen werden können. Wenn ein PCR-Test aber nur bestimmte Moleküle sucht, scheint es mir geradezu eine Frage der Logik zu sein, dass diese Moleküle unabhängig davon gesucht werden, ob sie lebender oder toter Materie angehören. Es scheint sich hier um die immanenten Leistungsgrenzen von PCR-Tests zu handeln.

Ich habe noch weitere mögliche Fehlerquellen aufgelistet, die sich als Hindernis auf dem Weg vom positiven Corona-Test zur Neuinfektion erweisen könnten. Die Schwächen beim positiven Vorhersagewert und bei der Frage, ob nur lebende oder auch tote Materie gesucht wird, genügen aber bereits, um das Ergebnis zu formulieren, dass Wolfgang Wodarg recht hat, wenn er vorträgt, dass man eine COVID-19-Infektion nicht mit Hilfe eines PCR-Tests diagnostizieren kann.

d) Zerrbilder der Wirklichkeit

Wolfgang Wodarg war mit der Behauptung zitiert worden, gerade die Panik treibe die Menschen in die Kliniken und trage zur Überlastung des Gesundheitssystems bei. Für Italien konnten wir Hinweise darauf identifizieren, dass es sich dort exakt so verhalten haben kann: Dort haben Berichten zufolge auch Menschen mit normalen Erkältungssymptomen die Kliniken aufgesucht, weil sie die Sorge trugen, mit dem angeblich so gefährlichen neuen Virus infiziert zu sein. Berichte über den Zustand des deutschen Gesundheitswesens deuten darauf hin, dass die Kliniken eher an mangelnder denn an zu hoher Auslastung leiden. Der Versuch in den Medien, die Situation in Italien (genauer genommen waren es nur die Regionen Bergamo und Brescia) als Beleg für Schreckensszenarien in Deutschland heranzuziehen, scheint daher auf einer verkürzten Wahrnehmung der Wirklichkeit zu beruhen.

So haben wir denn auch gesehen, dass das Problem, dass die Kliniken in Italien in der Hochphase von Grippewellen überlastet sind, kein Spezifikum der Corona-Krise ist. Von Situationen, in denen das Gesundheitswesen schon früher an seine Kapazitätsgrenzen stieß, wird ebenso aus Spanien (etwa für Januar 2017582 und für März 2019583) und aus den USA (für 2018584) berichtet. Einen instruktiven Überblick über die offenbar immer wiederkehrenden Probleme gibt der Off Guardian vom 2. April 2020585. Die Probleme sind also nicht neu. Sie werden auch nicht dadurch neu, dass sie im Zuge der Corona-Krise herausgehobene mediale Aufmerksamkeit erfahren. Die massive Übersterblichkeit in New York ist keinesfalls repräsentativ für die Lage in den USA insgesamt.

Wolfgang Wodarg waren außerdem die bereits damals berichteten COVID-19-Sterbefälle entgegengehalten worden. Die Berichterstattung über ihn hatte prognostiziert, dass es davon ­ und zwar auch im Vergleich zu Influenza ­ noch viel mehr geben werde, wenn die Politik nicht entschlossen gegen die Pandemie einschreite. Gerade zu Beginn der Corona-Krise waren das alles noch Prognosen. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass die Argumentation mit der Anzahl von Sterbefällen ein komplexes Unterfangen ist. Wer COVID-19-Tote zählt, steht vor der Herausforderung, SARS CoV-2 als wenigstens eine der Todesursachen zu identifizieren: Redlicherweise kann nur mitgezählt werden, wer an, nicht aber, wer nur mit Corona stirbt. Ich habe mir dabei ganz bewusst nicht die Argumentation zu Eigen gemacht, viele der Betroffenen wären sowieso bald gestorben, weil sie an erheblichen Vorerkrankungen gelitten hätten. Ich bin vielmehr bereit, den juristischen Kausalitätsbegriff zugrunde zu legen und jeden als COVID-19 zu listen, der ohne das Virus auch nur eine Sekunde länger gelebt hätte. Selbst wenn man dies berücksichtigt, werden die Todesstatistiken aber nicht seriös geführt, weil eben auch Todesfälle gelistet werden, die eindeutig nichts mit dem Virus zu tun haben.

Wer aber geltend machen will, es seien in der Corona-Zeit generell mehr Menschen gestorben als sonst, muss erstens darlegen, dass das überhaupt stimmt, und zweitens den Nachweis führen, dass eine festgestellte Übersterblichkeit auf COVID-19 zurückzuführen ist. Wir haben gesehen, dass vor allem Letzteres mit erheblichen Schwierigkeiten kämpft. Wir haben eine Untersuchung kennengelernt, die darauf hindeutet, dass die Zahl der Sterbefälle in vielen Ländern unmittelbar nach Inkrafttreten von kollektiven Freiheitsbeschränkungen in die Höhe geschnellt ist. Wir konnten dies nicht eindeutig mit der Überlegung erklären, hier seien reihenweise die Menschen gestorben, die sich vorher noch infiziert hätten. Und wir haben eine Untersuchung kennengelernt, die darauf hindeutet, dass gerade in jenen fünf US-Bundesstaaten, in denen keine solchen Einschnitte verhängt wurden, die Anzahl der Sterbefälle unter dem Niveau blieb, das unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Wir haben auch schon erste Hinweise, dass unter Umständen gerade diese Einschnitte dort, wo sie in Kraft gesetzt wurden, ihrerseits Todesfälle verursacht haben könnte.

e) Zur Verhältnismäßigkeit von Freiheitsbeschränkungen mit dem Ziel der Pandemiebekämpfung

Und damit sind wir bei einem letzten und wichtigen Punkt angelangt. Die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg war kein Selbstzweck. Sie hatte vielmehr zum Ziel, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Maßnahmen, welche die Bundesregierung und die Landesregierungen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie ergriffen hatten, notwendig und verhältnismäßig waren. Wolfgang Wodarg hatte eben dies in Abrede gestellt, und er bestreitet es bis heute.

Um die Verhältnismäßigkeit von Einschnitten wie der Schließung von Geschäften und Bildungseinrichtungen sowie von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bewerten zu können, muss zunächst die Frage gestellt werden, ob solche Einschnitte überhaupt geeignet sind, einen solchen Effekt zu erzielen. Wir haben gesehen, dass die WHO den Nutzen derartiger Maßnahmen bei der Bekämpfung von Influenza für weitgehend nutzlos erachtet, und es muss mindestens verwundern, warum die beschriebenen Einschnitte dann bei COVID-19 verhängt werden, ohne wenigstens die Frage zu stellen, ob die Argumente, die im Kontext von Influenza dagegen sprechen, nicht ebenso oder gar erst recht für Corona gelten müssen.

Um die Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen bewerten zu können, sind ferner die negativen Folgewirkungen gegenzurechnen, und zwar gebündelt. Der Epidemiologe Mark Woolhouse hat eben dies mit Recht gefordert. In einer Expertenanhörung im britischen Unterhaus am 10. Juni 2020586 formulierte er wie folgt:

“The other side is the harms done by lockdown. By those, I mean the reduced access to healthcare provision, which has been very marked during this epidemic, the harms to our mental health and social wellbeing, the education of our children and our economy. It seems to me that a balanced assessment of the merits of lockdown requires both sides of the equation to be modelled. We were looking only at the public health side.“

Gerade für das Vereinigte Königreich ist freilich in jüngerer Zeit versucht worden, Kosten und Nutzen der Corona-Maßnahmen eingehend zu betrachten und einander gegenüberzustellen587 ­ mit dem Ergebnis, dass die Einschnitte, die von der Regierung verhängt wurden, am Ende mehr geschadet als genutzt haben.

Wenn ich allerdings mit Befürwortern der Corona-Maßnahmen spreche und auf die verheerenden wirtschaftlichen Folgen dieser Maßnahmen hinweise, wird mir bisweilen entgegengehalten, der Wirtschaft werde nicht geholfen, wenn alle krank würden und es zahlreiche Todesfälle gebe. Damit sind wir aber wieder beim Ausgangspunkt: Wie gefährlich ist das Virus wirklich? Stimmt es denn, dass wir alle nach Luft ringend dahinsiechen und schließlich in Scharen sterben werden wie die Fliegen?

Die ursprüngliche Annahme, SARS CoV-2 sei hoch ansteckend und könne sich rasch ausbreiten, weil niemand dagegen immun sei, konnte, wie wir soeben noch einmal zusammenfassend ausgeführt haben, bisher nicht erhärtet werden.

Die Annahme, das Virus könne von Menschen, die selbst keine Symptome haben, an andere weitergegeben werden, ist hoch umstritten. Die Studien, die eine solche Annahme beweisen sollen, lassen, soweit ich sie selbst durchgemustert habe, zumindest Zweifel zurück. Die Annahme einer asymptomatischen Ansteckungsgefahr kann derzeit wohl weder bestätigt noch ausgeräumt werden.

Der Versuch, das Infektionsgeschehen zu dramatisieren, indem massenweise mittels PCR auf Corona getestet wird, führt in die Irre, weil PCR-Tests nicht geeignet sind, zur Diagnose einer COVID-19-Infektion beizutragen.

Die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg erweist sich damit als symptomatisch für das, was uns in der Corona-Krise fehlt: eine ergebnisoffene, auf Augenhöhe geführte Diskussion zwischen Befürwortern und Kritikern der Corona-Maßnahmen. Diese Diskussion hätte längst angestoßen werden können und müssen. Sie wurde aber vor allem durch die unsäglich einseitige Berichterstattung in den Leitmedien bereits im Keim erstickt. Insbesondere wird dort die Frage, ob die Beschränkungen insgesamt mehr schaden als nützen, systematisch abgewürgt. Und dies womöglich zum Schaden von Hunderttausenden, wenn nicht gar Millionen Menschen. Wo stünden wir heute, wenn es diese Diskussion von Anfang an gegeben hätte?

3. Zwischenfazit

Das Ansehen von Wolfgang Wodarg wurde durch eine Medienberichterstattung empfindlich beschädigt, die seine Einschätzung zur Gefahrenlage in der Corona-Krise in Bausch und Bogen verwarf, ohne ihre Kritik aber auch nur ansatzweise mit Substanz und Evidenz zu unterlegen. Wolfgang Wodarg ist Opfer krassen Medienversagens.

VII. Mögliche Einwände

Der hier vorgelegte Text wird bei jenen, welche die Corona-Maßnahmen befürworten und die Berichterstattung hierüber in den Leitmedien gutheißen, Widerspruch provozieren. Da das Thema Corona unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert, muss ich mit scharfem Gegenwind, ja mit offenen Anfeindungen rechnen. Was wird man mir entgegenhalten?

1. Verharmlosung der Gefahr?

Man wird mir möglicherweise vorhalten, ich spülte Wasser auf die Mühlen jener, welche die Gefahren durch COVID-19 verharmlosen. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: Es geht mir nicht um Verharmlosung, sondern um eine realistische Einschätzung der Bedrohung. Diese werden wir nicht bekommen, wenn wir ­ um es im staatsanwaltlichen Vokabular auszudrücken ­ die ganze Zeit nur nach belastenden, nicht aber nach entlastenden Indizien suchen.

2. Alles schon geklärt?

Man wird mir möglicherweise vorhalten, das Ausmaß der Bedrohung durch SARS CoV-2 sei wissenschaftlich längst geklärt, und ich würde nur versuchen, die Diskussion auf einen früheren, heute längst überwundenen Stand zurückzuwerfen. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: Es gehört zu den Eigengesetzlichkeiten der Wissenschaft, dass selbst Erkenntnisse, die längst festzustehen schienen, durch neue Forschung wieder ins Wanken geraten können. Im Fall Corona hat es die Klarheit, von der immer geredet wird, nach meinem Eindruck sowieso nie gegeben. Solange jedenfalls wissenschaftliche Koryphäen wie John Ioannidis oder Michael Levitt Zweifel anmelden, können die Dinge nicht geklärt sein. Vielmehr müssen wir zu der Einsicht zurückkehren, „dass Wissenschaft sich überhaupt erst im Widerstreit verschiedener Sichtweisen entwickeln kann“588.

Aus dem gleichen Grund kann man mir nicht vorwerfen, ich hätte die Bedrohungslage immer noch nicht begriffen und ich würde Fake News produzieren oder bei deren Verbreitung helfen. Genau genommen produziere ich überhaupt keine „News“, sondern stelle Fragen, auf die mir jene, welche die „News“ produzieren, keine befriedigende Antwort gegeben haben.

3. Corona in anderen Ländern

Man wird mir möglicherweise vorhalten, mein Blick sei zu sehr auf Deutschland fixiert, wo wir vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen seien. Ich solle doch mal in die USA und nach Brasilien schauen. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: In die USA habe ich geschaut und bin einer Untersuchung begegnet, die in jenen Bundesstaaten, die auf Einschnitte in das öffentliche Leben verzichtet haben, eine Untersterblichkeit festgestellt hat589. In den USA konnte ich eine Diskussion unter medizinischen Fachleuten identifizieren, die angesichts der hohen Zahl an Vervielfältigungszyklen von PCR-Tests auf Genome von SARS CoV-2 hinterfragen, ob und in welchem Umfang positive Tests wirklich auf eine Neuinfektion hindeuten590. Nicht genauer angesehen habe ich mir Brasilien. Aber welchen Stellenwert soll ich der Berichterstattung aus Brasilien beilegen, wenn ich weiß, dass mir aus Italien und aus den USA nur Zerrbilder der Wirklichkeit übermittelt wurden?

Es ist nach meinem Eindruck kein Zufall, dass vor allem jene Länder in den Fokus der CoronaReportagen geraten, in denen Rechtspopulisten an der Macht sind. US-Präsident Donald Trump und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro werden hierzulande wenig geschätzt, und ich stimme gerne ein: Auch ich würde keinen von beiden wählen. Die Corona-Krise scheint hier gerade recht zu kommen: Es zeige sich, „wie sehr gerade populistische und rechtsgerichtete Regierungen in der Krise versagen“591. Ich würde hier allerdings noch einen Schritt weiter gehen: Populisten versagen auf allen Politikfeldern, weil sie einfach nicht regierungsfähig sind. Ich sehe nur ein Problem: Wenn man Leute wie Donald Trump und Jair Bolsonaro mit Argumenten angreift, die inhaltlich nicht hieb- und stichfest sind, macht man sie am Ende nur stärker.

4. Aber uns geht es doch gut!?

Gerade weil wir in Deutschland nicht die befürchteten Massen an Toten und Intensivpatienten zu verzeichnen haben, wird man mir entgegenhalten, der Weg der Bundesregierung und der Landesregierung könne so falsch nicht gewesen sein. Dazu zwei Bemerkungen: Erstens ist mein Text nicht auf die Bewertung der Politik ausgelegt, sondern auf die Bewertung der Berichterstattung über Wolfgang Wodarg. Und zweitens bin ich nicht davon überzeugt, dass der glimpfliche Verlauf eine Frucht der Corona-Maßnahmen ist. Ich habe mich mit den Zahlen und Graphiken des Robert-KochInstituts beschäftigt592. Diese deuten jedoch nach meinem Eindruck eher darauf hin, dass das Virus schon vor der zweiten Märzwoche aktiv gewesen sein muss, ohne dass wir es bemerkt haben, und dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit sich dann im Laufe des März ganz von selbst verlangsamt hat. Jedenfalls müssen wir dieser Erklärung ernsthaft nachgehen. Und wenn die Schließung von Geschäften, Freizeit und Bildungseinrichtungen sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen wirklich der Grund für das Ausbleiben der großen Katastrophe gewesen sein sollen, verstehe ich nicht, warum Länder, deren Regierungen noch viel härter durchgegriffen haben, mit wesentlich schwereren Problemen zu kämpfen hatten als wir ­ während offenbar fünf US-Bundesstaaten, die auf solche Einschnitte verzichtet haben, eine Untersterblichkeit verzeichnen. Harald Walach hat seine Skepsis in die Formulierung gegossen, nicht unsere Politiker hätten uns vor der Unzahl an prophezeiten Todesfällen geschützt, sondern unser Immunsystem593. Auf die wissenschaftliche Kontroverse, was das Herunterfahren ganzer Volkswirtschaften bei der Bekämpfung von SARS CoV-2 am Ende wirklich gebracht hat, habe ich hingewiesen und weiterführende Literatur dokumentiert594. Diese Debatte gilt es fortzusetzen, bevor wir der Politik vorschnell Verdienste um unseren gesundheitlichen Schutz zuschreiben.

5. Schwere und tödliche Verläufe

Man wird mir möglicherweise vorhalten, die schweren und tödlichen Verläufe und das unsagbare Leid all jener kleinreden zu wollen, die in den Kliniken qualvoll nach Luft ringen in allgegenwärtigen Angst, es könnte ihnen jeden Moment der Atem versagen. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: Dürfen wir wegen des Leides der einen das Leid der anderen totschweigen? Noch einmal: Ich kann die fachliche Begründung der Corona-Maßnahmen nicht bewerten. Ich vermisse aber in den Leitmedien eine ergebnisoffene Diskussion darüber, ob die Absage von Großveranstaltungen, die Schließung von Geschäften sowie Freizeit- und Bildungseinrichtungen und schließlich Ausgangs- und Kontaktsperren überhaupt geeignet sind, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, und ob derartige Maßnahmen auf der anderen Seite Opfer fordern, die dort wiederum Leid verursachen und vielleicht sogar ihrerseits Menschenleben kosten. Das eine darf gewiss nicht kleingeredet werden. Das andere darf aber eben auch nicht totgeschwiegen werden. Meine Kritik an den einseitigen Verrissen über Wolfgang Wodarg versteht sich zugleich als ein Plädoyer, diese Diskussion nachzuholen. In der Wissenschaft wird sie bereits geführt; es ist Aufgabe des Journalismus, sie in die allgemeine Öffentlichkeit zu transportieren.

6. Persönliche Interessen?

Mitte Mai 2020, kurz nachdem die Untersuchungskommission ihren Bericht vorgelegt hatte, habe ich damit begonnen, diese Abhandlung zu schreiben. Man wird vielleicht fragen, ob ich mir meinen Einsatz vergüten lasse. Die Antwort lautet klar: Nein! Ich habe mich entschlossen, tätig zu werden, weil ich den Umgang, der mit Wolfgang Wodarg in den Medien ­ und, wie sich zeigen wird, auch im Bericht der Untersuchungskommission ­ als grob unsachlich, grob unfair und grob ungerecht empfinde. Weder bekomme ich dafür Geld, noch würde ich welches dafür annehmen.

Ich arbeite überdies mit Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten zusammen, die sich damit befassen, die Verfolgung von Entschädigungsansprüchen von Unternehmern vorzubereiten, welche durch die Corona-Maßnahmen Einbußen erlitten haben. Auch dafür bekomme ich kein Geld. Ich betätige mich nur als Ideengeber. Es steht mir fern, mich auf Kosten von Menschen zu bereichern, denen wochenoder monatelang sämtliche Einnahmen weggebrochen sind.

7. Persönliche Vorbelastung?

Wir haben gesehen, dass derzeit eine starke Neigung besteht, Kritiker in die rechtsextreme Ecke zu stellen. Ich rechne damit, dass man das auch bei mir versuchen wird. Das wäre für mich nicht einmal eine neue Erfahrung. Denn schon einmal wurde versucht, ein Narrativ des Inhalts zu stricken, ich würde mit Neonazis sympathisieren. Am 26. Oktober 2012 fand am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin eine Absolventenfeier statt, die ich in meiner damaligen Funktion als Dekan dieses Fachbereichs zu moderieren hatte. Eigentlich ein schöner Moment im Leben eines Dekans ­ man blickt in lauter fröhliche und entspannte Gesichter. Aber an diesem Tag kam alles anders:

Zu den zu ehrenden Absolventen gehörten nämlich auch ein farbentragender Verbindungsstudent (der von drei ebenfalls farbentragenden Freunden begleitet wurde) und ein Aktivist der Antifa. Der Verbindungsstudent nahm seine Ehrung entgegen und fiel auch sonst ­ außer dass er die Insignien seiner Verbindung, also Mütze und Band in deren Farben trug ­ nicht weiter auf. Der (wie er sich selbst nannte) Antifaschist nahm seine Ehrung nicht entgegen, sondern ergriff hinter meinem Rücken das Saalmikrofon und brüllte in dasselbige hinein, Berlin sei eine tolerante und weltoffene Stadt, und er finde es skandalös, dass hier halbuniformierte Leute säßen, deren Dachverband heute noch einen Ariernachweis fordere. Wer sich die Szene ansehen möchte, kann das bis heute auf YouTube tun595 ­ der Antifaschist hatte sich filmen lassen. Ich verwies ihn des Saales. Wenige Tage später schrieb er mir einen offenen Brief, in dem er mit vorwarf, ich sei auf dem rechten Auge blind und hätte den Eindruck der Rechtslastigkeit der Veranstaltung hinterlassen Universitätsweit wurden Forderungen nach meinem Rücktritt laut, und der Tagesspiegel veröffentlichte am 9. November 2012 auf Seite 26 einen halbseitigen Artikel über diesen Vorfall: Da sei endlich mal jemand mit Zivilcourage aufgestanden gegen rechts, und dieser böse Dekan, dieser Spielverderber, hat sich ihm in den Weg gestellt.

Die Legende, ich hätte irgendeine Sympathie für rechtsextreme Strömungen, fiel alsbald kläglich in sich zusammen, weil meine Studierenden kraftvolle Signale aussendeten, dass sie diese Diffamierung meiner Person nicht akzeptieren. Ich habe mit Nazis wirklich gar nichts am Hut. Auch nicht mit Reichsbürgern und identitären Bewegungen. Auch nicht mit Rechtspopulismus. Auch nicht mit Pegida. Auch nicht mit der AfD. Auch nicht mit Akteuren, die uns etwas von bösen Mächten erzählen oder gar versuchen, die Corona-Krise für antisemitische Hetze auszunutzen. Ich begegne meinen Mitmenschen auf Augenhöhe und ohne Vorurteile, egal wer sie sind und wo sie herkommen. Jeder, der mich kennt, weiß das. Ich muss das niemandem beweisen. Wer mich in eine Ecke stellen will, in die ich nicht hingehöre, muss mit juristischer Gegenwehr rechnen. Dieser Text wurde vor seiner Freigabe anwaltlich geprüft.

8. Aufwertung der falschen Seite?

Wir haben gesehen, dass die Corona-Berichterstattung im Allgemeinen und teilweise auch die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg im Besonderen daran krankt, dass nicht Argumente ausgetauscht werden, sondern um Deutungshoheiten gerungen wird. Wer mit diesem Ziel unterwegs ist, setzt auch das dazu passende rhetorische Programm ein ­ und zu diesem gehört, jene zu erniedrigen, über die man die Hoheit zu haben reklamiert. Das ist der Nährboden, auf dem Vorwürfe des Inhalts gedeihen, jemand denke dasselbe wie die Falschen, mache gemeinsame Sache mit den Falschen oder beziehe Applaus von den Falschen. Man zählt sich eben zu den besseren Menschen und meint, aus diesem Grunde könne man sich Sachargumente sparen.

Und so wird man also auch mir vorwerfen, mein Text spiele Verschwörungstheoretikern, Alu-HutTrägern, Rechtspopulisten, Neonazis und sonstigen dubiosen Gestalten in die Hände. In Wirklichkeit verlassen jene, die in einer streitigen Debatte mit solchen Denkfiguren hantieren, den Boden der geistigen Auseinandersetzung und unterschreiben ihre eigene intellektuelle Bankrotterklärung. Denn sie gestehen auf diese Weise offen ein, dass ihr eigenes Reservoir an Sachargumenten erschöpft ist.

9. Verschwörungstheorie?

Wir haben uns bereits mit dem Phänomen beschäftigt, dass alle, die es wagen, die fachliche Begründung der Corona-Politik und die Angemessenheit der ergriffenen Maßnahmen in Zweifel zu ziehen, rasch den Stempel des Verschwörungstheoretikers aufgedrückt bekommen. Es finden sich Beiträge, die für sich in Anspruch nehmen, dem Phänomen der Verschwörungstheorien näher auf den Grund zu gehen. Einige davon haben wir bereits kennengelernt; sie versuchen teils das Phänomen zu erklären596, teils Tipps zum praktischen Umgang mit solchen Theorien in der Diskussion zu geben597. Einen weiteren Beitrag, den ich bisher nur kurz gestreift habe, möchte ich hier näher vorstellen, weil er einen Vorgeschmack darauf vermittelt, wie jene, die sich einbilden, die Hintergründe von Verschwörungstheorien erhellt zu haben, auf meinen Text reagieren werden.

Die Rede ist von einem Beitrag von Tom Uhlig auf der von der Amadeu-Antonio-Stiftung betriebenen Internetseite Belltower News598. Tom Uhlig erblickt in Verschwörungstheorien den „subjektiv wirksamsten und gleichzeitig verfehlten Versuch, sich selbst über die Welt aufzuklären“. Zudem wird beklagt, dass Verschwörungstheoretiker ihre Kontrahenten mit Informationen konfrontieren, welche diese jedenfalls in der Diskussion von Angesicht zu Angesicht kaum verarbeiten könnten: „Jede populäre Verschwörungstheorie versucht sich durch eine Masse vermeintlicher Fakten, Daten, Zahlen und Namen zu plausibilisieren.“ Verschwörungstheoretiker griffen häufig zu der rhetorischen Technik, „Fragen aufzuwerfen, an deren ernsthafter Beantwortung jedoch überhaupt nicht gelegen ist. Es sind unechte Fragen, Suggestivfragen, deren alleiniger Zweck darin besteht, meinungsbildend zu wirken.“ Letzteres trägt er mit explizitem Bezug auf Wolfgang Wodarg vor.

Das Ziel hinter solchen Beiträgen ist klar, und wir haben es hier auch schon benannt599: Ihre Autoren ringen um die Deutungshoheit und versuchen, sich selbst auf ein Podest zu stellen, von dem aus sie dann glauben, der Menschheit die „wirklichen“ Denkstrukturen von Andersdenkenden erläutern zu können. Wenn Tom Uhlig dann von einem verfehlten Versuch spricht, sich selbst über die Welt aufzuklären, maßt er sich die Befugnis an, jene, die er als Verschwörungstheoretiker bezeichnet, geradewegs zu entmündigen: Das kann ja nur bedeuten, dass er diesen Menschen nahelegt, sich stattdessen von anderen über die Welt aufklären zu lassen. Von wem aber soll sich ein Mensch über die Welt aufklären lassen? Diese Auswahl muss jeder Mensch zwangsläufig selbst treffen, und die Richtschnur, die ihn dabei leitet, ist das Vertrauen. Gerade die Corona-Krise kann ein einzelner Mensch sich in der Tat kaum selbst erklären. Er ist daher auf vertrauenswürdige Fremderklärung angewiesen. Wir haben indes festgestellt, dass es durchaus Gründe gibt, der herrschenden Medienberichterstattung nicht ohne weiteres Vertrauen entgegenzubringen. Was aber soll ein Mensch tun, wenn er nicht vertrauenswürdig informiert wird? Dann bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als sich selbst über die Welt aufzuklären, und man kann ihm allenfalls abverlangen, es sich mit dieser Selbst-Aufklärung nicht zu leicht zu machen, sondern sich aktiv auf die Suche nach belastbaren Informationen zu begeben. Wenn Tom Uhlig sich dann darüber beschwert, dass Andersdenkende ihm Zahlen, Daten, Fakten und Namen entgegenhalten, dispensiert er sich selbst von der Obliegenheit, für die Richtigkeit der eigenen Sicht auf die Dinge Evidenz zu liefern. Das Manöver von Tom Uhlig, die eigene intellektuelle und moralische Überlegenheit zu konstruieren, ist durchschaubar.

Ich gebe zu, dass meine Ausführungen jene, die mich davon überzeugen wollen, dass die Corona-Politik fachlich zutreffend begründet und in der Reaktionstiefe angemessen ist, vor beträchtliche Herausforderungen stellen. Man wird mit entgegenhalten, ich verlangte jenen, die sich dieser Herausforderung annehmen möchten, Unmögliches ab. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: Ich verlange von keiner Einzelperson, mir alle Fragen zu beantworten, die ich hier gestellt habe. Ich kann mich nur wiederholen: Ich wünsche mir eine ergebnisoffene und auf Augenhöhe geführte Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern der Corona-Maßnahmen, damit wir die Antworten gemeinsam finden.

10. Einseitige Selektion der Literaturnachweise?

Man wird mir möglicherweise vorwerfen, meine Recherchen sehr stark auf Studien zu fokussieren, die in das Weltbild von Kritikern der Corona-Maßnahmen passen. Jenen, die meinen Text mit dieser Begründung kritisieren, halte ich entgegen: Es kann vielleicht sein, dass die Auswahl der Studien eine gewisse Schlagseite zugunsten der Kritiker aufweist. Indes: Die Argumentation der Bundesregierung, der Landesregierungen und der ihnen gewogenen Medienvertreter hat hinlänglich öffentliches Gehör gefunden. Die Argumentation der Kritiker ist dagegen entweder ignoriert oder verunglimpft, jedenfalls aber in ihrem inhaltlichen Kern kaum wahrgenommen worden. Diese Asymmetrie in der öffentlichen Debatte verlangt nach einem Gegengewicht.

Im Übrigen werde ich an der Diskussion um die wissenschaftliche Begründung der Corona-Maßnahmen ohnehin nicht als ernst zu nehmender Akteur teilnehmen können. Die Kontroversen werden zwischen Medizinern, Statistikern, Ökonomen und Psychologen ausgetragen werden müssen. Ich kann nicht mehr liefern als den Hinweis, dass ein Nicht-Fachmann, der sich eigenständig über den Erkenntnisstand in der Wissenschaft zu informieren versucht, jene Diskussion noch nicht als abgeschlossen betrachten kann.


E. Das Wirken von Wolfgang Wodarg im Spiegel des Untersuchungsberichts

Da wir nun wissen, dass die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg an durchgreifenden, ja unverzeihlichen Mängeln leidet, kann die Erwartung an die Untersuchungskommission nur lauten, dass ihr Urteil, Wolfgang Wodarg habe mit seinen öffentlichen Auftritten in der Corona-Krise das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt, auf einem deutlich festeren und insgesamt belastbaren Fundament ruhen möge.

I. Das typische Profil einer an Transparency International interessierten Person

Will man der Frage nähertreten, ob ein Vorstandsmitglied einer Organisation deren Ansehen beschädigt hat, ist im Ausgangspunkt ein normativer Maßstab anzulegen. Der Untersuchungsbericht erkennt dies selbst: Zu den ausschlaggebenden Kriterien wird dort unter anderem der Kreis von Organisationen gerechnet, denen gegenüber der Verein auf einen guten Ruf angewiesen ist.

Hierzu ist im Ausgangspunkt folgendes festzuhalten: Eine Organisation wie Transparency International tritt von Beginn an nicht mit dem Ziel an, von allen gemocht zu werden. Wer Korruption bekämpfen will, muss zwangsläufig auch deren Akteure bekämpfen. Und Korruption findet typischerweise im Verborgenen statt. Transparency International muss daher um das Ansehen politisch besonders interessierter, aufgeklärter und kritisch denkender Menschen ringen, die sich nicht zufriedengeben, wenn das Handeln der Eliten den äußeren Anschein der Ordnungsmäßigkeit ausstrahlt, sondern auf die Handlungsstränge im Hintergrund staatlicher oder privater Machtausübung blicken möchten. Das kritische Denken jener, die typischerweise die Arbeit einer Organisation wie Transparency International verfolgen, umfasst dabei alle Lebensbereiche.

Wer sich für Transparency International interessiert, wird daher das Handeln aller Akteure kritisch hinterfragen, insbesondere auch das Handeln der Medien. Schon deshalb verdient die Auffassung der Untersuchungskommission, auch die Berichterstattung über das fragliche Verhalten in den Medien könne als Kriterium herangezogen werden, wenn es darum gehe, ob ein Vorstandsmitglied das Ansehen seines Vereins beschädigt habe, keinen uneingeschränkten Beifall. Denn auch die Medienberichterstattung kann ihrerseits fehlerbehaftet sein. Und gerade wenn es wie hier um öffentliche Meinungsäußerungen geht, dürfen die Medien (welche eigentlich?) nicht zum Schiedsrichter darüber erhoben werden, wer in der Öffentlichkeit welche Ansicht bekunden darf.

Wer also Wolfgang Wodarg wegen seiner öffentlichen Auftritte in der Corona-Krise vorwerfen will, er habe das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt, muss belastende Tatsachen von ganz erheblichem Gewicht ins Feld führen können. Denn einem durchschnittlich aufmerksamen Mitglied von Transparency International Deutschland können die Verdienste von Wolfgang Wodarg bei der Aufklärung des Schweinegrippe-Alarms nicht verborgen geblieben sein. Ein solches Mitglied wird es daher wenigstens für möglich halten, dass auch in der Corona-Krise nicht alle beteiligten Akteure mit redlichen Zielen unterwegs sind.

II. Verkürzte und verzerrte Darstellung der Behauptungen von Wolfgang Wodarg

Diesen Begründungsaufwand hat die Untersuchungskommission nicht auch nur in Ansätzen geleistet. Die Inhalte, die Wolfgang Wodarg in seinen Medienauftritten transportiert, werden in einer unangemessen verkürzten und grob verzerrten Art und Weise dargestellt. Geradezu zwangsläufig werden aus dieser Darstellung unhaltbare Schlüsse gezogen.

1. Zur Gefährlichkeit des Virus

Die Einschätzung, Wolfgang Wodarg habe mit seinen öffentlich vorgetragenen Thesen das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt, stützt die Untersuchungskommission zunächst auf den folgenden Gedankengang:

Wolfgang Wodargs Äußerungen sind jedoch darüber hinaus. wesentlich von verschwörungsideologischen Thesen geprägt. Die unter Virologen ganz überwiegend herrschende Auffassung, dass man es mit einem Virus zu tun habe, das nach Übertragbarkeit und Häufigkeit schwerer und letaler Verläufe gefährlicher ist als die üblichen Grippeviren, erklärt er damit, dass die Virologen Geld für ihre Institute bräuchten. Das Problem liegt hier nicht in der Vermutung, dass Wissenschaftler gern Geld für ihre Institute einsammeln. Es liegt im Fehlen jeder auch nur ansatzweise plausiblen Erklärung für die Kräfte, die es geldbedürftigen Virologen ermöglicht haben sollen, weltweit jede ernstzunehmende fachliche Opposition gegen ihre eigeninteressierten Dramatisierungen auszuschalten und auch fachkundig besetzte Behörden und internationale Organisationen ­ von den Gesundheitsbehörden in Wuhan über das Robert-Koch-Institut bis zur Weltgesundheitsorganisation ­ vor ihren Karren zu spannen, fehlt.“

Dieser Gedankengang lässt zur Gänze außer Acht, dass Wolfgang Wodarg seine Gegenrede gegen die vorherrschende Risikoeinschätzung mit genuin fachlichen Argumenten unterlegt hat. Wolfgang Wodarg erläutert auf seiner Homepage, dass die Virologie es über Jahre hinweg versäumt habe, die Entwicklung des Erbguts von Corona-Viren zu beobachten, und daher in den einschlägigen Datenbanken eine erhebliche Lücke klaffe. Damit zieht er in Zweifel, dass es sich um ein besonders neuartiges Virus handelt ­ was aber eine wichtige Voraussetzung für die Annahme ist, dass SARS CoV2 mehr schwere und tödliche Verläufe auslöst als Grippeviren. Die Daten aus dem Sentinel-Programm des Robert-Koch-Instituts600 zeigen zudem, dass die teilnehmenden Praxen über wesentlich mehr Influenza-Erkrankungen berichten als COVID-19-Erkrankungen. Das hätte die Untersuchungskommission auch schon im Zeitpunkt der Vorlage ihres Berichts mühelos auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts ermitteln können ­ ich verweise insoweit auf den Wochenbericht für die 18. Kalenderwoche601. Wolfgang Wodarg trägt also Sachargumente vor, die von der Untersuchungskommission völlig ignoriert werden.

Wenn Wolfgang Wodarg den Umstand ins Feld führt, Virologen bräuchten Geld für ihre Institute, liegt darin ein Hinweis auf den immensen Drittmitteldruck, der aktuell auf der Forschung in Deutschland lastet. Dieser Hinweis ist gewiss stark überspitzt formuliert, legt aber genau den Finger in die Wunde: Je besser es gelingt, die Dringlichkeit der Forschung darzutun, deren Förderung begehrt wird, desto größer sind die Aussichten, im immer härter werdenden Wettbewerb um die Fördertöpfe zum Zuge zu kommen. Entgegen der Auffassung der Untersuchungskommission hat Wolfgang Wodarg nicht ­ auch nicht indirekt ­ behauptet, die Virologen würden Fachbehörden und internationale Organisationen „vor ihren Karren spannen“. Wesentlich plausibler ist die Hypothese, dass es eine Kettenreaktion gegeben hat: Wenn die Virologie auf einen (angeblich) besonders gefährlichen Erreger gestoßen ist, gibt dies angsterzeugender Medienberichterstattung Nahrung, durch die dann wiederum Politiker unter Zugzwang gesetzt werden. Aber wie dem auch sei: Wolfgang Wodarg wird hier ein Gedankengang in den Mund gelegt, der seinen öffentlichen Äußerungen nicht auch nur in Ansätzen zu entnehmen ist.

Völlig im Dunkeln bleibt, woher die Untersuchungskommission ihre Einschätzung nimmt, den Virologen sei es gelungen, weltweit jede ernstzunehmende Opposition auszuschalten: Dazu hätte sich die Untersuchungskommission dann wohl doch die Mühe machen müssen, zu recherchieren, wo es vielleicht doch schon im Frühjahr 2020 Opposition gegeben hat und warum diese nicht ernst zu nehmen gewesen sein soll. Vor allem die Darlegung des letztgenannten Aspekts dürfte einem Gremium, dem kein einziges Mitglied mit ausgewiesenem medizinischem Sachverstand angehört, nicht leichtfallen. Und selbst wenn die Dinge so liegen sollten, dass sich im Zeitpunkt der Vorlage des Untersuchungsberichts noch kaum gegenläufige Strömungen in den einschlägigen Fachdisziplinen identifizieren ließen, wäre die Folgerung, die Opposition sei „ausgeschaltet“ worden, deutlich verfrüht. Wir konnten in dieser Abhandlung einige Studien identifizieren, die, wenn sie sich als valide erweisen sollten, Anlass geben, die Einschätzung über das Ausmaß der Bedrohung durch SARS CoV-2 noch einmal zu überdenken. Die ernstzunehmende Opposition trägt heute insbesondere die Namen des hochrenommierten Epidemiologen John Ioannidis und des Chemie-Nobelpreisträgers Michael Levitt.

Die hier wiedergegebene Passage aus dem Untersuchungsbericht rechtfertigt mithin in keiner Weise die Annahme, Wolfgang Wodarg verbreite verschwörungsideologische Thesen. Seine Aussagen werden vielmehr um die Sachargumente entkernt und in einen Gedankengang gekleidet, mit dem der angeblich verschwörungsideologische Charakter seiner Aussagen geradezu künstlich herbeigeredet werden soll. Im Vordergrund steht hier eindeutig nicht die Auseinandersetzung mit Wolfgang Wodarg in der Sache, sondern die Herabsetzung seiner Person. Deshalb ist der Untersuchungsbericht an dieser Stelle nicht nur nicht belastbar, sondern darüber hinaus als rechtswidrige Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts von Wolfgang Wodarg einzustufen.

2. Zur Lage in Italien

Diese tatsächliche und rechtliche Beurteilung wird durch den weiteren Fortgang im Text des Untersuchungsberichts nicht etwa entkräftet, sondern im Gegenteil weiter erhärtet. Die Untersuchungskommission scheint offenbar mit der These zu sympathisieren, die besondere Gefährlichkeit des Virus werde durch die damalige Situation in Italien belegt:

„Die verheerenden Zustände in italienischen Krankenhäusern, die ihm auf seine These hin, die aktuelle Infektionswelle sei um nichts gefährlicher als die üblichen jährlich Grippewellen, entgegengehalten wurde, erklärte er mit dem Interesse des Pharmakonzerns Roche, einen Impfstoff zu verkaufen. So wenig auch gegen die Vermutung spricht, dass Wirtschaftsunternehmen Geld verdienen möchten: Wiederum fehlt jede auch nur ansatzweise plausible Erklärung der Kausalkette, die vom Gewinninteresse eines Pharmakonzerns zu einem Ansturm schwer erkrankter Patienten führen soll, der die italienischen Krankenhäuser überfordert. Solches Operieren mit phantastischen Annahmen über die Macht der niedrigen Motive irgendwelcher Akteure oder Akteursgruppen macht den Kern jeder Verschwörungsideologie aus.“

Abermals wird die Position von Wolfgang Wodarg mit dieser Wiedergabe unzulässig verkürzt und grob verzerrt. Wolfgang Wodarg hat sich mit der Situation in Italien von Anfang an beschäftigt, und zwar wesentlich sorgfältiger, als dies in den meinungsprägenden Medien geschehen ist. Auf seiner Homepage weist er auf die vielfältigen Ursachen hin, die im ersten Quartal 2020 den totalen Kollaps des italienischen Gesundheitssystems auslösten. Wesentliche Faktoren waren danach die sich überschlagenden Schreckensmeldungen in den Medien, die dazu führten, dass die Pflegekräfte in den Altenheimen das Land verließen. Einheimische Pflegekräfte konnten ihre Arbeit in den Krankenhäusern nicht verrichten, weil sie zuhause auf ihre Kinder aufpassen mussten, die angesichts geschlossener Schulen und Kindertagesstätten nicht mehr extern betreut werden konnten. Gleichzeitig wird, wie wir gesehen haben602, berichtet, dass die Menschen, die durch angsterzeugende Medienberichte aufgeschreckt waren, schon wegen gewöhnlicher Erkältungssymptome die Kliniken aufsuchten. Die Überlastung der Kliniken hatte also hausgemachte Ursachen. Und auch dort, wo es Übersterblichkeit gegeben hat, scheint der Versuch, diesen Befund monokausal mit COVID-19 zu erklären, die Realität nicht wirklichkeitsgetreu abzubilden. Auf die Bedeutung von Fehlmedikation und Krankenhauskeimen wurde bereits hingewiesen603.

3. Unzulässige Auflösung inhaltlicher Zusammenhänge

Die beiden vorstehend wiedergegebenen Passagen aus dem Untersuchungsbericht offenbaren über die inhaltlichen Bedenken im Detail hinaus einen grundlegenden methodischen Fehler: Bei der Darstellung dessen, was Wolfgang Wodarg zur Einschätzung der Gefahren durch SARS CoV-2 geäußert hat, hatte die Untersuchungskommission zu Beginn ihres Berichts noch die einzelnen Äußerungen von Wolfgang Wodarg in Interviews, in Gastbeiträgen und auf seiner eigenen Homepage zusammenfassend dargestellt. Dieses Vorgehen war auch im Ansatz völlig richtig. Denn die Aufklärungsarbeit von Wolfgang Wodarg zur Corona-Krise lässt sich nur im Ganzen würdigen. Und jene, die sich für die Arbeit von Transparency International interessieren und durch mediale Äußerungen von Wolfgang Wodarg auf dessen Haltung zur Corona-Krise aufmerksam werden, werden sich typischerweise nicht mit einem einzelnen Interview zufriedengeben, sondern mehr hierzu wissen wollen. Nun aber, bei der rechtlichen Bewertung mit dem Ziel, festzustellen, ob Wolfgang Wodarg das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt hat, reißt die Untersuchungskommission einzelne Zitate aus dem zuvor hergestellten Gesamtzusammenhang heraus. Damit wird man den Bestrebungen von Wolfgang Wodarg, den Menschen eine abweichende Sicht der Dinge auf die Corona-Krise nahezubringen, nicht gerecht.

III. Unsachgemäßer Umgang mit dem Begriff der Verschwörungsideologie

Wie wir soeben gesehen haben, versucht die Untersuchungskommission gleich mehrfach, die Aussagen von Wolfgang Wodarg als verschwörungsideologisch abzustempeln. Der Untersuchungsbericht enthält auch eine Beschreibung, was ihrer Ansicht nach unter einer Verschwörungstheorie und unter einem Verschwörungsmythos zu verstehen ist. Der Versuch, das Wirken von Wolfgang Wodarg in diesen Begriffen unterzubringen, misslingt indes zur Gänze.

1. Die Bedeutung von Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen

Wer in einer Organisation wie Transparency International die Äußerungen eines Vorstandsmitglieds in das Reich der Verschwörungstheorien verbannen will, muss im Ausgangspunkt zur Kenntnis nehmen, dass jene Akteure, die hinter ihrem Handeln sachfremde und unredliche Absichten verfolgen, erhebliche Mühe darauf verwenden, ihre wirklichen Motive zu verschleiern. Sobald es gelungen ist, Korruption zu enttarnen, hat man sie praktisch schon zur Strecke gebracht. Außerhalb des Verborgenen kann Korruption ebenso wenig existieren wie humane Corona-Viren außerhalb des menschlichen Körpers. Jegliche investigative Arbeit, die bei Transparency International geleistet wird, beginnt so gesehen mit einer Verschwörungstheorie, an deren Ende idealerweise die Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten (wenn man so will: von Verschwörungen) steht.

Schon deshalb führt es nicht weiter, wenn die Untersuchungskommission meint, als Kernelement einer Verschwörungstheorie den Umstand ausmachen zu können, dass jene, die sie verbreiten, nicht in der Lage seien, empirische Belege für ein konspiratives Verhalten der inkriminierten Akteure zu liefern, und dass jene Theorien vage blieben, weil für konkretere Behauptungen Beweise fehlten. Könnten jene, denen man vorwirft, sie verbreiteten Verschwörungstheorien, die Verschwörung konkret beweisen, wäre es keine Theorie mehr, und die Verschwörung wäre nun, da ihre Akteure und deren Motive enttarnt werden konnten, als Ganzes gescheitert.

Wenn als weiteres Merkmal von Verschwörungstheorien genannt wird, dass der Einfluss der verdächtigten Akteure auf das Geschehen und insbesondere auf politische Entscheidungen maßlos überschätzt wird, so fußt dies seinerseits auf der Prämisse, dass es für alle Beteiligten irgendwo eine äußerte Grenze der Einflussnahme gibt, die sich konkret beschreiben lässt. Eine solche Beschreibung mag im Allgemeinen zumindest in Abhängigkeit von der konkreten Entscheidungssituation gelingen. Man darf aber nicht vergessen, dass das Leben auch und gerade dort, wo es Unregelmäßigkeiten und unlautere Handlungsmotive gibt, bisweilen handfeste Überraschungen bereithält. Wer hätte zum Beispiel jemals gedacht, dass jemand auf die Idee kommen könnte, einen Anschlag auf den Mannschaftsbus eines Fußball-Bundesligisten mit dem Ziel zu verüben, einen Kurssturz für die Aktie dieses Bundesligisten auszulösen, weil er an der Börse eben hierauf gewettet hat604? Allgemeiner ausgedrückt: Wir müssen uns immer darauf einstellen, dass die Realität über die menschliche Vorstellungskraft hinausgehen kann. Wenn ein Mensch einmal von Profitgier getrieben ist, gibt es offenbar keine Grenzen ­ weder für seine Phantasie noch für seine Skrupellosigkeit. Und was für einen einzelnen Menschen gelten kann, kann ebenso für ganze Organisationen gelten.

2. Die Bedeutung des Erfahrungswissens

Die vorstehenden Zeilen dürfen nicht als pauschale Fürsprache für die Verfechter von Verschwörungstheorien missverstanden werden. Das Unwissen über mögliche Hintergründe rechtfertigt nicht jede blühende Phantasie. Auch Korruptionsermittlungen werden nicht ins Blaue hinein geführt. Eine Organisation wie Transparency International verdankt ihre Existenz vielmehr der Erfahrung, dass sich hinter äußerlich korrekt erscheinendem Handeln massive sachfremde Einflüsse verbergen können. Diese Erfahrung umfasst nicht nur das Erlebnis sachfremder Einflüsse dem Grunde nach, sondern auch die Art und Weise, wie sich solche Einflüsse ihren Weg durch entscheidungstragende Institutionen bahnen. Je besser jemand seine Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit des untersuchten Verhaltens mit Erfahrungen aus früheren vergleichbaren Vorfällen zu unterlegen vermag, desto höher ist der Begründungsaufwand, wenn man ihn gleichwohl als Verschwörungstheoretiker hinstellen will.

Bei alledem ist ferner zu berücksichtigen, dass es unterschiedliche Arten von Korruption gibt, deren Aufdeckung nicht immer den gleichen Modalitäten folgt und nicht immer die gleichen Schwierigkeiten aufweist. Die herkömmliche Kasse-gegen-Dokumente-Korruption hat es immer gegeben und wird es immer geben. Viel gefährlicher, viel wirkmächtiger und viel schwerer zu enttarnen ist jedoch jene Form der Korruption, die sich in institutioneller Durchdringung manifestiert. Wer es schafft, die eigenen Protagonisten in die Position des Entscheiders zu platzieren oder aber ihnen zumindest nachhaltig privilegierten Zugang zu den Entscheidern zu verschaffen, sichert sich selbst nicht nur massiven Einfluss, sondern umhüllt diese Einflussnahme in einer äußerlich glaubhaft wirkenden Art und Weise mit dem Anschein der Ordnungsmäßigkeit: Es entscheiden ja gewählte oder in sonstiger Weise förmlich legitimierte Personen. Wer diesen Anschein zerstören will, muss die Stränge der Einflussahme aufwendig nachzeichnen ­ mit massivem Rechercheaufwand.

3. Wolfgang Wodarg und die Schweinegrippe

Wer einen Fachmann wie Wolfgang Wodarg als Verschwörungstheoretiker brandmarken will, muss zweierlei erkennen. Zum einen ist Wolfgang Wodarg lange Jahre im Gesundheitswesen tätig gewesen und hat aus eigener Anschauung gesehen, wie stark die Akteure des Gesundheitswesens durch Profitgier getrieben werden. Zum anderen hat Wolfgang Wodarg gerade im Kontext des Schweinegrippe-Alarms aus dem Jahr 2009 in Abgründe geblickt, die er vermutlich zuvor selbst nicht für möglich gehalten hatte und die alles bisher Dagewesene übertrafen. Seine damaligen Erfahrungen lehren uns, dass es nicht nur ein Fehler sein kann, den Einfluss bestimmter Akteure zu überschätzen, sondern ebenso, jenen Einfluss zu unterschätzen. Ja, es ist vorstellbar, dass die Pharmaindustrie über ihre Lobbyisten eine Pandemie inszeniert, um das Geschäft mit Impfstoffen anzukurbeln, die sich umso besser verkaufen, je größer die Angst der Menschen vor einem Krankheitserreger ist. Wolfgang Wodarg hat dies im Fall der Schweinegrippe selbst miterlebt. Und damit die Menschen Angst bekommen, wird eben mit dramatischen Bildern aus den Kliniken nachgeholfen. Die Möglichkeit, dass gerade die Panikmache in den Medien zu einem erhöhten Ansturm von (auch weniger ernsthaft erkrankten) Patienten auf die Kliniken geführt haben könnte, wird dabei ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass sich die Zustände in Italiens Krankenhäusern Jahr für Jahr wiederholen. Alles, was Beruhigung stiften könnte, wird weggelassen. Für dies alles muss die Pharmaindustrie die Medien nicht einmal gezielt beeinflussen. Sie kann sich vielmehr darauf verlassen, dass die Medien ihrerseits an schlechten Nachrichten gut verdienen. Alles, was die Pharmaindustrie benötigt, ist die mit wissenschaftlicher Autorität vorgetragene Geschichte von einem lebensbedrohlichen und bislang völlig unbekannten Krankheitserreger. Wer wissen will, wie intensiv die Pharmaindustrie die Wissenschaft für ihre kommerziellen Interessen einspannt, kann sich anschaulich in der ausführlichen Darstellung von Peter C. Gøtzsche informieren605.

Die von der Untersuchungskommission vermisste Kausalkette lässt sich mithin anhand von Erfahrungswissen jedenfalls so gut belegen, dass man sich von ihr eine realitätsnahe Vorstellung machen kann. Ob ich mit alledem die Kausalkette tatsächlich so abgebildet habe, wie sie sich in der Realität darstellt, weiß ich nicht ­ aber nach allem, was wir aus dem Fall der Schweinegrippe wissen, liegt die Möglichkeit eines solchen Verlaufs nicht so fern, als dass man sie in das Reich der Fabel verbannen müsste.

IV. Verfahrensfehler

Der Versuch der Untersuchungskommission, Wolfgang Wodarg anhand der Aussagen, welche in den beiden zitierten Textpassagen wiedergegeben werden, der Verbreitung von Verschwörungstheorien zu überführen, ist damit insgesamt gescheitert. Es stellt ein grobes Aufklärungsversäumnis dar, dass die Untersuchungskommission die Erfahrungen aus dem Schweinegrippe-Alarm nicht ausgewertet hat. An dieser Stelle manifestiert sich ein Fehler im Verfahren: Wolfgang Wodarg wäre gewiss bereit gewesen, der Untersuchungskommission auch persönlich von seinen Erfahrungen aus dem Jahr 2009 zu berichten. Dazu hätte die Untersuchungskommission aber einmal auf die Idee kommen müssen, das Gespräch mit Wolfgang Wodarg zu führen. Das ist augenscheinlich nicht geschehen. Der Untersuchungsbericht hebt zwar selbst hervor, dass ein Vereinsmitglied vor seinem Ausschluss anzuhören ist. Er enthält aber keinen Hinweis darauf, dass gerade die Untersuchungskommission diese Anhörung selbst vorgenommen hat. Im Untersuchungsbericht wird nicht dokumentiert, Wolfgang Wodarg Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben zu haben (er selbst bestreitet, dass das jemals geschehen ist). Erst recht enthält der Untersuchungsbericht keine Angaben darüber, wie Wolfgang Wodarg sich eingelassen hat. Es hat den Anschein, als würde es die Untersuchungskommission für ausreichend erachten, dass Wolfgang Wodarg seinen Standpunkt in der Mitgliederversammlung vortragen kann. Dass mit dem Untersuchungsbericht quasi eine Vorverurteilung ausgesprochen wird, die sich in einer Mitgliederversammlung kaum korrigieren lässt, scheint der Untersuchungskommission dabei entgangen zu sein. Es ist aus meiner Sicht überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Untersuchungskommission ein so hartes Urteil über Wolfgang Wodarg fällt, ohne ihm zuvor Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

V. Die Medienberichte als untaugliches Belastungsmaterial

Die Untersuchungskommission begnügt sich nicht mit der Feststellung, die öffentlichen Äußerungen von Wolfgang Wodarg, die sie aus Ausdruck von Verschwörungsideologien brandmarkt, seien geeignet, das Ansehen Transparency International Deutschland zu schädigen. Sie ist vielmehr der Meinung, eine solche Ansehensbeschädigung sei bereits eingetreten. Zur Begründung beruft sie sich unter anderem auf das Medienecho, das Wolfgang Wodarg im Anschluss an seine öffentlich verbreiteten Thesen erfahren habe.

An dieser Stelle zeigt sich jetzt, warum ich der geneigten Leserschaft einen so langen Text zugemutet habe. Denn die Medienberichte über Wolfgang Wodarg ­ die ich hier noch nicht einmal vollständig, sondern nur im Sinne einer repräsentativen Auswahl auswerten und darstellen konnte ­ tragen die Vorwürfe, welche die Untersuchungskommission gegen ihn erhebt, nicht einmal in Ansätzen. Wir haben nämlich gesehen, dass jene Berichte zwar nicht mit markigen Worten sparen, inhaltlich aber nicht im Geringsten die Substanz vorweisen können, um die Einschätzung von Wolfgang Wodarg zum Ausmaß der Bedrohung durch SARS CoV-2 und zu möglichen Interessenverstrickungen zu entkräften. Und ich erinnere daran: Ein großer Teil der Berichte über Wolfgang Wodarg erschien zwischen dem 18. und dem 20. März 2020 und damit direkt im Anschluss an jene Fernsehansprache, mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schließung von Geschäften sowie von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen rechtfertigte. Dies erweckt den Eindruck abgestimmten Verhaltens.

Ich habe mit Teil D dieser Abhandlung den Versuch unternommen, zu demonstrieren, welch immensen Einarbeitungsaufwand man als Nicht-Mediziner leisten muss, um überhaupt in die Nähe der Fähigkeit zu gelangen, die Thesen eines Fachmannes wie Wolfgang Wodarg kritisch zu hinterfragen. Ich kann nicht erkennen, dass die Untersuchungskommission sich diese Mühe gemacht hat. Zwar war der Erkenntnisstand in dem Zeitpunkt, da der Untersuchungsbericht vorgelegt wurde, nicht mit dem heutigen vergleichbar. Indes: Hätte die Untersuchungskommission dasjenige, was in den Leitmedien über Wolfgang Wodarg berichtet wurde, hinterfragt, hätte sie den Bericht nicht innerhalb so kurzer Zeit vorlegen können. Vielmehr hätte sie vermutlich die gleiche Erfahrung gemacht, die ich selbst bei der Anfertigung dieser Stellungnahme machen musste ­ die Erfahrung der Notwendigkeit, permanent neu eintreffende Informationen zu verarbeiten. Ich wollte mit diesem Gegenbericht schon längst fertig sein. Und ich hatte nie vorgehabt, so viel zu schreiben. Je tiefer ich aber einstieg, desto weniger konnte ich mich der Herausforderung entziehen, mir selbst einen Eindruck vom Diskussionsstand zu SARS CoV2 in den einschlägigen Wissenschaftsdisziplinen zu verschaffen.

Insgesamt ist festzuhalten, dass Wolfgang Wodarg nicht etwa Täter, auch nicht schuldloser Täter, sondern ganz im Gegenteil selbst Opfer einer Ansehensbeschädigung ist. Seine Reputation wurde durch das unheilvolle Wirken von offensichtlich inkompetenten und offensichtlich pflichtvergessenen Journalisten beschmutzt. Das hat er nicht verdient!

Ich komme schließlich zurück auf die Beschreibung des Personenkreises, bei dem Transparency International sinnvollerweise gut dazustehen trachtet: Es handelt sich um politisch interessierte Menschen, denen an der Aufdeckung von Missständen gelegen ist. Solche Personen werden aus den Medienberichten über Wolfgang Wodarg nicht den Schluss ziehen, dass er Unsinn redet, sondern sich eher die verwunderte Frage stellen, warum seine Aufklärungsarbeit plötzlich so negativ aufgenommen wird.

VI. Keine Ansehensbeschädigung durch Auswahl der Medienpartner

1. Die Ausführungen im Untersuchungsbericht

Der Untersuchungsbericht hält es für möglich, aber nicht für rechtssicher, Wolfgang Wodarg vorzuwerfen, er habe das Ansehen von Transparency Deutschland durch die Auswahl seiner Medienpartner beschädigt. Wolfgang Wodarg wird dabei unter anderem Folgendes zugutegehalten: „Die mittelbar erreichte breite und kritische Publizität jedenfalls beruhte nicht auf dieser Wahl, sondern auf den von Wolfgang Wodarg vertretenen inhaltlichen Positionen.“ Sodann wird aber darauf verwiesen, dass die Rechtsprechung dem Verein bei der Frage, ob er ein Mitglied ausschließe, einen Einschätzungsspielraum zubillige.

Nun haben wir gesehen, dass einige Medienberichte, die sich mit dem öffentlichen Wirken von Wolfgang Wodarg in der Corona-Krise befassen, sehr wohl Anstoß daran nehmen, auf welchen Kanälen Wolfgang Wodarg seine Ansichten verbreitet. Es erscheint daher angezeigt, der Frage nachzugehen, ob das Ansehen von Transparency International Deutschland durch die Auswahl dieser Kanäle beschädigt wurde.

2. Beanstandungen an die Adresse der Alternativmedien

Der Untersuchungsbericht befasst sich ausführlich mit der Würdigung der Alternativmedien und erhebt gegen deren Betreiber letztlich vier Vorwürfe: Sie lösten keine journalistischen Qualitätsstandards ein, böten eine Plattform für fragwürdige, ja inakzeptable Inhalte, verbreiteten selbst solche Inhalte und/oder ließen sich in der Öffentlichkeit mit Personen blicken, die ihrerseits fragwürdige Inhalte verbreiteten.

Und damit zeigt sich schon, warum es Wolfgang Wodarg nicht zum Nachteil gereichen darf, dass er sich in Alternativmedien geäußert hat. Die Medienvertreter nämlich, die auf den etablierten Kanälen über ihn berichtet haben, haben ihrerseits journalistische Qualitätsstandards nicht auch nur in Ansätzen eingelöst. Die Berichterstattung über Wolfgang Wodarg, die wir hier ausgewertet haben, ist (ebenso wie die ganz überwiegende Berichterstattung in der Corona-Krise) erschreckend einseitig, unsäglich tendenziös und außergewöhnlich schlecht recherchiert.

Aber damit nicht genug: Die meinungsprägenden Medien halten ihrerseits keinerlei Abstand zu fragwürdigen und inakzeptablen Inhalten. Ausgerechnet im Auftrag von ARD und ZDF wurden zwei abscheuliche Computerspiele entwickelt: „Corona World“ und „Reichstag Defender“. Wer „Corona World“ spielt, bedient auf dem Bildschirm eine Krankenschwester als Spielfigur, die nach einem harten Arbeitstag im Supermarkt einkaufen gehen will und auf dem Weg dorthin zahlreiche „Virenschleudern“ aus dem Weg räumen muss, unter anderem Jogger und ­ es ist schlimm, dies auszusprechen ­ kleine Kinder. Aus dem Weg räumen heißt in diesem Fall schlicht: Tottrampeln. Allen Ernstes. Das Spiel „Reichstag Defender“ knüpft an die bereits beschriebene606 Szene vor dem Reichstagsgebäude während der Corona-Demonstration am 29. August 2020 an. Drei Polizisten sollen rechtsextreme Fahnenträger am Betreten des Gebäudes hindern, indem sie diese einfach in hohem Bogen wegtreten. Beide Spiele verherrlichen die Anwendung von Gewalt, und das Spiel „Corona World“ ist darüber hinaus einfach nur menschenverachtend.

Wenn es also noch eines Beweises bedurft hätte, dass sich die Medien nicht pauschal in Gut und Böse einteilen lassen, ist dieser Beweis spätestens hiermit erbracht. Oder würde bei Transparency International Deutschland jemand auf die Idee kommen, Wolfgang Wodarg habe das Ansehen der Organisation beschädigt, weil er im ZDF aufgetreten sei, das solche Computerspiele programmieren lasse?

3. Zweierlei Maß

Dies leitet über zu einer wichtigen Kontrollüberlegung: Wie würde es bei Transparency International Deutschland aufgenommen, wenn Wolfgang Wodarg seine Überlegungen sowohl in den etablierten als auch in den alternativen Medien verbreitet hätte? Man wird dies zwar nicht sicher einschätzen können. Wahrscheinlich aber hätte man dann aber doch ein solches Vorgehen in dem Sinne gewürdigt, dass Wolfgang Wodarg durch eine Diversifikation seiner Medienpartner ein möglichst breites Publikum erreichen will.

Legt man diese Hypothese zugrunde und berücksichtigt man, dass Wolfgang Wodarg seine Thesen gerne auch in den meinungsprägenden Medien verbreitet hätte, daran aber gehindert wurde, so fragt sich, ob man dies in dem Sinne deuten darf, dass er das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt hat. Die Frage stellen heißt sie verneinen. Denn andernfalls würde man die Träger der Leitmedien und die für sie tätigen Journalisten zum Schiedsrichter darüber erheben, was man in der Öffentlichkeit sagen darf, ohne das Ansehen von Transparency International zu beschädigen. Wenn Wolfgang Wodarg einer Selektion von Meinungen zum Opfer fällt, kann man ihm das nicht zum Vorwurf machen. Der Vorwurf richtet sich vielmehr gegen Medienvertreter, die Pluralismus gar nicht erst aufkommen lassen.


F. Zusammenfassung

I. Die Auffassung der Untersuchungskommission, Wolfgang Wodarg habe das Ansehen von Transparency International Deutschland beschädigt, ist in keiner Weise haltbar:

1. Soweit Wolfgang Wodarg sich zu medizinischen Sachfragen rund um SARS CoV-2 geäußert hat, konnte die Medienberichterstattung über ihn bislang keine einzige seiner Thesen entkräften. Zwar wurden seine Thesen in den Leitmedien regelrecht verrissen. Bei keinem der Journalisten, die sich einbildeten Wolfgang Wodarg fachlich entgegenzutreten, konnte indes auch nur ansatzweise gleichwertiger medizinischer Sachverstand nachgewiesen. Keiner dieser Journalisten hat auch nur im Entferntesten den Einarbeitungsaufwand geleistet, den man leisten muss, wenn man als NichtFachmann auch nur in die Nähe der Fähigkeit kommen will, die Thesen von Wolfgang Wodarg kritisch zu hinterfragen. Die zeitliche Abfolge, in der die Medienberichte über Wolfgang Wodarg erschienen, deutet auf abgestimmtes Verhalten in den Medien hin.

2. Soweit Wolfgang Wodarg bei den beteiligten Akteuren Motive gemutmaßt hat, die sich nicht im Schutz der Gesundheit und der Gesundheitssysteme erschöpfen, konnte er auf seine Erfahrungen aus dem Schweinegrippe-Alarm von 2009 zurückgreifen. Die Qualität von Verschwörungsideologien erreichen seine Aussagen daher in keiner Weise. Vielmehr sollten die Erfahrungen von 2009 zum Anlass genommen werden, den Motiven und Hintergründen derzeitiger politischer Entscheidungen auf den Grund zu gehen.

3. Die Auswahl seiner Medienpartner darf Wolfgang Wodarg schon deshalb nicht zum Vorwurf gemacht werden, weil die Medien sich nicht pauschal in Gut und Böse einteilen lassen. Die Leitmedien, die man an sich als „gute“ Medien apostrophieren möchte und denen man gemeinhin Seriosität und Qualitätssicherung bescheinigt, sind gerade in der Corona-Berichterstattung beides auf der ganzen Linie schuldig geblieben. Befürworter und Gegner der Corona-Maßnahmen werden dort mit zweierlei Maß gemessen. Die Gegner dieser Maßnahmen werden aus der Position angemaßter Deutungshoheit zielgerichtet und teilweise mit augenfälliger Boshaftigkeit in ein schlechtes Licht gerückt. Gleichzeitig sind die Recherchen lückenhaft und hören gerade dort auf, wo das Ergebnis dieser Recherchen auf eine optimistischere Einschätzung der Bedrohung durch SARS CoV-2 hindeuten könnte. Die persönlichen Angriffe gegen die Maßnahmengegner verschleiern die Abwesenheit durchgreifender Sachargumente. ARD und ZDF sind schließlich in jüngerer Zeit dadurch in Erscheinung getreten, dass sie menschenverachtende und gewaltverherrlichende Computerspiele haben produzieren lassen und anschließend öffentlich zur Nutzung bereitgestellt haben.

II. Der Untersuchungsbericht ist von einer deutlich sichtbaren Belastungstendenz in der Person der Mitglieder der Untersuchungskommission getragen. Dies beginnt schon damit, dass die Untersuchungskommission ihr vernichtendes Urteil über Wolfgang Wodarg gefällt hat, ohne im Bericht zu dokumentieren, ob sie ihm überhaupt Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben hat und wenn ja, wie diese Stellungnahme inhaltlich ausgefallen ist. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass die Untersuchungskommission Wolfgang Wodarg vor der Freigabe ihres Berichts nicht einmal angehört hat. Des Weiteren wird die Aufklärungsarbeit von Wolfgang Wodarg nicht wie geboten im Zusammenhang betrachtet. Vielmehr werden einzelne seiner Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und in der so isolierten Form als Ausdruck einer Verschwörungsideologie herabgewürdigt. Das wirkt so, als sei die Kritik von Wolfgang Wodarg an den Corona-Maßnahmen gezielt fragmentiert worden, um auf diese Weise um jeden Preis einen solchen Vorwurf konstruieren zu können.

III. Wolfgang Wodarg ist ein kluger, kompetenter und unbescholtener Fachmann, dessen mutige Aufklärungsarbeit gerade in der Corona-Krise dringend benötigt wird. Denn die Corona-Politik und vor allem die Medienberichterstattung hierüber werden von signifikanten Ungereimtheiten begleitet, denen auf den Grund gegangen werden muss. Wenn man sich anschaut, in welchem halsbrecherischen Tempo und mit welchen halsbrecherischen Risiken derzeit an einem Impfstoff gegen SARS CoV-2 gearbeitet wird, muss man sich ernsthaft Sorgen machen, dass sich jene Fehleinschätzungen wiederholen, die wir bereits beim Schweinegrippe-Alarm beobachten mussten, und zwar in viel schlimmeren Ausmaßen als damals. Auf die Risiken einer COVID-19-Impfung hat Wolfgang Wodarg frühzeitig hingewiesen. Wenn die übrigen Mitglieder des Vorstands von Transparency International Deutschland danach trachten, Wolfgang Wodarg, der sich in der Korruptionsbekämpfung im Gesundheitswesen beträchtliche Verdienste erworben hat, aus dem Vorstand zu entfernen oder ihn gar ganz aus der Organisation auszuschließen, müssen sie sich mit allem Nachdruck die Frage gefallen lassen, ob sie selbst noch auf dem Boden der satzungsmäßigen Ziele dieser Organisation stehen.

IV. Gerade eine Organisation wie Transparency International darf sich nicht damit begnügen, in der Corona-Krise innerhalb der Organisation nur regierungsfreundliche Ansichten zuzulassen. Denn die fachliche Begründung der Corona-Politik basiert auf durchweg sehr voraussetzungsvollen Annahmen: SARS CoV-2 sei für den menschlichen Organismus völlig neu, niemand sei dagegen immun, das Virus könne sich rasch ausbreiten, es könne auch von Menschen weitergegeben, die keine Symptome hätten, und die Infektion lasse sich mittels PCR-Test nachweisen. Wir haben gesehen, dass diese Annahmen in keiner Weise eindeutig sind:

1. Ich gehe zwar davon aus, dass SARS CoV-2 existiert und die mit COVID-19 assoziierten Symptome verursachen kann. Die Evidenzlücken, die insoweit zu Beginn der Corona-Krise noch bestanden, sind, wenn ich den heutigen Forschungsstand richtig interpretiere, mittlerweile geschlossen worden. Und es ist unbestreitbar, dass bei jeder Reflexion über politisches Einschreiten die Möglichkeit tödlicher Verläufe und der Aufwand für die intensivmedizinische Behandlung schwerer Verläufe sowie das Leid der betroffenen Patienten eine Rolle spielen müssen. Ich bin also weit davon entfernt, ein CoronaLeugner zu sein!

2. Nicht gesichert ist aber, dass SARS CoV-2 dem menschlichen Organismus zur Gänze unbekannt ist. Die Annahme, das Virus sei in Wuhan vom Tier auf den Menschen übergesprungen, lässt bereits erhebliche Zweifel zurück. Vor allem aber ist auf Studien zu verweisen, die zu dem Ergebnis gelangt sind, dass das Immungedächtnis bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung den Erreger bereits vorbereitet ist; es besteht diesen Studien zufolge eine T-Zellen-Immunität. Andere Studien, die nach dem Prozentsatz der Verstorbenen unter den SARS CoV-2-Infizierten gefragt haben, haben Sterblichkeitsraten zutage gefördert, die in etwa jenen einer Grippewelle entsprechen.

3. Nicht gesichert ist auch, dass das Virus von Menschen weitergegeben werden kann, die selbst keine Symptome haben. Da Robert-Koch-Institut steht selbst auf dem Standpunkt, dass die asymptomatische Ansteckungsgefahr nur eine untergeordnete Rolle spiele, und verweist zum Beleg auf eine MetaAnalyse, deren Ergebnis lautet, dass es insoweit zwar gerechtfertigt ist, weiterhin wachsam zu bleiben, dass aber weitere Forschung dringend benötigt wird ­ es gibt also offenbar für eine solche Ansteckungsgefahr trotz intensiver Bemühungen in der Forschung noch keine Evidenz.

4. Die Annahme, eine Infektion mit SARS CoV-2 lasse sich mithilfe eines PCR-Tests nachweisen, ist nicht tragfähig. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat selbst mit Recht darauf hingewiesen, dass die Tests nie zu 100% genau sind und dass in Zeiten niedriger Prävalenz die Gefahr von zahlreichen falsch positiven Testergebnissen besteht, die sogar die Mehrheit aller positiven Testergebnisse ausmachen können. Zudem sind PCR-Tests nicht in der Lage, reproduktionsfähige Viren einerseits und Fragmente abgetöteter Viren andererseits, die nach überstandener Infektion noch länger im menschlichen Körper nachweisbar sind, voneinander zu unterscheiden.

5. Die verbreitete Auffassung, dass der relativ glimpfliche Verlauf der Pandemie in Deutschland das Ergebnis ebenso entschlossenen wie besonnenen politischen Handelns sei, wird durch die Zahlen und Graphiken des Robert-Koch-Instituts nicht erhärtet. Vielmehr legen diese Zahlen eine abweichende Deutung nahe, der zumindest in der weiteren Diskussion ernsthaft nachgegangen werden muss ­ die Deutung nämlich, dass das Virus schon deutlich vor der Ausweitung der Testkapazitäten erhebliche Aktivität entfaltet seine Ausbreitungsgeschwindigkeit sich sodann ohne Rücksicht auf politische Intervention verlangsamt hat. Diese Interpretation wird zwar von anderen Stimmen bekämpft, doch enthalten die Einwände ihrerseits argumentative Schwächen. Die Frage nach der Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen wird derzeit weltweit untersucht. Die Debatte wird kontrovers geführt und muss fortgesetzt werden, bevor ggf. erzielte Erfolge bei der Eindämmung des Virus vorschnell der politischen Intervention zugeschrieben werden.

6. Bei dem Versuch, die SARS CoV-2-Infektionsketten um jeden Preis zu unterbrechen, sind womöglich an anderer Stelle Schäden verursacht worden, die dringend in den Blick zu nehmen sind. Vor allem steht zu befürchten, dass gerade die Corona-Maßnahmen ihrerseits Sterbefälle produziert haben.

7. Insgesamt ist festzuhalten: Selbst wenn SARS CoV-2 so gefährlich ist wie bisher angenommen, bedeutet dies noch lange nicht, dass individuelle und kollektive Freiheitsbeschränkungen irgendetwas zur Eindämmung beitragen können. Für die Influenza-Bekämpfung glaubt die WHO ausweislich einer eingehenden Ausarbeitung aus Oktober 2019 bei einem großen Teil solcher Einschränkungen selbst nicht daran, dass diese die Ausbreitung des Erregers wirkungsvoll einbremsen können. Warum das bei SARS CoV-2 anders liegen soll, leuchtet nicht ohne weiteres ein. Sollten sich die bisher ergriffenen Maßnahmen als Fehlentscheidungen erweisen, muss verhindert werden, dass sie sich wiederholen.

V. Um sicherzustellen, dass die Politik die richtige Reaktion auf SARS CoV-2 findet, muss über die Corona-Maßnahmen eine ergebnisoffene Diskussion stattfinden, in der sämtliche Positionen im Ausgangspunkt als gleichwertig respektiert werden. Die pauschale Verunglimpfung von Kritikern ist der falsche Weg ­ innerhalb ebenso wie außerhalb von Transparency International!


Quellennachweis

1 So z. B. Simone Rafael in einem Interview für die Märkische Oder-Zeitung vom 29.3.2020, zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.40 Uhr unter https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1794032/; Patrick Gensing auf tagesschau.de vom 6.4.2020, zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.18 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-schwindel-101.html.
2 Siehe dazu einstweilen Bastian Brinkmann in SZ online vom 14.5.2020, zuletzt abgerufen am 23.5.2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380.
3 Abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
4 Ebenda (Fußnote 3), Seite 13.
5 https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
6 Eckart Lohse/Markus Wehner/Helene Bubrowski, FAZ online vom 2.4.2020, zuletzt abgerufen am 24.7.2020 um 16.25 Uhr unter https://zeitung.faz.net/faz/politik/2020-0402/f8e7cfb89e5590d367435a9fa8a0a702/?GEPC=s5.
7 https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr.
8 Zuletzt abgerufen am 24.7.2020 um 14.18 Uhr unter https://clubderklarenworte.de/innenministerium-wirwissen-nicht-wer-im-corona-krisen-strategie-papier-was-geschrieben-hat/.
9 Ich habe seit Ausbruch der Corona-Krise so viele Medienberichte gelesen, dass ich hier nur einen subjektiven Gesamteindruck wiedergeben, aber keine Einzelbelege liefern kann.
10 Patrick Gensing auf tagesschau.de, zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.18 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-schwindel-101.html
11 Interview von Linda Fischer mit der Epidemiologin Berit Lange auf ZEIT online vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 18.6.2020 um 2.31 Uhr unter https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-06/coronalockerungen-neuinfektionen-infektionsketten-epidemiologie-berit-lange/komplettansicht.
12 Malte Kreutzfeldt auf taz online vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 20.6.2020 um 15.05 Uhr unter https://taz.de/Corona-Lage-weltweit/!5689393/; Julia Bernewasser auf Tagesspiegel online vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 20.33 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/136-000neuinfektionen-an-einem-tag-coronavirus-weltweit-schlimmer-als-je-zuvor/25904512.html.
13 Jakob Simmank/Linda Fischer auf ZEIT online vom 26.6.2020, zuletzt abgerufen am 27.6.2020 um 19.09 Uhr unter https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-06/sars-cov-2-pandemie-eigenverantwortung-verhaltencorona-party-leichtsinn/komplettansicht.
14 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 50 vom 23.6.2020, als Manuskript zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 1.58 Uhr unter https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript214.pdf; Thomas Kirchner in SZ online vom 2.7.2020, zuletzt abgerufen am 3.7.2020 um 22.25 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/politik/schweiz-coronavirus-corona-1.4954939?utm_source=pocket-newtabglobal-de-DE.
15 Strategiepapier des BMI, unter 3, Seite 8. Hervorhebungen und Grammatikfehler im Original. Das Papier ist abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
16 Matthias an der Heiden/Osama Hamouda, Epidemiologisches Bulletin des RKI Nr. 17/2020 in der Fassung vom 23.4.2020, S. 10 (14), Abbildung 4, abrufbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/17_20.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 21.47 Uhr. Es existierte eine Vorgängerfassung vom 15.4.2020, auf die sich auch die Kritik an den Corona-Maßnahmen bezog, welche aus besagter Graphik abgeleitet wurde.
17 Stefan Homburg in einem Interview für Punkt.Preradovic am 18.4.2020, zuletzt angesehen am 9.6.2020 um 21.42 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=FvdaVIb0FBY; Volker Schmiedel, corona-Rundbrief Nr. 3 vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 2.5.2020 um 16.54 Uhr auf https://www.facebook.com/116760865034905/posts/3196013017109659/; Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 61.
18 Christof Kuhbandner in Telepolis vom 25.4.2020, zuletzt abgerufen am 3.6.2020 um 22.22 Uhr auf https://www.heise.de/tp/features/Von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-Begruendung-der-CoronaMassnahmen-4709563.html?seite=all, der den Zeitpunkt des Absinkens auf unter 1 auf den 13.-14. März schätzt.
19 Bastian Brinkmann in SZ online vom 14.5.2020, zuletzt abgerufen am 23.5.2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380.
20 Bastian Brinkmann in SZ online vom 14.5.2020, zuletzt abgerufen am 23.5.2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380
21 Kira Urschinger auf SWR online vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-zerstoerung-des-corona-hypes-100.html#basis.
22 Lea Weinmann auf correctiv.org vom 24.4.2202, zuletzt abgerufen am 12.6.2020 um 22.31 Uhr unter https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/24/coronavirus-ist-der-lockdown-unwirksam-die-behauptungenueber-die-reproduktionszahl-im-faktencheck.
23 Matthias an der Heiden/Osama Hamouda, Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 17/2020 in der Fassung vom 23.4.2020, S. 10 (15), zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 21.47 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/17_20.pdf?__blob=publicationFile.
24 Matthias an der Heiden/Osama Hamouda, Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 17/2020 in der Fassung vom 23.4.2020, S. 10 (15) , zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 21.47 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/17_20.pdf?__blob=publicationFile.
25 Ausführlich zum Einfluss der Test-Ausweitung auf die Deutung der RKI-Statistiken Christof Kuhbandner in Telepolis vom 25.4.2020, zuletzt abgerufen am 3.6.2020 um 22.22 Uhr auf https://www.heise.de/tp/features/Von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-Begruendung-der-CoronaMassnahmen-4709563.html?seite=all.
26 Strategiepapier des BMI, unter 4 c 2, Tabelle Seite 16 oben; dort auch zum Folgenden. Das Papier ist abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
27 Für die Personen, die in Quarantäne gesetzt werden, ist die individuelle Freiheitsbeschränkung dafür umso drastischer. Siehe dazu auch eine Ausarbeitung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 18.3.2020: „Corona-Quarantäne kann Angstzustände auslösen“ (und, wie der Text unter dieser Überschrift verdeutlicht, noch viel mehr). Zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 22.25 Uhr unter. https://www.bmbf.de/de/corona-quarantaene-kann-angstzustaende-ausloesen-11142.html.
28 Epidemiologisches Bulletin Nr. 18/2020 vom 30.4.2020, S. 28, zuletzt abgerufen am 10.7.2020 um 11.58 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/18_20.pdf?__blob=publicationFile.
29 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 24, 59; Gunnar Jeschke in Der Freitag vom 5.4.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 22.50 Uhr unter https://www.freitag.de/autoren/gunnarjeschke/wissenschaftlichkeit-in-den-zeiten-von-corona; Klaus Lindinger auf bi-scout.com vom 15.7.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 1.31 Uhr unter http://www.bi-scout.com/die-datenkrise-des-robert-koch-instituts, Harald Walach in einem Beitrag vom 2.9.2020 auf dem von ihm selbst betriebenen Blog, abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://harald-walach.de/2020/09/02/die-covid-19-saga-haben-wir-wirklich-steigende-fallzahlen/; Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html; Stellungnahme des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin vom 8.9.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.53 Uhr unter https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19.
30 Die Zerstörung des Corona-Hypes, zuletzt abgerufen am 10.7.2020 um 12.37 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=kqVL7KR-Qyk&t=125s.
31 Christof Kuhbandner in Telepolis vom 25.4.2020, zuletzt abgerufen am 3.6.2020 um 22.22 Uhr auf https://www.heise.de/tp/features/Von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-Begruendung-der-CoronaMassnahmen-4709563.html?seite=all.
32 So das bereits zitierte BMI-Strategiepapier, S. 4 f., abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr
33 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
34 Kira Urschinger auf SWR online vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-zerstoerung-des-corona-hypes-100.html#basis.
35 Kira Urschinger auf SWR online vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-zerstoerung-des-corona-hypes-100.html#basis.
36 Nach Thomas Wieland haben die Lockerungen im April 2020 nicht zu einer Verschärfung des Infektionsgeschehens geführt. Siehe Thomas Wieland in Safety Science 131 (2020), 104924, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 21.01 Uhr unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925753520303210?via%3Dihub.
37 Kira Urschinger auf SWR online vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-zerstoerung-des-corona-hypes-100.html#basis.
38 Kira Urschinger auf SWR online vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-zerstoerung-des-corona-hypes-100.html#basis.
39 Unten D. V. 1. b).
40 Harald Walach in einem Beitrag auf dem von ihm betriebenen Blog vom 2.9.2020 hin, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://harald-walach.de/2020/09/02/die-covid-19-saga-haben-wir-wirklichsteigende-fallzahlen/.
41 Arbeitsgemeinschaft Influenza im Robert-Koch-Institut, Influenza-Bericht für die Kalenderwochen 29 bis 32, S. 1, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 22.38 Uhr unter https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2019_2020/2020-32.pdf.
42 Christof Kuhbandner in Telepolis vom 25.4.2020, zuletzt abgerufen am 3.6.2020 um 22.22 Uhr auf https://www.heise.de/tp/features/Von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-Begruendung-der-CoronaMassnahmen-4709563.html?seite=all.
43 Unten D. V. 6. e).
44 Jakob Simmank/Linda Fischer auf ZEIT online vom 26.6.2020, zuletzt abgerufen am 27.6.2020 um 19.09 Uhr unter https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-06/sars-cov-2-pandemie-eigenverantwortung-verhaltencorona-party-leichtsinn/komplettansicht.
45 Darauf weist auch Harald Walach in einem Beitrag auf dem von ihm selbst betriebenen Blog vom 2.9.2020 hin, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://harald-walach.de/2020/09/02/die-covid-19saga-haben-wir-wirklich-steigende-fallzahlen/.
46 Zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 1.21 Uhr unter https://www.who.int/influenza/publications/public_health_measures/publication/en/.
47 Steffen Roth/Michael Grothe-Hammer/Lars Clausen auf Telepolis vom 21.4.2020, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 2.09 Uhr unter https://www.heise.de/tp/features/COVID-19-WHO-Studie-findet-kaum-Belegefuer-die-Wirksamkeit-von-Eindaemmungsmassnahmen-4706446.html.
48 Matthias Ebert auf tagesschau.de vom 7.9.2020 um Zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 15.48 Uhr unter https://www.tagesschau.de/ausland/uruguay-coronakrise-pandemie-101.html?utm_source=pocket-newtabglobal-de-DE.
49 Unten D. V. 2. b).
50 Diese Bezeichnung habe ich aus einem Bericht der Apotheken-Umschau vom 12.9.2012 übernommen. Zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 22.41 Uhr unter https://www.apotheken-umschau.de/Schweinegrippe.
51 Siehe hierzu die Stellungnahmen von Fachleuten in ARD Monitor vom 19.11.2009 („Horrorszenarien: Die Schweinegrippe und die Medien“), Manuskript als pdf zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 22.58 Uhr unter https://web.archive.org/web/20091228224832/http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2009/1119/pdf/gr ippe.pdf.
52 https://www.youtube.com/watch?v=1--c2SBYlMY. Zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 23.03 Uhr. Diese Dokumentation habe ich mir zur Vorbereitung dieses Berichts mehrfach angesehen.
53 Nähere Darstellungen dazu auch bei Jens Berger auf Nachdenkseiten vom 30.6.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 18.55 Uhr unter https://www.nachdenkseiten.de/?p=62452; Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 120 ff.; Torsten Engelbrecht/Claus Köhnlein, Virus-Wahn, 9. Aufl., Lahnstein 2020, S. 279 ff.
54 Auch dazu Torsten Engelbrecht/Claus Köhnlein, Virus-Wahn, 9. Aufl., Lahnstein 2020, S. 286 ff.
55 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 42 vom 19.5.2020, Transkript S. 4, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.04 Uhr unter https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript198.pdf.
56 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/; Sven Stockrahm auf ZEIT online vom 27.1.2010, zuletzt abgerufen am https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2010-01/schweinegrippeeuroparat-kommentar/komplettansicht.
57 Auf solche Konflikte wird verschiedentlich hingewiesen, siehe z.B. Rolf Blaga in Transparency International Deutschland (Hrsg.), Scheinwerfer Nr. 87, S. 6; Fiona Godlee in British Medical Journal Vol. 340 (12.6.2010), S. 1256.
58 Simon Hurtz/Martin Fehrensen auf socialmediawatchblog vom 6.5.2020, zuletzt abgerufen am 11.5.2020 um 20.09 Uhr auf https://socialmediawatchblog.de/2020/05/06/warum-so-viele-menschen-an-coronaverschwoerungstheorien-glauben/.
59 https://socialmediawatchblog.de/, zuletzt abgerufen am 10.6.2020 um 22.57 Uhr.
60 Georg Ismar/Benjamin Reuter auf Tagesspiegel online vom 14.5.2020, zuletzt abgerufen am 21.5.2020 um 17.47 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/autor-des-corona-papiers-im-bmi-so-reagiert-die-spd-aufdie-irrfahrt-des-stephan-kohn/25831928.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
61 Georg Ismar hat Iberische und Lateinamerikanische Geschichte, Mittlere und neuere Geschichte sowie Politikwissenschaft studiert (Autoreninfo auf https://www.tagesspiegel.de/ismar-georg/24255238.html, zuletzt abgerufen am 10.6.2020 um 23.11 Uhr). Über den Ausbildungsweg von Benjamin Reuter gibt die Internetseite des Tagesspiegel keine Auskunft; dort werden nur frühere berufliche Stationen und der aktuelle Tätigkeitsschwerpunkt des Autors wiedergegeben (Autoreninfo auf https://www.tagesspiegel.de/reuterbenjamin/25031684.html, zuletzt abgerufen am 10.6.2020 um 23.12 Uhr).
62 Unten D. V.
63 Oben C. II. 3. b).
64 Bastian Brinkmann in SZ online vom 14.5.2020,zuletzt abgerufen am 23.5.2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380.
65 Dazu noch unten 4.
66 Jasper von Altenbockum auf FAZ online vom 10.5.2020, zuletzt abgerufen am 11.6.2020 um 3.41 Uhr unter https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-proteste-aus-dem-grundgesetz-der-primitivitaet16763141.html.
67 Valerie Schönian auf Zeit online vom 26.7.2020, zuletzt abgerufen am 26.7.2020 um 17.35 Uhr unter https://www.zeit.de/2020/31/b-96-demonstration-corona-massnahmen-weigsdorf-koeblitzsachsen/komplettansicht.
68 rbb online vom 25.4.2020, zuletzt abgerufen am 11.6.2020 um 3.57 Uhr unter https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/04/demonstration-coronavirus-lockerungen-berlin-volksbuehnecorona.htm/listallcomments=on.html.
69 Sebastian Leber/Ann-Kathrin Hipp auf Tagesspiegel online vom 30.7.2020, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 21.33 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/berlin/doch-nur-10-000-statt-einer-halben-millionteilnehmerzahl-der-berliner-coronaleugner-demo-massiv-herunterkorrigiert/26050422.html.
70 Siehe z. B. den Bericht auf rbb online, zuletzt abgerufen am 1.8.2020 um 22.42 Uhr unter https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/demonstrationen-coronaberlin-mitte-polizei.html; den Bericht auf tagesschau.de, zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 18.30 Uhr unter https://www.tagesschau.de/inland/sundermeyer-corona-gegner-101.html; ferner den Gastbeitrag von Nick Heubeck auf t-online.de vom 7.8.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.57 Uhr unter https://www.tonline.de/nachhaltigkeit/id_88353054/corona-demos-hoert-auf-ueber-einschraenkung-der-grundrechte-zudiskutieren-.html.
71 Florian Schmidt auf t-online.de vom 2.8.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 4.18 Uhr unter https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88327614/anti-corona-massnahmen-demo-in-berlinwer-sind-die-protestierenden-menschen-.html.
72 Annika Leister in Berliner Zeitung online vom 3.8.2020, zuletzt abgerufen am 7.8.2020 um 18.09 Uhr unter https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/hoert-zu-statt-zu-verbieten-li.96704.
73 Peter S. Kaspar in Neue Rottweiler Zeitung online vom 3.8.2020, zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 16.52 Uhr unter https://www.nrwz.de/meinung/1-august-2020-demotag-in-berlin-oder-besuch-aus-der-altenheimat/270939.
74 Roman Lasota in Neue Rottweiler Zeitung online vom 5.8.2020, zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 16.50 Uhr unter https://www.nrwz.de/meinung/antwort-eines-demo-teilnehmers-wir-wollen-lediglich-den-unsverweigerten-dialog-aufnehmen/271057.
75 In diese Richtung beifallswert Stephan-Andreas Casdorff auf Tagesspiegel online vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 0.41 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/es-braucht-raum-fuer-redeund-widerrede-zweifler-an-den-corona-massnahmen-sind-noch-keineverschwoerungstheoretiker/25795206.html.
76 Tagespost vom 27.3.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.43 Uhr unter https://www.dietagespost.de/gesellschaft/medien/Scharfe-Kritik-an-ARD-und-ZDF-in-der-Coronakrise;art378,206766.
77 Tobias Riegel auf nachdenkseiten.de, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.50 Uhr unter https://www.nachdenkseiten.de/?p=62169.
78 Christian Kreiß in einer Rede auf einer Corona-Demonstration in Ulm, im Volltext abrufbar bei Peter F. Mayer auf meinbezirk.at vom 14.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 17.17 Uhr unter https://www.meinbezirk.at/niederoesterreich/c-politik/enorme-wirtschaftliche-schaeden-armut-und-hungerweltweit-durch-corona-massnahmen_a4104243.
79 Michael Meyen auf RUBIKON vom 27.3.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.45 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/kniefall-vor-der-macht.
80 Paul Schreyer in multipolar vom 14.9.2020, Zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 15.51 Uhr unter https://multipolar-magazin.de/artikel/falsche-leitsterne.
81 Ärzte schlagen Alarm wegen Infodemie auf Social Media, Offener Brief, abrufbar unter https://secure.avaaz.org/campaign/de/health_disinfo_letter/, zuletzt abgerufen am 12.5.2020 um 21.53 Uhr.
82 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr.40 vom 12.5.2020, Transkript S. 1 f., zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.18 Uhr unter https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript194.pdf.
83 Alexander Kekulé in einem Gastbeitrag auf Tagesspiegel online vom 28.5.2020, zuletzt abgerufen am 29.5.2020 um 17.45 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/wissen/drosten-studie-zur-ansteckung-vonkindern-die-statistik-neu-zu-berechnen-kann-die-aktuelle-arbeit-nicht-retten/25866488.html.
84 Bericht über die Reaktion von Christian Drosten bei Christopher Stolz auf Tagesspiegel online vom 29.5.2020 zuletzt abgerufen am 29.5.2020 um 17.51 Uhr auf https://www.tagesspiegel.de/wissen/antwort-auftagesspiegel-gastbeitrag-christian-drosten-reagiert-auf-die-kekule-kritik/25867856.html.
85 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 41 vom 14.5.2020, Transkript zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.05 Uhr unter https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript196.pdf.
86 Hendrik Streeck in einem Interview für das Magazin stern vom 22.6.2020, zuletzt abgerufen am 5.7.2020 um 2.21 Uhr unter https://www.stern.de/gesundheit/hendrik-streeck---es-gibt-viele-fragen--die-ein-medizinernicht-beantworten-kann----9309028.html.
87 Lena Anzenhofer in Business Insider vom 5.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 1.43 Uhr unter https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/pleitewelle-ab-august-warum-bald-vielen-restaurants-und-bars-das-aus-droht/ar-BB155uxg.
88 Generalanzeiger vom 12.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 1.46 Uhr unter https://www.generalanzeiger-bonn.de/news/wirtschaft/ueberregional/ueberbrueckungshilfen-fuer-besonders-bedrohtefirmen_aid-51617767.
89 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020.
90 Philipp Kreißel in Der Volksverpetzer vom 19.8.2020, zuletzt abgerufen am 26.8.2020 um 1.25 Uhr unter https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/bhakdi-manipuliert-corona/; Stellungnahme der Fachschaft Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vom 18.8.2020, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 17.44 Uhr unter https://www.unikiel.de/fileadmin/user_upload/universitaet/newsportal/corona/Stellungnahme_Fachschaft.pdf.
91 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.
92 Seth Flaxman/Samit Bhatt et al. in Nature vom 8.6.2020, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 22.19 Uhr unter https://www.nature.com/articles/s41586-020-2405-7.pdf. https://www.nature.com/articles/s41586-020-24057#article-info; dort auch die sogleich wiedergegebenen Leserkommentare.
93 https://www.nature.com/articles/s41586-020-2405-7#article-info, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 22.21 Uhr.
94 Auf YouTube abrufbar seit 2.6.2020. Zuletzt angesehen am 13.6.2020 ab 2.12 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=sEbcs37aaI0.
95 Herbert Renz-Polster auf kinder verstehen vom 27.3.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 2.30 Uhr unter https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/corona-so-funktioniert-der-schwindel/.
96 Siehe dazu den Bericht von Felix Lill auf ZEIT online vom 9.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.17 Uhr unter https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-06/japan-coronavirus-faschismus-rassismus.
97 Siehe etwa Ärzteblatt vom 9.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.22 unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113600/Studien-Lockdown-hat-viele-Millionen-Menschenlebengerettet, wo dieses Gesamtergebnis zunächst im Indikativ, die Einzelergebnisse aber dann in indirekter Rede berichtet werden. Siehe außerdem statt Vieler Saskia Bücker auf redaktionsnetzwerk deutschland vom 8.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.25 Uhr unter https://www.rnd.de/gesundheit/studie-coronalockdown-hat-31-millionen-corona-todesfalle-in-europa-verhindert-RIV55ZIXVZAUPIYFPDUREEREAM.html; Tagesspiegel vom 8.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.26 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/wissen/studien-zu-corona-massnahmen-lockdown-verhinderte-wohl-allein-ineuropa-mehr-als-drei-millionen-todesfaelle/25897498.html; BILD online vom 9.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.27 Uhr unter https://www.bild.de/ratgeber/wissenschaft/ratgeber/coronavirus-studielockdown-rettete-3-1-millionen-leben-in-europa-71154878.bild.html; WELT online vom 8.6.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.29 Uhr unter https://www.welt.de/vermischtes/article209165787/Studien-zuCorona-Massnahmen-3-1-Millionen-Tote-verhindert.html.
98 Zum Folgenden Stefan Homburg/Christof Kuhbandner in einem Preprint auf https://advance.sagepub.com/articles/Comment_on_Flaxman_et_al_2020_The_illusory_effects_of_nonpharmaceutical_interventions_on_COVID-19_in_Europe/12479987, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 15.39 Uhr.
99 Colleen Huber, Preprint auf primarydoctor.org vom 16.6.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 17.31 Uhr unter https://www.primarydoctor.org/public-health-lockdowns.
100 Rabail Chaudry/Sheila Riazi et al. In The Lancet vom 4.8.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 17.44 Uhr unter https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(20)30208-X/fulltext#%20.
101 Thomas Wieland in Safety Science 131 (2020), 104924, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 21.01 Uhr unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925753520303210?via%3Dihub.
102 Jonas Dehning/Viola Priesemann et al. in Science 369 160 (2020), zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 21.05 Uhr unter https://science.sciencemag.org/content/369/6500/eabb9789/tab-pdf.
103 Thomas Wieland in Safety Science 131 (2020), 104924, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 21.01 Uhr unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925753520303210?via%3Dihub; Christof Kuhbandner/Stefan Homburg/Harald Walach/Stefan Hockerts, Preprint auf advance vom 1.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 21.17 Uhr unter https://advance.sagepub.com/articles/Comment_on_Dehning_et_al_Science_15_May_2020_eabb9789_Inferri ng_change_points_in_the_spread_of_COVID-19_reveals_the_effectiveness_of_interventions_/12362645/1.
104 David Miles/Mike Stedman/Adrian Heald in National Institute Economic Review No. 253, August 2020, S. R 60 (R 63), zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 15.49 Uhr unter https://www.cambridge.org/core/services/aopcambridgecore/content/view/C1D46F6A3118D0360CDAB7A08E94ED22/S0027950120000307a.pdf/living_with_covid19_ balancing_costs_against_benefits_in_the_face_of_the_virus.pdf.
105 David Miles/Mike Stedman/Adrian Heald in National Institute Economic Review No. 253, August 2020, S. R 60 (R 66), zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 15.49 Uhr unter https://www.cambridge.org/core/services/aopcambridgecore/content/view/C1D46F6A3118D0360CDAB7A08E94ED22/S0027950120000307a.pdf/living_with_covid19_ balancing_costs_against_benefits_in_the_face_of_the_virus.pdf.
106 Andrew Atkeson/Karen Kopecky/Tao Zha, Four stylized Facts About COVID-19, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.18 Uhr unter https://www.nber.org/papers/w27719.pdf.
107 In der Studie ist von cumulative deaths die Rede. Ich verstehe das so, dass 25 mit COVID-19 assoziierte Sterbefälle gemeint sind.
108 Isaac Ben Israel in The Times of Israel vom 16.4.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 22.22 Uhr unter https://www.timesofisrael.com/the-end-of-exponential-growth-the-decline-in-the-spread-ofcoronavirus/#gs.gfmo40.
109 Bastian Brinkmann in SZ online vom 14.5.2020, abgerufen am 23.5.2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380.
110 Nantke Garrelt/Thorsten Mumme auf Tagesspiegel online vom 29.5.2020, zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 22.29 uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/der-fall-des-stefan-homburg-ein-wirtschaftsprofessorals-raunender-corona-kritiker/25866032.html.
111 Unten D. V.
112 Simon Hurtz/Martin Fehrensen auf Social Media Watch Blog vom 6.5.2020, zuletzt abgerufen am 11. Mai 2020 um 20.09 Uhr auf https://socialmediawatchblog.de/2020/05/06/warum-so-viele-menschen-an-coronaverschwoerungstheorien-glauben/.
113 Treffend beobachtet von Paul Schreyer in multipolar vom 14.9.2020, Zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 15.51 Uhr unter https://multipolar-magazin.de/artikel/falsche-leitsterne.
114 Interview von Imre Grimm mit Johanna Haberer auf RND vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 20.59 Uhr unter https://www.rnd.de/medien/medienwissenschaftlerin-uber-bild-julian-reichelt-undchristian-drosten-LKY2IXJB3RBIXE36NRPE2W3AGY.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
115 Interview von Imre Grimm mit Johanna Haberer auf RND vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 20.59 Uhr unter https://www.rnd.de/medien/medienwissenschaftlerin-uber-bild-julian-reichelt-undchristian-drosten-LKY2IXJB3RBIXE36NRPE2W3AGY.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
116 Kritisch auch die ehemalige Journalistin Gabriele Knabbe in einer Medien-Analyse auf YouTube, zuletzt abgerufen am 23.8.2020 um 23.52 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=XTSDTb20omU; Giorgio Agamben auf RUBIKON vom 4.8.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.54 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/zwei-schandliche-vokabeln sowie ausführlich Daniel von Wachter in THE BEACON Vol. 3 (2020), S. 4 ff.
117 Abrufbar auf https://www.arte.tv/de/videos/092187-004-A/re-corona-in-schweden/, zuletzt angesehen am 14.6.2020 ab 3.27 Uhr.
118 Stephan-Andreas Casdorff auf Tagesspiegel online vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 0.41 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/es-braucht-raum-fuer-rede-und-widerrede-zweifler-an-dencorona-massnahmen-sind-noch-keine-verschwoerungstheoretiker/25795206.html.
119 Alexander Kekulé/Julian Nida-Rümelin/Boris Palmer/Christoph Schmidt/Thomas Straubhaar/Juli Zeh in DER SPIEGEL vom 25.4.2020, S. 38-39.
120 Zu dieser Studie noch näher unten D. V. 1. b) (3).
121 BILD vom 26.6.2020, Seite 5.
122 Gunnar Schupelius auf B.Z. online vom 21.7.2020, Zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 16.36 Uhr unter https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/die-corona-verbote-sind-nach-wie-vor-ein-zweischneidiges-schwert.
123 Angela Spelsberg/Ulrich Keil auf taz online vom 10.8.2020, zuletzt abgerufen am 26.8.2020 um 16-08 Uhr unter https://taz.de/Streit-um-Corona-Politik/!5701892/.
124 Kieler Nachrichten online vom 10.8.2020, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 1.44 Uhr unter https://www.kn-online.de/Kiel/Spiegel-Bestseller-Corona-Fehlalarm-Interview-mit-Prof.-Karina-Reiss-undProf.-Sucharit-Bhakdi (Bezahlschranke).
125 Fuldaer Zeitung online vom 28.8.2020, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 zm 1.43 Uhr unter https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/coronavirus-mundschutz-masken-forscher-ehepaar-prof-karina-reisssucharit-bhakdi-thesen-umstritten-fulda-90028917.html.
126 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020.
127 FAZ online vom 26.8.2020, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 1.47 Uhr unter https://www.faz.net/2.1652/labormediziner-harald-renz-ueber-sinn-von-corona-tests-16922415.html.
128 Klaus Wedekind auf n-tv vom 31.8.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 20.11 Uhr unter https://www.ntv.de/wissen/Zu-viele-positiv-Getestete-harmlos-article22006224.html. Ausführlich zu den Schwächen der PCRTests unten D. V. 6.
129 Berliner Morgenpost online vom 26.8.2020, zuletzt abgerufen am 27.8.2020 um 16.56 Uhr unter https://www.morgenpost.de/berlin/article230265638/Haldenwang-Rechtsextremisten-haben-keine-Hoheitueber-Demos.html.
130 Alexander Kissler auf NZZ online vom 26.8.2020, zuletzt abgerufen am 27.8.2020 um 17.00 Uhr unter https://www.nzz.ch/meinung/demo-verbot-die-begruendung-des-berliner-senats-ist-skandaloes-ld.1573331.
131 Klaus Wiendl in Abendzeitung vom 1.9.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 13.30 Uhr unter https://www.abendzeitung-muenchen.de/politik/chefarzt-marianowicz-abrechnung-mit-der-corona-politik-art665696. Unveränderter Abdruck dieses Beitrags außerdem in Focus online vom 1.9.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 13.07 Uhr unter https://www.focus.de/gesundheit/news/ich-finde-es-verantwortungslos-ichfinde-es-verantwortungslos-muenchner-chefarzt-rechnet-mit-corona-politik-ab_id_12380963.html.
132 FOCUS online vom 14.9.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.020 um 21.32 Uhr unter https://www.focus.de/regional/hamburg/wegen-dramatisierung-von-corona-hamburger-aerztechef-greiftsoeder-und-drosten-an-sie-machen-die-gesellschaft-krank_id_12427921.html
133 Ralf Schuler in BILD online vom 1.9.2020, Zuletzt abgerufen am 2.9.2020 um 14.36 Uhr unter https://www.bild.de/politik/kolumnen/kolumne/kommentar-ab-jetzt-augenmass-und-realismus72693280.bild.html.
134 Gunnar Schupelius auf B.Z. online vom 3.9.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 14.21 Uhr unter https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/wann-erfahren-wir-die-ganze-wahrheit-ueber-den-lockdown.
135 Olaf Sundermeyer auf rbb online vom 30.8.2020, zuletzt abgerufen am 31.8.2020 um 2.35 Uhr unter https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/08/berlin-analyse-coronademos-bleiben-radikal.html.
136 Zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 21.42 Uhr unter https://www.n-tv.de/politik/Unionsvize-vergleichtDeutschland-mit-DDR-article21956387.html.
137 Zuletzt abgerufen am 3.9.2020 um 23.04 Uhr unter https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts38829.html.
138 Zuletzt abgerufen am 21. Mai 2020 um 0.50 Uhr unter https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/03/18/coronavirus-warum-die-aussagen-von-wolfgangwodarg-wenig-mit-wissenschaft-zu-tun-haben.
139 Zuletzt abgerufen am 21. Mai 2020 um 1.00 Uhr unter https://www.mdr.de/wissen/wolfgang-wodargcorona-uebertrieben-faktencheck-100.html.
140 Zuletzt abgerufen am 21. Mai 2020 um 0.41 Uhr auf https://taz.de/Lungenarzt-zu-Corona/!5669085/.
141 Zuletzt abgerufen am 9.7.2020 um 21.58 Uhr unter https://www.swr.de/wissen/dr-wodarg-versuchtcorona-zu-verharmlosen-100.html.
142 Zuletzt abgerufen am 17. Mai 2020 um 0.01 unter https://www.welt.de/vermischtes/article206651673/Corona-Experte-Christian-Drosten-zerlegt-Aussagen-von-Wodarg.html.
143 Zuletzt abgerufen am 17. Mai 2020 um 0.07 Uhr unter https://www.n-tv.de/panorama/Lungenarzt-gehtmit-wirren-Thesen-viral-article21654547.html. Am Ende des Beitrags heißt es zu den Autoren wie folgt: „Quelle: ntv.de, Rachel Boßmeyer und Jan Ludwig, dpa“.
144 Zuletzt abgerufen am 1.7.2020 um 23.26 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/coronawodarg-101.html.
145 Zuletzt abgerufen am 16. Mai 2020 um 23.45 Uhr unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-die-gefaehrlichen-falschinformationen-deswolfgang-wodarg-a-f74bc73b-aac5-469e-a4e4-2ebe7aa6c270.
146 Zuletzt abgerufen am 16. Mai 2020 um 23.57 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/faktencheckwolfgang-wodarg-verbreitet-thesen-die-wichtige-tatsachen-ignorieren/25654104.html.
147 Zuletzt abgerufen am 16. Mai um 23.54 Uhr unter https://www.focus.de/gesundheit/news/christiandrosten-vs-wolfgang-wodarg-drosten-zerlegt-thesen-von-lungenarzt_id_11788299.html.
148 Zuletzt abgerufen am 9.7.2020 um 21.57 Uhr unter https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ohnefundament-arzt-nennt-corona-massnahmen-panikmache,RtaPFlQ.
149 Zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 23.31 Uhr unter https://netzpolitik.org/2020/wie-das-coronavirusjournalistinnen-auf-die-probe-stellt/.
150 Zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.40 Uhr unter https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1794032/.
151 Zuletzt abgerufen am 22.8.2020 um 23.35 Uhr unter https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/corona-verschwoerungstheorien-101.html.
152 Zuletzt abgerufen am 17. Mai 2020 um 0.10 Uhr unter https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-bhakdi-wodarg-check-100.html.
153 Zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.18 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/coronaschwindel-101.html.
154 Zuletzt abgerufen am 11.5.2020 um 20.03 Uhr unter https://www.republik.ch/2020/05/07/was-wissenschafft?utm_source=pocket-newtab.
155 Zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 1.00 Uhr unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/coronakrise-und-klimawandel-fuenf-desinformations-tricks-die-jeder-kennen-sollte-a-6892ff9b-fb28-43ae-843855b49d607e57.
156 BGH NJW-RR 2011, 428, 429; BGH NJW 2015, 1311 Rn. 5; BGH NJW 2015, 1601 Rn. 10 f.; BGH NJW 2016, 641 Rn. 10; BGH NJW 2016, 1328 Rn. 8.
157 BGH NJW-RR 2014, 760 Rn. 13.
158 Näher mit Beispielen aus der Rechtsprechung Rixecker in Münchener Kommentar zum BGB, 8. Aufl. 2018, Anh. § 12 Rn. 193 ff.
159 Siehe soeben unter III.3.
160 Siehe etwa Friedrich-Löffler-Institut, FAQ SARS CoV-2/COVID-19: Welche Rolle spielen Haus- und Nutztiere? Zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 22.36 Uhr unter https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/coronavirus/.
161 https://correctiv.org/team/frederik-richter/, zuletzt abgerufen am 21. Mai 2020 um 0.50 Uhr
162 https://correctiv.org/team/bianca-hoffmann/, zuletzt abgerufen am 21. Mai 2020 um 0.50 Uhr.
163 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
164 Friedrich-Löffler-Institut, FAQ Zoonosen, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 21.24 Uhr unter https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00029962/FAQZoonosen_2020-05-14.pdf.
165 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
166 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
167 Siehe dazu den Bericht von Juliane Gutmann auf Merkur online vom 9.7.2020, zuletzt angerufen am 1.8.2020 um 19.38 Uhr unter https://www.merkur.de/leben/gesundheit/coronavirus-pandemie-zoonoseglobales-problem-biologe-dringlicher-warnung-zr-13643958.html.
168 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf..
169 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
170 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.; Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
171 Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270.
172 Unten D. V. 2. b) (3).
173 Julian Braun/Andreas Thiel et al. in Nature vom 29.7.2020, zuletzt abgerufen am 9.8.2020 um 22.16 Uhr unter https://www.nature.com/articles/s41586-020-2598-9.
174 Jose Mateus/Alessandro Sette/Daniela Weiskopf et al. in Science vom 4.8.2020, zuletzt abgerufen am 9.8.2020 um 22.20 Uhr unter https://science.sciencemag.org/content/early/2020/08/04/science.abd3871.
175 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 42 vom 19.5.2020, Transkript S. 8 f., zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.04 Uhr unter https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript198.pdf.
176 Udi Qimron/Uri Gavish/Eyal Shahar/Michael Levitt in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 1.15 Uhr unter https://www.dropbox.com/s/72hi9jfcqfct1n9/Haaretz20Jul20_ENGLISH%2012082020%20v3.pdf?dl=0.
177 Sanam Yar/Ian Prasad Philbrick auf New York Times online vom 17.8.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 18.43 Uhr unter https://www.nytimes.com/2020/08/17/briefing/herd-immunity-postal-servicedemocratic-national-convention-your-monday-briefing.html?referringSource=articleShare.
178 Alan Niederer auf NZZ online vom 16.8.2020, zuletzt abgerufen am 22.8.2020 um 16.02 Uhr unter https://www.nzz.ch/wissenschaft/corona-krise-wie-viel-energie-steckt-noch-in-der-pandemie-ld.1571158.
179 Siehe den Vorab-Bericht auf https://www.uni-bonn.de/neues/111-2020, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 0.48 Uhr. Die Originalstudie ist abrufbar unter Hendrik Streck/Gunther Hartmann et al. https://www.ukbnewsroom.de/wpcontent/uploads/2020/05/Streeck_et_al_Infection_fatality_rate_of_SARS_CoV_2_infection2.pdf, zuletzt abgerufen am 10.9-2020 um0.42 Uhr.
180 Frieder Kümmerer/Johannes Schmid-Johannsen auf tagesschau.de vom 7.5.2020, https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/heinsberg-studie-103.html, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 0.50 Uhr.
181 tagesschau.de vom 25.6.2020, https://www.tagesschau.de/ausland/ischgl-corona-107.html, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 0.38 Uhr.
182 John Ioannidis, Preprint vom 14.7.2020 auf https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.13.20101253v3.full.pdf, zuletzt abgerufen am 1.8.2020 um 23.46 Uhr.
183 Gideon Meyerowitz-Katz/Lea Merone, Preprint auf medrxiv.org vom 7.7.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 23.10 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.03.20089854v4.full.pdf.
184 Israel heute vom 9.9.2020, Zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 16.00 Uhr unter https://www.israelheute.com/erfahren/corona-hysterie-ist-uebertrieben-betonen-israelische-top-experten/.
185 Beda Stadler auf achgut.com vom 12.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 0.40 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_warum_alle_falsch_lagen.
186 Stephan A. Lauer/Justin Lessler et al. in Annals of Internal Medicine vom 10.3.2020, S. 1 (4), zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 23.30 Uhr unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7081172/pdf/aim-olf-M200504.pdf.
187 Udi Qimron/Uri Gavish/Eyal Shahar/Michael Levitt in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 1.15 Uhr unter https://www.dropbox.com/s/72hi9jfcqfct1n9/Haaretz20Jul20_ENGLISH%2012082020%20v3.pdf?dl=0.
188 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
189 Unten D. V. 6.
190 Kritisch mit Recht auch Gunnar Jeschke in Der Freitag vom 5.4.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 22.50 Uhr unter https://www.freitag.de/autoren/gunnar-jeschke/wissenschaftlichkeit-in-den-zeiten-voncorona.
191 Der Grammatikfehler befindet sich so auch im Original.
192 Oben C. IV. 2.
193 Zitiert nach Deutsche Apotheker-Zeitung vom 4.10.2019, zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 23.38 Uhr unter https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/04-10-2019/mild-oder-schlimm-wiewar-die-letzte-grippesaison.
194 Raffaele Hellweg/Orietta Cano/Christian Hellweg auf researchgate.net vom 23.8.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.49 Uhr unter file:///C:/Users/mschwab2/AppData/Local/Temp/Deep_Analysis_of_the_COVID-19_Pandemic.pdf.
195 Alexander Kekulé/Julian Nida-Rümelin/Boris Palmer/Christoph Schmidt/Thomas Straubhaar/Juli Zeh in DER SPIEGEL vom 25.4.2020, S. 38.
196 Zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.44 Uhr unter https://www.euromomo.eu/.
197 Zuletzt abgerufen am 27.7.2020 um 21.56 unter https://www.destatis.de/DE/Themen/GesellschaftUmwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html.
198 Manfredi Rizzo/Luca Foresti/Nicola Montano auf JAMA International Medicine vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.41 Uhr unter https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/articleabstract/2768649.
199 Colleen Huber, Preprint auf primarydoctor.org vom 16.6.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 17.31 Uhr unter https://www.primarydoctor.org/public-health-lockdowns.
200 Giuliana Viglione in Nature Vol. 585 (3.9.2020), S. 22 (23).
201 In diesem Sinne Klaus Lindinger auf bi-scout.com vom 15.7.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 1.31 Uhr unter https://www.bi-scout.com/die-datenkrise-des-robert-koch-instituts.
202 Unten D. V. 3. d).
203 Zum Folgenden John Pospichal auf medium.com, Zuletzt abgerufen am 20.7.2020 um 21.29 Uhr unter https://medium.com/@JohnPospichal/questions-for-lockdown-apologists-32a9bbf2e247. Ähnliche Analyse bei Ardoján Kovács auf achgut.com vom 11.6.2020, zuletzt abgerufen am 23.6.2020 um 21.36 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_eine_analyse_mit_unangenehmen_fragen.
204 Zuletzt abgerufen am 27.7.2020 um 21.56 unter https://www.destatis.de/DE/Themen/GesellschaftUmwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html.
205 https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/fact-sheet/details/news/verlauf-von-covid-19-undkritische-abschnitte-der-infektion/, zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 0.19 Uhr.
206 Zuletzt abgerufen am 27.7.2020 um 21.56 unter https://www.destatis.de/DE/Themen/GesellschaftUmwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html.
207 Oben C. II. 3. d).
208 Ardoján Kovács auf achgut.com vom 11.6.2020, zuletzt abgerufen am 23.6.2020 um 21.36 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_eine_analyse_mit_unangenehmen_fragen.
209 Nämlich in Italien, siehe Elisabeth Pongratz auf tagesschau, de, zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 0.32 Uhr unter https://www.tagesschau.de/ausland/italien-corona-abwasser-101.html, sowie möglicherweise in Spanien, siehe zur ­ kontroversen ­ Diskussion einen Beitrag im MDR, https://www.mdr.de/wissen/coronabarcelona-abwasser-maerz-zwanzigneunzehn-100.html, zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 0.35 Uhr sowie die Studie im Preprint, Gemma Chavarria-Miró/Albert Bosch et al., zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 1.20 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.06.13.20129627v1.
210 Shu-Miaw Chaw/Hurng-Yi Wang auf biorxiv.org vom 14.4.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.17 Uhr unter https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.04.12.038554v1.
211 Abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
212 David Gutensohn/Christian Heinrich/Katharina Menne/Friederike Oertel in ZEIT online vom 22.4.2020, zuletzt abgerufen am 5.7.2020 um 0.15 Uhr unter https://www.zeit.de/2020/18/kliniken-coronavirusintensivbetten-patienten-behandlung-notaufnahme/komplettansicht. Siehe ferner Morgenpost online vom 8.8.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 0.23 Uhr unter https://interaktiv.morgenpost.de/coronadeutschland-intensiv-betten-monitor-krankenhaus-auslastung/: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrags waren von 3.423 Intensivbetten 225 mit COVID-19-Patienten belegt. Von 1.219 Kliniken meldeten 62 Kliniken voll ausgelastete Intensivstationen, 329 Kliniken erste Engpässe und 828 Kliniken freie Kapazitäten.
213 Peter Thelen auf Tagesspiegel online vom 23.6.2020, https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bund-zahlt11-5-milliarden-euro-wohin-fliesst-das-geld-fuer-leere-klinikbetten/25939296.html.
214 Harald Walach in einem Beitrag auf dem von ihm selbst betriebenen Blog vom 2.9.2020 hin, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://harald-walach.de/2020/09/02/die-covid-19-saga-habenwir-wirklich-steigende-fallzahlen/.
215 Matthew Holland/Brian L. Stauffer et al. in JACC Cardiovascular Interventions Vol. 13 (2020), S. 1968, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 3.34 Uhr unter https://interventions.onlinejacc.org/content/13/16/1968.
216 So die Interpretation der Studie durch Daniel Horowitz auf The Blaze vom 20.8.2020, zuletzt abgerufen am 26.8.2020 um 2.16 Uhr unter https://www.theblaze.com/op-ed/horowitz-heart-attack-deaths-lockdowndenver.
217 Siehe die Angaben bei Giuliana Viglione in Nature Vol. 585 (3.9.2020), S. 22 (24).
218 Siehe den Bericht von Klaus Wiendl in Abendzeitung vom 1.9.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 13.30 Uhr unter https://www.abendzeitung-muenchen.de/politik/chefarzt-marianowicz-abrechnung-mit-der-coronapolitik-art-665696. Vgl. außerdem Stellungnahme des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin vom 8.9.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.53 Uhr unter https://www.ebmnetzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19: Behandlung von Patienten mit akutem Herzinfarkt um bis zu 40% gesunken. Verwiesen wird auf eine Arbeit, die den Rückgang von akuten Herzerkrankungen für die USA (Santiago García/Timothy B. Henry et al. in Journal of the College of Cardiology Vol. 75, No. 22/2020, S. 2871), und eine weitere, die den Rückgang von medizinischen Notfällen insgesamt für Deutschland untersucht hat (Anna Slagman/Martin Möckel et al. in Deutsches Ärzteblatt International Vol. 117, S. 545).
219 Dazu David Gutensohn/Christian Heinrich/Katharina Menne/Friederike Oertel in ZEIT online vom 22.4.2020, zuletzt abgerufen am 5.7.2020 um 0.15 Uhr unter https://www.zeit.de/2020/18/kliniken-coronavirusintensivbetten-patienten-behandlung-notaufnahme/komplettansicht.
220 Dazu Klaus Lindinger auf bi-scout.com vom 15.7.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 1.31 Uhr unter https://www.bi-scout.com/die-datenkrise-des-robert-koch-instituts.
221 Siehe hierzu einen Bericht des stern vom 24.5.2020 über gestiegene Selbstmordraten in Kalifornien. Zuletzt abgerufen am 5.7.2020 um 0.23 Uhr unter https://www.stern.de/gesundheit/der-preis-des-lockdowns----invier-wochen-suizide-wie-in-einem-ganzen-jahr--9275302.html. Auch in diesem Bericht wird die kritische Frage gestellt, ob das ursprüngliche Argument für die Freiheitsbeschränkungen, die Überlastung der Kapazitäten im Gesundheitswesen zu verhindern, immer noch trägt. Harald Walach berichtet in einem Beitrag auf dem von ihm selbst betriebenen Blog vom 2.9.2020 (zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://haraldwalach.de/2020/09/02/die-covid-19-saga-haben-wir-wirklich-steigende-fallzahlen/) von einer deutschen Kollegin, die für ihre Klinik Vergleichbares berichtet: Im Mai 2020 so viele Einlieferungen von Suizidenten wie sonst in einem ganzen Jahr.
222 Dies befürchtet Volker Schmiedel, corona-Rundbrief Nr. 3 vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 2.5.2020 um 16.54 Uhr auf https://www.facebook.com/116760865034905/posts/3196013017109659/.
223 Berliner Zeitung online vom 24.3.2020, zuletzt abgerufen am 5.7.2020 um 2.09 Uhr unter https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/psychiatrieverband-warnt-vor-ansteigender-suizidratebei-laengerer-kontaktsperre-li.79450.
224 Deutsches Ärzteblatt vom 8.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 23.25 Uhr unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/116294/Krankenstand-bei-Techniker-Krankenkasse-trotzCoronakrise-stabil.
225 Udi Qimron/Uri Gavish/Eyal Shahar/Michael Levitt in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 1.15 Uhr unter https://www.dropbox.com/s/72hi9jfcqfct1n9/Haaretz20Jul20_ENGLISH%2012082020%20v3.pdf?dl=0.
226 Im Wortlaut wiedergegeben bei Peter F. Mayer auf meinbezirk.at vom 14.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 17.17 Uhr unter https://www.meinbezirk.at/niederoesterreich/c-politik/enorme-wirtschaftlicheschaeden-armut-und-hunger-weltweit-durch-corona-massnahmen_a4104243.
227 David Miles/Mike Stedman/Adrian Heald in National Institute Economic Review No. 253, August 2020, S. R 60, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 15.49 Uhr unter https://www.cambridge.org/core/services/aopcambridgecore/content/view/C1D46F6A3118D0360CDAB7A08E94ED22/S0027950120000307a.pdf/living_with_covid19_ balancing_costs_against_benefits_in_the_face_of_the_virus.pdf.
228 Denis G. Rancourt/Marine Baudin/Jérémie Mercier auf ResearchGate am 20.8.2020, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 23.20 Uhr unter https://www.researchgate.net/publication/343775235_Evaluation_of_the_virulence_of_SARS-CoV2_in_France_from_all-cause_mortality_1946-2020.
229 Oben C. IV. 2.
230 Frank Romeike/Katharina Schüller auf risknet.de vom 29.3.2020, zuletzt abgerufen am 11.8.2020 um 15.23 Uhr unter https://www.risknet.de/themen/risknews/covid-19-und-der-blindflug/; Ardoján Kovács auf achgut.com vom 11.6.2020, zuletzt abgerufen am 23.6.2020 um 21.36 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_eine_analyse_mit_unangenehmen_fragen. Einen nachdrücklichen Hinweis auf die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen findet man auch beim Netzwerk evidenzbasierte Medizin vom 20.3.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 2.47 Uhr unter https://www.ebmnetzwerk.de/de/veroeffentlichungen/nachrichten/covid-19-wo-ist-die-evidenz.
231 Giuliana Viglione in Nature Vol. 585 (3.9.2020), S. 22 (24).
232 Giuliana Viglione in Nature Vol. 585 (3.9.2020), S. 22 (24).
233 Michael Wollny/Andrea Pauly/Hagen Schönherr/Lilia Ben Amor/Thilo Bergmann auf schwäbische.de vom 4.5.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 14.59 Uhr unter https://www.schwaebische.de/landkreis/bodenseekreis/friedrichshafen_artikel,-fake-news-enttarnt-sollenwir-alle-gegen-corona-zwangsgeimpft-werden-_arid,11200724.html.
234 Corona-Meldungen der Stadt Krefeld vom 6.7.2020, zuletzt abgerufen am 12.7.2020 um 23.52 Uhr unter https://www.krefeld.de/de/inhalt/corona-aktuelle-meldungen/.
235 Bianca Hoffmann auf CORRECTIV vom 23.4.2020, zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 22.46 Uhr unter https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/23/coronavirus-ja-auch-infizierte-die-gewaltsam-sterben-werdenin-die-statistik-aufgenommen.
236 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 25 ff. Klaus Lindinger auf biscout.com vom 15.7.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 1.31 Uhr unter https://www.bi-scout.com/diedatenkrise-des-robert-koch-instituts; Volker Schmiedel, corona-Rundbrief Nr. 3 vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 2.5.2020 um 16.54 Uhr auf https://www.facebook.com/116760865034905/posts/3196013017109659/.
237 Yoon K. Loke/Carl Heneghan auf der Homepage des Center of Evidence Based Medicine am 16.7.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 2.08 Uhr unter https://www.cebm.net/covid-19/why-no-one-can-everrecover-from-covid-19-in-england-a-statistical-anomaly/.
238 Wörtlich heißt es auf der Internetseite des CDC: „COVID-19 deaths are identified using a new ICD­10 code. When COVID-19 is reported as a cause of death ­ or when it is listed as a “probable“ or “presumed“ cause -- the death is coded as U07.1. This can include cases with or without laboratory confirmation“. Hervorhebungen im Original. Zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 0.33 Uhr unter https://www.cdc.gov/nchs/nvss/vsrr/COVID19/index.htm.
239 Karolina Meta Beisel auf Tagesanzeiger online vom 22.4.2020, zuletzt abgerufen am 22.4.2020 um 20.04 Uhr unter https://www.tagesanzeiger.ch/warum-belgien-die-hoechste-todesrate-weltweit-hat-825753123788; Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 28.
240 Zuletzt abgerufen am 12.9.2020 um 20.00 Uhr unter https://www.israelheute.com/erfahren/israelisfordern-neuauszaehlung-der-covid-19-todesfaelle/.
241 So der Hamburger Arzt Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html.
242 Tagesschau online vom 9.8.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 15.30 Uhr unter https://www.tagesschau.de/ausland/brasilien-533.html.
243 Julia Bernewasser auf Tagesspiegel online vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 20.33 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/136-000-neuinfektionen-an-einem-tag-coronavirus-weltweitschlimmer-als-je-zuvor/25904512.html.
244 Siehe einerseits zu Australien Sarah McPhee am 17.8.2020, No influenza deaths recorded in Australia so far this winter, zuletzt abgerufen am 27.8.2020 um 21.38 Uhr unter https://www.news.com.au/lifestyle/health/health-problems/no-influenza-deaths-recorded-in-australia-so-farthis-winter/news-story/cf0e0241ec4aa63974c56a8c0cfb7fb6. Siehe andererseits für das Vereinigte Königreich Britta Zeltmann in The Sun online vom 18.8.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 14.47 Uhr unter https://www.thesun.co.uk/news/12431571/flu-pneumonia-coronavirus-deaths-lowest-lockdown/: Acht Wochen in Folge deutlich mehr Influenza- als Corona-Tote.
245 Siehe z. B. Kevin Capellini in der Online-Ausgabe der Luzerner Zeitung vom 23.7.2020, zuletzt abgerufen am 27.7.2020 um 2.17 Uhr unter https://www.luzernerzeitung.ch/international/italienische-studie-belegt-zahl-dercoronavirus-toten-vermutlich-noch-viel-hoeher-als-bisher-bekannt-ld.1240467.
246 Zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 21.47 Uhr unter https://www.istat.it/it/files//2020/07/Report_ISS_Istat_Inglese.pdf.
247 Wochenbericht vom 26.8.2020, https://www.cdc.gov/nchs/nvss/vsrr/covid_weekly/index.htm?fbclid=IwAR2muRM3tB3uBdbTrmKwH1NdaBx6PpZo2kxotNwkUXlnbZXCwSRP2OmqsI, zuletzt abgerufen am 2.9.2020 um 21.04 Uhr.
248 Laura Höflinger auf SPIEGEL online vom 28.7.2020, zuletzt angerufen am 2.8.2020 um 18.20 Uhr unter https://www.spiegel.de/politik/ausland/corona-warum-ist-indiens-todesrate-so-niedrig-a-40fef356-ec7d-4675ae3b-c9c6b65848a1?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
249 Unten D. V. 6.
250 Michael Wollny/Andrea Pauly/Hagen Schönherr/Lilia Ben Amor/Thilo Bergmann auf schwäbische.de, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 14.59 Uhr unter https://www.schwaebische.de/landkreis/bodenseekreis/friedrichshafen_artikel,-fake-news-enttarnt-sollenwir-alle-gegen-corona-zwangsgeimpft-werden-_arid,11200724.html.
251 Siehe bereits oben C. II. 3. d) (3).
252 Arbeitsgemeinschaft Influenza im Robert-Koch-Institut, Influenza-Bericht für die Kalenderwochen 29 bis 32, S. 1, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 22.38 Uhr unter https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2019_2020/2020-32.pdf.
253 Sarah McPhee am 17.8.2020, No influenza deaths recorded in Autralia so far this winter, zuletzt abgerufen am 27.8.2020 um 21.38 Uhr unter https://www.news.com.au/lifestyle/health/health-problems/no-influenzadeaths-recorded-in-australia-so-far-this-winter/news-story/cf0e0241ec4aa63974c56a8c0cfb7fb6.
254 https://www.wodarg.com/covid-19-medical-detectives/medical-detectives-english/, zuletzt angerufen am 21.7.2020 um 23.01 Uhr.
255 Siehe den Beipackzettel des Herstellers ARISTO, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 23.04 Uhr unter https://www.aristo-pharma.de/sites/aristo-pharma-main/files/201908/Hydroxychloroquin%20200%20mg_GI_40128261-2_Web.pdf.
256 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 44 f.
257 Mandeep R. Mehra/Sapan S. Desai/Frank Ruschitzka/Amit N. Patel in The Lancet vom 22.5.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 23.18 Uhr unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS01406736(20)31180-6/fulltext.
258 Konstantin Demeter/Torsten Engelbrecht auf Rubikon am 28.5.2020, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um um 17.17 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/fatale-therapie.
259 Siehe den Bericht in der Ärzte-Zeitung vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 19.32 Uhr unter https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/USA-kaufen-Remdesivir-auf-410894.html.
260 Siehe die Darstellung auf https://www.rxlist.com/consumer_remdesivir_rdv/drugs-condition.htm, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 19.50 Uhr.
261 Siehe die Darstellung auf https://heavy.com/news/2020/04/what-are-side-effects-of-remdesivir/, zuletzt abgerufen am 25.7.3030 um 19.53 Uhr.
262 Judith Stewart auf drugs.com, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 19.29 Uhr unter https://www.drugs.com/history/remdesivir.html.
263 Siehe die Darstellung auf https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/coronavirus-covid-19update-fda-issues-emergency-use-authorization-potential-covid-19-treatment, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 19.55 Uhr.
264 Mitteilung der European Medicines Agency vom 3.4.2020, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 19.44 Uhr unter https://www.ema.europa.eu/en/news/ema-provides-recommendations-compassionate-use-remdesivircovid-19.
265 Konstantin Demeter/Torsten Engelbrecht auf Rubikon am 28.5.2020, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um um 17.17 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/fatale-therapie.
266 Siehe den Bericht von Christina Schröder auf BiblioMed Manager vom 8.5.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 23.37 Uhr unter https://www.bibliomedmanager.de/news/fachgesellschaften-wehren-sichgegen-kritik-zu-intubation-und-beatmung-bei-covid-19-patienten-2.
267 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 78 f.
268 Video von Samuel Eckert vom 19.7.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 unter https://www.youtube.com/watch?time_continue=4&v=5fyePzE_R-0&feature=emb_logo.
269 Gemeinsame Pressemitteilung von WIdO, DIVI und TU Berlin vom 29.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.01 Uhr unter https://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/sonstiges/PM-Covid-19Analyse_DE_final.pdf.
270 Siehe die arte-Dokumentation „Profiteure der Angst“, https://www.youtube.com/watch?v=1--c2SBYlMY, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 23.03 Uhr.
271 Konstantin Demeter/Torsten Engelbrecht auf Rubikon am 28.5.2020, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um um 17.17 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/fatale-therapie.
272 In diesem Sinne ein Beitrag auf der Seite praxiskollektiv.de, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.53 Uhr unter https://www.praxiskollektiv.de/informationen-zu-covid-19/.
273 Oben D. V. 1. b) (3).
274 Unten D. V. 6. e).
275 Oben C. II. 3. d).
276 Abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
277 Simona Ravizza in der Online-Ausgabe des Corriere della Sera vom 10.1.2018, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.56 Uhr unter https://milano.corriere.it/notizie/cronaca/18_gennaio_10/milano-terapieintensive-collasso-l-influenza-gia-48-malati-gravi-molte-operazioni-rinviate-c9dc43a6-f5d1-11e7-9b06fe054c3be5b2.shtml.
278 Claudio Mancini in einem Beitrag auf seinem Blog vom 25.5.2020, zuletzt abgerufen am 30. Mai 2020 um 23.43 Uhr unter https://politsatirischer.blogspot.com/2020/05/italien-corona-wahrheit-zurechtgeruckt.html.
279 In diesem Sinne ein Beitrag auf der Seite praxiskollektiv.de, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.53 Uhr unter https://www.praxiskollektiv.de/informationen-zu-covid-19/.
280 Claudio Mancini in einem Beitrag auf seinem Blog vom 25.5.2020, zuletzt abgerufen am 30. Mai 2020 um 23.43 Uhr unter https://politsatirischer.blogspot.com/2020/05/italien-corona-wahrheit-zurechtgeruckt.html.
281 Claudio Mancini in einem Beitrag auf seinem Blog vom 25.5.2020, zuletzt abgerufen am 30. Mai 2020 um 23.43 Uhr unter https://politsatirischer.blogspot.com/2020/05/italien-corona-wahrheit-zurechtgeruckt.html; Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 43.
282 In diesem Sinne ein Beitrag auf der Seite praxiskollektiv.de, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.53 Uhr unter https://www.praxiskollektiv.de/informationen-zu-covid-19/.
283 In diesem Sinne ein Beitrag auf der Seite praxiskollektiv.de, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.53 Uhr unter https://www.praxiskollektiv.de/informationen-zu-covid-19/; ebenso Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 42.
284 Oben D. V. 3. d) (2).
285 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 42.
286 Zuletzt abgerufen am 19.3.2020 um 0.03 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?time_continue=9&v=vWkCSht8_bE&feature=emb_logo.
287 Siehe den Bericht von Dennis Betzholz auf WELT online vom 9.5.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 22.28 Uhr unter https://www.welt.de/regionales/hamburg/article207848211/Studie-Corona-Patientensterben-ueberraschend-oft-an-Embolien.html.
288 Rixecker in Münchener Kommentar zum BGB, 8. Aufl. 2018, Anh. § 12 Rn. 199.
289 Bamberger in Beck´scher Online-Kommentar zum BGB, 54. Edition, Stand 1.5.2020, § 12 Rn. 300.
290 Zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 1.46 Uhr unter https://taz.de/Malte-Kreutzfeldt/!a134/.
291 Robert Koch in: Berliner klinische Wochenschrift 1882, S. 429 (433, 437 f.).
292 Thomas M. Rivers in Journal of Bacteriology, Vol. 33 (1937), S. 1 ff.
293 Thomas M. Rivers in Journal of Bacteriology, Vol. 33 (1937), S. 1 (11).
294 Thomas M. Rivers in Journal of Bacteriology, Vol. 33 (1937), S. 1 (4 f.)
295 Thomas M. Rivers in Journal of Bacteriology, Vol. 33 (1937), S. 1 (6 ff.)
296 David N. Fredricks/David A. Relman in Clinical Microbiological Reviews, Vol. 9 (1996), S. 18 (21); ebenda S. 21 f. auch Hinweis auf weitere Modifikationen des Kausalitätsnachweises in der Literatur.
297 Joseph Prescott/Heinz Feldmann/David Safronetz in Antiviral Research Vol. 137 (2017), S. 1 (2 f.).
298 Dazu noch unten D. V. 6.
299 Siehe etwa David N. Fredricks/David A. Relman in Clinical Microbiological Reviews, Vol. 9 (1996), S. 18 (22 ff.).
300 https://www.youtube.com/watch?v=gfXnjmfUh5M&t=1676s, zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 23.00 Uhr.
301 A.D.M.E. Osterhaus/R.A.M. Fouchier/T. Kuiken in The Royal Society (2004), S. 1081.
302 Amory Devreux/Rosemary Frei in Off Guardian vom 9.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.7.2020 um 15.53 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/09/scientists-have-utterly-failed-to-prove-that-the-coronavirus-fulfillskochs-postulates/.
303 Siehe etwa die Studien von Leo L. M. Poon/Malik Peiris in Nature Medicine Vol. 26, S. 317; Wan Beom Park/Wyung-don Oh in Journal of Korean Medical Science vom 24.2.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 1.12 Uhr unter file:///C:/Users/mschwab2/AppData/Local/Temp/s41591-020-0796-5.pdf; Jeong-Min Kim/Myung-Guk Han in Osong Public Health and Research Perspectives 2020; 11 (1) 3-7.
304 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
305 Video von Samuel Eckert vom 24.8.2020, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 14.29 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=S_Ofvc6jNNA.
306 Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270 (272); Ba Zhou/Wenjie Tan et al. in New England Journal of Medicine 2020, 727 (733).
307 Video von Andrew Kaufman vom 15.6.2020, https://www.youtube.com/watch?v=gfXnjmfUh5M&t=1676s, zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 23.00 Uhr.
308 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
309 Amory Devreux/Rosemary Frei in Off Guardian vom 9.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.7.2020 um 15.53 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/09/scientists-have-utterly-failed-to-prove-that-the-coronavirus-fulfillskochs-postulates/.
310 Linlin Bao/Chuan Qin et al., zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.59 Uhr unter https://www.nature.com/articles/s41586-020-2312-y_reference.pdf.
311 Unten D. V. 6. e) (6).
312 Seihe die Angaben COVID-19-Tagesbericht des Robert-Koch-Instituts vom 16.9.2020, S. 1, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 1.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Sept_2020/2020-09-16en.pdf?__blob=publicationFile.
313 Zu den PCR-Tests unten D. V. 6.; zur Frage einer symptomfreien Infektion unten D. V. 12. e).
314 Oben C. II. 3. d).
315 Näher oben C. II. 3.
316 In diese Richtung der Hamburger Arzt Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, Zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_202_web.html.
317 John Ioannidis auf Statnews vom 17.3.2020, zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 21.49 Uhr unter https://www.statnews.com/2020/03/17/a-fiasco-in-the-making-as-the-coronavirus-pandemic-takes-hold-weare-making-decisions-without-reliable-data/.
318 Oben D V. 3. d).
319 Siehe etwa Elena Kuch/Jennifer Lange/Christoph Prössl auf tagesschau.de vom 22.4.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 22.56 Uhr unter https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/krankenhaeuser-kurzarbeit101.html; Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 78; Michael Tank in einem SonderNewsletter vom 10.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tankdeutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html.
320 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 57 unter Hinweis auf einen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt vom 24.3.2020, zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 21.51 Uhr unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111286/Deutsche-Krankenhaeuser-nehmen-COVID-19-Patienten-ausItalien-und-Frankreich-auf.
321 Unten D. V. 6. d) (2).
322 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 2, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
323 Näher unten D. V. 6. e) (6).
324 Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2, zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 1.33 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html.
325 Richtlinie 98/79/EG v. 27.10.1998, ABl. EG Nr. L 331 vom 7.12.1998, S. 1.
326 NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
327 Video von Willem Engel vom 16.6.2020, zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 3.18 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=SnI5ZsvvTrg.
328 So der Heidelberger Arzt Gunter Frank auf achgut.com vom 23.6.2020, zuletzt abgerufen am 24.6.2020 um 17.30 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/bericht_zur_coronalage_23.06.2020_rinderwahn.
329 Zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 3.26 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=pKllldIiMpI.
330 Befragung von Ulrike Kämmerer im Corona-Ausschuss vom 24.7.2020, zuletzt abgerufen am 6.8.2020 um 3.26 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=pKllldIiMpI.
331 Beda Stadler auf achgut.com vom 12.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 0.40 Uhr unter https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_warum_alle_falsch_lagen.
332 Siehe außer den nachfolgend Genannten etwa Klaus Lindinger auf bi-scout.com vom 15.7.2020, zuletzt abgerufen am 29.7.2020 um 1.31 Uhr unter https://www.bi-scout.com/die-datenkrise-des-robert-kochinstituts.
333 Interview auf Schience Media Center vom 2.3.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 19.18 Uhr unter https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapid-reaction/details/news/einzelne-genesene-covid-19patienten-positiv-auf-sars-cov-2-getestet/.
334 Interview auf Schience Media Center vom 2.3.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 19.18 Uhr unter https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapid-reaction/details/news/einzelne-genesene-covid-19patienten-positiv-auf-sars-cov-2-getestet/.
335 Udi Qimron/Uri Gavish/Eyal Shahar/Michael Levitt in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 1.15 Uhr unter https://www.dropbox.com/s/72hi9jfcqfct1n9/Haaretz20Jul20_ENGLISH%2012082020%20v3.pdf?dl=0.
336 Muge Cevik/Antonia Ho et al., Preprint auf medrxiv.org vom 28.7.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 15.52 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.07.25.20162107v2.
337 Tom Jefferson/Carl Heneghan et al. auf medrxiv.org vom 3.9.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.20 Uhr unter file:///C:/Users/mschwab2/AppData/Local/Temp/2020.08.04.20167932v3.full.pdf.
338 Oben D. V. 2. b) (3).
339 Oben D. IV. 2.
340 Siehe zu dieser Zoonose-Hypothese bereits oben D. V. 1 b) (2).
341 NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
342 Oben D V 5 e).
343 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 3, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
344 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 3 f., zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
345 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 3 oben, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
346 Etwas abweichende optische Darstellung bei Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270 (271).
347 Unten D. V. 6. e) (6).
348 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 4 f., zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045
349 Zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.12 unter https://www.instand-ev.de/System/rvfiles/340%20DE%20SARS-CoV-2%20Genom%20April%202020%2020200502j.pdf.
350 Zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.13 Uhr unter https://www.finddx.org/wpcontent/uploads/2020/07/FIND_SARS-COV2_molecular-assay-evaluation-results_03Jul2020.pdf.
351 Puck B. van Kasteren/Bas van der Veer et al, Journal of Clinical Virology Vol. 128 (2020), Nr. 104412.
352 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 2 oben, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
353 INSTAND-Studie S. 27.
354 INSTAND Studie S. 47.
355 Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
356 Laura Höflinger auf SPIEGEL online vom 28.7.2020, zuletzt angerufen am 2.8.2020 um 18.20 Uhr unter https://www.spiegel.de/politik/ausland/corona-warum-ist-indiens-todesrate-so-niedrig-a-40fef356-ec7d-4675ae3b-c9c6b65848a1?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
357 Danielle Wallace auf FOX News vom 31.3.2020, zuletzt abgerufen am 13.7.2020 um 16.43 Uhr unter https://www.foxnews.com/world/coronavirus-tests-uk-contaminated-covid-19; Reinhard Werner auf Epoch Times vom 4.4.2020, Zuletzt abgerufen am 13.7.2020 um 16.39 Uhr unter https://www.epochtimes.de/politik/europa/grossbritannien-corona-testsets-selbst-durch-virus-verseuchtkritik-an-zu-geringer-zahl-an-tests-a3205149.html. Anwendungsempfehlungen zur Vermeidung von Kontaminationen bei Kerstin Wernike/Markus Keller/Martin Beer et al. in Transboundary and Emerging Diseases vom 7.6.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.16 Uhr unter https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/tbed.13684.
358 Zuletzt abgerufen am 21.8.2020 um 14.30 Uhr unter https://www.fda.gov/medical-devices/letters-healthcare-providers/false-positive-results-bd-sars-cov-2-reagents-bd-max-system-letter-clinical-laboratory-staff-and.
359 Mitteilung der Pressestelle des Kreises Vogelsberg vom 24.6.2020, zuletzt abgerufen am 25.6.2020 unter https://www.vogelsbergkreis.de/kreisverwaltung/presse/ansicht.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=8755&cHas h=a89d8f1b2fa3880953c05486572421ce.
360 Puck B. van Kasteren/Bas van der Veer et al, Journal of Clinical Virology Vol. 128 (2020), Nr. 104412, S. 5. Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin zweifelt in einer Stellungnahme vom 8.9.2020 die Verwertbarkeit dieser Studie an (zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.53 Uhr unter https://www.ebmnetzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19).
361 Zuletzt abgerufen am 27.7.2020 um 23.42 Uhr unter https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/spdgesundheitsexperte-lauterbach-alle-testen-halb-sinnvoll,S3hVQoL.
362 --
363 Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html.
364 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
365 Andrew N. Cohen/Bruce Kessel, medrxiv Preprint vom 20.5.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 1.30 Uhr auf https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.26.20080911v2; Ralf Schlenger in Deutsches Ärzteblatt Nr. 24/2020, S. A 1194 (A 1195).
366 So z.B. der Hamburger Arzt Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html.
367 Assurance of SARS-CoV-2 RNA positive results during periods of low prevalence, veröffentlicht am 7.9.2020, zuletzt abgerufen am 8.9.2020 um 23.38 Uhr unter https://www.gov.uk/government/publications/sars-cov-2rna-testing-assurance-of-positive-results-during-periods-of-low-prevalence/assurance-of-sars-cov-2-rnapositive-results-during-periods-of-low-prevalence.
368 COVID-19-Tagesbericht des Robert-Koch-Instituts vom 16.9.2020 (englische Version), S. 8, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 1.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Sept_2020/2020-09-16en.pdf?__blob=publicationFile.
369 Unten D. V. 6. e) (4).
370 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 20.
371 Video von Gunter Frank vom 15.8.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 3.11 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=EZo2LvbkPs8&feature=emb_logo.
372 Andrew N. Cohen/Bruce Kessel, medrxiv Preprint vom 20.5.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 1.30 Uhr auf https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.26.20080911v2.
373 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
374 Jessica Watson et al. in British Medical Journal vom 12.5.2020, S. 1, zuletzt abgerufen am 16.9.2020 um 23.59 Uhr unter https://www.bmj.com/content/bmj/369/bmj.m1808.full.pdf.
375 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
376 https://www.tga.gov.au/covid-19-testing-australia-information-health-professionals, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 0.41 Uhr.
377 Mit Recht kritisch David James in Off Guardian vom 5.9.2020, zuletzt abgerufen am 7.9.2020 um 2.30 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/09/05/australian-govts-own-website-admits-covid-tests-are-totallyunreliable/.
378 Siehe die Antwort der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung vom 27.8.2020 auf die Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe vom 10.8.2020, Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 18/24478.
379 Zum Folgenden Frank Traeger in Der Volksverpetzer vom 1.7.2020, zuletzt abgerufen am 8.7.2020 unter https://www.volksverpetzer.de/analyse/die-zerstoerung-des-corona-hypes/.
380 Alicia Echtermann auf Correctiv vom 9.9.2020, Zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 21.39 Uhr unter https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/09/09/pcr-test-auf-sars-cov-2-warum-in-der-praxis-falschpositive-ergebnisse-selten-sind.
381 Siehe den Bericht auf Berliner Morgenpost online vom 2.9.2020, Zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 2.30 Uhr unter https://www.morgenpost.de/web-wissen/article230318584/Falsch-positive-Ergebnisse-beiausgeweiteten-Corona-Tests.html.
382 Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 35/2020 vom 27.8.2020, S. 12, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 22.52 Uhr unter https://web.archive.org/web/20200908090219/https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/ Ausgaben/35_20.pdf?__blob=publicationFile.
383 Stellungnahme des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin vom 8.9.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.2020 um 23.53 Uhr unter https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19.
384 Oben C. II. 3. d).
385 Siehe etwa den COVID-19-Tagesbericht des Robert-Koch-Instituts vom 16.9.2020, S. 8 (englische Version), zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 1.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Sept_2020/2020-09-16en.pdf?__blob=publicationFile.
386 Siehe hierzu statt Vieler den Bericht auf Deutschlandfink online vom 13.9.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 23.48 Uhr unter https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-reise-rueckkehrer-und-partygaenger-wer-die.1939.de.html?drn:news_id=1172188.
387 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 24.
388 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 3, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
389 Siehe bereits oben D. V. 5. b) (3).
390 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
391 Video von Samuel Eckert vom 24.8.2020, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 14.29 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=S_Ofvc6jNNA.
392 Video von Andrew Kaufman vom 15.6.2020, https://www.youtube.com/watch?v=gfXnjmfUh5M&t=1676s, zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 23.00 Uhr.
393 David Crowe in einer Analyse vom 5.6.2020, S. 5 f., zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 23.30 Uhr unter https://theinfectiousmyth.com/book/CoronavirusPanic.pdf.
394 M. D. Johansen/P. M. Hansbro et al. in Mucosal Immunology vom 20.8.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.37 Uhr unter https://www.nature.com/articles/s41385-020-00340-z.pdf.
395 Erik R. Fisch/Jens Wernicke auf RUBIKON vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.56 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/der-goldjunge.
396 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.
397 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.
398 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
399 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
400 Deutlich in diesem Sinne David Crowe in einer Analyse vom 5.6.2020, S. 13 ff., zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 23.30 Uhr unter https://theinfectiousmyth.com/book/CoronavirusPanic.pdf.
401 Apoorva Mandavilli auf New York Times online vom 29.8.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 0.31 Uhr unter https://www.nytimes.com/2020/08/29/health/coronavirus-testing.html.
402 Tom Jefferson/Carl Heneghan et al. auf medrxiv.org vom 3.9.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.20 Uhr unter file:///C:/Users/mschwab2/AppData/Local/Temp/2020.08.04.20167932v3.full.pdf.
403 Klaus Wedekind auf n-tv vom 31.8.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 20.11 Uhr unter https://www.ntv.de/wissen/Zu-viele-positiv-Getestete-harmlos-article22006224.html; Markus Grill/Lara Meurs auf tagesschau.de vom 6.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.20 Uhr unter https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/gesundheitsaemter-corona-tests101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
404 Lizhou Zhang/Hyeryun Choe, Preprint auf biorxiv, zuletzt abgerufen am 12.8.2020 um 17.42 Uhr unter https://doi.org/10.1101/2020.06.12.148726; Bette Korber/David C. Montefiori et al., Sell 182, 1-16, zuletzt abgerufen am 12.8.2020 um 17.45 Uhr unter https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.06.043.
405 Jan Schneider auf ZDF online vom 29.5.2020, zuletzt abgerufen am 10.8.2020 um 16.00 Uhr unter https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-tests-studie-100.html.
406 Abstract zuletzt abgerufen am 12.8.2020 um 22.52 Uhr unter https://www.acpjournals.org/doi/pdf/10.7326/M20-1495.
407 Oben D. V. 3.
408 Oben D. V. 1. b) (3).
409 Zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.56 Uhr unter https://www.rubikon.news/artikel/der-goldjunge.
410 Autoreninfo Julia Merlot, zuletzt abgerufen am 9.8.2020 um 23.31 unter https://www.spiegel.de/impressum/autor-f5181afb-0001-0003-0000-000000016999.
411 Oben C. II. 3. f).
412 Interview mit Jessica Hamed auf FOCUS online vom 20.5.2020, zuletzt abgerufen am 3.6.2020 um 22.04 Uhr unter https://www.focus.de/politik/deutschland/corona-regeln-in-deutschland-massnahmen-sindverfassungswidrig-rechtsanwaeltin-uebt-trotz-lockerungen-deutliche-kritik_id_12012673.html.
413 Siehe bereits oben C. IV.
414 Oben C. V. 3. d).
415 Oben D. V. 6.
416 Oben D. V. 1. b) (2).
417 Oben D. V. 2. b) (3).
418 Unten D. V. 12. e) (5), (6).
419 Dazu oben C. II. 3. d).
420 Nach Ansicht von Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 77 hätten Mitte April 2020 die Maßnahmen aufgehoben werden müssen.
421 Dazu oben C. IV. 2.
422 Oben D. V. 1. b) (2).
423 Oben D. V. 6.
424 Oben D. V. 1. b) (3).
425 Dazu bereits oben D. V. 1. b) (2).
426 Oben D. V. 2. b )(3).
427 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript S. 3, zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
428 Oben D. V. 5 b).
429 SARS-CoV-2-Steckbrief Stand 7.8.2020, zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 0.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html.
430 Matthias Thoms/Konstantin M. J. Sparrer/Roland Beckmann in Science vom 17.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.25 Uhr unter https://science.sciencemag.org/content/369/6508/1249/tab-pdf.
431 Oben D. V. 6.
432 Christian Drosten, NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
433 Oben D. V. 3. d).
434 Oben D. V. 2. b).
435 Oben D. V. 2. b) (4) D. V. 5. d).
436 Siehe zur Zunahme häuslicher Gewalt während der Kontaktsperren den Bericht auf rbb online vom 2.7.2020, zuletzt abgerufen am 22.9.2020 um 2.19 Uhr unter https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/07/haeusliche-gewaltlockdown-berlin-gewaltschutzambulanz.html.
437 Siehe zu den dramatischen Konsequenzen der Besuchsverbote in den Pflegeheimen Helena Ott auf SZ online vom 8.4.2020, Zuletzt abgerufen am 20.9.2020 um 19.08 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-pflegeheime-besuchsverbot-sterben-1.4871274.
438 Oben D. V. 2. b) (4).
439 Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270 (271).
440 Victor M. Corman/Christian Drosten et al., eurosurveillance vom 23.1.2020, S. 3 f., zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/15607917.ES.2020.25.3.2000045.
441 Siehe dazu oben D. V. 6. f).
442 Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270.
443 Peng Zhou/Zheng-Li Shi et al. in Nature Vol. 570, S. 270 (271).
444 M. D. Johansen/P. M. Hansbro et al. in Mucosal Immunology vom 20.8.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.37 Uhr unter https://www.nature.com/articles/s41385-020-00340-z.pdf, S. 1 f. mit Fn. 15 unter Verweis auf Yingjie Wang/Meiyi Liu/Jiali Gao in Proceedings of the National Academy of Schiences oft the USA, Vol. 117, Nr. 25 vom 23.6.2020, S. 13967, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 0.42 Uhr unter https://www.pnas.org/content/pnas/117/25/13967.full.pdf.
445 Oben D. V. 2. b) (6).
446 Oben D. V. 1. b) (3).
447 Oben D. V. 1. b) (3).
448 Der Grammatikfehler im zweiten Satz findet sich auch im Original.
449 Zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html.
450 Zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 19.41 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/SARS/Diagnostik.html.
451 Heribert Prantl auf SZ online vom 6.9.2020, zuletzt abgerufen am 13.9.2020 um 0.13 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/politik/prantls-blick-corona-heimat-1.5022531.
452 Neue Westfälische vom 26.6.2020, zuletzt abgerufen am 14.8.2020 um 0.15 Uhr unter https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22812329_Bielefelder-mit-Guetersloher-Kennzeichen-fuerchtenVandalismus.html; Haller Kreisblatt vom 26.6.2020, zuletzt abgerufen am 14.8.2020 um 0.16 Uhr unter https://www.haller-kreisblatt.de/region/22813031_Verraeterisches-Kennzeichen-Demolierte-GuetersloherAutos-in-Bielefeld.html.
453 Ulrich Exner in WELT vom 24.6.2020, zuletzt abgerufen am 14.8.2020 um 0.19 Uhr unter https://www.welt.de/politik/deutschland/plus210308599/Corona-Ausbruch-Woran-erkennt-man-einenGuetersloher.html.
454 Nach wenigen Zeilen verschwindet der Text hinter der Bezahlschranke. Der Einleitungstext, der noch ohne Bezahlung erkennbar ist, weist aber darauf hin, dass der Beitrag einen solchen Inhalt haben muss.
455 Siehe dazu den Bericht auf Legal Tribune Online vom 10.8.2020, zuletzt abgerufen am 14.8.2020 um 0.27 Uhr unter https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/vg-hamburg-3e333620-vg-berlin-14l23420-schulenschulanfang-corona-regeln-masken-maskenpflicht-unterricht-mindestabstand-abstandsregeln/.
456 Dazu Nikolaus Blome auf SPIEGEL online vom 24.8.2020, zuletzt abgerufen am 21.9.2020 um 2.50 Uhr unter https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-und-die-maskenpflicht-debatte-mass-und-maskekolumne-a-361f6d56-0275-4847-82e2-63c84b6d399f.
457 Oben D. V. 1. b) (3).
458 Oben C. II. 3. d) (2)
459 Die Zerstörung des Corona-Hypes, zuletzt abgerufen am 10.7.2020 um 12.37 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=kqVL7KR-Qyk&t=125s.
460 Zuletzt abgerufen am 8.9.2020 um 4.16 Uhr unter https://www.volksverpetzer.de/ueber-uns/.
461 Dazu ausführlich oben D. V. 6.
462 Oyungerel Byambasuren/Mary-Louise Mc Laws/Paul Glasziou et al. auf medrxiv.org vom 4.6.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.47 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.10.20097543v2.
463 Camilla Rothe/Michael Hoelscher et al. in New England Journal of Medicine vom 5.3.3030, zuletzt abgerufen am 5.3.2020 um 1.07 Uhr unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2001468.
464 Shu-Miaw Chaw/Hurng-Yi Wang auf biorxiv.org vom 14.4.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.17 Uhr unter https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.04.12.038554v1.
465 Kai Kupferschmidt auf sciencemag.org vom 3.2.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 0.54 Uhr unter https://www.sciencemag.org/news/2020/02/paper-non-symptomatic-patient-transmitting-coronavirus-wrong.
466 Anne Kimball/John A. Jernigan et al. im Mortality and Morbidity Weekly Report des US Center for Diesease Control vom 3.4.2020, Vol. 69, S. 377, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.42 Uhr unter https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/69/wr/pdfs/mm6913e1-H.pdf.
467 Oben D. V. 6. f).
468 Muge Cevik/Antonia Ho et al., Preprint auf medrxiv.org vom 28.7.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 15.52 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.07.25.20162107v2.
469 Xi He/Eric Y. H. Lau/Benjamin J. Cowling/Fang Li/Gabriel M. Leung in Nature Medicine, Vol. 26, Mai 2020, S. 672, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.45 Uhr unter file:///C:/Users/mschwab2/AppData/Local/Temp/s41591-020-0869-5.pdf.
470 Wei Xia/Shunqing Xu et al., Preprint vom 8.3.2020 auf medrxiv.org, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 16.47 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.03.06.20031955v1.
471 Melissa M. Arons/Kelly M. Hatfield/John A. Jernigan in New England Journal of Medicine Vo. 382, 28.5.2020, S. 2081.
472 Melissa M. Arons/Kelly M. Hatfield/John A. Jernigan in New England Journal of Medicine Vo. 382, 28.5.2020, S. 2081 (2083).
473 Melissa M. Arons/Kelly M. Hatfield/John A. Jernigan in New England Journal of Medicine Vo. 382, 28.5.2020, S. 2081 (2086).
474 Oyungerel Byambasuren/Mary-Louise Mc Laws/Paul Glasziou et al. auf medrxiv.org vom 4.6.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.47 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.10.20097543v2.
475 Ines Kappstein in Krankenhaushygiene up2date 2020; 15, S. 279 (281).
476 Ines Kappstein in Krankenhaushygiene up2date 2020; 15, S. 279.
477 Siehe Sema Nickbakhsh/Pablo R. Nurcia et al. in Proceedings oft he National Academy of Sciences of the United States of America, Vol. 116, No. 52, 26.12.2019, S. 27142 (27144), zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 20.48 Uhr unter https://www.pnas.org/content/116/52/27142.
478 Dazu oben D. V. 5. b).
479 Oyungerel Byambasuren/Mary-Louise Mc Laws/Paul Glasziou et al. auf medrxiv.org vom 4.6.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 1.47 Uhr unter https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.10.20097543v2.
480 In diesem Sinne Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 64 f.
481 Zuletzt abgerufen am 8.8.2020 um 0.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html. Der Steckbrief mit Stand 4.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 17.43 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText2, enthält an dieser Stelle keine Änderung.
482 Tim Szent-Ivanyi auf Landeszeitung online vom 3.8.3030, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 15.55 Uhr unter https://www.landeszeitung.de/nachrichten/politik/63888-corona-demos-wer-sich-nicht-an-die-regelnhaelt-ist-ein-steinewerfer/.
483 Matthias Koch auf Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 15.8.2020, zuletzt abgerufen am 28.8.2020 um 16.13 Uhr unter https://www.rnd.de/politik/corona-in-deutschland-die-kurven-steigen-sind-wir-noch-zuretten-BHP2POSK7FERTAAP5LDYWXXPXY.html.
484 So der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth, zitiert nach einem Beitrag auf NWZ online vom 15.8.2020, zuletzt abgerufen am 21.8.2020 um 13.58 Uhr unter https://www.nwzonline.de/bremen/bremen-umgang-mit-coronaregeln-bremer-hirnforscher-erklaert-warum-nur-harte-sanktionen-helfen_a_50,9,2274134114.html.
485 Alonso Martínez auf GQ Magazin online vom 9.9.2020, zuletzt abgerufen am 11.9.2020 um https://www.gqmagazin.de/lifestyle/artikel/menschen-die-keinen-mundschutz-tragen-haben-soziopathische-tendenzenstudie.
486 Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html.
487 Epidemiologisches Bulletin Nr. 19/2020 vom 7.5.2020, S. 3, zuletzt abgerufen am 21.9.2020 um 0.38 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/19_20.pdf?__blob=publicationFile.
488 Christian Drosten bei einer Expertenanhörung im Deutschen Bundestag vom 9.9.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 15.41 Uhr unter https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw37-pa-gesundheitcorona-709474?fbclid=IwAR05dFLC85xMpCelTlkk8G9jcUW3591_TuSDaQrkjN8zB_TpSSbHj8VeF7M.
489 Zitiert nach einem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt vom 28.7.2020, zuletzt abgerufen am 12.9.2020 um 18.26 Uhr unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/115057/RKI-Praesident-Wieler-Entwicklung-inDeutschland-macht-mir-grosse-Sorgen.
490 Stephan Lorenz auf Legal Tribune Online vom 15.9.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 18.00 unter https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/garmisch-corona-superspreaderin-deliktisch-haftung/.
491 Oben D. V. 6.
492 Andrej Reisin/Patrick Gensing auf tagesschau.de vom 17.9.2020, zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 17.59 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/superspreaderin-garmisch-corona101.html?fbclid=IwAR1T8Dw8PZPNnk-3nrqLzTuoJcZZDoV5u8aSF0TTOcmk5joKtNAJR2xLzPw.
493 Siehe Info Volker Stollorz, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 unter https://www.sciencemediacenter.de/dassmc/team/.
494 Torsten Engelbrecht/Konstantin Demeter in Off Guardian vom 27.6.2020, zuletzt abgerufen am 3.8.2020 um 0.45 Uhr unter https://off-guardian.org/2020/06/27/covid19-pcr-tests-are-scientifically-meaningless/.
495 Video von Andrew Kaufman vom 15.6.2020, https://www.youtube.com/watch?v=gfXnjmfUh5M&t=1676s, zuletzt abgerufen am 2.8.2020 um 23.00 Uhr.
496 Siehe bereits oben C. VI. 2.
497 Interview von Imre Grimm mit Johanna Haberer auf RND vom 10.6.2020, zuletzt abgerufen am 13.6.2020 um 20.59 Uhr unter https://www.rnd.de/medien/medienwissenschaftlerin-uber-bild-julian-reichelt-undchristian-drosten-LKY2IXJB3RBIXE36NRPE2W3AGY.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
498 Siehe bereits oben D. V. 9. b).
499 Maria Kotsev auf Tagesspiegel online vom 19.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.7.2020 um 18.36 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/corona-fakes-setzen-sich-hartnaeckig-fest-deutsche-glauben-dassmedien-informationen-zu-corona-verheimlichen/26014812.html.
500 Matthias Schrappe et al., Thesenpapier 4.0, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 22.08 Uhr unter http://www.matthias.schrappe.com/index_htm_files/thesenpapier_4_endfass_200830.pdf.
501 Elke Schmitter auf SPIEGEL online vom 5.8.2020, zuletzt abgerufen am 10.8.2020 um 2.40 Uhr unter https://www.spiegel.de/kultur/anti-corona-demos-ein-anderes-soziales-spiel-a-65d526bb-ba63-4b75-ae63ae8cc830f017?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
502 David Hugendinck auf ZEIT online vom 6.8-2020, zuletzt abgerufen am 7.8.2020 um 18.06 Uhr unter https://www.zeit.de/kultur/2020-08/corona-demo-berlin-verschwoerungstheorien-zuhoerenkommunikation/komplettansicht.
503 Oben C. IV.
504 Nantke Garrelt/Thorsten Mumme auf Tagesspiegel online vom 29.5.2020, zuletzt abgerufen am 22.8.2020 um 16.04 Uhr unter https://www.tagesspiegel.de/politik/der-fall-des-stefan-homburg-einwirtschaftsprofessor-als-raunender-corona-kritiker/25866032.html.
505 Info Simone Rafael, zuletzt abgerufen am 22.8.2020 um 16.05 Uhr unter https://www.amadeu-antoniostiftung.de/ueber-uns/kontakt-team/simone-rafael/.
506 BVerfGE 35, 79 (113); BVerfGE 47, 327 (367).
507 Leon Lovelock auf Belltower News vom 19.3.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.37 Uhr unter https://www.belltower.news/desinformation-von-leon-lovelock-zu-dr-wolfgang-wodarg-fake-news-in-zeiten-von-corona-97197/; Tom Uhlig auf Belltower News vom 11.4.2020, Zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.38 Uhr unter https://www.belltower.news/argumentationsmuster-verschwoerungstheorien-in-zeiten-von-corona98189/.
508 Oben D. V. 9. b).
509 Nämlich im NDR-Podcast Corona Update Nr. 16 vom 18.3.2020, Transkript zuletzt abgerufen am 28.6.2020 um 2.36 Uhr auf https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf.
510 Oben D. V. 1. b) (3).
511 Oben D. V. 12. e) (6).
512 Veröffentlicht auf clubderklarenworte.de vom 18.8.2020, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 0.52 Uhr unter https://clubderklarenworte.de/wp-content/uploads/2020/08/Antrag-auf-Zeugenvernahme-S%C3%B6der1.pdf.
513 Berechtigte Kritik an den Antworten der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit bei Gunnar Schupelius auf B.Z. online vom 21.7.2020, Zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 16.36 Uhr unter https://www.bzberlin.de/berlin/kolumne/die-corona-verbote-sind-nach-wie-vor-ein-zweischneidiges-schwert.
514 Oben C. IV. 2.
515 Zuletzt abgerufen am 22.7.2020 um 20.51 Uhr unter https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ergebnissedes-eu-gipfels-hilfen-und-gemeinsame-schulden-16869831.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE.
516 Oben C. VI. 3. b).
517 Siehe dort S. 17. Abrufbar seit dem 28. 4.2020 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapiercovid-19.html, zuletzt abgerufen am 30.7.2020 um 0.53 Uhr; bereits seit dem 7.4.2020 unter https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/informationsfreiheit/das-interne-strategiepapier-desinnenministeriums-zur-corona-Pandemie, zuletzt abgerufen am 9.6.2020 um 20.44 Uhr.
518 Oben C. II 3. d) (2).
519 Uwe Volkmann auf Verfassungsblog vom 20.3.2020, zuletzt abgerufen am 22. Mai 2020 um 20.42 Uhr unter https://verfassungsblog.de/der-ausnahmezustand/.
520 Ebenso Christian Kreiß in seiner Rede auf einer Demonstration in Ulm, im Volltext wiedergegeben bei Peter F. Mayer auf meinbezirk.at vom 14.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 17.17 Uhr unter https://www.meinbezirk.at/niederoesterreich/c-politik/enorme-wirtschaftliche-schaeden-armut-und-hungerweltweit-durch-corona-massnahmen_a4104243.
521 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 138.
522 Volker Schmiedel, corona-Rundbrief Nr. 3 vom 2.5.2020, zuletzt abgerufen am 2.5.2020 um 16.54 Uhr auf https://www.facebook.com/116760865034905/posts/3196013017109659/.
523 Siehe zuletzt den COVID-19-Tagesbericht des Robert-Koch-Instituts vom 16.9.2020, S. 8 (englische Version), zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 1.16 Uhr unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Sept_2020/2020-09-16en.pdf?__blob=publicationFile.
524 Zum Problem des positiven Vorhersagewerts näher oben D. V. 6 3).
525 Gabriele Knabbe in einer Medien-Analyse auf YouTube, zuletzt abgerufen am 23.8.2020 um 23.52 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=XTSDTb20omU.
526 Oben D. V. 3. d).
527 Dazu bereits oben D. V. 12. e) (7).
528 Instruktiv zusammengetragen bei Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 64 ff.; Markus Veit in Deutsche Apotheker-Zeitung Nr. 33/2020, zuletzt abgerufen am 20.8.2020 um 13.07 Uhr unter https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-33-2020/hauptsachemaske?fbclid=IwAR3cFN3LBqxJCOaywLNr38B2fyrkXDHIXWMomTPiqPnldi9_EMT94F6q0Rc; Ines Kappstein in Krankenhaushygiene up2date 2020; 15, S. 279 ff.
529 Sven Fikenzer/T. Uhe et al. in Clinica Research in Cardiology vom 6.7.2020, zuletzt abgerufen am 28.8.2020 um 22.11 Uhr unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00392-020-01704-y.
530 Daniela Prousa in einer Studie vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 28.8.2020 um 22.30 Uhr unter https://www.psycharchives.org/handle/20.500.12034/2751.
531 Tim Szent-Ivanyi auf Landeszeitung online vom 3.8.3030, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 15.55 Uhr unter https://www.landeszeitung.de/nachrichten/politik/63888-corona-demos-wer-sich-nicht-an-die-regelnhaelt-ist-ein-steinewerfer/.
532 Samira el Ouassil, auf SPIEGEL online vom 16.7.2020, zuletzt abgerufen am 21.9.2020 um 2.59 Uhr unter https://www.spiegel.de/kultur/corona-pandemie-brief-an-die-schutzmaskenverweigerer-a-5069f101-74aa-4dae-89a6-9aea9e5331da.
533 Matthias Koch auf Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 15.8.2020, zuletzt abgerufen am 28.8.2020 um 16.13 Uhr unter https://www.rnd.de/politik/corona-in-deutschland-die-kurven-steigen-sind-wir-noch-zuretten-BHP2POSK7FERTAAP5LDYWXXPXY.html.
534 So der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth, zitiert nach einem Beitrag auf NWZ online vom 15.8.2020, zuletzt abgerufen am 21.8.2020 um 13.58 Uhr unter https://www.nwzonline.de/bremen/bremen-umgang-mit-coronaregeln-bremer-hirnforscher-erklaert-warum-nur-harte-sanktionen-helfen_a_50,9,2274134114.html.
535 Nikolaus Blome auf SPIEHEL online vom 24.8.2020, zuletzt abgerufen am 21.9.2020 um 2.50 Uhr unter https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-und-die-maskenpflicht-debatte-mass-und-maskekolumne-a-361f6d56-0275-4847-82e2-63c84b6d399f.
536 Treffend dazu der Präsident der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann, zitiert in einem Beitrag in FOCUS online vom 14.9.2020, zuletzt abgerufen am 14.9.020 um 21.32 Uhr unter https://www.focus.de/regional/hamburg/wegen-dramatisierung-von-corona-hamburger-aerztechef-greiftsoeder-und-drosten-an-sie-machen-die-gesellschaft-krank_id_12427921.html
537 Gleichlautende Einschätzung bei Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 125 ff.
538 BGH NJW 2019, 1881 Rn. 14.
539 Dazu näher oben C. II.
540 Siehe den Bericht auf tagesschau.de vom 25.5.2020, Zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 15.31 Uhr unter https://www.tagesschau.de/inland/corona-thueringen-ramelow-101.html.
541 BGH NJW 2019, 1881 Rn. 14.
542 Berechtigte Kritik bei Christian Kreiß in seiner Rede auf einer Demonstration in Ulm, im Volltext wiedergegeben bei Peter F. Mayer auf meinbezirk.at vom 14.6.2020, zuletzt abgerufen am 4.8.2020 um 17.17 Uhr unter https://www.meinbezirk.at/niederoesterreich/c-politik/enorme-wirtschaftliche-schaeden-armutund-hunger-weltweit-durch-corona-massnahmen_a4104243.
543 Filipp Piatov und Hans-Jörg Vehlewald auf BILD online vom 2.9.2020, zuletzt abgerufen am 2.9.2020 um 14.34 Uhr unter https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/spahns-brutal-ehrliche-corona-bilanz-soreagiert-die-wirtschaft-72692606.bild.html. Die Glaubhaftigkeit dieses Eingeständnisses wird allerdings teilweise skeptisch beurteilt, siehe Gunnar Schupelius auf B.Z. online vom 3.9.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 14.21 Uhr unter https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/wann-erfahren-wir-die-ganzewahrheit-ueber-den-lockdown; Vera Lengsfeld in einem Beitrag auf dem von ihr selbst betriebenen Blog vom 4.9.2020, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 14.32 Uhr unter https://vera-lengsfeld.de/2020/09/04/sorry-wirhaben-aus-ignoranz-die-wirtschaft-ruiniert/.
544 Peter Hitchens auf Daily Mail online vom 5.6.2020, zuletzt abgerufen am 8.9.2020 um 23.54 Uhr unter https://www.dailymail.co.uk/debate/article-8701699/PETER-HITCHENS-Protest-against-new-State-Fearbanned.html.
545 David James in Off Guardian vom 5.9.2020, zuletzt abgerufen am 7.9.2020 um 2.30 Uhr unter https://offguardian.org/2020/09/05/australian-govts-own-website-admits-covid-tests-are-totally-unreliable/.
546 https://www.youtube.com/watch?time_continue=75&v=wl9h-7MaLws&feature=emb_title, zuletzt abgerufen am 26.8.2020 um 23.50 Uhr.
547 Treffend Torsten Engelbrecht/Claus Köhnlein, Virus-Wahn, 9. Aufl., Lahnstein 2020, S. 290.
548 Oben C. III.
549 Siehe ferner Fiona Godlee in British Medical Journal, Vol. 340 (12.6.2010), S. 1256 f.; Torsten Engelbrecht/Klaus Köhnlein, Virus-Wahn, 9. Aufl., Lahnstein 2020, S. 286 ff.
550 Peter C. Gøtzsche, Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, 1. Aufl., München 2019.
551 John le Carré, Der ewige Gärtner, München 2001 (deutsche Version). Verfilmt durch Fernando Mereilles 2009.
552 Peter C. Gøtzsche, Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, 1. Aufl., München 2019, S. 353.
553 Rolf Blaga in Transparency International Deuzschland (Hrsg.) Scheinwerfer Nr. 87, S. 6.
554 Siehe die Hinweise auf der Internetseite Children´s Health Defense, zuletzt abgerufen am 25.7.2020 um 17.15 Uhr unter https://childrenshealthdefense.org/cdc-who/.
555 So die Wortwahl im Titel des Buches (im Original: Corona Fehlalarm?) von Karina Reiß und Sucharit Bhakdi, 5. Aufl., Berlin 2020.
556 Christian Kreiß, Gekaufte Wissenschaft, Hamburg 2020, S. 79.
557 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020.
558 Zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 16.54 Uhr unter https://www.unikiel.de/fileadmin/user_upload/universitaet/newsportal/corona/Stellungnahme_SARS-CoV-2-Infektion.pdf.
559 Stellungnahme der Fachschaft Medizin vom 18.8.2020, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 17.44 Uhr unter https://www.unikiel.de/fileadmin/user_upload/universitaet/newsportal/corona/Stellungnahme_Fachschaft.pdf.
560 Stellungnahme vom 21.8.2020, zuletzt abgerufen am 25.8.2020 um 17.45 Uhr unter https://www.unikiel.de/de/coronavirus/details/news/corona-stellungnahmen-fehlalarm.
561 Dies befürchten jedenfalls Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020, S. 139.
562 Bastian Brinkmann auf SZ online vom 14.5.2020, zuletzt abgerufen am 23. Mai 2020 um 1.23 Uhr unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-verschwoerung-stefan-homburg-1.4906380.
563 https://ec.europa.eu/eurostat/web/international-trade-in-goods/data/database, zuletzt abgerufen am 11.9.2020 um 0.29 Uhr.
564 Zuletzt abgerufen am 11.9.2020 um 0.45 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=arhEa2JlvH0&feature=youtu.be.
565 Nähere Darstellung bei Norbert Häring in einem Beitrag auf dem von ihm selbst betriebenen Blog vom 5.5.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 18.50 Uhr unter https://norberthaering.de/die-regenten-derwelt/geberkonferenz-gates-weltwirtschaftsforum/.
566 Siehe zuletzt Li-Mang Yan/Shanchang Hu et al. auf zenodo.org vom 14.9.2020, zuletzt abgerufen am 15.4.2020 zm 1.18 Uhr unter https://zenodo.org/record/4028830#.X1_6FxLgq70.
567 Oben D. V. 1. b) (3).
568 Yuxiang Wei/Jinming Li et al. in Journal of Clinical Microbiology Vol. 46 Nr. 5, Mai 2008, S. 1734.
569 Wolfgang Wodarg in multipolar vom 2.5.2020, https://multipolar-magazin.de/artikel/covid-19-a-case-formedical-detectives.
570 Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl., Berlin 2020.
571 John Ioannidis, Preprint vom 14.7.2020 auf https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.13.20101253v3.full.pdf, zuletzt abgerufen am 1.8.2020 um 23.46 Uhr.
572 Siehe bereits oben D. V. 5. b).
573 Gunnar Jeschke in Der Freitag vom 5.4.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 22.50 Uhr unter https://www.freitag.de/autoren/gunnar-jeschke/wissenschaftlichkeit-in-den-zeiten-von-corona.
574 Isabella Eckerle in einem Interview auf Schience Media Center vom 2.3.2020, zuletzt abgerufen am 17.8.2020 um 19.18 Uhr unter https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapidreaction/details/news/einzelne-genesene-covid-19-patienten-positiv-auf-sars-cov-2-getestet/. Ausführlich zur Frage, welche Viren gleichzeitig auftreten können, Sema Nickbakhsh/Pablo R. Nurcia et al. in Proceedings oft he National Academy of Sciences of the United States of America, Vol. 116, No. 52, 26.12.2019, S. 27142, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 20.48 Uhr unter https://www.pnas.org/content/116/52/27142.
575 Weiterführend hierzu Clara Piffaretti/Grégoire Rey et al. in Bulletin WHO 2016, 870.
576 So der Hamburger Arzt Michael Tank in einem Sonder-Newsletter vom 10.9.2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html.
577 Michael Tank im Sonder-Newsletter vom 10.9-2020, zuletzt abgerufen am 10.9.2020 um 19.33 Uhr unter http://www.tank-deutschland.de/newsletter/tank_nl_corona_20-2_web.html, unter Berufung auf einen Vortrag das Hamburger Rechtsmediziners Klaus Püschel.
578 Gunnar Jeschke in Der Freitag vom 5.4.2020, zuletzt abgerufen am 21.7.2020 um 22.50 Uhr unter https://www.freitag.de/autoren/gunnar-jeschke/wissenschaftlichkeit-in-den-zeiten-von-corona.
579 Udi Qimron/Uri Gavish/Eyal Shahar/Michael Levitt in der englischen Ausgabe des Haaretz vom 20.7.2020, zuletzt abgerufen am 19.8.2020 um 1.15 Uhr unter https://www.dropbox.com/s/72hi9jfcqfct1n9/Haaretz20Jul20_ENGLISH%2012082020%20v3.pdf?dl=0.
580 https://de.wikipedia.org/wiki/John_Ioannidis, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 22.20 Uhr.
581 John Ioannidis in einem Gastbeitrag im British Medical Journal vom 3.6.2020, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 22.25 Uhr unter https://www.bmj.com/content/bmj/369/bmj.m1924.full.pdf.
582 El Mundo vom 12.1.2017, https://www.elmundo.es/ciencia/2017/01/12/58767cb4268e3e1f448b459a.html, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 22.44 Uhr.
583 Lasexta.com vom 19.3.2019, https://www.lasexta.com/noticias/nacional/el-hospital-madrileno-de-la-pazcolapsado-los-sindicatos-llevan-a-la-justicia-la-eliminacion-de-camasvideo_201903195c90fbcf0cf2877038852c8e.html, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 22.47 Uhr.
584 Statnews vom 15.1.2018, https://www.statnews.com/2018/01/15/flu-hospital-pandemics/, zuletzt abgerufen am 29.8.2020 um 22.49 Uhr.
585 Off Guardian vom 2.4.2020, zuletzt abgerufen am 31.7.2020 um 0.58 Uhr unter https://offguardian.org/2020/04/02/coronavirus-fact-check-1-flu-doesnt-overwhelm-our-hospitals/. Siehe ferner Karina Reiß/Sucharit Bhakdi, Corona Fehlalarm?, 5. Aufl. 2020, S. 38 ff.
586 House of Commons, Science and Technology Committee, Oral evidence: UK Science, Research and Technology Capability and Influence in Global Disease Outbreaks, HC 136, 10.6.2020, Question 785.
587 David Miles/Mike Stedman/Adrian Heald in National Institute Economic Review No. 253, August 2020, S. R 60, zuletzt abgerufen am 5.9.2020 um 15.49 Uhr unter https://www.cambridge.org/core/services/aopcambridgecore/content/view/C1D46F6A3118D0360CDAB7A08E94ED22/S0027950120000307a.pdf/living_with_covid19_ balancing_costs_against_benefits_in_the_face_of_the_virus.pdf.
588 Paul Schreyer in multipolar vom 14.9.2020, Zuletzt abgerufen am 18.9.2020 um 15.51 Uhr unter https://multipolar-magazin.de/artikel/falsche-leitsterne.
589 Colleen Huber, Preprint auf primarydoctor.org vom 16.6.2020, zuletzt abgerufen am 18.8.2020 um 17.31 Uhr unter https://www.primarydoctor.org/public-health-lockdowns.
590 Apoorva Mandavilli auf New York Times online vom 29.8.2020, zuletzt abgerufen am 1.9.2020 um 0.31 Uhr unter https://www.nytimes.com/2020/08/29/health/coronavirus-testing.html.
591 Malte Kreutzfeld auf taz online vom 12.6.2020, zuletzt abgerufen am 20.6.2020 um 15.05 Uhr unter https://taz.de/Corona-Lage-weltweit/!5689393/.
592 Ausführlich oben C. II.
593 Harald Walach in einem Beitrag auf dem von ihm selbst betriebenen Blog vom 2.9.2020, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 17.07 Uhr unter https://harald-walach.de/2020/09/02/die-covid-19-saga-haben-wir-wirklichsteigende-fallzahlen/.
594 Oben C. V. 5. b).
595 Saalverweis für Antifaschisten nach Burschenschaftskritik, Video vom 1.11.2012, zuletzt abgerufen am 19.9.2020 um 1.02 Uhr unter https://www.youtube.com/watch?v=fUgU29pZWyA.
596 Simon Hurtz/Martin Fehrensen auf socialmediawatchblog vom 6.5.2020, zuletzt abgerufen am 11.5.2020 um 20.09 Uhr auf https://socialmediawatchblog.de/2020/05/06/warum-so-viele-menschen-an-coronaverschwoerungstheorien-glauben/; Patrick Gensing auf tagesschau.de vom 6.4.2020, zuletzt abgerufen am 17.5.2020 um 0.18 Uhr unter https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-schwindel-101.html; Jochen Taßler/Jana Heck auf tagesschau.de vom 2.4.2020, zuletzt abgerufen am 22.8.2020 um 23.35 Uhr unter https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/corona-verschwoerungstheorien-101.html.
597 Niels Markwardt auf republik.ch vom 7.5.2020, zuletzt abgerufen am 11.5.2020 um 20.03 Uhr unter https://www.republik.ch/2020/05/07/was-wissen-schafft?utm_source=pocket-newtab.
598 Tom Uhlig auf Belltower News vom 11.4.2020, zuletzt abgerufen am 9.9.2020 um 1.38 Uhr unter https://www.belltower.news/argumentationsmuster-verschwoerungstheorien-in-zeiten-von-corona-98189/.
599 Oben C. IV. 2., C. IV. 4.
600 Arbeitsgemeinschaft Influenza im Robert-Koch-Institut, Influenza-Bericht für die Kalenderwochen 29 bis 32, S. 1, zuletzt abgerufen am 4.9.2020 um 22.38 Uhr unter https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2019_2020/2020-32.pdf.
601 Arbeitsgemeinschaft Influenza im Robert-Koch-Institut, Influenza-Bericht für die 18. Kalenderwoche, S. 1, zuletzt abgerufen am 8.9.2020 um 2.45 Uhr unter https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2019_2020/202018.pdf.
602 Oben D. V. 3. d) (3).
603 Oben D. V. 2. b) (8).
604 Siehe zum Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am 11.4.2017 die Darstellung auf https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_den_Mannschaftsbus_von_Borussia_Dortmund , zuletzt abgerufen am 17.9.2020 um 1.12 Uhr.
605 Peter C. Gøtzsche, tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, München 2019, S. 95 ff.
606 Oben C. VI. 3. d).

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