Wahlbeobachter in Donezk? NDR-Journalist verliert Lehrauftrag27 Sep. 2022 13:12 Uhr Der Journalist Patrick Baab beobachtete als Journalist das Referendum in Donezk. Nun verlor er seinen Lehrauftrag an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin. Diese bezeichnete Baabs Anwesenheit und Arbeit in Donezk als "journalistische Scheinobjektivität".Der Journalist Patrick Baab war seit 2014 Lehrbeauftragter für Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Berlin. Bis zu seiner aktuellen "passiven Phase der Altersteilzeit" arbeitete er beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) als TV-Redakteur. Dabei recherchierte er für Beiträge unter anderem auch in Russland, auf dem Balkan, in Afghanistan, Polen und im Baltikum. Aktuell hielt sich Baab für die Produktion einer Dokumentation mit dem Namen Grenzland in Russland und im Donbass auf. Zu Recherchezwecken beobachtete er dabei auch den Ablauf des Beitrittsreferendums im Gebiet Donezk. Nun wurde bekannt, dass der investigative Journalist nach seiner Rückkehr erfahren musste, dass seine Tätigkeit bei der HMKW für beendet erklärt wurde. Mutmaßlich ausschlaggebend war ein t-online-Artikel des Journalisten Lars Wienand. Dieser kommentierte den Vorgang persönlich auf Twitter:
Laut Wienands Twitter-Verlauf soll Baab ihn persönlich kontaktiert haben, um zu bestätigen, dass er privat in Donezk sei, selbst zahle und kein Beobachter sei. Zur Begründung der HMKW in Bezug der Aussetzung des Lehrauftrags heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Hochschule vom 26. September, dass sie durch den Artikel "Scheinreferendum, hurra" von Lars Wienand erfahren hätten, dass sich Baab, "der bereits mehrfach als Lehrbeauftragter für unsere Hochschule gearbeitet hat", in der Region Donezk "als Wahlbeobachter" aufhalten würde. Er hätte der Hochschulleitung persönlich erklärt:
Unabhängig der Erklärung seitens Baabs beschloss die Geschäftsführung, sich von dem Lehrenden zu trennen. Dazu heißt es ausführlicher in der Mitteilung:
Die Leitung sähe sich daher gezwungen, sich als Hochschule "ausdrücklich von einem solchen Verhalten zu distanzieren". Wortwörtlich heißt es weiter:
Baab hatte zuvor im sogenannten NDR-Skandal um die Causa "Klima der Angst", Aufmerksamkeit erhalten. So heißt es in einem Artikel von Business Insider vom 5. September 2022: "Der Sender weist alle Vorwürfe zurück (...) Dabei geht es um den Journalisten Patrik Baab, der bereits 2019 intern massive Vorwürfe gegen den Funkhaus-Direktor Volker Thormählen geäußert hatte." Baab äußerte bei einem internen Meeting Kritik dahingehend, dass "es nicht nur an Unterstützung fehle, er fühle sich in seiner Arbeit behindert. Thormählen habe schon einmal in eine Recherche eingegriffen und ihn aufgefordert, eine bestimmte politische Position stärker in der Berichterstattung abzubilden", so Informationen des Business Insider-Artikels. Der NDR mahnte Baab im Anschluss an das Meeting "wegen unwahrer Behauptungen" ab und versetzte ihn. Vor Gericht einigten sich die Streitparteien laut dem Artikel "auf einen vertraulichen Vergleich. Baab musste seine Vorwürfe zurückziehen, dafür strich der NDR die Abmahnung aus der Personalakte". Die HMKW löschte umgehend Baabs Lehrenden-Eintrag auf der Webseite der Hochschule (hier nachzulesen). |